Historischer Rückblick aus dem Jahr 1950

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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April 1950

April

1.4.1950: Jugoslawische Schwimmer bei Vizebürgermeister Weinberger

Die jugoslawische Schwimmannschaft "Primorije-Fiume", die gegenwärtig gegen die Schwimm-Union im Dianabad einen Klubkampf austrägt, wurde heute von Vizebürgermeister Weinberger im Rathaus empfangen.

1.4.1950: Ehrenmedaille der Stadt Wien für einen Schweizer Wohltäter

Bürgermeister Körner überreichte heute an den Schweizer Nationalrat Dr. Paul Gysler, der Präsident der Internationalen Gewerbeunion und des Schweizerischen Gewerbeverbandes ist, die Ehrenmedaille der Stadt Wien.

Nationalrat Dr. Gysler hat im Jahre 1947 die Erholungsaktion für Kinder österreichischer Gewerbetreibender ins Leben gerufen. Durch diese Aktion sind bisher fünf Transporte mit insgesamt 350 Kindern in der Schweiz gewesen. Die Kinder blieben durchschnittlich drei Monate und waren zumeist bei Schweizer Gewerbetreibenden untergebracht. Weiter unterstützte Nationalrat Gysler den internationalen Jugendhandwerkeraustausch und setzte sich mit Nachdruck für den gewerblichen Nachwuchs in Österreich ein.

1.4.1950: Silvana Mangano beim Bürgermeister

Die Schauspielerin zu Besuch in Wien.

Die italienische Filmschauspielerin Silvana Mangano, die anlässlich des Länderkampfes Österreich-Italien in Wien weilt, wurde heute mit ihrem Gatten von Bürgermeister Körner im Rathaus empfangen.

Silvana Mangano wurde in Rom geboren. Ihre Mutter ist Engländerin, der Vater Sizilianer. Von ihrer Filmarbeit ist in Österreich bereits vom Hörensagen der italienische Film "Bitterer Reis" bekannt, der demnächst in Wien laufen wird.

3.4.1950: Ein holländisches Ständchen für den Bürgermeister

Der Männerchor der Kohlenstadt Heerlen, "Koninklijk Heerlensche Mannenkoor", brachte heute Bürgermeister Körner im Arkadenhof des Wiener Rathauses ein Ständchen. Die holländischen Gäste werden sich einige Tage in Wien aufhalten.

Körner würdigte in seiner Ansprache, die liebenswürdige Aufnahme österreichischer Kinder im Laufe der Kinderverschickungsaktion in Holland. Die Kohlenstadt Heerlen hat sich um diese Aktionen besonders verdient gemacht.

5.4.1950: Instandsetzung des Hochstrahlbrunnens

Im zuständigen Gemeinderatsausschuss wurde heute einer gründlichen Instandsetzung des Hochstrahlbrunnens zugestimmt. Die ganze Anlage bedarf einer umfangreichen baulichen Überholung. Viele Stellen im Becken müssen abgedichtet und die eisernen Bestandteile frisch gestrichen werden. Auch die elektrotechnischen Installationen, die Farbfilter und Spiegel müssen zum Teil ersetzt oder repariert werden.

5.4.1950: Feierliche Eröffnung des Forum-Kinos

Das Forum-Kino umfasst 1.147 Sitzplätze.

Eröffnung des "Forum-Kinos" in der Stadiongasse.

Das Forum-Kino ist für den Besucher-Ansturm bestens gerüstet.

Das Forum-Kino bietet Sitzgelegenheiten, Akustik und Klimareglierung auf modernstem Niveau.

Heute fand die Eröffnung des "Forum-Kinos" in der Stadiongasse statt. Unter den Gästen befanden sich u.a. Bundespräsident Dr. Renner, die Vertreter der Alliierten Mächte, Bundeskanzler Ing. Figl, Vizekanzler Dr. Schärf, Bürgermeister Körner sowie zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens in Wien.

Vor Beginn des Filmes sprach Stadtrat Afritsch in seiner Eigenschaft als Präsident der KIBA. Er entwarf in kurzen Zügen das Schicksal des Platzes auf dem heute das Forum-Kino steht. Im Jahre 1710 gehörte die Fläche noch zum Glacis. Gleichzeitig mit dem Bau des Rathauses und des Parlaments wurde die Markthalle am Paradeplatz des Glacis errichtet. Sie kostete 108.181 Gulden, während allein der Umbau der Markthalle in das Kino rund 3,000.000 Schilling erforderte. Afritsch betonte, dass dieses Geld nicht aus den Steuerkassen der Gemeinde Wien stammt, sondern teilweise aus Eingängen der Kiba und anderen Bankkrediten.

Nach der Fertigstellung der Markthalle blieb diese bis zum Jahr 1949 unverändert. Der Betrieb schrumpfte allerdings immer mehr ein. Im Jahr 1937 boten dort nur mehr 6 Fleischhauer, 9 Mehlmesser, 8 Obst- und Gemüsehändler, 2 Blumenverkäufer, 3 Milchverschleißer und 1 Fischgeschäft ihre Waren an.

Das Forum-Kino umfasst 1.147 Sitzplätze. Es wurde großer Wert auf bequeme Sitzgelegenheit und auf gute akustische Wirkung gelegt. Das Kino wurde mit der ersten österreichischen Kino-Klimaanlage ausgestattet.

7.4.1950: Billiges Gemüse zu Ostern

Die Landwirtschaften und Gärtnereien in Wien und Umgebung konnten in den letzten Jahren durch den Aufbau von Glashäusern und die Vermehrung der Gemüsezucht die Produktion bedeutend steigern. Während in der Osterwoche des Vorjahres die Gärtnereien um Wien nur 340.000 kg Gemüse lieferten, betrug heuer die Gesamtzufuhr in den ersten drei Tagen dieser Woche bereits ½ Million Kilogramm Gemüse.

Infolge der günstigen Gemüsezufuhren wurde ab 1. April eine Einfuhrsperre angeordnet, doch sind für die Osterwoche noch entsprechende Zufuhren sichergestellt worden, so dass kein Mangel an frischem Gemüse zu befürchten ist.

Die Gemüse- und Obstpreise weisen heuer eine sinkende Tendenz auf. Schon in den letzten Tagen sanken die Preise bei Spinat um 40 bis 80 Groschen, bei Roten Rüben um 50 Groschen und bei Glassalat um 40 bis 50 Groschen.

11.4.1950: Der Präsident der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten gestorben

Verstarb im 61. Lebensjahr: Rudolf Stonner.

Nach langem schweren Leiden verschied am Ostermontag der Präsident der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, Rudolf Stonner, im 61. Lebensjahr.

Bereits im Jahre 1909 schaltete sich Stonner ins gewerkschaftliche Leben ein. Von 1914 bis 1917 musste er einrücken. Kaum zurückgekehrt nahm er jedoch seine gewerkschaftlichen Funktionen wieder auf. 1945 gelang es dank seiner Initiative, alle Gemeindebedienstete in einer Organisation, in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, zusammenzufassen, deren Präsident er 1946 wurde. Präsident Stonner hat sich besonders um die Verwirklichung des gleichen Dienstrechtes für alle öffentlichen Bediensteten verdient gemacht.

Die Beisetzung von Präsident Stonner wird in einem Ehrengrab der Stadt Wien erfolgen.

12.4.1950: Einmal umgekehrt: Englische Kinder als Gäste in Österreich

Der erste Turnus mit 50 erholungsbedürftigen englischen Kindern und ihren Erziehern ist im Heim Grundlsee der städtischen Erholungsfürsorge zu einem sechswöchigen Aufenthalt eingetroffen. Auch im Vorjahr hat dieses Heim 50 kleine englische Gäste, die von der Bundesregierung aus Dankbarkeit für die in schwerer Zeit den österreichischen Kindern geleistete Hilfe eingeladen wurden, beherbergt.

Aufgrund des großen Erfolges im Vorjahr wird diese Aktion nun fortgesetzt. 300 erholungsbedürftige österreichische Kinder genießen auf drei Monate die Gastfreundschaft Englands; dafür werden 100 englische Kinder in zwei Turnussen durch 6 Wochen Aufnahme im städtischen Erholungsheim Grundlsee finden. Die Kosten dieses Aufenthaltes tragen der Bund und die Stadt Wien.

12.4.1950: Der Bürgermeister begrüßt die Musikstudenten

Bürgermeister Körner begrüßte heute die Teilnehmer des Kongresses "Jeunesses musicales" im Wiener Rathaus. Körner gab seiner Freude Ausdruck, dass die Repräsentanten des künstlerischen Nachwuchses Europas ihren Kongress in Wien abhalten.

14.4.1950: Gleichenfeier in der Rosensteingasse

Im 17. Bezirk, Rosensteingasse, ist ein großer städtischer Wohnblock im Entstehen. Beim ersten Baulos, das 156 Wohnungen und einen Kinderhort umfasst, wurde heute die Gleichenfeier abgehalten. Insgesamt wird die Wohnhausanlage mehr als 300 Wohnungen umfassen.

17.4.1950: Bekämpfung des Kartoffelkäfers

Durch eine Kundmachung des Wiener Magistrats ist jeder, der den Kartoffelkäfer findet oder Beobachtungen macht, die auf sein Vorhandensein schließen lassen, dazu verpflichtet, seine Wahrnehmungen beim Magistratischen Bezirksamt anzuzeigen. Ferner sind vier Suchtage angeordnet, und zwar der 2. und 23. Juni, 21. Juli und 25. August. An diesen Tagen müssen alle Grundstücke, die mit Kartoffeln, Paradeisern oder anderen Nachtschattengewächsen bepflanzt sind, sorgfältig abgesucht werden.

18.4.1950: Eine der schönsten Fassaden wird renoviert

Da die Wiederaufbauarbeiten in der Feuerwehrzentrale Am Hof fast beendet sind, wird nun auch mit der Instandsetzung der schwer kriegsbeschädigten Fassade des alten Zeughauses begonnen.

Es handelt sich um die kleine Schauseite des Zeughauses, die eines der Glanzstücke aus der Ära Fischer's von Erlach der Jüngere ist.

Architekt Anton Ospel gelang es beim Umbau des Objektes in den Jahren 1731 - 1732 hier eine seiner reifsten Fassungen zu erzielen. Die Vorderfront stellt ein genaues Quadrat dar, das von einem Dreieckgiebel gekrönt wird. Über der rundbogigen Mittelnische erhebt sich eine mächtige plastische Gruppe von lebhafter Silhouettenwirkung mit einer Allegorie auf den Wahlspruch Karl VI: Constantia et Fortitudo.

18.4.1950: Explosion bei Kanalräumung in Simmering

In einem Kanal der Gaswerke in Simmering bei der Ostbahnbrücke ereignete sich heute eine Explosion, durch die fünf Arbeiter verletzt wurden. Die Arbeiter waren mit Räumungsarbeiten im Kanalnetz beschäftigt gewesen.

19.4.1950: 70. Geburtstag von Max Brod

Am 21. April vollendet der Charakterkomiker der Wiener Operette Max Brod sein 70. Lebensjahr.

Max Brod, ein geborener Brünner, ist einer der letzten der "alten Operettengarde". Er begann seine Laufbahn im Jahre 1899 als Chorsänger in Iglau, kam von dort nach Jägerndorf und wurde ein Jahr später nach Olmütz geholt. Nach dreijähriger Tätigkeit in Olmütz wurde er nach Breslau verpflichtet, wo er fünf Jahre blieb. Anschließend (1909) wurde er an das Johann-Strauß-Theater in Wien engagiert, und spielte an dieser Bühne bis 1927. 1928 folgte das Bürgertheater und ein Jahr später brachte ihn Hubert Marischka an das Theater an der Wien. 1938 musste Brod aus rassischen Gründen seine künstlerische Tätigkeit aufgeben und wurde als Hilfsarbeiter eingezogen. 1945 begann er erfolgreich wieder am Raimundtheater.

Brod, der schon mit 21 Jahren die Rollen des Charakterkomikers spielte, war an den genannten Bühnen als erster Komiker tätig und als solcher maßgebend an dem Erfolg vieler Operetten beteiligt, wie z.B. "Czardasfürstin", "Fidele Bauer", "Fürstenkind", "Hollandweibchen", "Faschingsfee" und "Paganini".

21.4.1950: Gedenktafeln für Professor Tandler

Der zuständige Gemeinderatsausschuss genehmigte die Anfertigung zweier Gedenktafeln für Prof. Dr. Julius Tandler.

Die Gedenktafeln, ein Werk des akademischen Bildhauers Josef Riedl, werden an beiden Seiten des Portals der Kinderübernahmestelle in der Lustkandlgasse angebracht werden.

21.4.1950: Meldung der Fettvorräte beim Großhandel

Das Landesernährungsamt Wien gibt bekannt:

Die Lebensmittel- und Fleischgroßhändler haben mit Stichtag 23. April 1950 ihre Lagerbestände an Speiseöl, Kunstspeisefett und Import-Schmalz (getrennt nach ERP Ware und Schmalz aus sonstigen Importen) aufzunehmen und dem Landesernährungsamt zu melden.

22.4.1950: Enthüllung eines Lortzing-Denkmals auf der Wieden

Der Besitzer des Hauses 4, Wiedner Hauptstraße 50, Prof. Dr. Oskar Stracker, hat an diesem Haus eine vom akademischen Bildhauer Franz Barwig geschaffene Plastik anbringen lassen, die Albert Lortzing in der Rolle des Waffenschmiedes darstellt. "Der Waffenschmied" wurde 1846 im Theater an der Wien uraufgeführt. Der Komponist wohnte zwei Jahre lang in dem Haus.

25.4.1950: Gemeinde Wien gibt eine Million für den Stephansdom - Ein bedeutsamer Antrag des Wiener Bürgermeisters

Bürgermeister Körner stellte heute im Stadtsenat den Antrag auf Subvention in der Höhe von einer Million Schilling für die schon stockenden Bauarbeiten am Stephansdom, vor allem aber für die Beschaffung von Dachziegeln. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

27.4.1950: Die Meister des grünen Brettes beim Bürgermeister

Die Teilnehmer der in Wien eröffneten Billard-Europameisterschaft wurden heute von Bürgermeister Körner empfangen. In Anwesenheit von StR. Mandl begrüßte Körner die Vertreter aus Belgien, Holland und Frankreich, unter ihnen den Delegierten der Internationalen Vereinigung der Amateur-Billardverbände (UIFAB), Ave, aus Paris, und den Weltmeister Van Hanssel aus Belgien.

Körner wünschte der bevorstehenden Konkurrenz, die die erste in der "freien Partie mit großem Eckabstrich" ist, den besten Erfolg. Als aussichtsreichster österreichischer Repräsentant der Konkurrenz im Münchner-Hof gilt Ing. Reicher, der Sieger der Weltmeisterschaft 1936, die in Vichy ausgetragen wurde.

28.4.1950: Ludwig Adamovich 60 Jahre alt

Am 30. April begeht Univ.-Prof. Dr. Ludwig Adamovich, Präsident des Verfassungsgerichtshofes, seinen 60. Geburtstag. 1890 in Esseg, Kroatien, geboren, studierte er an der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität und promovierte 1913 zum Doktor beider Rechte. Nach Beendigung des Weltkrieges, an dem er teilnahm, trat er in den Verwaltungsdienst des Landes Niederösterreich und wurde 1920 in das Bundeskanzleramt berufen, wo er im Verfassungsdienst tätig war. 1924 habilitierte er sich als Privatdozent für allgemeine Staatslehre und österreichisches Verwaltungsrecht an der Wiener Universität. 1927 wurde er als außerordentlicher Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an die Deutsche Universität in Prag, 1928 als ordentlicher Professor für diese Lehrfächer an die Universität Graz, 1934 in gleicher Eigenschaft an die Universität Wien berufen. Von 1930 bis 1934 war er Mitglied und ständiger Referent des Verfassungsgerichtshofes, danach Mitglied des Staatsrates und des Bundesrates. Durch den Nationalsozialismus wurde Adamovich von seinem Amt enthoben und ohne Erlaubnis einer anderen Beschäftigung in den Ruhestand versetzt.

Nach der Befreiung Österreichs übernahm er wieder sein früheres Lehramt und wurde mit 1. Mai 1945 zum Rektor der Wiener Universität gewählt. Er bekleidete seine Funktion durch Wiederwahl bis zum Herbst 1947 und hat am Wiederaufbau der Universität maßgeblich mitgewirkt. Während der Amtsführung der provisorischen Staatsregierung wurde Adamovich deren Berater in Verfassungsfragen und arbeitete die Verfassungsvorlagen aus. Nach Wiederherstellung der Verfassungsgerichtsbarkeit wurde er zunächst zum Vizepräsidenten und ab 1946 zum Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes ernannt.

28.4.1950: Eine neue Brücke in Kierling

Heute wurde in Kierling durch die Magistratsabteilung 29 - Brückenbau, die wiederaufgebaute Brücke über den Kierlingbach dem Verkehr übergeben. Es ist dies die 119. Brücke von den 136 während der Kriegshandlungen in Wien zerstörten Brücken, die wiederaufgebaut wurde.

29.4.1950: Annie Rosar 40 Jahre beim Theater

Am 5. Mai feiert Annie Rosar im Rahmen einer Uraufführung des Wiener Volksstücks "Stadtpark" von Hans Schubert, das das Volkstheater ihr zu Ehren angesetzt hat und in dem sie die Hauptrolle spielt, ihr 40jähriges Bühnenjubiläum.

29.4.1950: Eine Billroth-Statue

Im Hof des Allgemeinen Krankenhauses in Wien wurde ein fast drei Meter hohes Standbild des berühmten Chirurgen Prof. Theodor Billroth aufgestellt. Das Werk stammt von Prof. Michael Drobil.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).