Jüdisches Museum Wien eröffnet „Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis“

Jüdisches Museum Wien eröffnet „Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis“

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Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, eröffnete am 17. September 2024 die neue Ausstellung mit dem Titel „Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis“. Die Ausstellung widmet sich erstmals der Enkelgeneration der Holocaust-Überlebenden und fragt nach deren Umgang mit dem ererbten Trauma. Sie beleuchtet die unterschiedliche Auseinandersetzung der Nachfolgegenerationen mit ihrer Familiengeschichte und veranschaulicht die Auswirkungen der Schoa auf ihre jeweilige Lebensrealität und Identität. Gezeigt werden neben historischen Objekten künstlerische Auseinandersetzungen sowie Erinnerungsstücke. Emotional begleitet und inhaltlich zusammengefasst werden die Exponate durch die ausdrucksstarke Ausstellungsgestaltung von koerdtutech (Irina Koerdt und Sanja Utech), die das Fragmenthafte der Erinnerung, die Bedeutung von Sprache im Erinnerungsprozess sowie die verschiedenen Schichten von Identität sinnlich erfahrbar macht.

Inspirierende Ausstellungseröffnung zur „Dritten Generation“

Bei der gestrigen Eröffnung begrüßte Direktorin Barbara Staudinger die Gäste herzlich und hob hervor, dass sie schon seit vielen Jahren eine Ausstellung über die Dritte Generation hatte realisieren wollen. Die dritte Generation hat, wie Staudinger ausführte, in Kunstwerken, Romanen, Theaterstücken und Performances versucht, die traumatische Familiengeschichte zu verarbeiten, Lücken zu schließen und das Schweigen zu brechen. In ihrer Eröffnungsrede betonte sie: „Die Dritte Generation ist die letzte, die noch persönlichen Kontakt zu den Überlebenden hatte. Sie ist sich der Verantwortung, die sich daraus ergibt, bewusst - und genau das macht ihre Stimme so gewichtig.“

Kuratorin Sabine Apostolo führte die Gäste anschließend durch die Konzeption der Ausstellung und erklärte die Auswahl der gezeigten Werke: „Die Ausstellung zeigt mit all der Vielfältigkeit an Objekten - von hochkarätiger Kunst über ein Straßenschild bis hin zu Ansichten niederösterreichischer Weingärten - was es bedeutet, Nachkomme von Holocaust-Überlebenden zu sein: Ein stetes Bedürfnis, mehr über die Geschichte der Vorfahren wissen, verstehen und bewahren zu wollen, und damit einhergehend der Wunsch herauszufinden, was die eigene Rolle in dieser Geschichte ist.“ Gabriele Kohlbauer-Fritz, Kuratorin und Sammlungsleiterin, ergänzte dies und hob die unterschiedliche Verarbeitung der Familiengeschichte hervor: „Jede Position der Nachfahren zu ihrer von Verlusten und erlittener Gewalt geprägten Familiengeschichte hat ihre Berechtigung, sei sie radikal, versöhnlich, ironisch, künstlerisch kreativ, verzweifelt oder von Religiosität geprägt.“

Zur Eröffnung sprach auch die Journalistin Anna Goldenberg, Enkelin von Holocaustüberlebenden, über die Erfahrungen und Herausforderungen der dritten Generation. Sie betonte die besondere Rolle dieser Generation in einem Land wie Österreich: „Meine Großeltern sind Holocaustüberlebende. Drei von ihnen wuchsen, so wie ich, in Wien auf und kehrten nach dem Holocaust dorthin zurück. Oft interessiert andere Menschen, warum sich meine Großeltern für Wien entschieden haben. Das sagt etwas aus über die Wahrnehmung der dritten Generation in einem Täterland wie Österreich: Wir sind die Generation unverhofft."

Würdigung durch Förder*innen und Partner der Ausstellung

Die Begrüßungsworte wurden von Ludwig Dvořák, Bereichsleiter arbeitsrechtliche Beratung und Rechtsschutz der Arbeiterkammer Wien, gesprochen. Er erklärte: “Die Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an die Überlebenden des Holocaust, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur Aufarbeitung und Bewahrung unserer Geschichte. Als Vertreter der Arbeiterkammer Wien ist es uns ein großes Anliegen, die Erinnerungskultur zu fördern. Dies ist insbesondere wichtig im Kontext der Auseinandersetzung mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus.”

Marion Morales Albiñana-Rosner, Vorständin Wealth Management & Private Banking der UniCredit Bank Austria, sprach ebenfalls zur Eröffnung und fügte hinzu: „Die neue Ausstellung zeigt für mich auf berührende und eindrucksvolle Weise, wie tiefgreifend der Holocaust bis heute jüdische Familien und jedes einzelne ihrer Mitglieder prägt. Es ist von großer Bedeutung, dass wir uns gerade in unserer aktuellen Situation mit diesen Familiengeschichten und diesen individuellen Erfahrungen auseinandersetzen und als Gesellschaft die richtigen Schlussfolgerungen für unsere Gegenwart und Zukunft ziehen.“

Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding: „Die neue Ausstellung im Jüdischen Museum ist ein bewegendes Zeugnis dafür, wie das Trauma des Holocaust über Generationen weiterlebt. Zum ersten Mal rückt eine Ausstellung die Enkelgeneration der Überlebenden in den Fokus und zeigt, wie tief diese mit ihrer Familiengeschichte verbunden sind. Kunstwerke und persönliche Objekte erzählen von Schmerz, Erinnerung und der Suche nach Identität - eine weitere tief berührende und zugleich wichtige Ausstellung im Museum Dorotheergasse.“

Berührende Eröffnung mit vielen persönlichen Geschichten

Bei der Eröffnungsfeier waren zahlreiche Gäste anwesend, darunter viele Angehörige der Zweiten und Dritten Generation, die selbst tiefgreifende Erfahrungen mit den Nachwirkungen der Schoa gemacht haben. Ihre Anwesenheit unterstrich die Bedeutung der Ausstellung, die ihre persönlichen Geschichten und emotionalen Auseinandersetzungen widerspiegelt. Viele der Gäste waren von der Ausstellung besonders bewegt und fühlten sich durch die gezeigten Werke und Erzählungen persönlich angesprochen.

Die Eröffnung wurde vom Musikerduo Nitsan Bernstein und Patrick Farrell, dem Third Generation Cabaret, musikalisch begleitet. Anlässlich der Eröffnung zur Ausstellung findet am 18.9. im Theater Nestroyhof / Hamakom ein Konzert, in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Wien, statt.

„Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis“

ist vom 18. September 2024 bis 16. März 2025 im Jüdischen Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, zu sehen. Kuratiert von Sabine Apostolo und Gabriele Kohlbauer-Fritz, wurde sie architektonisch von koerdtutech und grafisch von BFBW - Bernhard Faiss & Barbara Wais gestaltet. Die Ausstellung Die Dritte Generation. Der Holocaust im familiären Gedächtnis ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Jüdischen Museum Wien und dem Jüdischen Museum München, wo die Ausstellung anschließend zu sehen sein wird.

Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen vertieft die Themen der Ausstellung und lädt zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Erbe der Schoa ein. Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.

Weitere Informationen unter www.jmw.at oder info@jmw.at.

Pressefotos:

Fotos zur Aussendung sind im Presse-Bereich der Wien Holding unter www.wienholding.at/Presse/Presseaussendungen abrufbar. Honorarfreier Abdruck im Zuge der Berichterstattung unter Nennung des Copyrights.

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