Historischer Rückblick aus dem Jahr 1946

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1946

September

2.9.1946: Mehr als 2,6 Millionen für die Behebung der Kriegsschäden an den Kanälen

Im Zuge der Entfernung der Schuttmassen aus den Straßen und der fortschreitenden Kanalräumung kamen im Jahre 1946 weitere 137 Kanalgebrechen zum Vorschein, damit erhöht sich die Zahl der Schäden, die durch Fliegerangriffe entstanden sind, auf 1.480. Die endgültige Zahl der Schäden, die durch den Krieg an den Kanalrohren verursacht wurde, ist aber sicher noch nicht erreicht. Sie wird sich zweifellos bis zur Beendigung der Schuttabfuhr noch erhöhen. Für die Behebung, der bisher bekannt gewordenen Schäden, werden die Kosten mit mehr als 2,6 Millionen veranschlagt.

3.9.1946: Wildes plakatieren ist verboten!

In den letzten Jahren ist die Unsitte eingerissen, auf jeder Wand Ankündigungen aller Art anzubringen. Auf diese Weise sind, besonders an stark frequentierten Plätzen, ganze Plakatwände entstanden, deren äußeres Bild wenig ansprechend ist. Da diese Ankündigungen zumeist mit der Hand geschrieben sind, entbehren sie jeder optischen Wirkung und erreichen daher meistens überhaupt nicht ihren Zweck.

Ähnliche wilde Plakatierungen haben nach dem Ersten Weltkrieg stattgefunden. Die dadurch hervorgerufene Verschandelung des Stadtbildes wurde schließlich dadurch wirksam bekämpft, dass die Anbringung von öffentlichen Ankündigungen nur auf den dazu bestimmten und geeigneten Plätzen (Ankündigungstafeln) gestattet wurde. Die bezügliche Kundmachung der Polizeidirektion Wien vom 19. Dezember 1922, die sich auf den § 11 des Pressegesetzes stützt, ist nach wie vor in Kraft. Sie besagt, dass Ankündigungen (Plakate) nur an jenen Plätzen angeschlagen werden dürfen, die von der Gemeinde Wien für diesen Zweck bestimmt, bzw. von den konzessionierten Plakatierungsunternehmungen hierfür gemietet und als solche deutlich erkennbar gemacht sind. Das Anschlagen amtlicher Kundmachungen an Amtsgebäuden wird durch diese Bestimmung nicht berührt. Die Übertretung dieser Anordnung oder die Mitwirkung daran wird von der Polizei mit Arrest oder Geldstrafen belegt.

5.9.1946: Ergebnis des Wettbewerbes für holzsparende Dächer

Bei dem allgemeinen, öffentlichen Wettbewerb der Gemeinde Wien zur Erlangung von Entwürfen für holzsparende Dächer aus Stahlbetonfertigteilen, bei dem 39 Projekte zur Beurteilung gelangten, hat das Preisgericht unter Vorsitz des Amtsführenden Stadtrates Novy, in seiner Schlusssitzung am 29. August 1946 nachstehende Preise zuerkannt:

Erster Preis mit 3.000 Schilling für den Entwurf mit dem Kennwort "Universalform", Verfasser N. Rella & Neffe, Baugesellschaft

Zweiter Preis mit 2.000 Schilling für den Entwurf mit dem Kennwort "Wienerisch", Verfasser Allgemeine Baugesellschaft Porr A.G.

Dritter Preis mit 1.000 Schilling für den Entwurf mit dem Kennwort "Franziska", Verfasser Prof. Dr. Friedrich Lehmann.

Außerdem wurden 6 Projekte durch Ankäufe mit je 500 Schilling ausgezeichnet.

Die eingereichten Entwürfe werden bis 21. September 1946 im Wiener Rathaus (Festsaal) ausgestellt.

5.9.1946: Heimkehrer aus Russland und Jugoslawien

Während schon am 31. August 64 Heimkehrer aus Moskau, unter ihnen 15 Wiener, am Ostbahnhof eintrafen, kam am 1. September ein Transport mit 265 Mann, darunter 93 Wiener, aus dem Kriegsgefangenenlager Nischnj Nowgorod, Kolotschek, Lager Nummer 216, in Wien an. Am gleichen Tag sind 47 und am 2. September 30 aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft entlassene Wiener aus dem Lager Belgrad auf dem Wiener Ostbahnhof eingetroffen.

Auch heute traf ein Transport mit 498 Heimkehrern, unter ihnen 174 Wiener, auf dem Ostbahnhof ein. Die Heimkehrer kommen aus den Lagern Rosdewstjeno, Juwanow, Lechnowa, Stalino und Karakubstroj, von wo aus sie in das Sammellager Maramaros Soiget gebracht worden waren.

6.9.1946: Wenig Geld für Gartenanlagen

Für die Behebung der Kriegsschäden in den Wiener städtischen Gartenanlagen stand für das laufende Jahr nur ein Betrag von 500.000 Schilling zur Verfügung.

Diese Mittel waren allerdings bald erschöpft, obwohl viele Instandsetzungsarbeiten mit eigenem Personal durchgeführt wurden.

Bis zur Mitte des heurigen Jahres wurden rund 20 Parks, die weniger stark beschädigt waren, so weit renoviert, dass sie von der Bevölkerung benützt werden können. Der vollkommen zerstörte Esterhazypark wurde von Grund auf neu hergestellt und steht vor der Vollendung. In verschiedenen anderen Anlagen sind Splittergräben entfernt und eingeebnet worden. In den Alleestraßen mussten die durch jahrelange Vernachlässigung und Kriegseinwirkung beschädigten Bäume wegen Gefährdung der Straßenoberleitungen und aus Sicherheitsgründen umgeschnitten werden. In den Gärtnereien sind 23 Glashäuser, die in den vergangenen Monaten für den Gemüseanbau von großer Bedeutung waren, wieder aufgestellt worden. 2.500 Mistbeetfenster mussten repariert und neu eingeglast werden.

Großzügig wurde der Anbau von Gemüse, Ölfrüchten und Medizinalpflanzen betrieben. Insgesamt 250.000 m2 Boden, einschließlich der Gärtnereien, sind von der Magistratsabteilung 42 für diesen Zweck verwendet worden. Im ersten Halbjahr 1946 konnten daher nicht nur beachtliche Mengen an Gemüse abgeliefert, sondern auch drei Millionen Stück Gemüsepflanzen an Erntelandbesitzer und Kleingärtner verteilt werden.

Unangenehm bemerkmar macht sich das Fehlen von Kompressoren zur Entfernung der betonierten Löschwasserteiche, Bunker und Splittergräben. Erst bis diese Luftschutzbauten verschwunden sind und wieder mehr Geldmittel zur Verfügung stehen, wird die endgültige Wiederherstellung der Wiener Gartenanlagen möglich sein.

7.9.1946: Einschaltung der Betriebe

Zur Erleichterung der Berufstätigen kann die Anmeldung und der Bezug der Erdäpfel für die Einlagerung auch betriebsweise erfolgen. Betriebe, denen die Beschaffung der Lagererdäpfel für ihre Betriebsangehörigen und deren Familienmitglieder mit eigenem Fuhrwerk möglich ist, sammeln die neuen Kartoffelkarten der in Frage kommenden Personen, für Kinder bis zu 3 Jahren die Lebensmittelkarten 19, ein, und bestätigen die Übernahme jeder Karte durch Aufdruck der Betriebsstampiglie. Die Abschnitte werden vom Landesernährungsamt übernommen.

9.9.1946: Die Wiederherstellung der Wiener Straßen

Von ursprünglich 4.590 Bombentrichtern standen zu Beginn dieses Jahres nur noch 810 offen. Von diesen sind im ersten Halbjahr 1946 weitere 434 geschlossen worden. 59.850 m2 Großsteinpflaster wurden verlegt, wozu 103.300 Stück Pflastersteine erforderlich waren. Dazu kommt noch die Instandsetzung von 11.520 m2 Asphaltpflaster, 57.420 m2 Makadampflaster und Teerungen auf einer Fläche von 17.460 m2 Straßen. Durch die Abteilung "Baustoffbeschaffung" sind für den Straßenbau 12.867 m3 Schotter aufgebracht worden.

9.9.1946: Bevorzugte Bedienung von berufstätigen Frauen beim Einkauf

Berufstätige Frauen, die auch einen Haushalt führen, sind beim Lebensmittel-Einkauf bevorzugt zu bedienen. Als Ausweis dient die Gewerkschaftslegitimation, die einen Vermerk trägt, dass die Inhaberin des Ausweises berufstätig und haushaltsführend ist. Diese Verfügung ist in jedem Geschäft, durch einen Aushang den übrigen Kunden zur Kenntnis zu bringen. Von den Hausfrauen, die nicht berufstätig sind, wird entsprechendes Verständnis für diese Verfügung erwartet.

11.9.1946: Kriegskosten und kein Ende

In der Sitzung des Stadtsenates berichtete Stadtrat Honay, über eine im Voranschlag nicht vorgesehene Ausgabe von 3.000 Schilling. Es handelt sich dabei um die Bezahlung von Einrichtungsgegenständen des Luftschutzbefehlsturmes in der Stiftskaserne, die im Jahre 1944 angeschafft aber damals nicht beglichen wurden. Die Kosten der sechs Wiener Flaktürme betragen so viel wie der Bau von 9.000 Gemeindewohnungen. Und noch immer tauchen unbezahlte Rechnungen aus den Kriegsjahren auf!

11.9.1946: Altpapier- und Hadernsammlung in ganz Wien

Da derzeit besonderer Mangel an Rohmaterial für die Textil- und Papierindustrie herrscht, hat das Hauptwirtschaftsamt der Stadt Wien im Einvernehmen mit den drei Parteien und dem Wiener Stadtschulrat beschlossen, in der Zeit vom 16. September bis 2. Oktober eine Altpapier- und Hadernsammlung in den Bezirken 1 bis 21 durchzuführen. Damit haben alle Wiener Haushalte und Geschäftsinhaber die Möglichkeit, altes Verpackungsmaterial, Pappschachteln, Papiersäcke, Papierabfälle, alte Bücher usw. sowie Hadern und unbrauchbare Kleider loszuwerden und zugleich einer Wiederverwertung zuzuführen. Haupt- und Mittelschüler werden an dieser Aktion mithelfen. Das Reinerträgnis wird zur Errichtung eines Landheimes der Wiener Jugend verwendet. Das gespendete Material soll beim Haustor hinterlegt werden, von wo es durch Lastkraftwagen der Gemeinde Wien abgeholt wird. Die Bezirkssammeltage werden im Radio und der Presse bekanntgegeben.

11.9.1946: Albert und Else Bassermann kehren zurück

Albert Bassermann hält ein Gastspiel am Volkstheater.

Von Albert Bassermann, der in nächster Zeit zu einem Gastspiel am Volkstheater in Wien eintrifft, ist als Antwort auf eine Einladung des Bürgermeisters folgendes Telegramm eingetroffen:

"Niemand kann sich Wiens Ruf, am Wiederaufbau der Kunstzentrale Europas mitzuhelfen, verschließen. Ihre Einladung ehrt uns. Wir kommen gerne als Gäste des Volkstheaters und grüßen in Ihnen die gute alte Stadt und alle diejenigen, die echten Wiener Geist durch die Jahre der Gewaltherrschaft hochgehalten haben. Else und Albert Bassermann."

12.9.1946: Täglich Heimkehrertransporte

Ein Transport aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft mit 140 Heimkehrern, darunter 17 Wiener, kam am Ostbahnhof an. Die Entlassenen stammen aus den Lagern Semlin und Mitrowica sowie weitere 62 Heimkehrer, davon 17 Wiener, aus den Lagern Mostar, Tschernagora und Rudnica. Auch aus dem unter amerikanischer Kontrolle stehenden Kriegsgefangenenlager Pisa kamen 36 Heimkehrer, darunter 31 Wiener auf dem Südbahnhof an.

12.9.1946: Der Sportbeirat der Stadt Wien wieder einberufen

Durch Stadtrat Matejka wurde heute der Sportbeirat der Stadt Wien, bestehend aus drei Mitgliedern des Wiener Gemeinderates und 10 Vertretern der vier Wiener Sportverbände - ASKÖ, Hauptverband für Körpersport, Turn- und Sportunion, Wiener Fußballverband - wieder einberufen. Dieser halbamtlichen Körperschaft obliegt nunmehr wieder die Vertretung der Interessen der Sportorganisationen Wiens und die Beratung und Vertretung der Gemeindeverwaltung in allen Angelegenheiten des Körpersports.

Der Sportbeirat, 1927 von Stadtrat Prof. Dr. Tandler geschaffen, ist die erste und älteste Organisation dieser Art in Österreich.

Stadtrat Matejka umriss die Aufgaben des Sportbeirates für die Zukunft: die Lösung der Spiel- und Sportplatzfrage aufgrund einer systematischen Spielplatzplanung durch Schaffung eines ganz Wien umspannenden Spielplatznetzes, den Wiederaufbau der zerstörten Sportstätten, die Finanzierung des Übungsstättenbaues, die Subventionierung des Körpersports, die Teilnahme an den Olympischen Spielen u.v.a.

13.9.1946: Die Gemeinde Wien fördert die Lehrlingsausbildung

In der Sitzung des Stadtsenates berichtete Stadtrat Dr. Freund über die erstmalige Verleihung von monatlichen Ausbildungsbeihilfen für die werktätige Jugend. Ähnlich den Stipendien für die studierende Jugend sollen diese Beihilfen mittellosen Wiener Jugendlichen in bestimmten Berufen eine praktische Berufsausbildung durch den Antritt einer Lehre ermöglichen.

Im Einvernehmen mit dem Arbeitsamt für Jugendliche, den Gewerkschaften, der Kammer für Handel und Gewerbe und dem Lehrlingsreferat der Gemeinde Wien wurden eine Anzahl von Berufen für die weibliche und die männliche Jugend für diese Förderung ausgewählt. Es wurde vor allem auf solche Berufe Bedacht genommen, die volkswirtschaftlich gesehen, den Lehrlingen voraussichtlich gute Aussichten einer Existenz bieten. Die Gemeinde Wien will damit sowohl den wirtschaftlich schlecht gestellten Jugendlichen während ihrer Lehrzeit eine Hilfe bieten, als auch dem Gewerbe den so dringend benötigten Nachwuchs zuführen.

14.9.1946: "Niemals vergessen" - Feierliche Eröffnung der antifaschistischen Ausstellung

Heute fand in den Räumen des Künstlerhauses die Eröffnung der antifaschistischen Ausstellung "Niemals vergessen" statt. In Anwesenheit zahlreicher Festgäste, unter ihnen die Vertreter der auswärtigen Mächte, die Stadtkommandanten, Mitglieder der Bundesregierung u.a. hielt StR. Matejka seine Festansprache und führte u.a. folgendes aus: "Überlebende des Faschismus! Gegner des Faschismus! Antifaschistische Kämpfer! So spreche ich Sie heute an. In diesem Geiste haben wir uns hier versammelt ..."

"... wir haben uns an die Künstler, die tiefer in die Menschenseele hineinsehen, gewendet um die grauenhafte Geschichte zu verdichten und zu gestalten. Ich bin aber überzeugt, dass, wenn wir zu den Dingen noch mehr Abstand gewonnen haben, ein noch klareres Bild und ein schrecklicher Abglanz der Hölle entstehen wird."

"... diese Ausstellung wird, ob sie nun den Beifall oder der Kritik der Besucher begegnet, jedenfalls eine leidenschaftliche Anteilnahme in der Bevölkerung erregen. Wenn irgendwo, so wird hier der Beschauer das Gefühl haben: Tua res agitur: Es handelt sich um deine eigenste Sache. Und noch eines ist von Interesse: die Ausstellung ist im einträchtigen Zusammenwirken aller drei Parteien entstanden. Das ist ja das einigende Band, das uns alle verbindet: die Schrecklichkeit des gemeinsamen Erlebens und der unabdingbare Wille, damit fertig zu werden und etwas Neues - unser demokratisches Österreich - zu schaffen, das für die Zukunft unterschütterlich steht und fest im Volk verankert ist. Der Nationalsozialismus, der Faschismus, das war der Krieg; sie führten automatisch zur Krise, zum Krieg, zur Katastrophe. Wir aber wollen unserem Volke und den anderen Völkern den Frieden sichern."

Als Vertreter des Bundesverbandes ehemals politisch verfolgter Antifaschisten Österreichs sprach Dr. Fritz Bock. Bundeskanzler Ing. Figl führte in seiner Rede u.a. aus: "Niemals vergessen! das Motto dieser Ausstellung - in diesen zwei Worten liegt eigentlich der ganze Inhalt, der ganze Geist, den wir heute erstreben wollen, nicht nur als Österreicher, die ganze Menschheit soll: 'Niemals vergessen!"

"Recht siegt über Gewalt, Menschlichkeit über Barbarei" steht als Leitspruch über 13 historischen Kartentafeln und ebenso vielen Photomontagen, die Machtanstieg und Abstieg des Faschismus bis zu seinem Zusammenbruch aufzeigen. Die "Bilanz des Krieges", ein überdimensionales Wanddiorama zeigt im Vordergrund den Zug der Heimatlosen, dahinter die Zerstörungen in Wien, an der Wand Zahlen der Opfer und die Größe der Wertzerstörungen. Eine Tafel bringt unter dem Titel "Hohenzollern-Hitler-Deutschland kontra Österreich" den historischen Ablauf von 1741 bis 1945 in graphischer Darstellung. Kleinmodelle und Wandgraphiken mit entsprechenden Zahlenangaben beweisen, dass für die Kosten der Wiener Luftschutzbauten 9.034 Wohnungen, für den erpressten Kriegskostenbeitrag Wiens eine ganze Stadt hätte erbaut werden können. Der größte Saal der Ausstellung präsentiert vier riesige Wandzeichnungen, die das Gesamtthema des Saales "Stützpfeiler des Faschismus: Lüge, Verrat, Gewalt" zusammenfassen. "Judenverfolgung - Judenvernichtung" und "Widerstandsbewegung" sind die Themen zweier anderer Ausstellungssäle. Nach der Darstellung eines einmaligen Leidensweges tritt der Beschauer in immer hellere Räume. In sämtlichen Räumen des 1. Stockes des Künstlerhauses werden Bilder und Graphiken österreichischer Künstler ausgestellt, die zum Thema "Antifaschismus" berichten, die illustrierend oder anklagend Stellung nehmen und die antifaschistische Haltung der österreichischen Künstlerschaft demonstrieren.

Die Ausstellung wurde von einer Gruppe von Künstlern, unter der Führung von Prof. SLAMA, ausgerichtet.

17.9.1946: Aufruf: Eltern! Mütter und Väter!

"Die Jugend muss von der Straße weg, sie muss im Erwerbsleben Anschluss finden. Die Gemeindeverwaltung hat durch die Aktion 'Jugend am Werk' für alle die Einrichtung geschaffen zur Überbrückung der Zeit von der Schule bis zur Vermittlung auf den richtigen Lehr- oder Arbeitsplatz. Helft mit und sorgt dafür, dass kein Bub und kein Mädchen unbeaufsichtigt bleibt. Schickt alle in die Heime der Aktion 'Jugend am Werk', wo ihnen neben der Arbeit, Spiel und Sport, der Weg ins Leben gezeigt wird. Kommt selbst mit Euren Kindern, wenn Ihr Beratung braucht".

18.9.1946: Die Liquidierung der Luftschutzbunker

Die Liquidierung der Luftschutzbauten ist in stetem Fortschreiten begriffen. Der Umbau des Luftschutzbunkers unter dem Friedrich Schmidt Platz zu einer städtischen Großgarage ist bereits zu mehr als 50 Prozent fertiggestellt. Der Schutzraum unter dem der Universität zunächst liegenden Teil des Rathausparkes wird in einen städtischen Archivraum umgewandelt. Die Arbeiten hierfür sind ebenfalls schon sehr weit gediehen. Aus dem Bunker beim Westbahnhof ist eine Notunterkunft für Reisende geworden. Die große Anlage kann bereits seit Ende Juni benützt werden. Sieben weitere Luftschutzbunker wurden im Laufe des ersten Halbjahres 1946 an Dienststellen und private Bewerber zur friedensmäßigen Nutzung übergeben.

In den unter den Verkehrsflächen liegenden Stollen des früheren "Schutzraumnetzes Innere Stadt" sind andauernd Sicherungsarbeiten durchzuführen. Neben der Errichtung von Sprengmauern mussten dort Anschüttungen vorgenommen und die provisorische Holzauszimmerung ersetzt werden.

18.9.1946: Das Altersheim Baumgarten wiederhergestellt

Das städtische Altersheim Baumgarten, eine Schöpfung des verstorbenen Stadtrates Dr. Tandler, konnte wieder seiner Bestimmung übergeben werden.

Das Gebäude war zuerst die Wiener Landwehrkaserne; von 1916 bis 1918 diente es als Reservespital, 1919 dann als Malariaspital. 1922 wurde es von der Gemeinde Wien als Versorgungshaus mit einem Fassungsraum für 1.100 Personen eingerichtet. Im Zweiten Weltkrieg war das Gebäude ein Flüchtlingslager und bis Ende des Krieges ein Lazarett. Im April 1945 verwendeten es die Russen für ihre Zwecke, als dann auch die anderen Alliierten nach Wien kamen beschlagnahmten die Franzosen das Gebäude, bis es dann endlich wieder an die Gemeinde übergeben wurde.

Der frühere Leiter der Anstalt, Putzendoppler, machte sich mit allen verfügbaren Kräften daran, das Altersheim wieder aufzubauen und so konnte das Heim heute wieder seiner Bestimmung übergeben werden.

19.9.1946: Margareten frei von Schutt!

Ein paar Worte nur, doch welche große Leistung verbirgt sich dahinter! Erinnerungen tauchen wieder auf: Fliegeralarme, fallende Bomben, berstende Häuser, Schutt und Trümmer. Margareten zählte zu den am schwersten betroffenen Bezirken. Nach Ende der Gemeinschaftsarbeit der Wiener im Oktober 1945, waren die Arbeiten noch lange nicht abgeschlossen. Unter dem von der Bezirksleitung beauftragten Bezirksrat Loew begann die restlose "Schuttfreimachung" von Margareten. Unter Mithilfe des englischen Militär-Kommandanten Captain Ripley und Major Tree, die mit Beistellung von Kraftwagen, Baggern, Kipper und anderer technischer Hilfsmittel, für die Unterstützung des Bezirkes sorgten, ging es zügig voran. So konnte auch in freiwilligem Einsatz von 13.847 Männern und Frauen, den österreichischen Jugendverbänden und 6.991 Zivilarbeitern und in unfreiwilligem Einsatz von 15.343 Nationalsozialisten in rund 300.000 Arbeitsstunden Margareten, das über 1.000 beschädigte oder zerstörte Häuser aufwies, von Schutt und Mist befreit werden.

Margareten ist als erster Wiener Bezirk schuttfrei.

19.9.1946: Wiener, unterstützt Eure Wiener Messe! Ein Aufruf des Bürgermeisters.

Bürgermeister General Dr. h.c. Körner erlässt an die Wiener Bevölkerung zur Sicherung der Durchführung der ersten Wiener Friedensmesse folgenden Aufruf: "In der Woche vom 6. bis 13. Oktober 1946 wird die erste Wiener Friedensmesse stattfinden. Diese für die Wiederbelebung unserer heimischen Wirtschaft und damit für die Sicherung unserer Zukunft und die Wiederbegründung eines gewissen Wohlstandes der arbeitenden Menschen dieses Landes so wichtige Veranstaltung, die zugleich den Aufbau und Lebenswillen der Wiener dokumentiert, kann nur zustande kommen und Erfolg bringen, wenn wir alle dazu beitragen. Hunderte Arbeiter und Arbeiterinnen leisten einen solchen Beitrag bereits seit vielen Wochen. Nur dank ihrer aufopfernden Arbeit wird es gelingen, den durch Fliegerbomben und Brandkatastrophen schwer beschädigten Messepalast und die durch die Kampfhandlungen nahezu vollständig zerstörten Messeanlagen im Prater fristgerecht fertigzustellen. Dieses große Opfer und diese lobenswerte Leistung unserer Bauarbeiter verliert ihren Sinn, wenn wir die Fremden, die zur Messe kommen nicht in Wien beherbergen können. Unsere Hotels sind zum Teil zerstört, zum anderen Teil dienen sie, mit wenigen Ausnahmen, der Unterbringung alliierter Truppen und Verwaltungsstellen. Die Privatquartiere aber, die uns als ständige Fremdenzimmer zur Verfügung stehen, reichen für den zu erwartenden Fremdenzustrom bei weitem nicht aus.

Ich bitte daher alle Wiener Haushalte, die in dieser Woche eine saubere Schlafstelle frei haben oder durch einige Einschränkungen in der Familie ausnahmsweise freimachen können, sie gegen Entgelt zur Unterbringung von Messegästen zur Verfügung zu stellen. Das Wohnungsamt der Stadt Wien wird aus einem solchen Entgegenkommen keine Schlüsse ziehen. Kein Fremder darf in der Messewoche ohne Unterkunft bleiben. Dies sind wir unserem Ruf als gastfreundliche Fremdenstadt und unserer Zukunft schuldig.

Wiener meldet sofort beim Wiener Verkehrsverein (1, Schubertring 6), Eure Bereitschaft zur Aufnahme von Messebesuchern. Für die Überlassung eines Wohnraumes wird ein Entgelt von 10 Schilling aufwärts pro Nacht bezahlt."

Der Bürgermeister

21.9.1946: Die Präsidentin von "Rädda Barnen" in Wien

Die Präsidentin der schwedischen Hilfsaktion "Rädda Barnen" - Rettet die Kinder - Frau Margit Levenson, ist heute in Wien angekommen. Sie wird an der Eröffnungsfeier des unter schwedischer Patronanz stehenden Kinderheimes der Stadt Wien auf der Hohen Warte, teilnehmen. Durch die schwedische Kinderausspeisung und andere Hilfsaktionen ist ihr Wirken 60.000 Kindern und ihren Eltern ein Begriff geworden. "Rädda Barnen" führt Hilfsmaßnahmen in vielen Ländern Europas durch. Die finanziellen Mittel hierfür werden aus privaten Spenden aufgebracht.

21.9.1946: Die ersten Dauerkleingärten seit dem Krieg

Stadtrat Novy referierte über die Schaffung von drei Dauerkleingartenanlagen auf dem Michaelerberg, auf dem Laaerberg und zwischen der Rosentalgasse und Steinböckgasse im 14. Bezirk. Es handelt sich dabei um die ersten Dauerkleingärten, die die Stadt Wien seit dem Krieg vergibt. Die neuen Anlagen nehmen zusammen eine Fläche von mehr als 247.000 m2 ein, die in 517 Parzellen zu je rund 400 m2 unterteilt sind. In der Anlage auf dem Laaerberg sind außerdem noch drei große Gemeinschaftslose für ein Schutzhaus, einen Spielplatz oder sonstige Einrichtungen vorgesehen.

23.9.1946: Altpapier- und Hadernsammlung

Um 8 Uhr früh findet heute die "Altpapier- und Hadernsammlung" im 13. Bezirk statt.

23.9.1946: Heimkehrer aus Rimini

Auf dem Meidlinger Südbahnhof kam ein kleinerer Transport mit 53 aus englischer Kriegsgefangenschaft Entlassener, unter ihnen 53 Wiener, an. Die Heimkehrer stammen aus dem Lager Rimini.

24.9.1946: Die Kriegsschädenbehebung auf dem Zentralfriedhof

Die größte Wiener Friedhof ist der Zentralfriedhof. Seine Fläche von etwa 2,700.000 m2 entspricht ungefähr der Ausdehnung des 7. und 8. Bezirks zusammen. Heute liegen im Zentralfriedhof rund 1,270.000 Tote, darunter 16.900 Soldaten des Ersten Weltkrieges und ungefähr 3.500 Gefallene aus dem letzten Krieg. 2.000 Offiziere und Soldaten der Roten Armee wurden in einem eigenen zum Heldenfriedhof ausgestalteten Friedhofsteil bestattet.

Von den Kriegseinwirkungen ist auch der Zentralfriedhof nicht verschont geblieben und so wurde dort nach Abschluss der Kampfhandlungen sofort mit den Wiederinstandsetzungsarbeiten begonnen. Zahlreiche Bombentrichter mussten zugeschüttet werden, 2.500 Meter Abflussrohre wurden ausgegraben und 99 Wasserrohrbrüche behoben. Ferner waren verschiedene Objekte auszubessern, Diensträume instandzusetzen und 6 Glashäuser gänzlich neu einzuglasen. Außer dem großen russischen Kriegerfriedhof wurden 220 Grabsteine und Einfassungsfundamente angelegt.

25.9.1946: Belgien hilft Österreich

Im Zeichen der Verbundenheit mit der notleidenden Bevölkerung in Österreich wurde heute auf dem Wiener Franz-Josefs-Bahnhof ein Waggon mit 1.275 Lebensmittelpaketen und Kleidern im Gesamtgewicht von 15 Tonnen ausgeladen, die von der Österreichischen Freiheitsfront und von der Gesellschaft Amities Belgo-Autrichiennes in Belgien gesammelt wurden. Sie werden nach den Wünschen der Spender verteilt, ein Teil wird der "Volkssolidarität" zur Verfügung gestellt.

Im Namen der belgischen Freiheitskämpfer sprach Herr Meiselmann und betonte, dass es nicht leicht war nach Österreich Hilfe zu bringen, weil auch dem belgischen Volk große Einschränkungen auferlegt sind. Wenn es aber doch möglich war, dann ist es der Freundschaft des belgischen Volkes und dem Verständnis der zuständigen belgischen Stellen zu danken. Dieser Sendung sollen demnächst noch weitere folgen. Es besteht die Absicht, monatlich 20.000 kg Lebensmittel nach Österreich zu bringen. Die Österreicher in Belgien wollen alles daran setzen, künftig auch Nahrungsmittel für Kinderheime und alte Leute zu schicken.

25.9.1946: Neuerlich verschärfte Situation in der Stromversorgung

Infolge weiterer Reduzierungen der Wasserkraftanlieferungen und Knappheit in der Heizölbelieferung haben sich die bisher durchgeführten Abschaltungen als ungenügend erwiesen. Die städtischen Elektrizitätswerke sind daher gezwungen, zeitweise beide Kabelgruppen, die sonst nur abwechslungsweise ausgeschaltet werden sollten, gleichzeitig auszuschalten.

Da infolge der anhaltenden Trockenheit mit einem weiteren Rückgang der Wasserkraftstromlieferungen und mit unregelmäßigen Lieferungen aus dem Verbundnetz gerechnet werden muss, hat der Bundeslastverteiler weitere Einschränkungen des Stromverbrauches angeordnet, die zum Teil durch eine Stillegung des Straßenbahnverkehrs erzielt werden müssen. Um vor allem die arbeitende Bevölkerung nicht allzu hart zu treffen, werden in erster Linie die Radiallinien, das sind die vom Ring nach auswärts führenden Linien, aufrecht erhalten. Von der Stillegung werden also vor allem die Rundlinien betroffen. In der Zeit von 9 bis 16 Uhr werden einige Straßenbahnlinien stillgelegt werden, z.B. die Linie 5, 6, 8, 10, usw. Die Linien der Stadtbahn werden nicht eingestellt.

26.9.1946: Ausbildungslehrgang für Lebensmittelexperten

An der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung in Wien (9, Kinderspitalgasse 15), werden Vorlesungen über das Spezialfachstudium der Lebensmittelchemiker für Bewerber um das Diplom eines Lebensmittel-Experten abgehalten.

26.9.1946: Gleichenfeier im Messegelände

Auf dem Messegelände fand heute die Gleichenfeier statt, bei der der Direktor der Wiener Messe A.G., Gemeinderat Marek, die Ansprache hielt. Er betonte vor allem, den Wiederaufbauwillen des österreichischen Volkes und sprach seinen Dank an die Alliierten aus, die diesen Wiederaufbau so tatkräftig unterstützen.

27.9.1946: Wettbewerb - Gänsehäufel

In der September-Sitzung des Technischen Beirates für den Wiederaufbau der Stadt Wien wurde u.a. das Projekt einer Sporthalle besprochen, die der Wiener Eislaufverein errichten will. Weiters wurden die Entwürfe des Stadtbauamtes für die geplanten Wettbewerbe zur Wiedererbauung des städtischen Strandbades Gänsehäufel und zur Erlangung von Voranschlägen für holzsparende Deckenkonstruktionen besprochen. Zur Ausarbeitung von Entwürfen für das Gänsehäufel sollen acht Architekten eingeladen werden. Dem Wettbewerb über holzsparende Deckenkonstruktionen kommt infolge der prekären Lage auf dem Holzmarkt besondere Bedeutung zu.

28.9.1946: Wettbewerb und Ausstellung der "Maler aus dem Volke"

Unter dem Motto: "Bilder, die wir sehen" veranstalten die Wiener Volkshochschulen eine Ausstellung im Wiener Messepalast. Die Teilnehmer sind zu einem Wettbewerb mit Geldpreisen eingeladen. Nur Originale und selbständige Arbeiten, womöglich in Rahmen, Passepartouts ausstellungsfertig, dürfen vorgelegt werden.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).