Historischer Rückblick aus dem Jahr 1948

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1948

Jänner

2.1.1948: Die Vorbereitungen der Stadt Wien zur Schneesäuberung

Die Städtische Straßenpflege und die Wiener Verkehrsbetriebe hatten bereits am Ende des Herbstes umfangreiche Vorbereitungen für die Schneesäuberung getroffen. Allein der Städtischen Straßenpflege stehen in diesem Winter 23 Autoschneepflüge mit 29 Anhängern zur Verfügung, die auf 16 Planstrecken eingeteilt werden. Ferner haben drei motorisierte geländegängige Keil- und Seitenräumpflüge die Schneeräumung auf den Reichs- und Landstraßen in den Bezirken 22 bis 26 zu versehen. Für die Seitengassen der Bezirke 1 bis 21 stehen außerdem 265 Schneepflüge für Pferdebespannung und 62 hölzerne Keilpflüge mit Pferdezug für die einzelnen Orte der Bezirke 22 bis 26 bereit. Da hiefür nicht genügend viele Pferde durch Unternehmer bereitgestellt werden können, wurden 19 Traktoren aus Privatbesitz sichergestellt. Für die Bestreuung bei Glatteis sind 25 Lastautos und 3 Streumaschinen eingeteilt. Weiter wurden zu diesem Zweck 10.000 m3 Sand und Schlacke angeschafft. Zur Aufnahme der Schneearbeiter sind in den Bezirken 1 bis 21 62 Stellen und in allen größeren geschlossenen Ortschaften der übrigen Bezirke mindestens je eine Aufnahmestelle eingerichtet worden. Zur Vermeidung von Schneeverwehungen wurden längst der Reichs- und Landstraßen im Gemeindegebiet 6.000 Schneeplanken und Flechtzäune aufgestellt.

Die Wiener Verkehrsbetriebe verfügen in diesem Winter über 51 Schneepflug-Triebwagen mit 84 Anhängern sowie 3 Autoschneepflügen mit je einem Anhänger. In 33 für den Personenverkehr unbrauchbaren Triebwagen wurden Vorrichtungen zum Salzstreuen eingebaut. An 27 Stellen werden im Bedarfsfalle Schneearbeiter für die Wiener Verkehrsbetriebe aufgenommen. Die Adressen werden in den Straßenbahnwagen angeschlagen werden.

3.1.1948: Unterzündholz für gaslose Haushalte

Vom Hauptwirtschaftsamt werden für den Bereich der Stadt Wien ab 5. Jänner für gaslose Haushalte je 30 kg Unterzündholz auf den Sonderabschnitt K 2 S der Brennstoffkarte für Kochbedarf 1947/48 aufgerufen.

3.1.1948: Kaffeemittel auf Brotabschnitte

Das Landesernährungsamt Wien gibt bekannt:

In Zukunft werden alle Verbraucher auf Brotabschnitte wahlweise Kaffeemittel beziehen können. Für je zwei Perioden ist die Wahl von 25 dkg Kaffeemittel anstelle der gleichen Menge Brot möglich. Für fünf Brotkleinabschnitte können 25 dkg Kaffeemittel bezogen werden.

Auch Selbstversorger im Brotgetreide werden gegen Ablieferung einer bestimmten Menge von Weizen, Roggen, Gerste oder Mais außerhalb des Kontingents, die Bezugsmöglichkeit von Kaffeemitteln auf eine eigene Kaffeemittelkarte erhalten.

6.1.1948: Eröffnung der "Ersten Österreichischen Nachkriegs-Sonderschau" in Philadelphia

In Philadelphia, im Palais der "The Library of Philadelphia" am Logan Square wurde heute die "Erste österreichische Nachkriegs-Sonderschau" eröffnet. Die Ausstellung wurde von österreichischen Emigranten, die in Philadelphia eine Existenz gefunden haben, vorbereitet. Neben Kunstgegenständen, Gemälden und Arbeiten des Wiener Kunsthandwerks sind Fotos des Wiener Stadtbildes mit eindrucksvollen Abbildungen der Kriegsschäden ausgestellt. Das Ausstellungsgebäude, die drittgrößte Bibliothek der Vereinigten Staaten, ist Eigentum der Stadt Philadelphia. Es beherbergt ständig rund 1,5 Millionen Bücher und Handschriften, 300.000 Bücher und Reproduktionen sowie 3.200 Zeitungen und Zeitschriften.

6.1.1948: Büsten von Oskar Strnad und Alfons Petzold im Wiener Rathaus

Im Roten Salon des Wiener Rathauses wurde die Büste von Architekt Prof. Dr. Oskar Strnad, die von Georg Ehrlich stammt, aufgestellt. Als würdiges Gegenstück wurde die Büste des Arbeiterdichters Alfons Petzold, ein Werk des Bildhauers Prof. Gustinus Ambrosi, auserwählt. Strnad und Petzold sind Vorkämpfer der Wiener Gegenwartskultur gewesen. Um das Gedächtnis an Strnad zu ehren, wurde der diesmal nicht vergebene Kulturpreis der Stadt Wien für Architektur als Ehrengabe der Stadt seiner Witwe übermittelt.

8.1.1948: Architekt Prof. Dr. Josef Frank als Gast in Wien

Der bekannte österreichische Architekt Prof. Dr. Josef Frank ist heute, aus Stockholm kommend, in Wien eingetroffen und von StR. Matejka und Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Gundacker sowie Vertretern der österreichischen Gruppe der "Internationalen Kongresse für neues Bauen" (CIAM AUSTRIA) begrüßte. Prof. Frank, der seit zehn Jahren in Amerika und Schweden als Emigrant lebt, hat während dieser Zeit eine erfolgreiche bauliche und kunstgewerbliche Tätigkeit entwickelt. Prof. Frank wird in Wien einen Vortrag zum Thema "Architekt und Gesellschaft" halten.

Prof. Frank war bis 1934 Leiter der Architekturklasse an der damaligen Kunstgewerbeschule und an der Gestaltung der Werkbundsiedlung führend beteiligt. Vom ihm stammt ferner eine Reihe vorbildlicher Wohnhausbauten, Siedlungen, Sozialbauten und Villen. Auch auf dem Gebiet der modernen Raumgestaltung und der Wiener Möbelkunst hat er mit Erfolg gewirkt. Er ist der Verfasser des Buches "Architektur als Symbol". Neben Prof. Strnad und Architekt Loos gehört Prof. Frank zu den klassischen Vertretern der modernen Architektur.

8.1.1948: Zur Umgestaltung der Albrechtsrampe

Die Wiederherstellung der Albrechtsrampe hinter der Oper bzw. ihre Umgestaltung zählt zu den schwierigsten städtebaulichen Problemen im Wiederaufbau von Wien.

Die baulichen Maßnahmen, die dort getroffen werden sollen, sind zu einem großen Teil durch die Erfordernisse des zukünftigen Verkehrs durch die Innere Stadt bedingt, da die Rampenanlage, die ein Überrest der alten Basteien ist, für einen wachsenden Autoverkehr ein sehr unangenehmes Hemmnis darstellt.

Darum soll nach den neuen, an Hand von Modellen studierten Pläne die Auffahrt der linken Rampe, die von der Augustinerstraße hinaufführt, durch eine wirkungsvolle Freitreppe mit zwei Zwischenpodesten ersetzt werden, die für Fußgänger genügt, während der andere Arm der Rampe, beim Sozialministerium in der Hanuschgasse beginnend, nach wie vor bestehen bleiben wird.

Die neue monumentale Freitreppe, die nur etwa das letzte obere Drittel der alten Rampe für sich beansprucht, gestattet eine sehr günstige Ausweitung des Engpasses an der Augustinerstraße/Ecke des Lobkowitzpalais, wodurch die stark S-förmige Fahrlinie mehr gestreckt und ein ungehinderter Verkehr möglich sein wird. Es ist auch kein Zweifel, dass eine mit zwei Absätzen geführte Freitreppe architektonisch besser wirken wird als die durchlaufende Schräge der alten Rampe.

Wesentlich wird bei dieser Neugestaltung also sein, dass der Kern der Rampe, jener Teil, auf dem das Albrechtsdenkmal steht, und dieses selbst, ebenso wie der Teil zum Burggarten hin bestehen bleiben wird. Die Detailgestaltung der Rampe ist noch nicht endgültig entschieden, es ist auch noch ungewiss, ob der Meixner'sche Danubiabrunnen ganz oder in geänderter Form wieder Verwendung finden wird; er könnte aber auch unter Umständen durch eine wertvollere Neugestaltung ersetzt werden.

Durch den Wegfall der Rampe mussten, um einen Stiegenaufgang zu ermöglichen, die Geschäfte in jenem Teil der Rampe gekündigt werden.

9.1.1948: Aufruf des Bürgermeisters gegen vorschriftswidriges Bauen

In letzter Zeit mehren sich die Fälle, dass die Wiederherstellung von Bauten wie auch die Veränderung von Fassaden und Portalen ohne Zustimmung der Baubehörde und oft in einer Art durchgeführt wird, die die Schönheit des Stadtbildes schwer beeinträchtigt. Die Hausbesitzer und Geschäftsleute werden daher auf die mit dem Landesgesetz vom 20. Februar 1947 erlassenen Sonderbestimmungen für den Wiederaufbau der Stadt Wien aufmerksam gemacht, wonach die Pläne für derartige Wiederherstellungen noch vor der endgültigen Ausfertigung der Baubehörde zur Überprüfung vorzulegen sind. Wer diese Vorschrift nicht einhält, hat nach § 135 der Bauordnung eine Strafe zu gewärtigen, die aber nicht von der Verpflichtung befreit, den vorschriftswidrigen Bau zu beseitigen.

Wiener und Wienerinnen! Der Anblick unserer Stadt entscheidet wesentlich über ihr Ansehen in der Welt. Die Stadt ist unser Heim und sein Gesicht kennzeichnet unser Wesen. Jeder helfe mit, unser gemeinsames Heim schön zu gestalten!

Dr. h.c. Körner Bürgermeister

9.1.1948: Der Abschied von Anna Kallina

Eine große Trauergemeinde nahm heute im Burgtheatergebäude Abschied von der nach kurzer Krankheit verstorbenen Burgschauspielerin Anna Kallina.

Bürgermeister Körner nahm im Namen des Wiener Stadtsenates und der Wiener Bevölkerung von der großen Künstlerin Abschied, die schon anläßlich ihres 50jährigen Wirkens durch Verleihung des Bürgerrechtes der Stadt Wien geehrt wurde.

10.1.1948: Die Lebensmittelpreise für die Woche vom 12. bis 18. Jänner

Für die Woche vom 12. bis 18. Jänner gelten folgende Verbraucherpreise:

  • Weißes Kochmehl: per kg 1,60
  • Weizengrieß: per kg 1,68
  • Feinkristallzucker: per kg 1,85
  • Erdäpfel: per kg 0,38
  • Silver Hake: per kg 2,60
  • Trockenmilch: per kg 4,40
  • Tafelbutter: per kg 12,20

Es wird empfohlen, aus den Silver Hake-Fischkonserven Fischlaibchen zu bereiten. Der Inhalt einer Dose wird mit zwei Semmeln faschiert, etwas gewürzt, mit Mehl geformt und in Fett herausgebacken.

12.1.1948: Ein Brand im Archiv der Stadt Wien

Gestern entstand im Archiv der Stadt, Wien 1, Salvatorgasse 10, ein Brand, der von der Feuerwehr sehr rasch gelöscht werden konnte. Ungefähr 100 Faszikel mit alten Akten wurden zum Teil vernichtet. Sonstiger Sachschaden entstand nicht.

12.1.1948: Der Wiener Arbeiter-Kammerchor bringt neue Österreichische Komponisten

Der im Jahre 1946 unter der Leitung von Reg.-Rat Prof. Ferdinand Grossmann aus Studenten und Absolventen der Musikakademie gebildete Akademie-Kammerchor widmet sein nächstes Konzert in der Hauptsache dem Schaffen neuer österreichischer Komponisten wie Hauer, Lechthaler, Melichar, Weissensteiner und Wildgans.

12.1.1948: Ein Waldschule in der Stadt

Während des Krieges hat die Kinderzahl in den Siedlungen des Lainzer Tiergartens sowohl in der Friedensstadt wie auch in der Polizeisiedlung stark zugenommen. Die nächstgelegene Volksschule 13, Speisinger Straße 44, ist von den Siedlungen ziemlich weit entfernt, so dass sich für manche Kinder Schulwege bis zu 3 km ergaben.

Durch die Initiative der Vertreter der Elternschaft wurde schon im Herbst 1945 eine Notlösung für die jüngsten Schulkinder gefunden. Es wurden zunächst zwei Räume im ehemaligen Forstverwaltungsgebäude im Tiergarten, 13, Hermesstraße 1, behelfsmäßig als Schulzimmer eingerichtet und im Oktober 1945 in Betrieb genommen. Im Winter 1945/46 gab es Heizschwierigkeiten. Es fehlte an Brennmaterial und die uralten Kachelöfen funktionierten schlecht. Die Eltern sorgten für Brennholz, Mütter übernahmen die Bedienung der Öfen und die Reinhaltung des Hauses. Im Mai 1946 wurde vom Bauamt der Stadt Wien der Auftrag zur baulichen Umgestaltung des Hauses erteilt, doch mussten zunächst die Mietparteien anderweitig untergebracht werden, bevor der Umbau beginnen konnte. Ein zweiter Winter kam, dessen Schwierigkeiten wieder nur unter werktätiger Beihilfe der Eltern überwunden werden konnte.

Im dritten Winter war der Umbau vollendet. Aus dem finsteren, alten Forstverwaltungshaus ist ein helles, freundliches Haus entstanden, wohl kein Schulhaus gewohnter Art, sondern nur ein bescheidener Erdgeschoßbau mit vier sauberen Schulzimmern und einem Ausspeiseraum. Im Sommer ist geplant, den Unterricht aus den Schulzimmern ins Freie zu verlegen.

13.1.1948: Sturmschäden in ganz Wien - Feuerwehr ordnet "Katastrophenalarm" an

Durch den starken Sturm stürzte heute ein 15 Meter breites Stück der Mittelmauer in der Front der schwerbeschädigten Brandruine 2, Am Tabor 15, ein. Ein Teil des Mauerwerkes ist dabei auf einen vorbeifahrenden Straßenbahnzug der Linie 5 gefallen. Verletzt wurde niemand, lediglich der Rahmen eines Beiwagens erlitt eine Beschädigung. Kurze Zeit später stürzte neuerlich ein Kamin einer Ruine auf die Gleise der Linie C. Mauerteile von Ruinen stürzten auch auf die Gleise der Linie 31 in Floridsdorf. Durch den in Böen auftretenden Sturm ergaben sich bei zahlreichen Hausruinen in fast allen Bezirken, gefährliche Situationen, so dass die Feuerwehr im Dauereinsatz ist, um die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen zu treffen. Bis um 17 Uhr hatte die Feuerwehr 145 Ausrückungen zu verzeichnen. In rund 130 Fällen handelt es sich um Baugebrechen durch den stetig anhaltenden Sturm. Die Feuerwehr hat daher seit heute früh "Katastrophenalarm" angeordnet.

Die einzelnen Geräte haben nicht mehr Zeit, um von den Ausrückungen in die Feuerwache zurückzukehren, sondern werden sofort von einer Gefahrenstelle zur anderen dirigiert. Zur starken körperlichen Beanspruchung der Mannschaften kommt ein empfindlich hoher Benzinverbrauch.

Der Sturm hat auch bereits zwei Todesopfer gefordert. Der Wiener Rettungsdienst verzeichnete bis 17 Uhr über 50 Ausfahrten.

14.1.1948: 24.000 Schwedenpakete im Jahre 1947

Nach einem Bericht des Verwaltungsausschusses für Hilfssendungen der Österreichischen Vereinigung in Schweden sind im Jahre 1947 rund 24.000 Lebensmittelpakete im Werte von 500.000 Schwedenkronen nach Österreich gebracht worden. In vielen Heimen und tausenden Haushalten konnte so die Ernährung verbessert werden. Trotz niedriger Paketpreise vermochte die Vereinigung noch einen Überschuss zu erzielen, wodurch das Wiener Komitee, dessen Vorsitzender StR. Afritsch ist, in die Lage kam, beträchtliche Mengen Lebensmittel an Kinder-, Jugend- und Altersheime sowie an verschiedene Organisationen zu verteilen. Allein dem Zentralkinderheim der Stadt Wien und dem Kinderheim Waldschule in Wiener Neustadt wurden Lebensmittel im Werte von mehr als 15.000 Schwedenkronen zur Verfügung gestellt.

16.1.1948: 38.356 Tuberkulosekranke in Wien

Nach einem Bericht des Gesundheitsamtes der Stadt Wien ist im Dezember die Zahl der von der Fürsorge erfassten Fälle an aktiver Tuberkulose gegenüber November von 37.803 auf 38.356 gestiegen. Darunter sind 8.538 Fälle von offener Tuberkulose. Diese gefährlichste aller Seuchen hat im Dezember 180 Menschenleben gefordert.

Die Zahl der Diphtherieerkrankungen ist von 331 auf 343 angestiegen, die der Todesfälle durch diese Krankheit von 15 auf 18. Der Scharlach stieg von 225 auf 253 Erkrankungen, während die Kinderlähmung von 33 auf nur noch 5 Krankheitsfälle zurückgegangen ist.

Die alarmierenden Berichte über das ständige Ansteigen der Tuberkulose in Österreich, besonders aber in Wien und Niederösterreich, haben den Leiter des Volksgesundheitsamtes im Sozialministerium, Prof. Dr. Reuter, veranlasst, das Dänische Rote Kreuz zu ersuchen, die österreichischen Gesundheitsbehörden in ihrem Kampf gegen die Tuberkulose zu unterstützen und vor allem bei der Einführung der Tuberkulose-Schutzimpfung nach dem Calmett'schen Verfahren behilflich zu sein.

Das Dänische Rote Kreuz hat sich bereit erklärt, den Impfstoff und die notwendigen Instrumente zur Verfügung zu stellen. Zwei dänische Ärzte und zwei Schwestern werden nach Wien kommen, um die ersten Impfungen zunächst selbst durchzuführen und Ärzte und Personal des Gesundheitsamtes mit ihren Erfahrungen vertraut zu machen.

Bei der Schutzimpfung nach Calmette handelt es sich um eine Impfung mit lebenden Tuberkelbazillen, die durch eine besondere Vorbehandlung die Fähigkeit, eine tuberkulöse Erkrankung beim Menschen hervorzurufen, verloren haben. Durch die Impfung werden im Körper Kräfte mobilisiert, die eine Infektion mit Tuberkelbazillen erfolgreich bekämpfen können.

Die Dauer der Wirkung der Schutzimpfung beträgt ungefähr vier bis sechs Jahre.

17.1.1948: Geburtstagsfeier im Zeichen interessanter Kompositionen - Ein Salmhofer-Festkonzert im Musikverein

Prof. Franz Salmhofer dirigiert an seinem Geburtstag.

Als erste Veranstaltung im Zyklus österreichischer Komponisten bringt der Musikverein am 22. Jänner, anläßlich des Geburtstages des Direktors der Wiener Staatsoper, Prof. Franz Salmhofer, einige der besten Werke dieses hervorragenden Wiener Meisters. Bei dieser Gelegenheit wird er selbst die Wiener Symphoniker dirigieren. Aufgeführt wird die Kammersuite für 16 Soloinstrumente, die zum ersten Mal im Jahre 1923 von den Philharmonikern aufgeführt und 1926 mit dem Kunstpreis der Stadt Wien ausgezeichnet wurde.

20.1.1948:Hausgehilfenehrung im Wiener Rathaus

Zum ersten Mal nach dem Krieg fand heute wieder die Ehrung von Hausgehilfen statt. Der Beschluss, den der Gemeinderat im November vorigen Jahres fasste, sieht vor, dass Hausgehilfen mit mehr als 25jähriger ununterbrochener Dienstzeit bei einem Dienstgeber von der Gemeinde ein Anerkennungsdiplom und eine Geldspende erhalten sollen. Die Ehrung wurde von Bürgermeister Körner vorgenommen.

21.1.1948: Stolzer Leistungsbericht der Wiener Kriegsgefangenenkommission

Die Sammlung für die Wiener Heimkehrer, zu der Bürgermeister Körner alle Wiener aufgerufen hatte, brachte das beachtenswerte Ergebnis von 3,099.000 Schilling.

An jeden Heimkehrer werden 80 Schilling ausbezahlt. Ferner erhielt jeder, der auf Erholungsurlaub zu gehen wünschte, auf Kosten der Wiener Kriegsgefangenenkommission einen vierzehntägigen Landaufenthalt. Für besonders Bedürftige wurden außerdem einmalige Unterstützungen ausgegeben.

An alle kriegsgefangenen Wiener, die sich in Jugoslawien befinden, wurden zu Weihnachten ein Paket geschickt.

Jeder Kriegsgefangene erhält aber auch, nachdem er in Wien angekommen ist, von den Bezirkskommissionen zwei bis drei Liebesgabenpakete ausgefolgt. Insgesamt wurden auch rund 200.000 Zigaretten unentgeltlich abgegeben. Ferner werden alle Heimkehrer, die in Spitälern sind, ständig betreut.

Auf diese Weise wurden bisher, unabhängig von den Leistungen der Wiener Stadtverwaltung und der Bundesregierung, etwa 2,150.000 Schilling ausgegeben.

21.1.1948: Meldung von Beutegut in der Sowjetzone

Über Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht werden alle physischen und juristischen Personen, die in der Okkupationszone der Sowjetarmee wohnen oder ihren Sitz haben und die noch Beutegut (alle militärischen Ausrüstungsgegenstände wie Waffen, Munition, sonstiges Kriegsgerät und alles Kriegsmaterial) verwahren, hiermit aufgefordert, diese Gegenstände binnen 14 Tagen beim Magistratischen Bezirksamt ihres Wohnsitzes schriftlich zu melden. Die eigenmächtige Verwertung von Beutegut ist ausnahmslos verboten, die Nichtbefolgung dieser Anordnung wird strafrechtlich geahndet.

22.1.1948: Ein Ehrenzeichen der Stadt Wien für Sportler

Der Sportbeirat der Stadt Wien beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit einem Antrag, der die Schaffung eines neuen Ehrenzeichens der Stadt Wien für besondere Leistungen oder Verdienste auf dem Gebiet des Körpersportes anstelle der von den Nationalsozialisten eingeführten Sportehrennadel vorsieht.

Hinsichtlich der vom Unterrichtsministerium beabsichtigten Wiedereinführung des Österreichischen Sportabzeichens sprach sich der Sportbeirat dafür aus, dass dieses Sportabzeichen als staatliche Anerkennung nur unter Mitwirkung und Kontrolle der Landessportverbände verliehen werden soll.

22.1.1948: Die Arbeit des Entminungsdienstes

Das gefährlichste Erbe, das der Krieg unserer Stadt hinterlassen hat, sind die großen Mengen an Sprengkörpern aller Art, die, von den unmittelbaren Kampfhandlungen oder Luftangriffen herrührend, noch immer Unheil stiften.

Das Personal des Entminungsdienstes der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit hat die gefährliche Aufgabe, diese übriggebliebenen Sprengkörper zu beseitigen und unschädlich zu machen. Insgesamt wurden in der Zeit vom 2. Jänner bis 31. Dezember 1947 in Wien 338.816 Kilo Bomben, Minen, Flak- und Pakmunition, Handgranaten, Panzerfäuste und andere Sprengkörper entschärft und auf den Sprengplatz im Bombachgraben bei Neuwaldegg gebracht.

24.1.1948: Aktion "Stille Gäste" spendet 550 Care-Pakete für Wiener Kinder

Am amerikanischen Erntedanktag legten in den Vereinigten Staaten Tausende Familien an ihren Essenstisch ein Sondergedeck auf und überwiesen den Gegenwert einer Mahlzeit an das "Stille Gäste"-Komitee. Dieses Komitee, dem führende Persönlichkeiten und die Gouverneure aller 48 Staaten angehören, verwendet die eingehenden Spenden zum Ankauf von Care-Paketen, die nach Österreich und 13 anderen europäischen Ländern verschickt werden.

Der Chef der europäischen und österreichischen Care-Mission, Oberst J. H. Hynes, hat nun Bürgermeister Körner aus der Aktion "Stille Gäste" eine Spende von 550 Care-Paketen für die städtischen Kindererholungsheime und Kinderheime übergeben.

24.1.1948: Ein Stück Wiederaufbau

Bürgermeister General Dr. h.c. Körner besuchte heute die CARO-Werke im 14. Bezirk, um eine neue 1.800 Tonnen Rohr- und Strangpresse in Betrieb zu setzen.

Die Maschinenanlage, die eine der modernsten und leistungsfähigsten in Österreich ist, wurde unter schwierigen Bedingungen allein aus inländischem Material fertiggestellt.

Der Leiter der Caro-Werke betonte in seiner Ansprache die Schwierigkeiten, die sich gegenwärtig dem Aufbau unserer Industrie entgegenstemmen. Er betonte weiters, dass nur durch die tatkräftige Mitarbeit sowohl der Ingenieure als auch der Arbeiter es möglich geworden ist, in diesem Werk wieder 75 Prozent der Friedensproduktion zu erreichen. Auch der Export in die verschiedensten Länder Europas konnte wieder aufgenommen werden.

27.1.1948: 46 Städtische Büchereien in Wien

Heute konnten die Städtischen Büchereien ihre 46. Zweigstelle eröffnen. Damit hat sich die Zahl der Zweigstellen seit 1. Mai 1945 verdoppelt.

30.1.1948: Die Bewirtschaftungsvorschriften bleiben weiterhin aufrecht

Das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau teilt mit, dass durch das Außerkrafttreten des Warenverkehrsgesetzes vom 24. Juli 1946 mit Ende Dezember des vergangenen Jahres in der Öffentlichkeit vielfach die irrige Meinung entstanden ist, dass sich der Kreis der bewirtschafteten Waren verkleinert hat. Da jedoch die zu diesem Gesetz erlassenen Bewirtschaftungsverordnungen bis zum 31. März 1948, das Chemikalien-Bewirtschaftungsgesetz durch die 2. Novelle bis auf weiteres verlängert wurden, bleiben die gleichen Waren bewirtschaftet wie bisher. Die aufgrund sonstiger gesetzlicher Vorschriften bestehenden Bewirtschaftungsmaßnahmen werden durch das Außerkrafttreten des Warenverkehrsgesetzes nicht berührt.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).