Historischer Rückblick aus dem Jahr 1946

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Februar 1946

Februar

1.2.1946: Erste Etappe des Wiederaufbaues

Vom Einmarsch der Roten Armee bis zum 31. Dezember 1945 wurden folgende Arbeiten vom Stadtbauamt bewilligt oder durch das Stadtbauamt durchgeführt:

2.416 Wohnungen wurden wieder benutzbar gemacht und weitere 7.919 Wohnungen, die in Gefahr waren geräumt werden zu müssen, durch Reparaturarbeiten an den Häusern vor der Zerstörung durch Witterung gerettet. 108.363 m2 Produktionsflächen in Fabriken und Werkstätten konnten durch die Vornahme von Sicherungsarbeiten wieder benutzbar gemacht werden. 52 zweckentfremdete Wohnungen wurden dem ursprünglichen Zweck als Wohnraum wiedergewonnen. In Hochhäusern wurden 12, in Siedlungshäusern 122 Wohnungen neu hergestellt. Von den 733 projektierten Behelfsheimen konnten die Arbeiten an 139 Wohnungen nahezu beendet werden, während 396 dieser Wohnungen am Jahresende noch in Bau waren. 198 Behelfsheime konnten wegen Mangel an Baustoffen vorläufig nicht weitergeführt werden.

An der Beseitigung von Schutt haben im angegebenen Zeitraum 584.843 Personen in 719.460 Arbeitsschichten zu je 4 Stunden freiwillig mitgewirkt.

In städtischen Wohnhäusern wurden 290 kriegsbeschädigte Wohnungen wiederhergestellt. Durch die Vornahme von 549 Dachreparaturen wurden weitere Tausende von Gemeindewohnungen gesichert. Außerdem sind zahlreiche Kanal- und Wasserleitungsgebrechen, und andere durch den Krieg notwendig gewordene Bauarbeiten vorgenommen worden.

Instandsetzungsarbeiten wurden in 24 Krankenanstalten, 5 Altersheimen, 9 Erziehungsanstalten, 6 Rettungswachen, 3 Gesundheitsämtern, 4 Jugendämtern, 68 Kindergärten, 10 Tuberkulosen-Fürsorgestellen, 9 Mutterberatungsstellen, 6 Schulzahnkliniken, 181 Schulhäusern, 18 Amtsgebäuden, 12 Büchereien, 18 Feuerwehrobjekten, 7 Objekten des städtischen Gartenbetriebes und auf 3 Sportplätzen durchgeführt.

Ferner wurden Wiederherstellungsarbeiten in den Hafenanlagen in Albern, im Rinderschlachthof, im Schweineschlachthaus und am Zentralviehmarkt St. Marx geleistet. Im Werkstättenhof in der Mollardgasse, der eine Serie schwerer Treffer erhalten hatte, waren umfangreiche Abbrucharbeiten notwendig.

Schwere Schäden waren im Zentralfriedhof und im Krematorium sowie auf sieben anderen Friedhöfen zu beheben.

Großen Umfang hatten die Tiefbauarbeiten, die durch Kriegsschäden verursacht worden waren. Im Wiener Straßennetz wurden 2.945 Bombentrichter geschlossen. Beschädigte Straßendecken wurden instandgesetzt und dabei 72.000 m2 Steinpflaster, 830 m2 Holzpflaster, 2.500 m2 Asphaltpflaster wiederhergestellt. 43.000 m2 Straßen erhielten einen Makadambelag und 17.400 m2 wurden frisch geteert. Eine Neuherstellung von Straßen konnte in dieser Zeit allerdings nicht erfolgen.

Umfangreich und besonders zeitraubend sind die Arbeiten an dem beschädigten Kanalnetz. Die Bomben sind oft tief in die Straße eingedrungen und haben Kanalbauten bis zu 20 m Tiefe notwendig gemacht. Es wurden 8.000 laufende Meter Kanalgebrechen behoben und ein Entlastungskanal in Floridsdorf in einer Länge von 120 m hergestellt.

Durch die Sprengung aller Brücken im Stadtgebiet von Wien durch SS und deutsche Wehrmacht wurden umfangreiche, zeitraubende und kostspielige Abtragungs- und Wiederherstellungsarbeiten nahezu an allen Brücken über den Donaukanal und über den Wienfluss, an der Floridsdorfer Brücke und an einer Reihe anderer Brücken an der Peripherie der Stadt notwendig. Provisorische Brücken, vorwiegend aus Holz, wurden im Zuge der Floridsdorfer Brücke, der Stadionbrücke, der Franzensbrücke, der Marienbrücke, der Kagraner Brücke, der Aspernbrücke, der Rotundenbrücke, des Döblinger-Stegs, der Auhofbrücke und der Wienerstraßen-Brücke in Schwechat, hergestellt. Definitive Instandsetzungsarbeiten konnten bereits an 13 Brücken vorgenommen werden. Mehrere Brücken wurden neu erbaut, so die Kagraner Brücke, das Floridsdorfer Strombrückenfeld, die Frauenbachbrücke nächst Maria Lanzendorf, die Kierlingbachbrücke in Klosterneuburg, die Mödlingbachbrücke nächst Weißenbach, die Hahnkreuzbrücke nächst Himberg, die Brücke der Straße nach Sparbach und verschiedene Brücken über die Liesing. An einem Teil dieser Brückenbauten haben russische Pioniertruppen mitgewirkt.

Große Instandsetzungsarbeiten waren an Wasserbauten durchzuführen, um Hochwasserschäden hintanzuhalten, so am Hubertusdamm und an den Hochwasserschutzanlagen im Schwechattale, am Weidling- und Kierlingbach. Das Wienflussbett im Stadtbereich musste geräumt und instandgesetzt werden.

Eine Lebensfrage war die rascheste Wiederingangsetzung der Versorgung Wiens mit gesundem und einwandfreiem Trinkwasser. Die Anlagen der Wiener Hochquellenwasserleitung haben durch den Krieg äußerst schweren Schaden erlitten. Im Stadtrohrnetz mussten 1.700 durch Kriegseinwirkung verursachte Gebrechen behoben werden. Rund 2.000 Schäden waren außerdem an Hausanschlussleitungen zu reparieren. Die großen Beschädigungen der Wasserleitungsanlagen in Neunkirchen und in Ochsenburg bei Wilhelmsburg konnten nur bei zweimaliger vollkommener Einstellung der Wasserlieferung durch mehrere Tage behoben werden. Der Wasserbehälter Laaerberg war durch Bombenschäden halb zerstört und wurde instandgesetzt. Ende des Jahres funktionierte die Wiener Wasserleitung wieder.

Die großen Unternehmungen der Stadt Wien waren das gesuchte Bombenziel vieler Luftangriffe. Um sie raschest wieder funktionsfähig zu machen, mussten an vielen Stellen umfangreiche Bauarbeiten durchgeführt werden. Die Wiener Verkehrsbetriebe haben 21.700 m2 Granitpflaster und 465 m2 Holzpflaster wiederhergestellt. An ihren Hochbauprojekten wurden bis Ende 1945 rund 1.700 m3 Mauerwerk instandgesetzt und 3.130 m2 Dachflächen gedeckt. Größere Bauarbeiten waren am Direktionsgebäude der städtischen Gaswerke, und an den Betriebsanlagen der Werke Simmering und Leopoldau durchzuführen.

In den Objekten der Wiener städtischen Elektrizitätswerke war die Instandsetzung baulicher Schäden im Direktionsgebäude und in den Kraftwerken notwendig.

An 26 Objekten der städtischen Leichenbestattung wurden Kriegsschäden behoben.

Im Brauhaus der Stadt Wien in Rannersdorf wurden Bauarbeiten an den Gebäuden und Betriebsanlagen und an 6 Depots vorgenommen.

Das Stadtbauamt war mit allen verfügbaren Kräften und unter Heranziehung aller Mittel bemüht, die ärgsten und störendsten Kriegsschäden zu beheben. Die Arbeiten erstreckten sich auf alle 26 Bezirke. An der Vorbereitung umfangreicher Bauarbeiten im Jahre 1946 wird gearbeitet. Voraussetzung für ihre Durchführung wird die Ingangsetzung der Baustoff-Industrie und damit die Beschaffung des nötigen Baumaterials, nicht zuletzt aber auch die Rückführung und Heranziehung der erforderlichen Arbeitskräfte sein.

Spruch des Tages:
Brennt unnütz wo ein Licht im Haus,
Dann gehe hin und lösch es aus!

2.2.1946: Neuerlich Hausbrand im Februar

Das Hauptwirtschaftsamt gibt für den Bereich der Stadt Wien bekannt:

Infolge der großzügigen Hilfe der Alliierten ist es auch im Monat Februar möglich, den Wiener Haushalten in den Bezirken I bis XXI, Hausbrand im gleichen Ausmaß wie im Vormonat zur Verfügung zu stellen. Die Ausgabe erfolgt bei dem gleichen Kohlenhändler aufgrund der bereits für den Monat Jänner abgegebenen Hauslisten. Um eine raschere Versorgung der Haushalte zu erreichen, wird im Februar die bewilligte Quote in Teilmengen zu 25 kg verteilt.

Auch im Februar kann der Verbraucher anstelle von 25 kg Kohle 50 ((kg,,abbr:Kilogramm) Holz beziehen.

5.2.1946: Rathausbunker wird Großgarage

Der Wiener Stadtsenat beschloss heute, den Luftschutzbunker am Friedrich-Schmidt-Platz (hinter dem Neuen Wiener Rathaus) in eine Großgarage für den städtischen Fuhrwerksbetrieb umzubauen. Die Kosten des Umbaues werden voraussichtlich 70.000 Schilling betragen.

5.2.1946: Landesstelle Wien für Umsiedlung von Flüchtlingen

Im Bundesministerium für Inneres wurde eine "Umsiedlungsstelle" geschaffen. Sie ist die Dachorganisation für die Behandlung aller Flüchtlingsfragen in Österreich. Helmer, Bundesminister für Inneres, hat die Landesregierungen ersucht, in jedem Land eine gleichartige "Landesstelle für Umsiedlung von Flüchtlingen" zu errichten, in der alle mit der Umsiedlung von Flüchtlingen (Repatriierten) zusammenhängenden Fragen behandelt werden sollen. Auf Antrag von StR. Afritsch hat der Stadtsenat beschlossen, diese Landesstelle im Bereiche der Verwaltungsgruppe VII, Allgemeine Verwaltung, zu errichten.

7.2.1946: Betreuung der Heimkehrer durch die Gemeinde

Der Wiener Stadtsenat hat den Beschluss gefasst, eine Einrichtung zu schaffen, deren Aufgabe es ist, die aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Soldaten, die oftmals ohne Barmittel sind, sofort nach ihrer Ankunft auf den Bahnhöfen einer Betreuung durch die Gemeinde zuzuführen. Organe des Wohlfahrtsamtes werden den Heimkehrern Straßenbahnfahrscheine und ein von der Gemeinde gewidmetes Handgeld aushändigen. Für die Aktion wurden vorläufig 50.000 Schilling bereitgestellt.

7.2.1946: Sprengung von Hausruinen

Einige beschädigte Häuser stellen eine Gefahr für Passanten dar und werden sachgemäß gesprengt.

Durch Fliegerangriffe und Kampfhandlungen sind in Wien 238 Häuser derart beschädigt worden, dass sie eine bedeutende Gefahr für die persönliche Sicherheit der Passanten bilden. Durch die Witterungsverhältnisse hat sich der Zustand dieser Hausruinen derart verschlechtert, dass gelockertes Mauerwerk abstürzt und auch bereits größere Mauermassen in Bewegung geraten sind. Von der Gemeindeverwaltung wurden bereits 53 Hausruinen beseitigt, dies erfolgte durch sachgemäß durchgeführte Sprengungen.

7.2.1946: Wettbewerb für die zerstörten Gebiete am Donaukanal

Für die zerstörte Umgebung am Donaukanalufer, soll eine architektonisch bessere Gestaltung gefunden werden.

Auch das Griechenviertel, mit dem bekannten Griechenbeisl, in Nähe des Donaukanals muss architektonisch neu gestaltet werden.

Auch die Ruprechtskirche liegt in Umgebung des neu zu gestaltenden Donaukanalgebiets.

8.2.1946: Die Gemeinde ehrt die Februaropfer

Kranzniederlegung am Grab des Freiheitskämpfers Ing. Georg Weissel.

Anläßlich der Wiederkehr des Jahrestages der Kämpfe um die demokratische Verfassung Österreichs im Februar 1934, werden zwei Verkehrsflächen nach den bekanntesten Wiener Freiheitskämpfern, die in diesen Tagen von einem Ausnahmegericht zum Tode verurteilt und justifiziert wurden, benannt. Es erfolgt die Umbenennung der Stuttgarterstraße in Hietzing, nach dem Kommandanten des Republikanischen Schutzbundes, Karl Münichreiter, und die Umbenennung zweier zusammenhängender Gassen in Floridsdorf, nämlich der Kretzgasse und der Obermayergasse, nach dem Kommandanten der Floridsdorfer Feuerwache, Ing. Georg Weissel, in Weisselgasse.

8.2.1946: Riki Raab am Vortragspult

Die ehemalige Solotänzerin der Staatsoper, Prof. Riki Raab, hält einen Vortrag zur Wiener Schule des Balletts.

Die ehemalige Solotänzerin der Staatsoper, Prof. Riki Raab, setzt mit einem selbstverfassten Vortrag die Reihe der Veranstaltungen fort, die unter dem Ehrenschutz des Herrn Ministers a. D. Dr. Pernter aus Anlass des 100. Geburtstages Josef Hassreiters in diesem Jahre stattfinden. Anhand zahlreicher, der Glanzzeit des Wiener Balletts entnommener Lichtbilder, wird Riki Raab das Leben und Schaffen dieses durch ein halbes Jahrhundert an der Staatsoper tätig gewesenen Künstlers vor Augen führen. Zum 1. Mal wird es unternommen, den Unterschied zwischen der italienischen Schule und der von Haßreiter geschaffenen Wiener Schule des klassischen Balletts an einem praktischen Beispiel aufzuzeigen. Diese Aufgabe wurde der jungen Tänzerin Gerti Axamit übertragen, die von Eugenie Seucha pianistisch begleitet wird.

Bereits im November 1945 wurden von der Stadt Wien im Rahmen ihrer Enquete für den Wiederaufbau zwei städtebauliche Wettbewerbe ausgeschrieben. Es ging um die Neugestaltung und Wiederherstellung des Stephansplatzes und des Karlsplatzes.

Nun hat das Stadtbauamt einen dritten Wettbewerb ausgearbeitet. Er gilt den zerstörten Gebieten am Donaukanal. Es gilt für die drei Kilometer lange Strecke zwischen Friedensbrücke und Franzensbrücke, den am meisten zerstörten Teil, eine städtebauliche und verkehrstechnisch einwandfreie Lösung zu finden. Dabei soll für die beiden Ufer eine architektonisch bessere Gestaltung gefunden werden.

Dementsprechend greift der Bereich des zu bearbeitenden Gebietes mehrfach über das Ufergelände hinaus bis in den Kern der angrenzenden Stadtteile. Der Architekt wird sich u.a. zum Beispiel auch mit der Umgebung der Ruprechtskirche, der Kirche Maria am Gestade und mit dem Griechenviertel beschäftigen müssen.

Für die Lösung der hiermit aufgerollten Probleme sollen den Projektanten 6 ½ Monate zur Verfügung stehen.

9.2.1946: Kalorienbewertung der aufgerufenen Lebensmittel

Die für die Woche vom 10. bis 16. Februar aufgerufenen Lebensmittel entsprechen einem durchschnittlichen Tageskalorienwert von 828 Kalorien für Kinder bis zu 18 Monaten, 813 Kalorien für Kinder von 18 Monaten bis 3 Jahre, 890 Kalorien für Kinder von 3 bis 6 Jahren, 1.039 Kalorien für Kinder von 6 bis 12 Jahren, 1.267 Kalorien für Kinder und Jugendliche von 12 bis 18 Jahren und 1.305 Kalorien für die übrigen Normalverbraucher von 18 Jahren aufwärts.

Schwerarbeiter erreichen einen Tagesdurchschnitt von 2.655 Kalorien, Arbeiter von 1.841 Kalorien, Angestellte von 1.408 und werdende und stillende Mütter von 2.608 Kalorien.

9.2.1946: Vorträge über den Wiederaufbau Wiens

Die Meisterschule für Architektur der Akademie der Bildenden Künste hat unter Leitung von Prof. Lutz Arbeiten für den Wiederaufbau der Stadt in Angriff genommen und veranstaltet eine Vortragsreihe innerhalb kürzlich der Geograph Univ.-Prof. Dr. Hugo Hassinger über "Die natürlichen und kulturellen Grundlagen der Entwicklung Wiens in ihrer Bedeutung für den Wiederaufbau der Stadt" sprach.

11.2.1946: 1.100 Kriegsgefangene aus Kärnten angekommen

Von den vor kurzem von Bundesminister für Inneres, Helmer, angekündigten 19.000 Heimkehrern ist heute der erste Transport mit 1.100 Mann aus der englischen Gefangenschaft in Wien eingetroffen. Der Heimkehrerzug ist in Villach aus Wienern, die in Italien und Jugoslawien in Gefangenschaft geraten sind, zusammengestellt worden.

12.2.1946: Erste Tagung der österreichischen Berufsfeuerwehren in Wien

In der Feuerwehrzentrale "Am Hof" wurde heute die erste Konferenz sämtlicher Leiter der Berufsfeuerwehren unter dem Vorsitz von Branddirektor Josef Holaubek eröffnet. Ziel der Konferenz soll die einheitliche Erfassung der österreichischen Feuerwehren sein. Die Berufsfeuerwehren bemühen sich im Interesse einer einheitlichen Feuerwehrorganisation einen engen Kontakt mit den freiwilligen Feuerwehren herzustellen.

12.2.1946: Eröffnung der Friedensbrücke

Unter den technischen Truppen der Roten Armee sowie der Wiener Firma Waagner-Biro A.G. wurde die Friedensbrücke fertiggestellt.

Heute fand die feierliche Wiedereröffnung der Friedensbrücke über den Donaukanal statt. Die Brücke wurde von den technischen Truppen der Roten Armee unter dem Oberbefehl des Generalmajors Galitzky zusammen mit den Arbeitern und Ingenieuren der Wiener Firma Waagner-Biro A.G. wiederhergestellt. Der Neubau der Brücke wurde im August 1945 begonnen und Ende Jänner dieses Jahres vollendet.

Zu der Feier erschienen der Kommandant der russischen Besatzungstruppen in Wien Gardegeneralleutnant Lebedenko, Generalmajor Slunin und viele Offiziere des russischen Kommandos. Von der Stadtverwaltung waren Bürgermeister General Dr. h. c. Körner, Stadtrat Weber, Stadtbaudirektor Ing. Gundacker und zahlreiche Festgäste anwesend. Nach Durchschneiden der roten Bänder durch Lebedenko und Körner, hielt der Stadtkommandant die Festrede.

14.2.1946: Die Konstituierung des Gemeinderates

Aus dem Sitzungsbericht:

Bürgermeister General Dr. h. c. Körner eröffnete die konstituierende Sitzung des Wiener Gemeinderates. Nach der Wahl von sechs Vorsitzenden erfolgte mit Stimmzetteln die Wahl des Bürgermeisters. Über Vorschlag der sozialistischen Fraktion wurde General Dr. h.c. Körner mit 96 von 97 abgegebenen Stimmen (drei Mitglieder des Gemeinderates waren entschuldigt) zum Bürgermeister der Stadt Wien gewählt. Nach der Angelobung übernahm Körner wieder den Vorsitz und es erfolgte die Wahl von sechs Schriftführern.

Der Gemeinderat beschloss, die Zahl der Mitglieder des Stadtsenats mit 12 festzusetzen. Aufgrund der Parteienvorschläge wurden zu Stadträten gewählt: die Gemeinderäte Josef Afritsch, Gottfried Albrecht, Dr. Ferdinand Freund, Karl Honay, Franz Novy, Rudolf Sigmund, Paul Speiser (alle SPÖ); Karl Flödl, Anton Rohrhofer, Lois Weinberger, Dr. Erich Exel (alle ÖVP); Dr. Viktor Matejka (KPÖ).

Stadtrat Paul Speiser (SPÖ) und Stadtrat Bundesminister Weinberger (ÖVP) wurden zu Vizebürgermeistern der Stadt Wien gewählt.

Sämtliche Wahlen erfolgten einstimmig und mit den Stimmen aller drei Parteien.

Der Gemeinderat beschloss XII Verwaltungsgruppen zu errichten.

Die Zahl der Mitglieder der Gemeinderatsausschüsse wurde vom Gemeinderat mit 12 festgesetzt. Nach der Wahl der Mitglieder der 12 Gemeinderatsausschüsse und des Disziplinarkollegiums trat der Stadtsenat zusammen, um die Wahlvorschläge für die Besetzung der einzelnen Verwaltungsgruppen zu erstatten. Aufgrund dieser Vorschläge erfolgte die Wahl der Amtsführenden Stadträte:

  • Verw. Gr. I: Personalangelegenheiten, Verwaltungs- und Betriebsreform - Vizebürgermeister Paul Speiser (SPÖ)
  • Verw. Gr. II: Finanzwesen - Stadtrat Karl Honay (SPÖ)
  • Verw. Gr. III: Kultur und Volksbildung - Stadtrat Dr. Viktor Matejka (KPÖ)
  • Verw. Gr. IV: Wohlfahrtswesen - Stadtrat Dr. Ferdinand Freund (SPÖ)
  • Verw. Gr. V: Gesundheitswesen - Vizebürgermeister Lois Weinberger (ÖVP)
  • Verw. Gr. VI: Bauangelegenheiten - Stadtrat Franz Novy (SPÖ)
  • Verw. Gr. VII: Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten - Stadtrat Anton Rohrhofer (ÖVP)
  • Verw. Gr. VIII: Wohnungs-, Siedlungs- und Kleingartenwesen - Stadtrat Gottfried Albrecht (SPÖ)
  • Verw. Gr. IX: Wirtschaftsangelegenheiten - Stadtrat Karl Flödl (ÖVP)
  • Verw. Gr. X: Ernährungsangelegenheiten - Stadtrat Rudolf Sigmund (SPÖ)
  • Verw. Gr. XI: Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten - Stadtrat Josef Afritsch (SPÖ)
  • Verw. Gr. XII: Städtische Unternehmungen - Stadtrat Dr. Erich Exel (ÖVP)

Nach dem formalen Teil der Konstituierung hielt Bürgermeister Körner seine Antrittsrede.

15.2.1946: Die neue Stadtverwaltung

Bürgermeister der Stadt Wien General Dr. h. c. Körner.

Zum Bürgermeister der Stadt Wien wurde General Dr. h. c. Theodor Körner wiedergewählt, er steht im 73. Lebensjahr. Er war Offizier, zuletzt Generalstabschef, in der österreichisch-ungarischen Armee; hat in der Ersten Republik als Heeresinspektor die neue republikanische Wehrmacht aufgebaut und hat nach Versetzung in den Ruhestand in der Sozialistischen Partei an hervorragender Stelle gewirkt. Er war der letzte Vorsitzende des Bundesrates im Jahre 1934. Nach der Befreiung Wiens an die Spitze der Stadtverwaltung berufen, hat Körner die Neuorganisation der Verwaltung und den Wiederaufbau unserer Stadt organisiert.

Vizebürgermeister Paul Speiser ist in der neuen Stadtverwaltung zuständig für Personal.

Vizebürgermeister Paul Speiser steht im 69. Lebensjahr. Seinen Lehrerberuf konnte er nur kurze Zeit ausüben. Wegen seiner politischen Tätigkeit von der Schule entfernt, widmete er sich organisatorischen Aufgaben in der Sozialistischen Partei, in der Eisenbahnergewerkschaft, im Verein "Freie Schule" und später auch bei den Kinderfreunden. Von 1919 bis 1934 war er als Amtsführender Stadtrat für Personalwesen tätig. Nach der Befreiung Wiens wurde er als Amtsführender Stadtrat für die Städtischen Unternehmungen in die Gemeindeverwaltung berufen. Seine Verdienste um den Wiederaufbau der Städtischen Unternehmungen und damit der Versorgung Wiens mit Strom, Gas und Straßenbahn, fanden durch die Ernennung zum Ehrenbürger der Technischen Hochschule ihre äußere Würdigung. Speiser wird in der neuen Stadtverwaltung wieder die Personalangelegenheiten führen.

Stadtrat Karl Honay betreut das Finanzreferat.

Stadtrat Karl Honay steht im 55. Lebensjahre. Von Beruf Mechaniker ist er seit seiner frühestens Jugend in der sozialistischen Bewegung. Von 1919 bis 1932 führte er das Pressereferat der Stadt Wien und als Sekretär den Österreichischen Städtebund. Von 1932 bis 1934 gehörte er als Amtsführender Stadtrat bereits dem Stadtsenat an. Er wurde Mitte April 1945 zur Führung des Finanzreferates, das er auch jetzt wieder betreut, wieder in das Rathaus berufen.

Stadtrat Josef Afritsch wurde mit dem Amt für Allgemeine Angelegenheiten der Verwaltung betraut.

Stadtrat Josef Afritsch steht im 45. Lebensjahre. Er ist von Beruf Gärtner und war bis zu seiner Verhaftung im Jahre 1943 in der Stadt-Gartendirektion der Gemeinde Wien tätig. Nach den blutigen Ereignissen des Jahres 1934 organisierte er in Wien die großzügige Hilfsaktion der "Gesellschaft der Freunde", für die Opfer der Februarkämpfe. Mitte April 45 wurde er als Amtsführender Stadtrat für "Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten" in die Stadtverwaltung berufen. Er wurde auch jetzt wieder mit diesem Amte betraut.

Stadtrat Anton Rohrhofer führt die Verwaltungsgruppe Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten.

Stadtrat Anton Rohrhofer steht im 62. Lebensjahr. Er ist Besitzer eines großen Fuhrwerksunternehmens und gehört seit 1922 der Leitung der Berufsgenossenschaft der Wiener Fuhrwerker an. Von 1929 bis 1938 stand er an der Spitze seiner Berufsorganisation. In der Christlich-sozialen Partei war er seit dem Jahre 1919 in verschiedenen leitenden Funktionen tätig. Als Mitglied der Widerstandsbewegung hat ihn die Österreichische Volkspartei im Sommer des vergangenen Jahres als ihren Vertreter in den Stadtsenat entsendet. Rohrhofer hat das Ressort "Wirtschaftliche Angelegenheiten" verwaltet und wird im neuen Stadtsenat die Verwaltungsgruppe "Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten" führen.

Stadtrat Dr. Viktor Matejka wurde zur Führung des Amtes für Kultur und Volksbildung berufen.

Dr. Viktor Matejka steht im 45. Lebensjahre. Er hat sein Studium als Werkstudent selbst finanziert. Nach Abschluss der Universitätsstudien widmete er sich der volksbildnerischen Tätigkeit und bekleidete von 1934 bis 1936 das Amt eines Vorsitzenden der Volkshochschule "Volksheim". Er verbrachte mehrere Jahre im Konzentrationslager Dachau. Mitte April 1945 wurde er zur Führung des "Amtes für Kultur und Volksbildung" berufen. Er wird auch jetzt wieder dieser Verwaltungsgruppe vorstehen.

Dr. Lois Weinberger wurde zum Vizebürgermeister und Amtsführenden Stadtrat für Gesundheitswesen gewählt.

Bundesminister Lois Weinberger wurde zum Vizebürgermeister und zum Amtsführenden Stadtrat für "Gesundheitswesen" gewählt. Er steht im 44. Lebensjahre. Nach Beendigung der Mittelschulstudien besuchte er als Werkstudent die Universität. Beruflich war er in verschiedenen Stellungen tätig. Im Jahre 1929 trat er in die christliche Gewerkschaftsbewegung als Sekretär des Arbeiter- und Angestelltenbundes ein. Später wurde er Obmann der Gewerkschaft der Angestellten in den Geld-, Kredit- und Versicherungsinstituten und Vizepräsident der Angestellten-Versicherungsanstalt. Er wirkte in der österreichischen Widerstandsbewegung und war mehrmals in Haft und im Konzentrationslager Mauthausen. Seit der Befreiung Wiens ist er als Bundespartei-Obmannstellvertreter der Österreichischen Volkspartei, als Landesparteiobmann für Wien und als Obmann des österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes tätig. Der provisorischen Staatsregierung gehörte er als Unterstaatssekretär im Staatsamt für soziale Verwaltung an. Am 25. November 1945 wurde er in den Wiener Gemeinderat und in den Nationalrat gewählt.

Stadtrat Dr. Ferdinand Freund übernimmt die Verwaltungsgruppe für Wohlfahrtswesen.

Dr. Ferdinand Freund steht im 53. Lebensjahre. Er hat in Wien Medizin studiert und hat den Ersten Weltkrieg mitgemacht. Zuerst im Krankenhaus der Stadt Wien, dann als Facharzt im Wilhelminenspital tätig, leitete er von 1928 bis 1939 das Ambulatorium für Haut- und Geschlechtskranke bei der Arbeiter-Krankenversicherungskasse Wien. Während des Zweiten Weltkrieges war er Leiter von Lazarettabteilungen und zuletzt Lazarettkommandeur. Im wiedererstandenen Rudolfsspital versieht Dr. Freund die Stelle eines Primararztes für Dermatologie. Dr. Freund ist der Obmann der Vereinigung der sozialistischen Ärzte Österreichs. Er übernimmt die Verwaltungsgruppe für Wohlfahrtswesen.

Stadtrat Franz Novy übernimmt die Verwaltungsgruppe Bauwesen.

Stadtrat Franz Novy steht im 46. Lebensjahr. Er stammt aus einer Bauarbeiterfamilie, hat das Stukkateurhandwerk erlernt und gehört seit seinem 14. Lebensjahre der sozialistischen Arbeiterbewegung an. Seit seiner Freisprechung ist er Mitglied und Funktionär der Bauarbeiter-Gewerkschaft. Im Jahre 1924 wurde er als Sekretär in das Verbandssekretariat der Baugewerkschaft berufen. 1929 wurde er zum Vorsitzenden der Wiener Bauarbeiteroganisation gewählt. Im Jahre 1932 wurde er in den Wiener Gemeinderat entsandt. Nach der Auflösung der Gewerkschaften im Jahre 1934 ging er als Emigrant ins Ausland und war ab 1939 Vorsitzender der Auslandvertretung der österreichischen Gewerkschaften und während seines Londoner Aufenthaltes auch Vorsitzender des Klubs österreichischer Sozialisten in England. Stadtrat Novy übernimmt die Verwaltungsgruppe Bauwesen.

Stadtrat Gottfried Albrecht führt die Verwaltungsgruppe für Wohnungs-, Siedlungs- und Kleingartenwesen.

Stadtrat Gottfried Albrecht steht im 56. Lebensjahre. Er erlernte das Optiker-Gewerbe und trat schon mit 15 Jahren in die sozialistische Arbeiterjugend-Bewegung ein. Als Autodidakt eignete er sich ein höheres Allgemeinwissen an. Er ging dann ins Ausland und arbeitete bis zum Militärdienst bei verschiedenen Firmen seines Berufes. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Soldatenrat und Mitglied des Heerespersonalausschusses. Er blieb Berufssoldat und als solcher Vertreter der freien Militärgewerkschaft im Exekutivkomitee des 25er Ausschusses. 1932 wurde Albrecht zum Bezirksvorsteher des 4. Bezirkes gewählt. Er hat dieses Amt seit der Befreiung Wiens, bis zu seiner Wahl zum Stadtrat, wieder versehen. 1934 befand er sich mehrere Monate im Anhaltelager Wöllersdorf. Im Zweiten Weltkrieg war Albrecht, wieder zum Heeresdienst eingezogen, Mittelpunkt einer von Sozialisten und Kommunisten bestehenden Widerstandsgruppe innerhalb der Deutschen Wehrmacht. Er wird die Verwaltungsgruppe für Wohnungs-, Siedlungs- und Kleingartenwesen führen.

Stadtrat Rudolf Sigmund betreut die Verwaltungsgruppe für Ernährungswesen.

Stadtrat Rudolf Sigmund befindet sich im 43. Lebensjahr. Er erlernte das Mechanikergewerbe und besuchte die Staatsgewerbeschule und andere Fachkurse und Ausbildungsstätten. Seit dem Jahre 1921 gehört er der Sozialistischen Arbeiterbewegung an. Er betätigte sich als Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft und war zeitweise ihr Redakteur. Im Februar 1934 existenzlos geworden, baute er sich mit einem kleinen Transportunternehmen eine neue Existenz auf. Nach der Befreiung Wiens organisierte er den Wiederaufbau der Sozialistischen Parteiorganisation des 18. Bezirkes, wurde deren Obmann und im Juli 1945 auch Bezirksvorsteher von Währing. Stadtrat Sigmund wird die Verwaltungsgruppe für Ernährungswesen betreuen.

Stadtrat Karl Flödl führt die Verwaltungsgruppe für Wirtschaft.

Stadtrat Karl Flödl befindet sich im 46. Lebensjahr. Er ist von Beruf Schriftsetzer und seit seinem 14. Lebensjahr aktiv in der katholischen Jugendbewegung. Nach dem Ersten Weltkrieg war er Mitbegründer des Reichsbundes der katholisch-deutschen Jugend und Obmann des Bezirksverbandes Hietzing. Im Jahre 1920 trat er in den graphischen Zentralverband für Österreich ein, in dem er als Funktionär und seit 1924 als Obmann wirkte. Seit 1932 war er hauptberuflich im Verband tätig. 1934 wurde er als Vertreter des graphischen und papierverarbeitenden Gewerbes in den Bundeswirtschaftsrat entsendet, dem er bis zur Invasion der Nationalsozialisten angehörte. In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft arbeitete Flödl als Gesellschafter und Geschäftsführer einer Druckerei. Von der Gestapo mehrmals verhaftet und mangels Beweisen wieder freigelassen, rückte er Mitte 1940 zum Wehrdienst ein. Seit November 1945 ist Stadtrat Flödl Obmann des österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes. Er wird als Amtsführender Stadtrat die Verwaltungsgruppe für Wirtschaftsangelegenheiten führen.

Stadtrat Dr. Erich Exel führt die Verwaltungsgruppe für Städtische Unternehmungen.

Dr. Erich Exel steht im 57. Lebensjahre. Er studierte an der Wiener Universität Jus und Philosophie. Als Rechtspraktikant wirkte er im Landesgericht für Strafsachen und im Bezirksgericht Josefstadt, dann als Konsulent bei einem Rechtsanwalt. Nach seiner Kriegsdienstleistung während des Ersten Weltkrieges wurde er Prokurist eines Importunternehmens und schließlich Direktionssekretär und Syndikus der Union-Baugesellschaft. In dieser Stellung hatte er Gelegenheit, mit allen Sparten des Baugeschäftes vom administrativen Standpunkt aus bekannt zu werden. Mit besonderer Intensität beschäftigte sich Dr. Exel mit der Verwaltung und Verbauung des Freihaus-Territoriums. Im März 1938 wurde er aus dieser Stellung entfernt. Er machte sich als konzessionierter Gebäudeverwalter und Realitätenvermittler selbständig und ist derzeit außerdem Geschäftsführer einer Baufirma. Er führt die Verwaltungsgruppe für Städtische Unternehmungen.

21.2.1946: Planmäßige Rattenbekämpfung

Aus einer Kundmachung des Wiener Magistrats:

In den Bezirken 1 bis 21 und in den im Stadtgebiet verbleibenden Gemeinden der Bezirke 22, 23 und 25 (Albern, Atzgersdorf, Breitenlee, Erlaa, Eßlingen, Inzersdorf, Kalksburg, Liesing, Mauer einschließlich Lainzer Tiergarten, Oberlaa, Rothneusiedl, Rodaun, Siebenhirten, Stammersdorf und Unterlaa, sowie in den Siedlungen auf dem Wolfersberg und beim Eden-Bad und im Gebiet beim Kuchelauer Hafen) ist eine fortlaufende Bekämpfung der Ratten durchzuführen, die sich auf alle verbauten und unverbauten Grundstücke mit Ausnahme der zusammenhängenden Feld- und Waldflächen an den Gebietsgrenzen erstrecken soll, auf denen Rattenbefall oder die Gefahr eines solchen festgestellt wurde. Ob Rattenbefall oder die Gefahr eines solchen vorliegt, ist durch eine periodische alle zwei Monate vorzunehmende Nachschau auf allen diesen Grundstücken festzustellen. Gefahr des Rattenbefalls ist dann anzunehmen, wenn in unmittelbarer Nähe stark befallener Grundstücke der Bauzustand oder die Reinlichkeitsverhältnisse das Übergreifen des Rattenbefalles befürchten lassen. Besonders ist die Bekämpfung der Ratten auf den Schadensstellen des Luftkrieges und der Kampfhandlungen notwendig.

Die periodische Nachschau auf allen Grundstücken und die fortlaufende Rattenbekämpfung auf den befallenen und gefährdeten Grundstücken wurde vom Magistrat der Innung der Schädlingsbekämpfer in Wien 1., Weihburggasse 4, übertragen, die sie durch ihre Mitglieder planmäßig durchführen lässt.

21.2.1946: Betreuung der rassisch Verfolgten

Die Volkssolidarität hat im Einvernehmen mit den Vertretern der drei politischen Parteien beschlossen, in Hinkunft alle wegen ihrer Abstammung in Haft gewesenen Personen zu unterstützen, im selben Ausmaß wie die bisher betreuten ehemaligen Häftlinge.

Selbstverständlich ist, dass alle Personen, die wegen kriminellen Delikten bestraft wurden, von der Betreuung durch die Volkssolidarität wie bisher ausgeschlossen bleiben.

Für Wiedergutmachungsansprüche ist die Volkssolidarität nicht zuständig.

22.2.1946: Grabeland: Arbeiten der Woche

Die Magistratsabteilung VIII/4, Siedlungs- und Kleingartenwesen, 1, Rathausstraße 2/II wird von nun an laufend, im Bedarfsfalle wöchentlich, diejenigen Arbeiten auf dem Grabeland, welche der Zeit und herrschenden Witterung entsprechen, angeben, damit besonders jene Grabeländler, die noch nicht genug Erfahrung im Gemüseanbau besitzen, den ihnen zugewiesenen Grund richtig bearbeiten und so vollen Erfolg erzielen können.

23.2.1946: Wieder Nestle-Säuglingsnährmittel

Die Herstellung von Nestle's Säuglingsnährmitteln für Kinder von null bis drei Jahren wurde jetzt in Wien möglich gemacht. Um die Kinderzuteilungen bis zur vollendeten Herstellung dieser Nährmittel nicht herabsetzen zu müssen, haben die Vereinigten Staaten Vorgriffe aus ihren überschüssigen Vorräten bewilligt, um das Material für die ersten 100.000 Dosen bereitzustellen. Nach dem Beginn der Ausgabe dieser Nährmittel wird das nötige Rohmaterial aus Lieferungen aller alliierten Mächte bezogen werden.

25.2.1946: Eröffnung der Ausstellung zum 28. Jahrestag der Roten Armee durch den Bürgermeister der Stadt Wien

Bürgermeister General Dr. h. c. Körner eröffnete im Wiener Konzerthaus die von der "Gesellschaft zur Pflege der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Sowjetunion" veranstaltete Ausstellung zum 28. Jahrestag der Roten Armee. Neben dem russischen Stadtkommandanten General Leutnant Lebedenko, General Leutnant Morosow und Offizieren der russischen Besatzungsbehörden, konnte der Präsident der Gesellschaft, Dr. Glaser, den sowjetrussischen Gesandten bei der österreichischen Regierung Kisjelow, Außenminister Dr. Gruber, den Gesandten Staatssekreträr außer Dienst Waldbrunner, Stadtrat Dr. Matejka und zahlreiche Festgäste begrüßen.

Nach den Eröffnungsansprachen würdigte General Leutnant Lebedenko die Verdienste der Roten Armee bei der Befreiung Wiens.

25.2.1946: Bestellung eines Landesinspektors für die Baustoffbewirtschaftung

Gemäß dem Erlass des Staatsamtes für öffentliche Bauten, Übergangswirtschaft und Wiederaufbau vom 6. Dezember 1945, wurde beim Magistrat der Stadt Wien im Rahmen des Stadtbauamtes ein Landesinspektor bestellt, dem die Überprüfung der Baustoffe erzeugenden Betriebe und die Überwachung der Meldungen im Sinne des Baustoffbewirtschaftungsgesetzes obliegt.

27.2.1946: Angelobung der Wiener Landesregierung

Der Wiener Stadtsenat hat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Körner in seiner neuen Zusammensetzung gestern seine erste Sitzung abgehalten. Vorher trat der Stadtsenat als Landesregierung zusammen. Der Bürgermeister als Landeshauptmann von Wien nahm die Angelobung der Mitglieder der Landesregierung auf die Verfassung der Stadt Wien vor. Stadtrat Afritsch referierte sodann über zwei Verfassungsgesetze, durch die jene Bestimmungen der Verfassung der Stadt Wien und der Geschäftsordnung des Wiener Landtages abgeändert werden sollen, die die Stellung von Anträgen und Anfragen im Wiener Landtag regeln. Die neue Fassung dieser Bestimmungen sieht vor, dass Anträge und Anfragen von sechs Mitgliedern des Landtages unterstützt sein müssen. Bisher waren sieben beziehungsweise neun Unterschriften dafür nötig. Die beiden Gesetzentwürfe, die aufgrund von Parteienvereinbarungen eingebracht wurden, sind der geschäftsordnungsmäßigen Behandlung zugeführt worden. Der Wiener Landtag wird nächste Woche zu einer Sitzung zusammentreten und über die beiden Vorlagen Beschluss fassen.

Der Stadtsenat hat anschließend eine Neueinteilung der Geschäftsgruppen des Magistrats, wie sie sich aufgrund der vom Gemeinderat beschlossenen Einteilung der Verwaltungsgruppen ergibt, beschlossen.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).