Historischer Rückblick aus dem Jahr 1950

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Oktober 1950

Oktober

2.10.1950: Wiens Denkmäler werden instandgesetzt - Mozart kommt auf seinen alten Standort

Für die Behebung der Kriegsschäden an den bekanntesten Denkmälern wurden vom zuständigen Gemeinderatsausschuss rund dreiviertel Millionen Schilling genehmigt. Als eine der wichtigsten Arbeiten steht die Wiederaufstellung des Mozart-Denkmals bevor. Das instandgesetzte Denkmal kommt wieder auf seinen alten Standplatz vor die Albertina. In der Inneren Stadt werden weiters das Friedrich-Schmidt-Denkmal, das Popper-Lynkeus-Denkmal und das Georg Coch-Denkmal aufgestellt. Auch der Dudelsackpfeifer Augustin wird bald wieder seinen alten Platz auf dem Brunnen in der Neustiftgasse einnehmen. In der Josefstadt werden die im Kriege vom Hamerling-Denkmal entfernten Bronzebestandteile wieder angebracht und der Erfinder der Schiffsschraube wird nach vielen Jahren wieder in den Ressel-Park übersiedeln.

Wiederaufgestellt werden ferner das Margarethe Manhard-Denkmal auf dem Sterneckplatz, das Suez-Denkmal in der Rasumofskygasse, der Prießnitz-Brunnen im Türkenschanzpark und die Figurengruppe "Reh und Mädchen" im Hartäcker-Park. Auch das vor Jahren von Prof. Müllner geschaffene Hansi Niese-Denkmal wird demnächst aufgestellt und enthüllt werden können.

In den Gräberhallen im Waldmüllerpark, Schubertpark, Währinger Park und im Sankt Marxer Friedhof werden verwitterte Grabsteine überholt. Auch der Gedenkstein für Max Winter wird aufgestellt und mit einem Alpinum gärtnerisch ausgestaltet. Außerdem werden eine Reihe von Kulturgedenkstätten baulich hergestellt, so der Husarentempel, das Haydn-Haus auf der Wieden, das Gedenkzimmer Hugo Wolfs in Perchtoldsdorf u.v.a.

2.10.1950: 60. Geburtstag von Hermann Thimig

Schauspieler Hermann Thimig feiert seinen 60. Geburtstag.

Am 3. Oktober vollendet Hermann Thimig sein 60. Lebensjahr. Thimig, der zu den beliebtesten Persönlichkeiten des Theaterlebens in Wien gehört, verbrachte seine Kindheit in Wien und legte 1910 die Reifeprüfung ab. Anlässlich einer Liebhaberaufführung von Goethes "Die Geschwister" kopierte Hermann seinen Vater, der einer Bühnentätigkeit seines Sohnes ablehnend gegenüberstand, so meisterhaft, dass der zufällig anwesende Intendant Max Grube aus Meiningen ihn engagierte und er drei Jahre hindurch Väterrollen in der Art des alten Thimig spielte. Bei einem Gastspielurlaub in Berlin traf er mit Max Reinhardt zusammen, spielte unter seiner Regie den Toni in Anzengrubers "Doppelselbstmord" und kam mit ihm ans Theater in der Josefstadt nach Wien. 1934 wurde er unter der Direktion Hermann Röbbelings ans Burgtheater berufen, wo er bis heute tätig ist. Thimigs Hauptstärke liegt in der Darstellung komischer Figuren des klassischen Lustspiels. Chlestakoff in Gogols "Revisor", Truffaldino in Goldonis "Diener zweier Herren" oder Argan in Molieres "Der eingebildete Kranke" zählen zu seinen Glanzleistungen. Seine angenehme Baritonstimme befähigt ihn zur Mitwirkung in klassischen Operetten und in Gesangsposten, so dass auch Figuren wie Eisenstein in der "Fledermaus" und verschiedene Gestalten in Nestroyposen, die gesangliches Können erfordern, von ihm erfolgreich verkörpert werden.

3.10.1950: Neue Stipendien des British Council

Wie in den vergangenen Jahren werden wieder Stipendien für eine Anzahl promovierter österreichischer Akademiker und Akademikerinnen verliehen um ein einjähriges Studium an einer englischen Universität zu ermöglichen.

5.10.1950: Straßenbahner tätlich angegriffen und schwer verletzt

Heute früh wurde in der Wiedner Hauptstraße eine Gruppe von Straßenbahnern beim Versuch, Hindernisse vom Geleise wegzuräumen, von Demonstranten tätlich angegriffen. Drei von den Straßenbahnbediensteten wurden dabei schwer, acht leicht verletzt.

Bürgermeister Körner begab sich sofort an die Stelle dieser Ausschreitungen.

6.10.1950: Verkehrshindernisse werden beseitigt

Bürgermeister Körner teilte folgendes mit:

"Ich war beim russischen Stadtkommandanten und habe ihm mitgeteilt, dass ich mich persönlich überzeugte, wie an den verschiedensten Stellen der Stadt in der Sowjetzone unverantwortliche Elemente Barrikaden errichteten, Autos als Straßensperren verwendeten und aus deren Reifen Luft ausließen, dass Fensterscheiben eingeschlagen wurden und dergleichen mehr; lauter Handlungen, die mit Streik absolut nichts zu tun haben.

Der Stadtkommandant erklärte daraufhin, dass er sich in interne österreichische Angelegenheiten grundsätzlich nicht einmischen wolle, dass er aber gegen jede Gewaltanwendung sei, von welcher Seite sie auch komme und dass er die Ausschreitungen daher keinesfalls billige.

Er teilte mir ferner mit, dass er bisher der Ansicht war, dass gegen Streikende gewaltsam vorgegangen worden sei, worauf ich erklärte, dass gegen Personen, die in disziplinierter Haltung in den Betrieben streiken keineswegs mit Gewalt vorgegangen wird. Wo es sich aber um Ruhe und Ordnung im Stadtgebiet handelt, bin ich als Bürgermeister verpflichtet, zu deren Aufrechterhaltung alle mir zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu treffen.

Es werden bereits jetzt von der Feuerwehr und dem Straßensäuberungsdienst die Barrikaden weggeschafft."

6.10.1950: Der Verkehr in ganz Wien wieder normal - Eine Nachtaktion der städtischen Bediensteten

Die Wiener Verkehrsbetriebe, die Feuerwehr, die Rathauswache, die Magistratsabteilung 48 und verschiedene andere städtischen Dienststellen schlossen sich zu einer großangelegten Aktion zusammen, die von Stadtrat Afritsch geleitet wurde. In den späten Abendstunden, jedoch noch lange vor Bekanntwerden des Beschlusses zum vollkommenen Abbruch des Streiks, gingen die Säuberungs- und Arbeitsmannschaften zuerst gegen die Straßensperren im 4. und 2. Bezirk vor. Die Wiener Polizei hatte es übernommen, für den Schutz und die Sicherheit der eingesetzten städtischen Bediensteten so weit wie möglich zu sorgen. Gegen Mitternacht, nach Bekanntwerden des vollkommenen Streikendes, ging die Arbeit sehr rasch vorwärts und konnte auch auf alle anderen betroffenen Bezirke ausgedehnt werden. Nirgends kam es zu Zwischenfällen. Es waren zahlreiche kleine und größere Hindernisse zu beseitigen. Der dabei weggeräumte Schutt, der Sand und die Pflastersteine, werden auf mehrere hundert Kubikmeter geschätzt.

Vor 5 Uhr früh war die Aktion beendet. Die Straßenbahn konnte heute überall in Wien fahrplanmäßig und ohne Behinderung auslaufen.

6.10.1950: Überall ruhiger Marktbetrieb - genug Ware - normale Preise

Die Wiener Märkte zeigten heute ein vollkommen normales Bild. Wie an den Vortagen gab es ein ausreichendes Angebot, so dass die Nachfrage überall befriedigt werden konnte. Dank dem disziplinierten Verhalten der Verbraucher und dem verantwortungsbewussten Vorgehen der Händler, ergaben sich keinerlei Schwierigkeiten. Nirgends gab es Preisexzesse. Bei weiterhin normaler Nachfrage sind solche auch nicht zu erwarten.

7.10.1950: Abschiedsbesuch von Oberst Hynes

Der Leiter der Europäischen Care-Mission, Oberst Hynes, verabschiedete sich heute von Bürgermeister Körner, um in die USA zurückzukehren.

10.10.1950: Neue städtische Wohnhausanlagen - Ausbau des Wasserhebewerkes Hungerberg

Stadtrat Jonas referierte im heuten Stadtsenat über die geplanten Wohnbauvorhaben der Stadt Wien. So werden im 20. Bezirk 151 Wohnungen, im 12. Bezirk 151 Wohnungen sowie im 3. Bezirk 130 Wohnungen errichtet. Der Stadtsenat beschloss auch das Hebewerk Hungerberg zur besseren Ausnützung des Grundwasserwerkes Nussdorf I auf die dreifache Leistung, das sind täglich rund 30.000 bis 35.000 m3 auszubauen. Das Hebewerk Hungerberg hat bei Ausfall oder zu geringer Lieferung der II. Hochquellenleitung die Bezirke 17, 18, 19 und 26 zu versorgen.

11.10.1950: Branddirektor Seifert gestorben

Der Branddirektor der Feuerwehr der Stadt Wien, Dipl.-Ing. Friedrich Seifert, ist gestorben. Friedrich Seifert stand im 64. Lebensjahr. Er war Ende des Ersten Weltkrieges aktiver Major bei den Pionieren. Im Oktober 1919 kam er zur Wiener Berufsfeuerwehr. 1936 wurde er Oberbrandrat. Am 12. November 1948 übernahm er nach dem jetzigen Polizeipräsidenten Holaubek die Dienstgeschäfte des Branddirektors.

12.10.1950: Schweizer Lehrer im Rathaus

Bürgermeister Körner empfing heute im Rathaus eine Abordnung von 55 Lehrerinnen und Lehrern aus Sankt Gallen. Die Schweizer haben während ihres einwöchigen Studienaufenthaltes in Wien eine Reihe von Schulen und verschiedene Kindergärten besichtigt.

13.10.1950: Wieder zehn Wiener daheim

Gestern abend sind mit dem Warschauer Schnellzug 19 Österreicher und 27 Volksdeutsche aus polnischer Kriegsgefangenschaft in Wien eingetroffen. Der Heimkehrertransport, mit dem diesmal leider nur zehn Wiener kamen, wurde auf dem Ostbahnhof durch Innenminister Helmer und Stadtrat Afritsch empfangen.

13.10.1950: "Ob arm oder reich..." - Bürgermeister Körner überreicht das 25.000. Säuglingswäschepaket

Übergabe des 25.000sten Wäschepakets für Säuglinge.

Seit Mai 1949 bekommt jede Wiener Mutter, die ein Kind zur Welt bringt, von der Stadtverwaltung wieder ein Säuglingswäschepaket. Diese Aktion wurde nach dem Ersten Weltkrieg unter Stadtrat Prof. Tandler eingeführt, nach 1934 aber wieder abgeschafft. Die ersten Pakete in der Nachkriegszeit konnten erst 1947 und dann nur an die bedürftigsten Mütter verteilt werden. Anfangs waren es nur 250 Pakete monatlich. Die Aktion wurde später trotz großer Schwierigkeiten und hoher Kosten bei der Anschaffung von Textilien allmählich erhöht. Der Gemeinderat hat zu Beginn des Jahres 1949 beschlossen, diese Gratispakete jeder Mutter ohne Unterschied zu übergeben. Gegenwärtig werden monatlich mehr als tausend Pakete verteilt. Das Wäschepaket enthält 10 Windeln, 2 Flanelle, 1 Wolljacke, 4 Hemden, 4 Jäckchen, 1 Strampelanzug, 1 Gummieinlage, 1 Garnitur mit Hautpulver, Hautcreme und Seife.

Heute wurde im Frauenhospiz der Wiener Gebietskrankenkasse in der Peter Jordan-Straße das 25.000 Säuglingswäschepaket, seit der Wiedereinführung dieser Aktion, an eine junge Mutter und ihre kleine Tochter überreicht.

13.10.1950: Konstituierung des Landessanitätsrates

Nach dem Reichssanitätsgesetz ist am Sitz jeder politischen Landesbehörde ein Landessanitätsrat einzusetzen. Der Landessanitätsrat hat die Aufgabe, bei wichtigen Angelegenheiten des öffentlichen Gesundheitswesens als beratendes und begutachtendes Organ des Landeshauptmannes zu fungieren.

Die Konstituierung des Landessanitätsrates für Wien fand heute im Wiener Rathaus statt. Zum Vorsitzenden wurde Univ.-Prof. Dr. Schönbauer und zu dessen Stellvertreter Prof. Dr. Fellinger gewählt.

14.10.1950: Musiktheoretische Arbeitsgemeinschaft

Das Institut für Wissenschaft und Kunst beginnt den Kreis seiner Arbeitsgemeinschaften zu erweitern. So wurde bereits vor einiger Zeit eine "Forschungsgemeinschaft für Großstadtbiologie" ins Leben gerufen. Nunmehr hat sich ein neuer Kreis konstituiert, der sich unter Beteiligung namhafter Musikwissenschafter und Komponisten die Erforschung der Tonkunst des 20. Jahrhunderts zum Ziele gesetzt hat. Im Rahmen des Arbeitskreises sind auch experimentelle Studien vorgesehen.

14.10.1950: Gleichenfeier anlässlich der Errichtung zweier Dampfkesselanlagen im Kraftwerk Simmering

In Anwesenheit von StR. Nathschläger und zahlreicher Gäste fand heute die Gleichenfeier anlässlich der Errichtung der beiden Dampfkesselanlagen im Kraftwerk Simmering statt.

Die beiden neuen Kessel, die voraussichtlich Mitte November in Betrieb genommen werden, werden künftig jede Sorge um die störungslose Strombelieferung der Stadt Wien beseitigen. Die neue Investition, die sich auf rund 50 Millionen Schilling beläuft, bedeutet aber gleichzeitig eine weitere Rationalisierung des Werkes, die bei der gegebenen Verbundwirtschaft nicht nur für Wien, sondern für ganz Österreich von ausschlaggebender Bedeutung ist.

16.10.1950: Der Preis für Weißbrot

Das Marktamt der Stadt Wien gibt bekannt:

In Wien konnte bisher noch kein Verbraucherpreis für Weißbrot festgesetzt werden. Da eine Einigung nicht zu erzielen war, wird die endgültige Bereinigung durch die für diesen Zweck von den beteiligten Bundesministerien eingesetzte Brotpreiskommission erfolgen. Da in den Bundesländern der Verbraucherpreis für Weißbrot bereits mit 3,80 Schilling für 1 kg bzw. 1,95 Schilling für ½ kg Brot festgesetzt wurde, wird in Wien das Marktamt in Angleichung an diese Regelung nur gegen höhere Preisforderungen mit Anzeigen vorgehen.

17.10.1950: Erich Wolfgang Korngold bei Bürgermeister Körner

Komponist Erich Wolfgang Korngold bei Bürgermeister Körner.

Bürgermeister Körner empfing heute den Komponisten Erich Wolfgang Korngold.

17.10.1950: Wien ehrt seine erfolgreichsten Sportler - Sportehrenzeichen für Herma Bauma, Ellen Müller-Preiß und Hedy Pillwein

Bürgermeister Körner überreichte heute an die drei erfolgreichen österreichischen Sportlerinnen Herma Bauma, Ellen Müller-Preiß und Hedy Pillwein das Sportehrenzeichen der Stadt Wien.

Herma Bauma trat mit 16 Jahren bereits in einer österreichischen Auswahlmannschaft bei internationalen Wettkämpfen an. 1936 wird sie bei der Olympiade in Berlin, trotz einer Armverletzung, vierte, im gleichen Jahr bei den Weltmeisterschaften in London zweite. 1948 verbesserte sie den Weltrekord im Speerwerfen auf 48,63 m. Die Olympiade in London bringt Bauma die Krönung ihrer sportlichen Laufbahn, indem sie im Speerwerfen der Frauen die Goldene Medaille erringt. Herma Bauma ist aber nicht nur eine ausgezeichnete Leichtathletin, sie hat auch als Handballerin einen guten Ruf.

Übergabe des Sportehrenzeichens durch Bürgermeister Körner an Herma Bauma und Ellen Müller-Preiß.

Ellen Müller-Preiß hat als Meisterin des Floretts Wien in vielen internationalen Begegnungen mit Erfolg vertreten. Mit 17 Jahren wurde sie Meisterin von Österreich und verteidigte mit Erfolg elfmal diesen Titel. 1932 wurde Müller-Preiß Siegerin bei der Olympiade in Los Angeles und gewann damit die Goldmedaille. 1936 wurde sie bei der Olympiade in Berlin und im Jahre 1948 in London dritte. Ihre größten Erfolge errang sie bei den Weltmeisterschaften 1932 in Los Angeles, 1947 in Lissabon, 1949 in Kairo und in diesem Jahr in Monaco.

Hedy Pillwein wurde seit Beginn ihrer sportlichen Laufbahn in der Folge viermal bei den Wiener Kajakmeisterschaften Siegerin. 1948 war sie Angehörige der siegreichen Mannschaft, die den österreichischen Meistertitel Kajakvierer erringt. 1949 wurde sie bei den österreichischen Meisterschaften zweite und im selben Jahr in Genf im Kajakeiner Weltmeisterin.

17.10.1950: Enthüllung einer Chopin-Gedenktafel

Die Österreichisch-polnische Gesellschaft hat zur Erinnerung an den Wiener Aufenthalt Frederic Chopins eine Gedenktafel gestiftet, die an dem Hause 1, Kohlmarkt 9, angebracht wurde, an der Stelle, wo sich das Haus befand, indem Chopin 1830 wohnte. Die Gedenktafel, die ein Reliefporträt des Meisters ziert, wurde im Beisein des polnischen Geschäftsträgers Benedikt Askanas enthüllt. Sie wurde in die Obhut der Stadt Wien übernommen.

20.10.1950: Ein Naturpark für Favoriten

Auf dem Wiener Berg, im Abschnitt zwischen Tolbuchinstraße und Favoritenstraße, werden derzeit vom Stadtgartenamt die ersten Windschutzpflanzungen vorgenommen. Der Wiener Berg war ein ausgedehntes Waldgebiet, von dem allerdings nichts mehr übriggeblieben ist. Auch die später hier errichteten Weingärten sind schon längst verschwunden. Um die Jahrhundertwende ist dieser südöstliche Stadtrand fast zur Gänze den Ziegeleien anheimgefallen.

Um die Versteppung dieses Gebietes zu verhindern, wurde nun mit den ersten Windschutzpflanzungen begonnen. Im Herbst wurden nun in diesem Gebiet viele hunderte Bäume und Sträucher ausgepflanzt. Vom Südrand der Per Albin-Hansson-Siedlung bis zum Damm der Pottendorfer Bahn sieht man bereits einen jungen Föhrenwald.

20.10.1950: Wieder ein Schritt vorwärts! Kanalbauten jenseits der Donau

Vor wenigen Tagen wurde mit dem zweiten Bauteil des Leopoldauer Sammelkanals im 22. Bezirk in der Kanalstraße begonnen, der beinahe 400.000 Schilling kosten wird. Der Bau eines großen Sammelkanals, der die Abwässer von Stadlau, Hirschstetten, Kagran und Leopoldau ableiten soll, beschäftigt seit vielen Jahrzehnten die Fachleute. Bereits 1912 war das Projekt fertig: Volle 11 km sollte der Kanal lang werden, in Groß-Jedlersdorf beginnen und rund 700 m unterhalb der Ostbahnbrücke in die Donau münden!

Schritt für Schritt wird nun an diesem großen Bauprojekt weitergebaut; ein großer Teil ist schon fertig, noch heuer wird das zweite Baulos beendet werden können.

21.10.1950: Am 25. Oktober vollendet der Schriftsteller und Regisseur Hofrat Professor Dr. Ernst Lothar, sein 60. Lebensjahr

Dr. Ernst Lothar feiert seinen 60. Geburtstag.

Lothar, dessen eigentlicher Name Lothar Ernst Müller ist, wurde in Brünn geboren und trat nach Beendigung der rechtswissenschaftlichen Studien an der Wiener Universität in den Staatsdienst. Er wirkte zunächst bei Gericht und später als Präsidialchef im Handelsministerium. Nach seiner Pensionierung übernahm er die literarische Redaktion der "Neuen Freien Presse" und war Gastregisseur verschiedener Wiener Theater. Am Burgtheater trat er mit Inszenierungen der Grillparzerdramen "Ein Bruderzwist im Hause Habsburg" und "König Ottokars Glück und Ende" hervor. 1936 wurde er als Nachfolger Max Reinhardts Direktor des Theaters in der Josefstadt und ging 1938 nach Amerika, wo er sich als Schriftsteller und Lehrer betätigte. 1948 kehrte er nach Wien zurück und nahm seine frühere Beschäftigung als freier Schriftsteller und Regisseur wieder auf. Großen Erfolg hatte er u.a. als Autor vielgelesener Romane, z.B. "Der Feldherr", "Macht über alle Menschen", "Heldenplatz" und "Der Engel mit der Posaune". Lothar ist mit der Schauspielerin Adrienne Gessner verheiratet.

21.10.1950: 50 Jahre Sterilisierungsgesellschaft

Vor 50 Jahren wurde in Wien zum ersten Mal sterilisiertes Fleisch auf den Markt gebracht. Die Wiener Sterilisierungsgesellschaft, die damals als erster Betrieb in der Monarchie bedingt taugliche Konfiskate durch Sterilisieren noch genussfähig machte, hatte ihren Betrieb im Meidlinger Schlachthof gegründet.

21.10.1950: Eröffnung des Jugendgästehauses in Pötzleinsdorf

Eröffnung des Jugendgästehauses der Stadt Wien im Schloss Pötzleinsdorf.

Bürgermeister Körner übergab heute, in Anwesenheit von Vbgm. Honay sowie zahlreicher Festgäste, das von der Stadt Wien zu einem Jugendgästehaus umgebaute Schloss Pötzleinsdorf seiner Bestimmung.

Honay verwies in seiner Rede auf die Tatsache, dass die Stadt Wien durch ein ganz eigenartiges Testament in den Besitz des Schlosses kam. Als der letzte Besitzer dieses Anwesen der Gemeinde Wien vermachte, wurde daran die Verpflichtung geknüpft, dass die Räume dieses Schlosses nicht für Wohlfahrts- und Fürsorgezwecke verwendet werden dürfen. Dank Initiative von Bürgermeister Körner wurde nun doch ein Weg gefunden, dieses Haus für Kulturzwecke zu verwenden, indem hier ein Heim für die wandernde Jugend entstanden ist.

23.10.1950: Gumpoldskirchens Wahrzeichen wieder aufgebaut - Bürgermeister Körner eröffnet das instandgesetzte Amtshaus

Ganz Gumpoldskirchen feierte heute mit, als Bürgermeister Körner das Tor des im Jahre 1945 niedergebrannten und von der Stadt Wien wiederaufgebauten Rathauses aufsperrte und das Haus wieder seiner Bestimmung übergeben konnte.

Das Haus wurde vor 400 Jahren erbaut, wurde im Türkenkrieg 1683 vernichtet und fiel vor 5 Jahren neuerdings den Flammen zum Opfer.

25.10.1950: Eine Gedenktafel für den Gründer des Internationalen Roten Kreuzes

Dunant-Gedenktafel am Gebäude Am Hof 2.

Dunant-Relief

Am Gebäude der Länderbank, Am Hof 2, wurde eine Gedenktafel für Jean Henri Dunant, dem Begründer des Internationalen Roten Kreuzes, enthüllt. Die Länderbank hat die Kosten für die Herstellung dieser Tafel übernommen.

26.10.1950: Gedenktafel für Gottfried Keller - In Wien verbrachte der Dichter seine glücklichsten Tage

Gedenktafel für Gottfried Keller anlässlich seines 60. Todesjahres.

Anlässlich des 60. Todesjahres Gottfried Kellers veranstaltete der Wiener Verkehrsverein und die österreichisch-schweizerische Gesellschaft vor dem Hause 8, Josefstädter Straße 17, eine Feier, bei der eine Gedenktafel für den Schweizer Dichter enthüllt wurde. Bürgermeister Körner nahm die Enthüllung vor und nahm die Gedenktafel in die Obhut der Stadt Wien.

Die Gedenktafel in der Josefstädter Straße 17 soll daran erinnern, dass Gottfried Keller im Jahre 1874 hier gewohnt hat. Er weilte damals als Gast des Wiener Rechtsgelehrten Adolf Exner in Wien. Keller selbst bezeichnete die Zeit, die er in Wien verbrachte, als die glücklichsten Tage seines Lebens. Er bewohnte damals das Gartenzimmer des Biedermeierhauses, das heute einem Arzt gehört. Hier schrieb der Dichter seine Novelle "Das verlorene Lachen". Keller nannte Wien einmal, "die Stadt der Freude, die Stadt der Töne, das morgenfrohe, stolze Wien".

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).