Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 01.09.2023:
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Europäisches Forum Alpbach: “Waste Management and Climate Change – What happens with your Waste?”

Europäisches Forum Alpbach: “Waste Management and Climate Change – What happens with your Waste?”

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Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky: Städte haben hohe Innovationskraft, Wien geht Weg zur zirkulären Stadt

Rund um das Thema “Waste Management and Climate Change“ dreht sich heute Freitag eine Session mit Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky beim Europäischen Forum Alpbach. Mit am Podium diskutieren unter anderem Marion Huber-Humer von der Wiener BOKU sowie Aditi Ramola von der International Solid Waste Association (ISWA). 

„Wir alle kennen die Bilder unserer Ozeane voller Müll, Wale mit Plastik gefüllten Mägen, Mülldeponien, die brennen und giftige Emissionen verursachen. Wir müssen deshalb raus aus der Wegwerfgesellschaft!“ so Jürgen Czernohorszky. „Unsere Gesellschaft kann es sich aber nicht mehr leisten, Ressourcen zu verschwenden, wenn wir die Klimakrise lösen wollen!“ 

Abfall habe verschiedene klimarelevante Auswirkungen: „Unbehandelter Abfall auf Deponien verursacht schädliche Deponiegase, durch nicht-recycelte Altstoffe müssen neue Primärstoffe erzeugt werden, und Energie im Abfall, die nicht genutzt wird, bedeutet, dass mehr Energie aus fossilen Quellen kommt“, so Czernohorszky.

Die Lösungsansätze lägen gerade im Bereich der Abfallwirtschaft auf der Hand: „Der erste Schritt ist die Abfallvermeidung“, so Jürgen Czernohorszky. „Zweitens müssen wir sicherzustellen, dass Ressourcen in einem effizienten Kreislaufsystem wiederverwertet und genutzt werden. Drittens müssen wir mit einem professionellen Abfallmanagement dafür sorgen, dass der verbleibende Abfall nicht unbehandelt auf Deponien landet, sondern beispielsweise in Energie umgewandelt wird!“ 

Wiens Klimafahrplan als Wegweiser 

Die Stadt Wien habe mit ihrem Klimafahrplan einen klaren Wegweiser in Richtung Klimaneutralität 2040 erstellt: „Dieser Leitfaden enthält über hundert konkrete kurz- und langfristige Maßnahmen, die uns helfen, unser Ziel zu erreichen. Unser Kernanliegen ist der Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Bei der Wärmeerzeugung stehen wir dabei vor der Herausforderung, bei mehr als 600.000 Haushalten den Gas-Ausstieg zu schaffen. Wir setzen dabei auf Geothermie, Wärmepumpen und den Ausbau der Fernwärme.“

Im Bereich der Abfallwirtschaft habe Wien schon sehr früh damit begonnen, ein modernes kommunales Abfallmanagement zu entwickeln: „Die Wiener Abfallwirtschaft gilt europaweit als Vorbild, auch was den Klimaschutz betrifft: Denn wir fördern die Vermeidung und Wiederverwendung von Abfällen, Wertstoffe werden getrennt gesammelt und recycelt. Restmüll wird in hochmodernen Verbrennungsanlagen verbrannt und erzeugt Fernwärme und Strom“, so Czernohorszky.

Wiens Weg zur zirkulären Stadt 

Wien verfolge die Vision einer nahezu abfallfreien und damit zirkulären Stadt der Zukunft. „Gerade Städte wie Wien sind aufgrund ihrer Sichtbarkeit, ihrer hohen Bevölkerungsdichte und ihrer Innovationskraft als Vorbilder für neue Entwicklungen. Wir gehen in Wien den Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft“. Ziel sei es, den gesamten Ressourcenkreislauf von der Produktion bis zur Entsorgung in ein Kreislaufkonzept zu integrieren. „Konkret bedeutet das, dass am Ende des Tages NICHTS als ‚Mist‘ überbleibt“, so Jürgen Czernohorszky. „Indem wir lernen, weniger Ressourcen zu nutzen und Müll zu vermeiden, und alles dafür tun, dass diese Ressourcen gesehen und zirkulär weiter genutzt werden. Mit einem professionellen Waste Management und den besten Anlagen sorgen wir weiters dafür, dass der Mist der überbleibt, zu Energie wird.“

Schon jetzt setze Wien auf dem Weg zur zirkulären Stadt wichtige Maßnahmen: 

DoTank Circular City Wien 2020–2030: Das Programm „DoTank Circular City Wien 2020–2030“ wurde ins Leben gerufen, um das Ziel einer Kreislaufwirtschaft für die gebaute Umwelt zu erreichen.

Mit dem OekoBusiness Hub soll eine Plattform geschaffen werden, die es Unternehmen, Industrie, Wissenschaft, NGOs und der Stadt Wien ermöglicht, gemeinsam an geeigneten Produktlösungen zu arbeiten.

ÖkoKauf Wien ist das umweltfreundliche und nachhaltige öffentliche Beschaffungsprogramm der Stadt Wien. Seit mehr als 20 Jahren kauft und nutzt die Wiener Stadtverwaltung Produkte möglichst umweltfreundlich. Die wichtigsten Kriterien sind dabei Ressourcenschonung, ökologische Produktionsmethoden, Energieeffizienz, Reparierbarkeit und die Vermeidung von Emissionen sowie von gefährlichen und giftigen Stoffen.

Reparaturnetzwerk Wien (RNW): Reparaturen und Reparaturdienstleistungen sind ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft. Reparieren bedeutet, die negativen Umweltauswirkungen unserer Wegwerfmentalität zu Das RNW wurde 1999 gemeinsam mit 23 Unternehmen als echtes Pionierprojekt ins Leben gerufen und zählt heute über 140 Unternehmen, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem sie jährlich die Produktion von über 880 Tonnen Abfall vermeiden.

Der 48er-Tandler ist „der Second-Hand-Laden“ der Stadt: Mit der Abgabe noch attraktiver und funktionsfähiger Gebrauchtgegenstände bei Wiens Mistplätzen, die dann im 48er-Tandler verkauft werden, tragen die Wiener*innen aktiv zur Abfallvermeidung in Wien bei. Allein im Jahr 2022 wurden über 160.000 Artikel verkauft, wodurch rund 400 Tonnen Abfall eingespart wurden.

Klärschlamm als wertvollen Ressource: In Wien reinigt die ebswien Hauptkläranlage in Simmering rund um die Uhr die gesamten Abwässer der Wiener*innen. Dabei bleibt Klärschlamm als „Restprodukt“ des Reinigungsprozesses über, rund 70.000 Tonnen Trockensubstanz jährlich. Der Klärschlamm wird derzeit zur Gänze energetisch verwertet. Bei der Verbrennung des ausgefaulten Klärschlamms fallen jährlich 12.000 Tonnen Klärschlammasche an. Darin sind 1.500 Tonnen Phosphor enthalten, der künftig zurückzugewonnen werden und als Düngemittel verwendet werden soll.

OekoBusiness Wien unterstützt Unternehmen bei der Einführung von Maßnahmen, die zu Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft beitragen.

Sharing Economy: Projekte wie Gemeinschaftsgärten, privates Car- und Food-Sharing oder das Citybike-Verleihsystem tragen ebenso zu Abfallvermeidung bei.

Soziale Aspekte der Abfallwirtschaft 

Wesentlich sei aber auch der soziale Aspekt einer gut funktionierenden Abfallwirtschaft: „Eine effiziente Abfallwirtschaft steigert die Lebensqualität, indem sie für Sauberkeit, Hygiene, Umweltschutz und insgesamt ein gutes Lebensumfeld in der Stadt sorgt. Und Wiederverwendung und Reparaturen tragen dazu bei, dass Menschen sich nicht zwingend neue Produkte anschaffen müssen, was gerade in Zeiten einer steigenden Inflation besonders wichtig ist “, so Czernohorszky abschließend.

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