Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 31.01.2024:
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Kordonerhebung Wien, NÖ, Bgld.: Verkehr an der Stadtgrenze wächst geringer als Bevölkerung

Aktuelle Verkehrserhebung zeigt erfreuliche Tendenzen - Daten untermauern Notwendigkeit überregionaler Infrastrukturmaßnahmen

Gezielte verkehrspolitische Maßnahmen erfordern die Kenntnis genauer Daten. Um ein umfassendes Gesamtbild über das gesamte Personen-Verkehrsaufkommen an der Wiener Stadtgrenze zu erhalten, führen die Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland im Rahmen einer langjährigen Serie „Kordonerhebungen“ durch. Diese Erhebungen liefern Erkenntnisse über den Verkehr in der Stadtregion und stellen so wichtige Grundlagen für die Verkehrsplanung der Länder, aber auch des Bundes, dar.

Die neue Erhebung wurde 2020 durch den Verkehrsverbund Ostregion (VOR) beauftragt, erste Ergebnisse sind mit Datenstand 2021 vorgelegen, die jedoch aufgrund der Pandemie keine längerfristig relevanten Aussagen erbracht haben. Mit Blick auf eine auch für die Zukunft normalisierte Datenbasis wurden daher die Untersuchungen fortgesetzt und im Auftrag von Wien und Niederösterreich ein weiterer Datenpunkt mit Stand Oktober 2022 erhoben, um ein aussagekräftiges Endergebnis zu erhalten.

Öffi-Anteil an Stadtgrenze wächst

Seit der letzten Vollerhebung aus 2010 zeigen sich dabei erfreuliche Veränderungen: Eine starke Entwicklung konnte bei den Öffis an der Stadtgrenze festgestellt werden. 2022 waren, mit einem Plus von 28,5 %, deutlich mehr Personen mit Bahn und Bus unterwegs als noch im Jahr 2010.

Im Vergleich dazu nahm der Autoverkehr trotz starkem Bevölkerungswachstum in diesem Zeitraum hingegen nur um rund 5 % zu. Auch wächst die Verkehrsmenge insgesamt weniger stark als die Bevölkerung. Die Gesamtverkehrsmenge an der Stadtgrenze, gemessen in Personen, ist von 2010-2022 um 9,8 % angestiegen. Angesichts eines Bevölkerungswachstums in Wien um 14,3 % sowie der Stadtregion Wien um 11,1 % lässt sich somit eine Entkoppelung des Bevölkerungswachstums von der Verkehrszunahme feststellen.  

Wien hat Hausaufgaben gemacht: Intensiver Ausbau der Öffis wirkt

Die Untersuchung bezieht sich auf einen durchschnittlichen Werktag im Oktober 2022 und erfolgt seit 2021 auch anhand der Auswertung anonymer Mobilfunkdaten, die durch vorhandene Verkehrsdaten und projektbegleitend durchgeführte Verkehrserhebungen ergänzt werden.

An einem durchschnittlichen Werktag (0-24 Uhr) überqueren 617.000 Personen die Wiener Stadtgrenze stadteinwärts. Davon 77 % im PKW-Verkehr und 23% in Öffis.

Betrachtet man nur die Morgenspitze (klassische Pendler) zwischen 5h und 9h, verbessert sich dieses Verhältnis, hier nutzen 29 % der rund 205 000 nach Wien fahrenden Personen die Öffis.

Genau umgekehrt die Situation in der 2-Millionenstadt Wien: Die Wiener*innen nutzen nur für 26 % der Wege in Wien den PKW, zu fast 3/4 sind sie im Umweltverbund, also zu Fuß, mit dem Rad bzw. im öffentlichen Verkehr (30 %) unterwegs. Sowohl Öffis als auch die Radinfrastruktur werden in Wien weiter massiv ausgebaut.

„Erfolgsfaktoren für das Mobilitätsverhalten in Wien sind das dichte Versorgungsnetz in fußläufiger Distanz, aber auch der hervorragend ausgebaute öffentliche Verkehr bzw. Öffi-orientierte Stadtentwicklungsgebiete. Auch das Parkplatzangebot am Zielort spielt eine Rolle: Entsprechend wichtig sind in dem Zusammenhang die Folgen der stufenweise Einführung der Parkraumbewirtschaftung seit 2010 und schließlich die Ausdehnung auf das flächendeckenden Parkpickerl 2022“, so der Planungsdirektor der Stadt Wien, Thomas Madreiter. Die Kordonerhebung liefere laut Madreiter wichtige Datengrundlagen, um gemeinsam mit den Partnern der Region Rahmenbedingungen für eine zukunftsträchtige Mobilität im Wiener Umland zu schaffen.

Transitanteil im Kfz-Verkehr fast ein Viertel

Eine spezielle Herausforderung stellt der Transitverkehr durch Wien dar, der im Kfz-Verkehr mit fast einem Viertel einen hohen Anteil ausweist: Knapp 23 % der von außerhalb Wiens losfahrenden Personen, die mit dem Auto die Stadtgrenze queren, haben ihr Ziel nicht in Wien, sondern fahren nur durch. Dies entspricht rd. 94.000 Personen. 

Überregionale Maßnahmen notwendig – Forderungen Wiens

Wien hat mit der Parkraumbewirtschaftung, dem Öffi-Ausbau und der 365-Euro-Jahreskarte seine Hausaufgaben gemacht. Für die Bewältigung des Verkehrs in der Region sind aber alle Partner gefragt, die Rahmenbedingungen in ihrem jeweiligen Einflussbereich zu gestalten. Aus Sicht Wiens wären dies v.a.:

  • Zügige Umsetzung des vereinbarten Ausbaus der Bahninfrastruktur (z.B. viergleisige Südbahn, Kapazitätserweiterung der Stammstrecke).
  • Öffi-Ausbau im nahen Stadtumland, da von dort der größte Teil des Verkehrs stammt. Dazu gehört die vereinbarte Straßenbahnlinie 72 nach Schwechat und die Stadtregio-Tram Liesing-Perchtoldsdorf-Kaltenleutgeben. Darüber hinaus wären mehr Regionalbusse und bedarfsorientierte Öffi-Angebote wichtig.
  • Große Zukunftsprojekte im Bahnausbau auf Schiene bringen, v.a. auf der Ostachse zwischen Hauptbahnhof und Flughafen sowie bei der Querung Stadlau.
  • Umfahrung Wiens im hochrangigen Straßennetz (Lobautunnel) ist dringend erforderlich, um den Transit aus der Stadt zu bringen
  • Neuausrichtung Pendlerpauschale zur Förderung einer stärkeren Nutzung der Öffis nötig.
  • Überarbeiten des sogenannten „Klimabonus“, der in der aktuellen Form eine Strafe für eine Wohnortwahl in zentraler Lage mit guter Öffi-Anbindung darstellt.

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