Historischer Rückblick aus dem Jahr 1947

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Dezember 1947

Dezember

1.12.1947: Drei Monate "Wien baut auf"

Nach drei Monaten wurde die Ausstellung "Wien baut auf" geschlossen. Zuerst nur für die Monate September und Oktober vorgesehen, hat das starke Interesse des In- und Auslandes eine Verlängerung der Ausstellung notwendig gemacht. Die Ausstellung wurde von 85.808 Personen besucht. Weiters fanden 557 Gruppenführungen statt. Im Rahmen der Ausstellung wurden 100 künstlerische Veranstaltungen mit 40.000 Besuchern durchgeführt. Im Kinosaal der Ausstellung fand 455 Vorführungen der anlässlich der Ausstellung gedrehten Wiederaufbaufilme statt.

2.12.1947: Instandsetzung von zweieinhalbtausend Wohnungen

Im Monat November wurden insgesamt 574 Wohnungen wiederhergestellt. Dadurch können wieder 1.679 Personen untergebracht werden. Außerdem wurden 2.069 beschädigte Wohnungen repariert. Die Zahl der instandgesetzten öffentlichen Gebäude beträgt zwölf. Bei diesen Arbeiten waren 11.458 Arbeiter von 2.480 Firmen beschäftigt. Daneben wurden 53 Gebäude abgetragen und 52 zum Abbruch vorbereitet.

3.12.1947: Eröffnung der Stadionbrücke

Heute wurde in einem feierlichen Eröffnungsakt die Stadionbrücke wieder dem allgemeinen Verkehr übergeben. In Anwesenheit von Präsident Kunschak, der Bundesminister Dr. hc. Heinl, Helmer, Dr. Hurdes und Maisel, Bürgermeister Körner und Vbgm. Honay sowie zahlreicher Festgäste durchschnitt Präsident Kunschak das Band, das den 3. und 2. Bezirk noch voneinander trennte.

Der Amtsführende Stadtrat für Bauangelegenheiten Novy, entwarf in seiner Ansprache ein Bild des bisherigen Schicksals der an dieser Stelle über den Donaukanal errichteten Brücken. Der jetzige Bau, dessen Vorarbeiten im Herbst 1946 eingeleitet wurden, stellt ein für längere Zeit vorgesehenes Provisorium dar und benützt verschiedene unversehrt gebliebene Teile der im Krieg zerstörten Stadionbrücke. Novy wies besonders darauf hin, dass dies die erste Donaukanalbrücke sei, die aus eigener Kraft, ohne Mithilfe der Besatzungsmächte erbaut werden konnte. Novy schloss mit den Worten: "Möge der Bau dieser Brücke unseren alliierten Freunden zeigen, dass die Stadt Wien und Österreich wieder im imstande sind, aus eigenem den Wiederaufbau durchzuführen".

Die Stadionbrücke wurde im Zeitraum von 75 Jahren nun schon das dritte Mal erbaut. Im Jahre 1873 wurde an dieser Stelle nach den für diese Zeit modernsten Grundsätzen eine Bogenbrücke mit Zugband aus belgischem Schweißeisen errichtet, die eine Stützweite von 60 m und deren Fahrbahn eine Breite von 9,90 m hatte. Sie erhielt damals den Manen "Kaiser Josefs-Brücke" und wurde 1919 in "Schlachthausbrücke" umbenannt.

Der Verkehrsentwicklung in der Ersten Republik, die auf das Ansteigen des Sportbetriebes im Prater und die Errichtung des Stadions zurückzuführen war, konnte die alte Brücke bald nicht mehr gerecht werden. Der geplante Bau einer neuen Brücke konnte aber erst im Jahre 1934 durchgeführt werden. Sie erhielt den Namen "Stadionbrücke" und wurde im Jahre 1936 dem Verkehr übergeben. Auch die neue Brücke war wieder eine Bogenbrücke. Im Zuge der Kampfhandlungen wurde sie im April 1945 zerstört.

Bei der Entfernung der Trümmer der gesprengten Brücke aus dem Kanalbett und der Errichtung einer Hilfsbrücke einige hundert Meter kanalabwärts haben die von der Roten Armee beigestellten Pioniertruppen die Stadtverwaltung unterstützt. Die Hilfsbrücke ist aber infolge ihrer tiefen Lage im Vorjahre vom Hochwasser weggerissen worden.

Daher entschloss sich die Stadtverwaltung zum Bau eines langfristigen Provisoriums anstelle der zerstörten Brücke, unter Verwendung einiger unversehrt gebliebener Teile.

3.12.1947: Maler Viktor Pipal ein Sechziger

Maler Viktor Pipal, der eben seinen 60. Geburtstag feierte, zählt heute zu den bekanntesten und erfolgreichsten Mitgliedern des Künstlerhauses. Das verdankt er vor allem seinen auf die Farbskala blau, grün, weiß abgestimmten Vorstadtbildern, in denen er die unscheinbaren, niederen Häuserzeilen der äußeren Bezirke zu Schauplätzen eines erregenden Kampfes zwischen Licht und Finsternis oder eines magischen Kolorits zu machen versteht. Auch seine im Motiv ganz schlichten figuralen Kompositionen bestechen durch ihren Farbenzauber und ihren Reichtum an künstlerischen Feinheiten. Der Künstler, der aus dem Lehrerstande hervorgegangen ist, hat sich sein technisches Können in der spärlichen Freizeit neben seinem Beruf erworben.

Als er um 1930 mit seinen Lehrer-Kollegen zum erstenmal als Maler im "Waldmüllerbund" hervortrat, besaß er bereits eine ausgeprägte künstlerische Physiognomie. 1934 debütierte er im Künstlerhaus und schritt seitdem von Erfolg zu Erfolg. Er errang nicht nur den Staatspreis, sondern fand mit seinen Werken auch Aufnahme in öffentlichen Sammlungen wie der Staatsgalerie, der Albertina, dem Niederösterreichischen Landesmuseum und den Wiener Städtischen Sammlungen.

4.12.1947: Errichtung städtischer Wohnhausbauten am Roten Berg

Nach den beiden großen Siedlungen auf dem Unteren Wienerfeld und im Bezirk Donaustadt, wurde nun vom zuständigen Gemeinderatsausschuss der Neubau einer Wohnhausanlage am Roten Berg im 13. Bezirk, Gogolgasse, mit einem Kostenaufwand von 3,350.000 Schilling genehmigt. Es werden insgesamt 48 Wohnungen, und zwar "Ledigen-Wohnungen" mit einem Ausmaß von ungefähr 30 m2, Wohnungen für kinderlose Ehepaare und für Ehepaare mit Kindern mit einem Ausmaß von 53 bis 61 m2, errichtet. Die Anlage wird aus Mehrfamilienhäusern bestehen, deren Entwürfe von den Architekten Franz Gomsi, Raimund Lorenz und Walter Foral geliefert wurden. Selbstverständlich sind auch Gartenanlagen und Planschbecken vorgesehen.

5.12.1947: Eine Fabrik für Baustoffe auf dem Morzinplatz

Mitten im Trümmerfeld des Kaiviertels, auf der schon vom schuttbefreiten Fläche des Morzinplatzes erhebt sich ein ungefähr zwei Stockwerke hohes hölzernes Ungetüm, das in seinem Äußeren einem riesigen Pfahlbau gleicht. Es ist eine Schutt-Aufbereitungsanlage der Baustoffabtransport- und Verwertungsgesellschaft m.b.H., die in sechsmonatiger Arbeit aufgestellt und betriebsfertig gemacht wurde. Alle Teile der Anlage, mit deren Herstellung erst nach Kriegsende begonnen wurde, sind österreichisches Erzeugnis.

Durch das Kaiviertel zieht sich gegenwärtig ein Geleisenetz einer Schmalspurbahn, auf dem mit zahlreichen Kippwagen der Schutt an die Maschine herangebracht wird. Die Wagen kippen ihren Inhalt in einen in den Boden versenkten Einlauftrichter, von wo aus ein mehrere Meter langes Förderband durch einen Schuttspeiser gleichmäßig beschickt wird. Zu beiden Seiten des Förderbandes steht je ein Arbeiter, die die immer wieder auftauchenden Metallteile aussortieren, damit der Mechanismus der Anlage nicht gefährdet wird. Vom Förderband fällt der Schutt auf ein Vorsieb, wo die feineren Teile des Materials bis zum Durchmesser von 15 Millimeter in drei Korngrößen zerlegt werden. Alles was größer ist, fällt in eine Hammermühle, die den Schutt auf Stücke im Höchstdurchmesser von 25 Millimeter zerkleinert. Auch dieses vor allem aus Bruchziegeln gewonnene Material wird wieder in drei Körnungen zerlegt und automatisch auf große Silos verteilt. Das auf diese Art gewonnene neue Material eignet sich einerseits als Putzsand, Maurersand, Schlemmsand, Pflastersand und zur Beschüttung von Decken, als auch für die Herstellung von Kunststeinen aller Art wie Mauerziegel, Hohlblocksteine usw.

Diese neuen Baustoffen werden bezugscheinfrei an die Bauindustrie abgegeben.

5.12.1947: Bisher 55.000 Schilling durch die Sportgroschenaktion

Der Sportaufbaufonds, der eine Selbsthilfeaktion der vier im Sportbeirat der Stadt Wien vertretenen Sporthauptverbände ist, dient zur Behebung von Kriegsschäden und zum Ausbau der Sportanlagen. In der letzten Sitzung des Sportbeirates wurde über die bisherigen Ergebnisse dieser Sportgroschenaktion berichtet. Aus diesem Sportgroschen, der bereits von den meisten Sportorganisationen als Zuschlag zu den Eintrittspreisen eingehoben wird, konnten bisher, außer den vereinbarten Anteilsbeiträgen des Olympischen Komitees und des Wiener Fußballverbandes, an 13 Vereine zur Wiederinstandsetzung ihrer Sportstätten insgesamt 55.000 Schilling bewilligt werden.

6.12.1947: Die ersten Wienerinnen aus Russland eingetroffen

Der 28. Heimkehrertransport, der heute am Südbahnhof ankam, brachte zum ersten Mal auch Frauen, die in der Sowjetunion in Gefangenschaft waren, in ihre Heimat zurück. Der Transport umfasste 295 Wiener, 121 Niederösterreicher, 17 Staatenlose, 3 Wienerinnen und eine Frau aus Krems. Sie alle wurden von Bürgermeister Körner begrüßt. Die Betreuung hatte der 3. Bezirk übernommen.

Da auch in nächster Zeit Frauen aus russischer Gefangenschaft eintreffen werden, hat die Wiener Heimkehrerwohlfahrtsstelle alle Vorbereitungen für ihre Beratung und Betreuung getroffen.

8.12.1947: Die Pakete für die jugoslawischen Kriegsgefangenen sind schon unterwegs

Die Bezirkskommissionen der Heimkehrerfürsorge haben für die in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Wiener bereits 1.486 Weihnachtspakete aufgegeben. Die Pakete enthalten neben Zigaretten, Bäckereien und kleineren Gebrauchsgegenständen auch warme Wäsche und andere Bekleidungsstücke.

9.12.1947: Österreich ehrt den Schwedenkönig

König Gustav V. von Schweden

Das schwedische Volk feiert das 40jährige Regierungsjubiläum seines Königs Gustav V. Aus diesem Anlass veranstaltete die Österreichisch-Schwedische Gesellschaft gemeinsam mit der Ravag im Rathaus einen Festakt, an dem Bundeskanzler Ing. Dr. Figl, Vizekanzler Dr. Schärf, die Bundesminister Dr. Hurdes und Maisel, Bürgermeister Körner und die Mitglieder des Stadtsenates teilnahmen.

Die Festrede hielt der Präsident der Österreichisch-Schwedischen Gesellschaft Prof. Dr. Hans Nüchtern.

11.12.1947: Zwei schwedische Spitzenfilme in Wien

Die "Gesellschaft der Filmfreunde" zeigt im Apollo-Kino den schwedischen Film "Das Wort", der Kai Mung, dem bekannten dänischen Widerstandskämpfer, seine Entstehung verdankt.

Ebenfalls im Apollo-Kino zeigt die Gesellschaft den weltberühmten Film "Das Himmelsspiel". In diesem Film wird eine Darstellung der biblischen Geschichte gegeben, wie sie sich in der Vorstellung der Bauern Dalekarliens spiegelt.

12.12.1947: Aus dem Wiener Gemeinderat

Auf der Tagesordnung standen u.a. folgende Punkte:

Erhöhung der Pflegegelder für die magistratischen Kostenkinder und des Taschengeldes, das die Gemeinde den Schülerinnen ihrer Kranken- und Kinderpflegeschulen gewährt;

Neufestsetzung der Verpflegsgebühren in den Jugendfürsorge- und Kinderheilanstalten sowie in den städtischen Herbergen für Obdachlose sowie die Errichtung einer Rettungsstation in Inzersdorf.

15.12.1947: Weiteres ansteigen der Diphtherie

Nach einem Bericht des Gesundheitsamtes der Stadt Wien ist im November die Zahl der Diphtheriekranken auf 331 gestiegen. Während diese gefährliche Infektionskrankheit im Oktober 10 Todesfälle zur Folge hatte, stieg deren Zahl im November auf 15. Da die herrschenden Witterungsverhältnisse die weitere Ausbreitung der Diphtherie sehr fördern, wird die Bevölkerung noch einmal aufgefordert, ihre Kinder und sich selbst so rasch wie möglich der kostenlosen Schutzimpfung in den Bezirksgesundheitsämtern zu unterziehen.

Gleichzeitig haben auch die Scharlachfälle seit Oktober eine Zunahme von 187 auf 225 erfahren. Diese Krankheit, die im Oktober noch ohne Todesfall verlief, hat im November bereits zwei Opfer gefordert. Erfreulich ist ein weiterer starker Rückgang der Kinderlähmung auf 35 Krankheitsfälle.

15.12.1947: Dänischer Dirigent in Wien

Der dänische Dirigent Arne Hammelboe ist in Wien eingetroffen und wird im Großen Musikvereinssaal mit den Wiener Symphonikern ein skandinavisches Festkonzert geben.

Der erst 31 Jahre alte Künstler gilt aus der bedeutendste Dirigent Dänemarks.

17.12.1947: In diesem Winter 200 Mann Rettungsdienst im Wienerwald

Über Einladung StR. Matejkas haben die alpinen Vereine und Wintersportorganisationen, zusammen mit dem Österreichischen Bergrettungsdienst, der Roten-Kreuz-Landesstelle Wien und dem Arbeiter Samariterbund, auch für diesen Winter eine Arbeitsgemeinschaft zur Durchführung eines Wintersport-Unfall-Rettungsdienstes in der Umgebung von Wien gebildet.

Den Vorsitz in dieser Arbeitsgemeinschaft führen der Österreichische Bergrettungsdienst und das Rote Kreuz.

In diesem Winter werden über 200 im Rettungswesen und in der Ersten Hilfe ausgebildete Rettungsmänner für die Arbeit auf den 20 über das gesamte Ausflugsgebiet verteilten Hilfsplätzen und für den Streifendienst zur Verfügung stehen. Dadurch wird es möglich sein, in kürzester Frist Verunglückte nach Erster Hilfe am Unfallsort über die Hilfsplätze auf Schlitten ins Tal zu bringen und hier der Wiener Rettung zur Überführung ins Spital zu übergeben.

Für die notwendige Ausrüstung wie Bootsschlitten, Tragbahren und Decken sowie für das erforderliche Sanitätsmaterial ist gesorgt. Das Rote Kreuz hält außerdem für diesen Dienst zwei Sanitätsautos bereit.

17.12.1947: Wiederherstellung der Selbstverwaltung bei der Städtischen Versicherung

In der Wiener Handelskammer fand die Mitgliederversammlung der Städtischen Versicherungsanstalt statt. Sie wählte zu ihrem Vorsitzenden den Direktor der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien, Rudolf Dechant, zu dessen Stellvertreter den Direktor der Ravag, Stefan Markus; sowie Komm.-Rat Richard Faltis. Es wurde eine Statutenänderung beschlossen, nach deren Durchführung die Anstalt den Namen "Wiener Städtische Wechselseitige Versicherung" führen wird.

In den Aufsichtsrat wurden gewählt: Landtagspräsident Leopold Thaller, die Gemeinderäte Franz Haim, Bruno Marek (Direktor der Wiener MesseA.G.), Antonie Platzer, Bezirksvorsteher Hans Preyer, Bezirksvorsteher-Stellvertreter Franz Dechat und Frau Gisela Beer-Angerer.

Im Salon des Bürgermeisters fand dann die Konstituierung des Aufsichtsrates unter Vorsitz von Bürgermeister Körner statt. Der Bürgermeister bestellte Altbürgermeister Karl Seitz zu seinem Stellvertreter im Vorsitz des Aufsichtsrates. Auf Antrag des Gemeinderates Marek bestellte der Aufsichtsrat zum statutarischen Vorstand die Herren: Norbert Liebermann (Vorsitzender mit dem Titel Generaldirektor) und Wilhelm Klein (Generaldirektor-Stellvertreter).

17.12.1947: Das zehntausendste Wiener Kind fuhr in die Schweiz

Das Schweizerische Rote Kreuz, das im Dezember 1945 den ersten Zug mit Wiener Kindern in die Schweiz brachte, fertigte heute seinen 48. Transport ab. Unter den 590 Kindern, die heute für drei Monate zu Schweizer Pflegeeltern fuhren, befand sich auch das zehntausendste Kind aus Wien.

140.000 Kinder wurden bisher aus zahlreichen Ländern Europas in die Schweiz gebracht, davon 24.000 allein aus Österreich.

19.12.1947: Die Fleischzuteilungen zu Weihnachten und Neujahr

Die Vorbereitungen für die Lebensmittelversorgung der Wiener Bevölkerung zu Weihnachten und Neujahr sind abgeschlossen. Im Rahmen eines Sonderaufrufes erhält die Wiener Bevölkerung für Weihnachten je 20 dkg Schweinefleisch und 30 dkg Seefische. Das Schweinefleisch wird ab 22. Dezember ausgegeben. Auch die vorgesehenen Pferdefleischkonserven sind schon vorhanden. Lediglich in der Anlieferung von Rindfleisch haben sich Verzögerungen ergeben. Alle übrigen Nahrungsmittel werden ebenfalls ab 22. Dezember ausgegeben.

19.12.1947: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Stadtrat Resch begründete im heutigen Gemeinderat die Notwendigkeit eines Budgetprovisoriums für Jänner 1948, da durch die lange Dauer der Verhandlungen über die Abgabenteilung, die seit mehr als einem Jahr zwischen den Ländern, Gemeinden und dem Bund geführt werden, es der Stadt Wien und auch den anderen Ländern und Gemeinden nicht möglich ist, ein Gesamtbudget für das Jahr 1948 vorzulegen. Auch das Währungsschutzgesetz sei von Einfluss auf die Verzögerung.

Das Budgetprovisorium für Jänner 1948 wurde nach ausführlicher Debatte einstimmig angenommen.

20.12.1947: 60 Jahre Städtische Volksbäder

Am 22. Dezember 1887, wurde in der Mondscheingasse 9 das erste Städtische Volksbad eröffnet. Mit diesem Ereignis wurde der Grundstein für die "Bäderstadt", wie man Wien vor dem letzten Krieg bezeichnete, gelegt. Mit diesem ersten Volksbad ist ein neuer Bädertyp entstanden, den man vorher nicht gekannt hatte. Das Bad war in dem Hoftrakt eines städtischen Armenhauses untergebracht und bestand aus je einem Umkleideraum und einem Brauseraum für Männer und Frauen. Zur Kleideraufbewahrung stand für jeden Badegast ein Kästchen zur Verfügung. Die Anordnung war im Wesen die gleiche wie heute in den gemeinsamen Brausebadabteilungen der Städtischen Volksbäder, nur die Ausstattung war bedeutend primitiver. Ein Bad kostete damals fünf Kreuzer.

Der Erfolg des ersten öffentlichen Brausebades und die Erkenntnis seiner Bedeutung für die Volksgesundheit wurden Anlass für die Errichtung anderer Bäder dieser Art in verschiedenen Wiener Bezirken. Die ersten Badeanlagen in eigenen Gebäuden wurden am 4. August 1890 auf dem Einsiedlerplatz im 5. Bezirk und auf dem Erlachplatz im 10. Bezirk eröffnet. Im Juni 1891 folgte das Volksbad in der Apostelgasse im 3. Bezirk und ein Jahr später vier weitere Bäder im 6., 8., 9. und 20. Bezirk. Später trat jedoch in dieser Entwicklung ein Stillstand ein.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg begann die Verwaltung der Stadt Wien den hygienischen Erfordernissen einer Millionenstadt in großzügiger Weise Rechnung zu tragen. Wie auf dem Gebiete der kommunalen Bautätigkeit überhaupt, setzte auch beim Neubau von Bädern ein großer Aufschwung ein. Ein Badepalast, wie man das "Amalienbad" im 10. Bezirk nennen kann, wurde beispielgebend für viele Länder der Welt. Eine große Zahl der bisher schon bestehenden Volksbäder wurde erweitert und modernisiert. So erhielt das "Thaliabad" im 16. Bezirk einen Zubau mit Dampf-, Wannen- und Brausebädern I. Klasse. Überdies wurden in 6 Volksbädern Wannenabteilungen geschaffen.

Die Badefreudigkeit der Wiener war zu jeder Zeit sehr groß. Schon das Volksbad in der Mondscheingasse wurde im ersten Jahr seines Bestehens von 78.000 Menschen besucht. Im Jahre 1900 zählten die Wiener Volksbäder 1,414.000 und 1930 bereits 5,697.000 Besucher. Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine Reihe von Volksbädern zerstört. Trotzdem konnten im Jahre 1945 schon 12 und während der letzten zwei Jahre nach Instandsetzung auch noch weitere sechs, also insgesamt 18 Städtische Volksbäder wieder benützt werden. Wenn im Jahre 1947 bei einem Badebetrieb von nur drei Tagen in der Woche und trotz zeitweise vollkommener Stillegung wegen Brennmaterialmangel rund 4,100.000 Besucher gezählt werden, dann ist das die höchste Beanspruchung, die die Städtischen Volksbäder bisher verzeichnen konnten.

20.12.1947: Russische Weihnachtsfeiern für Schulkinder

Generalleutnant Lebedenko ladet die 6-14jährigen Schulkinder der Wiener Bezirke II und IV für den 25., die Kinder der Bezirke X und XX für den 26. und die Kinder der Bezirke XXI, XXII und XXIII für den 27. dieses Monats, an jedem Tag nach Wahl um 10 Uhr vormittag oder um 2 Uhr nachmittag, zur russischen Weihnachtsfeier in die Wiener Hofburg (Eingang Heldenplatz) ein.

Die Eltern der Schüler der genannten Bezirke werden aufgefordert, mit ihren Kindern die Weihnachtsfeier zu besuchen. Gleichzeitig werden die Lehrpersonen der russischen Besatzungszone ersucht, sich entsprechend obiger Einteilung bei den Weihnachtsfeiern als Ordner zur Verfügung zu stellen.

22.12.1947: 142 Ausrückungen der Feuerwehr der Stadt Wien während der Sturmkatastrophe

Der starke Sturm, der seit heute früh über die Stadt hinwegging, hatte mehrere Ruinen- und Mauereinstürze zur Folge, die auch fünf Menschen das Leben kosteten. Bei einem Feuermauereinsturz in der Grünentorgasse wurden vier Menschen getötet, und ebenfalls im 9. Bezirk, in der Währinger Straße, riss der Sturm ein Verzierungsblech vom Dach, wodurch eine Person tödlich getroffen wurde.

Insgesamt ergaben sich rund 25 schwere Haus- und Ruineneinstürze oder gefährliche Straßensenkungen. Erst in den Nachmittagsstunden, als ein ausgiebiger mit Schnee vermengter Regen einsetzte, ließ der Sturm nach. Die Feuerwehr der Stadt Wien hatte "Katastrophenalarm" angeordnet. Bis um 17 Uhr war sie 142 mal ausgerückt, während der Rettungsdienst in 80 Fällen ausfahren musste. Zahlreiche Leitungsschäden sorgten auch für Verkehrsstörungen bei den Straßenbahnen.

24.12.1947: Einführung einer Schuhreparaturkarte in Wien

Auf Wunsch der Innung der Schuhmachermeister wird zur Erleichterung für die Verbraucher und zur besseren Kontrolle ab 1. Jänner 1948 in Wien eine Schuhreparaturkarte eingeführt. Es werden zwei Kartenkategorien ausgegeben: eine rosa Karte für Kinder vom vollendeten 2. bis einschließlich vollendetem 6. Lebensjahr (Geburtsjahr: 1.1.1942 bis 31.12.1945) und eine graue Karte für alle Personen, die vor dem 1. Jänner 1942 geboren wurden.

Durch die Einführung der Schuhreparaturkarte wird für alle genannten Personen für das Jahr 1948 "ein Paar Doppler mit Absätzen gesichert". Die bisherige Rayonierung für Schuhreparaturen hört mit Ende dieses Jahres auf. Es ist aber zweckmäßig, dass die Kunden sich auch weiterhin an jenen Schuhmacher wenden, bei dem sie vorher rayoniert waren. Für die Reparaturen werden entweder Gummisohlen oder Ledersohlen verwendet. Ein Anspruch auf eine bestimmte Materialsorte besteht nicht.

29.12.1947: Turmblasen vom Rathausturm

Am Silvesterabend von 18.40 bis 19.10 Uhr veranstaltet der Trompeter-Chor der Stadt Wien unter Leitung von Prof. Hadraba ein Turmblasen vom Rathausturm. Das Programm umfasst u.a.: die Fanfare der Stadt Wien und die Wiener-Philharmoniker-Fanfare von Richard Strauß.

29.12.1947: Ersatzansprüche an die französische Militärbehörde in Österreich

Die Verrechnungs- und Kassenstelle für die französische Militärbehörde in 14, Hütteldorfer Straße 126 gibt bekannt, dass Ersatzansprüche für Leistungen und Lieferungen an die französische Militärbehörde im Jahre 1947 sowie für Beschlagnahmen von Hotels, Restaurants, Geschäftslokalen, gewerblichen Betrieben und Wohnungen durch diese am 15. Jänner 1948 bei der oben angeführten Stelle anzumelden sind.

30.12.1947: Österreichische Ausstellung in Philadelphia

Emigrierte Österreicher, die in Philadelphia eine Existenz gefunden haben, aber doch an ihrer Heimat hängen, haben vor einiger Zeit damit begonnen, in ihrer neuen Heimat eine Österreichische Sonderausstellung vorzubereiten, die gewissermaßen eine Visitenkarte Österreichs sein soll. Die Ausstellung umfasst neben Kunstgegenständen, Gemälden und Arbeiten des Wiener Kunsthandwerks Photos des Wiener Stadtbildes, eindrucksvolle Abbildungen der großen Kriegsschäden unserer Stadt und der sozialen Notlage unserer Bevölkerung. Die Veranstalter der Ausstellung haben sich zum Ziel gesetzt, ihren amerikanischen Mitbürgern Eindruck in die Lebensverhältnisse Österreichs zu geben und ihnen Verständnis für unsere Lage, aber auch für unser Streben nach Wiederaufstieg und Selbständigkeit zu vermitteln.

30.12.1947: Weihnachtsbäume in Londoner Kirchen werben für Wien

Vor einigen Wochen haben einige Beamte des Wiener Magistrats an einem Lehrgang für Gemeindebeamte in London teilgenommen. Bei diesem Anlass hatten sie Gelegenheit verschiedene Persönlichkeiten in London über die Lebensverhältnisse in Wien und unsere Schwierigkeiten zu unterrichten. Diese Informationen wurden zum Ausgangspunkt für eine Aktion, an deren Spitze sich der Bürgermeister des Londoner Stadtteiles Wimbledon, Mr. W.E. Dumlin und der Vikar von Wimbledon gestellt haben. In den fünf Kirchen von Wimbledon wurden in der Weihnachtswoche Christbäume aufgestellt und die Bevölkerung in einem Aufruf des Bürgermeisters aufgefordert, Kleider, Schuhe, Lebensmittel und Geldspenden für Wien an diesen Christbäumen niederzulegen oder in seinem Amt abzugeben. Das Ergebnis der Sammlung wird dem Wiener Bürgermeister zur Verteilung an Bedürftige übermittelt werden.

30.12.1947: Sieben Millionen Baukosten an der Wienflussmauer

Für die Behebung des Bauschadens an der Wienflussmauer, der durch unterirdische Erdbewegungen im vorigen Jahre entstanden ist, durch die auch zwei Häuser zum Einsturz kamen, belaufen sich die Kosten bereits auf 6,900.000 Schilling.

31.12.1947: Neuer Direktor der Wiener Elektrizitätswerke

Der Wiener Stadtsenat hat den bisherigen Geschäftsführenden Vizedirektor der Wiener städtischen Elektrizitätswerke, Dipl.-Ing. Otto Ruiss, zum Direktor der Wiener städtischen Elektrizitätswerke ernannt.

31.12.1947: Was 1947 im Rathaus geschah - Aus einem Radiovortrag Vizebürgermeisters Honay über den Ravag-Sender

Trotz der so fühlbaren Knappheit an Baumaterial konnte 1947 in Wien viel gebaut werden. Es wurden 8.500 zerstörte oder schwer beschädigte Wohnungen wiederhergestellt und bewohnbar gemacht. Im Jahre 1946 waren es 6.171 Wohnungen. Die Gemeindeverwaltung selbst hat 1.100 schwer beschädigte Wohnungen repariert und rund 600 zerstörte Wohnungen wieder aufgebaut. Darüber hinaus hat sie 200 bereits begonnene Wohnungsneubauten fertiggestellt. Durch Dacheindeckungen und andere Hausreparaturen wurden im Jahre 1947 rund 27.000 Wohnungen instandgesetzt bzw. vor weiterem Verfall gesichert. Im Jahre 1946 waren es nur 17.719 Wohnungen.

Auch wurden 224 städtische Gebäude wieder benutzbar gemacht. Die elektrische Straßenbeleuchtung wurde in einer Länge von 338 km instandgesetzt. Rund 1.000 km Straßen können jetzt wieder elektrisch beleuchtet werden.

Heute sind an 28 Brücken die Kriegsschäden vollkommen behoben, an 64 anderen Brücken, wie an der vor kurzem wiedereröffneten Stadionbrücke, wurden provisorische Lösungen getroffen.

Rund 900.000 m3 Bombenschutt wurden abgeführt.

Der harte Winter 1946/47 hat den städtischen Verkehrsbetrieben besonders schwere Schäden zugefügt. Die Straßenbahnen wurden dadurch auf den Stand vom November 1945 zurückgeworfen. Nach einer Vorsprache des Bürgermeisters beim Chef der Verwaltung des Sowjetvermögens in Österreich, General Borissow, beschleunigten die Siemens-Schuckert-Werke und die Elektrofirmen Brown-Boveri und AEG-Union die Ausführung der ihnen erteilten Reparaturaufträge der Wiener Verkehrsbetriebe. So konnten besonders stark frequentierte Linien verstärkt werden und auch eine weitere Autobuslinie und fünf neue Straßenbahnlinien in Betrieb genommen werden.

Durch Mehrlieferungen an Steinkohle gelang es auch die Gasabgabezeiten von täglich 6 Stunden auf 10 Stunden auszudehnen.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).