Wiener Gesundheitsverbund: Nulltoleranz bei Gewalt
Aggression und Gewalt sind gerade im Gesundheitswesen Thema. Zu diesem Ergebnis kam eine gestern veröffentlichte Umfrage der Wiener Ärztekammer durchgeführt unter Ärzt*innen in Ordinationen und Spitälern. Die Zahlen, die der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) schon seit fast zwei Jahrzehnten unternehmensweit selbst regelmäßig erhebt, bestätigen dieses Bild. Um seine Mitarbeiter*innen umfassend vor Gewalt und Aggression zu schützen, setzt der WIGEV daher seit vielen Jahren effektive Gegenmaßnahmen.
Einblick in die Klinik
Kliniken sind Orte, in denen Menschen sich oft in Ausnahmesituationen befinden. Das gilt im Allgemeinen sowie im Besonderen für Zentrale Notaufnahmen, Akutgeriatrien oder für die Psychiatrie. Harald Stefan, Bereichsleitung Pflege der Allgemein Psychiatrischen Abteilung der Klinik Landstraße und seit vielen Jahren Experte für das Thema Aggression und Gewalt sagt dazu: „Knapp 40 Prozent unserer Patient*innen sind akut psychiatrische Patient*innen. Das heißt, ihre Aufnahme wurde angeordnet und geschieht nicht auf eigenen Wunsch.“ Unter derartigen Umständen kann Aggressionspotential entstehen, welches von den Mitarbeiter*innen gemanagt werden muss.
Strategie gegen Gewalt und Aggression
Der WIGEV verfügt über sehr genaue Daten zum Thema Aggression und Gewalt, die seit vielen Jahren regelmäßig erhoben werden. Erst 2019 und 2022 wurden zwei großangelegte Datenerhebungen unter allen 30.000 Mitarbeiter*innen - mit einer Rücklaufquote von jeweils 15-20% - durchgeführt. Die Ergebnisse liegen im internationalen Durchschnitt und haben sich auch während der Pandemie nicht wesentlich verändert. In einem 12-Monatszeitraum erlebten die Hälfte der Mitarbeiter*innen verbale Aggression, jede*r vierte Mitarbeiter*in körperliche Übergriffe wie Spucken, Schubsen oder Schlagen. Der Wiener Gesundheitsverbund nutzt diese Daten, um Hotspots frühzeitig zu erkennen und mit entsprechenden Maßnahmen wie architektonischen Veränderungen, technischer Ausstattung, Schulungen, Kooperationen mit der „Grätzlpolizei“ oder der Unterstützung durch stärkeren Einsatz von Sicherheitspersonal gegenzusteuern.
Erfolgreiche Gewaltprävention
Effektive Gewaltprävention setzt eine strategisch angelegte Verankerung des Themas in der Organisationsstruktur voraus. Unternehmensübergreifend identifiziert das zentrale Sicherheitsboard für Gewaltprävention und Aggressionsmanagement Themen rund um die Phänomene Aggression, Gewalt und Sicherheit. Um bestehendes Aggressionspotential immer besser erkennen zu können, werden konkrete Situationen und deren mögliche Vorboten im Nachgang analysiert. „Denn Aggression beginnt nicht damit, dass jemand zuschlägt.“, erklärt Stefan.
Vorboten erkennen
Ein besonderer Fokus liegt auf der Präventionsarbeit. Diese umfasst im Wiener Gesundheitsverbund Maßnahmen und Strategien, die darauf abzielen, gewalttätige Vorfälle zu verhindern und das Sicherheitsgefühl von Mitarbeiter*innen und Patient*innen zu stärken. In speziellen Deeskalationsmanagement-Schulungen lernen Mitarbeiter*innen beispielsweise den Umgang mit Aggression und Gewalt.
Sicherheit wirkt im Stillen
Rund 1.500 ambulante Patient*innenkontakte sowie knapp 1.200 stationäre Aufenthalte hatte die Allgemein Psychiatrische Abteilung der Klinik Landstraße im vergangenen Jahr. 2014 ist sie aus einer aus dem Jahr 1907 stammenden Baustruktur in den Neubau übersiedelt. Zwangsmaßnahmen und nötige Deeskalationen sind seitdem stark zurückgegangen. Eine wichtige Rolle hin zu einer gewaltfreien Organisation spielen auch die Räumlichkeiten. Hierzu zählen breite lichtdurchflutete Gänge, atmosphärisch angenehme Aufenthaltsräume und Patient*innenzimmer, die die Intimsphäre wahren. Zum Schutz der Mitarbeiter*innen verfügen alle Behandlungsräume der Allgemein Psychiatrischen Abteilung der Klinik Landstraße grundsätzlich über zwei Ein- und Ausgänge. So haben Mitarbeiter*innen jederzeit die Möglichkeit, den Raum zu verlassen. „Sicherheit wirkt hier im Stillen und wird nicht zur Schau gestellt.“, so Stefan.
Für das gelungene Zusammenspiel aus heilender Umgebung und Sicherheit - von dem Patient*innen ebenso wie die Mitarbeiter*innen der Klinik Landstraße profitieren - wurde das Gebäude mit dem ersten Platz des Hospitalconcepts-Awards 2022 ausgezeichnet.
Links: Psychiatrie - Wiener Gesundheitsverbund - Klinik Landstraße
Rückfragehinweis für Medien
- Mag.a Anne Frankenberg
Wiener Gesundheitsverbund
Pressesprecherin
Tel.: +43 1 71165 1410
Mobil: + 43 664 8566 278
E-Mail: anne.frankenberg@gesundheitsverbund.at
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