Historischer Rückblick aus dem Jahr 1948

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

August 1948

August

2.8.1948: Die Behebung der Kriegsschäden im Juli

Im Juli wurden in Wien 20 Ruinen abgetragen und 54 andere zum Abbruch vorbereitet. 329 Wohnungen sind wieder bewohnbar gemacht worden und 1.530 wurden in ihrem Bestand gesichert. Außerdem erfolgte die Wiederinstandsetzung von zwei öffentlichen Gebäuden.

Mit der Schuttabfuhr waren im vergangenen Monat im Tagesdurchschnitt 20 Lastautos beschäftigt. 8.683 Kubikmeter Schutt konnten weggeräumt werden. Die städtische Müllabfuhr kann auf eine Transportleistung von 42.862 Kubikmeter Müll hinweisen.

3.8.1948: Eine neue Krankenpflegerinnenschule der Stadt Wien

In der Rudolfstiftung wurde heute von Bürgermeister Körner die dritte Krankenpflegerinnenschule eröffnet.

Bei einem Stand von 5.000 Krankenschwestern, die im Dienste der Gemeinde Wien stehen, zählt die Heranbildung eines geschulten Nachwuchses zu den dringendsten Aufgaben.

4.8.1948: Wiederaufbau städtischer Wohlfahrtsanstalten für Kinder

Für die Kriegsschädenbehebung einer Reihe wichtiger Wohlfahrtsanstalten für Kinder und von Spielplätzen sind neuerlich 634.000 Schilling genehmigt worden. So ist der Wiederaufbau des zerstörten Traktes des Preyer'schen Kinderspitals im 10. Bezirk, die Instandsetzung der bekannten Kindererholungsstätte "Paradies" in der Hüttelbergstraße und des Spielplatzes in der Gallitzinstraße in Ottakring vorgesehen.

5.8.1948: Architekt Otto Schönthal - 70. Jahre

Der bekannte Architekt Baurat Prof. Otto Schönthal feiert seinen 70. Geburtstag.

Professor Schönthal, dessen zahlreiche Arbeiten, wie z.B. Mozartbrunnen, Trabrennplatz-Tribünen, Zentralsparkassen-Zweiganstalten der Gemeinde Wien, Friedensbrücke, Wohnhausanlage Sandleiten usw. aus dem Wiener Stadtbild nicht wegzudenken sind, ist auch weit über die Grenzen Österreichs als Fachkraft anerkannt.

Schönthal war Schüler der Meisterklasse für Architektur bei Hofrat Prof. Otto Wagner und wurde seinerzeit mit dem Staatsreisestipendium (Rom-Preis) ausgezeichnet. In den Jahren 1923 - 1936 wurde Schönthal vielfach geehrt. So erhielt er unter anderem den Künstlerhaus-Jubiläums-Preis, das ungarische Verdienstkreuz, die Silberne Ehrenmedaille, den Fischer von Erlach-Preis und die Goldene Jubiläums-Medaille.

6.8.1948: Autobusverkehr auf den Kahlenberg

In den nächsten Tagen wird die Autobuslinie 21 auf den Kahlenberg wieder eröffnet. Die Autobusse fahren von der Endstation der Straßenbahn in Grinzing über die Kobenzlstraße und die Höhenstraße auf den Kahlenberg.

7.8.1948: Das Altersheim Liesing wiederhergestellt

Das Altersheim der Stadt Wien in Liesing, das vor Beginn des Krieges über 713 Betten verfügte und damals nur gesunde weibliche Pfleglinge beherbergte, hat unter den Kriegsereignissen schweren Schaden erlitten. Alle Dächer des alten Anstaltsgebäudes waren schwer beschädigt. Der Trakt, der den Speisesaal enthält, war durch einen Bombentreffer fast vollkommen zerstört worden. Die meisten Fenster des Gebäudes waren zerschlagen. Im neuen Anstaltsgebäude waren sämtliche Dächer bis auf wenige Quadratmeter vollkommen zerstört. Im Osttrakt waren die Decken von drei Schlafsälen durchgeschlagen, vier weitere Säle waren total zerstört. Auch im Westtrakt war durch schwere Bombenschäden großer Schaden entstanden, ebenso wie im Anstaltsgarten. Im Mai 1945 konnte die so schwer beschädigte Anstalt, deren Betrieb trotzdem fortgeführt wurde, nur mehr 400 Pfleglinge beherbergen.

Schon im Jahre 1946 wurde mit der Behebung der Kriegsschäden und dem Wiederaufbau begonnen. Das Altersheim Liesing hat jetzt wieder einen Belagraum von 718 Betten, von denen 511 Betten in fünf Krankenabteilungen und 207 Betten für gesunde Pfleglinge zur Verfügung stehen. In der Anstalt sind derzeit 698 Pfleglinge, unter ihnen 545 Frauen und 153 Männer.

Heute fand die Wiedereröffnung der Anstalt und zugleich eine Feier anlässlich ihres 70jährigen Bestehens statt.

10.8.1948: Raimundtheater-Konzession neu vergeben

Direktor Rudolf Marik erhielt die Konzession für das Raimundtheater.

Da Direktor Fritz Imhoff die Konzession für das Raimundtheater, zurückgelegt hat, musste diese neu verliehen werden. Um die Konzession haben sich Wilhelm Gyimes, Nico Dostal, Fritz Eckhardt und Rudolf Marik beworben. Bürgermeister Körner hat die Konzession heute an Direktor Rudolf Marik verliehen.

11.8.1948: "Heimkehrer aus Düsseldorf"

Wien hat während des Zweiten Weltkrieges nicht nur eine Zeitlang die Funktion des "Luftschutzbunkers des Reiches" erfüllt, Wien wurde auch gezwungen, den durch den Luftkrieg schwer beschädigten Gebieten des Deutschen Reiches mit Arbeitskräften und Materialaushilfen beizuspringen. So wurden über Aufforderung des damaligen Reichsverkehrsministeriums im Jahre 1943 sieben fahrfähige Triebwagen der Wiener Straßenbahn nach Düsseldorf ausgeliehen. Der Wagenpark der dortigen Straßenbahn war durch wiederholte Bombenangriffe stark mitgenommen, während damals der Bestand der Wiener Verkehrsbetriebe an rollendem Material noch verhältnismäßig unbeschädigt war.

Es ist nun im Wege des Ministeriums für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung nach langen Bemühungen gelungen, die Rückgabe der ausgeliehenen Triebwagen zu erreichen. Bisher ist ein Wagen bereits in der Hauptwerkstätte der Wiener Verkehrsbetriebe eingelangt, zwei weitere sind avisiert. Über den Zustand, in dem sich die Triebwagen befinden, können vorerst keine Anhaltspunkte gemacht werden. Jedenfalls wird eine gründliche Instandsetzung in allen Teilen erforderlich sein. Das Schicksal aller anderen abtransportierten Trieb- und Anhängewagen sowie der verschleppten Autobusse ist unbekannt. Es ist wohl gelungen, von den in den letzten Kampftagen von verschiedenen Seiten verschleppten Autobussen einige Wracks aus den westlichen Bundesländern wieder nach Wien zurückzubringen, die sich allerdings in einem trostlosen Zustand befanden, weil sie durch Monate auf freiem Feld standen und vollkommen unbrauchbar waren. Sie wurden auch teilweise schon wieder instandgesetzt und sind einsatzbereit.

13.8.1948: Ausgabe von Trockenmilch der UNICEF-Milchaktion

Für die Kinder, die zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember 1947 geboren sind, findet eine neuerliche Ausgabe von Trockenmilch durch die Bezirksjugendämter statt.

13.8.1948: Das Amalienbad bekommt wieder sein Glasdach

Im Zuge der Wiederaufbauarbeiten bekommt nun auch das Amalienbad, das unter den städtischen Bädern besonders schwer getroffen wurde, wieder ein Dach. Insgesamt werden 1.500 m2 Tafelglas benötigt. Die Schwimmhalle im Amalienbad wird danach wieder ganzjährig zur Verfügung stehen.

14.8.1948: Der neue Konzessionär im "Simplicissimus"

Bürgermeister Körner hat heute an den Theaterdirektor Adi Berger die Variete-Konzession für das Etablissement "Simplicissimus" verliehen. Der neue Konzessionär war schon in den Jahren 1932-1935 in leitender Funktion im "Simplicissimus" tätig.

14.8.1948: Zweck der Fleischverbilligungsscheine

Das Landesernährungsamt Wien gibt bekannt:

Die durch die Erhöhung der Schlachtviehpreise bedingte Erhöhung der Verbraucherpreise für Fleisch und Fleischwaren zufolge eines Ministerratsbeschlusses wird nur für solche Familien wirksam werden, deren Bruttoeinkommen monatlich 1.000 Schilling übersteigt. Familien mit einem geringeren Einkommen erhalten ab 12. September 1948 (Beginn der 45. Versorgungsperiode) über Antrag Fleischverbilligungsscheine, die im Durchschnitt der Preisdifferenz entsprechen, so dass sich für diese Familien die Preiserhöhung nicht auswirkt.

16.8.1948: Weiterer Umbau des Alsbachkanales

Der unterirdisch verlaufende Alsbach gehört zu den dringendsten Arbeiten im Kanalprogramm der Gemeinde Wien. Das Gewölbe des gefährlichen Wildbaches ist vollkommen veraltert und für die Anforderungen der stark frequentierten Umgebung des Franz-Josefs-Bahnhofes nicht genug tragfähig. Nun wird es durch ein Doppelprofil ersetzt, damit der Bach schon während der Bauzeit halbseitig abgelenkt werden kann. Am Umbau, der technisch nicht ohne Schwierigkeiten ist und bis zum Frühjahr beendet sein muss, werden ca. 120 Arbeiter beschäftigt.

16.8.1948: Wieder Fahrtrichtungszeiger bei der Straßenbahn

Ab Mittwoch, den 18. August, werden alle Straßenbahntriebwagen wieder mit Fahrtrichtungsanzeigern ausgerüstet sein, die durch ihr rotes Licht das Einbiegen eines Straßenbahnzuges für alle Fahrzeuge leicht erkenntlich machen werden. Mit dieser Wiedereinführung tragen die Verkehrsbetriebe wesentlich zur Verkehrssicherheit bei.

17.8.1948: Der Waldbesitz der Stadt Wien

Wien gehört mit seinen rund 33.000 Hektar Wald heute zu den größten Waldbesitzern Österreichs. Teils durch Ankauf, teils durch Schenkungen kam die Stadt in den Besitz dieser Gebiete. Über die ersten Ankäufe im Jahr 1289 berichtet eine Urkunde aus dem 16. Jahrhundert, die im Archiv der Stadt Wien gefunden wurde.

Eine große Gefahr für diese Waldgebiete bildeten aber immer wieder die großen Holzentnahmen, die besonders in den beiden Nachkriegszeiten erfolgten. So mussten für die drei Winter von 1945 bis 1948 rund 160.000 Raummeter Brennholz allein aus den Wäldern der drei städtischen Wienerwald-Forstverwaltungen entnommen werden. Hierzu kommen noch die Schlägerungen durch die Besatzungstruppen, denen fast die ganze Lobau zum Opfer fiel. Schädigungen erfuhr der Waldbesitz in der Lobau auch durch die Errichtung einer Mineralölraffinerie und durch die Riesenspeicher für diese Produkte. Hand in Hand mit den großen Holzverlusten ging auch der Rückgang des Wildbestandes, der fast zur Gänze vernichtet wurde.

Auch die Wälder in den Gebieten der Hochquellenleitungen hatten nach dem Krieg schweren Schaden erlitten. Der Borkenkäfer und vor allem die Nonne befielen die Forste im Jahre 1946 in einem solchen Ausmaß, dass die Schlägerung von rund 13.000 Festmeter Holz notwendig wurde.

Der Aufforstung der Wälder, aber auch der Hebung des Wildbestandes, gelten daher die vordringlichsten Anstrengungen der städtischen Forstverwaltung.

17.8.1948: Wiederherstellung des Gedenksteines vor dem Stadion

Auch der am 12. November 1928 vor dem Wiener Stadion enthüllte Gedenkstein blieb von den Nationalsozialisten nicht unbehelligt. Die an der einen Breitseite angebracht gewesene Inschrift: "Der Jugend widmet dieses Stadion die Gemeinde Wien zur zehnten Jahresfeier der Republik. 12. November 1928" ist im Jahre 1938 durch eine andere ersetzt worden. Später dann wurde dieser Gedenkstein noch zur Verherrlichung des Kriegseinsatzes der Jugend missbraucht. Nach dem Krieg verschwanden alle diese Texte von den inzwischen schwer beschädigten Steinblöcken.

Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung beschloss nun die Wiederherstellung des Gedenksteines, dessen architektonische Form aus dem Atelier Hanak stammt. Die Renovierungsarbeiten werden ca.8.000 Schilling kosten.

18.8.1948: Wien begrüßt Herma Bauma

Herma Bauma gewann Gold bei den Olympischen Spielen.

Eine jubelnde Menge begrüßt Herma Bauma bei der Ankunft am Wiener Westbahnhof.

Heute kehrten aus London Österreichs erfolgreiche Olympia-Teilnehmerinnen zurück, unter ihnen auch die einzige Gewinnerin einer Goldmedaille, die Ottakringerin Herma Bauma, sowie Ina Schäfer, die eine Bronzemedaille erworben hat.

19.8.1948: Delegierter des Amerikanischen Roten Kreuzes bei Bürgermeister Körner

Der Delegierte des Amerikanischen Roten Kreuzes J.R. Colton, der sich gegenwärtig auf einer Europareise befindet, wurde heute von Bürgermeister Körner empfangen. Mr. Colton studiert in Österreich wie auch in anderen europäischen Ländern weitere Betätigungsmöglichkeiten für das Rote Kreuz.

19.8.1948: Wieder Volkshochschule Leopoldstadt

Im zweiten Bezirk hat sich wieder die "Volkshochschule Leopoldstadt" konstituiert. Sie wendet sich an ihre alten Freunde sowie an alle kulturell interessierten Einwohner von Wien, besonders aber an die des 2. Bezirkes, beim Aufbau der Volkshochschule mitzuhelfen. Die "Volkshochschule Leopoldstadt" wird ihren Sitz wieder in Wien 2, Zirkusgasse 48, haben.

21.8.1948: Eröffnung der Ausstellung in der Zedlitzhalle

In Anwesenheit von Bürgermeister Körner und StR. Matejka wurde heute in der Zedlitzhalle die Zweite Kunstausstellung der diesjährigen Saison eröffnet. Der exotische Maler Manjusri Thero vermittelt hier eine bunte Schau alter ceylonischer Malkunst, die zumeist in der Mythologie ihren Ursprung hat. Es handelt sich meistens um Tempelfresken, die, soweit sie erhalten blieben, nun durch das Nachkopieren des Künstlers der Nachwelt gezeigt werden sollen. Thero bringt auch Werke moderner Malerei, mit denen er seine Verbundenheit mit der europäischen Gegenwart und allen ihren Richtungen beweist.

23.8.1948: Keine separate Berechnung von Verpackungsmaterial in Lebensmittelgeschäften

Das Preisbestimmungsamt der Stadt Wien macht auf den Erlass des Bundesministeriums für Inneres vom 5. August 1948 aufmerksam, nach dem im Lebensmittelkleinhandel die Kosten des Verpackungsmaterials, Säcke, Tüten usw., in den Handelsspannen bzw. Letztverbraucherpreisen schon einkalkuliert sind. Eine gesonderte Berechnung ist daher verboten.

24.8.1948: Neue Ausgrabungen und Funde im Wiener Stadtgebiet

Obwohl das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Stadt Wien, das ehemalige Römische Museum, von allen Wiener Museen durch den Krieg am meisten mitgenommen wurde, gelang es doch in verhältnismäßig kurzer Zeit, nicht nur die vorhandenen Objekte sicherzustellen und in zwei Ausstellungen teilweise wieder zugänglich zu machen, sondern auch die archäologische Erforschung des Wiener Bodens wieder aufzunehmen.

Kanalgrabungen im Park bei der Votivkirche brachten im April dieses Jahres in immer größeren Ausmaß verschiedene Skeletteile sowie frühmittelalterliche und römische Gefäßscherben zum Vorschein. Eine Sondergrabung führte zur Freilegung eines aus dem dritten Jahrhundert stammenden Römergrabes, das nicht wie die hier schon früher aufgedeckten zu der unweit so wie die Währinger Straße verlaufenden Limesstraße gerichtet war, sondern sich in umgekehrter Lage befand. Da in römischer Zeit die Toten gewöhnlich entlang von Wegen und Straßen beerdigt wurden, weist das neue Grab auf die schon lange vermutete Verkehrsader entlang des Alsbaches hin. Sie näher zu bestimmen, ist das Ziel der weiteren Forschungen.

Auch auf dem Gemeindeberg bei Ober Sankt Veit wurden neue Untersuchungen begonnen, deren Zweck es ist, festzustellen, wie weit der Gemeindeberg in neolithischer Zeit, drei Jahrtausende vor Christus, besiedelt war und ob später eine neuerliche Besiedelung erfolgte. Die Arbeiten haben bis jetzt zur Aufdeckung einer neolithischen Wohngrube mit dem gewöhnlichen Inventar an Waffen, Werkzeugen, Knochen und Gefäßresten geführt.

Im Mai brachte die Instandsetzung der durch Luftangriffe schwer in Mitleidenschaft gezogenen Jakobskirche in Schwechat, Teile der romanischen Kirche zum Vorschein, wobei sich herausstellte, dass zu ihrem Bau auch Steine römischer Herkunft, wahrscheinlich aus dem nahen Reiterkastell Ala Nova verwendet wurden. Im Gelände fanden sich auch viele frühmittelalterliche Scherben. Probegrabungen zeigten, dass das hier befindliche frühmittelalterliche und vermutlich ursprünglich römische Gräberfeld durch Wiederbelegung in neuerer Zeit zerstört. Dagegen scheint die Gräberanlage in nächster Nähe des Lagers nur in frühmittelalterlicher Zeit noch weiter belegt worden zu sein. Eine dort kurz nachher vorgenommene Grundaushebung brachte verschiedene Skeletteile zum Vorschein, und die folgende Grabung deckte ein noch verhältnismäßig gut erhaltenes Frauengrab aus der erwähnten Zeit auf.

Neue Fundmeldungen führten bald darauf zu einer Schottergrube unweit des Rennplatzes in der Freudenau. Sie überdeckte, wie sich bald herausstellte, einen frühmittelalterlichen Siedlungsplatz, der offenbar nur vorübergehend benützt worden war.

Die größte Überraschung ergaben aber die Arbeiten bei der Kanalverlegung Heidenschuss - Irisgasse. Hier konnte nicht nur ein frühmittelalterlicher mit reichem Inventar versehener Keller festgestellt werden, sondern auch die aus römischer Zeit stammende bisher unbekannte mehrfache Befestigung des Abfalles zum späteren Ottakringer Bach. Die Untersuchungen der Kellerräume, in denen noch die römische Lagermauer zu sehen ist, zeigte zwei weitere davon senkrecht ausgehende bis jetzt unbekannte Mauerzüge, die erst durch Umbauten während des Krieges zum Vorschein kamen und offenbar dem Eckturm angehören, der an dieser Stelle des Lagers anzunehmen ist.

25.8.1948: Eine neue Halle im Messepalast

Hinter der Hauptfront in der rechten Hofseite des Messepalastes entstand eine neue Halle. Sie ist geeignet über ihre eigene Bestimmung hinaus, das ganze Jahr hindurch eine wichtige Rolle im Gesellschaftsleben Wiens zu spielen. Sie wird z.B. schon in der kommenden Woche im Rahmen der Messe der Parfümeriebranche zur Verfügung stehen. Die Messe A.G. als Bauherr ließ hier ein vollkommen selbständiges Gebäude mit Foyer, Konferenz- und Empfangssälen und allen Nebenräumen entstehen. Der große Saal hat eine Fläche von 1.500 Quadratmeter, der auch für größere Veranstaltungen geeignet ist.

26.8.1948: Pflege volkstümlicher Musik durch die Stadt Wien

Neben den neun bestehenden Musikschulen der Stadt Wien wird nun eine 10., die sich ausschließlich der Pflege volkstümlicher Musik widmen wird, in Wien 5, Bräuhausgasse 50, eröffnet. Es werden dort nur Schüler für die Harmonika-, Mandolinen- und Zitherklasse aufgenommen.

26.8.1948: Felix Prohaska am Konservatorium der Stadt Wien

Das Konservatorium der Stadt Wien eröffnet erstmals auch eine Kapellmeisterschule unter der Leitung des bekannten Dirigenten, Felix Prohaska, von der Wiener Staatsoper. Vorbildung im Elementar- und Klavierfach ist Bedingung.

27.8.1948: Gärtner verschönern die Ringstraße

Die Baumbestände in den Wiener Parkanlagen und Alleen haben während des Krieges sehr gelitten. Was zu Beginn nicht den sinnlosen Abwehrmaßnahmen der Militärbehörden zum Opfer fiel, vernichteten später die Bomben oder die interesselose Verwaltung während der Naziherrschaft. Allmählich konnten die Parkanlagen wieder in Ordnung gebracht werden. In den meisten Wiener Bezirken befinden sie sich schon in friedensmäßigem Zustand. Seit einiger Zeit wird nun auch schon in der Ringstraßen-Allee gearbeitet. Viele Prachtexemplare großer Ahornbäume sind durch Bomben oder mangelhafte Pflege zugrunde gegangen. Von 2.070 Ringstraßenbäumen gingen 550 verloren. 150 Bäume wurden bisher schon nachgepflanzt. Die städtischen Gartenarbeiter sind jetzt damit beschäftigt, zu beiden Seiten der Ringstraße Gruben für weitere Ahorn- und Lindenbäume auszuheben. Auch die zusammengetretenen Rasenbeete werden umgestochen und mit neuer Erde gefüllt.

28.8.1948: Die Stadt Wien hilft den Randgemeinden beim Wiederaufbau

Fast 1,5 Millionen wurden wieder für den weiteren Wiederaufbau in den Randgemeinden genehmigt. Allein 404.000 Schilling entfallen dabei auf Arbeiten an zwei Wohnhäusern in Schwechat und an je einem in Ebergassing, Mödling und Inzersdorf.

Weiters wird in Wienerherberg die Hubertusbrücke als Stahlbetonbrücke und die Brücke über den Fischarm neu gebaut werden, über den Schwechat-Neubach in Albern wird ein neuer Notsteg gebaut, ebenso über die Triesting in Münchendorf.

In Biedermannsdorf wird eine neue Betongewölbebrücke über den Wienerneustädter-Kanal entstehen. Über diese Brücke, die 90.000 Schilling kosten wird, führt die Bundesstraße nach Ödenburg. In der Wassergasse in Inzersdorf wird die baufällige Meisgeyerbrücke über die Liesing mit einem Kostenaufwand von 160.000 Schilling neu erbaut werden.

30.8.1948: Ansuchen um Fondshilfe

Bewerber um Fondshilfe für die Wiederherstellung eines durch Kriegseinwirkung beschädigten oder zerstörten Wohnhauses haben ihr Ansuchen an das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau (Verwaltung des Wohnhauswiederaufbaufonds) zu richten. Bei Bauansuchen über 750.000 Schilling ist die bauwirtschaftliche Genehmigung dem Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau vorbehalten. Sie wird gleichzeitig mit der Bewilligung der Fondshilfe erteilt.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).