Historischer Rückblick aus dem Jahr 1952

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1952

Jänner

3.1.1952: St. Marx hat eine neue Kälberverkaufshalle

Bürgermeister Franz Jonas eröffnete nach zweijähriger Bautätigkeit die neue Jung- und Stechviehhalle in Sankt Marx. Der Amtsführende Stadtrat für Wirtschaftsangelegenheiten, Bauer, verwies auf die Unsummen, die der Wiederaufbau des Zentralviehmarktes bis jetzt gefordert hat, insgesamt wurden ungefähr 60 Millionen Schilling verbaut. Bürgermeister Jonas erinnerte in seiner Rede zunächst an die trostlosen Zustände, die in Sankt Marx nach dem Krieg geherrscht haben. Viele Objekte waren durch Bomben vollkommen vernichtet, andere schwer zerstört. Auch die großen Beträge die schon für den Wiederaufbau verwendet wurden, reichen noch nicht aus, um Sankt Marx wieder in den Zustand zu bringen, den eine Großstadt braucht.

4.1.1952: Der Wiener Fasching 1952

Mit einer Anzahl von Bällen wird die heurige Faschingssaison eröffnet. Bis zum 3. Jänner wurden beim Referat Vergnügungs- und Getränkesteuer insgesamt 123 Faschingsveranstaltungen angemeldet, darunter etwa 70 Großveranstaltungen. Die großen Bälle werden sich wieder in den drei größten Sälen Wiens, im Konzerthaus, im Messepalast und in den Sofiensälen konzentrieren. Die "Rathaus-Korrespondenz" wird jeden Samstag und Sonntag den Ballkalender für die kommende Woche veröffentlichen.

5.1.1952: Vierbeinige Gemeindebedienstete

Im Inventarverzeichnis der Stadt Wien scheint auch eine größere Anzahl von Hunden und Katzen auf. Die Elite dieser vierbeinigen Bediensteten, die einen Anspruch auf eine monatliche Futterpauschale haben, bilden 13 Hunde des Stadtforstamtes. Bei verschiedenen Außenstellen der Stadtverwaltung leisten Hunde und Katzen "treue Dienste als Wachhunde oder Kämpfer gegen die Rattenplage". Selbst die Rathausverwaltung führt unter den Namen Schurli, Minka und Mietz in ihrem Personalstand drei stattliche Katzen, die den Papierkeller als Dienststelle zugewiesen bekamen. Auch ihnen zahlt die Stadtkasse gegenwärtig je 13,50 Schilling Kostgeld aus.

7.1.1952: Die Gemeindevermittlungsämter - Eine wenig bekannte Einrichtung in Wien - Angelobung der Vertrauensmänner im Rathaus

Eine den Wienern nur wenig bekannte demokratische Einrichtung sind die Gemeindevermittlungsämter, in allen Bezirken der Stadt. Sie haben die Aufgabe, kleinere zivilrechtliche Streitfälle und Ehrenbeleidigungsklagen zu schlichten und zu bereinigen. Die Vertrauensleute und deren Ersatzmänner für die Gemeindevermittlungsämter, die ihren Sitz entweder beim Magistratischen Bezirksamt oder beim Bezirksvorsteher des betreffenden Bezirkes haben, werden jeweils vom Wiener Gemeinderat gewählt. Stadtrat Afritsch wies darauf hin, dass die Einrichtung der Gemeindevermittlungsämter schon auf eine lange Geschichte zurückblickt. Bereits das Reichsgemeindegesetz aus dem Jahre 1862 hat den Gemeinden eine Kompetenz für Vergleichsversuche zwischen streitenden Parteien übertragen. Die heute noch geltende Grundlage für die Tätigkeit dieser Ämter bildet ein Gesetz aus dem Jahre 1907, das durch ein Landesgesetz im März 1951 in einigen Bestimmungen geändert wurde. Vizebürgermeister Honay hielt im Rahmen der Feier eine launige Ansprache, er sagte, dass die Wiener Bevölkerung sehr beweglich sei und auch mit den Worten nicht sehr sparsam umgehe. Dies habe gewisse Vorteile, aber manchmal auch große Nachteile, wenn jemandem ein unbedachtes Wort entschlüpft. dass die Streitfälle in letzter Zeit weniger wurden, führte Honay darauf zurück, dass in den neuen Häusern die gemeinsame "Bassena" nicht mehr zu finden ist.

8.1.1952: Prinz Eugen-Straße freigegeben. Erster Beitrag der Stadt Wien für den neuen Südostbahnhof

Heute wurde das letzte Teilstück (1,2 km lang) der Fahrbahn der umgebauten Prinz Eugen-Straße dem Verkehr übergeben. Der Umbau der Prinz Eugen-Straße als Hauptzubringerstraße zum Süd- und Ostbahnhof vom ebenfalls in einigen Jahren umzubauenden Stalinplatz, ist der erste Beitrag der Gemeinde Wien zur Neugestaltung dieser Bahnhöfe. Die Prinz Eugen-Straße besitzt nach dem Umbau eine Fahrbahnbreite vom 12,30 m. Im ganzen waren 23.000 Quadratmeter Straßendecken umzubauen, Fertigstellung der Straße war bereits am 22.12.1951, doch konnte infolge der kalten Jahreszeit (die die Erhärtung des Betons verzögerte), die Freigabe für den Verkehr erst jetzt erfolgen. Die Bauzeit betrug dreieinhalb Monate, die Kosten zwei Millionen Schilling.

9.1.1952: Bessere Beleuchtung in den Wiener Straßen - Wieder halbnächtige Beleuchtung in den inneren Bezirken

Vor dem Krieg gab es in Wien auch die halbnächtige Beleuchtung, dies bedeutet, dass zwischen den die ganze Nacht hindurch leuchtenden Lampen auch Lampen zusätzlich montiert waren, die nur bis Mitternacht brannten. Der durchschnittliche Abstand zwischen den einzelnen Lichtstellen betrug damals 25 bis 30 Meter. Nach Kriegsende musste man sich vorerst allein mit der ganznächtigen Beleuchtung begnügen (alle 50 bis 60 Meter). Ende 1950 konnte jedoch die Magistratsabteilung für öffentliche Beleuchtung mit dem Ausbau der halbnächtigen Beleuchtung wieder beginnen. 1951 wurde sie bedeutend erweitert. Im heurigen Jahr soll die halbnächtige Beleuchtung weiter ausgebaut werden.

10.1.1952: Wintersport-Unfallrettungsstellen im Wiener Ausflugsgebiet

Für Wintersportler sind im Wiener Ausflugsgebiet vom Kahlenberg bis zum Höllensteinzug Hilfsplätze eingerichtet worden, die an Sonntagen, fahrbaren Schnee vorausgesetzt, bis 31. März 1952 Dienst machen werden. Z.B.:

Ab Nussdorf - Eiserne Hand (Gasthaus Hölzl), ab Hütteldorf Rieglerhütte (Gasthaus), Weidlingau-Sprungschanze (Gasthaus Jäger), Auerhütte in Ober St. Veit usw.

Jedem Verunglückten wird Erste Hilfe geleistet, wenn nötig wird auch sein Abtransport durchgeführt. Ein eigener Streifendienst in Verbindung mit der Polizei ist zwischen den einzelnen Hilfsplätzen organisiert, um raschest helfen zu können.

12.1.1952: Feierliche Enthüllung des Kantner-Denkmals

In Ottakring im Karl-Kantner-Park wurde das Denkmal des verdienten Organisators des österreichischen Feuerwehrwesens Karl Kantner wieder enthüllt, nachdem die Bronzebüste im Jahr 1943 abmontiert werden musste. Der Feier wohnten Vbgm. Weinberger, StR. Mandl, Polizeipräsident Holaubek, Branddirektor Dipl.-Ing. Priessnitz u.v.a. bei. Das neue Denkmal, das von Bildhauer Robert Mussy in Stein gehauen wurde, wurde in die Obhut der Stadt Wien übernommen.

14.1.1952: Ein Langobardenfriedhof in der Inneren Stadt

Im Sommer des vorigen Jahres wurden im Verlauf der Kanalgrabung in der Salvatorgasse in der Inneren Stadt in mehr als zwei Meter Tiefe vier Gräber aufgedeckt. Die nunmehr abgeschlossene Auswertung der Funde ergab, dass es sich um den Teil eines Langobardenfriedhofes aus dem 5. oder 6. Jahrhundert nach Christus handelt. Die Entdeckung des Friedhofes lässt darauf schließen, dass in nächster Nähe oder in dem alten Römerlager Vindobona selbst eine Siedlung der Langobarden bestanden hat.

15.1.1952: Eröffnung des jüdischen Spitals: "Im Sinne der Menschlichkeit und einer wahren Kultur!"

In Anwesenheit des Vertreters des Staates Israels, Konsul Arie Eshel, Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde und vieler Ehrengäste wurde in der Seegasse im 9. Bezirk ein jüdisches Spital eröffnet. Nach einem Gebet des Oberrabiners Dr. Akiba Eisenberg, einer Ansprache durch den Präsidenten der Kultusgemeinde Dr. Herzberg, eröffnete Vizebürgermeister Honay das Krankenhaus und meinte: "Dieses Krankenhaus soll im Sinne der Menschlichkeit und einer wahren internationalen Kultur weiter wirken."

16.1.1952: Fortschritte beim Wiederaufbau von Wien

Der Amtsführende Stadtrat für baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten, Dr. Robetschek, sprach in der Wirtschaftssendung der Ravag über die Fortschritte beim Wiederaufbau von Wien und führte u.a. aus: Im Zuge des Winterprogramms beabsichtigt die Baupolizei einen Teil der noch vorhandenen Schuttablagerungen im Wiener Stadtgebiet beseitigen zu lassen. Es gibt derzeit noch ca. 14.000 Kubikmeter Mauerreste und 520.000 Kubikmeter Mauerschutt, für deren Beseitigung rund 11,5 Millionen Schilling erforderlich sein werden. Auch wird die Baupolizei besonders dem "Wilden Bauen" ihr Augenmerk zuwenden. Die private Bauwilligkeit ist durch ein Steigen der Bauansuchen gekennzeichnet. Die Bedeutung des Wald- und Wiesengürtels wird durch die Arbeit des Stadtforstamtes illustriert. 220.000 Kulturpflanzen wurden im vergangenen Jahr gesetzt.

17.1.1952: Bautätigkeit der Gemeinde Wien sichert Vollbeschäftigung

Wie der Amtsführende Stadtrat für Bauwesen Thaller mitteilt, hat die Gruppe Hochbau im Wiener Stadtbauamt, die die vier Magistratsabteilungen für Nutzbauten, für Wohnhausbauten, für Gebäudeerhaltung und für Wohnhäusererhaltung umfasst, eine interessante Arbeiterstandstatistik der letzten vier Jahre vorgelegt. Diese Statistik zeigt nicht nur wie wichtig die Bautätigkeit der Gemeindeverwaltung für die Erhaltung der Vollbeschäftigung ist, sondern sie gibt auch ein überraschend klares Bild über das Ansteigen der Bautätigkeit der Gemeinde Wien vom Jahre 1948 bis 1951.

19.1.1952: Verschärfte Kontrolle der fleischlosen Tage

Das Marktamt der Stadt Wien teilt mit: Aufgrund des Beschlusses des Wirtschaftsdirektoriums wird die Einhaltung der fleischlosen Tage und die Beschränkung des Schweine- und Kalbfleischverkaufes verschärft kontrolliert. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft.

21.1.1952: Schneesturm über Wien

Einsetzender heftiger Schneefall sorgt in einigen Wiener Bezirken für Schwierigkeiten bei der Stromversorgung. Die Verkehrsbetriebe haben alle Mann zur Schneesäuberung eingesetzt. Die Magistratsabteilung 48 versuchte unter Einsatz von Schneearbeitern, Streuautos aber auch privater Pferdefuhrwerke den Schneemassen Herr zu werden. Viele der Streufahrzeuge waren zur Bekämpfung der Schneeglätte eingesetzt.

22.1.1952: Bundespräsident Körner - Ehrenprotektor des Vereins für Geschichte der Stadt Wien

In der Generalversammlung konnte der neue Vereinspräsident, Kabinettsdirektor Wilhelm Klastersky, die Mitteilung machen, dass Bundespräsident Dr.h.c. Theodor Körner, gleich seinem Vorgänger Dr. Karl Renner, sich bereit erklärt hat, das Ehrenprotektorat über den Verein für Geschichte der Stadt Wien zu übernehmen.

23.1.1952: Wann wird in der Straßenbahn geheizt?

Bedingt durch die kalte Jahreszeit ist auch die Frage der Beheizung in den Zügen wieder aktuell geworden. Einstweilen sind die Verkehrsbetriebe nur in der Lage, die Triebwagen zu heizen. Nur in den neuen seit wenigen Tagen am Ring verkehrenden Zügen der Linie A und B sind auch in den Beiwagen Heizkörper untergebracht.

24.1.1952: Heimkehrerbetreuung geht weiter - Letzter Jahresbericht der Wiener Kriegsgefangenenkommission

Sieben Jahre nach Beendigung des Krieges gibt es noch immer Heimkehrer aus der Gefangenschaft, und noch immer sind es nicht alle. Die Zahl der 1951 eingelangten Heimkehrertransporte war nur mehr sehr klein. Einer der Transporte kam aus Russland und drei andere aus Jugoslawien. Das Hauptaugenmerk der Kriegsgefangenenkommission war im abgelaufenen Jahr aber vor allem auf die weitere Betreuung der Heimkehrer gerichtet, es wurden Geldaushilfen, Kleidung, Schuhe und Lebensmittel an die Heimkehrer ausgefolgt. In mehreren Fällen wurden kostenlose 14tägige Landaufenthalte gewährt. An 1070 noch in Gefangenschaft weilende Wiener wurden Liebesgabenpakete mit hochwertigen Lebensmitteln, Textilien, verschiedenen Gebrauchsartikeln und Zigaretten geschickt. Die in Frankreich zurückgehaltenen Wiener erhielten monatlich Unterstützungen mit einem Gesamtbetrag von 11.000 Schilling. Mit Beginn dieses Jahres ist die gesamte Kriegsgefangenen- und Heimkehrerbetreuung auf die Magistratsabteilung 12 im Wohlfahrtsamt der Stadt Wien übergegangen.

24.1.1952: Künstler schmücken Gemeindebauten

Der zu Beginn des sozialen Wohnungsbaues gefasste Beschluss, den bildenden Künstlern bei der Ausschmückung der Wohnbauten ein möglichst weites Betätigungsgebiet zu übertragen, wird in den kommenden Monaten immer mehr zur Auswirkung kommen. Eine große Anzahl von in Auftrag gegebenen Bildhauerarbeiten wird schon demnächst in den Wohnhausanlagen aufgestellt. Die Werke der "Meister des Pinsels" folgen in den Frühjahrsmonaten. Einige Beispiele: Die Häusergruppe in der Hetzendorfer Straße erhält ein Relief mit Pferdemotiv von Alois Heidel und die große Plastik "Der sitzende Bär" von der Bildhauerin Elisabeth Turolt. Außerdem werden als Fassadenschmuck drei große Sgraffiti von Walter Harnisch und Karl Kemetter angebracht, Prof. Michael Drobil arbeitet an einem Brunnen für die Anlage Dörfelstraße und Josef Seebacher an einem Hauszeichen mit zwei Knabenfiguren, für das Haus Pachmüllergasse 21. Für die große Wohnhausanlage in der Jägerstraße hat Prof. Hans Fabigan ein etwa 20 Quadratmeter großes Steinmosaik "Fischer mit Netz" entworfen.

26.1.1952: Jugendrotkreuz sammelt für die Opfer der italienischen Überschwemmungen

Das Jugendrotkreuz hatte die österreichischen Schulkinder zu einer Sammlung für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe in Norditalien aufgerufen. Das Ergebnis dieser Sammlung hat alle Erwartungen übertroffen. Seit dem 24. Jänner rollen Transporte mit Schulrequisiten und Toiletteartikeln, Bleistiften, Farbstiften, Seifen, Zahnputzmitteln usw. (im Wert von ca. 300.000 Schilling) nach Rom, wo das italienische Jugendrotkreuz die Verteilung an die bedürftigen Kinder und Jugendlichen vornehmen wird.

26.1.1952: 174 Geschäftsleute angezeigt

Bei der angekündigten verschärften Überwachung der Einhaltung der Einschränkungsmaßnahmen beim Fleischverkauf wurden vom Marktamt der Stadt Wien insgesamt 174 Geschäftsleute beanstandet und angezeigt.

28.1.1952: 17 Zentimeter Neuschnee in Wien

Durch den einsetzenden dichten Schneefall traten vereinzelt Störungen im Fahrbetrieb der Wiener Verkehrsbetriebe auf. Die Magistratsabteilung 48 hat seit den Nachmittagsstunden über 3794 Schneearbeiter und alle Autopflüge, Streuautos und auch private Lastkraftwagen im Einsatz. Auch ein amerikanisches Schneeräumungsgerät ist im Einsatz.

29.1.1952: 58 Jahre im Haushalt tätig. Stadt Wien ehrt Hausgehilfinnen

Nach einem Beschluss des Wiener Stadtsenates werden alljährlich die Hausgehilfinnen mit mehr als 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit von der Stadt Wien geehrt. Den Rekord unter den Hausgehilfinnen, die durch Bürgermeister Jonas, Vbgm. Honay, Vbgm. Weinberger, die Stadträte Afritsch, Fritsch, Mandl, Dkfm. Nathschläger und Resch geehrt wurden, hält die 84jährige Katharina Novak, die seit 58 Jahren ununterbrochen im Dienst einer Volksschullehrerin steht, die heute auch schon das Alter von 90 Jahren erreicht hat.