Historischer Rückblick aus dem Jahr 1947

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

März 1947

März

1.3.1947: Maler mit dem Licht

Der Naturfreundegedanke, der von Österreich aus im Jahre 1895 seine bescheidenen Anfänge nahm, entwickelte sich bald zu einer fast alle Länder Europas erfassenden Organisation. 95.000 Mitglieder zählte die Bewegung in Österreich, als sie im Jahre 1934 aufgelöst werden musste. Heute treten die Photographen der "Naturfreunde" wieder vor die Öffentlichkeit. Die Ausstellung, die unter dem Titel "Erlebte Natur", im Künstlerhaus gezeigt wird, wurde in Anwesenheit zahlreicher Festgäste eröffnet.

3.3.1947: Geschieht wirklich nichts?

Aus einem Bericht der Erwachsenenfürsorge des Magistrats:

Im Jänner 1947 wurden aus öffentlichen Fürsorgemitteln insgesamt 50.002 Personen mit einem Betrag von zusammen 2,139.089 Schilling beteilt, wovon 43.682 Personen Dauerunterstützungen im Gesamtbetrag von 1,812.300 Schilling erhielten. Dazu ist zu bemerken, dass seit Jänner 1946 alle Dauerbefürsorgten Teuerungszuschläge bis zu 25 Prozent ihrer bisherigen Unterstützung erhalten.

An 269 Invalide des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurden im Berichtsmonat Fahrtbegünstigungen für die Straßenbahn gewährt, darunter ermäßigte Netzkarten für 1.406 Monate. Gleichzeitig gelangten an 24.680 Angehörige von Kriegsgefangenen Unterstützungsbeiträge in der Höhe von 1,830.072 Schilling zur Auszahlung.

Zur Bekämpfung der Tuberkulose erhielten im Rahmen der wirtschaftlichen Tuberkulosen-Hilfe 756 Kranke samt ihren Familienmitgliedern Dauerunterstützungen und einmalige Aushilfen von zusammen 60.534 Schilling.

385 pflegebedürftige Personen wurden in das Altersheim der Stadt Wien in Lainz aufgenommen.

Die 45 Wärmestuben der Stadt Wien hatten im Jänner 101.652 Besucher, an die täglich je ein halber Liter Heißgetränk ausgegeben wurde.

Aus den verschiedenen ausländischen Hilfsaktionen kamen durch das Sachbeihilfenlager und durch die Bezirksfürsorgeämter Pakete mit hochwertigen Lebensmitteln zur Ausgabe. Allein im Monat Jänner wurden auf diese Art 26.780 über 70 Jahre alte Dauerbefürsorgte und 32.078 über 70 Jahre alte Minderbemittelte beteilt. Auch 7.248 Tuberkulosekranke erhielten Lebensmittelspenden von zusammen 24.476 Kilogramm. In den verschiedenen Bezirken Wiens haben außerdem 64.860 erwachsene Personen an einer Ausspeisung teilgenommen.

Aber nicht nur mit Geld und Lebensmitteln konnte geholfen werden; 25.742 Personen erhielten 91.952 Kleidungsstücke, während in den Erziehungs-, Lehrlings- und Obdachlosenheimen und bei den Heimkehrerfürsorgestellen 14.694 Paar Schuhe und 57.997 Kleidungsstücke ausgegeben wurden.

3.3.1947: Die Schneeabfuhr geht weiter!

Da keine neuen Schneefälle aufgetreten sind, schreiten die Arbeiten zur Schneesäuberung gut voran. Vor allem werden jetzt die vereisten Schneeschichten auf den Hauptstraßen entfernt. An dem Durchbruch der fünf Kilometer langen Schneeverwehung auf der Brünner Straße wird mit 496 Schneeschauflern und 134 Häftlingen gearbeitet.

4.3.1947: An den Wiener Schulen wird wieder unterrichtet

Nach einer Mitteilung des Wiener Stadtschulrates wurde am heutigen Tage an 291 Volks- und Hauptschulen, die den Winter über in 180 Schulgebäuden untergebracht sind, der Unterricht wieder in vollem Umfang aufgenommen. 41 Schulen in 29 Gebäuden können vorläufig nur einen verkürzten Unterricht erteilen, an dem alle Klassen nach einem bestimmten Plan teilnehmen. An 89 Schulen wird vorläufig noch der Aufgabenunterricht, meist in Verbindung mit der Benützung der Wärmestuben, weitergeführt.

An den Mittelschulen konnte im allgemeinen nur ein reduzierter Unterrichtsbetrieb aufgenommen werden.

Da die Kohlenlieferungen an Schulen an den beiden letzten Tagen gestiegen sind, ist zu hoffen, dass auch die Unterrichtsverhältnisse in Kürze günstiger gestalten werden.

5.3.1947: Wiens Schulen werden aufgebaut

Nicht weniger als 33 wichtige größere und kleinere Bauvorhaben zur Behebung von Kriegsschäden hat der zuständige Gemeinderatsausschuss in seiner letzten Sitzung beschlossen.

Für die Abfuhr des Schuttes vom Werkstättenhof in der Mollardgasse und den Wiederaufbau dieses Objektes sind mehr als 2,5 Millionen Schilling vorgesehen. Über eine halbe Million Schilling sind für die Behebung der Kriegsschäden an diversen Schulgebäuden Wiens vorgesehen, davon mehr als 200.000 Schilling für die Fortsetzung begonnener Arbeiten an den Schulen in der Renngasse, in der Schönngasse und am Leipziger Platz. Die Schulen in der Wolfgang Schmälzl-Gasse, in der Leopoldsgasse, in der Holzhausergasse, in der Vorgartenstraße und in der Leitermaiergasse werden heuer ebenfalls instandgesetzt.

6.3.1947: Der Rettungsdienst funktioniert

Der Wagenpark des Rettungs- und Krankenbeförderungsdienst wurde aufgestockt.

Der Rettungsdienst kann wieder in ausreichendem Maße durchgeführt werden.

Die Wiedererrichtung eines ausreichenden Rettungs- und Krankenbeförderungsdienstes konnte nach der Befreiung nur durch die Hilfe der Alliierten und der Schweiz ermöglicht werden, die leihweise Ambulanzwagen zur Verfügung stellten. Nunmehr ist es aber durch ununterbrochene Instandsetzungs- und Vergrößerungsarbeiten des eigenen Wagenparks, der allerdings modernen Anforderungen nicht mehr entspricht, gelungen, den Dienst in ausreichendem Maße durchzuführen. Die Gruppe Straßenverkehr der Stadtbaudirektion konnte außerdem durch Verhandlungen mit der britischen Besatzungsmacht seit 1. Jänner 1947 für den Sanitätsbetrieb 28 Autos erwerben. Davon sind 25 Wagen bereits übernommen und damit von den Engländern bisher insgesamt 63 Sanitätswagen zugewiesen worden. Der Sanitätsbetrieb verfügt dadurch zur Zeit über 62 Fahrzeuge, von denen 35 fahrbereit sind. Von diesen sind täglich etwa 16 Autos in Betrieb, so dass auch für den Fall einer plötzlichen Epidemie eine entsprechende Reserve vorhanden ist. Ähnlich liegen die Dinge beim Rettungsdienst. Auch hier sind von den 13 betriebsbereiten Wagen täglich nur ungefähr 8 Autos in Verwendung und damit eine ausreichende Reserve gesichert. In Reparatur befinden sich drei Wagen, während sechs moderne, erstklassige "Horch"-Wagen bis auf die fehlende Bereifung vollkommen intakt sind. Durch die Semperitwerke werden deshalb jetzt annähernd passende Reifen hergestellt, so dass nach einigen Änderungen auch diese Autos in Betrieb genommen werden können.

7.3.1947: Zahlreiche Bauvorhaben der Stadt Wien noch für 1947

Neben großen Bauvorhaben, wie der Errichtung von 1.200 neuen Siedlungshäusern und der Wiederinstandsetzung von mindestens 6.000 zerstörten Wohnungen, werden im Jahre 1947 von der Stadt Wien auch noch viele kleinere aber äußerst wichtige Wiederaufbauarbeiten durchgeführt werden. So wird heuer weiter an der Urania gebaut werden. Auch am Alten Rathaus in der Wipplingerstraße wird mit Wiederinstandsetzungsarbeiten begonnen, ebenso an der Salvatorkapelle hinter dem Alten Rathaus, die das einzige Renaissanceportal Wiens aufweist. Die Amtshäuser am Brigittaplatz, in der Karmelitergasse und in der Gatterburggasse, die als Amtshaus in Aussicht genommene Mautner-Markhof-Villa in der Prager Straße, die Poliklinik, der Krankenpavillon A und das Stöcklgebäude im Franz-Josef Spital wurden ebenfalls in das Wiederaufbauprogramm des heurigen Jahres aufgenommen. Weiter sind für Gas- und Wasserinstallationen am städtischen Wohnhaus Quarinplatz große Summen genehmigt worden und nahezu 900.000 Schilling für die Baumeister- und Eisenbetonarbeiten in der Fortbildungsschule und im Werkstättenhof in der Mollardgasse.

7.3.1947: Betriebseinschränkung bei der Straßenbahn

Das zu befahrende Liniennetz muss dem derzeitigen Wagenstand entsprechend eingeschränkt werden. Der heutige Wagenstand von 399 Triebwagen entspricht genau dem Stand vom November 1945. Damals wurden mit diesem Wagenpark nur 34 Linien betrieben und 29 Millionen Fahrgäste monatlich befördert, während heute 56 Linien in Betrieb stehen und monatlich über 50 Millionen Fahrgäste befördert werden müssen. Der unvermeidlich gewordene Abbau von Linien soll nun so durchgeführt werden, dass die den Fahrgästen zugemuteten Gehwege möglichst kurz sind. Es werden daher die zwei Rundlinien - Lastenstraße und 5er Linie - eingestellt, der Verkehr am Ring wird nur geschwächt und die Radiallinien nur dort aufgelassen, wo durch kurze Wege andere Radiallinien erreicht werden können. Die Fahrgäste werden gebeten, kurze Wegstrecken zu Fuß zurückzulegen und besonders während der Zeit des Berufsverkehrs nicht unbedingt notwendige Fahrten zu vermeiden.

Ab 10. dieses Monats werden folgende Linien eingestellt, z.B. gekürzt:

Linie C, als Ersatz wird die Linie 24 von Kaisermühlen bis zur Brücke der Roten Armee und die Linie 44 von der Schleife Teichgasse bis zum Liebenbergdenkmal betrieben;

Linie E 2, als Ersatz wird die Linie 41 im Abschnitt von Gersthof zum Schottenring verstärkt;

Linie H 2, als Ersatz wird die Linie 43 zwischen Betriebsbahnhof Hernals und Liebenbergdenkmal verstärkt;

Linie 5, als Ersatz wird eine Linie 45 vom Gürtel durch die Josefstädter Straße zur Stadiongasse geführt.

Die Linien 31/5, 21, 39, 42 und 69 werden zur Gänze eingestellt.

Gekürzt werden die Linien 52 (fährt nur bis zur Lützowgasse) und 58 E fährt nur bis zum Bahnhof Rudolfsheim.

Eine Reihe von Linien wird zur Ersparung von Triebwagen von Zweiwagenzügen auf Dreiwagenzüge umgestellt und dementsprechend das Intervall verlängert.

8.3.1947: Die Entlassung Österreichischer Kriegsgefangener aus Polen

Der Magistrat der Stadt Wien gibt bekannt:

Die Entlassung der Kriegsgefangenen österreichischer Staatsbürgerschaft, die sich noch in Gewahrsam der Republik Polen (Hoheitsgebiet bis zur Oder-Neisse-Linie) befinden, ist vom Nachweis der österreichischen Staatsbürgerschaft abhängig.

Um die Heimführung zu erleichtern und zu beschleunigen, sind von den Angehörigen oder sonstigen Interessenten die in Betracht kommenden Kriegsgefangenen den zuständigen Ämtern der Landesregierungen, Kriegsgefangenenfürsorge, z.B.dem Magistrat der Stadt Wien, Kriegsgefangenenfürsorge, anzumelden.

10.3.1947: Eine Wildgans-Gesamtausgabe geplant

Seine Werke sollen in einer Gesamtausgabe zusammengefasst werden.

In Anwesenheit der Witwe des Dichters Anton Wildgans, Frau Lilly Wildgans und der Vorstandsmitglieder der Anton Wildgans-Gesellschaft fand eine Besprechung im Amt für Kultur und Volksbildung statt, mit dem Zweck, eine österreichische Gesamtausgabe der Werke Anton Wildgans' in die Wege zu leiten. Aus diesem Anlass beschäftige sich die Versammlung mit dem Urheberrecht der Rechtsnachfolger von Anton Wildgans. Es ist beabsichtigt, aus einer Anzahl österreichischer Verlagsanstalten ein Konsortium zu bilden, das gemeinsam die Herausgabe der Werke des Dichters übernimmt. Die diesbezüglichen Verhandlungen sind im Gange. Außerdem wurde beschlossen, an das Justizministerium zwecks Klarstellung der Rechtslage heranzutreten, in der sich ein österreichischer Autor befindet, welcher bisher in einem Vertragsverhältnis mit einem reichsdeutschen Verlag stand. Diese Frage und die damit zusammenhängenden Rechtsfragen sind für die österreichische Literatur von großer Bedeutung und werden voraussichtlich erst im Friedensvertrag ihre endgültige Klärung finden.

11.3.1947: Einschneidende Kürzung der Benzinzuteilung

Die Magistratsabteilung 47, Transportlenkung, gibt bekannt, dass durch eine einschneidende Kürzung der Treibstoffzuweisung an die Gemeinde Wien nur mehr Personenkraftwagen der Ärzte und des Krankendienstes, sowie Lastfahrzeuge, die nachweisbar für die Lebensmittel-, Brennstoff- und Treibstoffversorgung verwendet werden, mit geringen Benzinmengen versorgt werden können.

Die Ursache für die Kürzung ist darin zu suchen, dass die Ergiebigkeit der Zistersdorfer Erdölquellen zurückgegangen sein soll, und außerdem anderweitige Verpflichtungen dazu zwangen, die Benzinzuteilung im März für das ganze Bundesgebiet zu kürzen. Damit entfallen in diesem Monat auf Wien nur mehr 800.000 Liter Benzin gegenüber 1,356.000 Liter im Februar. Da sowohl für Februar als auch für März bei Berücksichtigung nur des notwendigsten Mindestbedarfes je drei Millionen Liter Benzin angefordert wurden, sind die getroffenen strengen Maßnahmen nicht zu vermeiden. Dazu kommt noch der Ausfall des Erdgases, so dass es fast nicht mehr möglich ist, auch nur die Lebensmittel- und Brennstofftransporte und den Sanitätsdienst aufrecht zu erhalten. Es müssen also außer den oben erwähnten Fahrten, alle anderen Fahrten in der Industrie und dem Gewerbe, aber auch die Taxi eingestellt werden.

11.3.1947: Bürgermeister Körner dankt dem britischen Roten Kreuz

Das Britische Rote Kreuz, Civilian Service, die Dachorganisation aller britischen freiwilligen Hilfsorganisationen, begann in Wien bereits im September 1945 mit einer umfassenden Hilfstätigkeit. So erhielten rund 10.000 werdende und stillende Mütter in der britischen, russischen und französischen Zone über die Fürsorgeämter je fünf Pakete mit einem Nahrungswert von ungefähr 50.000 Kalorien. 1.500 der am meisten unterernährten Kinder aus Wiener Kinderkliniken nahmen durch je acht Wochen an einer Ausspeiseaktion teil, während eine Anzahl von Kinderspitälern und Kinderheimen regelmäßig Lebensmittelspenden erhielten. Eine besondere Hilfe bedeutete für viele Wiener Kinder ein dreiwöchiger Erholungsurlaub in Mallnitz, wozu große Lebensmittelspenden zur Verfügung gestellt wurden. Das Komitee für Naziopfer erhielt drei Monate hindurch je 100 Lebensmittelpakete, während an Personen, die von Tbc-Fürsorgestellen vorgeschlagen wurden, bisher ungefähr 1.700 Lebensmittelpakete zur Verfügung gelangten. Vom "Aid to Austria Committee" wurden Tbc--Kranke, Kinderkrankenhäuser, Jugendheime usw. 65.900 kg Zucker und Margarine und 195.700 Dosen Kondensmilch und Butter zur Verfügung gestellt. Die Gesamthilfe Großbritanniens für die britischen Zonen Österreichs beträgt damit insgesamt 5.170 Tonnen Lebensmittel, 98 Tonnen Kleider, 433 Tonnen Medikamente und 1.250 Tonnen Lebertran. Dazu kommt noch das Erträgnis des Tattoo in der Höhe von 400.000 Schilling.

Bürgermeister Körner dankte heute Mr. Carey, der diese großartige britische Hilfstätigkeit in Österreich organisiert hat.

12.3.1947: Bürgermeister Körner verlangt höhere Rationen für die Schuljugend

Aufgrund des letzten Berichtes des Gesundheitsamtes der Stadt Wien, wonach mehr als 70 Prozent der Wiener Schulkinder unterernährt sind, ist Bürgermeister Körner an die Wiener Kommandantur der alliierten Mächte mit der nachdrücklichen Bitte herangetreten, wenigstens für die Schuljugend einer Erhöhung der Kaloriensätze zuzustimmen und die Zufuhr der entsprechenden Lebensmittelmengen zu erwirken. Der Bürgermeister gab zu bedenken, dass es sich dabei um eine der ernstesten Angelegenheiten Wiens handelt. Der herrschende Zustand ist nicht nur jetzt, sondern auch für die Zukunft unerträglich. Die Unterernährung der Wiener Kinder wird sich auf die heranwachsende Bevölkerung und deren geistige und materielle Leistungsfähigkeit auswirken.

14.3.1947: Der Wiederaufbau des Praters

Trauriger Anblick des Volksprater mit den teilweise zerstören Anlagen.

Riesenrad

Liliputbahn

Planetarium

Busch-Kino

Schlangenbahn

Die Praterbetriebsgesellschaft, die zum Wiederaufbau des Praters von der Gemeinde Wien ins Leben gerufen wurde, hielt unter dem Vorsitz von Bürgermeister Körner ihre erste Generalversammlung mit Vertretern der Stadtbaudirektion, der Gastwirte-Innung, der Praterinteressenten sowie der StRe. Honay und Matejka ab. Es wurde beschlossen, den Verband der Praterunternehmer mit 24 Prozent am Geschäftskapital zu beteiligen. Gemeinderat Direktor Reznicek berichtete über die Tätigkeit im Jahr 1946. Die Parzellierung des für den Volksprater in Aussicht genommenen Geländes wurde im Einvernehmen zwischen Stadtbaudirektion und Praterbetriebsgesellschaft durchgearbeitet. Zwei Drittel des Schuttes aus dem Gebiet des Volkspraters sind bereits entfernt. Zur Beratung der Bauwerber wurde ein Vertrauensarchitekt bestellt. Bisher wurden rund 100 Bauparzellen, die ungefähr die Hälfte des zur Vergebung gelangenden Baugrundes umfassen, vergeben. Von diesen sollen 29 als Gaststätten, 50 von Schaustellern, 6 als Lebensmittelbetriebe und 8 als Tabaktrafiken, betrieben werden. Unter den bereits mit Grundparzellen beteilten Bauwerbern befindest sich die bei den Wienern sehr beliebte Liliputbahn, die über einen Baugrund von 10.000 m2 verfügen wird. Bisher haben nur solche Bewerber Baugründe zugeteilt bekommen, die schon früher im Volksprater Betriebe besessen oder geführt haben und die politisch in keiner Weise belastet sind.

14.3.1947: Ruineneinsturz in der Quellenstraße

In den frühen Morgenstunde stürzte heute eine Mauer des bombengeschädigten Hauses 10, Quellenstraße 26, ein und verschüttete fünf Personen, die mit dem Ausklauben von Holz beschäftigt waren. Eine Person konnte nur mehr tot geborgen werden, eine weitere verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. Bürgermeister Körner, Stadtbaudirektor Gundacker und der Leiter der Baupolizei, SR Loibl, begaben sich sofort an den Unfallsort. Die Untersuchung ergab, dass von der Hausruine, deren Abtragung schon seit einiger Zeit im Gange ist, erst gestern abends von der Feuerwehr eine sicherheitsgefährdende Mauer umgelegt wurde. Da durch die Witterungsverhältnisse in der jetzigen Jahreszeit mit ähnlichen Einstürzen zu rechnen ist, wird die Bevölkerung vor dem Betreten solcher Ruinen, insbesondere aber vor dem Herausziehen von Balken oder anderem Baumaterial dringendst gewarnt.

17.3.1947: Die Schweiz wird weiterhelfen

Aufgrund mehrfacher Einladungen von schweizerischen Hilfsaktionen, deren Zustandekommen nicht zuletzt einem langjährigen persönlichen Kontakt mit Stadtrat Afritsch zuzuschreiben ist, hat Afritsch in der vorigen Woche einige Schweizer Städte besucht. Im Mittelpunkt der Besprechungen standen die beiden Hilfsaktionen "Zürich hilft Wien" und "Biel hilft Floridsdorf". Die Mitglieder der Aktion "Zürich hilft Wien" versprachen Afritsch, die Hilfslieferungen weiter durchzuführen. Derzeit befinden sich noch 80.000 kg für Wien gesammelte Getreideprodukte in Zürich, die sofort nach ihrer Freigabe nach Wien geleitet werden. Die Aktion "Biel hilft Floridsdorf" hat bisher sechs Waggons Lebensmittel und Kleider aufgebracht, wovon der größte Teil an die Bedürftigen in Floridsdorf ausgegeben wurden.

Auch die verantwortlichen Stellen in Schaffhausen und Basel sagten ihre Hilfe zu. Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk hat zugesagt, nicht nur das Patronat über das städtische Kindererholungsheim Schloss Wilhelminenberg weiterzuführen, sondern ein zweites Kindererholungsheim zu errichten und auch dieses mit Lebensmittelbeihilfen zu beschicken. Auch die weiteren Erholungsaufenthalte für Kinder in der Schweiz wurden zugesichert.

18.3.1947: Die Gemeinde beschließt Instandsetzung von Spitälern

Im letzten Gemeinderatsausschuss für Bauangelegenheiten wurde mehr als eine halbe Million Schilling für die Wiederherstellung von Wiener Krankenanstalten beschlossen. Allein 245.000 Schilling wird die Instandsetzung des Pavillons B in der Nervenheilanstalt Rosenhügel kosten. Außerdem wurde die Errichtung eines Gipsraumes im Wilhelminenspital und die Behebung der Kriegsschäden im Rudolfsspital genehmigt. Auch das Altersheim in der Antoniegasse wird wieder repariert.

Ein namhafter Betrag wurde für die Räumung der Luftschutzkeller im Allgemeinen Krankenhaus vorgesehen.

20.3.1947: Überreichung des Bürgerdiploms an Robert Stolz

Robert Stolz bei seiner Ankunft in Wien.

Bürgermeister Körner hat gestern im Wiener Rathaus dem bekannten Operettenkomponisten Robert Stolz das Bürgerdiplom der Stadt Wien überreicht. An dem Festakt nahmen neben den Vbgm. Speiser und Weinberger auch namhafte Künstler und Freunde des Geehrten teil. Körner würdigte in seiner Ansprache die großen Verdienste des Komponisten um die Wiener Musik und ihre Popularisierung im Ausland. Zur Zeit der größten Blüte der Operette ist Robert Stolz von Graz nach Wien gekommen. Seine Stücke sind hier aus in die ganze Welt gegangen.

Robert Stolz ist vor einiger Zeit nach Wien zurückgekehrt. Er hat sich auch in der Zeit der Emigration mit seiner ganzen Persönlichkeit für Österreich und seine Kultur eingesetzt und wurde zum wahren Repräsentanten Wiener Musik in Amerika.

20.3.1947: Aufruf des Bürgermeisters - Anlässlich der öffentlichen Haussammlung für die Armen Wiens

Bürgermeister General Körner hat an die Wiener Bevölkerung anlässlich der am 21. März beginnenden Häusersammlung zugunsten der Armen Wiens nachstehenden Aufruf erlassen:

Die Kriegs- und Nachkriegsverhältnisse haben in Wien eine Not entstehen lassen, wie wir sie früher - selbst nach dem Ersten Weltkrieg - nicht gekannt haben.

Darum hat sich die Wiener Landesregierung entschlossen, mit einer Sammlung zugunsten der Armen Wiens alle Bewohner unserer Stadt zur Mithilfe aufzurufen.

Denken Sie an all die Notleidenden, deren Zahl heute unvergleichlich größer ist denn je! Nur dann kann wirksam geholfen werden, wenn jeder dazu beiträgt, die Mittel unserer Fürsorge zu ergänzen. Es kommt auf jede, auch auf die kleinste Gabe an. Legen Sie den Sammelbogen nicht aus der Hand, ohne das Gefühl zu haben, Ihre Pflicht gegenüber den Armen und Hilfsbedürftigen erfüllt zu haben!

Körner e.h. Bürgermeister der Stadt Wien

22.3.1947: Parkanlagen entstehen wieder

Zwei wichtige kleinere Parkanlagen, die gerade wegen ihrer Lage in den dichtverbauten Gebieten der Stadt von großer Bedeutung sind, und zwar der Modenapark im 3. Bezirk und der Bürgerpark im 9. Bezirk, werden mit einem Betrag von mehr als 130.000 Schilling wieder instandgesetzt.

24.3.1947: Abschlussbericht des Gesundheitsamtes über die Typhusepidemie in den Randgemeinden

Die im Jänner 1947 in den Randgemeinden Wiens ausgebrochene Typhusepidemie kann nunmehr als endgültig erloschen betrachtet werden. Es sind insgesamt 289 sichere Typhuserkrankungen gemeldet worden, von denen 261 im Jänner aufgetreten sind, 22 in der ersten Hälfte des Februars und nur mehr sechs Fälle in der zweiten Februarhälfte. 28 Erkrankungen sind tödlich verlaufen. Seither gibt es in den betroffenen Gebieten und auch im übrigen Stadtgebiet nur mehr vereinzelte Fälle, wie sie auch in normalen Zeiten auftreten.

Die Ursache der Epidemie waren infizierte Fleischwaren, die in den Randgemeinden und in einigen Teilen Niederösterreichs ausgegeben wurden und auch dort zu Typhushäufungen geführt haben. Die frühzeitige Ausschaltung dieses Nahrungsmittels durch die Gesundheitsbehörde hat das rasche Erlöschen der Seuche bewirkt. Zur Verhütung ähnlicher Vorkommnisse sind alle Vorkehrungen getroffen worden.

26.3.1947: Die tödlichen Unfälle durch Leuchtgas

Die tödlichen Leuchtgasunfälle nehmen seit einer Reihe von Jahren ständig zu. Im Seuchenjahr 1945 zum Beispiel, starben weniger Menschen an Bauchtyphus und Paratyphus als 1946 durch Leuchtgas. Die Statistik der Gasunfälle zeigt ein Ansteigen der Gasunfälle von 63 Toten im Jahre 1935 auf 880 Tote im abgelaufenen Jahr.

Diese Häufung der Unfälle ist nicht zuletzt auf die zunehmende Verwendung von Gas zu Heizzwecken zurückzuführen. Die Wintermonate erfordern fünfeinhalbmal mehr Todesopfer als die Sommermonate. Der Gasverbrauch der Heizkörper, der bedeutend größer ist als der von Kochflammen, führt bei nicht brennenden Flammen zu einer raschen Vergasung des Wohnraumes. Die Übertretung des Verbotes, Heizkörper zu verwenden, bringt also eine erschreckende Vermehrung der tödlichen Leuchtgasunfälle.

26.3.1947: Eine Personalkommission für 60.000 Beamte und Arbeiter

Ende Dezember 1946 beschloss der Wiener Gemeinderat, die Personalkommission für die Angestellten der Stadt Wien, die vor 1934 bestand, (letzte Sitzung am 12. Februar 1934, wenige Tage danach aufgelöst) wieder zu errichten. Mit demselben Beschluss wurden die Rechtsverhältnisse der Beamten und Arbeiter der Stadt Wien in der Hoheitsverwaltung und in den Betrieben vollständig angeglichen und die Grundlage für die Einreihung zahlreicher Vertragsangestellter der Gemeinde in die neue Dienstordnung geschaffen. Die neue Personalkommission, die jetzt 60.000 Beamte, Angestellte und Arbeiter der Stadt vertritt, trat am 24. März 1947 zum ersten Mal zusammen. Sie besteht aus Gemeinderäten und Gewerkschaftern, die gemeinsam grundsätzliche Personalfragen und wichtige Personalangelegenheiten zu behandeln haben. Vizebürgermeister Speiser wurde zum Vorsitzenden gewählt.

28.3.1947: Städtischer Fuhrpark ermöglichte rechtzeitige Brotversorgung

Damit die Wiener Bevölkerung zum Wochenende noch rechtzeitig mit Brot versorgt werden konnte, erhielt das Landesernährungsamt der Stadt Wien noch im letzten Augenblick das Verfügungsrecht über eine größere Menge Mehl, die sehr rasch von verschiedenen Einlagerungsstellen abgeholt werden musste. Während noch im Laufe des gestrigen Nachmittages die Bäckerei- und Transportarbeiter durch Radio-Aufrufe zu ihren Arbeitsstätten geholt wurden, begann der Städtische Fuhrpark mit 60 Lastautos mit dem Mehltransport. In pausenloser Nachtarbeit gelang es, die erforderlichen Mehlmengen zu den Bäckern zu bringen, so dass in den Morgenstunden des heutigen Tages die Broterzeugung für die Wiener Bevölkerung wieder fortgesetzt werden konnte.

29.3.1947: Eine halbe Million Menschen besuchten die Wärmestuben

497.000 Personen fanden in diesem langen Winter in den Wärmestuben der Gemeinde Wien Schutz vor der Kälte. An jeden Besucher wurde ½ Liter Suppe, gesüßter Kaffee oder ein Heißgetränk unentgeltlich und markenfrei abgegeben.

Die Wärmestuben werden am 31. März geschlossen.

29.3.1947: Dr. Pahlen aus Buenos Aires zurückgekehrt

Der österreichische Dirigent und Komponist Dr. Kurt Pahlen ist in Wien eingetroffen. Er hielt Anfang Jänner in verschiedenen Städten Südamerikas und Europas Konzerte ab.

Dr. Kurt Pahlen musste 1938 Österreich aus politischen Gründen verlassen. Er war bis dahin als Leiter der musikalischen Veranstaltungen der Volkshochschule Ottakring und Dirigent am Wiener Radio und der Wiener Symphoniker tätig. In bester Erinnerung ist noch sein Opernstudio am Ludo Hartmann-Platz, das zu den bedeutendsten Volksbildungseinrichtungen auf musikalischem Gebiet gehörte.

In Buenos Aires, wohin Dr. Pahlen aus der Schweiz von der argentinischen Regierung berufen wurde, ist Pahlen als Leiter von zwei großen südamerikanischen Orchestern tätig, bei der Filarmonica Metropolitanica und bei der Philharminie in Rosario. Eine von ihm in spanischer Sprache publizierte "Musikgeschichte der Welt" ist im Jahre 1943 in Buenos Aires erschienen und wird derzeit ins Englische, Französische, Italienische, Brasilianische und Deutsche übersetzt. In dem Buch befinden sich große Kapitel speziell über die österreichische Musik. Alle österreichischen Meister sind darin in Spezialkapiteln behandelt und mit Bildern und Dokumenten vertreten.

Dr. Kurt Pahlen ist seit Jahren der Präsident des Österreichischen Clubs in Buenos Aires und hat in dieser Stellung während der Kriegsjahre die österreichischen Interessen vertreten.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).