Welt-Alzheimertag: Innovative Behandlung in der Gedächtnisambulanz der Klinik Hietzing

Seit 2021 hat sich die Patient*innen-Zahl in der Gedächtnisambulanz mehr als verdoppelt

Der 21. September steht weltweit im Zeichen von Demenz. Seit 1994 sensibilisiert der Welt-Alzheimertag für die Herausforderungen von Betroffenen und deren Angehörigen. In Österreich leben aktuellen Schätzungen zufolge rund 130.000 bis 150.000 Menschen mit einer Demenzform, wobei Alzheimer die häufigste ist¹. Diese Zahl wird sich aufgrund der demografischen Entwicklung bis 2050 voraussichtlich verdoppeln². In der Gedächtnisambulanz der Klinik Hietzing, die sich auf die Diagnose und Behandlung von Demenzerkrankungen spezialisiert hat, spiegelt sich dieser Anstieg bereits wider: Seit 2021 hat sich die Zahl der Patient*innen mehr als verdoppelt.

Vielfältige Anzeichen von Demenz

Im Wiener Gesundheitsverbund bieten sowohl das AKH als auch die Klinik Hietzing spezialisierte Gedächtnisambulanzen an, wo Patient*innen mit unterschiedlichsten kognitiven Störungen behandelt werden. Dazu gehören jüngere Berufstätige, die erste Auffälligkeiten im Alltag bemerken, ebenso wie hochbetagte Personen im fortgeschrittenen Stadium der Demenz. „Vor allem im Frühstadium zeigt sich Demenz sehr unterschiedlich“, erklärt Agnes Pirker-Kees, Leiterin der Gedächtnisambulanz. „Zum Beispiel fällt es einigen Betroffenen beim Kochen schwer, Mengen oder Reihenfolgen der Zutaten korrekt abzuschätzen.“ Mit fortschreitender Erkrankung wird die selbstständige Bewältigung des Alltags zunehmend schwieriger.

Vergesslichkeit ist nicht gleich Demenz

Auch Patient*innen mit Gedächtnisproblemen bei nicht-neurologischen Erkrankungen suchen die Spezialambulanz auf. Zunächst findet ein ausführliches ärztlich-therapeutisches Gespräch statt, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Danach stehen verschiedene Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung, darunter detaillierte Gedächtnistests in enger Zusammenarbeit mit Neuropsycholog*innen. Dabei wird festgestellt, ob die Beschwerden das normale, altersbedingte Maß an Vergesslichkeit übersteigen und auch ob eine Demenz oder andere Ursachen den Gedächtnisstörungen zugrunde liegen. „Ein bekannter Test ist der Uhrentest, bei dem Betroffene eine Uhr mit einer vorgegebenen Zeit zeichnen sollen. Bereits die Feinheiten der Zeichnung und das Verhalten während des Tests geben Aufschluss darüber, ob und wie weit eine Demenz fortgeschritten ist“, erläutert Pirker-Kees. Ein weiterer wichtiger Indikator für eine mögliche Demenz ist, ob sich Patient*innen nach einiger Zeit an zuvor Vergessenes erinnern können. „Ein einfacher Test besteht darin, die Patient*innen zu bitten, sich drei Wörter zu merken, und diese nach einiger Zeit abzufragen. Können sie sich, auch mit kleinen Hinweisen, daran erinnern, ist das ein gutes Zeichen“, so Pirker-Kees.

Drei Säulen der Demenzbehandlung

Die Behandlung von Demenz stützt sich auf drei wesentliche Säulen. Zunächst die Prävention und Reduktion von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, der das Herz-Kreislauf-System und damit auch das Gehirn beeinträchtigen kann. Auch moderater Alkoholkonsum ist ein wesentlicher Risikofaktor einer späteren Demenzentwicklung. Zweitens die medikamentöse Therapie, die sich in den letzten 20 bis 30 Jahren als wirksam erwiesen hat und den Krankheitsverlauf verlangsamen kann. Besonders wichtig ist laut Pirker-Kees die Förderung der kognitiven Aktivität: „Auch bei bestehender Demenz kann durch geistige und soziale Aktivitäten der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden - sei es durch Tanzen, einen Kinobesuch oder andere freudvolle Erlebnisse.“ Hier spielt auch das Einbeziehen des sozialen Umfelds eine wesentliche Rolle.

Angehörige spielen zentrale Rolle

Sowohl bei der Diagnose als auch in der Therapie kommt den Angehörigen eine entscheidende Rolle zu. Sie sind meist die Ersten, die Veränderungen bemerken, und übernehmen oft wesentliche Pflegeaufgaben. „Wir binden Angehörige frühzeitig und aktiv in die Betreuung ein“, betont Pirker-Kees. Dabei wird auch auf die physische und psychische Belastung der pflegenden Angehörigen - die sogenannte ‚Caregiver Burden‘ - hingewiesen. „Es ist wichtig, pflegende Personen über Unterstützungsangebote, wie Tageszentren, zu informieren, um sie zu entlasten. Auch für sie kann die Pflege sehr anstrengend sein“, fügt Pirker-Kees hinzu.

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