Historischer Rückblick aus dem Jahr 1952

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Dezember 1952

Dezember

1.12.1952: Zeugnisse für die Straßenbahnfahrgäste

Die Wiener Verkehrsbetriebe haben sich seit dem Jahre 1945, als zum ersten Mal wieder der Betrieb auf einigen wenigen Linien aufgenommen werden konnte, unablässig um die Modernisierung und Erweiterung des Wagenparks und der technischen Einrichtungen bemüht. Heute fahren schon eine Reihe moderner und bequemer Wagen, neue Linien ziehen das Verkehrsnetz immer enger und auch das Fahrpersonal wird ständig darauf geschult, im Fahrgast wirklich den Gast zu sehen.

Andererseits wollen aber die Verkehrsbetriebe auch von den Passagieren ein wenig Entgegenkommen und Rücksichtnahme untereinander. Seit einigen Tagen sind in vielen Straßenbahnwaggons eine Serie von Plakaten zu sehen, die die Fahrgäste eindrucksvoll zu gegenseitiger Höflichkeit und Befolgung der Verkehrsvorschriften auffordern. Die Entwürfe zu den Plakaten sind das Ergebnis eines Preisausschreibens, das die Direktion unter den Bediensteten veranstaltet hatte. Das erste stellt den Fahrgästen ein Zeugnis ihres Verhaltens aus. Die Gegenstände lauten: eigene Sicherheit, Rücksicht auf andere, Hilfsbereitschaft gegenüber Körperbehinderten, Höflichkeit, Sachlichkeit der Kritik, und Schonung des öffentlichen Eigentums. Mit den Noten 1 bis 4 kann somit jeder selbst feststellen, ob er der ideale Straßenbahnpassagier ist.

Ein anderes Plakat zeigt ein junges Mädchen, das demonstrativ wegschaut, statt einer alten Frau Platz zu machen; auch Du, so regt das Plakat an, sollst alten und kranken Menschen unaufgefordert Deinen Sitzplatz überlassen. Das letzte Plakat schließlich warnt vor den Gefahren des leider so beliebten Aufspringens: Hast Du's eilig? Spring nicht auf! Sonst endet so Dein unbedachter Lauf! Das "so" ist natürlich der Rettungswagen, der den Verunglückten ins Spital bringt.

2.12.1952: Regulierung des Mödlingsbaches

Der Bauausschuss hat in seiner letzten Sitzung der Teilregulierung des Mödlingbaches zugestimmt. Die Strecke zwischen der Eisenbahnbrücke, der Pottendorfer Linie und der Straßenbrücke Achau-Laxenburg hat derzeit ein unzureichendes Profil, das die Gefahr von Überschwemmungen für Achau immer wieder akut werden läßt.

Um diese dauernde Gefährdung zu beseitigen, hat sich die Wiener Gemeindeverwaltung nun zu dieser Teilregulierung des Mödlingbaches entschlossen. Mit den Bauarbeiten wurde bereits begonnen.

Gleichzeitig werden auch Teile der Ufermauern des Mödlingbaches in der Hinterbrühl und der "Dürren Liesing" in Kaltenleutgeben hergestellt werden. Weiter hat der Gemeinderatsausschuss die Instandsetzung der Ufermauern des Rotgrabenbaches in Weidling genehmigt.

2.12.1952: Hebammenehrung durch Vizebürgermeister Weinberger

Der Amtsführende Stadtrat für das Gesundheitswesen, Vizebürgermeister Weinberger, überreichte heute einigen Wiener Hebammen anlässlich ihres 40jährigen, bzw. ihres 50jährigen Berufsjubiläums die vom Wiener Gemeinderat beschlossenen Ehrengaben der Stadt Wien. Weinberger stellte bei dieser Gelegenheit fest, dass eine der Geehrten bereits 2.800 Kindern, und noch dazu im gleichen Wiener Bezirk, zum Leben verholfen hat.

Eine andere Hebamme, die ebenfalls immer im gleichen Bezirk tätig war, hat bei der Geburt von 2.200 Kindern Beistand geleistet.

3.12.1952: Schützt die Seelen Eurer Kinder! Kein Kriegsspielzeug zu Weihnachten!

Anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes hat Bürgermeister Franz Jonas an die Wiener Bevölkerung folgenden Appell gerichtet:

Wiener und Wienerinnen!

Wieder naht Weihnachten, das Fest des Friedens für alle, welche guten Willens sind.

Gedenkt des unermesslichen Leides, das der Krieg über die Völker der Erde brachte und seid Euch als Eltern und Erzieher der sittlichen Pflicht bewusst, schon im engsten Kreise der Familie mitzusorgen, dass von unseren Kindern die Wiederholung solcher Menschheitstragödien abgewendet werde.

Legt kein Kriegsspielzeug auf den Gabentisch! Lenkt die unschuldigen und unverdorbenen Gemüter Eurer Kinder nicht auf Dinge hin, die den giftigen Keim des Bösen in sich tragen!

Haltet von Euren Kindern den Ungeist fern, der ihr Denken auf verderbliche Bahnen führt! Fördert nicht Spiele, die anfänglich harmlos erscheinen, in Wirklichkeit aber seelische Verirrungen bewirken und nichts als eine innere Vorbereitung unserer Kinder für die hasserfüllten Ideen der Gewalt und damit für den blutigen Ernst des Krieges sind!

Schützt die Seelen Eurer Kinder! Kauft und schenkt kein Kriegsspielzeug!

Jonas

5.12.1952: Mariahilfer Heimatmuseum

Unter dem Vorsitz von Hofrat Rudolf Holzer hat sich der Verein zur Erhaltung und Förderung des Mariahilfer Heimatmuseums konstituiert und seine Tätigkeit aufgenommen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Erforschung der Geschichte dieses alten Wiener Stadtteiles zu dienen, alle diesem Zwecke dienenden historischen Unterlagen zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bilder, Photos, Ausgrabungsfunde, Chroniken, Dokumente aller Art werden als Geschenke oder Leihgaben gerne entgegengenommen.

5.12.1952: Der "Mann in der Flasche" verboten

Der Wiener Magistrat hat heute das von dem Schausteller Max Kammerhofer gestellte Ansuchen um eine Konzession für die Schaustellung von "Rayo, der Mann in der Glasflasche" abgewiesen.

Die Ablehnung dieser Produktion, für die Vargas Dreherpark in Aussicht genommen war, erfolgte nach einer Besprechung mit den zuständigen Polizei- und Sanitätsbehörden. Die Verschließung eines Menschen in einem engen Glasbehälter bedeutet zweifellos einen qualvollen Zustand, besonders wenn man die damit verbundene Behinderung der Bewegungsfreiheit und Muskeltätigkeit durch geraume Zeit bedenkt, die einseitige Ernährungsweise, ferner den abnormalen Luftraum sowie die Wärmeausstrahlung und damit verbundene Atembeschwerden. Abgesehen davon können jederzeit Schockwirkungen und Aufregungszustände eintreten. Schon der Gedanke, dass alle vitalen menschlichen Bedürfnisse in einem so beschränkten Raum vor sich gehen sollen, verstößt gegen jedes ästhetische Empfinden. Die öffentliche Zurschaustellung kann hier nur Mitleid erregen, wenn nicht gar abstoßend, oder abstumpfend wirken. Eine derartige Schaustellung muss darum als menschenunwürdig und kulturwidrig bezeichnet werden.

Das Echo, das die Ankündigung der Schaustellung des "Mannes in der Flasche" bereits vor der Ablehnung des Konzessionsansuchens in einem Teil der Tagespresse gefunden hat, bestätigt nur die Überlegungen der Behörde, die zum Verbot dieser Veranstaltung geführt haben.

8.12.1952: Weihnachten auf dem Lehenhof

Das Jugendamt der Stadt Wien hat 60 besonders bedürftige Schulkinder in das Heim "Lehenhof" geschickt. Die Kinder werden dort auch die Weihnachtsfeiertage verbringen. Es ist heuer das erste Mal, dass in einem der Ferienheime des Wiener Jugendhilfswerkes Kinder Weihnachten verleben.

9.12.1952: Auch im November: Baubeginn von 1.118 Gemeindewohnungen

Die Gemeinde Wien hat trotz verfrühten Wintereinbruchs im vergangenen Monat mit dem Bau von 1.118 neuen Gemeindewohnungen begonnen. Damit wird von der Stadtverwaltung wieder ein Beitrag zu den Bestrebungen geleistet, die Bauarbeiten gleichmäßig auf das ganze Jahr zu verteilen und die Saisonarbeitslosigkeit auf ein Minimum zu beschränken. Von den im November begonnenen neuen Wohnhausanlagen wird die größte in der Engerthstraße im 2. Bezirk errichtet; sie wird 243 Wohnungen umfassen. Weitere Anlagen werden in der Mollardgasse im 6. Bezirk mit 35 Wohnungen, in der Randhartingergasse im 10. Bezirk mit 37, in der Eisteichstraße und in der Gratian Marx-Gasse im 11. Bezirk mit 144 Wohnungen, in der Stachegasse im 12. Bezirk mit 100 und in der Wilhelmstraße mit 49 Wohnungen gebaut. In der Rosenackergasse im 17. Bezirk werden 128, an der Brucker Bundesstraße in Schwadorf im 23. Bezirk 16, am Laaber Spitz in Breitenfurt im 25. Bezirk 47 und in der Weidlinger Straße in Klosterneuburg im 26. Bezirk 21 Wohnungen errichtet. Weiters wurde Am Schöpfwerk im 12. Bezirk mit dem Bau von 35 Wohnungen als Heimstätten für alte Leute begonnen. Im November wurden außerdem 266 sogenannte Mansardenwohnungen zu bauen begonnen.

Ferner konnten im November 1.075 Wohnungen den Benützern übergeben werden, und zwar in Favoriten 283, in Penzing 50, in der Brigittenau 73 und in Floridsdorf 247 neue Wohnungen. Nach Totalschäden wurden mit der Vorfinanzierung nach dem Wohnhauswiederaufbaugesetz 62 Wohnungen wiederaufgebaut und nach Teilschäden 126 Wohnungen instandgesetzt.

10.12.1952: Dreißigtonnen-Brückenwaage für Albener Hafen

Der Getreideumschlag im Hafen Albern hat in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Im August dieses Jahres ist er auf mehr als 2.000 Waggons angestiegen. Es ist daher eine eigene Straßenbrückenwaage für den Hafen Albern dringend notwendig geworden, da die nächstgelegene Brückenwaage sich in Schwechat, 4 km vom Hafen entfernt, befindet. Stadtrat Thaller referierte im Stadtsenat einen Antrag auf Errichtung einer Dreißigtonnen-Straßenbrückenwaage, die samt Herstellung des Betonfundamentes und des Waaghäuschens etwa 212.000 Schilling kosten wird. Der Wiener Gemeinderat behandelt den Antrag in seiner nächsten Sitzung.

10.12.1952: Leuchtstoffröhren in der Straßenbahn

Bei den Wiener Verkehrsbetrieben wurde ein Dreiwagenzug versuchsweise mit Leuchtstoffröhren-Beleuchtung ausgestattet. Diese Beleuchtungsart soll durch längere Zeit im Betrieb praktisch erprobt werden. Es ist beabsichtigt, sie bei guter Bewährung in neugebauten Wagen allgemein einzuführen.

11.12.1952: Wien hat einen Blumengroßmarkt. Feierliche Eröffnung durch Bürgermeister Jonas

Heute wurde in der Markthalle am Phorusplatz auf der Wieden der neue Blumengroßmarkt durch Bürgermeister Jonas in Anwesenheit der beiden Vizebürgermeister Honay und Weinberger, der Stadträte Afritsch, Bauer, Dkfm. Nathschläger und Sigmund sowie zahlreicher Festgäste eröffnet und seiner Bestimmung übergeben.

Stadtrat Bauer gab einen Rückblick über die Entwicklung der Wiener Blumenmärkte seit der Jahrhundertwende. Im Jahre 1904 wurde der erste Versuch unternommen, in der schon damals von den Gewerbetreibenden wenig benützten Markthalle in der Stadiongasse einen zentralen Verkaufsplatz für Blumen zu schaffen. Aber auch hier konnte der Blumenmarkt nicht richtig in Schwung kommen und die wenigen übriggebliebenen Händler bezogen später den Naschmarkt und die damaligen Gemüsegroßmärkte. Anlässlich der Errichtung des heutigen Naschmarktes sind dann die Blumenhändler in die Linke Wienzeile übersiedelt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sowohl unter den Gärtnern, als auch unter der Händlerschaft immer mehr und mehr der Wunsch nach der Schaffung einer Zentralstelle für den Verkauf von Blumen laut. Es wurden die ehemaligen Blumensäle am Parkring in Aussicht genommen. Die Adaptierungsarbeiten der über vierzig Jahre verwendeten und verödeten Kelleranlage hätten jedoch sehr hohe Kosten verursacht. Die Gärtner traten nun an die Stadt mit der Bitte heran, wenigstens die Blumenhalle, wie sie damals hieß, zu übernehmen, um dort einen öffentlichen Blumenmarkt zu errichten. Der Blumengroßmarkt der Stadt Wien wurde am 8. Dezember 1926 eröffnet. Die Geschäfte auf dem Blumenmarkt wickelten sich glatt und zur Zufriedenheit aller Beteiligten ab, bis der Zweite Weltkrieg ausbrach. Der Rückgang in der Erzeugung von Blumen führte im Jahre 1944 zur Auflösung des Marktes, und die wenigen Händler zogen wieder auf den Naschmarkt. Mit der Errichtung des Blumengroßmarktes auf dem Phorusplatz hat nun die Blumengärtner- und händlerschaft eine neue Unterkunft gefunden.

Bürgermeister Jonas unterstrich in seiner Rede die Liebe der Wiener zu den Blumen, wie sie auch die Aktion "Wien im Blumenschmuck" gezeigt habe. Die Errichtung dieses Blumengroßmarktes verdanken wir nicht zuletzt auch der Einsicht der hier untergebrachten Lebensmittelhändler, die ihre Stände geräumt haben und dafür 13 von der Gemeinde Wien errichtete moderne Marktstände vor der Markthalle bezogen. Auf dem Blumengroßmarkt wurden 82 Verkaufsstände errichtet.

13.12.1952: Olympiade der Kleintierzüchter

Heute wurde durch Stadtrat Afritsch im Simmeringer Hof die Erste Elite-Kleintierausstellung der "Arbeitsgemeinschaft der Kleintierzüchter Österreichs" eröffnet. Unter den Fittichen der Arbeitsgemeinschaft haben sich die drei größten Kleintierzüchterverbände, der Reichsverband Österreichischer Kleintierzüchter, der Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter sowie der Österreichische Siedlerverband zusammengefunden. An der Ausstellung nehmen rund 100 Wiener Vereine der Wiener Kleintierzüchter teil. Die stärkste Gruppe bilden die Kaninchen, nämlich 300 Tiere. Unter den 32 gezeigten Kaninchenrassen sind die Angoras mit 41 Tieren an der Spitze. Es finden sich dort auch belgische Riesen im Gewicht bis zu 7 Kilo. Die Hühner sind mit 112, die Tauben mit 161 Tieren vertreten. Insgesamt werden 98 Geflügelsorten ausgestellt. Eine besondere Attraktion dieser "Olympiade" sind die 24 Pelztiere, unter ihnen Nerze, Silber- und Platinfüchse, Waschbären und Sumpfbiber.

15.12.1952: "Der Krieg ist noch nicht zu Ende". Weihnachtsfeier für die Kinder Wiener Kriegsgefangener

In Hübners Meierei (Stadtpark) fand eine Weihnachtsfeier für 150 Wiener Kinder statt, deren Väter sich noch immer in Kriegsgefangenschaft befinden. Die Feier, bei der die Kinder beschenkt wurden, wurde von der Stadt Wien mit Unterstützung des Bundesministeriums für Inneres, Abteilung Kriegsgefangenenfürsorge, veranstaltet. Mit Geschenken für die Kinder stellte sich auch die Quäkerhilfe ein. Bürgermeister Jonas betonte in seiner Rede, dass der Krieg noch nicht zu Ende ist, solange es Männer gibt, die noch nicht in ihrer Heimat sind.

15.12.1952: Wiener Gemeinderat: Rechnungsabschluss der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 1951, Bilanzen der Städtischen Unternehmungen sowie Bericht des Kontrollamtes

Aus der Debatte:

Mehr als zwei Milliarden Schilling für Kriegsschädenbehebung seit 1945

Der außerordentliche Aufwand schloss mit einer Ausgabensumme von 142 Millionen Schilling, somit um zwei Millionen weniger als veranschlagt. Im einzelnen wurden zur Behebung von Kriegsschäden aufgewendet: 54 Millionen Schilling für Wohnhäuser der Stadt Wien, 18,8 Millionen Schilling für den Wiederaufbau von Schulen, 14,5 Millionen Schilling für Schlachthöfe und den Zentralviehmarkt, 14 Millionen Schilling für Brücken- und Wasserbauten, 10 Millionen Schilling für Spitäler und Heime, 5 Millionen Schilling im Straßenbau und vier Millionen Schilling für Kriegsschäden der öffentlichen Beleuchtung.

Von 1945 bis 1951 wurden für Kriegsschäden nicht weniger als 636,6 Millionen Schilling ausgegeben, wobei nur die wirklich großen Kriegsschäden im außerordentlichen Haushalt zu Buche stehen, während die Stadtverwaltung bestrebt ist, alle kleineren Schäden zusammen mit den Zeitschäden im ordentlichen Haushalt aufzuwenden. Wertet man diese Ausgaben für Kriegsschäden nur mit dem niedrigsten, dem Lohnvalorisierungsfaktor auf, so bedeutet dies, dass bis einschließlich 1951 der Betrag, die die Stadt Wien für die Behebung von Kriegsschäden ausgegeben hat, dem heutigen Geldwerte nach 2,1 Milliarden ausmacht. Zusammen mit den 118 Millionen Schilling, die die Gemeinde Wien 1952 für diesen Zweck aufwendet, ergibt sich ein Betrag von mehr als 2,2 Milliarden Schilling, den die Stadt allein für die Behebung von Kriegsschäden bereitstellen musste.

In der Verwaltungsgruppe Kultur und Volksbildung wurden 1951 zum ersten Mal 600.000 Schilling als Subvention für die Wiener Festwochen und ebenfalls zum ersten Mal 100.000 Schilling für die Renner-Stiftung eingesetzt.

StR. Nathschläger berichtete u.a. über Investitionen bei den Wiener Stadtwerken, für die im Jahre 1951 rund 262 Millionen Schilling aufgewendet wurden. Bei den E-Werken mussten besondere Ausbau- und Erhaltungsarbeiten im Dampfkraftwerk Simmering und Engerthstraße vorgenommen werden, wie die Errichtung und Fertigstellung der Kohlenförder-, Kessel-, Maschinen- und elektrischen Anlagen. Es mussten Straßen zwischen den Werken angelegt und für die Bediensteten Wasch- und Garderoberäume geschaffen werden. Beim Bau des Umspannwerkes West wurde die Dachgleiche erreicht. Im Umspannwerk Nord konnten die Arbeiten an der 30 kV-Schaltanlage beendet werden. Auch für den Ausbau, die Verbesserung und Modernisierung der Umspannwerke Süd, Michelbeuern, Leopoldstadt, Schmelz und Ebenfurth und der Unterwerke Niernbergergasse, Engerthstraße, Floridsdorf, Mariahilf, Kaunitzgasse, Sechshaus, Schmelz, Favoriten und Weißgerber wurde gesorgt. Die E-Werke haben im Berichtsjahr über eine Million Megawattstunden Strom erzeugt.

Im Gaswerk Simmering wurde u.a. der Kessel 5 auf Erdgasheizung umgebaut und mit dem Bau der inzwischen in Betrieb genommenen Methanspaltanlage begonnen. Für Siedlungen und Wohnhausbauten wurden 19.443 m Rohre neu gelegt und eine Druckregleranlage geschaffen. Die Gaswerke haben 168 Millionen Kubikmeter Kohlengas und 138 Millionen Kubikmeter Koksgas hergestellt. 29.000 Kubikmeter Spaltgas beigemischt und 92 Millionen Kubikmeter Erdgas bezogen.

Die Vorarbeiten für das gemeinsame Strom- und Gasinkasso wurden mit Ende 1951 durchgeführt, so dass mit Beginn des heurigen Jahres probeweise im 3. und 16. Bezirk mit dem gemeinsamen Inkasso begonnen werden konnte.

Bei den Straßenbahnen betrug die Gesamtstrecke der Gleiserneuerungen im Jahre 1951 fast 16.000 m Schienen mit 120 Weichen und 90 Kreuzungen. Bei der Stadtbahn konnte der Umbau der Haltestelle Westbahnhof fertiggestellt und in Betrieb genommen werden. Die Wiener Verkehrsbetriebe haben auf der Straßenbahn und Stadtbahn im Berichtsjahr 510 Millionen Fahrgäste, mit Autobussen fast 29 Millionen und im Obusbetrieb 2,7 Millionen Personen befördert.

16.12.1952 bis 20.12.1952: Wiener Gemeinderat - Der Voranschlag der Stadt Wien 1953

Stadtrat Resch referierte über den Voranschlag der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 1953.

Einige Punkte aus seinem Referat:

Für Wohlfahrts- und Gesundheitswesen sind 796 Millionen vorgesehen. Außerdem sind hier 14 Millionen Kriegsschädenbehebung eingesetzt, so dass der Gesamtaufwand für das Wohlfahrtswesen 810 Millionen (also fast ein Drittel der Gesamtausgaben des Budgets) ausmachen wird. Für das Schwesternheim des Wilhelminenspitals ist ein Restbetrag von vier Millionen Schilling vorgesehen, für den Wiederaufbau unseres Epedemiespitals und damit für die Behebung der Kriegsschäden am Franz-Josef-Spital 14 Millionen.

Als Kernstück des Arbeitsbeschaffungsprogrammes kann der Wohnungsbau bezeichnet werden, für den 463 Millionen Schilling bereitgestellt sind. Dies bedeutet, dass allein aus den Budgetansätzen im kommenden Jahr um mindestens 500 Wohnungen mehr als heuer gebaut werden können.

Der Aufwand für das Schulwesen erfordert 115 Millionen (um fünf Millionen mehr als 1952) und 19,6 Millionen für Kriegsschädenbehebungen. Es wurde für die Wiederherstellung und den Neubau von Schulen ein Aufbauplan erstellt, der festzustellen versucht, wieviele Schulen dauernd nötig sind und wo sie vor allen Dingen gebraucht werden. Dies war wegen der ständig sinkenden Schülerzahlen und den stark zurückgehenden Geburtenzahlen notwendig. Zu Beginn des Schuljahres 1954/55 sollen alle notwendigen neuen Schulen erstellt und die Kriegsschäden an allen anderen behoben sein.

Sieben Millionen für Kriegsschäden der Feuerwehr: Die veranschlagten sieben Millionen Schilling sind für die Kriegsschädenbehebung der Feuerwehrzentrale Am Hof und der Feuerwache Ottakring vorgesehen.

Für die Durchführung der Nationalratswahlen musste ein Betrag von 4,5 Millionen Schilling vorgesehen werden.

17.12.1952: Auch heuer wieder Wintersport-Unfallrettungsdienst

Die Arbeitsgemeinschaft des Wintersport-Unfalldienstes (WUD) wird wie alljährlich auch heuer an den schneereichen Samstagnachmittagen und Sonntagen im Wienerwald ihre Hilfsplätze für verunglückte Schifahrer errichten.

Die 33 Hilfsplätze werden wieder in der Nähe stark besuchter Übungsplätze errichtet werden, verteilt vom Kahlenberg bis zum Höllensteingebirge. Ein regelmäßiger Streifendienst, unter Mithilfe der Polizei, wird die Verbindung herstellen.

19.12.1952: Schostakowitsch im Konservatorium der Stadt Wien

Dirigent D. D. Schostakowitsch stellte einige seiner neuen Schöpfungen am Klavier vor.

Der berühmte zeitgenössische russische Komponist D. D. Schostakowitsch, dessen Werke sich auch in Österreich seit dem Ende der Zwanzigerjahre außerordentlicher Beachtung erfreuen, stattete dem Konservatorium der Stadt Wien in Begleitung des estnischen Komponisten Eugen Kapp einen längeren Besuch ab. Schostakowitsch, der von Regierungsrat Lustig-Prean und einer großen Zahl der Professoren herzlich begrüßt wurde, gewährte einen Einblick in seine neuesten Schöpfungen, die er auch durch Vorführungen am Klavier illustrierte. In einer regen Wechselrede wurden Fragen der Musik und der Musikerziehungs Russlands, Estlands und Österreichs besprochen.

19.12.1952: Licht für zwei finstere Inseln Wiens

Heute wurde in Anwesenheit von Vertretern des Bundes und der Gemeinde Wien die neue Beleuchtungsanlage des Helden- und Museumsplatzes in Betrieb genommen.

Vor dem Zweiten Weltkrieg waren auf dem Heldenplatz und rings um die beiden Museen, wo heute moderne Straßenbeleuchtungskörper installiert sind, insgesamt 221 Gaslaternen in Betrieb. Diese alte Gasbeleuchtung, die nie als öffentliche Beleuchtung galt, sondern sozusagen zur Hausbeleuchtung der Burg gehörte, ist im Zweiten Weltkrieg betriebsunfähig geworden. Eine Wiederinstandsetzung der Gasbeleuchtung kam aus technischen und wirtschaftlichen Erwägungen nicht in Frage. Die beiden großen finsteren Inseln, die so inmitten der Stadt durch Ausfall der Beleuchtung entstanden, haben wenig zur Verschönerung des nächtlichen Wiens beigetragen. Nach langwierigen Verhandlungen kam schließlich zwischen Bund und Gemeinde Wien ein Übereinkommen zustande, dem nun diese beiden historischen Plätze ihre moderne elektrische Beleuchtung verdanken. Der Bund hat nach dem elektrotechnischen Projekt der Stadt Wien die elektrische Beleuchtung installiert, die ab heute von der Stadt Wien betrieben und instandgehalten wird. Um die beiden Museen wurden 82 ganznächtige und 88 halbnächtig geschaltete Glühlampen in Klarglaskugeln und auf dem Gitter vom Burgtheater bis zum Goethe-Denkmal 77 Glühlampen in stilgemäßen Laternen montiert. Auf dem Heldenplatz wurden 99 eigens angefertigte Kandelaber aufgestellt. Insgesamt wurden also 350 Glühlampen in Betrieb genommen, die nun diese bisher in Dunkel gehüllten Prunkplätze unserer Stadt in helles Licht tauchen.

22.12.1952: Städtische Bestattung in die Wiener Stadtwerke einbezogen

Die drei großen Versorgungsunternehmungen der Gemeinde Wien - Elektrizitätswerke, Gaswerke und Verkehrsbetriebe - sind bekanntlich in den Wiener Stadtwerken zusammengefasst. Diese Ende 1948 durchgeführte Zusammenlegung hat sich wegen der damit verbundenen Verwaltungsvereinfachung gut bewährt. Seither wurde das Bestattungswesen in Wien kommunalisiert. Die Städtische Bestattung kann nunmehr als Monopolbetrieb in eine Reihe mit den drei genannten Versorgungsbetrieben gestellt werden.

Der Wiener Gemeinderat hat vor wenigen Tagen diese Zusammenlegung beschlossen.

24.12.1952: Bürgermeister Jonas appelliert an die politischen Parteien

Bürgermeister Franz Jonas hat heute an jede der wahlwerbenden Parteien einen Brief folgenden Inhaltes gerichtet:

"Sehr geehrte Herren!

Die bevorstehenden Nationalratswahlen werden die politischen Parteien in ihrer Absicht, die Aufmerksamkeit der Wähler auf ihre Bestrebungen zu richten, wieder veranlassen, alle technischen Hilfsmitteln für die Propaganda anzuwenden. Das entspricht auch den demokratischen Gepflogenheiten und soll die gesunde Auseinandersetzung im politischen Kampf bringen.

Anlässlich der vorhergehenden Wahlen musste aber mit Bedauern festgestellt werden, dass manchesmal von den Anhängern der politischen Parteien weit übers Ziel geschossen wurde und durch Schmieren von Parolen auf Hausfassaden und anderen Objekten, durch das Bekleben von Geschäftsportalen, öffentlichen Licht- und Leitungsmasten und anderen Einrichtungen unnützer Schaden entstand. Außerdem wurde dadurch das Stadtbild in hässlicher Weise verunziert.

Als Bürgermeister der Stadt Wien richte ich anlässlich der bevorstehenden Wahlen an alle Parteien den dringenden Appell, bei ihren Propagandaaktionen diese betrüblichen Erscheinungen der vergangenen Wahlen zu vermeiden. Mein Appell dürfte umso eher befolgt werden können, als einige der Parteien bereits öffentlich mitteilten, dass sie ihren Wahlkampf in sparsamer und fairer Weise führen werden.

Ich ersuche deshalb die politischen Parteien mir ihre Stellungnahme zu meinem Appell mitzuteilen.

Mit dem Ausdrucke der vorzüglichsten Hochachtung

Jonas

29.12.1952: Silvesterturmblasen vom Rathaus

Traditionelles Silvesterturmblasen vom Rathaus.

Wieder - wie in den vergangenen Jahren - werden am Silvesterabend von der Loggia des Rathausturmes als traditioneller Neujahrsgruß der Stadt Wien Fanfarenklänge ertönen.

Der Trompeterchor der Stadt Wien unter Leitung von Prof. Josef Hadraba hat für das Konzert ein Programm gewählt, das Choräle aus alter und neuer Zeit, darunter auch die "Fanfare der Stadt Wien" von Richard Strauß enthält.

Das Turmblasen beginnt um 18.15 Uhr und wird bei jeder Witterung durchgeführt.

31.12.1952: "Licht in der Wohnung - Sonne im Herzen"

Einiges Aufsehen erregte gestern auf dem Margaretengürtel die Befestigung einer überlebensgroßen Steinfigur an der Fassade des großen städtischen Wohnhauses "Domes-Hof". Auf einer Konsole mit der Aufschrift "Licht in der Wohnung - Sonne im Herzen" reckt und streckt sich eine schlanke Jünglingsfigur zum Licht und zur Sonne. Der monumentale Hintergrund, das Gebäude und die Weite der Gürteltrasse mit ihrer modernen Betonfahrbahn und den Parkanlagen lassen die Wirkung der Skulptur, das jüngste Werk von Mario Petrucci, freundlich in Erscheinung treten.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).