Historischer Rückblick aus dem Jahr 1951

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1951

Juli

3.7.1951: Eröffnung der Tagung für soziale Sicherheit

Im Rathaus wurde die Tagung "Internationale Vereinigung für soziale Sicherheit" durch Bundespräsident Dr. Körner eröffnet. An der Tagung nahmen zahlreiche Delegierte aus aller Welt teil.

3.7.1951: Ein Ständchen für den Bürgermeister

Zweiunddreißig Buben und Mädchen einer Abschlussklasse aus Tamsweg brachten heute dem Wiener Bürgermeister im Rathaus ein Ständchen.

4.7.1951: Favoritner Bezirksausstellung

In der Bezirksvorstehung Favoriten beginnt die Ausstellung "Landschaftsbilder aus Favoriten" von Paul Passini und Bühnenbilder und Figurinen von Dr. Wolfram Skalicki.

4.7.1951: Olympischer Wettbewerb für Kunstwerke

Das Österreichische Olympische Comitee hat die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs Zentralverband (BVZ) mit der Durchführung von Wettbewerben für Bildhauerei, Malerei und Grafik beauftragt, die die Beschaffung von Kunstwerken, die sich mit Problemen des Sportes befassen, zum Ziele haben.

4.7.1951: Wiener Kinder fahren nach Italien

Der erste Transport erholungsbedürftiger Wiener Kinder ist heute zu einem 28tägigen Aufenthalt nach Sori bei Genua abgereist. Damit haben die Verhandlungen des Wiener Jugendamtes, die mit Unterstützung des Kärntner Landesjugendamtes und der "Associazione Italiana Protezione Infanzia" geführt wurden, einen erfolgreichen Abschluss gefunden. Es handelt sich um eine Austauschaktion, die darin besteht, dass italienische Kinder in Kärntner Heime aufgenommen werden, während erholungsbedürftige Wiener Kinder in den Heimen Sori bei Genua und in Rimini Aufnahme finden.

7.7.1951: Eröffnung der Gartenanlage Wagramer Straße

Auf der Fläche, auf welcher sich nunmehr die öffentliche Gartenanlage Wagramer Straße befindet, bestand früher ein Teil des Kaiserwassers, das im Laufe der Kriegs- und Nachkriegszeit mit Schuttmaterial aller Art zugeschüttet wurde. Diese Schüttungsflächen stellten für die umliegenden Stadtteile eine große Staubplage dar, so dass die Schaffung einer Grünfläche zur dringenden Notwendigkeit wurde.

Die Gartenanlage bildet einen Grünstreifen entlang der Wagramer Straße. Der neue Erholungsstreifen hat ein Ausmaß von 25.000 Quadratmeter. Die Herstellung dieser öffentlichen Gartenanlage hat 800.000 Schilling gekostet.

7.7.1951: Die besten Plakate im Juni - Das beste Plakat des Vierteljahres

Das Wertungskollegium der Wiener Plakatwertungsaktion hat die Plakate "Semperit-Fahrradreifen" vom Atelier Koszler (Entwurf Josef Drewatolitsch), "Wien" von Hans Fabigan und "...schön braun durch Nivea" von Walter Hofmann als die besten des Monates Juni ausgewählt.

Das "Semperit-Fahrradreifen"-Plakat vom Atelier Koszler wurde für den Preis der Gewista für das beste Plakat des Vierteljahres bestimmt.

7.7.1951: Förderungspreise der Stadt Wien

Alljährlich werden die Preise der Stadt Wien für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Kunst, Wissenschaft und Volksbildung verliehen. Daneben will jedoch die Stadt Wien die Förderung der jungen Künstler nicht vernachlässigen. Auf Initiative von Stadtrat Mandl werden daher zum ersten Mal die Förderungspreise für Literatur, Musik, bildende Kunst und Wissenschaft verliehen. Sieben junge Künstler und Wissenschaftler erhalten Förderungspreise von je 2.000 Schilling.

Die Preisträger sind:

  • Paul Kont (Komponist)
  • Vera Ferra (Schriftstellerin)
  • Walter Eckert (Graphiker)
  • Dozent Otto König jun. (Naturwissenschaftler)
  • Dr. Gertrud Pleskot (Naturwissenschaftlerin)
  • Dr. Maja Löhr (Historikerin)
  • Dr. Andreas Liess (Musikwissenschaftler)

7.7.1951 Unterstützung von Komponisten durch die Stadt Wien

Die Herstellung von Notenmaterial, das Kopieren von Partituren, das Ausschreiben von Stimmen und dergleichen ist stets mit sehr hohen Kosten verbunden. Das bedeutet eine große Belastung für die Komponisten unserer Zeit. Die Internationale Gesellschaft für neue Musik hat eine Aktion durchgeführt, bei der Kompositionen nach einem verbilligten Verfahren vervielfältigt werden können. Die Stadt Wien übernimmt einen Großteil der anfallenden Kosten. Zunächst wurden Kammermusikwerke ausgewählt und zwar von S.C. Eckhardt-Gramatte, Joseph Garai, Michael Gielen, Paul Kont, Manfred Nedbal, Felix Petyrek, Robert Schollum und Raimund Weissensteiner. Jeder Komponist erhält unentgeltlich 100 Exemplare seines Werkes, die zum Teil auch ins Ausland versendet werden. Die Aktion soll dazu beitragen, das Schaffen der Komponisten auch außerhalb der Grenzen bekanntzumachen.

9.7.1951: Bürgermeister Jonas - Obmann des Städtebundes

Der Große Ausschuss des Österreichischen Städtebundes hat heute über Antrag von Vizebürgermeister Aust, Graz, den Wiener Bürgermeister Franz Jonas einstimmig zum Obmann des Österreichischen Städtebundes gewählt.

9.7.1951: Wolkenbruch über Wien

In den frühen Nachmittagsstunden ging über Wien ein schwerer Wolkenbruch nieder, der besonders im 18., 19. und 9. Bezirk schwere Schäden anrichtete. So konnten Kanäle im 18. Bezirk die plötzlichen Wassermassen nicht fassen und überschwemmten die Straßen. Dadurch kam es zu einer Entgleisung der E 2-Linie. Die Währinger Straße, Gentzgasse und Alserbachstraße glichen Flüssen. Auch im 9. Bezirk kam es zur Entgleisung der Linie 5 aufgrund von Straßenüberschwemmungen. Die Feuerwehr hatte Großeinsatz.

11.7.1951: Neue Attraktion im Stadionbad: Ein kaltes "Dampfbad"

Das Stadionbad, das nach seiner Verwüstung durch die Kriegshandlungen nun wieder zu den schönsten und modernsten Wiener Bädern zählt, ist zu einer beliebten Stätte der Erholung aber auch ein vorbildliches Sportbad für internationale Wettkämpfe geworden. Auch in dieser Saison hat das Stadionbad verschiedene Neuerungen durchgeführt; so wurden u.a. eine Filter-Enteisungs- und Vorwärmanlage gebaut, die Tribünen wurden mit sämtlichen Erfordernissen für Großveranstaltungen ausgestaltet, das Restaurantgebäude wurde fertiggestellt und die gärtnerische Ausgestaltung vollendet. Außerdem wurden auch verschiedene Zubauten zu den Sonnenbädern errichtet.

Nun wird eine weitere attraktive Neuerung den Besuchern viel Vergnügen bereiten. Architekt Schöll hat eine Anlage entworfen, die den heißgeplagten Badegästen Abkühlung bringt, ohne ins Wasser gehen zu müssen: sozusagen ein kaltes Dampfbad. Die Anlage besteht aus einer seichten Betonwanne, die 22,5 Meter lang und drei Meter breit ist. Aus einem sinnvoll angeordneten Röhrensystem wird durch eine Pumpanlage aus fünf Röhrenkörben durch Düsen unter hohem Druck feinster Wasserstaub versprüht. Vier Kombinations-Massageduschen für die besonders Sportlichen ergänzen die Anlage. Wer nun an Tagen mit Großbetrieb nicht gern in die überfüllten Bassins steigen will, braucht nur durch diesen Wassergarten zu gehen und wird von allen Seiten mit dem kalten Wasserdampf besprüht.

12.7.1951: Zur Fleischversorgung Wiens

Das Marktamt teilt mit:

Der dieswöchige Rindermarkt weist gegenüber den Vorwochen eine bessere Beschickung auf, so dass der Nachfrage voll entsprochen werden kann. Der Schweinehauptmarkt war wohl unbefriedigend beliefert, doch soll sich auch diese Situation in den nächsten Tagen verbessern.

13.7.1951: Gleichenfeier am Donaukanal

Auf der großen Baustelle am Donaukanal, zwischen der Schüttelstraße und Böcklinstraße, wo sich einst die Schöller'sche Dampfmühle befand, fand heute die Gleichenfeier eines großen Wohnhausbaues der Stadt Wien statt. Auf der rund 5.000 m2 großen Fläche, die jedoch nur zur Hälfte verbaut wird, werden 252 Wohnungen nach den Plänen der Arbeitsgemeinschaft Arch.Ing. Oskar Payer und Dipl.-Arch.Karl Hauschka errichtet.

16.7.1951: Die Stadt Wien zum Tode Arnold Schönbergs

Bürgermeister Jonas hat anlässlich des Ablebens von Arnold Schönberg an die Gattin des Komponisten nach Los Angeles ein Beileidstelegramm gerichtet. "Zum Tode Ihres Gatten spricht die Stadt Wien Ihnen tiefes Beileid aus. Mit Professor Arnold Schönberg verliert die Welt einen großen Meister der Tonkunst. Wien wird dem Toten stets ein ehrendes Gedenken bewahren."

16.7.1951: Brand im Neugebäude

Im Neugebäude (nächst dem Krematorium) brach ein Brand aus. In diesem alten Objekt, das bei Ankunft der ersten Löschwagen in Flammen stand, hatte die Firma Ernst Pfeiffer ihr Zelluloidlager. Die Löschaktionen gingen unter ständigen Explosionen der brennenden Zelluloidabfälle vor sich, so dass die Löschmannschaften ihre Aktion unter ständiger Lebensgefahr durchführten. Nach einer Serie von starken Detonationen barsten schwer beschlagene Feuerschutztüren, und schließlich stürzte auch ober dem Lager ein massives Ziegelgewölbe ein. 50 Meter hohe Stichflammen entwickelten eine enorme Hitze, der eine große Anzahl von Bäumen und 90 Quadratmeter eines Maisfeldes zum Opfer fielen. Die Flammen hatten rasch ein weiteres Lager ergriffen, in dem sich Barrels mit 80 Kilogramm Salzsäure befanden. Durch den Brand wurde ein großer Teil des Dachstuhles vernichtet.

17.7.1951: Stadtrat Thaller besichtigte das Gänsehäufel

Heute besichtigte der Amtsführende Stadtrat für das Bauwesen, Thaller, das städtische Strandbad Gänsehäufel. Die starken Gewitter der letzten Tage haben einigen Schaden angerichtet.

17.7.1951: Wiener Rathaus wird Prager Außenministerium - Die Mort Briskin Production filmt auf dem Rathausplatz

Die Mort Briskin Production dreht auf dem Wiener Rathausplatz Aufnahmen für den amerikanischen Spielfilm "No time for flowers" ("Keine Zeit für Blumen"). In den Hauptrollen: Paul Hubschmid und Vivec Lindors. Die beiden Hauptdarsteller werden auf dem Rathausplatz nicht zu sehen sein. Hier werden nur Szenen gedreht, bei denen der Bau des Rathauses das "Prager Außenministerium" aus dem Jahre 1912 vortäuschen soll.

19.7.1951: Vier neue Messe-Ausstellungshallen. Große Vorbereitungen für die 30. Jubiläumsmesse

Auf dem neuen Messegelände, das sich auf den ehemaligen Grundstücken der Lagerhaus A.G. befindet, werden gegenwärtig von der Wiener Messe A.G. umfangreiche Bauten durchgeführt. Das Gelände war noch zur Zeit der Frühjahrsmesse ein riesiger Trümmerhaufen. Auf 5.000 Quadratmeter Baugrund stehen nun vier Ausstellungshallen vor der Fertigstellung. Drei von diesen riesigen Hallen sind für die Landwirtschaft bestimmt. Es gibt hier Stallungen mit automatischen Tränk- und Klimaanlagen. Auch eine neue Ausstellungshalle für die Erfinder wurde errichtet. Die sehenswürdigste dieser Neuerungen ist die 25.000 Quadratmeter große Bodenfläche, auf der im September bei der 30. Jubliäumsmesse eine internationale Gartenausstellung veranstaltet wird. Die Gärtner haben bis jetzt schon rund 120.000 Pflanzen ausgesetzt.

21.7.1951: Direktor Pemmer 65 Jahre alt

Der namhafte Heimatforscher, Direktor Hans Pemmer, feiert seinen 65. Geburtstag.

21.7.1951: Bürgermeister Jonas am Start der Österreich-Rundfahrt

Bürgermeister Jonas gab heute auf dem Rathausplatz das Startzeichen zur dritten Österreich-Rundfahrt.

Von der Stadt Wien wurden wieder Ehrenpreise für die drei Besten der größten österreichischen Radrennveranstaltung gestiftet.

26.7.1951: Londoner Magistratsbeamte bei Bürgermeister Jonas

Mit einer größeren englischen Reisegesellschaft kam heute auch eine Gruppe von Beamten des Londoner Magistrats zu einem Urlaubsaufenthalt nach Wien. Die Gäste benützten hiezu ein von einem Wiener Reiseunternehmen gemietetes Flugzeug, das im heurigen Sommer 15 solche Österreich-Flüge mit Touristen aus verschieden englischen Städten durchführen wird. Die Londoner Gäste wurden von Bürgermeister Jonas im Rathaus empfangen.

30.7.1951: Ein Geschenk schwedischer Zeitungsleser - Der Schöpfer der Per Albin Hansson-Büste in Wien

Die große Stockholmer Zeitung "Morgon Tidningen" wandte sich vor kurzem an die schwedische Öffentlichkeit mit dem Aufruf, durch eine symbolische Gabe die Verbundenheit Schwedens mit der Kulturstadt Wien zum Ausdruck zu bringen. Es wurde angeregt, ein Denkmal für die Wiener Per Albin Hansson-Siedlung zu schaffen. Dieser Vorschlag fand großen Anklang, so dass die erforderlichen Geldmittel - etwa 11.000 Schwedenkronen (55.000 Schilling) - in kürzester Zeit beisammen waren.

Der mit der Gestaltung des Denkmals betraute schwedische Bildhauer Emil Näsvall ist in Wien eingetroffen und wird das Denkmal in Favoriten aufstellen.