Mehr Power für den Überflutungsschutz: Wien Kanal baut Europas größte Regenwasserpumpe auf der Donauinsel
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Copyright: Stadt Wien/Martin VOTAVA
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Mehr Power für den Überflutungsschutz: Wien Kanal baut Europas größte Regenwasserpumpe auf der Donauinsel
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Mehr Power für den Überflutungsschutz: Wien Kanal baut Europas größte Regenwasserpumpe auf der Donauinsel
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Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky präsentierte den Ausbau des Abwasserpumpwerks zum besseren Überflutungsschutz für Floridsdorf und Donaustadt.
Der Wien Kanal Standort auf der Donauinsel wird rundumerneuert. Neben der baulichen und energetischen Sanierung des Gebäudes wird auch die Anlagentechnik des Pumpwerks ausgebaut. Mit 15.000 Liter pro Sekunde errichten die Abwasser-Profis Europas leistungsstärkste Regenwasserpumpe dieser Bauart. Die Investition von rund 8 Millionen Euro ist damit ein weiterer Baustein für die Sicherheit und Lebensqualität in Wien. Das Projekt, das bis 2027 abgeschlossen wird, rüstet die Stadt für die Herausforderungen des Klimawandels und wurde am 19. März von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, Gemeinderätin Angelika Pipal-Leixner gemeinsam mit den Bezirksvorstehern Georg Papai und Ernst Nevrivy sowie Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer präsentiert.
„Verantwortungsvolle Politik bedeutet heute schon an Übermorgen zu denken. Daher stärken wir unsere Infrastruktur, um die Wienerinnen und Wiener in Zukunft noch besser vor den Auswirkungen des Klimawandels wie etwa Starkregenereignisse zu schützen. Mit der Investition in das Pumpwerk Donauinsel erhöhen wir die Abflusskapazität bei Regen und schaffen so mehr Sicherheit für die Bezirke Floridsdorf und Donaustadt“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
„Der Klimawandel beschert uns nicht nur mehr Hitze, sondern auch häufigere und extremere Starkregenereignisse, bei denen das Kanalsystem mit enormen Wassermengen zurechtkommen muss, um Überschwemmungen der Stadt vorzubeugen. Um für diese Fälle vorzubauen, bekommt das Pumpwerk Donauinsel ein zukunftsfittes Upgrade. Komplett von neuer IT bis zur Sonnenstromanlage auf dem Dach. So geht verantwortungsvolle Abwasserplanung,“ betont NEOS Wien Umweltsprecherin Angelika Pipal-Leixner.
Das Pumpwerk Donauinsel ist eines der größten und leistungsfähigsten Abwasserpumpwerke Europas. Es wurde im Zuge der Errichtung der Donauinsel als Teil eines großen Abwasser-Infrastrukturprogrammes zwischen 1970 und 1980 errichtet. Bis heute zählt das Pumpwerk Donauinsel mit der Kläranlage der Stadt Wien und zahlreichen großen Sammelkanälen entlang der Donau und dem Donaukanal zu den wichtigsten Bausteinen im Wiener Abwassersystem.
Mit einer installierten elektrischen Leistung von knapp 10 Megawatt, das entspricht dem Anschlusswert von ca. 2,5 Millionen Fahrraddynamos, die gleichzeitig betrieben werden müssten, spielt es eine entscheidende Rolle bei der Abwasserentsorgung der Bezirke 21 und 22. An einem trockenen Tag werden zwischen 600 und 2.000 Liter Abwasser pro Sekunde unter der Donau zur Kläranlage nach Simmering transportiert. Bei Regen ist es ein Vielfaches mehr, dann lässt das Pumpwerk seine „Muskeln“ spielen.
Mehr Power für Überflutungsschutz
Bei Starkregen kann über besonders leistungsstarke Regenwasserpumpen Mischwasser in die Donau ausgeleitet werden. Mischwasser bedeutet: Bei Regen vermischt sich das Abwasser aus den Haushalten stark mit dem Niederschlagswasser von den Straßen und Dächern. Dieses Wasser muss rasch abgeleitet werden, um Überflutungen auf den Straßen zu vermeiden. Dazu wird das Kanalnetz über Pumpwerke, wie eben jenes auf der Donauinsel, entlastet.
Bereits jetzt ist die Anlage mit sechs Regenwasserpumpen mit einer Leistung von 40.000 Liter pro Sekunde ausgerüstet. Diese Leistung wird nun weiter ausgebaut. Seit August 2024 wird an einer neuen Hochleistungspumpe gearbeitet, die das bestehende System mit zusätzlichen 15.000 Liter pro Sekunde unterstützt. Das erhöht die Leistungsfähigkeit des Pumpwerks und verbessert den Schutz bei Starkregen für die Bezirke Floridsdorf und Donaustadt. Die vertikale Rohrgehäusepumpe, so der Fachbegriff, ist die größte ihrer Art im europäischen Raum. Zudem wird die bestehende Anlage elektrisch aufgerüstet, um mehr Energie zu sparen.
Bezirksvorsteher Georg Papai erklärte: „Ich begrüße diese Investitionen für die Menschen in unserem Bezirk. Für Floridsdorf ist das Pumpwerks Donauinsel von großer Bedeutung. Es verbessert nicht nur den Schutz vor Überflutungen, sondern sichert auch die Entsorgung der Abwässer für die nächsten Generationen.“
Als Wien Kanal-Fan outete sich auch sein Amtskollege Ernst Nevrivy: „Das Team von Wien Kanal hat beim letzten Unwetterereignis Unglaubliches geleistet und unsere Stadt vor Schlimmeren bewahrt. Deshalb ist dieses Projekt entscheidend für die Donaustadt. Mit der zusätzlichen Leistung der neuen Pumpe können wir noch besser auf Starkregenereignisse reagieren und die Infrastruktur unseres Bezirks schützen.“
Die gesamte Anlage wird von der steirischen Andritz AG und der niederösterreichischen EQ Energie & Bau GmbH entwickelt, gefertigt und montiert. Die beiden Unternehmen haben sich nach einem europaweiten Vergabeverfahren als Bestbieter gegen internationale Mitbewerber durchgesetzt. Mit der Montage auf der Donauinsel wird im Sommer 2025 begonnen, die Inbetriebnahme erfolgt im Sommer 2026.
Update für die Kanalnetzsteuerung
Täglich wird eine halbe Milliarde Liter Abwasser von 2 Millionen Menschen, 180.000 Gebäuden und 7 Umlandgemeinden sicher und umweltgerecht durch das Kanalnetz transportiert. Es sind gewaltige Abwassermengen - rund 6.000 Liter pro Sekunde - die an trockenen Tagen in der Stadt anfallen.
Um bei Regen die rasch steigenden, gewaltigen Wassermassen sicher durch die Stadt zu leiten, wird das gesamte Wiener Kanalnetz digital über die Leitwarte auf der Donauinsel gesteuert. Sie ist das Herzstück des 2.500 Kilometer langen Kanalnetzes unserer Stadt. „Aufgabe der Leitwarte ist es, jederzeit dafür zu sorgen, dass Wasser dort ankommt, wo es hingehört. An trockenen Tagen in die Kläranlage, bei Regen in die unterirdischen Speicher oder über unsere Pumpen rasch aus der Stadt“, erklärt Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer eine weitere Funktion des Standortes.
Eine ausgeklügelte Software verarbeitet die aktuellen Durchflussdaten im Leitungsnetz und Wetterereignisse im Umland. Auf Monitoren sind die Schemata von Kanälen, Pumpen, Schieber- und Speicherbauwerken abgebildet. 40.000 Datenpunkte kommen hier über ein 100 Kilometer langes Glasfasernetz an und werden laufend zu rund 1.000 Anlagenbildern verarbeitet. Regenmengen werden an 35 Niederschlagsmessstellen erfasst und in Echtzeit an die GeoSphere Austria übertragen. Dort wird ein Prognosemodell errechnet und als Grundlage für die Steuerung an die Wien Kanal Leitwarte geliefert.
Mit dem Ausbau des Pumpwerkes erhält auch die gesamte digitale Infrastruktur ein Update. Die Leistungsfähigkeit des Systems wird durch eine neue Hard- und Software abgesichert. Damit wird man den zukünftigen Anforderungen an die Netz- und Informationssicherheit gerecht. Auch die Arbeitsplätze werden zukunftsfit gestaltet. Die Übersiedlung in einen Raum mit Tageslicht, neueste Monitor-Technik und ergonomisch anpassbare Tische und Sessel unterstützen zukünftig das konzentrierte Arbeiten im Schichtbetrieb.
Gebäude wird klimafit
Neben dem erweiterten Überflutungsschutz und neuester IT-Technik wird das gesamte Bauwerk klimafit gemacht. Das Gebäude wird thermisch optimiert, Dachflächen isoliert, Isolierglas-Fenster montiert und ein außen liegender Sonnenschutz angebracht. Auf dem Dach wachsen wasserspeichernde Pflanzen, Kräuter und Gräser und kühlen damit die Decke.
Nach Abschluss der Arbeiten 2026 wird das Dach für die Sonnenstrom-Offensive der Stadt Wien genutzt. Auf der rd. 3.000 Quadratmeter großen Dachfläche wird eine Solarstromanlage mit einer Spitzenleistung von 260 Kilowatt errichtet. Damit könnte je nach Verbrauch der Strombedarf von 50 bis 100 Haushalten gedeckt werden. Ein weiterer wichtiger ökologischer Schritt ist der Umstieg von Ölheizung auf Wärmepumpentechnik. Damit spart Wien Kanal künftig 300 Tonnen CO2 und rd. 50.000 Euro pro Jahr.
Erinnerung an das Hochwasser 2024
Im September 2024 erlebte Ostösterreich eines der schlimmsten Unwetter der Geschichte. Auch Wien war stark betroffen, vier Tage und drei Nächte kämpfte das Abwasserteam von Wien Kanal gegen die Wassermassen.
Stadtrat Jürgen Czernohorszky nutzte die Projektpräsentation für einen persönlichen Dank an das Wien Kanal-Leitwarten-Team rund um Martin Vokroj für den Hochwasser-Einsatz im September 2024. Czernohorszky verdeutlichte die Leistungsfähigkeit von Wien Kanal anschließend anhand eines Beispiels: „Alle unsere Pumpen entlang der Donau und dem Donaukanal förderten an diesen Tagen bis zu 80.000 Liter Regenwasser pro Sekunde aus der Stadt. Zum Vergleich: Damit könnten wir gleichzeitig alle neun Becken des Stadionbads in nur zwei Minuten leeren.“
Abwasserkanäle sind nicht für den Hochwasserschutz gebaut. Dennoch ist es gelungen, die Stadt so gut wie möglich zu schützen. Mithilfe großer unterirdischer Speicher und der modernen Kanalnetzsteuerung konnte Schlimmeres verhindert werden. Mehr als 22 Milliarden Liter Regenwasser wurden unterirdisch aus der Stadt gebracht. Das ist knapp die 50-fache Menge an Wasser als an Tagen ohne Regen.
Rückfragehinweis für Medien
- Philipp Lindner
Mediensprecher StR Jürgen Czernohorszky
+43 1 4000 81853
philipp.lindner@wien.gv.at - Josef Gottschall
Leiter der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit Wien Kanal
Telefon: 01 4000 30021
Mobil: +43 676 8118 30021
E-Mail: josef.gottschall@wien.gv.at
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