Historischer Rückblick aus dem Jahr 1951

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Oktober 1951

Oktober

1.10.1951: Mariahilfer Straße wurde dem Verkehr übergeben

Die Mariahilfer Straße, die in der Rekordzeit von sechseinhalb Monaten vom Ring bis zur Gürtelkreuzung mit einem Kostenaufwand von 22,559.000 Schilling umgebaut wurde, wurde heute von Bürgermeister Jonas und Stadtrat Thaller dem Verkehr übergeben.

1.10.1951: Ein neues Ambulatorium im Sanatorium "Hera"

Im Sanatorium "Hera" wurde ein neues Ambulatorium für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen eröffnet. Für operative Eingriffe stehen nun auch die modernst eingerichteten Operationssäle zur Verfügung.

Zugleich hat die Krankenfürsorgeanstalt als erste Krankenkasse in Österreich eine Spezialabteilung geschaffen, in der an Kindern von Gemeindebediensteten Kieferregulierungen vorgenommen werden.

2.10.1951: Englische Gäste im Rathaus

Eine größere Reisegesellschaft englischer Hotelbesitzer aus dem bekannten Seebad Margate, die zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Wien eingetroffen ist, wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen.

Die Gäste, durchwegs Angehörige der Labour Party, interessierten sich lebhaft für die Behebung der Kriegsschäden in Wien.

4.10.1951: Adressenänderungen von Kriegsgefangenen bekanntgeben!

Viele Wiener, die noch immer in Kriegsgefangenschaft leben müssen, sind ohne Angehörige oder haben Verwandte, die in dürftigen Verhältnissen leben, so dass sie nicht in der Lage sind, Liebesgabenpakete zu senden. Diese Kriegsgefangenen werden, wie die Wiener Kriegsgefangenenkommission mitteilt, außer den regelmäßig abgesandten Paketen nunmehr zusätzlich Pakete erhalten. Verschiedene Firmen haben bereits für diesen Zweck Geldmittel zur Verfügung gestellt.

6.10.1951: Zwei neue städtische Wohnhausbauten

Bürgermeister Jonas eröffnete heute zwei neue städtische Wohnhausbauten. Die Wohnhausanlage im 5. Bezirk, Blechturmgasse 23-27, wurde nach Plänen des bekannten Architekten und Begründers der Wiener Werkstätte, Professor Josef Hofmann gemeinsam mit Architekt Josef Kalbac errichtet. Die Pläne für die Siedlungsanlage in Stadlau stammen von Prof. Dr. Ing. Michael Engelhart und Dr. Ing. Fritz Judtmann.

6.10.1951: Jeder Feuerwehrmann ein Soldat des Friedens - Bürgermeister Jonas eröffnet die wiederaufgebaute Feuerwache Favoriten

Über die wiederaufgebaute Feuerwache Favoriten, die heute von Bürgermeister Jonas eröffnet wurde, berichtete StR. Thaller . Er schilderte die Schwierigkeiten beim Bau der Feuerwache. Während der Arbeiten durfte die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr nicht behindert werden. Außerdem ergaben sich bei der Fundierung Verzögerungen, weil 80 Kubikmeter einer alten Betonfundamentplatte zum Teil durch Sprengungen entfernt werden mußten. Der Bau wurde am 7. Juli 1949 begonnen. Die Gesamtkosten betrugen vier Millionen Schilling. In dem Neubau sind im Straßentrakt acht Garagen, im Hoftrakt ein Übungsturm, ein Schlauchtrockenturm, Turnsaal, Schulzimmer, Speisesaal, Küche, Waschräume und Bad und sonstige betriebsnotwendige Räume untergebracht. Das ganze Haus besitzt eine elektrische Alarmeinrichtung.

8.10.1951: 70. Geburtstag von Hans Kelsen

Am 11. Oktober vollendet einer der bedeutendsten Staatsrechtslehrer der Gegenwart und Schöpfer der österreichischen Bundesverfassung 1920, Prof. Dr. Hans Kelsen, dessen Theorie der reinen Rechtslehre als Wiener Schule der Staatswissenschaft weltbekannt geworden ist, sein 70. Lebensjahr.

Ein gebürtiger Prager, fand er nach Absolvierung seiner Studien in Wien, Berlin und Heidelberg im Gerichtsdienst, im Handelsmuseum und an der Exportakademie Verwendung. 1911 habilitierte er sich an der Wiener Universität, an der er von 1919 bis 1929 als ordentlicher Professor wirkte. Seiner Tätigkeit am Verfassungsgerichtshof entstammt die weitverbreitete Lehre vom indirekten Kompetenzkonflikt, die wie die Bundesverfassung das Ergebnis seiner rechtstheoretischen Auffassung ist. In der Folge lehrte Kelsen in Köln, Genf, Prag und an der Cambridge University in den Vereinigten Staaten. Seit 1942 ist er Professor für Völkerrecht und Rechtsphilosophie an der University of California in Berkeley. Das Lebenswerk Kelsens, der Herausgeber der "Zeitschrift für öffentliches Recht", der "Wiener staats- und rechtswissenschaftlichen Studien" sowie der "Revue internationale de la theorie de droit" war und korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist, wurde in alle Weltsprachen aufgenommen.

Die wichtigsten Werke auf dem Gebiet der Rechtslehre sind "Hauptprobleme der Staatsrechtslehre", "Allgemeine Staatslehre" und "General Theorie of Law and State".

9.10.1951: Eine Schule und ein neuer Kindergarten für das Fasanviertel. Feierliche Eröffnung durch Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas eröffnete heute in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Stadtregierung die wiederaufgebaute städtische Volks- und Hauptschule und einen neuen städtischen Kindergarten im Fasanviertel im 3. Bezirk.

Das Fasanviertel, einer der am schwersten zerstörten Stadtteile, hat nun eine Schule, in der 1.621 Kinder Platz finden. In einem Trakt dieser Schule wurde der Kindergarten errichtet, der zwei Kindergartengruppen und eine Hortgruppe mit zusammen mehr als 100 Kindern umfaßt.

Der eine Teil der Schule ist 50, der andere weit mehr als 50 Jahre alt. Bei einem Bombenangriff wurde die Front der Schule in der Hegergasse in einer Breite von 12 Fenster vom Dachboden bis zum Parterre, zum Teil sogar bis in den Keller, aufgerissen und völlig zerstört. Im September 1949 wurde mit dem Wiederaufbau des Gebäudekomplexes begonnen. Alle zerstörten Gebäudeteile wurden wiederhergestellt.

Die Baukosten betrugen insgesamt 3,5 Millionen Schilling.

10.10.1951: Der neue Rektor beim Bürgermeister

Der neue Rektor der Wiener Universität, Prof. Dr. Verdross-Drossberg, stattete heute Bürgermeister Jonas einen Besuch ab.

13.10.1951: Zwei neue Schulen am Stadtrand

In Breitenlee und in Stammersdorf wurden heute zwei, von der Stadt Wien errichtete, neue Schulpavillons durch Bürgermeister Jonas eröffnet.

16.10.1951: 80. Geburtstag des Begründers des österreichischen Faltbootsportes

Vor wenigen Wochen starb Emil Duschanek, der Nestor des Wildwassersportes. Er wäre nun 80 Jahre geworden.

Emil Duschanek wurde am 17. Oktober 1871 geboren. Er brachte das erste Faltboot nach Wien; seinem Wirken ist es zu danken, dass dieser Sport in unserem Land heimisch wurde. Emil Duschanek's Bootshaus bei Korneuburg war jahrzehntelang das Ziel unzähliger Fachbesuche aus dem In- und Ausland.

19.10.1951: Wien - Treffpunkt der Jugend. 7.000 Jugendliche wohnten im Jugendgästehaus der Stadt Wien

Vor einem Jahr wurde das auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Dr. h.c. Körner umgebaute Pötzleinsdorfer Schlößchen als Jugendgästehaus der Stadt Wien seiner Bestimmung übergeben. Im ersten Jahre seines Bestandes konnte es rund 7.000 Besucher aus allen Bundesländern sowie aus dem Ausland verzeichnen.

19.10.1951: Der Liesingbach zu einem Drittel reguliert. Baulos "Inzersdorf II" fertiggestellt

Eine weitere regulierte Strecke des Liesingbaches, das Baulos "Inzersdorf II", wurde heute im Rahmen einer Festveranstaltung übergeben.

Das Baulos "Inzersdorf II" beginnt bachabwärts der Laxenburger Brücke und endet kurz vor der Einmündung des Altmannsdorfer Grabens in den Liesingbach im Draschepark. Die neue Bauachse folgt im wesentlichen dem alten Baulauf.

24.10.1951: Ausbau der Wiener Wasserwerke - Ein neues Hebewerk auf dem Hungerberg

Die städtischen Wasserwerke haben dieser Tage ein interessantes Bauprojekt vollendet und seiner Bestimmung übergeben. Es ist dies das neue Hebewerk des Behälters auf dem Hungerberg in Döbling, der einer der größten der 21 Behälter Wiens ist.

Die technische Ausgestaltung des neuen Maschinenhauses ermöglicht eine weitere Verbesserung der Wasserversorgung im ausgedehnten Gebiet des Wiener Waldes. Gegenüber den rund 10.000 Kubikmetern pro Tag, die das alte Hebewerk in das Rohrnetz leitete, haben die drei neuen Motoren eine Tageskapazität von 40.000 Kubikmeter. Darüber hinaus erreicht die Leistung des neuen Hebewerkes 130 m, also ungefähr die Höhe des Stephansturmes. Die im Wasserbehälter auf dem Hungerberg installierten Turbinen verarbeiten die überschüssige Wasserkraft zu Strom.

24.10.1951: Das neue Heim der hygienisch-bakteriologischen Untersuchungsanstalt

Die hygienisch-bakteriologische Untersuchungsanstalt, die vor allem nach Kriegsende im Jahre 1945 wesentlich dazu beigetragen hat, dass Wien von Seuchen und Epidemien nicht so betroffen wurde wie andere vom Krieg mitgenommene Städte, war lange Zeit in völlig unzulänglichen Räumen im Karolinen-Kinderspital untergebracht. Die Stadt Wien hat sich daher entschlossen, diesem Zustand ein Ende zu bereiten und das 1908 gegründete Institut in ein geeigneteres Objekt zu übersiedeln. Man adaptierte die ehemalige Frauenabteilung der Allgemeinen Poliklinik in der Feldgasse. Die Bauarbeiten wurden im Mai 1950 begonnen und im September 1951 fertiggestellt. Die Gesamtkosten betrugen 822.000 Schilling. Im Erdgeschoß des Institutes ist ein Tbc-Laboratorium untergebracht, das mit Apparaten und Einrichtungsgegenständen ausgestattet werden soll, die durch die UNICEF bereitgestellt werden. Im 1. Stock befinden sich die Untersuchungsräume für Wasser- und biologische Untersuchungen, im 2. Stock ist die bakteriologische Abteilung untergebracht.

In der Anstalt werden u.a. folgende Untersuchungen durchgeführt: Untersuchungen zur Eindämmung von Infektionskrankheiten, Untersuchungen des Trinkwassers, Prüfungen der Desinfektionsmittel und Sterilisationsverfahren, experimentelle Untersuchungen auf dem Gebiet der Schulbau- und Wohnungshygiene, Untersuchungen industrieller und gewerbehygienischer Gefahrenquellen.

26.10.1951: Die Flüchtlingsheime der Stadt Wien

Die Gemeinde Wien verwaltet acht Flüchtlingslager, die von 889 Männern, 1.125 Frauen und 596 Kindern bewohnt sind. Im größten Lager in Simmering wurde kürzlich auch ein eigener Kindergarten eingerichtet. Außerdem hat die Gemeinde im Schloß Wittgenstein in Neuwaldegg und im Meidlinger Notspital eigene Rekonvaleszentenheime geschaffen, in denen zur Zeit 63 männliche und 153 weibliche erholungsbedürftige Flüchtlinge gepflegt werden.

27.10.1951: Großwildjäger Zwilling gibt Autogramme

Der bekannte Großwildjäger Ernst Alexander Zwilling, der Verfasser des Buches "Vom Urhahn zum Gorilla", der vor kurzem von einer langen Forschungsreise durch Nord- und Zentralafrika zurückgekommen ist, gibt in der Buchhandlung Herzog Autogramme.

27.10.1951: 145 Kindergärten in Wien - Eröffnung der Kindergärten im Rosenpark und in der Josef Baumann-Gasse

Heute wurde ein neuer und ein wiederaufgebauter städtischer Kindergarten durch Bürgermeister Jonas eröffnet. Damit stehen in Wien insgesamt 145 Kindergärten zur Verfügung, während es unmittelbar nach Kriegsende nur 35 verwendbare Kindergärten gab.

Die Pläne für den Kindergarten im Rosenpark (bei der Reichsbrücke) stammen von Arch. Prof. Dr. Niedermoser. Mit dem Bau wurde am 20. Juli 1950 begonnen. Er kostete 1,6 Millionen Schilling.

Der Kindergarten in der Josef Baumann-Gasse wurde im Krieg bis auf die Fundamente zerstört. Mit dem Wiederaufbau wurde im August 1950 nach den Plänen des Wiener Stadtbauamtes begonnen. Die Gesamtkosten betrugen 590.000 Schilling.

31.10.1951: Russen geben Wohnungen frei

Der russische Militärkommandant Generalmajor Borejko hat Bürgermeister Jonas verständigt, dass aufgrund der Verfügung des Sowjetischen Hochkommissars in Österreich im 4. und 10. Bezirk insgesamt neun Wohnungen freigegeben werden.