Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.02.2024:
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Bodenverbrauch: 2-Millionenstadt Wien weiterhin Spitzenreiter mit der geringsten Flächeninanspruchnahme
Nachhaltige Stadtentwicklung und großflächige Entsiegelungsmaßnahmen wirken
In Wien gilt: Boden ist ein kostbares Gut. Wien ist in den vergangenen 15 Jahren um die Größe von Graz, also um rund 300.000 Menschen gewachsen, dennoch ist es im österreichweiten Vergleich das Bundesland mit dem geringsten Bodenverbrauch. Rund 40% des Bevölkerungswachstums Österreichs wurden in den letzten zwei Jahrzehnten von Wien aufgenommen und trotzdem braucht Wien im Bereich Bodenversiegelung und Flächeninanspruchnahme keinen Vergleich zu scheuen, ganz im Gegenteil: Trotz starken Bevölkerungswachstums versiegelt Wien so wenig neue Fläche wie möglich. Während seit 2010 österreichweit jeden Tag durchschnittlich über 15 Hektar Fläche verbraucht werden, sind dies in der stark wachsenden Stadt Wien laut Zahlen des Umweltbundesamtes nur 0,1 Hektar pro Tag. Insgesamt sinkt der Anteil der versiegelten Fläche pro Kopf in Wien, während er im Rest von Österreich weiterwächst.
Und auch im jüngst veröffentlichten österreichweiten Boden-Monitoring der ÖROK schneidet Wien mit einer Flächeninanspruchnahme von bloß 127 m² pro Einwohner*in am besten ab. Österreichweit liegt dieser Wert bei 629 m² pro Einwohner*in, also fast dem Fünffachen.
„Wien bekennt sich ausdrücklich dazu, äußerst sparsam mit Grund und Boden umzugehen - schon seit vielen Jahren verfolgt die Stadt konsequent eine städtebauliche Entwicklung mit kompakten und qualitätsvollen Bauweisen, die leistbares Wohnen ermöglichen und gleichzeitig viel Grün zur Erholung sichern“, erläutert Wiens Planungsdirektor Thomas Madreiter anlässlich der heute in Linz stattfindenden Österreichischen Raumordnungstagung.
Wien unterstützt die Österreichische Bodenstrategie
Die im Juni 2023 geplante Beschlussfassung zum lange und intensiv abgestimmten Entwurf der nationalen Bodenstrategie scheiterte an plötzlichen Einwänden des BMK. Inzwischen wird auf Fachebene der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) weiter an einer tragfähigen Lösung zwischen Bund und Länder gearbeitet. Wien anerkennt das Ziel der Bundesregierung, die Flächeninanspruchnahme auf 2,5 Hektar pro Tag bis 2030 zu begrenzen und unterstützt dies durch seine Stadtentwicklungspolitik seit langem bestmöglich. „Wichtig ist jedenfalls, dass spezielle örtliche Gegebenheiten wie das starke Bevölkerungswachstum, die kompakte Bauweise und der Aspekt der Leistbarkeit berücksichtigt werden“, so Madreiter, der Wien bei der Tagung in Linz vertritt.
Fachlich scheint es sinnvoll, auch die dem Bundesziel zugrundeliegende Definition von Flächeninanspruchnahme im Lichte aktueller Anforderungen weiterzuentwickeln. So ist es geboten, bei Siedlungsflächen, die derzeit vollständig als Flächeninanspruchnahme gewertet werden, naturnah gestaltete Parks oder Gärten auszunehmen; so wie bereits jetzt – durchaus diskutierbar - auch sämtliche Formen landwirtschaftlicher Nutzung nicht als Bodeninanspruchnahme bewertet werden – selbst wenn es sich um intensivlandwirtschaftliche Bewirtschaftungsformen handelt. Die massive Klimawirksamkeit von Böden, bzw. deren Rolle für die Biodiversität erfordern hier sachlich nachvollziehbarere Lösungen.
Effiziente und ressourcenschonende Stadtentwicklung in Wien
Trotz starkem Bevölkerungswachstum versiegelt Wien so wenig neue Fläche wie möglich. Die Stadt ist per se die effizienteste Siedlungsform, wenn es um einen sensiblen Umgang mit der Ressource Boden geht. Aufgrund der kompakten Strukturen, kurzer Wege, der Entwicklung entlang hochrangiger Verkehrsmittel, der Nutzung innerstädtischer Entwicklungsflächen u.v.a. kann hier flächensparend und effizient mit Grund und Boden umgegangen werden. Auch Strategien, wie der Stadtentwicklungsplan STEP, geben Vorgaben hinsichtlich dichter, kompakter Bauweise. Auf diese Weise werden u.a. eine hohe Ausnutzung von Bauland, kurze Wege und gemischte Nutzungen erzielt.
Das Bevölkerungswachstum verlangt aber auch ein gewisses Maß an Entwicklungen am Stadtrand. Daher arbeitet die Stadt an vielen Strategien und Konzepten, um flächenschonend zu wachsen, u.a. durch Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich sowie durch die Umwandlung ehemaliger Gewerbe- und Industrieareale, sogenannter Brownfields. Beispiele dafür gibt es zahlreiche: So etwa das Sonnwendviertel am Gelände des ehemaligen Südbahnhofs, wo aktuell über 10.000 Menschen wohnen. Oder das Nordbahnviertel als neues lebenswertes Grätzel mit viel Grün sowie das gerade im Entstehen befindliche Nordwestbahnviertel. Für dieses große innerstädtische Stadtentwicklungsgebiet wird aktuell an der Flächenwidmung gearbeitet. Es bietet künftig leistbare Wohnungen für rund 16.000 Menschen und soll ein klimafreundliches und sozial durchmischtes Wohn- und Arbeitsviertel werden.
Als eines der modernsten und weltweit innovativsten Stadtentwicklungsgebiete gilt die Seestadt Aspern am ehemaligen Flugfeld Aspern. Im Endausbau wird hier für mehr als 25.000 Menschen qualitätsvoller Wohnraum zur Verfügung stehen, dazu kommen Arbeits- und Ausbildungsplätze. Zentral ist bei all diesen Gebieten die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie großzügige Grün- und Freiräume.
Raus aus dem Asphalt – großflächige Entsiegelungsprojekte in der ganzen Stadt
Um dem Klimawandel entgegen zu wirken, stellt die Stadt zudem sicher, dass auch in Zukunft der Grünanteil von über 50% durch Parks, Wiesen und Wälder aber auch Wasserflächen gesichert bleibt und weiterentwickelt wird.
Zugleich entsiegelt die Stadt, wo es geht: Die Liste der Erfolgsprojekte ist lang – vom Praterstern über die Reinprechtsdorfer Straße und die Zollergasse bis hin zum Neuen Markt oder zur Thaliastraße. Mit der Begrünungsoffensive „Raus aus dem Asphalt“ konnten bislang rund 50.000 qm² an zusätzlichem Grünraum und nochmals 50.000 qm² an versickerungsfähiger Pflasterung (und damit nicht-versiegelter Fläche) geschaffen werden. Das sorgt insbesondere im hitzeanfälligen innerstädtischen Raum für deutliche Abkühlung. Ein weiteres Highlight-Projekt aus der Liste wird die Umwandlung einer der aktuell größten innerstädtischen Hitzeinseln, des 12.000 qm² großen Naschmarktparkplatzes, der künftig zu einem modernen Park mit Bäumen, Gräserbeeten und Wasserspiel umgewandelt wird.
rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/presse/bilder
Rückfragehinweis für Medien
- Gabriele Berauschek, Bakk.phil.
Stadtentwicklung und Stadtplanung
Referat Öffentlichkeitsarbeit und Wissensmanagement
Tel.: +43 1 4000/88722
E-Mail.: gabriele.berauschek@wien.gv.at
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