Historischer Rückblick aus dem Jahr 1947

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1947

Juli

1.7.1947: 40 Jahre Städtische Bestattung

Vor vierzig Jahren erwarb die Gemeinde Wien von den damals in Wien bestandenen 85 Privatbestattungen zwei große Unternehmen und gründete die Städtische Leichenbestattung. Während der nächsten Jahrzehnte gingen noch etwa 70 weitere private Leichenbestattungs-Unternehmungen in ihren Besitz über und in den letzten Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurde schon die Hälfte aller Bestattungen in Wien von der Städtischen Bestattung durchgeführt.

Nach dem Kriege musste das Unternehmen fast ganz neu aufgebaut werden, da seine Sargfabrik durch Bombentreffer zerstört war und ein Großteil des Wagenparks und viel Aufbahrungsmaterial während der Kampfhandlungen abhanden kam. Mit welchem Erfolg dies gelungen ist, geht daraus hervor, dass derzeit 75 Prozent aller Beerdigungen durch die Städtische Bestattung erledigt werden. Der restliche Teil der Bestattungsfälle entfällt auf zwölf noch bestehende Privatleichenbestattungen. Gegenwärtig gelten bei diesem Unternehmen noch immer die unveränderten Tarife des Jahres 1937.

Vizebürgermeister Speiser betonte anläßlich eines Empfanges für Angestellte der Bestattung, dass es im Interesse der ganzen Bevölkerung gelegen wäre, wenn es in Wien nur eine einzige Bestattung gäbe.

2.7.1947: Ehrung für die Mitarbeiter an der Antifaschistischen Ausstellung

An 38 Persönlichkeiten, die sich durch ihre Mitarbeit und Förderung bei der Antifaschistischen Ausstellung "Niemals vergessen!" hervorgetan haben, wurde heute eine von Prof. Alfred Hofmann entworfene Bronzeplakette überreicht. In seiner Ansprache betonte Vbgm. Speiser die Bedeutung der Ausstellung, die nach dem Kriege der Stimmung der breiten Masse und dem Geiste der neuen demokratischen Zeit Ausdruck gab. Die Ausstellung soll aber nicht nur für Wien bestimmt sein, sondern auch über den Grenzen Österreichs ihre Wirksamkeit entfalten.

3.7.1947: Plakatwettbewerb "Wien baut auf"

Im zweiten Teil des Wettbewerbes für das Ausstellungsplakat "Wien baut auf" erhielt der Entwurf von Dr. Walter Peck den ersten Preis. Zwei weitere Entwürfe von Maria Tlusty und je ein Entwurf von Rudolf Köhl und Ernst Mitsdorfer wurden angekauft.

3.7.1947: Mitwirkung von Frauen bei der Preisüberwachung

Die hohen Kirschen- und Gemüsepreise haben auf den Wiener Märkten den gerechtfertigten Unwillen der Hausfrauen hervorgerufen. Stadtrat Honay hat einige Abordnungen von Frauen empfangen, die außer den allgemeinen Schwierigkeiten der Ernährung auch gewisse Unzukömmlichkeiten bei der Preiskontrolle aufzeigten. Gefordert wurde eine Abstellung dieser Preisprobleme auf den Wiener Märkten sowie die Mitwirkung der Käuferinnen bei der Preisüberwachung. Stadtrat Honay sagte eine Mitwirkung der Frauen im Rahmen der Bezirksvertretungen zu. In der heutigen Sitzung aller Wiener Bezirksvorsteher und deren Stellvertreter wurde beschlossen, dass die Bezirksvorsteher von den drei politischen Parteien in den Bezirken die Ernennung von je einer Beauftragten und einer Stellvertreterin raschest verlangen sollen. Diese Frauen werden sowohl bei der Überprüfung der Preise auf den Märkten, als auch in den Kleinhandelsgeschäften mitwirken. Sie werden gemeinsam mit der Leitung des Bezirksmarktamtes arbeiten.

Ferner teilte Stadtrat Honay mit, dass bis jetzt 72 Großhändler wegen Übertretung der Kirschenpreise der Staatsanwaltschaft angezeigt und mit hohen Geldstrafen belegt wurden. Im Wiederholungsfall wird die Gewerbeberechtigung entzogen.

7.7.1947: Wiener Magistrat führt Anbaugesetz in Wien durch

Der Bürgermeister der Stadt Wien hat bestimmt, dass die aufgrund des § 10 des Anbaugesetzes von den Landes-Landwirtschaftskammern zu erledigenden Aufgaben in Wien von der Magistratsabteilung 58 zu besorgen sind, da eine Landwirtschaftskammer für Wien nicht besteht. Wo es keine Bezirksbauernkammern gibt, hat der Magistrat auch deren Agenden zu übernehmen.

7.7.1947: Ruineneinsturz in Favoriten

Heute stürzten bei Abbrucharbeiten in der Hausruine 10, Favoritenstraße 130/Ecke Quellenstraße zwei Dippelbaumdecken ein und verschütteten zwei Arbeiter. Beide wurden in leichtverletztem Zustand geborgen und in das Arbeiter-Unfallkrankenhaus gebracht. Im Zuge von Abbrucharbeiten kommt es leider immer wieder zu solchen Unfällen.

8.7.1947: 95.000 Übernachtungen im Nothotel

Am 27. Juni 1946 wurde die erste von der Gemeinde Wien geschaffene Notunterkunft für Reisende im ehemaligen Luftschutzbunker beim Westbahnhof eröffnet. Wie sehr die Gemeinde mit dieser Schöpfung einem starken Bedürfnis des Publikums entsprochen hat, zeigt die Frequenz im ersten Jahr des Bestandes. Bis 27. Juni 1947 haben im Nothotel Westbahnbunker 94.763 Nächtigungen stattgefunden. 67.353 Personen haben die Sitzplätze der Notunterkunft benützt, während 27.410 Personen ein Bett zum Schlafen zur Verfügung stand. 21.415 Reisende hatten ihr Gepäck im Aufbewahrungsraum sichergestellt. Von der Auskunftsstelle der Notunterkunft wurde 837 Reisenden ein Hotelzimmer und 133 anderen ein Privatzimmer für ihren weiteren Aufenthalt vermittelt. Bei Beurteilung dieser Leistung muss in Betracht gezogen werden, dass während vier Wintermonaten der Reiseverkehr fast vollkommen stillgelegt war und sich diese Zahlen eigentlich nur auf einen achtmonatigen Verkehr beziehen.

10.7.1947: Maßnahmen gegen Ährenlesen

Das sogenannte "Ährenlesen" hat Formen angenommen, die oft einer Plünderung gleichkommen. Um auch die kleinsten Mengen von Lebensmitteln für die Allgemeinheit sicherzustellen, hat der Magistrat der Stadt Wien das Ährenlesen im Land Wien, solange die Getreidemandeln noch auf dem Felde stehen, verboten. Das Verbot gilt auch dann, wenn Grundeigentümer oder Pächter mit dem Sammeln des liegengebliebenen Getreides einverstanden sind. Das Feldschutzpersonal ist angewiesen, gegen Zuwiderhandelnde einzuschreiten.

10.7.1947: Notenspende aus Pressburg

Über Intervention des Amtes für Kultur und Volksbildung der Stadt Wien zur Abhilfe des gegenwärtigen Mangels an Notenpapier haben sich die Musikleitung von Radio Pressburg und die Musikkammer Pressburg zu einer Spende von Notenpapier für die österreichischen Komponisten bereit erklärt. Die erste Sendung an Partiturpapier wurde bereits zur Verteilung gebracht.

12.7.1947: Die Übergabe der Schwedenautos

Der Leiter der Schwedenhilfe in Wien, Dr. Niels Gustav Persson, übergab heute an StR. Freund im Park des Liechtensteinpalais zwölf 3-Tonnen-Lastkraftwagen. StR. Freund bedankte sich für die bisherige Hilfe und verabschiedete die schwedischen Chauffeure, die nun wieder in ihre Heimat zurückreisen.

14.7.1947: Wiederaufbau zerstörter Wiener Sportplätze durch eine Sportgroschen-Aktion

Die im Sportbeirat der Stadt Wien vertretenen Körpersportverbände ASKÖ, Turn- und Sportunion, Österreichischer Hauptverband und Wiener Fußballverband haben einstimmig eine gemeinsame Selbsthilfeaktion zur Behebung der Kriegsschäden auf Wiener Sportstätten und am Vereinsvermögen beschlossen. Zu diesem Zweck wurde ein Sportaufbaufonds durch Einhebung eines Sportgroschens in Form eines zehnprozentigen Zuschlages zu den Eintrittspreisen bei den Veranstaltungen der angeschlossenen Vereine und Verbände gebildet.

Im Interesse dieser Aktion wird die Einhebung des Olympiagroschens des Österreichischen Hauptverbandes und des Aufbaugroschens beim Wiener Fußballverband eingestellt. Die Vereine werden mit Hinweis auf die Zustimmungserklärung ihrer übergeordneten Verbände ersucht, ab sofort den Sportgroschen einzuheben. Dies muss auf den Eintrittskarten ausdrücklich vermerkt werden, damit der Zuschlag nicht besteuert wird. Der eingehobene Sportgroschen ist längstens acht Tage nach der Veranstaltung mit dem zuständigen Verband abzurechnen.

Der Fonds wird von einem von den Verbänden gebildeten Komitee verwaltet und vom Sportbeirat und vom Kontrollamt der Stadt Wien kontrolliert.

17.7.1947: Diebstahl von Gemeindeeigentum

Vom 15. auf den 16. Juli ist im Bezirksgesundheitsamt 18, Währinger Straße 124, eine Schreibmaschine Marke "Torpedo" entwendet worden. Ein weiterer Diebstahl von Gemeindeeigentum ereignete sich in der Städtischen Allgemeinen Poliklinik, 9, Mariannengasse 10, wo ein Mikroskop Fabrikat "Reichert" verschwunden ist. Vor einem Ankauf wird gewarnt!

18.7.1947: Lebensmittel vor Verderb schützen!

Wegen des anhaltenden warmen Wetters macht das Marktamt der Stadt Wien in seiner Eigenschaft als Lebensmittelpolizei die Lebensmittelhändler aufmerksam, dass die verderblichen Lebensmittel gekühlt werden müssen, um eine Gesundheitsschädigung der Verbraucher zu verhindern.

Das gilt vor allem für die Fleischgemüsekonserven. Diese dürfen nicht in die Auslage gestellt werden. Zur Schaustellung sind nur leere Dosen zu verwenden. Die für den Verkauf bestimmten Dosen dürfen erst kurz vor der Ausgabe geöffnet werden. Das Öffnen hat fortlaufend während des Verkaufes zu erfolgen. Es soll vermieden werden, dass Reste für den nächsten Tag zurückbleiben und es sollen immer nur jene Dosen geöffnet werden, deren Inhalt unmittelbar zum Verkauf kommt.

Das jetzt zur Ausgabe gelangende Kunstspeisefett ist von sehr guter Qualität, jedoch leicht schmelzbar und muss daher kühl gehalten werden. Beim Einkauf empfiehlt sich die Mitnahme eines Gefäßes. Milch soll sofort abgekocht werden.

19.7.1947: Vizebürgermeister Speiser - Bürger der Stadt Wien

Vizebürgermeister Paul Speiser vollendet heute das 70. Lebensjahr. Aus diesem Anlass wurden ihm zahlreiche Ehrungen aus dem Kreise seiner Parteifreunde, aber auch aus der übrigen Öffentlichkeit zuteil. Die Stadt Wien hat die Fülle der Verdienste, die sich Vizebürgermeister Speiser in einer fast zwei Jahrzehnte währenden ebenso aufreibenden wie erfolgreichen Tätigkeit um die Verwaltung erworben hat, durch Verleihung des Bürgerrechts gewürdigt.

21.7.1947: Die "Volkssolidarität" vom Magistrat übernommen

Erklärung der drei politischen Parteien zur Auflösung der "Volkssolidarität"

Zu dem Beschluss des Wiener Gemeinderates vom 21. Juli 1947, die Agenden der "Volkssolidarität" ab 1. August 1947 durch den Wiener Magistrat (Wohlfahrtsamt der Stadt Wien) zu übernehmen und weiterzuführen, wird von den drei politischen Parteien einvernehmlich folgendes erklärt:

Mit dem erwähnten Beschluss des Wiener Gemeinderates hat die "Volkssolidarität" in der seit Frühjahr 1945 bestehenden Form zu bestehen aufgehört und die Gemeinde Wien verpflichtet sich, alle in der "Volkssolidarität" registrierten Opfer des Faschismus, sofern sie unterstützungsbedürftig sind und durch das Opferfürsorgegesetz ihr Lebensunterhalt nicht gesichert erscheint, materiell und finanziell in einem Ausmaß zu befürsorgen, das ihren Lebensunterhalt sichert. Das städtische Wohlfahrtsamt wird auch die in der "Volkssolidarität" registrierten, unterstützungsbedürftigen Opfer des Faschismus befürsorgen, die nicht unter die Bestimmungen des Opferfürsorgegesetzes fallen, das sind vor allem jene, die seinerzeit aus politischen Gründen die deutsche Staatsbürgerschaft ablehnten und heute die österreichische Staatsbürgerschaft noch nicht erhalten haben sowie Frauen, deren Männer vermisst sind und die noch keinen Totenschein erhalten konnten. Die Entscheidung darüber, wer von den Opfern des Faschismus zu unterstützen ist und in welchem Ausmaß diese Unterstützung durch das Wohlfahrtsamt zu erfolgen hat, trifft einvernehmlich mit dem zuständigen amtsführenden Stadtrat ein Beirat, der sich aus je einem Vertreter und einem Stellvertreter der drei politischen Parteien zusammensetzt.

21.7.1947: Aus dem Wiener Landtag:

Amtsführender StR. Afritsch (SPÖ) berichtete über einen Gesetzentwurf, betreffend die Änderung der Grenze zwischen dem XXI. und XXII. Bezirk und der Benennung des XXII. Bezirkes. Diesem Gesetzentwurf gingen lange Verhandlungen zwischen den Parteien voran. Dem Entwurf zufolge soll das Siedlungsgebiet nördlich der Brücke der Roten Armee zu beiden Seiten der Wagramer Straße mit dem Großteil von Kagran und Kaisermühlen sowie Teilen von Leopoldau und Donaufeld mit dem XXII. Bezirk vereinigt werden, der die Bezeichnung "Donaustadt" erhalten soll. Das zum XXII. Bezirk kommende Gebiet umfasst ca.23.500 Menschen. Die Einwohnerzahl des XXI. Bezirkes wird rund 75.000 betragen, die des XXII. Bezirkes wird sich auf rund 52.000 erhöhen. Bei der Namensgebung wurde die Verwandlung des Namens einer der bestehenden Ortschaften vermieden, um keine bevorzugte Stellung an eine solche Ortschaft einzuräumen. Das Gesetz wird am 1. Oktober 1947 in Kraft treten, um die gesetzliche Frist für das Einspruchsrecht der Alliierten Mächte und der Bundesregierung einzuhalten. Das Gesetz wurde ohne Debatte in erster und zweiter Lesung einstimmig angenommen.

Weiters referierte StR. Afritsch über einen Gesetzesentwurf, betreffend die Abänderungen einiger Bestimmungen der Bauordnung für Wien und wies dabei darauf hin, dass es sich in erster Linie um die Wiederherstellung des Zustandes vor dem Jahre 1939 handelt. Im Jahre 1939 wurden vom Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reiche den Baubehörden und Bezirksvorstehungen einige Rechte genommen, die ihnen nunmehr wieder eingeräumt werden soll, es betrifft dies vor allem die Wiedereinsetzung eines Fachbeirates und die Mitwirkung der Bezirksvertretung bei Bausachen. Auch diese Vorlage wurde ohne Debatte beschlossen.

22.7.1947: Wieder Städtisches Volksbad in der Geiselbergstraße

Nach Einbau einer Ölfeuerungsanlage steht der Bevölkerung nunmehr auch wieder das Städtische Volksbad in der Geiselbergstraße zur Verfügung.

Damit sind nun 16 Volksbäder in verschiedenen Bezirken wieder in Betrieb.

25.7.1947: Rucksack-Verbot für Frühkartoffeln

Aufgrund der Verordnung vom 31. Juli 1945 über die Erfassung, Aufbringung und Ablieferung von Brotgetreide, Hülsenfrüchten und Kartoffeln, gelten auch Frühkartoffeln als bewirtschaftete Nahrungsmitteln. In diesem Sinne hat das Bundesernährungsdirektorium beschlossen, dass der Transport von Speise-Frühkartoffeln nur aufgrund von Transportscheinen, die vom Gartenbau- und Kartoffelwirtschaftsverband ausgestellt werden, erfolgen darf. Das Ernährungsdirektorium hat es den Landeshauptmännern anheim gestellt, auch den Transport von Frühkartoffeln mit Rucksäcken zu untersagen.

Da erfahrungsgemäß der Schleichhandel mit Kartoffeln sich vielfach des Rucksackverkehrs bedient und dadurch der Versorgung der Gesamtbevölkerung große Mengen entzogen werden, hat der Wiener Magistrat im staatlichen Wirkungsbereich den Rucksackverkehr für Speise-Frühkartoffeln der Ernte 1947 ohne Transportschein im Gebiete der Stadt Wien untersagt.

25.7.1947: Wieder ein Bezirk schuttfrei!

Die öffentlichen Verkehrsflächen des 21. Bezirkes sind schuttfrei! In einer intensiven Aktion haben die mit der Schuttabfuhr befassten behördlichen Stellen alle jene Schuttmassen, für deren Entfernung die Gemeinde Wien zuständig ist, beseitigt. In diesen drei Monaten sind nicht weniger als 17.000 m3 von den Floridsdorfer Straßen entfernt worden. Insgesamt sind rund 30.000 m3 Bombenschutt seit Kriegsende von den Floridsdorfer Straßen abgeführt worden. Mit dem in den letzten Monaten aus Floridsdorf abtransportierten Schutt wurde der Bau eines Straßendammes begonnen, der die Siedlung im Gebiete der Schwarzlackenau mit der Prager Straße verbindet.

26.7.1947: Wieder Straßenbahnverkehr über die Philadelphiabrücke

Ab sofort kann der Betrieb der Linie 62 über die wiederhergestellte Philadelphiabrücke aufgenommen werden. Auf die Dauer des Kanalbaues in der Flurschützstraße wird die Linie 62 über die Eichenstraße geführt.

26.7.1947: 60.000 Paar Schuhe für Wiener Kinder. Eine großzügige Hilfsaktion der Gemeinde Wien

Nach längeren Verhandlungen ist es Finanzstadtrat Honay gelungen, mit Hilfe der staatlichen Stellen aus der tschechoslowakischen Republik 60.000 Paar Schuhe für die Wiener Kinder und teilweise auch für Erwachsene zu erhalten. Die Schuhe werden durch das Wohlfahrtsamt, nach Überprüfung der Bedürftigkeit, kostenlos abgegeben. Kosten für die Gemeinde: rund 800.000 Schilling.

Die Schuhmangel hat in diesem Schuljahr häufig dazu geführt, dass viele Kinder bei schlechtem Wetter der Schule fernbleiben mussten.

Aber auch viele ausländischen Hilfsorganisationen haben heuer schon helfend mit Schuhlieferungen ausgeholfen. So hat das Amerikanische Rote Kreuz 12.000 Paar Kinderschuhe gespendet, die Schweizer Regierung hat der Gemeinde Wien eine Ledersendung für 7.000 Paar Schuhe übermittelt, die Pestalozzi-Vereinigung in Amerika hat 4.700 Paar Schuhe von bester Beschaffenheit gespendet. Von den amerikanischen Quäkern wurden 5.000 Paar Schuhe übergeben und für die Allerkleinsten spendete die UNRRA 216 Paar Schuhe. Die Stadtverwaltung hat das erforderliche Material für rund 13.000 Paar Schuhe gesichert. Mehr als 100.000 Paar Schuhe konnten so im heurigen Jahr an Wiener Kinder und teilweise auch an Erwachsene übergeben werden.

28.7.1947: Aufruf von Seife und Waschmitteln

Das Hauptwirtschaftsamt Wien ruft im Einvernehmen mit dem Bundeswirtschaftsamt für Niederösterreich und das Burgenland folgende Abschnitte der Seifenkarte auf:

E 2 der Seifenkarten M und N zum Bezug von 1 Stück Einheitsseife und W 2 der Seifenkarten S, M und N zum Bezug von einem Normalpaket Waschpulver oder Ersatzwaschmittel.

29.7.1947: Friedrich Heydenau - Ein österreichischer Dichter!

Friedrich Heydenau, nach langem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten wieder in seine Heimat zurückgekehrt, hat nach seinem letzten in Österreich bekanntgewordenen Buch "Der Leutnant Lugger" auf der Wanderschaft und im Exil einige Romane geschrieben. In Stockholm schrieb er den Tierroman "Der unheilige Franziskus". In Connecticut, der nächsten Station entstand der Roman "Die Sehnsucht, frei zu sein", dessen Titel der Inschrift auf der Freiheitsstatue im New Yorker-Hafen entnommen ist. In New York, wo sich Heydenau längere Zeit aufhielt, erschienen die Bücher "Der Zorn der Adler", ein Roman aus der Welt der Partisanen und Guerillas. Es ist zu hoffen, dass sich bald ein Verlag findet, der die Bücher Heydenaus dem österreichischen Leser zugänglich macht.

30.7.1947: Prof. Max Graf wieder in Wien

Prof. Max Graf kehrt aus Amerika zurück.

In diesen Tagen ist Prof. Max Graf, der im Jahre 1938 Wien verlassen musste, aus Amerika zurückgekommen. Prof. Graf hat in Amerika im Verlaufe der letzten Jahre drei erfolgreiche Bücher veröffentlicht: "Legend of a Musical City", "Compeser und Critic" (Two hundred years of musical criticism) und "Modern music" (Composers and music of our time).

Von "Legend of a Musical City" wird die Buchgemeinschaft in Wien voraussichtlich noch im heurigen Jahr eine deutsche Ausgabe herausbringen, die beiden anderen Bücher erscheinen im Herbst in französischer Übersetzung in Paris, und von "Composer and Critic" erscheint demnächst eine englische Ausgabe. Im September erscheint ein viertes Buch "Von Beethoven zu Schostakowitsch, Psychologie des Kompositionsprozesses".

30.7.1947: Kinder von Hingerichteten fahren nach Norwegen

60 Wiener Kinder, deren Eltern in den Kerkern des Naziregimes umgekommen sind oder hingerichtet wurden, fuhren zu einem mehrwöchigen Aufenthalt nach Norwegen. Diese Aktion ist eine aus der Reihe der Hilfsaktionen, die die "Freie Österreichische Bewegung in Norwegen" für die notleidende Wiener Bevölkerung durchgeführt hat. Im November 1946 langte die erste Sendung von 12.000 kg Lebertran ein, die an die öffentliche Jugendwohlfahrt, die Kinder- und Jugendorganisationen, die Sportverbände und an besonders bedürftige und gesundheitsgefährdete Personen verteilt wurde. Die zweite große Aktion hat bereits Tausende von Lebensmittelpaketen nach Österreich gebracht. Durch einen eigenen Pressedienst wird die norwegische Bevölkerung laufend über die Notlage der Wiener Bevölkerung informiert und angeregt, Lebensmittel für Pakete bereit zu stellen. Seit Monaten werden große Sendungen dieser Pakete mit direkten Autozügen nach Österreich gebracht und hier an die ehemaligen Konzentrationslagerhäftlinge, an ehemals politisch Verfolgte und zahlreiche bedürftige Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller verteilt.

Für Zustandekommen und Durchführung dieser Aktionen haben sich Frau Berta Hansen-Anger und Dr. Fritz Kreilisheim besonders verdient gemacht.

31.7.1947: Schuttabfuhr aus den Parkanlagen

Nachdem im Laufe des Monates Juli der ursprünglich auf den Straßen und Plätzen Wiens lagernde Schutt beseitigt war, wurde nunmehr auch mit der Abfuhr der Schuttmengen aus öffentlichen Gartenanlagen und des Aushubes der Luftschutzbauten begonnen. Insgesamt wurden im abgelaufenen Monat 48.745 Kubikmeter Schutt weggeräumt. Dazu kommt der Abtransport von 42.333 Kubikmeter Mist. Für die Abfuhr wurden im Tagesdurchschnitt 162 Lastautos, 16 Straßenbahnwagen und 18 Pferdefuhrwerke und andere Fahrzeuge verwendet.

Im Juli sind auch 28 Hausruinen abgetragen worden, während 51 andere zum Abbruch vorbereitet sind.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).