Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 27.03.2024:
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Verantwortungsvolle Hundehaltung: Wiener Initiativen als Vorbild für bundesweite Regelungen

Angebote von Veterinäramt und Tierschutzombudsstelle fördern das Miteinander von Tier und Mensch / Bei Tierschutz-Novelle auf bewährte Standards setzen

Vom Verbot der Schutzhundeausbildung über den verpflichtenden Sachkundenachweis für künftige Hundehalter*innen bis hin zum neu gegründeten Wiener Hunde-Team: In Wien sind in den vergangenen Jahren wichtige Schritte gesetzt worden, um die Haltung von Hunden und das Miteinander von Zwei- und Vierbeinern laufend zu verbessern. Einige der Initiativen könnten bei der aktuell diskutierten Novelle des Tierschutzgesetzes Vorbild sein für österreichweite Regelungen. So sollten etwa für die geplante Sachkundenachweispflicht auf Bundesebene die hohen Standards der Wiener Hunde-Kunde unbedingt übernommen werden, empfehlen das Veterinäramt und die Tierschutzombudsstelle Wien.

Wie notwendig die Information und Beratung von Menschen vor der Anschaffung eines Hundes, aber auch während der bestehenden Haltung sind, erleben die Wiener Amtstierärzt*innen und Tierschutz-Expert*innen in ihrer täglichen Arbeit. „Leider gibt es noch immer viel Unwissen über die tierschutzgerechte und gesetzeskonforme Haltung“, berichten Ruth Jily, Leiterin des Veterinäramts, und Eva Persy, Wiener Tierschutzombudsfrau. So gibt es beispielsweise noch immer großen Aufklärungsbedarf beim Thema Chippen und Registrieren. „Dass die Daten von Tier und Halter*in nach dem Chippen auch in der Heimtierdatenbank eingetragen und aktuell gehalten werden müssen, ist nicht allen Tierfreund*innen bekannt.“ Auch begegnen die Amtstierärzt*innen bei Kontrollen falschen Annahmen über die Bedürfnisse und die gesetzlichen Vorgaben für die Haltung von Hunden. „Wir haben schon Fälle erlebt, wo kleine Hunde ausschließlich in der Wohnung gehalten und lediglich Zugang zum Balkon hatten, um ihr Geschäft zu erledigen“, berichtet Jily.  

Um die Menschen auf die Anforderungen einer verantwortungsvollen Hundehaltung vorzubereiten, will der Bund künftig österreichweit den Sachkundenachweis einführen. In Wien wird Neu-Hundehalter*innen seit 2019 vor der Übernahme eines Tieres Grundwissen zur Anschaffung, Haltung, Pflege und Erziehung von Hunden sowie die rechtlichen Bestimmungen vermittelt. „Mit der Hunde-Kunde haben wir in Österreich aber auch international neue Standards im präventiven Tierschutz gesetzt. Wir freuen uns sehr, dass der Bund dem Wiener Modell folgt und vor der Anschaffung eines Hundes den Besuch eines vierstündigen Kurses verlangt“, so Persy. Bei der bundesweiten Umsetzung müsse jedoch gewährleistet sein, dass die hohen Qualitätskriterien einheitlich eingehalten werden. Ein möglicher „Sachkunde-Tourismus“, ausgelöst durch unterschiedliche Vorgaben bezüglich Inhalt, Format und Kosten der Kurse, sei unbedingt zu verhindern. 

Eine weitere Initiative mit Vorbildwirkung ist das Wiener Hunde-Team, das seit Ende Februar an Beratungsständen Hundehalter*innen im gesamten Stadtgebiet über tierschutzgerechtes und rechtskonformes Verhalten informiert. „Das Wiener Hunde-Team wurde gegründet, um das Zusammenleben zwischen Hundehalter*innen und Nicht-Hundehalter*innen zu verbessern. Durch intensive Beratungstätigkeiten wird versucht, die gegenseitige Rücksichtnahme zu verstärken und zukünftig Konflikte zu verringern. Das Veterinäramt legt dabei großen Wert auf Professionalität. Daher sind die Mitarbeiter*innen des Wiener Hunde-Teams im Außendienst ausgebildete Tierpfleger*innen oder haben ein Studium der Veterinärmedizin abgeschlossen. Alle wurden zusätzlich zu Tierschutzkontrollorganen ausgebildet“, so Jily.

Im Tierschutzgesetz soll die Rolle von Personen mit spezieller Ausbildung zum Tierschutz-Kontrollorgan künftig gestärkt werden. Dies könnte einen positiven Effekt auf Initiativen wie das Hunde-Team auch in anderen Städten und Gemeinden haben.   

„Unsere Erfahrungen aus Wien zeigen: Die Investition in präventive Maßnahmen wie Sachkundekurse und Vor-Ort-Beratungen verhindert nicht nur Tierleid, sondern schützt Bürger*innen vor uninformierten Entscheidungen oder Problemen in der Tierhaltung – und spart schließlich auch Steuergeld“, so Jily und Persy. Eine runde Sache also, die sich für Mensch und Tier gleichermaßen lohnt.

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