Historischer Rückblick aus dem Jahr 1950

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1950

März

1.3.1950: Ein fünfzigjähriges Künstlerjubiläum

Franz Hochberger, der als origineller Interpret des Wiener Humors gilt, begeht am 5. März sein 50jähriges Künstlerjubiläum. Hochbergers Spezialität, die Darstellung von volkstümlichen Gestalten und Volkssängertypen, hat ihn populär gemacht. Bürgermeister Körner richtete an den Künstler ein Glückwunschschreiben.

1.3.1950: Schöne Erfolge der Aktion "Jugend am Werk"

Um jene Schulentlassene, die weder Arbeitsplatz noch Lehrplatz finden können, "den Gefahren der Straße und der Untätigkeit" zu entziehen, hat die Gemeinde Wien schon nach dem Kriege die Aktion "Jugend am Werk" geschaffen.

Im ersten Monat dieses Jahres haben 584 Mädchen und 243 Burschen von dieser Einrichtung Gebrauch gemacht. Diese 827 Teilnehmer haben insgesamt 16.554 Arbeitstage geleistet und an der Berufsvorbildung, Berufsvorbereitung, an Bildungskursen und am Sportbetrieb teilgenommen. Unter den 11 Heimen wird das für Körperbehinderte im 15. Bezirk besonders stark besucht.

1.3.1950: Prof. Dr. August Chwala - Präsident der Urania

Der Vorstand der Wiener Urania wählte anstelle des kürzlich verstorbenen Hochschulprofessors Dr. Karl Wolf, Hochschulprofessor Dr. August Chwala, Dekan der technischen Fakultät an der Wiener Technischen Hochschule, zum Präsidenten der Urania.

4.3.1950: Luise Rüd erhielt die Ehrenmedaille der Stadt Wien

Bürgermeister Körner überreichte heute die Ehrenmedaille der Stadt Wien an Luise Rüd.

Luise Rüd hat seit Beginn der Tätigkeit der Schweizer Spende in Wien, im Herbst 1945, zuerst als Sekretärin, dann als Vizedelegierte mitgearbeitet. Nach Eingliederung der Schweizer Spende in das Hilfswerk "Schweizer Europahilfe" hat Fräulein Rüd bis zu deren Beendigung im Mai 1949 ebenfalls als Delegierte mitgearbeitet. Derzeit ist Luise Rüd als Vertreterin der Schweizer Organisation für Studentenaustausch in Wien tätig.

Die Tätigkeit der Schweizer Spende war sehr umfangreich. Sie führte große Lebensmittellieferungen für Schüler, Säuglinge, Kleinkinder und werdende Mütter durch, richtete Ausspeisungen für alte Leute ein und gab Lebensmittelspenden an zahlreiche Anstalten für Kinder, für Krankenhäuser, etc.; daneben gab es Spenden an Textilien, Patenschaftsaktionen, sanitäre Hilfe in Form von Medikamentenlieferungen, Einrichtungsgegenständen und Inventar für Spitäler, bis zur kulturellen Hilfe wie Bücherspenden an österreichische Universitäten und Bibliotheken. Abgeschlossen und gekrönt wurde die Tätigkeit der Schweizer Spende durch die Errichtung des Schweizer Sonderkindergartens im Auer-Welsbach-Park.

6.3.1950: Auch Coca-Cola getränkesteuerpflichtig

"Um Irrtümern bei der Abrechnung der Getränkesteuer und daraus sich ergebenden Säumnisfolgen vorzubeugen, wird aufmerksam gemacht, dass die entgeltliche Abgabe von Coca-Cola an Letztverbraucher der Getränkesteuer unterliegt.

8.3.1950: 180 Jahre Häusernummerierung in Wien

Durch ein kaiserliches Patent wurde am 10. März 1770 in Wien erstmalig die Häusernummerierung angeordnet. Sämtliche 1.343 Häuser der Inneren Stadt erhielten ein Jahr später Konskriptionsnummern, die in den meisten Fällen bis heute erhalten blieben. Damals erhielten auch Kirchen und Kapellen Häusernummern. Seit dieser Zeit führt die Burg die Konskriptionsnummer 1. Im Laufe der 180 Jahre wurde in der Numerierung der Wohnhäuser im Stadtzentrum viel geändert. Allein unter den ersten hundert Häusern wurden zwanzig Konskriptionsnummern gelöscht. Gegenwärtig gibt es in der Inneren Stadt 1.539 Wohn- und Geschäftshäuser.

Die Orientierungsnummern der Straßen, Gassen und Plätze erfolgte auf Anordnung der Stadtverwaltung im Jahre 1862. Anlässlich der letzten in Wien durchgeführten Volkszählung am 17. Mai 1939 wurden in allen 26 Wiener Bezirken mehr als 111.000 Wohn- und Geschäftsgebäude gezählt.

9.3.1950: Errichtung einer Wiener Krebsfürsorge

Der Amtsführende Stadtrat für das Gesundheitswesen der Stadt Wien, Vizebürgermeister Weinberger, hat die zuständigen Abteilungen seines Ressorts beauftragt, alle notwendigen Erhebungen und Vorarbeiten für die Einrichtung einer Krebsfürsorge zu leisten. Da die praktische Gesundheitsfürsorge eine Angelegenheit der Länder ist, wird auch für Wien von Magistratsabteilungen 15 und 17, Gesundheitsamt und Anstaltenamt, die notwenige Planung und später die Durchführung einer Krebsfürsorge übernommen.

10.3.1950: Amerikanische Triebwagen fahren in Wien

Auf der Linie 331 "Esslinggasse - Stammersdorf" werden die ersten amerikanischen Triebwagen in Betrieb genommen. Der größere Fassungsraum erfordert einen geregelten Fahrgastfluss, damit die Haltestellenaufenthalte nicht übermäßig verlängert werden. Es dürfen deshalb die Fahrgäste grundsätzlich nur beim hinteren Aufstieg ein und nur über die vordere Plattform aussteigen.

10.3.1950: Wieder Strandbad Am Mühlwasser

Das im Kriege vollkommen zerstörte städtische Stadlauer Strandbad Am Mühlwasser wird mit Beginn der heurigen Saison wieder den Badebetrieb aufnehmen. Das neue aufgebaute Sommerbad bei der Endstation der 16er Linie hat jetzt eine vergrößerte Umkleideanlage mit einem Fassungsraum für etwa 600 Personen. Der Strand ist 200 Meter lang. Neben dem Kabinen- und Kästchenhaus wurde auch ein Buffet eingerichtet. Der Wiederaufbau dieses städtischen Sommerbades hat 280.000 Schilling gekostet.

11.3.1950: Sonderpostmarkenserie zugunsten der Heimkehrer

Bei den Wiener Postämtern liegen noch die restlichen Bestände der im Vorjahr aufgelegten Sonderpostmarkenserie zugunsten der Heimkehrer und Kriegsgefangenenfürsorge auf. Diese Marken können für alle Postsendungen verwendet werden und haben nur geringe Groschenaufschläge. Der Erlös wird zur Befürsorgung unserer Heimkehrer verwendet.

15.3.1950: Ein Kilo Rindfleisch 5,80 Schilling - Die Freibänke sind wieder in Betrieb

Heute hat die Freibank im Schlachthaus Sankt Marx nach zehnjähriger Unterbrechung wieder ihren Betrieb aufgenommen. Die Freibank mit dem dazugehörigen Verkaufslokal war im Krieg zusammen mit den Schlachthofobjekten durch Bomben fast völlig vernichtet worden. Nun ist der Wiederaufbau abgeschlossen.

Noch vor Eröffnung des Verkaufslokales versammelten sich in Sankt Marx ca. 150 Einkäufer, von denen jeder bis zu 3 Kilogramm Fleisch kaufen konnte. Die Freibänke verkaufen nur solche Fleischwaren, die bei der amtlichen Untersuchung zwar beanstandet, jedoch zum menschlichen Genuss geeignet befunden worden sind. Heute wurden Rindfleisch, Schweinefleisch und eine größere Anzahl von Hühnern abgesetzt. Die Preise bewegen sich zwischen 20 und 40 Prozent unter dem Großhandelspreis. Rindfleisch kostete 5,80 Schilling pro Kilogramm.

17.3.1950: Finnische Sportfunktionäre beim Bürgermeister

Bürgermeister Körner begrüßte heute im Wiener Rathaus eine Abordnung finnischer Sportfunktionäre, welche zur Vorbesprechung für das große ASKÖ-Sportfest im Juli, in Wien eintrafen.

17.3.1950: Amerikanische Spielsachen für Wiener Kinder

Die Vertreter der "American Legion" übergaben heute im Kindergarten am Rudolfsplatz, die von amerikanischen Kindern für Europa gesammelten Spielsachen. Es handelt sich dabei um gebrauchtes Spielzeug aller Art.

18.3.1950: Auch im 17. Bezirk kein Wechselunterricht mehr

Da die Gemeinde Wien den Schulblock 17, Rötzergasse - Pezzelgasse wieder instandgesetzt hat, ist es möglich geworden, auch in diesem Bezirksteil den Wechselunterricht abzubauen. Damit haben jetzt neben dem 7. und 15. Bezirk auch alle Schulen des 17. Bezirkes Normalunterricht.

18.3.1950: Ein Geschenk von "Rädda Barnen"

Die schwedische Hilfsorganisation "Rädda Barnen" hat im Jahre 1946 in einem von der Stadt Wien instandgesetzten Haus auf der Hohen Warte ein Heim für erholungsbedürftige Kleinkinder eingerichtet. Mit Abschluss der Tätigkeit dieser schwedischen Organisation in Österreich haben nun die schwedischen Helfer das von ihnen zur Verfügung gestellte Inventar des Heimes der Stadt Wien als Geschenk übergeben. Der Leiter der österreichischen Abteilung des "Rädda Barnen", Dr. Torsten Arneus, hat heute Vizebürgermeister Honay den Schenkungsbrief überreicht.

Das Kinderheim auf der Hohen Warte wird nun vom Wiener Jugendhilfswerk erhalten. Im Heim sind gegenwärtig 75 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren untergebracht.

20.3.1950: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Bürgermeister Körner teilte mit, dass Stadtrat Rohrhofer wegen Erreichung der von der Volkspartei für ihre Mandatare festgesetzten Altersgrenze seine Funktion als Amtsführender Stadtrat der Geschäftsgruppe VII, baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten, niedergelegt habe. Von der Volkspartei wurde als Nachfolger GR Dr. Robetschek vorgeschlagen und auch gewählt.

Stadtrat Dr. Ernst Robetschek wurde am 30. Oktober 1912 in Wien geboren, wo er auch die Volksschule und das humanistische Gymnasium absolvierte. Im Jahre 1930 legte er die Reifeprüfung ab und begann im Herbst des gleichen Jahres an der Wiener Universität Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren. 1936 promovierte er zum Doktor beider Rechte.

In der Folgezeit war Robetschek bis zum 12. März 1938 in der gewerblichen Wirtschaft tätig. Im Krieg arbeitete er als selbständiger Steuerberater.

1945 wurde er im VI. Wahlkreis in den Wiener Gemeinderat gewählt.

23.3.1950: Norwegischer Besuch in den Wärmestuben

Zum Abschluss der Wärmestubenaktion der Gemeinde Wien haben Delegierte der Norwegischen Europahilfe, einige Wärmestuben besucht. Die Norwegische Europahilfe hat durch ständige Lebensmittelspenden die Wärmestubenaktion unterstützt.

25.3.1950: Ostertournee des "Studios" nach Italien

Zum siebentenmal seit seinem Bestehen wird sich das "Studio in der Kolingasse" auf eine Gastspielreise ins Ausland begeben. Diesmal geht es nach Italien, wo Goethes "Urfaust" in Venedig, Padua, Florenz, Perugia, Rom, Bologna und Verona gegeben wird. 16 Mitglieder des Studios werden an dieser Tournee teilnehmen.

25.3.1950: Bürgermeister Körner eröffnet die "Mödlinger Messe"

Bürgermeister Körner eröffnete heute in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste die vom Wirtschaftsförderungsinstitut in Mödling veranstaltete Ausstellung "Leistungsschau Mödling und Umgebung".

27.3.1950: Ein Gedenkstein aus Amerika

Eine amerikanische Firma hat anlässlich der Hundertjahrfeier ihres Bestandes 17 ausländischen Staaten Gedenksteine gewidmet. Die Steine werden in den Hauptstädten dieser Länder "als Wahrzeichen der Freiheit und der Verbundenheit der Vereinigten Staaten zu allen freiheitsliebenden Völkern" aufgestellt.

Der für Österreich bestimmte Gedenkstein stellt einen Würfel aus grauem Kalkstein von ungefähr 75 cm Seitenlänge dar und trägt ein Aluminiumplakette mit englischer Inschrift. Die Plakette ist mit einem in den Stein gehauenen Lorbeerkranz umgeben.

Der Gedenkstein wurde in Wien am Rande der Grünfläche vor dem Gebäude der Nationalbank an der Alserstraße aufgestellt.

28.3.1950: Die Hundertjahrfeier der Rechtsanwaltskammer

In Anwesenheit von Bundeskanzler Dr.hc.Ing. Figl, Vizekanzler Dr. Schärf, der Bundesminister Dr. Hurdes und Dr. Tschadek, Bürgermeister Dr.hc. Körner und zahlreicher Ehrengäste fand heute die Hundertjahrfeier der Wiener Rechtsanwaltskammer statt.

28.3.1950: Gemeinde Wien baut Malinovsky-Brücke um

Die Malinovsky-Brücke, welche Floridsdorf mit der Brigittenau verbindet, ist einer der wichtigsten von den großen Donaubrücken. In den letzten Jahren sind immer stärkere Schäden an der Brückenkonstruktion aufgetreten, die eine baldige Behebung fordern. Aber auch einen weiteren großen Übelstand gilt es bei diesem geplanten Umbau zu beheben. Seit Jahren ist die Malinovsky-Brücke in steigendem Maße zu einer großen Gefahrenquelle geworden. Es gibt kaum eine Stelle in Wien mit einer so abnorm hohen Verkehrsunfallsziffer. Verkehrsfachleute haben festgestellt, dass die Hauptursache der vielen Unfälle darin besteht, dass die Straßenbahngleise zu beiden Seiten der Brückenfahrbahn liegen. Dadurch ist eine scharfe Trennung der gegenläufigen Fahrtrichtungen des Auto- und Radfahrverkehrs unmöglich.

Der Umbau der Brücke wird rund 7,5 Millionen Schilling kosten.

29.3.1950: Chinesisch-amerikanischer Planungsfachmann studiert das Bauprogramm des sozialen Wohnungsbaues der Stadt Wien

Mr. Samuel N.C. Hsu, ein Planungsfachmann von der Universität in Süd-Kalifornien, wurde heute von Stadtrat Jonas empfangen und über das Bauprogramm der Stadt und über die städtebaulichen Probleme Wiens informiert.

Der ausländische Gast besichtigte danach bei einer Rundfahrt durch Wien eine Reihe wichtiger Baustellen.

31.3.1950: Großfeuer im Osttrakt des Belvederes

Heute früh wurde die Feuerwehrzentrale Am Hof von einem Großfeuer im Schloss Belvedere verständigt. Bei Eintreffen der Bereitschaftszüge brannten bereits das Goldkabinett, der Wintergarten und der Makart-Saal im östlichen Teil des ersten Stockwerkes. Der Brand wurde mit 15 Schlauchleitungen bekämpft. Es gelang der Feuerwehr, ein Ausbreiten des Brandes zu verhindern.

Der Brandherd befand sich im Goldkabinett, in dem eine Restaurierungswerkstätte eingerichtet war. Bei der Bekämpfung des Brandes mussten die Deckenverschalungen geöffnet werden. Fünf Feuerwehrleute wurden beim Löscheinsatz verletzt. Es entstand beträchtlicher Sachschaden.