Die Zukunft der Stadt geht in den Kindergarten!
Ein Hintergrund zum Thema Elementarpädagogik

Die Leiterin der Stadt Wien-Kindergärten, Daniela Cochlar, erzählt im Video von ihrem „unheimlich aufregenden“ Berufseinstieg im Hort und den Kindern, „die auch ein bisschen ihre eigenen waren“, zu diesem Zeitpunkt gab`s auch noch eine eigene Puppen-Ecke.
Heute gibt es einen Bildungsrahmenplan, die Kinder experimentieren mit Wasser und das Bildungspersonal im Kindergarten möchte die Kinder auf ihrem Weg in die Welt begleiten. Ihre Erfahrungen sehen Sie im Video gleich gegenüber!

Im Laufe der vergangenen Jahre hat der Kindergarten an Bedeutung gewonnen. Lernen und Bildung beginnt nicht erst in der Schule oder hört nach der Schulbildung wieder auf, sondern wir lernen lebenslang. Damit ist auch der Begriff der Bildung für den Kindergarten wichtig geworden. Die Kinderrechte beinhalten das Recht der Kinder auf Bildung. Bildung beginnt in der Familie und später im Kindergarten. Ein wesentlicher Schritt war die Entwicklung der Bildungspläne - Wien hat 2006 österreichweit den ersten Bildungsplan erstellt - ein Meilenstein: mehr davon in der Geschichte der Kindergärten weiter unten.

Kinder setzen sich mit der Welt auseinander und verstehen damit immer besser, wie die Welt funktioniert. Sie haben selbst einen großen Anteil an ihrer Entwicklung. Wichtig für die Bildung im Kindergarten ist zum Beispiel, dass Kinder Selbstwirksamkeit erleben - damit ist gemeint, dass Kinder Ziele durch ihre eigene Anstrengung erreichen und ihre Stärken und Grenzen kennenlernen. Und Kinder sollen Situationen erleben, in denen sie auf unterschiedlichen Wegen zu ihren Zielen kommen.

Das sagt Katrin Zell, Fachbereichsleiterin Elementare Bildung in den städtischen Kindergärten und Horten. Im Video spricht sie – die selbst "sehr gern in den Kindergarten ging, aber dort nicht schlafen wollte“ – über ihre Wünsche für den Kindergarten, wie zum Beispiel mehr Wertschätzung für das Bildungspersonal und über Herausforderungen: Die Kindergärten brauchen mehr Fachkräfte, zum Beispiel für Integration oder etwa für den therapeutischen Bereich. Ihre Expertise im Video - gleich gegenüber!

Bürgermeister Ludwig und Vizebürgermeister Wiederkehr im Interview: "Bildung extrem wichtig"

Zum Jahreswechsel 2020/21 haben Bürgermeister Michael Ludwig und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr "Mein Wien", der Monatszeitung der Stadt Wien, ein Interview gebeben. Wir haben den Ausschnitt zum Thema Bildung für Sie:

Mein Wien: In COVID-Zeiten ein Thema, bei dem, wie manche meinen, viele unter die Räder kommen. Home Schooling funktioniert technisch gut, ob es pädagogisch immer so gut funktioniert, ist eine andere Frage. Die NEOS sind angetreten mit sehr viel Ambition im Bildungsbereich. Jetzt sind Sie Bildungsstadtrat in Wien geworden. Das ist ein hehres Ziel für die NEOS. Wie sieht es aus mit den großen Vorhaben? Was ist da geplant?

Wiederkehr: Die Bildung ist vor allem jetzt in der Corona-Pandemie extrem wichtig, weil die Schulen und Kindergärten auch besonders betroffen sind. Einerseits von der Unsicherheit 'Kann man aufmachen? Kann man nicht aufmachen?', andererseits 'davon Welche SchülerInnen werden jetzt zurückgelassen? Davon gibt es leider viele, die jetzt in diesem Corona-Jahr 2020 leider auch massive Defizite bekommen haben. Jetzt geht es darum, eine Aufholjagd zu starten. Eine Aufholjagd für Bildungschancen. Weil der Aufstieg durch Bildung erleichtert werden muss. Da müssen wir für mehr Chancengerechtigkeit sorgen. Das heißt konkret, wir wollen in den Kindergärten schon beginnen, mit mehr Sprachförderung, mit mehr individueller Förderung, mit einer besseren Ausstattung auch der Kindergärten und im Bereich der PflichtschülerInnen auf das Thema Chancengerechtigkeit setzen. Hier geht es darum, die Schulen bestmöglich zu unterstützen, damit sich die Lehrerinnen und Lehrer darauf konzentrieren, was ihr Job ist, was sie besonders gut können, nämlich Kinder fördern. Und dafür müssen wir Schulstandorte unterstützen. Da haben wir in diesem Jahr 2021 richtig viel vor. Mit dem Wiener Bildungsversprechen ein Schulentwicklungsprogramm, das zum Ziel hat, Schulen auch zu verbessern und zu unterstützen, mit zusätzlichen Ressourcen wie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie Schulpsychologinnen und -psychologen. Einerseits um Auswirkungen von Corona abzufedern, aber auch um zu mehr Chancengerechtigkeit in Wien beizutragen.

MEIN WIEN: Abgesehen von den angesprochenen Punkten: Die Chancengleichheit, dazu gehört wohl auch die Gratis-Ganztagsschule. Die wurde bereits im vergangenen Jahr eingeführt, aber im Regierungsprogramm steht, auch dieses Angebot und Service noch zu erweitern. Herr Bürgermeister, was bedeutet dieses Angebot der Ganztagsschulen für Wiener Familien?

Ludwig: Also wir haben schon vor 10 Jahren einen wichtigen Schritt im Bildungssystem gesetzt, mit dem kostenfreien Kindergarten. Wir waren das 1. und einzige Bundesland, das das eingeführt hat, weil ich der Meinung bin, ein Kindergarten ist ja nicht eine Aufbewahrungsstätte für Kinder, sondern der 1. Schritt ins Bildungssystem. Das war ganz wichtig. Der nächste Schritt war dann die kostenfreie Ganztagsschule. Wir haben das an 70 Standorten in ganz Wien bereits realisiert mit diesem Schuljahr und wollen jedes Jahr 10 weitere Standorte ergänzend dazu machen. Und wir haben ein europaweit einmaliges Projekt auch aufgesetzt, das nennt sich Bildungscampus, wo wir 6 Standorte schon realisiert haben in Wien, wo man vom Kindergarten über die Pflichtschule und die weiterführende Schule am selben Standort alle Bildungsschritte durchlaufen kann - manchmal sogar mit Freundinnen und Freunden, die einen jahrelang dann auch begleiten am selben Standort, ergänzt auch durch ein attraktives Freizeitangebot mit sehr viel Grün- und Freiraum. Und es ist ein Schultypus, der besonders gern angenommen wird, nicht nur, weil er diese Durchgängigkeit ermöglicht, sondern weil die Rahmenbedingungen auch besonders attraktiv sind. Da sind wir in Wien wirklich Vorreiter in einem Projekt, das von vielen anderen Städten jetzt auch kopiert wird.

Das Interview mit Bürgermeister Ludwig und Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat führte Leopold Esterle, Chef von Dienst und Textchef in der Stadtredaktion im Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien.

Außerdem: Der Bildungsausschuss des Wiener Gemeinderates hat am 14. Jänner 2021 wichtige Initiativen für Wiens Familien auf den Weg gebracht: So wurde beschlossen, für die Zeit des zweiten Corona-Lockdowns von November bis Jänner 2,4 Millionen Euro Gebühren für die städtischen Horte zu erlassen. Dazu kommt eine Sonderförderung von 6 Millionen Euro für private Horte und eine Sonderfinanzierung für den Essensbeitrag von 2,5 Millionen Euro.

Stadt Wien bietet als einziges Bundesland an der bafep21 verschiedene Ausbildungen an

An der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik bafep21 bietet die Stadt Wien hochqualitative Lehrgänge und Ausbildungen für die pädagogische Arbeit im Kindergarten- und Hortbereich an. Der Schwerpunkt liegt in der Erwachsenenbildung. Ein Viertel aller Elementarpädagogik-Kollegstudierenden in Österreich werden an
der bafep21 ausgebildet. Aktuell rund 700 Männer und Frauen.

Kolleg CHANGE

Das Kolleg CHANGE dauert fünf Semester und ist perfekt für Erwachsene, die den Beruf wechseln wollen. Voraussetzung ist die Matura, Berufsreife- oder Studienberechtigungsprüfung. Im 1. und 2. Semester wird das Kolleg als Tageskolleg geführt, eine Unterstützung durch das Arbeitsmarktservice (AMS) ist möglich.

Ab dem 3. Semester funktioniert die Ausbildung berufsbegleitend. Die Studierenden sind dann bereits bei den Stadt Wien – Kindergärten angestellt und arbeiten an zwei Tagen in der Woche in einem Kindergarten. Dieses Kolleg zeichnet sich durch einen besonders guten Theorie-Praxis-Mix aus.

SCHULE für ASSISTENZPÄDAGOGINNEN

AssistenzpädagogInnen unterstützen diplomierte KindergartenpädagogInnen. Die Ausbildung dauert drei Jahre – inklusive praktische Erfahrungen – und endet mit einer Abschlussprüfung.

Voraussetzungen sind das erreichte 18. Lebensjahr, sehr gute Deutschkenntnisse, eine bestandene Eignungsprüfung sowie die abgeschlossene Schulpflicht.

BAFEP ab 14

Die BAfEP ab 14 schließt an das achte Schuljahr an und bildet in fünf Jahren zur Kindergartenpädagogin und zum Kindergartenpädagogen mit Matura und Diplom aus. Neben einer guten Allgemeinbildung bekommen die SchülerInnen jene Fähigkeiten, die für ihre qualitätsvolle pädagogische Arbeit erforderlich sind.

Inklusive Elementarpädagogik

Für MitarbeiterInnen der Stadt Wien–Kindergärten bietet die bafep21 den berufsbegleitenden Lehrgang für Inklusive Elementarpädagogik
an
. In fünf Semestern bekommen KindergartenpädagogInnen jenes Wissen und Können, das sie zur sonderpädagogischen Bildungsarbeit im Kindergarten brauchen.bafep21

bafep21 und Schule für Assistenzpädagoginnen

Ort: 21., Patrizigasse 2
Telefon: 01 4000-90950
E-Mail: bafep@ma10.wien.gv.at

Infos im Internet:

wien.gv.at/bildung/kindergarten
bafep21.wien.at

Daniela Cochlar im Interview

Die Abteilungsleiterin der Stadt Wien-Kindergärten Daniela Cochlar im Video – DOWNLOAD

Kathrin Zell im Interview

Katrin Zell, Fachbereichsleiterin "Elementare Bildung" in den städtischen Kindergärten und Horten, im Video – DOWNLOAD

Die Statistik zeigt: Wien ist Vorreiterin

Die Statistik Austria zeigt in ihrem jährlichen Bericht den erfolgreichen Weg Wiens:
Im Jahr 2019/2020 gab es in Wien Bildungsangebote für 103.000 Kinder (davon etwas mehr als ein Drittel durch städtische Kindergärten und Horte).

Insgesamt zeigen die Zahlen: KindergartenpädogInnen betreuten rund 44 Prozent der unter Dreijährigen und über 93 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen.

Schließtage:

Die wichtigsten Ergebnisse zeigen erneut die Vorreiterrolle der Bundeshauptstadt: 96,8 Prozent der Bildungseinrichtungen haben mehr als 9 Stunden pro Tag geöffnet, 100 Prozent haben mehr als 47 Wochen pro Jahr geöffnet.

Und Wien hat mit 6,9 Tagen, an denen Kindergärten und Horte geschlossen sind, die mit Abstand geringste Zahl an Schließtagen. An zweiter Stelle folgt die Steiermark mit 21,1 Schließtagen, an dritter Stelle Kärnten mit 26,4 Schließtagen.

Betreuungsquote:

Mit einer Betreungsquote von 44 Prozent bei den 0-2-jährigen Kindern ist Wien wieder Spitzenreiterin in Österreich. An zweiter Stelle liegt das Burgenland mit 34 Prozent; gefolgt von Vorarlberg mit 27,7 Prozent. Auch die Betreuungsquote bei den 3-5-jährigen ist mit 93 Prozent auf gleichbleibend hohem Niveau wie in den Vorjahren.

Im Personalbereich gibt es eine bemerkenswerte Zunahme bei den Fachkräften von rund 10.600 auf rund 13.500. Auch beim männlichen Kindergartenpersonal ist ein Erfolg zu verzeichen: Es gibt einen leichten Anstieg von 5,3 Prozent im Vorjahr auf 5,9 Prozent. Der österreichische Wert liegt hier bei 3,1 Prozent.

Städtische Kindergärten haben in Wien eine lange Tradition. Ein kurzer historischer Überblick.

Kinder beim Planschbecken im Kindergarten in der städtischen Wohnhausanlage Sandleiten

Kinder beim Planschbecken des Kindergartens in Sandleiten (Ottakring). Er wurde 1930 als 100. städtischer Kindergarten eröffnet. DOWNLOAD

  • Zwischen 1889 und 1893 entstehen die ersten öffentlichen Kindergärten in Wien, der allererste öffnet am Enkplatz 2 in Simmering. Bis dahin gab es nur private Kindergärten, um Mütter gehobener Gesellschaftsschichten zu entlasten und Kinderbewahranstalten für mittellose Kinder.
  • 1922: Einführung der Essensversorgung in den Volkskindergärten (Kinderausspeisung) und regelmäßige ärztliche Besuche.
  • 1925 wurde nach den Ideen von Friedrich Fröbel („Vater der Kindergartenpädagogik“) der richtungsweisende Kindergarten im Waldmüllerpark (10. Bezirk) eröffnet.
  • Allein 1926 entstanden 32 neue Kindergärten. Im Rahmen des städtischen Wohnbauprogramms eröffneten immer mehr Kindergärten in städtischen Neubauten.
  • 1930:  Eröffnung des 100. städtischen Kindergartens
  • 1938 - 1941: Nach dem „Anschluss“ Österreichs sollten alle bestehenden Kindergärten in die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) eingegliedert werden: Gleichschaltung bis 1941.
  • Zwischen 1938 - 1945 wurde das nationalsozialistische Gedankengut auch in den Kindergärten etabliert. Die Nationalsozialisten bekämpften alle Ansätze der Reformpädagogik und bewirkten einen Rückschritt um Jahrzehnte. Wehrhaftigkeit für die Buben und Mütterlichkeit für die Mädchen, Gefolgschaftsdenken und die Heranzüchtung des nationalsozialistischen Menschen, das waren die Ziele der nationalsozialistischen Erziehung.
  • 1945 wurden die Kindergärten und Horte, die am 1. September 1942 der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) übertragen wurden, in die Verwaltung des Jugendamts rückgeführt. Neue Defination der pädagogischen Ziele.
  • 1949 entstand der erste Sonderkindergarten im Penzinger Auer-Welsbach-Park, der speziell auf Kinder mit Behinderung ausgerichtet war.
  • Im Vordergrund ab 1970: kindliches Lernen und eine kindgemäße Bildung.
  • Zwischen 1960 und 1980 entwickelte sich die, an den Kindern orientierte, Elementarpädagogik. Kindergärten werden in der Öffentlichkeit nun nicht mehr nur als Betreuungseinrichtungen gesehen, sondern als elementare Bildungseinrichtungen. Die Kindergartenpädagogin ersetzte die „Kindergartentante“.
  • 2006 wurde in Wien der österreichweit erste Bildungsplan für Kindergärten präsentiert.
  • Ab 2008 steigt der Bedarf an KindergartenpädagogInnen; Wien reagiert mit neuen Ausbildungsmodellen. Der Fokus liegt auf Erwachsenenbildung.
  • 2009 führt Wien den Gratis-Kindergarten ein und baut das Platzangebot massiv aus. Zwischen 2009 und 2019 entstanden 25.000 neue Kindergartenplätze.
  • Der österreichweit erste Bildungscampus nimmt 2009 im 10. Bezirk seinen Betrieb auf. Die Vernetzung von Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik an einem Standort ist das Ziel.

Eine ausführliche Übersicht über die Geschichte der Kindergärten finden Sie hier im Wien Geschichte Wiki.