Historischer Rückblick aus dem Jahr 1951

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Februar 1951

Februar

1.2.1951: Eine Million für die Instandsetzung von Amtshäusern

Der zuständige Gemeinderatsausschuss genehmigte eine Million Schilling für die Fortsetzung der Instandsetzungsarbeiten an Amtshäusern. Davon entfallen 800.000 Schilling auf das kriegszerstörte Amtshaus 21, Am Spitz und 200.000 Schilling für das Amtshaus in der Grundsteingasse.

5.2.1951: 90. Geburtstag von Ferdinand Hochstetter

Heute vollendet der ehemalige Vorstand der II. Anatomischen Lehrkanzel der Wiener Universität, Hofrat Prof. Dr. Ferdinand Hochstetter, der zur Weltgeltung der Wiener medizinischen Schule in hervorragender Weise beigetragen und Generationen von Ärzten Grundlagen ihres Wissens vermittelt hat, sein 90. Lebensjahr.

Prof. Dr. Ferdinand Hochstetter feiert seinen 90. Geburtstag.

In Schlesien geboren, studierte er an der Wiener Universität und habilitierte sich als Privatdozent für Anatomie. 1896 bis 1908 wirkte er in Innsbruck, von wo er nach Wien berufen wurde. Im Studienjahr 1910/11 war er Dekan der medizinischen Fakultät, 1932 erfolgte seine Emeritierung. Hochstetter, der Mitglied der Österreichischen und Bayrischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle und der Königlichen physiologischen Gesellschaft in Lund ist, verfasste selbständige Werke wie "Zur Entwicklungsgeschichte des Gehirns", "Über vergleichende Anatomie", "Entwicklungsgeschichte des Blutgefäßsystems" und zahlreiche Abhandlungen in Fachzeitschriften.

6.2.1951: Südafrikanische Studenten im Rathaus

Empfang für südafrikanische Studenten im Wiener Rathaus.

Bürgermeister Körner empfing heute in Anwesenheit der beiden Vizebürgermeister Honay und Weinberger eine größere Reisegesellschaft südafrikanischer Studenten und Studentinnen. Die jungen Gäste aus verschiedenen südafrikanischen Universitäten wurden im Rahmen des österreichisch-englischen Studentenaustausches zu einer Studienfahrt durch Österreich eingeladen.

8.2.1951: Erfolgreiche Modeschülerinnen beim Bürgermeister

Erfolgreiche Schülerinnen der Modeschule Hetzendorf bei Bürgermeister Körner.

Drei junge Mädchen, Schülerinnen der Schneiderklasse der Modeschule der Stadt Wien in Hetzendorf, wurden heute in Anwesenheit von Stadtrat Mandl von Bürgermeister Dr. Körner in seinem Arbeitszimmer empfangen. Anlass zu dieser Einladung bot der Erfolg der drei Modeschülerinnen, den sie vor kurzem bei einem Internationalen Wettbewerb der Pariser Haute Couture-Häuser Jacques Heim errungen haben.

Die Modeschülerin Irmtraud Keckstein erhielt den ersten Preis für den Entwurf eines Strandensembles. Ihre beiden Kolleginnen Erika Niederle und Beatrix Mikula plazierten sich unter den 3.000 Bewerberinnen an 9. und 18. Stelle.

Bürgermeister Körner überreichte an jede Schülerin eine Studienbeihilfe.

9.2.1951: Keine Baracken auf dem Cobenzl

Im November 1939 hat die Deutsche Wehrmacht auf dem Cobenzl dreizehn Holzbaracken errichtet. In den sehr primitiv gebauten Objekten wurden Angehörige der Luftwaffe untergebracht, die auch das Schloss Cobenzl besetzten.

Nach Kriegsende wurden in den Baracken und im Schloss selbst volksdeutsche Flüchtlinge eingewiesen. Der Höchststand betrug 1.172 Personen, davon waren 301 Kinder im Alter bis vierzehn Jahre. Die Baracken waren für eine so große Zahl von Bewohnern nicht geeignet. Insbesondere die sanitären Einrichtungen waren ungenügend. Im Februar des Vorjahres wurde mit der Abtragung der Baracken, nachdem die notwendigen Ersatzobjekte im großen Flüchtlingslager in Simmering und Hietzig fertiggestellt worden waren, begonnen. Nunmehr sind alle Baracken entfernt und nur das Schloss ist noch von 219 Flüchtlingen bewohnt. Auch diese werden in Kürze nach Simmering übersiedeln.

10.2.1951: Eröffnung der Ausstellung "Theater in Wien" - Ein interessanter Blick hinter die Kulissen

Stadtrat Mandl eröffnete heute, im Beisein prominenter Wiener Schauspieler in der Secession, die Ausstellung "Theater in Wien, ein Querschnitt 1945 bis 1950". Die Ausstellung will zeigen, dass trotz aller Krisen das Theater in Wien lebendig war und lebendig geblieben ist.

12.2.1951: Gedenktafel für ehemaligen Wiener Stadtrat

Anlässlich des 100. Geburtstages des ehemaligen Stadtrates Heinrich Braun fand vor seinem Geburtshaus eine Gedenktafel-Enthüllung statt. Bezirksvorsteher-Stellvertreter Zahalka würdigte die Verdienste des Stadtrates, besonders bei der Erbauung der städtischen Gas- und Elektrizitätswerke. Auf dem Gebiet der Ausgestaltung der Friedhöfe hatte Stadtrat Braun gleichfalls besonderen Anteil.

13.2.1951: Erweiterung der Kindererholungsstätte "Am Girzenberg"

Um möglichst vielen Kindern einen regelmäßigen Aufenthalt in der Natur zu ermöglichen, hat der Wiener Stadtsenat heute die Erweiterung der städtischen Kindererholungsstätte 13, Am Girzenberg, beschlossen. Die Kosten werden voraussichtlich 330.000 Schilling betragen.

14.2.1951: Konstituierung des neuen Fachbeirates

Die Funktionsperiode des im Dezember 1947 berufenen Fachbeirates für Planungswesen ist Ende dieses Jahres abgelaufen. Nunmehr wurde vom Bürgermeister ein neuer Fachbeirat mit gleichfalls dreijähriger Funktionsdauer bestellt. Die Konstituierung fand heute im Wiener Rathaus statt.

Der neue Fachbeirat setzt sich folgendermaßen zusammen:

Dipl.-Ing. Emil Dietrich, Prof. Dipl.-Ing. Theiss, Prof. Boltenstern, Prof. Engelhart, Baurat h.c. Magyar, Prof. Dr. Schönbauer, Baudirektor Ing. Rainer und Techn. Rat Hartel. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Theiß, zum Stellvertreter Dipl.-Ing. Dietrich gewählt.

15.2.1951: Großer Erfolg der Schuttaktion - Kampf gegen Staub und Rattenplage

Die von der Gemeinde Wien organisierte Schuttaktion kann schon auf ein erfreuliches Ergebnis hinweisen. Vom Beginn der Aktion im Dezember 1950 bis Mitte Februar 1951 wurden von 240 Baustellen, auf denen ungefähr 150.000 m3 Schutt lagerten, bisher rund 84.000 m3m3 abgeführt. Durchschnittlich waren bei dieser Arbeit 230 Arbeiter beschäftigt. Die Aktion, die auch von großer hygienischer Bedeutung ist, da die Staub- und Ungezieferplage geringer wird und zahlreiche Nistplätze und Schlupfwinkel für Ratten beseitigt werden, wird fortgesetzt

15.2.1951: Mehr Schonung für die Straßentafeln

Wie die Magistratsabteilung 46, technische Verkehrsangelegenheiten, der auch die Anbringung der Wiener Straßentafeln obliegt, mitteilt, können neue Straßentafeln derzeit nur im allernotwendigsten Ausmaß hergestellt werden. Daher sind die vorhandenen Tafeln besonders zu schonen.

16.2.1951: Das Jahre der neuen Schulen - 23 Millionen Schilling für Schulen und Kindergärten

Durch die zahlreichen Kriegsschäden an Wiener Schulen ist in den Jahren nach 1945 ein empfindlicher Mangel an Schulklassen eingetreten. Obwohl die Gemeinde Wien in laufenden Reparaturen und Wiederinstandsetzungsarbeiten die 445 Wiener Schulen so rasch wie möglich wiederherstellte, konnte die Raumnot an den Schulen nicht behoben werden. Dazu kam noch, dass durch die zahlreichen Wohnungsbauten der Gemeindeverwaltung eine Umgruppierung der Bevölkerung und damit ein neuer Bedarf an Schulen entstand. So wurden bis 1950 die Schulen in der Per Albin-Hansson-Siedlung, in Siebenhirten, am Wolfersberg und in der Stadtrandsiedlung Leopoldau neu errichtet und größtenteils fertiggestellt. Je eine große Schule in Stadlau und eine in der Schäffergasse (4. Bezirk) sind derzeit noch im Bau. In fast allen Bezirken wurden jetzt mit Wiederinstandsetzungen von Schulen begonnen. Im 21. Bezirk auf der Jedleseer Straße wird eine neue Schule errichtet. In der Per Albin-Hansson-Siedlung ist die Siedlungsdichte bereits so groß geworden, dass in kürzester Zeit eine zweite Schule gebaut werden muss. Die Vorbereitungen dafür haben bereits begonnen. Auch die Kindergärten in den Bezirken und Randgemeinden, sowie die Kindererholungsstätte Am Girzenberg werden wiederaufgebaut bzw. vergrößert. Insgesamt wurden dafür jetzt weitere 10,618.000 Schilling genehmigt.

16.2.1951: Amtseinführung des neuen Direktors der Wiener Gaswerke

Im Wiener Gaswerk fand heute die Amtseinführung des neuen Direktors, Dr. Ing. Wilhelm Horak, statt. Die Ernennung von Dr. Horak wurde durch den Stadtsenat einstimmig bestätigt.

19.2.1951: Neue Löschgeräte für alle Hauptfeuerwachen - Brandbekämpfung mit Nebel

Brände in geschlossenen Räumen, in Wohnungen, Werkstätten und Geschäften werden von nun an mittels einer neuen Spritzvorrichtung gelöscht. Sämtliche Hauptwachen der Feuerwehr der Stadt Wien wurden dieser Tage mit nebelerzeugenden Geräten, einer ausgezeichneten Spritzvorrichtung, wie sie seit längerer Zeit von den Feuerwehren in den Vereinigten Staaten verwendet werden, ausgerüstet. Die neuen Nebelrohre der Wiener Feuerwehr wurden in der Schweiz hergestellt. Mit der am Schlauchende befestigten Vorrichtung wird unter Druck von fünf Atmosphären Wasser in dichten Nebel verwandelt. Diese neue Löschmethode, die sich nun auch bei den in Wien gemachten Versuchen sehr bewährt hat, beschleunigt nicht nur die Löschaktion, sondern vermindert auch die meist unvermeidlichen Sachschäden durch Wasserstrahlen.

20.2.1951: Rettung eines Altwiener-Hauses

Das Haus 1, Kurrentgasse 12, stammt schon aus dem 18. Jahrhundert. Es wurde noch zur Zeit gebaut, als in dem damaligen Kurrentgassl die Einheber des Weinzehent wohnten. Es besitzt ein schon ein wenig brüchig gewordenes Barockportal mit stark beschädigten Figuren und steht unter Denkmalschutz. Während der Kriegsereignisse hat auch dieses uralte Haus schwer gelitten. Zu den Alterserscheinungen traten noch Bombensplitter und das durch das beschädigte Dach eintretende Wasser droht nun die Zerstörung dieses Altwiener-Hauses zu vervollständigen. Für das Haus, das gänzlich umgebaut werden muss, ist im Rahmen des Wiederaufbaugesetzes um ein Fondsdarlehen angesucht worden. Als die Baufirmen, die die Kostenvoranschläge für dieses Ansuchen bearbeiteten, ihre Aufnahmen in dem Hause machten, fanden sie in einigen Wohnungen noch offene Feuerstellen vor. Es gab Dachwohnungen, die keinerlei Fenster brauchten, da durch die zahlreichen Löcher in der Dachhaut Licht genug in die Räume kam. Da für die Sicherheit der Hausparteien Gefahr bestand, hat nun der Gemeinderatsausschuss für Bauangelegenheiten beschlossen, die von der Baupolizei angeordneten Sicherungsarbeiten sofort durchführen zu lassen. Er bewilligte für diese Arbeiten einen Kredit von 260.000 Schilling.

22.2.1951: Hans Panos - Vorsitzender der Gewerkschaft der Wiener Gemeindebediensteten

Oberamtsrat Hans Panos wurde von der Delegiertenkonferenz der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten der Landesgruppe Wien als Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Stonner zum ersten Vorsitzenden gewählt. Er führt vorläufig auch weiterhin die Geschäfte des Präsidenten des Verbandes der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Österreichs.

22.2.1951: Das Sportehrenzeichen der Stadt Wien für Helmut Seibt

Helmut Seibt wurde geehrt.

Bürgermeister Körner hat dem Europameister im Eiskunstlaufen 1951, Helmut Seibt, das Sportehrenzeichen der Stadt Wien verliehen.

23.2.1951: 783.000 Schilling für die Armen Wiens

Die alljährlich durchgeführte Haussammlung in den Wiener Häusern für unverschuldet in Not geratene Personen, die von den nahezu viertausend Fürsorgeräten durchgeführt wurde, erbrachte 783.000 Schilling.

24.2.1951: Fortsetzung der Instandsetzungsarbeiten an der Salvatorkapelle

Kriegsschäden an der Salvatorkapelle werden behoben.

Die Salvatorkapelle, die zu den ältesten sakralen Bauten Wiens zählt, wurde von der Wiener Bürgerfamilie von Neuburg um 1300 erbaut. 1361 wurde sie vergrößert und neuerlich geweiht. Sie hat im Volksmund den Namen "Maria Ottenhain". Im Jahre 1515 ordnete der damalige Papst Leo der X. an, dass die Kapelle nach dem hölzernen Salvatorstandbild, das 1459 auf dem Hochaltar angebracht war, benannt werden soll. Durch verschiedene Umbauten des alten Rathauses wurde die Kirche im 17. Jahrhundert gänzlich von diesem umschlossen. Die Kirche, die ein weit über die Grenzen Österreichs bekanntes Eingangsportal in deutscher Renaissance hat, wird von den Fremden viel besucht. Wenig bekannt ist, dass der Wiener Stadtrat um 1578 mit der Prägung sogenannter Salvatormünzen begann. Die Münzen zeigten das Bild des Salvators und das Stadtwappen von Wien. Die Sitte dieser Münzausgabe hielt sich bis 1783. Von dieser Zeit an wurden die Münzen Salvatormedaillen benannt und an besonders verdienstvolle Bürger verliehen. Im Jahre 1871 wurde die Kapelle an die Altkatholiken übergeben. Während der Kriegsereignisse erlitt auch diese kunstgeschichtlich wichtige Kapelle schwere Schäden. Die Gemeinde Wien als Besitzerin lässt nun diese Schäden systematisch beheben. Es wurde nun ein Betrag von 70.000 Schilling freigegeben und dadurch ermöglicht, dass die Wiederinstandsetzungsarbeiten fertiggestellt werden können.

27.2.1951: 50jähriges Bühnenjubiläum von Mitzi Günther

Am 28. Februar begeht der gefeierte Star der zweiten Glanzzeit der Wiener Operette Mitzi Günther-Pawlowski, ihr Goldenes Bühnenjubiläum.

Am 21. März 1879 in Reichenberg geboren, wandte sie sich schon frühzeitig der Bühnenlaufbahn zu und wurde zunächst nach Hermannstadt engagiert. 1901 debütierte sie im Carl Theater in Wien in der "Geisha" und wurde in der Folgezeit eine glänzende Darstellerin aller großen Lehar-, Kalman-, Fall- und Oscar Strauß-Partien. Auch ihre Auslandserfolge trugen viel zum internationalen Ruhm der Wiener Operette bei. 1938 übersiedelte sie am Raimundtheater, dem sie 10 Jahre angehörte, in das ältere Fach und bewies auch hier ihr großes Können. Gegenwärtig wirkt Mitzi Günther in "Gasparone" an der Staatsoper.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).