Wien gedenkt Theodor Herzl anlässlich des 120. Todestages

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Bürgermeister Michael Ludwig und zahlreiche Ehrengäste haben sich heute, Mittwoch, am Döblinger Friedhof versammelt, um dem jüdischen österreichisch-ungarischen Schriftsteller, Publizisten und Journalisten Theodor Herzl an dessen 120. Todestag zu gedenken. Bei der Zeremonie, die auch den Beginn des Herzl-Gedenkjahres markierte, waren zahlreiche Vertreter*innen von Politik und Kultur geladen. Neben Bürgermeister Ludwig waren unter anderem der israelische Botschafter David Roet, Verfassungs-Ministerin Karoline Edtstadler sowie die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Claudia Prutscher anwesend.

Bürgermeister Ludwig sprach in seiner Rede von „Ehrfurcht, Stolz – und Wehmut“. Einerseits seien im dunkelsten Kapitel der österreichischen Geschichte zwischen 1938 und 1945 Millionen Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus von Wien aus in den Tod geschickt worden, fast gleichzeitig sei zur vorletzten Jahrhundertwende „unsere Stadt der Geburtsort der Idee zur eigenen jüdischen Nation“ gewesen. Ludwig nannte Herzl einen „Humanisten und Menschenfreund, hervorragenden Schreiber und Denker, einen Utopisten und den Pionier eines Israelischen Staates“. Herzl habe uns gelehrt, „dass man durchaus ein radikaler Denker sein kann, ohne das Wohl der Allgemeinheit aus den Augen zu verlieren.“ Seine Utopie stehe „für das gute und gerechte Gelingen einer Gesellschaft, die Sicherheit für alle bietet, sozialen Zusammenhalt und gleiche Chancen für alle Bewohner*innen“ schaffe.  Israel blicke inzwischen selbst auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück, die Idee Herzls bliebe aber zeitlos und unverändert, so Ludwig abschließend.

Der israelische Botschafter David Roet mahnte in seiner Rede zur Differenzierung: „Heute beobachten wir in Zeiten steigendem Antisemitismus, dass der Begriff Zionismus zu oft als Stellvertreter für Juden verwendet wird und eigentlich das jüdische Volk gemeint ist, wenn man den Zionismus attackiert. Wenn wir Herzls Andenken ehren, ist es wichtig, dass wir das wahre Wesen des Zionismus wiederentdecken und bekräftigen - eine Bewegung für das Recht eines Volkes, frei und sicher in seinem eigenen Land zu leben.“

Die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Claudia Prutscher unterstrich in ihrer Wortmeldung die Bedeutung Herzls für das Judentum: "Theodor Herzl war eines der bedeutendsten Mitglieder unserer Gemeinde. Er erkannte früh die Gefahr des Antisemitismus und verstand es, Menschen von seiner Vision eines jüdischen Staates in der Heimat des Judentums, Eretz Israel, zu überzeugen. Leider kam die Entstehung des Staates Israels für viele zu spät. Wir wissen, dass die Sicherheit von Juden in aller Welt untrennbar mit der Sicherheit des jüdischen Staates verbunden ist. Deshalb stehen wir österreichischen Jüdinnen und Juden vor allem in Zeiten vehementer Angriffe und schlimmster Bedrohungen fest an der Seite Israels. Wir bauen auch auf die Solidarität und Freundschaft vieler Verbündeter, die sich für eine offene, demokratische und vielfältige Gesellschaft einsetzen. Dieses aktive Gestalten ist der Kern des von Theodor Herzl postulierten "Wenn ihr wollt, ist es kein Traum." Zum 120. Todestag dieses großen Wiener Visionärs sind diese Worte aktueller denn je.“

In Wien erinnern heute noch der "Theodor-Herzl-Hof" in der Leopoldstadt, die “Theodor-Herzl-Stiege" in der Inneren Stadt und ebendort der „Theodor-Herzl-Platz“ sowie eine Gedenktafel in der Berggasse 6 am Alsergrund an den Begründer des Zionismus.

Über Theodor Herzl

Herzl wurde am 2. Mai 1860 im Königreich Ungarn geboren. Er zog mit seinen Eltern 1878 nach Wien, um an der Universität Rechtswissenschaften zu studieren. Zunächst arbeitete er theoretisch Positionen aus und antwortete auf antisemitische Pamphlete, sah den Antisemitismus und die Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden als soziale Frage. Schließlich aber entwarf der Autor und Journalist eine Utopie eines eigenen Staates, wonach allen Jüdinnen und Juden, die unter Ausgrenzung und Diskriminierung zu leiden hatten, ein eigener Nationalstaat zustehe. Er veröffentlichte seine Idee 1896 unter dem Titel „Der Judenstaat“ und machte damit den Weg frei für die politische zionistische Bewegung, die durch die Staatengründung Israels 1948 vollendet wurde. Theodor Herzl wurde so zum Vordenker des Staates Israel und gilt als Hauptbegründer des politischen Zionismus. Er starb am 3. Juli 1904 und wurde am Döblinger Friedhof begraben. Seine sterblichen Überreste wurden Jahrzehnte nach seinem Tod im Jahr 1949 nach Jerusalem überstellt, wo sie auf dem Herzlberg wieder bestattet wurden. Das ursprüngliche Grab von Theodor Herzl auf dem Döblinger Friedhof wird von der Stadt Wien dauerhaft als Ehrengrab erhalten. (Schluss) wei

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