Historischer Rückblick aus dem Jahr 1952

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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August 1952

August

1.8.1952: Die Polesine dankt der Wiener Bevölkerung

Nach der Überschwemmungskatastrophe in der Polesine weilten 465 italienische Kinder auf einige Wochen zur Erholung in Wien. Sie sind inzwischen in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Guido Pregnolato, der Bürgermeister von Contarina, Provinz Rivogo, Polesine, hat sich bei Bürgermeister Franz Jonas in einem herzlichen Schreiben für diese großartige Hilfsaktion bedankt.

1.8.1952: Bisher 30.000 Menschen in neuen Gemeindewohnungen untergebracht - Zweite Gleichenfeier auf dem Heu- und Strohmarkt

In der großen, auf dem Heu- und Strohmarkt beim Margaretengürtel, entstehenden Wohnhausanlage fand vor zwei Wochen die Gleichenfeier für den ersten Bauteil mit 187 Wohnungen statt. Die Dachgleichenfeier für einen weiteren Bauteil mit 148 Wohnungen und 4 Ateliers konnte heute begangen werden. Die Arbeiten wurden bereits Ende Jänner in Angriff genommen, um die Bauarbeiter auch über den Winter beschäftigen zu können. Es handelt sich um 8 Stiegenhäuser mit einem Kellergeschoß, sechs Wohngeschoßen und einem Dachgeschoß. Im Keller sind sechs maschinell eingerichtete Waschküchen mit anschließendem Trockenraum vorgesehen. Die Wohnungen enthalten komplett installierte Brausebäder mit Durchlauferhitzer und Ausläufen für Kalt- und Warmwasser beim Waschbecken und bei der Doppelabwasch. Der Entwurf dieser Anlage stammt von Architekt Schmelzenbarth.

Der Amtsführende Stadtrat für Bauwesen, Leopold Thaller, teilte bei der Gleichenfeier mit, dass die Wiener Gemeindeverwaltung schon in den nächsten Tagen mit dem Bau der 20.000sten Normalwohnung beginnt. Bis zum 31. Juli hat die Stadt Wien insgesamt 23.267 Wohnungen zu bauen begonnen. Davon gehören 19.689 Wohnungen zum normalen Bauprogramm, während 3.578 Wohnungen zusätzlich im sogenannten Schnellbauprogramm oder in Form des Ausbaues von Mansardenwohnungen errichtet wurden. Von diesen Wohnungen sind bereits 13.138 ihren Mietern übergeben worden. Durch den sozialen Wohnhausbau der Gemeinde Wien haben seit Beginn der Bautätigkeit nach dem Krieg somit mehr als 30.000 Menschen wieder eine Wohnung erhalten.

2.8.1952: Eine neue Brücke über die Liesing

Mitte Mai vergangenen Jahres verursachten außerordentlich starke Regenfälle am Oberlauf des Liesingbaches zahlreiche Uferbrüche. Entwurzelte Bäume und anderes Treibgut haben den Mittelpfeiler und ein Widerlager der im Zuge der Rodauner Hauptstraße liegenden Brücke unterspült und zum Einsturz gebracht.

Die Wiener Stadtverwaltung hat unmittelbar nach dem Einsturz den Wiederaufbau der Brücke beschlossen, die eine wichtige Verbindung zwischen Rodaun und Kalksburg sowie einen Durchgangsverkehr zur Stadtmitte, bzw. nach Perchtoldsdorf und Mödling darstellt.

Mit dem Neubau der Brücke und der Regulierung wurde anfangs Oktober 1951 begonnen. Es traten jedoch Schwierigkeiten bei der provisorischen Neuverlegung der Triestingtal- und Brauereiwasserleitung, bzw. der Hochspannungs- und Telefonkabel auf, so dass mit dem vollen Baueinsatz erst Ende November begonnen werden konnte. In den folgenden Wintermonaten haben Hochwässer abermals größere Schäden an den bereits ausgeführten Bauteilen verursacht. Die Brücke, die eine erhöhte Tragfähigkeit von 14 und 25 Tonnen hat, kann nun dem Verkehr übergeben werden. Die neue Stahlbetonbrücke hat eine Lichtweite von 14,60 m, eine Fahrbahnbreite von 7,5 m und zwei Gehwege von je 1,5 m Breite. Die Brücke trägt außerdem eine Kühlwasserleitung der Brauerei Liesing, eine Gasrohrleitung, eine Starkstrom- und eine Telefonkabelleitung. Die neue Brücke wurde gegenüber der alten Lage flussabwärts verschoben und dadurch eine bessere Linienführung der Straße erreicht. Die Arbeiten an den Sohlstufen, die vor und nach der Brücke angebracht wurden, sollen voraussichtlich Ende September beendet sein. Die Baukosten von rund 500.000 Schilling werden zur Gänze von der Gemeinde Wien getragen, wogegen die Kosten der anschließenden Sohlstufen zu 60 Prozent von der Gemeinde Wien und zu 40 Prozent vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft aufgebracht werden sollen. Die Gesamtbaukosten betragen rund 1,600.000 Schilling.

Die Entwurfsarbeiten für die Brücke und den wasserbaulichen Teil wurden von der Magistratsabteilung für Brückenbau im Zusammenwirken mit Dipl.-Ing. Laubenberger und Dipl.-Ing. Gerlich durchgeführt. Die wasserbaulichen Modellversuche erfolgten an der Technischen Hochschule unter der Leitung Prof. Grziwienskys. Auf dieser Baustelle wurden 1.910 m3 Beton, 2.500 m3 Schotter, 355 t Zement und 17 t Stahl verbaut.

Die Brücke wurde durch Bürgermeister Franz Jonas, in Anwesenheit der StRe. Afritsch, Thaller und Resch, sowie zahlreicher Ehrengäste dem Verkehr übergeben.

Der Amtsführende StR. für Bauangelegenheiten, Thaller, gab einen Rückblick über die Bautätigkeit der Stadt Wien auf dem Gebiete des Brücken- und Wasserbaues nach 1945. Durch Luftangriffe und noch mehr durch Sprengungen beim Kampf um Wien wurden von 1.022 Brücken und Stege der Stadt 136 in Mitleidenschaft gezogen; 97 waren total zerstört und 39 schwer beschädigt. Hiervon sind 89 Objekte endgültig und 36 provisorisch wiederhergestellt. Der Wiederaufbau der Marienbrücke, der Radetzkybrücke und der Schmelzbrücke ist im Gange. Außer den kriegsbeschädigten Brücken wurden aber auch weitere 72, durch Zeitschäden baufällig gewordene Brücken und Stege, umgebaut oder erneuert. Auch wurden 3 durch das Hochwasser im Mai 1951 zerstörte Brücke wiederhergestellt und einige stark beschädigte wiederinstandgesetzt.

Wasserbauten: Zahllose Bombenschäden an den Gerinnen wurden behoben und die durch den Krieg bedingte, starke Vernachlässigung der Erhaltung der Gerinne weitgehend nachgeholt. Umfangreiche Regulierungen wurden vorgenommen; so an dem außerordentlich verwilderten Liesingbach. Von der in Aussicht genommenen gesamten Regulierungslänge von 24 Kilometer zwischen Schwechat und Breitenfurth sind seit 1947 etwa 10 Kilometer mit einem Kostenaufwand von rund 32 Millionen Schilling fertiggestellt worden. Die Baulose Kledering, Schwarze Haide und Sohlstufe Rodaun stehen vor der Fertigstellung; noch in diesem Herbst wird ein neues Baulos in Unter Laa und die Regulierung der Liesing oberhalb dem Laaber Spitz in Angriff genommen werden.

Nachdem Bürgermeister Jonas das Band durchschnitten hatten, wurden die Festgäste auf der Rodauner Seite durch Ortsvorsteher Weikhart begrüßt. Nach altem Rodauner Brauch wurde über die Brücke ein Esel mit aufgesetzem Hirschgeweih geführt. Es soll einmal vorgekommen sein, dass in Rodaun nach einem Hochwasser ein Esel mit einem Hirschgeweih ans Ufer angeschwemmt wurde. Darum schmückte bei der Brückeneröffnung den vierbeinigen Festgast eine Tafel mit folgender Inschrift: "Der b'schlagene Hirsch kehrt wieder heim nach Rodaun".

4.8.1952: Noch eine neue Brücke über die Liesing

Heute wurde eine weitere Brücke über den Liesingbach, und zwar die im Zuge der Triester Bundesstraße, dem Verkehr übergeben. Auch hier handelt es sich um einen vollkommen neuen Brückenbau, der die alte, nach dem Jahre 1945 nur provisorisch instandgesetzte Brücke, ersetzt. Die neue Brücke in Inzersdorf ist mit ihren 23 Metern die breiteste, die je an einer Bundesstraße errichtet wurde. Sie kann auch mit Raupenschleppern bis zu 60 t befahren werden. Mit dem heutigen Tage wurde ein empfindlicher Engpass in dieser wichtigen Durchzugs- und Ausfallstraße Wiens beseitigt.

5.8.1952: Leuchtfarben mit Mass und Ziel!

Im Wiener Stadtgebiet wird in der letzten Zeit die Leuchtfarbenreklame immer häufiger angewendet. Die Reklametafeln werden oft an den unpassendsten Stellen, ohne Rücksicht auf die Umgebung, angebracht. Der Charakter des Wiener Stadtbildes beruht aber vielfach auf traditionsgebundenen Elementen, zu denen diese, auf krasse Effekte abgestellte Reklame in einen nicht mehr zu gerechtfertigten Gegensatz tritt.

Die zuständigen Stellen des Wiener Magistrats werden daher die Montage von Reklametafeln in Leuchtfarben ohne vorherige Genehmigung in Hinkunft nicht mehr tolerieren.

6.8.1952: Blumen blühen auf dem Asphalt

Heute früh haben städtische Gärtner bei der Schottentor-Kreuzung mit der Aufstellung von Blumenschalen begonnen. Es handelt sich um große, bis jetzt bei uns noch nie gesehene Blumentöpfe im Gewicht von etwa 450 kg, die nach einem Entwurf von Gartenarchitekt Ing. Auer in Beton gegossen wurden. Vorläufig wurden drei solcher Blumenschalen auf der Verkehrsinsel beim Schottentor, drei weitere am Beginn der Währinger Straße aufgestellt.

6.8.1952: Römische Mauerreste in Heiligenstadt

In der Jacobskirche in Heiligenstadt stießen Arbeiter vor kurzem bei Renovierungsarbeiten unter dem Boden der Kirche auf alte Baureste. Durch das Entgegenkommen des Klosterneuburger Stiftes konnten Beamte des Historischen Museums der Stadt Wien und des Bundesdenkmalamtes diese Baureste freilegen. Die Arbeiten befinden sich derzeit noch im Anfangsstadium, doch kann schon gesagt werden, dass zumindest ein Teil der Funde römischer Herkunft ist.

7.8.1952: Alte Freunde Wiens im Rathaus

Bürgermeister Jonas empfing heute in seinem Arbeitszimmer eine Gruppe von Schweizern, die sich seinerzeit um die Wohltätigkeitsaktion "BASEL HILFT LIESING" unvergessliche Verdienste erworben haben. Die Schweizer Gäste kamen in Begleitung des Bezirksvorstehers des 25. Bezirkes, Radfux, und wurden vom Bürgermeister herzlich begrüßt. Mit ihnen kam auch die kleine Susie, eine gebürtige Atzgersdorferin, die in Basel bei ihren Adoptiveltern lebt.

7.8.1952: "Paradeiser-Überbrückungshilfe"

In letzter Zeit sind die Preise für Paradeiser wieder gestiegen. Die Ursache dafür ist, ähnlich wie vor einiger Zeit bei den Gurken, darin zu suchen, dass die Paradeiser-Importe zu Ende gehen, während mit der Belieferung des Marktes mit einheimischen Paradeisern in genügender Menge erst in etwa 14 Tagen zu rechnen ist. Diese Lücke hat wieder einige Händler zum Bieten höherer Preise veranlasst. Dem Marktamt der Stadt Wien gelang es, eine "Paradeiser-Überbrückungshilfe" bei den zuständigen Ministerien mit Unterstützung der Erzeuger zu erreichen. Der Import von 300.000 kg Paradeisern für den Wiener Markt wurde bewilligt, so dass schon in den nächsten Tagen mit einem ausreichenden Angebot von billiger Ware zu rechnen ist.

8.8.1952: Eislaufen, Tennisspielen und Kahnfahren vergnügungs-steuerpflichtig!

In letzter Zeit wurden in verschiedenen Blättern einige Male Erkenntnisse des Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshofes veröffentlicht, nach denen Eislaufen und Tennisspiel nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Wie jedoch vom Referat "Vergnügungssteuer" des Wiener Magistrats zu erfahren ist, beziehen sich diese Erkenntnisse bloß auf Veranstaltungen bis 31. Oktober 1948. Mit dem Inkrafttreten der Vergnügungssteuernovelle 1948 am 1. November 1948 ist die Vergnügungssteuerpflicht des Eislaufens, Tennisspiels und Kahnfahrens eindeutig gesetzlich geklärt worden. Seit dieser Zeit ist daher Eislaufen, Tennisspielen und Kahnfahren vergnügungssteuerpflichtig.

9.8.1952: Wiens fünfundzwanzigstes Kinderfreibad - Feierliche Eröffnung im Hyblerpark

Im Hyblerpark (Simmering) wurde durch Bürgermeister Jonas, in Anwesenheit der StR. Bauer, Koci, Mandl und Resch sowie Bezirksvorsteher Haas, ein weiteres städtisches Kinderfreibad eröffnet.

Stadtrat Koci erinnerte daran, dass auch das im Jahre 1927 im Hyblerpark eröffnete städtische Kinderfreibad den Kriegsereignissen zum Opfer fiel. Das neue Kinderfreibad wurde nun schöner und größer als das alte Bad aufgebaut. In dem Bad können nun gleichzeitig 500 Kinder baden. Das Planschbecken hat eine Länge von 23 m, eine Breite von 16 m und eine Tiefe von 60 bis 80 cm. Den kleinen Badegästen stehen auch 6 Brausen zur Verfügung. Die Errichtung dieses Kinderfreibades, das zugleich das 25. städtische Kinderfreibad ist, hat die Gemeinde Wien 380.000 Schilling gekostet.

Die 25 städtischen Kinderfreibäder haben einen Fassungsraum für 10.900 Kinder. Im Vorjahre hatten 617.000 Kinder die Bäder besucht.

11.8.1952: 2.500 Menschen im Arkadenhof

War es der Name Strauß oder der schöne Sommerabend oder hat es sich herumgesprochen, dass man nirgends so billig ein Konzert besuchen kann, jedenfalls war der Arkadenhof des Wiener Rathauses beim fünften Serenadenkonzert restlos ausverkauft. Insgesamt wurden 2.500 Besucher gezählt, bei einem vorgesehenen Fassungsraum der Konzerte von 1.800 Personen. Die Rathausverwaltung musste zusätzlich Sessel aufstellen, aber auch das genügte nicht. So saßen viele, die unbedingt den Urenkel Johann Strauß' dirigieren sehen wollten, an den Rändern des großen Hofes und lauschten der Musik. Der Wiener Konzertverein, unter seinem Dirigenten Eduard Strauss musste zahlreiche Zugaben geben.

12.8.1952: Vorsorge für den Winter: Genug Kohle in Wien

Während der Hausbrandsektor - zu dem nicht nur 840.000 Wiener Haushalte, davon 140.000 ohne Gas, sondern auch Spitäler, Anstalten und die gewerbliche Wirtschaft zählen - in den vergangenen Jahren nicht immer zufriedenstellend versorgt werden konnte, kann heute festgestellt werden, dass die Versorgung mit Kohle und Koks fast normal ist.

Im Winter 1946/47 standen der Wiener Bevölkerung für den Hausbrand nur 477.900 Tonnen Kohle und Koks zur Verfügung, während es 841.700 Tonnen im Winter 1949/50 waren. In den vergangenen beiden Wirtschaftsjahren konnte allerdings diese Höchstmenge nicht mehr erzielt werden, weil die Lieferungen aus dem Ausland zurückgingen. Für den kommenden Winter wurde bereits vorgesorgt. Da nunmehr qualitativ hochwertige Inlandkohle in steigendem Maß auf den Markt kommt, hat die Stadtverwaltung für ihre Versorgung sich vor allem mit den einheimischen Sorten eingedeckt. Stadtrat Bauer forderte daher die Bevölkerung auf, so viel wie möglich noch rechtzeitig in den Sommermonaten und den frühen Herbstmonaten Braunkohle und Koks einzulagern.

13.8.1952: Opernring in vierzehn Tagen fertig - Noch heuer Umbau des Schubertringes - Straßenarbeiten in den Randgemeinden

Der Straßenumbau des Opernringes wird in Kürze fertiggestellt sein. In ungefähr zwei Wochen wird der Verkehr wieder ungehindert über die Ringstraße gehen können. Auch die neue Straßendecke in der Schottengasse wird noch rechtzeitig vor Beginn der Wiener Herbstmesse fertiggestellt sein. Auch die Arbeit am Gaudenzdorfer Gürtel geht ihrer Vollendung entgegen. Gleichzeitig wird auch, die Wagramer Straße zwischen der Brücke der Roten Armee und der Kagraner Brücke umgebaut sowie die Alser Straße und die Gumpendorfer Straße, um nur einige der zahlreichen Straßenumbauten und Reparaturen zu nennen.

Neben diesen umfangreichen Straßenumbauten und Reparaturen im alten Wiener Stadtgebiet werden aber auch Reparaturen und zahlreiche Wiederherstellungsarbeiten an den Makadamstraßen in den Randgemeinden durchgeführt. Die Wiener Straßenbauabteilung ist derzeit damit beschäftigt, rund 200.000 Quadratmeter Straßen auf eine besondere Art zu behandeln. Diese Straßen erhalten einen relativ dünnen Rauhasphaltüberzug, der nicht nur große Verkehrssicherheit, sondern auch ein angenehmes, stoßfreies Fahren ermöglicht. So hat in den letzten Tagen die holprige Fahrbahn von der Steinhofer Allee durch ganz Liesing solch einen neuen Belag erhalten. Ähnliche Arbeiten werden in nahezu allen Wiener Randbezirken durchgeführt.

13.8.1952: Zweimal "Försterchristl" - Ausstellung im Forum-Kino

Am 22. August findet in Wien im Forum-Kino die Erstaufführung des deutschen Erfolgsfilmes "Die Försterchristl" statt, bei dem die junge Wienerin Hannerl Matz die Titelrolle spielt. Aus diesem Anlass wird gegenwärtig im Foyer des "Forum" eine kleine Ausstellung gezeigt, die von der jungen Wiener Architektin Christiane Siebert eingerichtet wurde. Die Ausstellung stellt das Theaterstück bei seiner Uraufführung im Jahre 1907 der Verfilmung im Jahre 1952 gegenüber. Aus München, wo die Dreharbeiten vor sich gingen, wurden die Kostüme der Titelheldin nach Wien geschickt, ferner verschiedene Uniformen, das Drehbuch, Tagesdispositionen, während der Arbeit entstandene Schnappschüsse und eine Reihe von Dekorationsentwürfen. Für die andere Seite steuerte Robert Valberg, der als Partner Hansi Nieses, der ersten "Försterchristl" auf der Bühne des Theater in der Josefstadt, den Kaiser Josef verkörperte, Photos von der Uraufführung bei. Ferner sind zum Gedächtnis an Hansi Niese einige interessante Briefe aus der Wiener Stadtbibliothek zu sehen.

Die Ausstellung wird drei Wochen im Forum-Kino gezeigt und übersiedelt dann in das Kaufhaus Herzmansky, das eine große Filmausstellung vorbereitet.

14.8.1952: Die letzten 46 Meter - Der Alsbachkanal wird noch heuer fertiggestellt

Noch vor Einbruch des Winters soll das letzte Baulos des Alsbachkanals fertiggestellt sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hofft die Magistratsabteilung für Kanalisation den 46 m langen Bauabschnitt Markthalle - Fuchsthallergasse für den Verkehr freigeben zu können. Die Benützer der Straßenbahnlinie 5 werden sich freuen; mit der unliebsamen Unterbrechung dieser Strecke wird es endgültig vorbei sein.

Der Alsbach wurde bekanntlich nach der großen Überschwemmung im Jahre 1830 und der darauffolgenden Choleraepidemie auf Anordnung der damaligen Regierung eingedeckt. Das Gewölbe, das sich über den Kanal spannte, war sehr flach und etwa 8 m breit. Diese große Spannweite und das außerordentlich schlechte Baumaterial, das beim Bau verwendet wurde, zeigten später ihre Nachteile. So musste im Jahre 1939 ein Verkehrsverbot für Fuhrwerke von mehr als 10 t für die Alserbachstraße erlassen werden. Die Straßenbahn konnte nur mit leichtesten Wagen fahren. Dazu kam noch, dass die Überdeckung des alten Gewölbes nur etwa 1 m betragen hat, wodurch die von den Verkehrsmitteln erzeugten Stöße fast unmittelbar auf die Ziegelgewölbe einwirkten. Sollte es also nicht zu einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder gar zu einem Unglück von unabsehbarem Ausmaß kommen, so musste der Alsbachkanal eine neue Eindeckung erhalten.

Mit dem ersten Baulos bei der Einmündung in den Donaukanal wurde im Herbst 1947 begonnen. In jedem Herbst wurde dann eine weitere Strecke des 851 m langen Bauprojektes in Angriff genommen. Anstatt der alten, acht Meter breiten Wasserrinne wurden nun zwei Profile mit je 4 m Spannweite und 2,2 m Höhe errichtet. Da während der Bauzeit der Alsbachkanal natürlich nicht umgeleitet oder abgesperrt werden konnte, erwies sich das Doppelprofil besonders vorteilhaft. Es ermöglichte, das Wasser immer nur über eine Bauhälfte zu leiten.

Bis jetzt konnte jedes der fünf Baulose, unter der Leitung von Senatsrat Ing. Dr. Stadler, planmäßig fertiggestellt werden. Man hofft, dass auch die Durchführung des letzten Bauabschnittes, der rund eine Million Schilling kosten wird, durch kein Elementarereignis verzögert wird. Die Bauleitung wird diesmal besonders schwierige Aufgaben zu bewältigen haben, weil wenige Meter oberhalb der Markthalle der Währinger Bach in den Alsbach einmündet.

Die von der Stadtverwaltung für dieses große Projekt zur Verfügung gestellten Mittel waren enorm; ein Meter des neu eingewölbten Alsbachkanals kostete durchschnittlich etwa 15.000 Schilling.

16.8.1952: Ein neuer Rekord: 495.000 Kubikmeter Wasser an einem Tag - Der stärkste Wasserverbrauch seit bestehen der Hochquellenleitungen - Wiener Wasserversorgung ernstlich gefährdet

Der Aufruf der städtischen Wasserwerke an die Wiener Bevölkerung, mit dem Wasser sparsam umzugehen, hat leider nichts genützt. Bürgermeister Jonas genehmigte daher gestern die bereits angekündigte Kundmachung der Wasserwerke, durch die Maßnahmen zur Einschränkung des Wasserverbrauches getroffen werden. Wasserverschwender können von nun an mit Geldstrafen bis zu 1.000 Schilling oder mit Arrest bis zu einer Woche bestraft werden.

Die Kundmachung verbietet vor allem das Begießen von Rasenflächen, Gehsteigen, Straßen- und Hofflächen, daneben das Bespritzen von Gartenanlagen und Sportplätzen. Das Füllen von Schwimmbecken in öffentlichen Badeanlagen ist nur mit besonderer Bewilligung gestattet. Das Begießen von Gemüseanbauflächen darf nur in sparsamster Weise erfolgen. Selbstverständlich ist im allgemeinen jede Wasserverschwendung, vor allem die Verwendung von Wasser für Kühlzwecke im Haushalt verboten.

Wie notwendig die strenge Einhaltung der vom Wiener Magistrat verfügten Wassersparmaßnahmen ist, geht aus den Verbrauchsziffern der letzten Tage hervor. Wie die Wasserwerke mitteilen, wurden am Mittwoch dieser Woche 470.000 Kubikmeter Wasser verbraucht und am Donnerstag 495.000 Kubikmeter. Dies stellt den absoluten Rekord dar, seitdem es Hochquellenleitungen gibt. Noch niemals wurde an einem Tag mehr Wasser verbraucht als am 14. August dieses Jahres. Die Hochquellenleitungen können derzeit nur 410.000 bis 420.000 Kubikmeter Wasser im Tag nach Wien leiten. Die Behälter sind fast leer, so dass Wien schon in den nächsten Tagen vor einer katastrophalen Situation stehen wird, wenn die Wassersparmaßnahmen nicht eingehalten werden.

19.8.1952: Mit gutem Beispiel voran: Drei Tage Wien um 152 Schilling. Neuigkeiten im Wiener Fremdenverkehr - "Stadtrundfahrten" zu Fuß

Der Wiener Verkehrsverein hat für die Herbstsaison ein überaus günstiges Dreitage-Arrangement für Reisegesellschaften aus dem Ausland und den Bundesländern eingeführt. Bei einer Mindestzahl von 20 Teilnehmern wird den Besuchern Wiens ein äußerst billiger Aufenthalt geboten. In dem Preis von 183 Schilling sind inbegriffen: zwei Übernachtungen, zweimal Frühstück, drei Mittagessen, zwei Abendessen (ein kaltes Nachtmahl beim Heurigen in Grinzing), Autobusfahrten mit Eintritt in das Schloss Schönbrunn, ein Sitzplatz in einem Staatstheater sowie Beistellung eines Fremdenführers. Die Unterbringung erfolgt in einem guten Wiener Hotel. Bei Nächtigung im Esterhazy-Bunkerhotel (Ein- und Zweibett-Zimmer) kostet das Dreitage-Arrangement sogar nur 152 Schilling. Im Arrangement ist der Fahrpreis nach Wien nicht inbegriffen.

Ab 1. September wird der Wiener Verkehrsverein eine weitere begrüßenswerte Neuerung einführen. Für die Besucher unserer Stadt, aber auch für die Wiener selbst, werden Stadtrundgänge durchgeführt, bei denen die Sehenswürdigkeiten des Zentrums gezeigt werden. Die Rundgänge beginnen täglich um 9 Uhr ab Verkehrsverein (Schubertring 6), und dauern etwa drei Stunden. Mit der Durchführung der Stadtrundgänge wurden erfahrene und konzessionierte Fremdenführer betraut. Der Beitrag beträgt 5 Schilling pro Person.

20.8.1952: Neue Musikschule der Stadt Wien

Mit Beginn des neuen Schuljahres haben die Musiklehranstalten der Stadt Wien eine neue Musikschule in 17, Wichtelgasse 67, eingerichtet. In der Schule wird in den Gegenständen Musiktheorie, Klavier, Violine, Harmonika, Gitarre und Zither Unterricht erteilt werden.

22.8.1952: Wiener Bauausschuss auf Touren - 198 Geschäftsstücke in einer Sitzung

Der Gemeinderatsausschuss für Bauangelegenheiten hat in seiner letzten Sitzung den größten Akteneinlauf dieses Jahres bewältigt. Es wurden nicht weniger als 198 Geschäftsstücke behandelt. StR. Thaller berichtete u.a. über den Ankauf vom 2.000 Gasherden, 245.000 kg Anstreichmaterialien, 6.500 Fenstern, 10.400 Türen, 3.500 Niederspülapparaten und 3.000 Waschbecken. Diese Bestellungen und Arbeiten werden an 25 Firmen vergeben.

In dieser Sitzung wurden auch die Baumeisterarbeiten für die städtische Wohnhausanlage in der Gerlgasse und Jauresgasse im 3. Bezirk, in der Neuwaldegger Straße in Hernals und des Gemeinschaftshauses der großen Wohnhausanlage in der Siemensstraße in Floridsdorf genehmigt.

23.8.1952: Ballsport in Wiener Parkanlagen

Durch die Errichtung von fünf Basketballspielfeldern in Wiener Parkanlagen soll dieses Ballspiel auch in Wien zu einem Volkssport werden. Nun wird es Aufgabe der Instruktoren des Basketballverbandes sein, für die Popularisierung und den Nachwuchs unter der Wiener Schuljugend zu sorgen. Schon die ersten Korbstangen in der Venediger Au wurden von den kleinen Parkbesuchern freudig begrüßt. Dieser Tage wurden vier weitere Spielfelder ihrer Bestimmung übergeben, und zwar im Arne-Karlsson-Park in Währing, im Esterhazy-Park, in der Parkanlage auf dem Mortara-Platz in der Brigittenau und auf dem Kinderspielplatz des Stadtparkes.

25.8.1952: In 15 Minuten jedes gewünschte Buch. Die Bestände der Stadtbibliothek übersiedeln in den zweiten Stock des Rathauses

Schon im nächsten Jahr wird die Wiener Stadtbibliothek in der Lage sein, jeden Wunsch nach einem Buch aus ihren Beständen innerhalb von 15 Minuten zu erfüllen, während man jetzt noch oft einen Tag lang benötigte. Die bisher in den Räumen der sogenannten Volkshalle untergebrachten Bücher kommen nach einem Vorschlag von Direktor Dr. Mitringer in den 2. Stock des Rathauses. Hierfür werden sechs Räume adaptiert. Durch einen elektrischen Aufzug gelangen die gewünschten Bücher raschest zur Stadtbibliothek. In den neuen Räumen können die Bestände, die in der Volkshalle nur provisorisch gelagert waren, übersichtlich eingeteilt werden. Zu diesem Zweck baut man modernste zum Teil zwei Stock hohe Stahlregale, deren Gesamtlänge mehr als 5 Kilometer ausmacht. Vier von den insgesamt sechs Räumen sollen noch heuer eingerichtet werden, davon drei mit den modernen Stahlregalen. Die Kosten dafür betragen 500.000 Schilling. Im nächsten Jahr wird die Übersiedlung abgeschlossen sein.

Die wertvollen Bestände der Bibliothek lagerten seit dem Bombenangriff im Jahre 1944, bei dem auch das Rathaus getroffen wurde, bis heute in der Volkshalle. Die neuen Räume bieten nun neben der raschen Zubringemöglichkeit für die Leser auch eine bessere Raumausnützung, maximale Feuersicherheit und gewährleisten vor allem einen besseren Schutz der Bücher. Was nach der Übersiedlung der Bibliotheksbestände mit der Volkshalle geschehen wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Jedenfalls werden die Fenster, die bei dem Bombenangriff zerstört wurden, genauso wie früher mit bunten Scheiben in Bleiverglasung hergestellt. Die Gläser wurden von einer Tiroler Firma geliefert und montiert. Die Volkshalle diente früher als Versammlungsort, das Wirtschaftsmuseum war gleichfalls eine lange Zeit darin untergebracht. Auch bei offiziellen Begräbnissen spielte die weite Halle eine Rolle; unter anderen Persönlichkeiten wurde Bürgermeister Dr. Lueger hier aufgebahrt.

28.8.1952: Im Juli: 1.715 Trauungen

Der Monat Juli war in den letzten Jahren regelmäßig der Monat mit der größten Heiratsfrequenz. Auch auf den Juli des heurigen Jahres mit 1.715 Eheschließungen trifft dies zu. Im Juli des Vorjahres waren es allerdings 1.965 Trauungen.

28.8.1952: Wiederaufbau des Wiener Feuerwehrwesens

Die Objekte der Feuerwehr der Stadt Wien haben durch Kriegseinwirkung besonders stark gelitten. Die Feuerwehrzentrale, sämtliche Hauptfeuerwachen und die Nebenfeuerwachen sind durch Bomben getroffen worden. Die Feuerwehrzentrale Am Hof musste sogar zwei Bombenangriffe und einen Brand über sich ergehen lassen. Die Stadt Wien hat sofort nach Kriegsende mit dem Wiederaufbau der Feuerwachen begonnen und so weit fortgesetzt, dass die Wiener Feuerwehr schon seit Jahren wieder ihre alte Einsatzfähigkeit besitzt.

Alle Nebenfeuerwachen sind bereits wieder in Ordnung. Der erste Bauabschnitt der Zentrale ist ebenfalls vollendet. Besonders stark hatte die Hauptfeuerwache Favoriten gelitten. Dort wurde ein ganz neuer Bau errichtet, der allein vier Millionen Schilling gekostet hat. Favoriten besitzt damit die modernste Feuerwache Österreichs. Diese Anlage wurde bereits im vorigen Jahr dem Betrieb übergeben. Von den sechs Hauptfeuerwachen entsprechen nur zwei, nämlich Döbling und Ottakring-Hernals, noch nicht allen Anforderungen. Ihr weiterer Aufbau ist vorgesehen, wie ja alle beschädigten und zerstörten städtischen Objekte wieder aufgebaut werden.

29.8.1952: Am 3. September werden die Schweine gezählt

Die nächste vierteljährliche Aufnahme des Schweinebestandes in Österreich findet am 3. September statt. Gleichzeitig haben die Viehhalter für die Zeit vom 1. Juni bis 31. August die Zahl der Kälber-Lebendgeburten und der Hausschlachtungen von Stechvieh bekanntzugeben. Bei diesem Anlass wird schließlich auch der Nachanbau von Feldfrüchten auf dem Ackerland durch eine Nacherhebung zur Bodennutzungserhebung 1952 ermittelt.

In Wien werden diese Erhebungen auch diesmal nur in den Bezirken 21 bis 26, in Hadersdorf-Weidlingau und in Purkersdorf (14. Bezirk) durchgeführt.

29.8.1952: Vizebürgermeister Weinberger empfängt japanischen Wissenschaftler

Dr. Masao Oka, Professor für Ethnologie und Soziologie an der Metropolitain University in Tokio, der gegenwärtig in Wien weilt, wurden heute von Vizebürgermeister Weinberger empfangen. Professor Dr. Oka zeigte sich an den Problemen der Wiener Stadtverwaltung sehr interessiert. Er berichtete seinerseits über den Wiederaufbau in Japan und im besonderen in Tokio. Prof. Dr. Oka erklärte, das japanische Volk verfolge die Bemühungen des österreichischen Volkes zur Wiedererlangung seiner Freiheit mit großer Anteilnahme. Zum Abschluss der Unterredung regte der japanische Gast eine intensive Fühlungsnahme zwischen den Stadtverwaltungen von Wien und Tokio an.

30.8.1952: Kindertransport der Städtischen Erholungsfürsorge

Wie das Wiener Jugendhilfswerk mitteilt, kommen die Kinder, die am 5. August von der städtischen Erholungsfürsorge in das Kindererholungsheim "Oberschützen" gebracht wurden, am Montag, dem 1. September, wieder in Wien an.