Historischer Rückblick aus dem Jahr 1949

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1949

März

1.3.1949: Generalplan für die Wiener Hafenanlagen

Der Stadtsenat hat den vom Stadtbauamt unterbreiteten Generalplan über die Entwicklung der Wiener Hafenanlagen genehmigt und als erste Entwicklungsstufe den teilweisen Ausbau des Freudenauer Winterhafens als Umschlaghafen für den Stückgutverkehr gebilligt.

Der Generalplan wurde im Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung des Wiener Hafens von der zuständigen Magistratsabteilung ausgearbeitet. Der Plan verfolgt in erster Linie den Zweck, die in späteren Jahren für die Entwicklung des Wiener Hafens notwendigen Räume frei zu halten. Der Bau des Hafens wird nach dem genehmigten Plan stufenweise aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen erfolgen.

Der teilweise Ausbau des Freudenauer Hafens ist deshalb besonders dringend, weil bei den großen Zerstörungen an gedeckten Lagerräumen, vor allem die Schaffung von Stückgutumschlagmöglichkeiten besonders notwendig ist.

2.3.1949: Dichterlesung Johannes Mario Simmel

Johannes Mario Simmel liest aus seinen Werken.

Johannes Mario Simmel liest im Volksbildungshaus Margareten aus eigenen Werken. Simmel, dessen erster Novellenband "Begegnung im Nebel" bereits 1946 erschien, bringt in diesem Jahr, im Paul Zsolnay-Verlag, seinen ersten großen Roman "Mich wundert, dass ich so fröhlich bin", heraus. Gegenwärtig arbeitet er an einem weiteren Buch, das den Titel "Steh still, Jordan" führt.

3.3.1949: Instandsetzung der Krottenbachmündung

Die Instandsetzungsarbeiten, an der im Kriege durch Bomben beschädigten Ausmündung des Krottenbaches (unterhalb des Döblinger Steges), wurden begonnen. Der gegenwärtig geringe Wasserstand im Donaukanal begünstigt die Bauarbeiten, besonders die Errichtung der beiden Flügelmauern. Der Bau wird ungefähr 3 bis 4 Monate dauern.

5.3.1949: Intensivierung der Kulturbeziehungen Wien-Brünn

Die österreichische Ausstellung "Zeitgenössische Kunst aus Österreich" wird vier Wochen lang im neu erbauten Kunsthaus in Brünn gezeigt. Bei der Eröffnung sprach StR. Matejka über die Entwicklung der österreichisch-tschechoslowakischen Kulturbeziehungen.

7.3.1949: Adelheid Popp-Hof auf der Schmelz

Auf der Schmelz (16. Bezirk) fand die feierliche Benennung der städtischen Wohnhausanlage Possingergasse-Herbststraße in "Adelheid Popp-Hof" statt. In einer Ansprache gedachte Nationalrätin Proft ihrer langjährigen Mitarbeiterin und Vorkämpferin für die Frauenrechte in Österreich.

Vizebürgermeister Honay schilderte in seiner Festrede den Aufstieg der schlichten Arbeiterfrau Adelheid Popp von den tiefsten Tiefen des Proletariats zu einer hervorragenden Persönlichkeit in der österreichischen Politik. Der Lebenslauf dieser Frau ist zugleich die Geschichte des Ringens um den sozialen und kulturellen Fortschritt der arbeitenden Bevölkerung. Die Gemeindeverwaltung will mit der Benennung dieser Wohnhausanlage das Andenken einer Frau verewigen, die aus eigener Kraft gegen die allerstärksten Widerstände in der Familie und in der Gesellschaft, aus den schlechtesten sozialen Verhältnissen zur Kämpferin für die Rechte der Arbeiterinnen und zur geachteten Parlamentarierin aufstieg. Adelheid Popp gehörte auch dem ersten Wiener Gemeinderat an, der nach dem Ersten Weltkrieg auf demokratischer Grundlage gewählt wurde. Zum Schluss der Feier enthüllte Honay die in der Hauseinfahrt angebrachte Gedenktafel.

8.3.1949: Magistratsabteilung für Transportlenkung wird aufgelöst

Im Laufe des vergangenen Jahres wurden durch den Abbau der Aufgaben der Transportlenkung die Geschäfte der Magistratsabteilung 47 stark reduziert. Es ist auch nicht mehr notwendig, die übrigbleibenden Agenden durch eine eigene magistratische Dienststelle durchführen zu lassen. Die Magistratsabteilung 47 wird daher aufgelöst und ihre restlichen Agenden werden dem Hauptwirtschaftsamt übertragen.

9.3.1949: Die "4 Tage Wien"-Netzkarten

Die lichtbildlosen Netzkarten "4 Tage Wien" werden zum Preis von 12 Schilling erstmalig anlässlich der Wiener Frühjahrsmesse ausgegeben. Sie berechtigen zu Fahrten auf Straßenbahn und Stadtbahn in beiden Tarifgebieten an vier aufeinanderfolgenden Tagen in der Zeit von 12. bis einschließlich 21. März 1949 von Betriebsbeginn bis Betriebsschluss.

9.3.1949: Stadtrat Albrecht zurückgetreten

Der Amtsführende Stadtrat für Wohnungswesen Gottfried Albrecht hat dem Bürgermeister mitgeteilt, dass er infolge seines schlechten Gesundheitszustandes nicht mehr in der Lage ist, die Funktion des Amtsführenden Stadtrates weiterhin auszuüben.

Die Vollversammlung hat einstimmig beschlossen, den zweiten Landtagspräsidenten, Gemeinderat Leopold Thaller, für die Wahl zum Amtsführenden Stadtrat für das Wohnungswesen vorzuschlagen.

10.3.1949: Die Philharmoniker im Rathaus

Dirigent Karl Böhm und die Wiener Philharmoniker.

Mit den letzten Playbacks wurden heute im Rathaus die Aufnahmen eines großen musikalischen Kulturfilmes beendet. Die Wiener Philharmoniker führten unter der Leitung Prof. Böhm's Tschaikowskys "Vierte" und den "Türkischen Marsch" von Beethoven auf. Die steinerne Fassade des gotischen Prunksaales erschien Regisseur Hainisch als besonders geeignet für die Wiedergabe der beiden Meisterwerke. Der Kulturstreifen wurde im Auftrag amerikanischer Interessenten hergestellt.

11.3.1949: Wiener Gemeinderat - Wahl eines neuen Stadtrates

In der heutigen Sitzung des Wiener Gemeinderates wurde Gemeinderat Leopold Thaller einstimmig zum Stadtrat und Amtsführenden Stadtrat der Verwaltungsgruppe für Wohnungs-, Siedlungs- und Kleingartenwesen gewählt.

Zum Vorsitzenden des Gemeinderates wurde Gemeinderat Bruno Marek gewählt.

Der neue Stadtrat

Zum Stadtrat gewählt: Leopold Thaller.

Leopold Thaller wurde am 8. September 1888 in Wien als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Sein Wunsch, Lehrer zu werden, ging nicht in Erfüllung. Er wurde Schriftsetzer. Einschließlich seiner Lehrzeit war er elf Jahre hindurch in einer der bekanntesten Buchdruckereien Wiens, bei Friedrich Jasper, tätig. Bald nach Beendigung der Lehre war er Vertrauensmann der Arbeiterschaft dieses Unternehmens.

Mit 15 Jahren wurde Leopold Thaller Mitglied des Verbandes Jugendlicher Arbeiter und des Arbeiter-Bildungsvereines Landstraße, bald darauf Funktionär und Obmann dieser Ortsgruppe. Nach seiner Wahl in den Verbandsvorstand wurde er 1913 ins Sekretariat des Verbandes der Jugendlichen Arbeiter berufen. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war er auch Redakteur des "Jugendlichen Arbeiters". 1916 wurde Leopold Thaller zum Militärdienst einberufen. Er machte den Krieg beim Bozener Kaiserschützenregiment an der italienischen Front mit.

Nach dem Zusammenbruch im jahre 1918 war Thaller wieder im Verbandssekretariat der Jugendorganisation tätig. 1919 wurde er Verbandsobmann, dann Vorsitzender der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Sozialistischer Jugendorganisationen und später zweiter Vorsitzender der Sozialistischen Internationale.

Seit Mai 1919 gehörte Thaller dem Wiener Gemeinderat und Landtag an. Er war in den 15 Jahren bis zum Februar 1934 Mitglied des Finanzausschusses des Wiener Gemeinderates.

Nach seinem Ausscheiden aus der Jugendbewegung leitete er zehn Jahre hindurch die "Arbeiterbildungszentrale", die Zentralstelle für das Bildungswesen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. 1931 wurde er in das Sekretariat seiner Partei berufen und 1932 zum Parteisekretär gewählt. Im Februar 1934 erfolgte seine Verhaftung. Er wurde nach Wöllersdorf abgeschoben. Nach seiner Freilassung im August 1934 war er Kassier des Zentralkomitees der Revolutionären Sozialisten.

Nach der Machtergreifung Hitlers wurde Thaller sofort zum Luftschutzdienst assentiert und Langezeit hindurch als Feuerwehrmann, wegen seiner Mindertauglichkeit später auch im Sanitätsdienst ausgebildet. Nach einer neuerlichen Assentierung wurde er 1943 zum Luftschutz-Instandsetzungsdienst einberufen.

Im August 1944 führte sein Leidensweg nach Dachau. Nach der Entlassung im Dezember 1944 wurde er als tauglich zum Wehrdienst bereitgestellt, aber nicht mehr einberufen. In der letzten Woche vor dem Ende der Naziherrschaft musste er noch Schanzen ausheben. Es gelang ihm zu desertieren und sich bis zum Abzug der Gestapo vor deren Zugriff verborgen zu halten.

Im November 1945 zog Thaller neuerlich in den Gemeinderat ein. Hier widmete er sich sofort wieder der Arbeit im Finanzausschuss, aber auch im Immunitätskollegium des Wiener Landtages. Wieder bekleidete er die Funktion des Zweiten Landtagspräsidenten, diesmal auch die eines Vorsitzenden des Wiener Gemeinderates. Die Sozialistische Partei Österreichs betraute ihn wieder mit verschiedenen ehrenamtlichen Funktionen. Er wurde von ihr auch in das Zentralsekretariat der SPÖ berufen.

Leopold Thaller, der auch vor 1934 die Gemeinde Wien in der Ravag vertreten hatte, ist seit 1945 Vertreter der Sozialistischen Partei Österreichs im Radiobeirat.

11.3.1949: Jean Kent beim Bürgermeister

Die Filmschauspielerin zu Gast im Rathaus.

Die bekannte englische Filmschauspielerin Jean Kent wurde heute in Begleitung ihres Gatten, der Österreicher ist, von Bürgermeister Körner im Rathaus empfangen.

12.3.1949: Enthüllung der Eysler-Gedenktafel

Enthüllung der Eysler-Gedenktafel.

Unter großer Beteiligung der Bevölkerung fand heute die Enthüllung einer Gedenktafel vor dem Geburtshaus Edmund Eyslers, in Wien 17, Thelemanngasse 8, statt. Stadtrat Matejka übernahm die Tafel in die Obhut der Stadt Wien. Matejka bezeichnete die Feier als eine der schönsten und denkwürdigsten Wiedergutmachungen. "Wir wollen dafür sorgen", betonte Matejka, "dass diese Tafel von dieser Ecke nicht mehr entfernt wird".

14.3.1949: Instandsetzungen von Amtshäusern

In den Kriegsjahren wurden auch eine ganz Reihe von Wiener Amtshäusern durch Bombentreffer schwer beschädigt. Der zuständige Gemeinderatsausschuss genehmigte nun für die Instandsetzungsarbeiten vier Millionen Schilling. Die umfangreichsten Arbeiten sind an den Amtshäusern auf dem Brigittaplatz im 20. Bezirk und "Am Spitz" in Floridsdorf durchzuführen. Beide Bauvorhaben erfordern einen Aufwand von 2,230.000 Schilling. Weiters werden die Kriegsschäden an den Amtshäusern Gonzagagasse, Gatterburggasse, Enkplatz, Laxenburg und in Mödling behoben.

16.3.1949: Großfeuer auf dem Messegelände

Das Großfeuer auf dem Messegelände hat die Ausstellungshalle stark beschädigt.

Ein Kurzschluss dürfte zum Brand geführt haben.

In der Ausstellungshalle 20 auf dem Wiener Messegelände brach in den gestrigen Abendstunden ein Brand aus. Bei Eintreffen der Feuerwehr brannte bereits die ungefähr 1.200 Quadratmeter große Ausstellungshalle 20 in ihrer ganzen Ausdehnung und die westliche Längsseite sowie ein Teil des Daches der Osthalle. Den Löschkräften gelang es, durch den Einsatz von zehn C-Rohren die brennende Osthalle zu retten, so dass auch die dort ausgestellten Gegenstände nicht zu Schaden kamen. Bereitschaftszügen aus allen Hauptfeuerwachen Wiens waren im Einsatz. Tankspritzwagen der Hauptfeuerwachen Favoriten und Döbling wurden zum Schutz der Stallungen des Wiener Trabrennvereines bereitgestellt, die durch den Funkenflug sehr gefährdet waren.

19.3.1949: Die türkischen Fußballer im Rathaus

Die türkische Fußballmannschaft zu Besuch im Wiener Rathaus.

Heute wurde die türkische Fußballmannschaft, die morgen gegen die österreichische Nationalmannschaft im Wiener Stadion antreten wird, von Bürgermeister Körner im Rathaus empfangen.

19.3.1949: Brückeneröffnung in Oberlaa

In Anwesenheit von Bürgermeister Körner, der StR. Matejka, Novy, Rohrhofer, Stadtbaudirektor Gundacker und zahlreicher Festgäste wurde die neue Bischofsbrücke über die Liesing heute dem Verkehr übergeben.

In seiner Ansprache erklärte Körner, dass die Bischofsbrücke bereits die 108. von den 135 im Krieg zerstörten Brücken ist, die seit Kriegsende im Wienergebiet instandgesetzt werden konnte.

23.3.1949: Mauerziegel für Wien

Wie weit sich die Verhältnisse in Wien gegenüber den Vorjahren verbessert haben, beweist auch die Situation auf dem Gebiet der Materialbeschaffung. Es wurden z.B. auf einmal neun Millionen Mauerziegel bestellt. Bemerkenswert ist der Ankauf von zwei Millionen Mauerziegeln in Ungarn, die schon in den nächsten Tagen von den Soproner Werken an die Wiener Baustellen geliefert werden. Die 400 ungarischer Mauerziegel sind nach vielen Jahren wieder die erste ausländische Lieferung dieses Baumaterials nach Wien. Die ungarischen Ziegeln werden mit Schillingen im Kompensationsweg beglichen.

24.3.1949: Wiens schönster Markt

Im 2. Bezirk wurde heute der neuaufgebaute Karmelitermarkt durch Bürgermeister Körner in Anwesenheit zahlreicher Festgäste eröffnet.

Der Karmelitermarkt, der seit dem Jahr 1891 besteht, wurde im Krieg völlig zerstört. Auf dem neu erbauten Markt wurden die Marktstände in Blockbauweise aus Schüttbeton mit Hochofenschlacke und Zement errichet. So entstanden 110 Marktstände, die modern eingerichtet sind und den hygienischen Anforderungen unserer Zeit vollkommen entsprechen.

Körner dankte in seiner Ansprache besonders dem Komitee für den Aufbau dieser Marktanlage mit ihrem Obmann, dem Standbesitzer Rudolf Segel, und dem Architekten Franz Suppinger.

25.3.1949: Aus dem Wiener Gemeinderat - Wahl eines neuen Stadtrates

Zum Stadtrat gewählt: Dkfm. Richard Nathschläger.

Der Amtsführende Stadtrat für Wirtschaftsangelegenheiten, Karl Flödl, hat sein Amt zurückgelegt. Der Rücktritt erfolgt mit Rücksicht auf seine Berufung in eine wichtige wirtschaftliche Funktion der Österreichischen Volkspartei.

Von der Wiener Landesparteileitung der Österreichischen Volkspartei wurde Gemeinderat Dkfm. Richard Nathschläger als Nachfolger nominiert.

Der Wiener Gemeinderat hat den Rücktritt Karl Flödls zur Kenntnis genommen und Gemeinderat Dkfm. Richard Nathschläger zu seinem Nachfolger gewählt.

Dkfm. Nathschläger wurde 1904 in Penzing geboren. Er entstammt kleinbürgerlichen Verhältnissen, maturierte im Jahre 1922 und beendete seine Studien im Jahre 1925 an der hiesigen Hochschule für Welthandel. Derzeit ist er in der Generaldirektion der Österreichisch-Alpine Montangesellschaft als Sektionsleiter für das gesamte betriebliche Rechnungswesen tätig.

Schon als Mittelschüler während des Ersten Weltkrieges kam Nathschläger durch den Christlich-Deutschen Studentenbund mit der Politik in Berührung. In der Folgezeit betätigte er sich an der Seite Leopold Kunschaks in der christlichen Arbeiterbewegung.

Im Jahre 1932 kam Nathschläger zur christlichen Jungarbeiterbewegung und nahm in einer Ortsgruppe in Favoriten namhaften Anteil an der Aufwärtsentwicklung dieser Organisation. Seine Fähigkeit auf dem Gebiet des Pressewesens führten ihn bald in die Landesleitung und von dort in den Bund christlicher Arbeiter und Angestellter.

In der Zeit von 1934 - 1938 hat Dkfm. Nathschläger, immer in der Arbeiterbewegung stehend, gemeinsam mit allen Abwehrwilligen, gegen den Nationalsozialismus gekämpft und war, wenn auch nicht als gewählter Mandatar, von 1938 bis zur Annexion für die Arbeiter- und Angestelltenschaft in der Wiener Bürgerschaft tätig.

Seines Postens bei der "Alpine" durch die Nationalsozialisten verlustig geworden, brachte sich Nathschläger ein Jahr lang als Hilfsarbeiter auf einem Holzplatz fort und arbeitete später in einem Wiener Rüstungsbetrieb bis zum Zusammenbruch des Nazi-Regimes.

Am Tage der Übernahme des Vizebürgermeisteramtes durch Leopold Kunschak meldete sich Nathschläger bei ihm und arbeitete von da an wieder aktiv im Arbeiter- und Angestellten-Bund und in der neugegründeten Österreichischen Volkspartei.

Im Jahre 1945 in den Gemeinderat gewählt, betätigte sich Nathschläger bisher als Mitglied des Finanzausschusses, als Delegierter der Stadt Wien im Österreichischen Städtebund sowie als Mitglied des Verwaltungsausschusses der Zentralsparkasse. Im Rahmen der ÖVP bekleidete er eine Reihe wichtiger wirtschaftlicher und politischer Funktionen, u.a. auch des Amt des Obmannes der Arbeiter- und Angestelltenvertreter in seiner Gemeinderatsfraktion.

26.3.1949: Pakete an Kriegsgefangene nach Russland

Die Wiener Kriegsgefangenen-Kommission, die Heimkehrerwohlfahrtsstelle, die Amtliche Fürsorgestelle des Ministeriums für Inneres und das Amt der Wiener Landesregierung Wien haben dieser Tage an die noch in der UdSSR verbliebenen Wiener Pakete mit Lebensmitteln und Wäsche verschickt.

In jedem Paket waren außer 1 Kilo Zucker noch Fleisch- und Fischkonserven, Bäckerei, Kanditen, Suppenwürfeln, Zitronen und Vitamin C. Die Pakete enthielten ferner je 2 Taschentücher, 1 Handtuch, 1 Paar Socken, 1 Leibchen oder Hemd, 2 Stopfgarne, 1 Waschlappen, 1 Stück Kernseife und andere Kleinigkeiten wie Rasiercreme, Zahnbürste, Kamm u.a.

Jedes Paket wiegt 3,5 Kilogramm. Die Textilien mussten vor dem Einpacken desinfiziert und jedes Paket mit der hiefür notwendigen Bestätigung vom Stadtphysikat versehen werden.

Bürgermeister Körner hat an jeden einzelnen Paketempfänger einen eigenhändig unterschriebenen Brief geschickt. In den Briefen versicherte er den Kriegsgefangenen, dass sie bei uns in der Heimat nicht vergessen wurden und dass wir nicht ermüden wollen, die Heimkehr unserer Gefangenen zu fordern und zu fördern, bis auch der letzte wiederum in unserer Gemeinschaft ist. "Dieses Bewusstsein", schreibt der Bürgermeister, "möge Zuversicht und gesteigerte Lebensfreude in Ihr Dasein bringen und auf diese Weise das zermürbende Warten auf Ihre endliche Heimkehr wenigstens etwas erleichtern".

Die ersten 400 Pakete sind bereits auf dem Wege in die russischen Gefangenenlager. In den nächsten Tagen werden weitere 800 Pakete folgen.

30.3.1949: Teilnahme Wiens an einer internationalen historischen Waffenausstellung in London

In den Monaten Juli bis August findet in London eine internationale Ausstellung historischer Waffen statt. Auch die Städtischen Sammlungen werden aus ihren reichen Beständen, besonders der Waffen aus dem 14. und 15. Jahrhundert, einige Stücke zur Verfügung stellen. Darunter einen Harnisch und Teile von gotischen Rüstungen. Die österreichische Kollektion, an der sich auch die staatlichen Kunstsammlungen beteiligen, wird unter dem Titel "Armours of kings and captains from the national collections of Austria" ausgestellt werden.

30.3.1949: Gedenktafel für Camillo Sitte

Für den berühmten Wiener Architekten und Stadtplaner Camillo Sitte wird am Gebäude der Staatsgewerbeschule in der Schellinggasse eine Gedenktafel angebracht. Die Lehranstalt wurde von Sitte gegründet und durch zwei Jahrzehnte geleitet. Die Gedenktafel wurde im Auftrag der Stadt Wien vom Bildhauer Oskar Thiede ausgeführt.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).