Historischer Rückblick aus dem Jahr 1947

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Februar 1947

Februar

1.2.1947: Schuttabfuhr und Kriegsschädenerhebung im Jänner 1947

Nach einem Bericht des Stadtbauamtes sind im Monat Jänner, trotz der Behinderung durch die starken Schneefälle, rund 18.373 m3 Schutt von den Straßen und Plätzen Wiens weggeräumt und 49.342 m3 Mist aus den Häusern abgeführt worden. Zur Bewältigung dieser Arbeiten konnten im Tagesdurchschnitt 135 Lastautos, 9 Straßenbahnwagen und 5 Pferdefuhrwerke und andere Fahrzeuge verwendet werden. 22 beschädigte Gebäude wurden abgetragen, 87 Gebäude wurden für den Abbruch vorbereitet.

1.2.1947: Vom Sportgroschen

Der Krieg hat auch auf dem Gebiete des Körpersportes riesige Schäden verursacht. Viele Sportstätten wurden total vernichtet oder schwer beschädigt. Viele Sportverbände stehen heute vor dem Nichts. Die entstandenen Schäden betragen mindestens fünf Millionen Schilling.

Der Sportbeirat der Stadt Wien, in dem die Körpersportverbände Wiens vertreten sind, befasst sich schon seit längerem mit der schwierigen Frage der Deckung der großen Kosten für die Wiederinstandsetzung und den weiteren Ausbau der Sportstätten.

Da derzeit von Staat und Gemeinde keine größere ausschlaggebende Hilfe erwartet werden kann, wendet sich der Sportbeirat an alle Sportfreunde mit der Bitte, durch Leistung eines kleinen Zuschlages zum Eintrittspreis (Sportgroschen) zu dem geplanten Aufbauwerk beizutragen.

Da aber der Fußballverband bereits einen derartigen Aufbau-Zuschlag einhebt und das Olympische Komitee zur Durchführung seiner Aufgaben ebenfalls einen solchen Kartenzuschlag einzuheben begonnen hat, so würde sich daraus eine bedeutende Erhöhung der Eintrittspreise und damit eine fühlbare Mehrausgabe für Besucher der Sportveranstaltungen ergeben.

Um diese zu vermeiden und um auch die Einhebung zu vereinfachen, hat sich der Sportbeirat bemüht, eine Einigung über einen gemeinsamen Zuschlag unter dem Namen "Sportgroschen" herbeizuführen, der sowohl die Finanzierung des Wiederaufbaues und des Ausbaues der Wiener Sportstätten, als auch die Finanzierung der Teilnahme Österreichs an den Olympischen Spielen ermöglichen soll.

In der letzten Sportbeiratssitzung wurde folgende Einigung erzielt: Ab 1. Februar 1947 erfolgt die Einhebung des "Sportgroschens" durch den Sportbeirat. Seine Höhe wurde grundsätzlich mit 10 Prozent des Eintrittspreises festgesetzt.

1.2.1947: Schneesäuberung am 1. Februar

Die schweren Schneefälle sorgen in vielen Bezirken für starke Verkehrsbehinderungen. Auch am heutigen Tage waren neben zwei Traktoren, 20 Lastwagen und 99 Pferdefuhrwerken 1.239 Schneearbeiter beschäftigt.

3.2.1947: Die Schneesäuberung bei den Verkehrsbetrieben

Der wieder einsetzende starke Schneefall erforderte bei den Wiener Verkehrsbetrieben wieder den Einsatz aller Hauptreinigungsmittel. Der Schneefall hielt bis gegen 21 Uhr in Wien an.

4.2.1947: Nur mehr 30.000 Hunde in Wien

Stadtrat Honay berichtete über den Ertrag der Hundesteuer im Jahre 1946. Veranschlagt wurden 750.000 Schilling, vereinnahmt jedoch 901.400 Schilling, was einem Stand von mehr als 30.000 abgabenpflichtigen Hunden entspricht. Die Zahl der Hunde in Wien ist noch etwas größer, weil Hunde, die zur Führung von Blinden und Invaliden dienen, sowie Wachthunde in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben abgabefrei sind. Interessant ist, dass die Zahl der Hunde in Wien gegenüber normalen Zeiten um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist. So wurden im Jahre 1930 in den 21 Bezirken 79.640 Hunde gezählt, diese Zahl ging ständig zurück und erreichte 1935 mit 62.142 Tieren den tiefsten Friedensstand. In den Kriegsjahren ist der Rückgang besonders stark. Trotz der im Jahre 1938 erfolgten Eingemeindung von 109 Orten wurden Ende 1944 nur 49.895 Hunde gezählt. Die nunmehr festgestellte weitere Verminderung um nahezu 20.000 Hunde ist ein trauriges Zeichen der wirtschaftlichen Not.

5.2.1947: Ein Jahr Schwedenhilfe

Am 4. Februar vollendete die Schwedenhilfe das erste Jahre ihrer Tätigkeit in Wien. Die Schweden haben sich die Betreuung der kleinen Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren zur Aufgabe gemacht. Bürgermeister Körner hat gestern alle Mitarbeiter der Schwedenhilfe ins Rathaus eingeladen, um ihnen den Dank der Stadt Wien für die bisher geleistete Hilfstätigkeit auszusprechen.

In Dr. Torsten Arneus, ihrem Organisator, hat die Schwedenhilfe ihre Verkörperung gefunden. 26.000 Kinder werden zwei Monate lang täglich mit einem hochwertigen Mittagessen beteilt. Die Schweden nennen es "Suppe", aber es ist eine Komposition von Nahrungsmitteln und Speisen, die wir in Österreich überhaupt nicht oder nur selten zu Gesicht bekommen, wie Fleisch, Butter, Speck und andere wertvolle Nahrungsmittel. 8 Millionen Portionen haben die Schweden bisher verteilt. Dem zweimonatlichem Ausspeisungsturnus folgt jede zweite Woche die Ausgabe von 350 Gramm schwedischer Trockenmilch bis zum Wiedereintritt in die Ausspeiseaktion also für die Dauer von 2 bis 4 Monaten.

Der Schwedenhilfe verdanken wir aber auch 42.000 Stück beste Kleider und Schuhe und 6.000 kg Medikamente, die wir mit dem Land Niederösterreich geteilt haben.

Derzeitiger Leiter der Schwedenhilfe in Österreich ist Arne Karlson.

5.2.1947: Typhus zum Stillstand gebracht

Während bis Mitte voriger Woche noch eine Anzahl Neumeldungen von Typhusverdachtsfällen einliefen, sind seither solche Meldungen nur mehr ganz vereinzelt erfolgt. Die Hauptwelle der Typhusepidemie kann somit als überwunden angesehen werden. Im ganzen traten im Zuge dieser Epidemie in den Wiener Randgemeinden 310 Typhusverdachtsfälle auf. Unter ihnen wurden bis heute 191 Fälle sicher als Typhus festgestellt. Von den anderen Fällen dürften sich aber auch noch viele als Typhus herausstellen. In Groß-Wien waren bisher 9 Todesfälle zu verzeichnen, einige Personen sind noch in Lebensgefahr.

8.2.1947: Ausgabe von Zündhölzern für Raucherkartenbesitzer

Das Hauptwirtschaftsamt gibt für den Bereich der Stadt Wien bekannt:

Ab 17. Februar 1947 erhalten die Besitzer von Raucherkarten in den Bezirken I bis XXVI in den Trafiken, wo sie ihre Tabakwaren beziehen, gegen Abgabe des Abschnittes "Zündwaren 24" der Raucherkarte 3 Schachteln UNRRA-Zünder zum Einzelpreis von 3 Groschen pro Schachtel.

12.2.1947: Der Wiener Komponist Marcel Rubin in Wien eingetroffen

Der Komponist kehrt zurück in seine Geburtsstadt.

Nach neunjähriger Abwesenheit von Wien ist vor wenigen Tagen der Komponist Marcel Rubin wieder in seine Geburtsstadt Wien zurückgekehrt. Wegen seiner bekannten antifaschistischen Gesinnung war er gezwungen, bereits im März 1938 Österreich zu verlassen, verbrachte die Zeit bis 1942 in Frankreich, wo er auch ungefähr ein Jahr von den Deutschen im Konzentrationslager Dassigny festgehalten wurde. Dann gelang es ihm, nach Mexiko auszureisen, wo er sich ein bedeutendes Wirkungsfeld als Dirigent, Komponist und Pädagoge schuf und sich für die österreichische Musik mit allem Nachdruck einsetzte.

Marcel Rubin, der heute im 42. Lebensjahr steht, genoss seine musikalische Ausbildung zuerst bei Franz Schmidt an der Wiener Musikhochschule, dann bei Darius Milhaud in Paris und schrieb zahlreiche symphonische und kammermusikalische Werke, eine große Anzahl Lieder, ein Tanzspiel und eine Oper "Prinzessin Brambilla".

13.2.1947: Schulbeginn erst am 3. März

Der Stadtschulrat für Wien gibt bekannt:

Die neuerliche Verschlechterung der Kohlenlage macht es bedauerlicherweise notwendig, die Wiederaufnahme des normalen Unterrichtes an allen öffentlichen und privaten Schulen, die dem Wiener Stadtschulrat unterstehen, auf Montag, den 3. März, zu verschieben. Aufgabenunterricht und Wärmestuben werden in der bisherigen Weise durchgeführt.

13.2.1947: Die Heimkehrer aus Schanghai in Wien eingetroffen

Heute nachmittag traf der lang erwartete Transport mit 759 jüdischen Heimkehrern aus Schanghai am Meidlinger Südbahnhof ein, wo sie durch Bürgermeister Körner und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde begrüßt wurden.

Die Stadt Wien hat trotz der zur Verfügung stehenden kurzen Frist alles getan, um den Heimkehrern die ersten Schritte auf Wiener Boden zu erleichtern. 500 Hotelzimmer wurden zur vorläufigen Unterbringung bereitgestellt. Die Kranken werden in das Lainzer Krankenhaus oder in das Triester Spital gebracht. Ein Teil der Rückkehrer wird bei Verwandten oder Bekannten Unterkunft finden.

Laut Bundesministerium für Inneres ist mit der Rückkehr von 2.226 Emigranten aus China zu rechnen. Unter diesen befinden sich verhältnismäßig viele alten Leute.

14.2.1947: Sonntag Großkampftag gegen Schnee

Die Gemeindeverwaltung bereitet für Sonntag einen Großkampftag gegen den Schnee vor. Sämtliche Fahrzeuge der Gemeinde Wien sowie alle verfügbaren privaten Fahrzeuge zur Abfuhr des Schnees werden eingesetzt. Es wird das gesamte Personal des Städtischen Straßenreinigungsdienstes und des Städtischen Fuhrwerksbetriebes in Dienst gestellt werden. Die organisatorischen Vorbereitungen für die Mithilfe der Wiener Bevölkerung werden über den Rundfunk verlautbart.

Inzwischen soll jeder in seinem eigenen Wirkungskreis den Kampf gegen die Schneemassen aufnehmen.

14.2.1947: Weitere Einschränkung der Kohlenzuteilung

Der Rückgang der Kohlenverladungen, besonders in den Auslandsrevieren, sowie die durch die Witterung hervorgerufenen ausgesprochen schlechten Verkehrsverhältnisse, haben zu einer weiteren Verschärfung der Brennstofflage geführt. In der Zeit vom 1. bis 12. Februar hat die Stadt Wien nicht einmal die Hälfte der im Kohlenplan für 1946/47 für die Versorgung der Haushalte, Kranken- und Wohlfahrtsanstalten, Industrie und Gewerbe, Behörden usw. an und für sich schon in ungenügendem Ausmaße vorgesehenen Brennstoffmengen erhalten.

Geradezu katastrophal hat sich in der letzten Zeit die Situation in der Koksversorgung gestaltet. Die für Heizzwecke bestimmte Koksmenge ist nicht nur zurückgegangen, so dass für den Monat Februar nur mit 7.500 t Koks gerechnet werden kann. Von diesen entfallen, nach den Angaben der zuständigen Verteilungsstelle, 2.500 t auf die britische, 1.400 t auf die französische und 1.250 t auf die russische Besatzungsmacht. Die amerikanische Besatzungsmacht deckt ihren Koksbedarf für Februar aus den Lieferungen aus dem Ruhrgebiet. Für den Wiener zivilen Bedarf verbleiben somit in diesem Monat nur 2.350 t Gaskoks, während der auf das äußerst beschränkte Februar-Bedarf der Wiener Krankenanstalten, Kinder- und Altenheime allein 3.200 t Koks beträgt.

Um die allerwichtigsten Bedürfnisse Wiens (Krankenanstalten, lebenswichtige Betriebe usw.sicherzustellen, sieht sich die Gemeindeverwaltung unter den gegebenen Umständen gezwungen, mit sofortiger Wirksamkeit die Schulen, Bäder und Kuranstalten, nicht meldepflichtigen Industrie- und Gewerbebetriebe, Büros u.dgl. sowie die Haushalte mit Gasversorgung von der Belieferung mit Kohle und Koks vorübergehend auszuschließen. Die Versorgung der lebenswichtigen Verbraucher erfolgt bis auf weiteres ausschließlich aufgrund von Bezugscheinen, die vom Hauptwirtschaftsamt ausgegeben werden.

Die Gemeindeverwaltung appelliert an die Bevölkerung, den besonderen Schwierigkeiten unserer Zeit Verständnis entgegen zu bringen.

Das Hauptwirtschaftsamt gibt für den Bereich der Stadt Wien bekannt:

Mit sofortiger Wirksamkeit wird verfügt, dass jede weitere Ausgabe von Kohle oder Koks nur aufgrund eines vom Hauptwirtschaftsamt ausgestellten Bezugscheines erfolgen darf. Ausgenommen sind gaslose Haushalte, die monatlich mit 50 kg und Ordinationen (Ärzte u. Dentisten), die monatlich mit 150 kg direkt wie bisher vom Kohlenhandel zu beliefern sind.

Bezugscheine beim Hauptwirtschaftsamt (1, Strauchgasse 1) erhalten:

Wohlfahrtsanstalten, Bäcker, Nahrungsmittelerzeugungsbetriebe, Werksküchen, Wäschereien (soweit sie Spitals- oder Anstaltswäsche reinigen).

Für alle weiteren Verbrauchergruppen ist derzeit eine Brennstoffzuteilung unmöglich.

15.2.1947: Stadtbaudirektor Gundacker 60 Jahre alt

Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Johann Gundacker vollendet das 60. Lebensjahr. Aus diesem Anlass versammelte sich heute früher neben Bürgermeister Körner und den Stadträten Honay und Rohrhofer auch die Leiter sämtlicher dem Stadtbauamte angehörenden Magistratsabteilungen und Betriebe um die Gratulationswünsche zu überbringen.

Bürgermeister Körner hob in seiner Ansprache besonders die Verdienste Gundackers für den Wiederaufbau der Stadt Wien hervor.

15.2.1947: Der Kampf gegen den Schnee

Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Körner fand heute im Rathaus eine Konferenz statt, an der der Finanzreferent der Stadt Wien, Stadtrat Honay und der Amtsführende Stadtrat für technische Angelegenheiten, Rohrhofer, die leitenden Beamten des Städtischen Fuhrwerksbetriebes und des Städtischen Straßenreinigungsdienstes teilnahmen StR. Rohrhofer und SR Ing. Barusch berichteten über die bisherigen Schneesäuberungsmaßnahmen und die Vorkehrungen, die für die nächsten Tage getroffen sind. Für morgen wird der gesamte städtische Fuhrpark zur Schneeabfuhr bereitgestellt. Durch die Fuhrwerker-Innung werden auch alle verfügbaren privaten Fahrzeuge herangezogen werden. Mit den wenigen Arbeitskräften, die sich bisher zur Schneesäuberung zur Verfügung gestellt haben, kann allerdings die gestellte Aufgabe nicht bewältigt werden. Die Konferenz hat daher beschlossen, an die Wiener Bevölkerung nachstehenden Aufruf zu richten:

Wiener und Wienerinnen!

Ein Winter von außergewöhnlicher Härte und Dauer ist über uns hereingebrochen. Seit Menschengedenken hat unsere Stadt nicht so viel Schnee in so kurzer Zeit gesehen wie in diesen Wochen. Rund 10 Millionen m3Schnee liegen in den Straßen unserer Stadt. Es ist nicht möglich, diese Berge von Schnee mit den eigenen Kräften des Städtischen Straßenreinigungsdienstes zu entfernen, da Fuhrwerke fehlen und die mangelhafte Ernährung und Kleidung der Menschen ihre Arbeitsfähigkeit mindert. Trotzdem hat das Personal des Städtischen Straßenreinigungsdienstes und der Wiener Verkehrsbetriebe im Kampfe gegen die Schneemassen bisher geradezu Übermenschliches geleistet. Dagegen haben leider alle anderen Kräfte versagt. In früheren Jahren wurden täglich 10.000 bis 15.000 Schneearbeiter aufgenommen, jetzt haben sich im Höchstfall 2.000 Freiwillige zur Schneesäuberung gemeldet. Die meisten Hausbesorger erfüllen ihre Pflicht. Sie leisten den täglichen Aufrufen der Gemeindeverwaltung, die Gehsteige und Rinnsale vor ihren Wohnhäusern freizumachen, Folge. Die gigantischen Schneemassen erfordern aber die Mitwirkung aller!

Die Witterung kann plötzlich umschlagen. Wenn Tauwetter einbricht, besteht die Gefahr einer Katastrophe für unsere Stadt. Es drohen Überschwemmungen der Straßen und Gehsteige und der tiefer gelegenen Wohnungen und Geschäftslokale. Die Gesundheit der Bevölkerung, der gutes Schuhwerk fehlt, steht auf dem Spiel!

Die Tages des Frostes müssen genützt werden, um alle Straßenübergänge vom Schnee freizumachen, die Seitengassen, wo die wenigen vorhandenen Schneepflüge nicht hinkommen können, müssen fahrbar gemacht werden, so dass die Lebensmitteltransporte zu den Kleinhändlern gelangen können.

Jeder kehre vor seiner eigenen Tür! Und vor seinem Wohnhaus, vor seiner Betriebsstätte, vor seinem Büro!

Ich fordere die Arbeiter und Angestellten der stillgelegten Betriebe, die derzeit nicht arbeiten können und aus staatlichen Mitteln ihre Löhne beziehen auf, wenigstens einen Teil der Freizeit der Allgemeinheit zu widmen. Zum Feiern gezwungene Arbeiter und Angestellte, meldet Euch sofort bei den Schneearbeiteraufnahmestellen der Stadt Wien zur Schneesäuberung gegen die übliche Entlohnung! Wer jetzt zur Schaufel greift, schützt sich und die Seinen vor späterer Krankheit!

Wer nicht imstande ist, einen ganzen Arbeitstag Schnee zu schaufeln, unterstütze seinen Hausbesorger und helfe einige Stunden täglich, den Schnee vor seinem Wohnhaus zu beseitigen und aufzuhäufen.

Die ehemaligen Nationalsozialisten und andere vom Arbeitsamt zur Schneesäuberung verpflichtete Personen fordere ich auf, in freiwilliger Disziplin ihrer Verpflichtung nachzukommen und sich nicht von der Arbeit zu drücken!

Wenn es taut, kann es schon zu spät sein und die Überschwemmung mit ihren gesundheitlichen Gefahren unsere Stadt bedrohen. Wer arbeiten kann, greife daher zur Schaufel!

Wiener und Wienerinnen! Beweist auch auf diese Weise Eure Liebe zu unserer hartgeprüften Stadt!

Körner Bürgermeister der Stadt Wien

17.2.1947: Hilfe der Amerikanischen Quäker für die Typhuskranken

Die Amerikanischen Quäker haben als einmalige Hilfsaktion für alle derzeit an Typhus erkrankten oder unter Typhusverdacht in einem der Spitäler Wiens, beziehungsweise der Randgemeinden liegenden Patienten Lebensmittel zur Verfügung gestellt und, um die Aktion prompt zur Durchführung zu bringen, dieselben selbst den einzelnen Spitälern zugestellt. Es handelt sich um Haferflocken, Trockenmilch und Fett, durchwegs Lebensmittel, welche für die Kranken besonders zuträglich und wertvoll sind. Der Kalorienwert beträgt ca.9.000 pro Kopf.

17.2.1947: Lebertranausgabe für Kinder

Die Magistratsabteilung 17 gibt für die Bezirke 7, 8, 9, 17, 18, 19, (amerikanische Zone) bekannt:

Die amerikanische Besatzungsmacht hat für die Kinder bis zu 12 Jahren, die in der amerikanischen Zone wohnen, Lebertran zur Verfügung gestellt. Kinder von 0 bis 3 Jahren erhalten 200 Gramm Lebertran.

19.2.1947: Nachträgliche Registrierung von Nationalsozialisten

Nach einer Kundmachung des Wiener Magistrats können nach dem Verbotsgesetz vom Mai 1945 registrierungspflichtige Nationalsozialisten, die bis jetzt die Meldung unterlassen haben, dieses Versäumnis straffrei nachholen. Ebenso können unvollständige oder falsche Angaben berichtigt werden. Die nachträglichen Meldungen werden vom 18. Februar bis einschließlich 17. März 1947 bei der zuständigen Registrierungsstelle an allen Werktagen von 8 bis 15 Uhr, Samstag von 8 bis 12 entgegengenommen.

Die Meldung der nach dem neuen Nationalsozialistengesetz registrierungspflichtig gewordenen Personen erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt.

19.2.1947: Einstellung der Badner-Bahn

Infolge der katastrophalen Schneeverwehungen muss der Betrieb der Badner-Bahn vorübergehend ab sofort eingestellt werden.

19.2.1947: Gesteigerter Kampf gegen den Schnee - Weitere Maßnahmen gegen die Schneekatastrophe

Großeinsatz der Städtischen Straßenreinigung.

Die Straßen sind wieder befahrbar.

Quer durch die Bevölkerung bilden sich Arbeitsgruppen um dem Schneechaos entgegenzuwirken.

In einem neuerlichen Aufruf forderte Bürgermeister Körner die Beamten und Bediensteten der Gemeinde zur sofortigen Mitarbeit an der Schneesäuberung auf. Der Stadtschulrat hat alle Lehrpersonen aufgefordert, sich ebenfalls zur Schneearbeit zur Verfügung zu stellen. Die Schüler der 3. und 4. Hauptschulklassen werden die Umgeben der Schulhäuser vom Schnee säubern. In vielen Bezirken haben sich Hausgemeinschaften zur Schneesäuberung gebildet.

Die Städtische Straßenreinigung war wieder die ganze Nacht mit allem, schon total übermüdetem Personal, im Einsatz.

450 Gemeindeangestellte haben den Aufruf des Bürgermeisters folgend, die Schneesäuberung in der Umgebung des Rathauses und des Neuen Amtshauses in Angriff genommen.

21.2.1947: Notspital Groß-Enzersdorf wieder geschlossen

Den Stadtteilen Wiens am linken Donauufer drohte nach Kriegsende große Gefahr. Durch die Sprengung der Brücken, die bekanntlich nur zum Teil gelungen ist, sollte Wien von allen Zufuhrmöglichkeiten abgeschnitten werden. Trotzdem die Reichsbrücke vor der Vernichtung bewahrt werden konnte, war doch die Verbindung mit Floridsdorf und den anschließenden Gemeinden lange Zeit sehr erschwert. In dieser für die Gesundheit der Floridsdorfer Bevölkerung bedrohlichen Situation ergriff Med.-Rat Dr. Anton Krabichler die Initiative und richtete in Groß-Enzersdorf ein Notspital ein.

Nach Wiederherstellung normaler Verkehrsverhältnisse konnte das Notspital in Groß-Enzersdorf mit Ende 1946 wieder aufgelassen werden.

21.2.1947: Heute 10.096 Schneearbeiter in Wien

Der heutige Tag stand wieder im Zeichen des Großkampfes gegen den Schnee. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wurde die Schneeabfuhr aus den Straßen vorangetrieben, u.a. 28 Autoschneepflüge, 59 pferdebespannte Schneepflüge, 5 Traktoren, 32 städtische Autos, 42 Lastautos, 160 pferdebespannte Fuhrwerke und ca. 1.200 Handkarren waren mit 10.096 Schneearbeitern im Einsatz.

22.2.1947: Anmeldung von Möbeln auf Grund des NS.-Gesetzes

"Das Wohnungsamt der Stadt Wien gibt bekannt, dass im Sinne des NS.-Gesetzes vom 7. Februar 1947, alle Personen, denen eine Berechtigung zur Benützung von Möbeln (Einrichtungsgegenständen) erteilt wurde, verpflichtet sind, bis 3. März 1947 eine Meldung über die in ihrer Benützung oder Verwahrung stehenden Einrichtungsgegenständen in zweifacher Ausfertigung bei der Einlaufstelle des zuständigen magistratischen Bezirksamtes abzugeben. Die Kopie dient als Empfangsbestätigung.

Die Meldung hat zu enthalten: Name und Anschrift des Meldenden, Name und Anschrift des bisherigen Eigentümers und Anschrift der Wohnung, aus der die Möbeln stammen.

Weiter ist der Meldung eine genaue Inventarliste und eine Abschrift der vorläufigen Zuweisung anzuschließen. Sofern der derzeitige Benützer diese Einrichtungsgegenstände weiterhin benötigt, ist gleichzeitig ein diesbezügliches Ansuchen um Zuweisung zu stellen."

24.2.1947: Das Wohnungsamt fördert den Wohnungstausch

Der durch den Krieg hervorgerufene Wohnungsmangel verhindert seit langem jede Wohnungsverbesserung und erschwert Übersiedlungen auch in jenen Fällen, in denen eine kleinere oder bescheidenere Wohnung angestrebt wird. Oft würden sich durch einen einfachen Tausch der Wohnung viele Überbelegungen von Wohnungen verhindern lassen. Die Durchführung eines solchen Wohnungstausches stößt derzeit oftmals auf große Schwierigkeiten, weil die vermittelnde Stelle fehlt, die imstande wäre, die Tauschpartner zusammenzuführen. Die Inanspruchnahme privater Vermittlungen ist zumeist mit hohen Kosten verbunden und daher für viele nicht tragbar. Um diesem Übelstand abzuhelfen und den Wohnungstausch zu erleichtern, hat sich der Amtsführende Stadtrat für das Wohnungswesen, Gottfried Albrecht, entschlossen, im Wohnungsamt eine Tauschvermittlungsstelle einzurichten.

Selbstverständlich werden die Tauschansuchen vom Wohnungsamt genauest überprüft und nur im Rahmen der für die Vergebung von Wohnungen geltenden Richtlinien vorgenommen.

26.2.1947: Enquete der Stadt Wien zur Förderung des Verlagswesens

Bürgermeister General Körner hat über Anregung von Stadtrat Matejka und im Hinblick auf die katastrophale Lage im Buchverlag und im graphischen Gewerbe eine Aktion eingeleitet, deren Zweck es ist, gestützt auf die Berichte führender Verlagsanstalten, die Möglichkeiten zu prüfen, die eine Erleichterung der Lage bewirken können. Das Ergebnis der Enquete ergibt folgendes Bild:

Die Verteilung des Papiers und anderer Rohmaterialien ist empfindlich gestört. Die Ursache dieser Störung liegt zum Teil an der stilliegenden Fabrikation, zum anderen Teil an gewissen Unzulänglichkeiten in der Zuteilung und Verwendung der Vorräte. Die durch die Beschlagnahme von Blei während des Krieges und die erlittenen Schäden in ihrer Produktionskapazität ohnedies stark beeinträchtigten Druckereien können wegen Strom- und Gasmangel kaum arbeiten; die abgenützten Maschinen, die in den letzten Jahren nicht verbessert und deren Ersatzteile nicht importiert werden konnten, sind nicht in der Lage, den Anforderungen zu entsprechen. Ebenso katastrophal liegen die Dinge bei den Klischieranstalten und den Buchbindereien, wo es an allen Rohstoffen, wie Platten, Farben, Karton, Leinen, Heftgaze, Leim und Chemikalien fehlt. dass trotzdem Bücher gedruckt werden konnten und noch dazu Bücher, denen nicht immer ein Wert zugesprochen werden kann, ist auf frühere Druckaufträge zurückzuführen, die erst jetzt in Erscheinung treten. Daher muss auch hier eingesetzt werden, um eine gerechte Verteilung des Papiers und der anderen Materialien herbeizuführen. Es bedarf vor allem einer energischen Papierlenkung, die nur wertvolle Erscheinungen ermöglichen soll.

Aus den bisherigen Erhebungen und Untersuchungen ergeben sich folgende konkrete Vorschläge, die den Gegenstand der Beratung mit den zuständigen Behörden und Fachorganisationen bilden werden:

Zentrale Erfassung der gesamten österreichischen Papierproduktion an den Erzeugungsstätten; Verteilung an die Verleger nur für genehmigte Werke. Die Verteilung des Papiers erfolgt durch eine Kommission nach genauer Überprüfung des Verlagsprogramms. Einschreiten gegen die Herstellung wertloser und wertwidriger Zeitschriften und Bucherzeugnisse und Beschlagnahme des hiefür bereitgestellten Papiers.

Besonders wichtig erscheint die Förderung der Exportmöglichkeiten. Durch die Ausfuhr österreichischer Bücher konnte bereits ein beträchtlicher Teil von hier nicht vorhandenen Bedarfsartikeln für die Buchherstellung eingeführt werden. Besonders das wissenschaftliche Werk bedeutet die hochwertigste Exportform.

26.2.1947: Die Pestalozzi Foundation spendet für österreichische Kinder

Die Pestalozzi Foundation in New York hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein großzügiges Hilfsprogramm für notleidende Kinder in Europa durchzuführen und will dabei Österreich besondere Aufmerksamkeit schenken. So sind durch das Schweizerische Rote Kreuz und durch die Schweizer Spende 1.600 Kisten Kondensmilch, 5.200 Paar Kinderschuhe und 21 Kisten mit Kinderkleidern abgegangen, um in Österreich durch die Schweizer Hilfsorganisationen verteilt zu werden.

26.2.1947: Die Wiedergutmachungsaktion für die gemaßregelten

In der letzten Sitzung des Stadtsenates hat der städtische Personalreferent, Vizebürgermeister Speiser, die erste Liste von Beamten und Arbeitern der Stadt Wien vorgelegt, die in der Zeit zwischen 1934 und 1945 aus politischen Gründen entlassen oder sonstwie gemaßregelt worden sind. Die Liste umfasst 113 Angestellte, die seit Kriegsende wieder in den aktiven Dienst der Gemeinde Wien zurückgekehrt sind. Mit ihr hat die Wiedergutmachungsaktion für die gemaßregelten städtischen Bediensteten begonnen, die in Gruppen durchgeführt wird.

Nach dem vom Gemeinderat Ende Dezember 1946 genehmigten neuen Dienst- und Besoldungsrecht für städtische Bedienstete müssen sämtliche städtische Bedienstete überprüft werden, ob sie zur Aufnahme in den Personalstand der Gemeinde Wien geeignet sind. Diese Überprüfung wird sich auf mehrere Monate erstrecken. Die ersten Einreihungen in den Personalstand erfolgen für die Gemaßregelten, denen auch die verlorenen Dienstzeiten, für alle Rechte, die aus der Dienstordnung hervorgehen, angerechnet werden.

Die Wiedergutmachungsaktion wird fortlaufend und mit aller möglichen Beschleunigung weitergeführt.

27.2.1947: Aus dem Landtag

Aus einem Bericht des Amtsführenden Stadtrates der Verwaltungsgruppe für die städtischen Unternehmungen, Dr. Exel (ÖVP), über die katastrophale Verkehrslage auf den Wiener städtischen Straßenbahnen:

Die trostlose Wettersituation, insbesondere die katastrophalen Schneeverwehungen, haben eine derartige Zerstörung am motorischen Teil der Triebwagen vor allem bei den Straßenbahnen hervorgerufen, dass es unmöglich sein wird, die bisherigen Linien in dem derzeitigen Umfang aufrecht zu erhalten. Bei Schneeverwehungen wie den heutigen, waren auch in normalen Zeiten zeitweise Stockungen im Straßenbahnverkehr zu beobachten. Um so mehr ist dies heute der Fall, wo es sozusagen an allem fehlt und es auch in längerer Zeit nahezu unmöglich ist, die notwendigen Reparaturen durchzuführen. Der Höhepunkt des Niederbruches war der 22. Februar, an welchem 33 Triebwagen ausgefallen sind. Die Wiener Verkehrsbetriebe haben einen Wagenbedarf von 498 Trieb- und 770 Beiwagen schon bei gedrosseltem Verkehr. Tatsächlich sind aber nur mehr 418 Trieb- und 653 Beiwagen vorhanden, was ein Manko von 80 Triebwagen bedeutet. Nachdem eine Vergrößerung der Intervalle nicht mehr möglich ist, wird eine Anzahl von Linien, darunter die 2er-Linie, eingestellt werden müssen. Besonderer Wert wird aber auf die Aufrechterhaltung der Radiallinien gelegt, damit die Arbeiter zu und von den Arbeitsplätzen gebracht werden können. In den Reparaturwerkstätten wird Tag und Nacht gearbeitet. Die so notwendigen Ankerwicklungen sind von den verschiedenen dafür in Frage kommenden Unternehmungen versprochen worden, doch wird die Zukunft zeigen, ob diese Versprechungen eingehalten werden können. Von der Leitung und dem Personal der Wiener Verkehrsbetriebe wird alles getan, um über die nächsten vier oder fünf Monate hinwegzukommen und um den Wagenstand wieder aufzufüllen. Das Wagenmaterial, das in den letzten Monaten ausgebessert wurde, ist der Zerstörung durch Witterungseinflüsse zum Opfer gefallen.

28.2.1947: Große Schneeverwehungen am Rande von Wien

Infolge des anhaltenden Windes konnten die großen Schneeverwehungen, trotz der dauernden Verwendung von Schneepflügen, an der Brünner Straße und Triester Straße nicht beseitigt werden. Auf der Linie 132 ist ein Schneereinigungstriebwagen steckengeblieben, der auch von Schneeschauflern nicht freimacht werden konnte, weil diese die Arbeit wegen des Sturmes einstellen mussten. Auch die Linien 117 nach Leopoldau und 331 nach Stammersdorf müssen ständig freigeschaufelt werden.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).