Städtebund fordert am Equal Pay Day: Aus für Teilzeit-Falle für Frauen!
Equal Pay Day heuer am 1. November
Der Equal Pay Day ist der Tag, ab dem Frauen gratis arbeiten. Heuer fällt dieser Tag in Österreich auf den 1. November. Frauen bekommen demnach von 365 Tagen im Jahr, nur 305 Tage bezahlt und arbeiten 61 Tage unbezahlt. Das Einkommen von Männern beträgt pro Jahr durchschnittlich 59.258 Euro brutto, das der Frauen 49.438 Euro brutto (verglichen werden Vollzeit beschäftigte Frauen und Männer). Da Frauen für vergleichbare Arbeit niedrigere Löhne erhalten, arbeiten sie de facto einen Teil des Jahres gratis.
Der Equal Pay Day hat sich gegenüber dem Vorjahr nur um einen Tag nach hinten verschoben (2023: 31. Oktober). Zwischen den Jahren 2010 bis 2024 - insgesamt 14 Jahre - hat sich der Equal Pay Day lediglich rund viereinhalb Wochen verschoben (2010: 29. September, 2024: 1. November). Um den Gender Pay Gap zu schließen, fehlen immer noch fast neun Wochen.
Geringere Löhne und Gehälter als Grund für geringe Frauenpensionen
Der Equal Pay Day vergleicht die Jahresbruttolöhne von Vollzeit beschäftigten Männern und Frauen. Das ist ein Grund, warum die Pensionen der Frauen 40 Prozent unter jenen der Männer liegen (Der Equal Pension Day ist Anfang August/2024 am 6. August). Ein weiterer, mindestens ebenso wichtiger Grund liegt im hohen Anteil von Teilzeit-Arbeit, die Frauen verrichten. Österreichweit arbeiten nur 10 Prozent der Männer in Teilzeit; in Wien liegt der Anteil bei 23 Prozent. Das ist mehr als doppelt so hoch. Aber 55 Prozent der Frauen arbeiten im Durchschnitt der Gemeinden in Teilzeit.
Im Städtebund-Gleichstellungsindex hat der Indikator Teilzeit-Arbeit einen der schlechtesten Werte im gesamten Index. Es wird hier der Anteil der Männer und der Anteil der Frauen, die Teilzeit arbeiten pro Kommune unterschieden. Je näher sich die Teilzeitquoten von Männern und Frauen sind, umso mehr Gleichstellung zwischen den Geschlechtern wird angenommen und umso höher ist der daraus gebildete Indexwert.
Gaál: „Jetzt Lohnschere schließen und Teilzeit-Falle beenden“; Weninger fordert Lohntransparenz zwischen Männern und Frauen
Die Vorsitzende des Städtebund-Frauenausschusses und Wiener Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál fordert: „Gerechte Löhne und Gehälter, das ist die wichtigste Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben und faire Pensionen. Es ist nicht zu akzeptieren, dass Frauen schlechter bezahlt werden als Männer und oft in Teilzeitarbeit gedrängt werden. Denn die negativen Auswirkungen müssen sie oft ein Leben lang tragen. Unser aller Ziel muss deshalb heißen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Damit wir die Lohnschere endlich schließen. Die Realität ist, dass Frauen nach wie vor auch einen Großteil der unbezahlten Arbeit leisten. Für Gleichberechtigung im Erwerbsleben ist deshalb eine gut ausgebaute und flächendeckende Kinderbetreuung unabdingbar.“ Auch der Rechnungshof hat kürzlich die mangelnde Väterbeteiligung bei der Kindererziehung kritisiert.
Ein Lösungsansatz, um die Lohnschere zwischen Männern und Frauen zu schließen, ist die Lohntransparenz. Dazu Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger: „Die Lohn-Transparenz ist ein wesentliches Kriterium, um den Gender Pay Gap aufzuzeigen und zu schließen. Zum einen können damit Ungleichheiten beseitigt werden - Frauen werden immer noch - abseits von Teilzeit-Arbeit und niedrigen Löhnen sowohl in ‚Frauenbranchen‘, aber auch in ‚Männerbranchen‘ diskriminiert und bekommen weniger bezahlt; daher müssen Unternehmen Maßnahmen etablieren, um Frauen und Männer gleich zu bezahlen“. Eine entsprechende EU-Richtlinie für Lohntransparenz ist seit 2023 in Kraft und muss bis Juni 2026 in Österreich umgesetzt werden. Die Richtlinie gilt ab 2026 für Unternehmen ab 100 Mitarbeiter*innen, bis dahin für Unternehmen ab 250 Mitarbeiter*innen.
Regionale Unterschiede bei Einkommensunterschieden
Der Equal Pay Day fällt in jedem Bundesland auf einen anderen Tag - es gibt große regionale Unterschiede. In Wien (22. November, 40 unbezahlte Tage) arbeiten Frauen weniger Tage gratis als im westlichsten Bundesland Vorarlberg (7. Oktober, 86 unbezahlte Tage). Das Einkommen der Frauen beträgt in Vorarlberg durchschnittlich jährlich um 14.258 Euro brutto weniger als jenes der Männer;
in Wien beträgt der Unterschied weniger als die Hälfte, nämlich 6.574 Euro. In Oberösterreich macht der Einkommensnachteil 20,7 Prozent aus, das heißt Frauen arbeiten 76 Tage unbezahlt. In Salzburg (24. Oktober) und der Steiermark (25. Oktober) liegen die jeweiligen Equal Pay Days sehr nah beieinander. Die unbezahlten Tage betragen 69 beziehungsweise 68 Tage. In Niederösterreich bekommen Frauen jährlich um 10.282 Euro brutto weniger Einkommen als Männer; in Kärnten um 9.836 Euro brutto. Besser liegt das Burgenland. Hier fällt der Equal Pay Day auf den 5. November; Frauen arbeiten im Burgenland 57 Tage unbezahlt.
Fast ausschließlich Städte unter den einkommensgerechten Bezirken
Unter den österreichweit besten 20 Bezirken hinsichtlich des Equal Pay Days befinden sich 14 Wiener Gemeindebezirke und 6 Städte - angeführt von Innsbruck-Stadt (Platz 11), Klagenfurt-Stadt (13. Platz) und Bezirk Hollabrunn (16. Platz), St. Pölten-Stadt (18. Platz) und Graz-Stadt (20. Platz). Alle Bezirksergebnisse können auf unserer Website https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/equal-pay-day/ abgerufen werden.
Tabelle 1: Der Equal Pay Day 2024 aufgeschlüsselt nach Bundesländern
- Vorarlberg: 7. Oktober, Einkommensnachteil: - 23,4 Prozent
- Oberösterreich: 17. Oktober, Einkommensnachteil: - 20,7 Prozent
- Tirol: 21. Oktober, Einkommensnachteil: - 19,5 Prozent
- Salzburg: 24. Oktober, Einkommensnachteil: - 18,7 Prozent
- Steiermark: 25. Oktober, Einkommensnachteil: - 18,5 Prozent
- Niederösterreich: 31. Oktober, Einkommensnachteil: - 16,8 Prozent
- Kärnten: 30. Oktober, Einkommensnachteil: - 17,2 Prozent
- Österreich: 1. November, Einkommensnachteil: -16,6 Prozent
- Burgenland: 5. November, Einkommensnachteil: - 15,6 Prozent
- Wien: 22. November, Einkommensnachteil: - 10,8 Prozent
Quelle: Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria, AK OÖ
Tabelle 2: Der Equal Pay Day 2024 in den Landeshauptstädten
- Bregenz: 3. Oktober, Einkommensnachteil: - 24,4 Prozent
- Eisenstadt: 1. November, Einkommensnachteil: -16,7 Prozent
- Linz: 6. November, Einkommensnachteil: - 15,1 Prozent
- Salzburg: 8. November, Einkommensnachteil: - 14,6 Prozent
- Graz: 9. November, Einkommensnachteil: - 14,3 Prozent
- St. Pölten: 12. November, Einkommensnachteil: - 13,5 Prozent
- Klagenfurt: 19. November, Einkommensnachteil: - 11,6 Prozent
- Innsbruck: 20. November, Einkommensnachteil: - 11,3 Prozent
- Wien: 22. November, Einkommensnachteil: - 10,8 Prozent
Quelle: Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria, AK OÖ
Tabelle 3: Der Equal Pay Day in den 20 besten Bezirken aller Bundesländer
- 1. Wien 20. Bezirk: 17. Dezember, Einkommensnachteil: - 3,9 Prozent
- 2. Wien 16. Bezirk: 17. Dezember, Einkommensnachteil: - 3,9 Prozent
- 3. Wien 15. Bezirk: 13. Dezember, Einkommensnachteil: - 5,2 Prozent
- 4. Wien 10. Bezirk: 5. Dezember, Einkommensnachteil: - 7,4 Prozent
- 5. Wien 5. Bezirk: 4. Dezember, Einkommensnachteil: - 7,5 Prozent
- 6. Wien 12. Bezirk: 3. Dezember, Einkommensnachteil: - 7,8 Prozent
- 7. Wien 17. Bezirk: 1. Dezember, Einkommensnachteil: - 8,3 Prozent
- 8. Wien 11. Bezirk: 29. November, Einkommensnachteil: - 8,9 Prozent
- 9. Wien 21. Bezirk: 27. November, Einkommensnachteil: - 9,5 Prozent
- 10. Wien 2. Bezirk: 24. November, Einkommensnachteil: - 10,2 Prozent
- 11. Innsbruck-Stadt: 20. November, Einkommensnachteil: - 11,3 Prozent
- 12. Wien 14. Bezirk: 20. November, Einkommensnachteil: - 11,4 Prozent
- 13. Klagenfurt (Stadt): 19. November, Einkommensnachteil: - 11,6 Prozent
- 14. Wien 8. Bezirk: 15. November, Einkommensnachteil: - 12,7 Prozent
- 15. Wien 6. Bezirk: 15. November, Einkommensnachteil: - 12,8 Prozent
- 16. Hollabrunn: 13. November, Einkommensnachteil: - 13,2 Prozent
- 17. Wien 22. Bezirk: 13. November, Einkommensnachteil: -13,4 Prozent
- 18. St. Pölten-Stadt: 12. November, Einkommensnachteil: - 13,5 Prozent
- 19. Wiener Neustadt-Stadt: 10. November, Einkommensnachteil: -14,1 Prozent
- 20. Graz -Stadt: 9. November, Einkommensnachteil: - 14,3 Prozent
Quelle: Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria, AK OÖ
Details zum Equal Pay Day
Der Equal Pay Day zeigt den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, die das gesamte Jahr hindurch Vollzeit arbeiten. Ein Mann bekommt durchschnittlich 59.258 Euro brutto, eine Frau 49.438 Euro brutto. Der Unterschied beträgt 9.820 Euro beziehungsweise 16,6 Prozent. Frauen arbeiten also 61 Tage unbezahlt.
Der Equal Pay Day wird jedes Jahr auf Basis von Daten der Statistik Austria (Lohnsteuerstatistik 2022 (Stand Dezember 2023)) und der Arbeiterkammer Oberösterreich berechnet. Dazu gibt es in zahlreichen Städten von den Frauenbüros und Frauenbeauftragten Aktionen. Sie sollen einerseits auf die ungleiche Bezahlung von Männer und Frauen aufmerksam machen, Bewusstsein schaffen und andererseits dazu dienen, mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern einzufordern und herzustellen. Zudem wurde ergänzend zum Equal Pay Day im Jahr 2015 auf Initiative des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes der Equal Pension Day eingeführt.
Das Video zum Equal Pay Day finden Sie hier: https://youtu.be/kVZezwIYt6E
Mehr Informationen zum Gleichstellungsindex und über den Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes
Die Ergebnisse des ersten Städtebund-Gleichstellungsindex finden Sie hier:
https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/gleichstellungsindex-2021/
Derzeit wird -mit der AK als neuer Projektpartnerin- am zweiten Gleichstellungsindex gearbeitet. Eine erste Auswertung zum zweiten Städtebund-AK-Gleichstellungsindex finden Sie hier - die Repräsentation von Frauen in der Kommunalpolitik:
https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/kommunalpolitik/
Der zweite Städtebund-AK-Gleichstellungsindex mit allen Indikatoren wird im Frühjahr 2025 präsentiert. Der Frauenausschuss trägt mit seinem regelmäßigen Austausch und gemeinsamen Aktionen wesentlich zur Stärkung der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsarbeit bei. Gemeinsames Ziel: mehr Gerechtigkeit für Frauen.
Über den Österreichischen Städtebund
Der Österreichische Städtebund ist die in der Verfassung verankerte Interessenvertretung und eine starke Stimme für Städte und größere Gemeinden in Österreich. Aktuell sind es 260 Mitgliedsgemeinden. Zwei Drittel der Bevölkerung und 70 Prozent der Arbeitsplätze befinden sich in Städten und Stadtregionen. Mehr Informationen unter www.staedtebund.gv.at
Die Städtebund-Forderungen an die nächste Bundesregierung:
https://www.staedtebund.gv.at/ePaper/forderungen_2024_neu/#p=1
(Schluss)
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- Elisabeth Hirt
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