Historischer Rückblick aus dem Jahr 1946

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1946

Juli

1.7.1946: 4,5 Millionen Schilling fließen in die Donau

Die Bemühungen der Wiener Wasserwerke sind darauf ausgerichtet, den Wasserbedarf der Wiener Bevölkerung in jeder Jahreszeit zu decken. Niederschlagsarme Winter und Trockenheit in der warmen Jahreszeit gefährden die Wasserversorgung der Großstadt. Fließt außerdem ein Teil des einlangenden Wassers ungenützt in die Kanäle ab, dann kann es dazu kommen, dass in den Sommermonaten, wenn der Wasserbedarf größer ist, Wassermangel eintritt. Derzeit fließen täglich infolge Mangelhaftigkeit der Wasserleitungen und Klosettspülungen in den Wohnungen, 60 Millionen Liter Hochquellenwasser ungenützt in die Donau. Bei einem Wasserpreis von 20 Groschen per Kubikmeter ergibt dies einen Verlust von 12.000 Schilling täglich oder von rund 4,5 Millionen Schilling jährlich, den die Wiener Bevölkerung an Wassergebühren erleiden. Diesen Betrag sparen die Wiener auch, wenn sie der Aufforderung nachkommen und schadhafte Wasserauslässe reparieren oder zumindest in der Zeit der Nichtbenützung absperren.

1.7.1946: 600 neue Coloniakübel

Von den Verwüstungen des Krieges ist nichts in dieser Stadt verschont geblieben. Rund 30.000 Colonia-Müllsammelgefäße sind den Luftangriffen und Kampfhandlungen zum Opfer gefallen. Um wieder eine geordnete und regelmäßige Müllabfuhr zu gewährleisten, ist die Gemeindeverwaltung daher bestrebt, die fehlenden Coloniakübel so rasch als möglich zu ersetzen. Sie stößt allerdings auch dabei auf die größten Schwierigkeiten, weil nicht nur das Rohmaterial dazu fehlt, sondern außerdem diese Kübel jenseits der Demarkationslinie erzeugt werden. Durch das Entgegenkommen der englischen Besatzungsbehörden ist es nun möglich geworden, die Erzeugung von Müllgefäßen für Wien in den Austria-Email-Werken in Knittelfeld wieder aufzunehmen. Die ersten 600 Gefäße sind bereits in Wien eingelangt.

3.7.1946: Schweizer Arbeiterhilfswerk übergibt Wien Werkzeug und Geräte für den Wiederaufbau

Das Schweizer Arbeiterhilfswerk hat der Sozialistischen Arbeiterhilfe zwei Waggon Werkzeuge und Geräte für den Wiederaufbau übergeben. Die Sozialistische Arbeiterhilfe übergab alle Geräte der Gemeinde Wien und einen Teil der Gemeinde Wiener Neustadt. Unter diesem Werkzeug befinden sich 5.000 Schaufeln, über 1.000 Krampen, Maurerwerkzeug, Zugsägen, Bohrer, Zangen, usw. Insgesamt waren es nahezu 10.000 Stück Werkzeuge. In erster Linie wurden die gespendeten Waren zur weiteren Verwendung an die städtischen Bauhöfe, die Aktion "Jugend am Werk", die Feuerwehr und die städtischen Gartenbetriebe verteilt.

5.7.1946: Die Wiener Elektrizitätswerke schulen Facharbeiter heran

Da nach dem Krieg auch in der Elektroindustrie zu wenig Facharbeiter vorhanden sind und infolge der umfangreichen Zerstörungen sie auch derzeit nicht in der Lage ist, eine größere Anzahl von Lehrlingen heranzubilden, griffen die Elektrizitätswerke zu dem Ausweg, in einer eigenen Lehrwerkstätte Lehrlinge auszubilden. Drei Jahrgangsklassen zu je 30 Schülern beschäftigen sich unter der Aufsicht von je einem Lehrgangsmeister und zwei Lehrgehilfen im ersten Jahr mit der allgemeinen Metallbearbeitung und im zweiten Jahr mit dem Elektrofach. Im dritten Jahr gehen die Lehrlinge in die Betriebe, in die Kraftwerke und Unterstationen hinaus, um dort den letzten Schliff für ihre Facharbeiterprüfung zu erlangen.

6.7.1946: Obst für Kinder und Jugendliche

Durch die strenge Handhabung der vom Ernährungsdirektorium angeordneten Bestimmungen über das Verbot des Rucksackverkehrs im gemeinsamen Zusammenwirken der Durchführungsorgane (Landesernährungsämter, Gartenbauwirtschaftsverband und Exekutive) ist es gelungen, soviel Obst in die Stadt zu bringen, dass sofort mit einer größeren Ausgabe begonnen werden kann.

6.7.1946: Amerikanische Paketaktion für Naziopfer abgeschlossen

Nach einem Bericht des Amerikanischen Roten Kreuzes hat die Lebensmittelpaketaktion für Naziopfer in der Amerikanischen Zone ihren endgültigen Abschluss gefunden.

In 13 Ausgaben wurden in der Zeit vom 17. Dezember 1945 bis 22. Juni 1946 an Naziopfer zusammen 53.643 Lebensmittelpakete abgegeben. Die Abgabe erfolgte durch ein Verteilungskomitee und wurde technisch durch das Sachbeihilfenlager des Wohlfahrtsamtes der Stadt Wien durchgeführt.

8.7.1946: Meldung der noch nicht zum Verkehr zugelassenen Straßenfahrzeuge

Der Bürgermeister der Stadt Wien hat eine Kundmachung erlassen, nach der alle im Wiener Gemeindegebiet befindlichen, noch nicht zum Verkehr zugelassenen oder noch nicht im Verkehr stehenden motorisch betriebenen Straßenfahrzeuge in der Zeit vom 8. bis einschließlich 12. Juli 1946 bei den zuständigen Fahrbereitschaften der Bezirke 1 bis 26 zu melden sind. Auch beschädigte Fahrzeuge und Autowracks unterliegen dieser Bestimmung.

8.7.1946: Professor Schuster - Konsulent für den Wiederaufbau

Nach Abschluss der Arbeiten für den Wiederaufbau Wiens hat die Stadt einen ständigen Beirat eingesetzt, dessen Aufgabe es ist, das Stadtbauamt in den Fragen des Wiederaufbaues und der Städteplanung zu beraten. Die Arbeiten des Beirates wird Architekt Prof. Franz Schuster von der Hochschule für angewandte Kunst in Wien leiten, der zum Konsulenten der Stadt Wien für architektonische und städtebauliche Fragen bestellt wurde. Prof. Schuster hat schon nach dem Ersten Weltkrieg auf diesem Gebiet gearbeitet.

8.7.1946: Einheitliche Verlängerung der Sperrstunde

Das Interalliierte Kommando hat einer Ausdehnung der Sperrstunde für Theater, Kabaretts, Kinos und sonstige Vergnügungsstätten auf das gesamte Wiener Stadtgebiet zugestimmt. Bürgermeister Körner verfügte daher mit heutigem Datum, dass Theater, Konzerte, Kinos, Varietes, Kabaretts und Bars im ganzen Wiener Stadtgebiet einheitlich um 23 Uhr zu schließen haben. Die Sperrstunde für Tanzschulen ist mit 22 Uhr festgesetzt.

9.7.1946: Zürich spendet 1,350.000 kg Kartoffeln für Wien

Durch eine großangelegte Hilfsaktion der Großstädte der Schweiz, geführt von der Stadt Zürich, wurden 1,350.000 kg Kartoffeln (111 Waggons) gesammelt und dem Schweizer Arbeiterhilfswerk zum Transport nach Wien übergeben. Die Spende wurde von der Sozialistischen Arbeiterhilfe in Wien übernommen und an Bundesminister Dr. Frenzl und Stadtrat Sigmund zur Verteilung übergeben.

10.7.1946: Eine Kinoreklame-Gesellschaft der Gemeinde

In der Sitzung des Stadtsenates referierte der Amtsführende Stadtrat für die Städtischen Unternehmungen, Dr. Erich Exel, über die Gründung einer Kinoreklame-Gesellschaft m.b.H., an der die Gemeinde Wien führend beteiligt ist. Die Beteiligung erfolgt im Wege der Städtischen Ankündigungsunternehmung "Gewista". Zweck und Aufgabe der neuen Gesellschaft ist die Herstellung und Unterbringung von Kinoreklamen in Form von Diapositiven, Werbefilmen usw.

12.7.1946: Neue Hydranten in Wien

Bis Anfang Juni 1946 konnten von den 2.536 durch Kriegshandlungen vollkommen oder teilweise unbrauchbar gewordenen Hydranten bereits 2.071 wieder betriebsfähig gemacht werden. Dies hauptsächlich um den Feuerschutz für die Stadt wiederherzustellen, andererseits aber auch um die Wasserentnahme für die Erntelandaktion zu ermöglichen. Außerdem sind 362 neue Hydranten in Wien aufgestellt worden.

12.7.1946: Im Monat Juni verschwanden 32.600 m3 Schutt

Eine von vielen Ruinen - diese ist in Floridsdorf.

Zielstapeln in der Rasumovskygasse

Mit vereinten Kräften geht man an die Aufräumungsarbeiten.

Hausmauern werden in unzähligen Arbeitsstunden wieder aufgebaut.

Nach einem Bericht des Stadtbauamtes wurden in der Zeit vom 3. bis 29. Juni 1946 32.600 m3 Schutt von den Verkehrsflächen Wiens abgeräumt. An den Aufräumungsarbeiten waren durchschnittlich 40 britische, 37 amerikanische, 9 französische und 39 österreichische Lastkraftwagen beteiligt.

12.7.1946: Empfindliche Strafen für vorzeitige Ernte

Eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Sicherung der Ernährung ist der Schutz der reifenden Ernte. Es mehren sich nun Klagen, dass Unbefugte und auch Landwirte Frühkartoffel vorzeitig ausnehmen, das Getreide jetzt schon mähen und es zu Futterzwecken verwenden. Die Organe der öffentlichen Sicherheit und die Forst-, Jagd-, Flur- und Parkaufsichtsorgane sind deshalb angewiesen worden, mit aller Strenge dort einzuschreiten, wo der Ertrag der Kulturen und damit unsere Ernährung gefährdet werden. Übertretungen dieser Art werden gerichtlich verfolgt oder mit empfindlichen Geld- und Arreststrafen geahndet.

13.7.1946: Die Gemeinde fördert den Jugendsport

Im Stadion findet eine große Sportveranstaltung der Wiener Jugend statt, bei dieser der Hugo Meisel-Cup im Cupfinale zur Austragung gelangt. Das Spiel wird von den Jungmannschaften von Vienna und Admira bestritten werden. Eingeleitet wird die Veranstaltung durch zwei Spiele zweier anderer Jungmannschaften, dem ein Treffen der Jugendteams Wien - Niederösterreich folgt. In den Pausen finden Leichtathletikbewerbe der Junioren statt.

Der Zweck der Veranstaltung ist die Werbung der Wiener Jugend für den Sport. Die Gemeinde Wien leistet dazu einen namhaften Betrag. Sie hat auf die Entrichtung der Vergnügungssteuer für 20.000 Eintrittskarten verzichtet, die durch den Stadtschulrat an die Wiener Jugend verteilt wurden.

13.7.1946: Militärische Übungen auf dem Galitzinberg

Das Gebiet des Ottakringer Waldes (Galitzinberg) der Stadt Wien innerhalb des Moos- oder Wolfsgrabens, der Kreuzeichen- und Vogeltennwiese sowie der Jubiläumswarte wird von den französischen Besatzungstruppen als Übungsgelände verwendet und darf an Wochenenden von Zivilpersonen nicht betreten werden.

Dieses Gebiet wird mit Tafeln gekennzeichnet und während der Übungen durch Wachposten abgesperrt sein.

15.7.1946: Fuhrwerke dürfen nicht in der Stadt ableeren

Immer wieder wird beobachtet, dass Fuhrwerke ihre Ladung, bestehend aus Schutt und sonstigen Abfällen, an einer ihnen passenden Stelle auf öffentlichen Verkehrsflächen ablagern. Da dies verboten ist, haben Fuhrwerke unbedingt, wie vor dem Kriege, auf den großen Ableerplätzen an den Stadtrand zu fahren und dort abzuleeren. Zuwiderhandelnde werden wegen Übertretung des § 80 des Wiener Straßenpolizeigesetzes bestraft.

16.7.1946: Meidling hat die meisten Gebäudeschäden

Der Bezirk Meidling hat mit 3.106 Gebäudeschäden aller Wiener Bezirke zu verzeichnen. Vor Beginn der großen Säuberungsaktion im September 1945 lagen auf den öffentlichen Straßen und Plätzen des 12. Bezirkes 36.000 m3 Schutt und Müll. Im Rahmen der von der Gemeinde durchgeführten Schuttaktion im September und Oktober 1945 wurden mit 50.215 Arbeitskräften in 269.008 Arbeitsstunden rund 11.000 m3 Schutt abgeräumt. Diesem großen Aufgebot an Arbeitskräften standen allerdings nur 143 Tagesleistungen von Lastkraftwagen, 1.214 Pferdefuhrwerken und 1.427 von Handkarren gegenüber. Mitte Mai 1946 hat die Bezirksvorstehung eine neue Großaktion eingeleitet, dabei wurden 17.200 m3 Schutt und Müll, das sind 43 Prozent der Gesamtmenge, abgeführt. Das Ziel ist bis Ende Oktober 1946 30.000 m3 Schutt, also 80 Prozent der Gesamtmenge, abgeräumt zu haben.

Zur Behebung der Kriegsschäden stand bisher, infolge Mangels an Baustoffen aller Art, nur eine geringe Anzahl von Baufirmen zur Verfügung. Besonders katastrophal wirkte sich der Mangel an Dachdeckungsmaterial aus. Trotzdem wurden bisher von 300.000 m2 instandzusetzenden Dachflächen 140.000 m2 provisorisch instandgesetzt. Von 116 Kanalschäden konnten 106, von 186 Wasserrohrgebrechen 176, und von 136 Gasrohrgebrechen, teilweise unter Mitwirkung der Hausgemeinschaften schon 132 behoben werden. 14 Hausruinen konnten bisher abgebaut werden, 56 weitere Ruinen müssen noch entfernt werden. Zwei schwerbeschädigte Häuser an der Ecke Dörfelstraße/Murlingengasse mussten aus Sicherheitsgründen abgetragen werden, um die lang entbehrte Linie "8" wieder über die Meidlinger Hauptstraße zum Meidlinger Südbahnhof führen zu können.

16.7.1946: Es gibt wieder Stadtführungen

Ab Sonntag, den 21. Juli 1946, veranstaltet der Wiener Verkehrsverein, unter Leitung bewährter Fremdenführer, wieder die Rundgänge durch die Innere Stadt mit Besichtigung der Wiener Sehenswürdigkeiten. Die Führungen finden jeden Sonntag um 9 Uhr früh statt. Es ist beabsichtigt, solche Führungen auch an Wochentagen zu veranstalten.

17.7.1946: Wieder Fußgängerverkehr über die Reichsbrücke

Die Russische Besatzungsbehörde des 2. Bezirkes hat den Fussgängerverkehr über die "Brücke der Roten Armee" (Reichsbrücke) ab heute freigegeben.

18.7.1946: Schutz der Ernte vor Feuerschäden

In jedem Jahr wird ein beträchtlicher Teil der Ernte durch Feuer vernichtet. Die Ursache ist zumeist die Nichtbeachtung der feuerpolizeilichen Vorschriften.

Bürgermeister Körner hat deshalb eine Kundmachung erlassen, die insbesondere die Einhaltung von Mindestabständen bei offener Lagerung des ungedroschenen Getreides und die Bereitstellung von Löschwasser an den Lageplätzen zur Pflicht macht. Verboten ist die Einstellung von Kraftfahrzeugen und die Lagerung von feuergefährlichen Flüssigkeiten und leicht brennbaren Materialien in Scheunen. Für Arbeiten mit Antriebsmaschinen in der Nähe von Getreide- und Strohlagerungen besteht ein Rauchverbot, während Lokomobile mit Funkenfängern ausgestattet sein müssen. Unerlässlich ist die Instandsetzung fehlerhafter Anschlusskabel, Steck- und Abzweigdosen, Lichtschalter und Anlasser. Offenes Licht darf nicht verwendet werden, ebenso sind offene Feuer in der Nähe gelagerter Ernteprodukte verboten. Die Einrichtung eines Feldschutzes durch Mitglieder der freiwilligen Ortsfeuerwehren wird empfohlen.

19.7.1946: Städtischer Tiefbau marschiert!

Bis Ende der vergangenen Woche konnten in den Straßen Wiens 98 Prozent der Wasserrohrgebrechen behoben werden. Auch die beschädigten Feuerhydranten sind zum größten Teil ausgebessert bzw. ausgewechselt. Der Wasserverbrauch steht jetzt erheblich über dem der Vorkriegszeit. Die Ursache dieser Entwicklung ist einerseits in der zunehmenden Erntelandwirtschaft im Wiener Stadtgebiet, anderseits aber in den ungewöhnlich hohen Wasserverlusten durch Undichtheit im Straßennetz, besonders aber in schadhaften Hausinstallationen zu suchen. Auch das stark zerschlagene Kanalnetz der Stadt ist schon weitgehend in Ordnung gebracht. Rund 12 Prozent der Kriegsschäden sind noch unbehoben. Auch die Abwasserpumpwerke, die anlässlich des letzten Donauhochwassers in Betrieb genommen werden mussten, sind wieder intakt.

20.7.1946: Statt 18,5 Millionen 36 Millionen Schilling für die Familien der Wiener Kriegsgefangenen

Die leider so langsame Rückkehr der Kriegsgefangenen wirkt auf den Haushalt des Staates und der Gemeinden finanziell äußerst belastend. Da man bei der Erstellung der Voranschläge mit einer raschen Heimkehr der Kriegsgefangenen rechnete, sind jetzt die für den Familienunterhalt vorgesehenen Beträge fast restlos verbraucht. Wie Stadtrat Honay mitteilte, befanden sich im Herbst 1945 rund 60.000 Wiener in Kriegsgefangenschaft, deren Familien laufende Unterstützungen gewährt werden müssen. Diese Zahl ist gegenwärtig auf 36.915 gesunken. Die Wiener Gemeindeverwaltung hat allerdings mit einem weitaus stärkeren Rückgang gerechnet und in ihrem Voranschlag nur 18,5 Millionen Schilling als Ausgabe für den Familienunterhalt eingesetzt. Dieser Betrag muss nun auf 36 Millionen erhöht werden. Von diesem Aufwand hat die Gemeinde 20 Prozent zu tragen, so dass ihr eine weitere Ausgabe von rund 7,2 Millionen Schilling erwächst.

22.7.1946: "Der Aufbau" erschienen

Heute ist die erste Nummer der Fachzeitschrift des Wiener Stadtbauamtes "Der Aufbau" erschienen.

Das 48 Seiten starke Heft, dessen Einband eine Fliegeraufnahme der Inneren Stadt von Wien aus 5.000 Meter Höhe zeigt, bringt eine Reihe von Beiträgen maßgebender Fachleute Österreichs auf dem Gebiete des Wiederaufbaues. Bundespräsident Dr. Karl Renner hat der Zeitschrift ein an die Architektenschaft gerichtetes Geleitwort gewidmet, Bundesminister Dr. Heinl grundsätzliche Erklärungen abgegeben, Bürgermeister General Körner und der Amtsführende Stadtrat für das Bauwesen in Wien, Franz Novy, haben das Ziel und die Aufgabe und die große Linie des Wiederaufbaues von Wien umrissen.

Auszugsweise aus dem Inhalt:

Bedeutende Baufachleute Wiens, wie der neuernannte Konsulent der Stadt Wien für Architektur und Städtebau, der Siedlungs- und Gartenstadtplaner Prof. Franz Schuster und der Stadtbaudirektor von Wien Ing. Gundacker nehmen in dieser ersten Nummer Stellung zu den aktuellen Tagesfragen des Wiederaufbaues. Der erste Teil des Berichtes über die Enquete für den Wiederaufbau der Stadt Wien zeigt u.a. das aufschlussreiche Organisationsschema dieser Enquete.

Der Leiter der Stadtplanung, Oberbaurat Schartelmüller, bringt einen Artikel über "Wien vom Jahre 1000 bis 2000", in welchem nicht nur die historische städtebauliche Entwicklung unserer Stadt sondern auch die amtlichen Auffassungen über die zukünftige Art der Planung für Wien enthalten sind. Der Leiter der Architekturabteilung der Stadt Wien, Oberbaurat Leischner, berichtet über die Fragen der Architektur im Wiederaufbau und über die notwendige Bauberatung.

Dombaumeister Hofrat Holey berichtet in seinem Beitrag über die schweren Zerstörungen am Stephansdom sowie dessen geplanten Wiederaufbau.

Die noch immer katastrophale Baustofflage im Raum Wien wird durch den Landesinspektor für die Baustoffbewirtschaftung Oberbaurat Kritsch beleuchtet.

Die erste Nummer von "Der Aufbau" ist ein aufschlussreiches Dokument über die derzeitige Situation im bautechnischen Wiederaufbau. Auch bisher noch nicht veröffentlichte Darstellungen vom Stephansdom, eine Übersicht über die Zerstörungsgebiete von Wien und typische Beispiele von Kriegsschäden an den Wiener Häusern runden dieses Bild ab.

22.7.1946: Der Bürgermeister im Karl Höger Hof

Während eines Luftangriffes im Dezember 1944 wurde der Karl Höger Hof in Simmering von 15 Bomben getroffen. Neun Hausbewohner kamen dabei ums Leben, viele wurden verletzt, 94 Parteien verloren ihre Wohnungen und 15 Waggons Schutt verschütteten Hof und Garten. Nach Kriegsschluss errichtete die russische Polizei in diesem Haus ein Auffanglager für Ukrainer und Flüchtlinge, die dort auf ihren Abtransport warteten. Das Aussehen des Hauses hatte sich durch diese Einquartierung nicht gebessert und so beschloss die Hausgemeinschaft, selbst mit den notwendigsten Arbeiten zu beginnen. Innerhalb von vier Wochenenden konnten 16 Wohnungen wieder hergerichtet werden. Weitere 30 sollen in nächster Zeit bewohnbar werden. Ein im Hof aufgestellter Gedenkstein soll das Andenken an die verunglückten Mieter wahren. Bürgermeister Körner enthüllte nun diesen Gedenkstein in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste und versprach, den Gedenkstein in die Obhut der Stadt Wien zu übernehmen.

22.7.1946: Zulassungssperre für Personenkraftwagen und Motorräder

Die Sicherung der Treibstoffzuteilung an die bereits im Straßenverkehr befindlichen Kraftfahrzeuge, insbesondere Lastkraftwagen, macht eine Zulassungssperre für Personenkraftwagen und Motorräder notwendig, da der Gemeinde Wien nur beschränkte Treibstoffmengen zur Verfügung stehen. Bürgermeister Körner hat daher eine Zulassungssperre bis zum 15. Oktober 1946 für Personenkraftwagen und Motorräder angeordnet. Sollte eine Erhöhung der Treibstoffzuteilung früher erfolgen, kann die Sperre aufgehoben werden.

25.7.1946: 10 Care-Pakete für alte Wiener

Care-Pakete enthalten viele notwendige Lebensmittel.

Übergabe der ersten zehn Care-Pakete.

Bundespräsident Dr. Karl Renner hat die 10 Care-Pakete, die ihm der Oberbefehlshaber der amerikanischen Besatzungstruppen General Clark heute namens des Präsidenten der Vereinigten Staaten Truman als symbolisches Geschenk am Beginn der Care-Aktion übergeben hat, dem Bürgermeister zur Verteilung an bedürftige alte Wiener übermittelt.

Dies ist die erste Auswirkung des Appells des Bürgermeisters an den Bürgermeister von New York, im Rahmen der Care-Paketaktion den unter der Lebensmittelnot besonders leidenden alten Leuten unserer Stadt zu helfen. Die Zuteilung dieser 10 Pakete ist als Symbol aufzufassen. Die erste große Sendung von Care-Paketen ist in Wien eingetroffen und wird in den nächsten Tagen widmungsgemäß verteilt.

26.7.1946: Sperrung der Notbrücke über den Donaukanal

Die in den Kampftagen des Vorjahres von russischen Pionieren errichtete hölzerne Notbrücke zwischen der Stadionbrücke und dem Gaswerksteg ist beschädigt und stellt außerdem ein Hindernis für den Durchfluss größerer Wassermengen und für die in naher Zukunft anzustrebende Wiederschiffbarmachung des Donaukanals dar. Diese Behelfsbrücke musste daher für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden. Bis auf weiteres kommt für den Übergang über den Donaukanal stromabwärts der Rasumovskygasse bzw. Wittelsbachgasse nur die Rotundenbrücke in Betracht.

27.7.1946: Preise der aufgerufenen Lebensmittel

Für die im Rahmen des Wochenaufrufes zur Ausgabe vorgesehenen Lebensmittel gibt das Marktamt der Stadt Wien folgende Verbraucherpreise bekannt - z.B.:

Lebensmittel

Schilling/pro kg

Frühkartoffeln (slov.)

0,60

Suppenpulver (offen)

1,96

Zucker (Normalkristall)

0,88

Frischmilch (pro Liter)

0,50

Frischeier (pro Stück)

0,21

29.7.1946: Bauarbeiten an den Wienfluss-Anlagen

In der Linken Wienzeile im 6. Bezirk, wo sich zwischen der Moriz- und Fallgasse am 23.4.1946 die linke Wienflussmauer in einer Länge von etwa 160 m bis zu 3,5 m flusswärts verschob und ein Absinken des Straßenkörpers um mehr als 3 m verursachte, gehen die Arbeiten an der Schadensbehebung zügig voran.

Schadensursache war, dass das hinter dieser Mauer angestaute Grundwasser, begünstigt durch mehrere schwere Bombentreffer in der Wienflusssohle, sich unter den Mauerfundamenten einen Weg in das Flussbett bahnte, und den Tegel auf dem die Mauer fundiert ist, aufweichte und schlüpfrig machte, so dass die Mauer unter dem Druck des auf ihrer Rückseite lastenden Erdreiches verschoben wurde.

Da die Mauer, die eine Gesamthöhe von fast 11 m und im unteren Teil eine Dicke von rund 5 m hat, bei dieser Verbiegung nur verhältnismäßig wenig gelitten und nur einige Risse erhalten hat, wird von einer Abtragung und Neuerrichtung Abstand genommen; die Mauer wird vielmehr nach Entfernen der Erdhinterfüllung im Ausmaß von rund 12.000 m3, aufgrund eines vom Stadtbauamt angegebenen Planes durch lotrechte Schlitze unterteilt und nach Herstellung der neuen, entsprechend bemessenen Fundamente, mit Hilfe von Rollensätzen und hydraulischen Pressen aufgerichtet, gehoben und in ihre richtige Lage zurückgebracht werden. Dieses Verfahren ist mit wesentlich niedrigeren Kosten verbunden.

Die Durchführung der Arbeiten wurde einer Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus "Allgemeine Baugesellschaft A. Porr A.G." und Bauunternehmung Ing. Carl Auteried & Co., sowie der Hoch- und Tiefbauunternehmung Hans Zehethofer übertragen.

31.7.1946: Müllgefäße in richtiger Weise benützen

Die Bevölkerung kann bei den derzeitigen Schwierigkeiten der Müllbeseitigung dadurch behilflich sein, dass sie die Müllgefäße in richtiger Weise benützt. In die Coloniakübeln gehören vor allem nicht Bauschutt, Erde, landwirtschaftliche und Gartenabfälle, Ausscheidungen von Menschen und Tieren, Stallmist, Tierleichen, flüssige Küchenabfälle und dergleichen. Auch Gegenstände, die durch ihre Größe oder Beschaffenheit die räumliche Ausnützung oder das Entleeren der Gefäße behindern, wie z.B. Schirmgestelle, Matratzenfedern, alte Töpfe, Gipsbüsten, große Schachteln und dergleichen dürfen auf keinen Fall in die Behälter gestopft werden. Konservendosen sind zusammenzuklopfen, im verkleinerten Zustand in die Gefäße zu geben oder aber man reinigt sie und sammelt sie im Haus, bis sie abgeführt werden. Nach jedem Gebrauch sind die Deckel der Behälter zu schließen, damit die Fliegen nicht hinzukommen können. Alle brennbaren Abfälle sollen, z.B. in der Waschküche, verbrannt werden. Nur so kann die Kehrichtabfuhr entlastet werden.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).