Historischer Rückblick aus dem Jahr 1952

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juni 1952

Juni

3.6.1952: Preisträger der Festwochen-Zielfahrt nach Wien

Anlässlich der Wiener Festwochen veranstaltete der ÖAMTC eine Zielfahrt nach Wien, an der neben zahlreichen Fahrern aus den Bundesländern auch Fahrer aus Großbritannien, Holland, Italien, Schweden und der Schweiz teilnahmen.

Bgm. Jonas empfing die Fahrer im Beisein von Vbgm. Honay, Vbgm. Weinberger und Stadtrat Mandl.

Jonas überreichte den ersten Preis für Ausländer in der Klasse Automobile an Jan Olaf Söder aus Stockholm, der 2.458 Kilometer zurücklegte, den zweiten Preis an Dr. D. A. Was aus Den Haag, der 1.210 Kilometer nach Wien fuhr.

In der Klasse der Motorräder erhielt den ersten Preis Mario Marcucci und den zweiten Domenico Sacchini beide aus Ferrara, Italien.

Bei den Inländern siegte der bekannte einarmige Sportfahrer Otto Mathe aus Innsbruck vor Ing. Kurt Prinzhorn aus Solbad Hall in der Klasse der Automobile.

Bei den Motorrädern waren Hans Pilz aus Lustenau in Vorarlberg und Adolf Löw aus Dornbirn erfolgreich.

3.6.1952: Landarbeiter aus Schweden in Wien

Eine Delegation von 12 schwedischen Landarbeitern ist zu einem Studienaufenthalt nach Wien gekommen. Sie wird in Wien und Niederösterreich landwirtschaftliche Betriebe und soziale Einrichtungen besichtigen und studieren. Die Reise der Schweden wurde von der UNESCO subventioniert. Sie ist der Beginn einer Aktion, die in der nächsten Zeit fortgesetzt werden soll. Auch österreichische Landarbeiter werden dann Gelegenheit haben, mit Unterstützung der UNESCO die Verhältnisse im Ausland kennenzulernen.

5.6.1952: Wiener Fremdenverkehr im Winterhalbjahr

Das Statistische Amt der Stadt Wien veröffentlicht den Halbjahresbericht über den Fremdenverkehr in der Zeit vom 1. November 1951 bis 30. April 1952. Es kamen insgesamt 123.674 Fremde nach Wien, darunter 26.846 Besucher aus dem Ausland. In den Wiener Hotels wurden 354.203 Übernachtungen gezählt. Die ausländischen Gäste haben sich durchschnittlich sechseinhalb Tage in Wien aufgehalten, die Besucher aus den Bundesländern dagegen nur zwei Tage.

Im Jugendgästehaus der Stadt Wien in Pötzleinsdorf haben 2.157 Besucher, darunter 774 Ausländer Unterkunft gefunden. In den 243 Wiener Hotels, Pensionen und Gasthöfen waren 8.250 Betten zur Verfügung, im Jugendgästehaus 170.

Die meisten Ausländer kamen aus Italien, nämlich 2.010. Aus den Vereinigten Staaten kamen 4.734, aus der Schweiz 3.678 Besucher nach Wien. Deutschland ist mit 2.093 Besuchern an vierter Stelle, vor England und Frankreich.

6.6.1952: Sitzung des Wiener Gemeinderates

Auf der Tagesordnung standen u.a. folgende Anträge:

Einsetzung von Flurschutzorganen in derselben Zahl wie im Jahre 1951 sowie auf Ausgabe einer Weisung an die Schulen, zwecks Einhaltung des land- und forstwirtschaftlichen Schutzes der Kulturen; Einführung eines Fließbandverkehrs auf den in die Ausflugsgebiete und zu den Sommerbädern führenden Straßenbahnlinien; Restaurierung des Lueger-Denkmals auf dem Cobenzl; Erhöhung der Fürsorgeunterstützungen usw.

Der von Stadtrat Thaller eingebrachte Antrag auf Errichtung einer Sporthalle am Vogelweidplatz im 15. Bezirk wird einstimmig angenommen.

7.6.1952 Eröffnung des 150. städtischen Kindergartens - Eine Ehrung des großen Pädagogen Friedrich Fröbel

Inmitten der großen städtischen Wohnhausanlagen im 20. Bezirk, Kapaunplatz, liegt der neue 150. städtische Kindergarten, der heute durch Bürgermeister Jonas eröffnet wurde.

Anlässlich des 100. Todestages des großen Pädagogen Friedrich Fröbel erhielt der neue Bau zum Andenken an den Schöpfer der Kindergartenidee den Namen Fröbel-Kindergarten. Zu der Eröffnungsfeier hatten sich Bgm. Jonas, Vbgm. Honay, Vbgm. Weinberger, StR. Thaller und viele Ehrengäste eingefunden.

Nach der Begrüßung durch Bezirksvorsteher Michal führte StR. Thaller u.a. aus:

... die Schaffung eines Netzes von Kindergärten über ganz Wien ist eine sinnvolle Ergänzung des sozialen Wohnbaus und eine der wichtigsten Bauaufgaben der Gemeindeverwaltung.

Der neue Kindergarten ist ein Beispiel für die Baugesinnung der Stadt Wien, die vor allem eine soziale Gesinnung ist. Darum wurde auch in diesem Kindergarten bewusst auf alle sogenannte "ästhetische" Architektur verzichtet. Von dem 3.600 Quadratmeter großen Grundstück sind 784 Quadratmeter verbaut. Alles übrige verbleibt für Grün- und Spielflächen. Für den Bau wurden unter anderem 60.000 Steine und Ziegel, 160.000 Kilogramm Zement und insgesamt 280 Waggon Baumaterial gebraucht. Die Baukosten betrugen rund zwei Millionen Schilling.

Vbgm. Honay betonte, dass die Eröffnungsfeier dieses Kindergartens auch im Zeichen des 100. Todestages von Friedrich Fröbel stehe, der der Schöpfer der Kindergartenidee war.

Im Vorraum des Kindergartens ist ein markanter Spruch dieses Pädagogen angebracht: "Es ist nicht möglich, dass uns von irgendwoher höhere Freude kommt, als von der Führung unserer Kinder, von dem Leben mit unseren Kindern, davon, dass wir unseren Kindern leben". Fröbel hat uns eine Mahnung hinterlassen, betonte Honay, "es soll das ganze Land ein Garten für die Kinder sein".

Auch Bgm. Jonas würdigte in seiner Ansprache die Verdienste Fröbels, dessen Kindergärten zu seiner Zeit in Deutschland sogar verboten wurden, weil sie "zu aufrührerisch" gewirkt haben. Heute jedoch ist diese Idee zum Allgemeingut geworden.

9.6.1952: "Festtag der Blume und des Gartens"

Der neu eingeführte "Festtag der Blume und des Gartens " wurde von den Wiener Kleingärtnern und Siedlern festlich begangen. An einer Feier des Kleingartenvereines "Juvavia" an der Alten Donau nahmen Bgm. Jonas, StR. Koci und viele Ehrengäste teil.

Bgm. Jonas sagte in seiner Festrede, dass Wien wieder die Stadt der Blumen und der Gärten werden müsse. Die Wiener Stadtverwaltung begrüße die Bestrebungen der Kleingärtner auf diesem Gebiet.

Bei einer allgemeinen Rosenschau der Gartenfreunde in Meidling, bei deren Eröffnung StR. Koci zugegen war, wurden etwa 60 verschiedene Rosensorten gezeigt. StR. Koci wohnte auch der Feier des Tages der Blumen im "Grünkeil" bei, das sind die Siedlungen und Kleingärten zwischen Breitenseer Straße und Flötzersteig.

10.6.1952: Wien in Zahlen

Soeben erschien das 1. Vierteljahrsheft der "Mitteilungen aus Statistik und Verwaltung der Stadt Wien".

Im Vergleich mit dem vergangenen Jahr blieb der Bevölkerungsstand trotz dem Missverhältnis zwischen den Sterbefällen und Geburten fast unverändert. In der Zeit vom März 1951 bis Ende März dieses Jahres hat sich die Zahl der Bevölkerung nur um 6.864 verringert. Wien hat jetzt 1,764.332 Einwohner. In der Rubrik der Zu- und Abwanderungen ergibt sich jeden Monat ein Überschuss von rund 1.800 Personen. Interessant ist die Bevölkerungsbewegung innerhalb einzelner Bezirke. Mit Ausnahme der Bezirke 1, 6, 11, 20 und 22 verzeichnen in den ersten drei Monaten des Jahres alle Bezirke einen leichten Rückgang der Bevölkerungszahl. Der Frauenüberschuss bleibt weiterhin sehr bedeutend - 766 Männer auf 1.000 Frauen. Die größten Frauenüberschüsse weisen die Bezirke 7, 10, 11, 16, 17 und 22 auf. Die kinderreichsten Bezirke sind die Leopoldstadt, Landstraße, Favoriten und Floridsdorf.

Im Laufe eines Jahres ist die Zahl der Kraftfahrzeuge um beinahe 4.000 gestiegen, im März 1952 allein um rund 1.000 Personenautos und Motorräder. Insgesamt gibt es in Wien 72.270 Kraftfahrzeuge, darunter 22.857 Personenautos und 28.119 Motorräder. Die Zahl der Verkehrsunfälle hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht bedeutend erhöht, ist aber dennoch sehr groß - nämlich mehr als 900 Unglücksfälle im Monat. Bemerkenswert ist die Zunahme der Verkehrsunfälle bei den Motorrädern. Im Monat März hat sich die Zahl der Motorrad-Unfälle gegenüber dem Vormonat mehr als vervierfacht.

10.6.1952: Vizebürgermeister Honay eröffnet die Blumenschau

Vbgm. Honay hat in Anwesenheit der Stadträte Mandl und Thaller in den Kaufhäusern Gerngroß, die von der Österreichischen Gartenbaugesellschaft mit Unterstützung des Stadtgartenamtes, installierte große Blütenstauden- und Rosenschau eröffnet. Honay würdigte in seiner Ansprache die Bemühungen der Gartenbau-Gesellschaft, durch Blumenschmuck ein buntes Leben in das graue Häusermeer von Wien zu bringen. Die Stadtverwaltung unterstützt diese Bestrebungen, wie einige Beispiele der letzten Zeit, so die großen Blumenflächen vor dem Westbahnhof und vor der Urania, zeigen.

Was an ausdauernden Gartenblumen im Juni blüht, ist auf dieser von Architekt Ihm gestalteten Ausstellung vertreten. Neben vielen älteren und neueren Rosensorten lassen sich hier märchenhaft schöne Neuheiten bewundern. Beim Eingang in die Ausstellung werben musterhaft bepflanzte Blumenkasten unter dem Motto "Wien im Blumenschmuck" für die Bepflanzung von Fenstergärten. In einem Raum ist die Entwicklung der Wiener Gärten zu sehen. Dieser historische Teil gibt ein anschauliches Bild über die alten aristokratischen Gärten Wiens.

13.6.1952: Weitere Verbesserung der Straßenreinigung

Den Ankauf von weiteren 400 Koprophorgefäßen (Wechseltonnen zu 120 Liter) mit einem Kostenaufwand von 123.000 Schilling beschloss der Gemeinderatsausschuss für Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten in seiner letzten Sitzung. Diese Gefäße sind für die Aufnahme des Straßenkehrichts in jenen Stadtteilen bestimmt, in welchen der bereits in Auftrag gegebene zweite Gefäßliftwagen eingesetzt werden wird.

Weiters genehmigt wurde die Anschaffung von drei Wasch- und Sprengwagen zur weiteren Verbesserung der Straßenreinigung in Wien. Hiefür sind 924.000 Schilling erforderlich. Diese neuen Straßenreinigungsgeräte sind so konstruiert, dass sie im Winter nach Anbringung eines Vorbaukeilpfluges oder eines Stadtpfluges auch als Schneeräumungsgerät verwendet werden können.

13.6.1952: Ein amerikanischer Bürgermeister im Rathaus

Bürgermeister Jonas empfing heute Dr. Josef Shepperd, einen bekannten amerikanischen Arzt, der zugleich Bürgermeister der Stadt Burnet in Texas ist. Dr. Shepperd ist weit über die Grenzen Texas wegen seiner sozialen Projekte und Reformen im Kommunalwesen bekannt. Das von ihm gestiftete und auch geleitete Gemeindespital gilt als eines der vorzüglichsten. Dr. Shepperd ist außerdem noch erfolgreicher Farmer. Bürgermeister Jonas unterhielt sich mit ihm über verschiedene kommunalpolitische Probleme, die auch der Zweck der Reise des amerikanischen Gastes nach Wien sind. Dr. Shepperd, der in Begleitung seiner Gattin nach Wien gekommen ist, wird in den nächsten Tagen einige Spitäler und soziale Einrichtungen der Stadt Wien besichtigen.

14.6.1952: Über 700.000 Besucher - Wiener Festwochen 1952 waren ein Erfolg

Der Amtsführende Stadtrat für Kultur und Volksbildung Mandl gab heute einen Schlussbericht über die Wiener Festwochen 1952. Während im vorigen Jahr, als die Wiener Festwochen nach dem Krieg zum ersten Mal wieder veranstaltet wurden, noch ein gewisses Zögern zu bemerken war, können die Festwochen 1952 bereits als ein Erfolg bezeichnet werden. Die Ursache hierfür lag in der Möglichkeit der besseren und längeren Vorbereitung und vor allem auch in der stärkeren Anteilnahme der kulturellen Verbände, die begeistert mittaten. Nicht zuletzt war es aber die Wiener Bevölkerung selbst, die durch ihren starken Besuch bei den meisten der Veranstaltungen bewies, dass sie die Wiener Festwochen bereits wieder zur Kenntnis genommen hat.

Es wurden 36 zentrale Konzertveranstaltungen mit 34.810 Besuchern veranstaltet. Der große Internationale Musikkongress hatte ein wirklich internationales Forum. Er wurde zu einer ständigen Einrichtung erklärt, die ihren Sitz in Wien hat. Der Kongress selbst wird in jedem Jahr in einer anderen Hauptstadt stattfinden. 1956 im Schubertjahr wieder in Wien.

Die Theater brachten 338 Vorstellungen mit 80 verschiedenen Stücken. Während der Festwochen wurden 18 Ausstellungen veranstaltet, die zusammen 360.066 Besucher hatten. In der Ausstellung "Unsere Schule" konnte bereits der 300.000ste Besucher begrüßt werden. Von den 26 Wiener Gemeindebezirken haben sich 18 aktiv an Bezirksausstellungen beteiligt. Es gab dort 116 kulturelle Veranstaltungen mit zusammen 84.067 Besuchern. Insgesamt haben 705.680 Personen an den Veranstaltungen der Wiener Festwochen teilgenommen.

14.6.1952: Enthüllung des Hansi Niese Denkmals

Heute wurde vor dem Volkstheater das auf Anregung der Hansi Niese-Gemeinschaft errichtete Denkmal für die große Schauspielerin feierlich enthüllt. Stadtrat Mandl nahm im Beisein von Vbgm. Weinberger die Enthüllung des Denkmals, ein Werk von Bildhauer Prof. Müllner, vor.

16.6.1952: 5. Verkehrswissenschaftliche Woche eröffnet

Im Saal des Ingenieur- und Architektenvereines wurde in Anwesenheit von Unterrichtsminister Dr. Kolb und Bürgermeister Jonas die 5. Verkehrswissenschaftliche Woche eröffnet. Der Kongress steht unter dem Ehrenschutz des Bundesministers für Verkehr und Verstaatlichte Betriebe, Dipl.-Ing. Waldbrunner.

Der Amtsführende StR. führte in seinem Vortrag unter dem Titel "Bedeutsame Wiener Verkehrsfragen" u.a. folgendes aus:

... das Bemühen der Stadt Wien um die Anpassung der Verkehrsbedienung an die in anderen europäischen Großstädten und verwies dabei auf die sich ergebenden technischen und finanziellen Schwierigkeiten. Die vordringlichste Aufgabe ist die Beseitigung der Kriegsschäden, um vorerst einmal den verkehrsmäßigen Vorkriegsstand, allerdings mit besseren und moderneren Mitteln, wieder herzustellen. Die Zahl von 2.480 betriebstauglichen Trieb- und Beiwagen bei der Straßenbahn und Stadtbahn ist noch immer um 697 geringer als vor dem Kriege. Interessant ist auch die Altersstruktur des Wagenparks. Von den Triebwagen sind 83 Prozent älter als 25, 73 Prozent älter als 30 und 50 Prozent älter als 40 Jahre. Von 1918 bis 1929 wurden 410 Triebwagen und 621 Beiwagen nachgeschafft. Von 1944 bis jetzt sind 122 Straßenbahntriebwagen hinzugekommen. 90 Beiwagen sollen im heurigen Jahr noch folgen.

... es muss also dafür gesorgt werden, dass das Platzangebot der vernichteten Wagen ersetzt wird, dies könnte durch 200 Großraumzüge geschehen. Den betrieblichen Nachteilen des Großraumzuges stehen vor allem die technischen und wirtschaftlichen Vorteile gegenüber. Voraussichtlich im nächsten Jahr kann den Wienern bereits der erste Großraumzug -von den Wiener Verkehrsbetrieben - gezeigt werden. Es ist aber auch daran gedacht, das Großraumwagenprinzip auf ältere, dazu geeignete Wagentypen anzuwenden, und zwar in der Art, dass ähnlich wie in Mailand oder in Rom zwei Wagen (entweder ein Trieb- und ein Beiwagen oder zwei Triebwagen) durch Abschneiden von zwei Plattformen und Einfügung eines Mittelstückes zu einem sogenannten Gelenkwagen zusammengefasst werden. Ein solcher Gelenkwagen würde etwa 170 Personen aufnehmen können. Um die Unfallhäufigkeit (speziell auf der Stadtbahn) zu verringern, beabsichtigen die Verkehrsbetriebe am Ende des Jahres sukzessive den gesamten Fahrpark mit selbstschließenden pneumatischen Türen zu versehen. Beim Referat über "Verkehrsprobleme auf längere Sicht" sprach Nathschläger auch darüber, dass sich Wien auch einmal mit dem größten Problem der Zukunft, mit der U-Bahn, beschäftigen müsse. Stockholm, Mailand aber auch Zürich denken bereits an die Realisierung eines solchen Projekts und in Rom ist ein kurzes Stück einer U-Bahn im Rohbau bereits fertig. Auch Überlegungen den innerstädtischen Verkehr der Stadtbahn durch eine Verknüpfung mit dem Bundesbahnnetz (wie sie bis 1923 bestanden hat) standen zur Diskussion. Abschließend meinte Nathschläger, dass eine bedeutende Verbesserung des innerstädtischen Schnellbahnverkehrs erwartet werden kann, wenn sich der Plan realisieren ließe, die Gürtellinie einerseits von Nußdorfer Straße aus über Heiligenstadt, die Nordwestbahnbrücke, nach Floridsdorf bis nach Stammersdorf zu verlängern und andererseits von der Gumpendorfer Straße über eine Doppelhaltestelle Margareten-Gürtel, ferner über den Gaudenzdorfer Gürtel und unter dem Matzleinsdorfer Bahnhof hindurch bis zur Station Meidling Südbahnhof zu führen.

17.6.1652: Wohnfreiplätze für Universitätshörer

Im Studentenheim des Asylvereines der Wiener Universität (9, Porzellangasse 30) gelangen im kommenden Studienjahr 1952/53 an bedürftige und würdige Universitätshörer 184 Wohnfreiplätze zur Vergebung.

18.6.1952: Infektionskrankheiten im Mai

Nach dem Bericht des Gesundheitsamtes der Stadt Wien wurden im Mai 105 Diphtheriefälle und 220 Scharlachfälle gemeldet. An Typhus sind im Mai 13 Personen, an Dysenterie 14 erkrankt. Keuchhustenfälle wurden 78 gemeldet.

Bei 1.903 Patienten wurde Tuberkulose festgestellt. Im Berichtsmonat wurden in den Tbc-Fürsorgestellen insgesamt 8.799 Röntgendurchleuchtungen und 238 Röntgenaufnahmen gemacht. Von den Fürsorgerinnen wurden 7.165 Hausbesuche durchgeführt.

19.6.1952: Rationelle alkoholfreie Fruchtsaftbereitung im Haushalt

In der Zeit des größten Früchteanfalles (ab 25. Juni) veranstaltet der Wiener Volksbildungsverein in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit im Margaretner Volksbildungshaus, unter Leitung von Frau Hilde Grohs, einen drei Abende umfassenden Kurs, in dem auf praktische Weise die billigste und rationellste Art der Bereitung alkoholfreier Fruchtsäfte (Süßmosterei) gezeigt wird.

19.6.1952: Säuglingswäsche für volksdeutsche Mütter

Im Gemeinderatsausschuss für Wohlfahrtswesen beantragte Vbgm. Honay die kostenlose Abgabe von Säuglingswäsche an volksdeutsche Mütter, die in Wien ihren ständigen Wohnsitz haben. Dem Antrag wurde zugestimmt. Damit sind die Volksdeutschen in Wien fürsorgerechtlich mit der heimischen Bevölkerung vollkommen gleichgestellt.

19.6.1952: Enthüllung des Grabmales für Edmund Eysler

Bürgermeister Jonas enthüllte, in Anwesenheit von Vbgm. Weinberger und der StRe. Mandl und Dkfm. Nathschläger, ein von der Stadt Wien errichtetes Grabmal für Edmund Eysler. Dem feierlichen Akt am Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof wohnten die Familienangehörigen sowie zahlreiche Wiener Künstler und persönliche Freunde des Komponisten bei. Der Biograph Edmund Eysler's, der Wiener Schriftsteller Robert Maria Prosl, hielt die Gedenkrede. Er erinnerte an das harte Ringen des jungen Musikus aus Hernals um das große Erbe der Meister der klassischen Wiener Operette. Nach einigen Versuchen auf dem Gebiete der ernsten Oper gelang Eysler verhältnismäßig bald mit seinem "Bruder Straubinger" das große Meisterwerk, durch das sein Name über Nacht bekannt geworden ist. 25 Jahre später erreichte Eysler mit "Die goldene Meisterin" einen weiteren Höhepunkt seines Schaffens.

Bgm. Jonas würdigte ebenfalls die großen Leistungen dieses Künstlers. Für die Treue, die Edmund Eysler Wien sein ganzes Leben bewahrt hat, wurde er von der Stadtverwaltung mit dem Bürgerrecht, dem Ehrenring und nun, drei Jahre nach seinem Tod, mit einem Grabmal belohnt. Der Bürgermeister gab das Versprechen ab, dass Wien sein Andenken nach besten Kräften pflegen werde. Er nahm dann die Enthüllung des von Prof. Knesl geschaffenen Grabmales, eine trauernde Frauengestalt, vor.

21.6.1952: Der schönste Park Europas - Unbekanntes vom Wiener Prater

Der Wiener Prater, der 1766 der Öffentlichkeit freigegeben wurde, ist zum Allgemeingut aller Wiener geworden. Die wenigsten Wiener wissen, dass der Prater seit 1. Jänner 1938 durch einen Verkaufs- und Verwaltungsvertrag vom Österreichischen Bundesschatz in die Verwaltung der Gemeinde Wien übergegangen ist.

Das riesige Pratergebiet, einstmals einer der schönsten Auwälder am Rande Wiens, war beim Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes stark vernachlässigt. Die Baumschule, in der die Bäume zur Nachpflanzung gezogen werden sollten, war vollkommen verwildert, ein Großteil des Auwaldes überaltert und zum Teil mit schweren Pflanzenkrankheiten behaftet. Dazu kam noch eine Schwierigkeit, die auch heute noch den Betreuern des Wiener Praters viele Sorgen macht, das ist das ständige Absinken des Grundwasserstandes. Schwere Schläge erhielt der Prater während des Krieges. Nicht weniger als 289 Bombentrichter, 829 Schützenlöcher, 350 m Schützengräben, 3 Betonbunker und 14 betonierte Splittergräben sowie eine unübersehbare Menge von Autowracks, Schutt und Unrat bedeckten im Jahre 1945 diesen einst so herrlichen Vergnügungs- und Erholungsort der Wiener.

Dem Stadtgartenamt, das die Betreuung des Praters zu besorgen hat, gelang es, unter schwersten Anstrengungen in den Jahren 1947 und 1948 einigermaßen Ordnung in das Pratergebiet zu bringen. So mussten seit Ende des Krieges 2.313 Bäume in den Prateralleen gepflanzt werden, weitere 2.175 im Augebiet. 7.000 dem Aucharakter der Praterlandschaft entsprechende Sträucher wurden angepflanzt und 3.000 Blütenstauden ausgesetzt. Die Praterbaumschule wurde von Grund auf regeneriert und die Vermehrung der Gehölze, die zur Forstergänzung der Praterlandschaft notwendig war, sofort vorgenommen. Zusätzlich wurden aus den städtischen Baumschulen in Albern Gehölze, Pflanzen usw. für den Prater geliefert.

In derselben Zeit mussten 1.660 abgestorbene oder durch den Krieg schwer beschädigte Bäume aus den Prateralleen entfernt werden. Ebenso mussten im Augebiet 2.134 Bäume geschlägert werden. Auf den etwa 5,5 Millionen Quadratmetern, die das Praterareal umfassen, sind derzeit etwas mehr als 1,7 Millionen Quadratmeter von Sportanlagen, Schrebergärten und Erntelandparzellen bedeckt.

23.6.1952: Bücher, Bilder und Dokumente um Viktor Adler

Anlässlich des 100. Geburtstages von Viktor Adler zeigt die Wiener Stadtbibliothek eine Zusammenstellung aus seinen Schriften, den Anfänger der Arbeiterpresse in Österreich, Plakate und Photos aus der Wirkenszeit des großen österreichischen Volksmannes.

24.6.1952: Früh übt sich, wer ein Meister werden will

Die Aktion der Gemeinde Wien "Jugend am Werk", die sich vor allem um jene Jugendlichen bemüht, die nicht sofort eine Lehrstelle bekommen, hat auch in diesem Schuljahr eine Reihe berufsvorbereitender Kurse veranstaltet. Über 1.200 Jugendliche haben an diesen Kursen teilgenommen und dort Gelegenheit gefunden, in den verschiedensten Berufskategorien sich zu erproben und damit eine entsprechende Berufsvorbereitung zu erlangen. In einer Leistungsschau von "Jugend am Werk" wird gezeigt, was diese jungen Menschen, Mädel und Buben, geleistet haben.

24.6.1952: Städtische Liebesgabenpakete an Kriegsgefangene

In einer Vollversammlung der Fürsorgeräte von Donaustadt machte der städtische Wohlfahrtsreferent, Vbgm. Honay, interessante Mitteilungen über die Betreuung der noch in Gefangenschaft befindlichen Wiener. Die Kriegsgefangenenfürsorge der Gemeinde Wien verfügt über 363 Adressen von Wienern, die in Russland, Jugoslawien und Frankreich in Kriegsgefangenschaft oder Gewahrsam sind. Anlässlich der Oster- und Pfingstfeiertage wurden an diese Wiener Liebesgabenpakete, enthaltend hochwertige Lebensmittel, geschickt. Insgesamt enthielten diese Pakete 1.144 kg Zucker, Teigwaren, Kaffee und Tee, 1.452 Dosen Schmalz, Kondensmilch und Sardinen, 893 Stück Toilettenartikeln und 14.520 Stück Zigaretten. Die Kosten hierfür betrugen 26.000 Schilling. Jedem Paket wurde auch eine Karte, die einen Gruß der Stadt Wien enthielt, beigelegt.

Es ist erfreulich, dass der Empfang der Sendungen bereits von vielen Kriegsgefangenen bestätigt worden ist.

25.6.1952: Wien im Mai: Mehr Hochzeiten - Weiterer Rückgang der Säuglingssterblichkeit

Im Mai konnte wieder eine beträchtliche Zunahme in der Zahl der Eheschließungen gegenüber April verzeichnet werden. Es wurden 1.537 Brautpaare getraut, das sind um rund 450 mehr als im April und fast genau so viele wie im Mai des Vorjahres (1.549).

Die Zahl der Lebendgeborenen - 977 nach den bisher noch nicht vollständig eingelangten Meldungen - wird sich im Endergebnis des Monats wieder auf mehr als 1.000 erhöhen und damit den Stand des Vormonates und des Monatsdurchschnittes 1951 erreichen.

Die Sterblichkeit nimmt, wie nach dem jahreszeitlichen Rhythmus nicht anders zu erwarten ist, einen weiterhin rückgängigen Verlauf. Die Zahl der im Mai registrierten Sterbefälle (1.947) ist wieder niedriger als die vorjährige Vergleichszahl (2.181). An der Spitze aller Todesursachen stehen die Krankheiten der Kreislauforgane mit 595 Todesfällen.

Die Säuglingssterblichkeit liegt mit 37 Fällen unter dem Ausmaß des vorjährigen Monatsdurchschnittes.

Zu Beginn des Monats Mai hat die durch Bevölkerungsfortschreibung ermittelte Einwohnerzahl Wiens 1,762.201 betragen. Zugewandert sind 6.098 Personen, abgewandert 4.971.

27.6.1952: Die Wiener Pflicht- und Mittelschulen. Zahlen über das abgelaufene und das kommende Schuljahr

Im abgelaufenen Schuljahr gab es im Bereich des Stadtschulrates für Wien 480 öffentliche Pflichtschulen (Volks-, Haupt- und Sonderschulen) mit 4.671 Klassen und 149.214 Schülern und Schülerinnen. Hierzu kommen noch private Schulen gleicher Art, das sind 61 Schulen mit 318 Klassen und 11.242 Schülern und Schülerinnen.

Im kommenden Schuljahr wird es an den öffentlichen Pflichtschulen rund 4.860 Klassen mit etwa 154.000 Schülern und Schülerinnen geben. Dies bedeutet einen Zuwachs von rund 5.000 Schülern.

Die erwarteten Schülerzahlen an öffentlichen Pflichtschulen in den nächsten Schuljahren können aufgrund der vorhandenen Unterlagen geschätzt werden.

Schuljahr

Schüler

1953/54

154.000

1954/55

149.000

1955/56

139.000

1956/57

131.000

Der im Herbst eintretende neue Jahrgang (1946) wird ungefähr 15.000 Kinder betragen.

Im Schuljahr 1945/46 gab es 78.159 Pflichtschüler in Wien, für die 3.786 Klassen erforderlich gewesen wären. Zur Verfügung standen aber nur 2.343 Klassenzimmer in 262 Schulhäusern. Daher hatten im Schuljahr 45/46 49,7 Prozent aller Pflichtschüler Wechselunterricht und 3,8 Prozent Schichtunterricht.

Im Schuljahr 1951/52 gab es 149.214 Pflichtschüler, die auf 4.671 Schulklassen aufgeteilt wurden. Zur Verfügung standen dank der Aufbauarbeit der Gemeinde Wien schon 4.373 Klassenzimmer und 380 Schulen. Es hatten daher nur mehr 15,4 Prozent aller Pflichtschüler Wechselunterricht. Schichtunterricht gab es keinen mehr.

Im kommenden Schuljahr stehen um 157 Klassenzimmer mehr zur Verfügung als im Vorjahr, so dass es trotz Zunahme der Schülerzahl weniger Wechselunterricht geben wird.

Die Anzahl der Maturanten der öffentlichen Mittelschulen beträgt heuer 1.183 in 58 Klassen. In den nächsten drei Schuljahren wird die Zahl der Maturanten in Wien ungefähr gleich stark bleiben. Der erste starke Geburtsjahrgang wird erst im Juli 1957 maturieren.

Im abgelaufenen Schuljahr gab es im Bereich des Stadtschulrates für Wien 54 öffentliche Mittelschulen (Gymnasien, Realgymnasien, Realschulen, Frauenoberschulen) mit 747 Klassen und 23.512 Schülern und Schülerinnen. Hierzu kommen 10 private Mittelschulen mit 74 Klassen und 2.382 Schülern und Schülerinnen.

28.6.1952: Bürgermeister Jonas gab das Zeichen zum Start. Österreich-Rundfahrt hat begonnen

Bürgermeister Jonas und Stadtrat Mandl wohnten heute auf dem Rathausplatz dem Start der 4. Österreich-Rundfahrt, dem größten Radsportereignis, bei. Bürgermeister Jonas senkte um 9 Uhr mit dem letzten Glockenschlag der Rathausuhr unter lautem Beifall der zahlreich erschienenen Sportsfreunde die schwarzweiße Startfahne.

28.6.1952: Italienische Fußballer im Wiener Rathaus

Die Fußballmannschaft der römischen Finanzbeamten wurde von StR. Mandl im Wiener Rathaus empfangen. Die italienischen Sportler werden gegen die Mannschaft der Wiener Finanzbeamten antreten.

30.6.1952: Lehenhof - Ein Paradies für Wiener Kinder. Bürgermeister Jonas eröffnet ein Zusatzheim

"Wer Kindern Paläste baut - reißt Kerkermauern nieder!" - dieser Ausspruch Prof. Julius Tandlers kam wieder überzeugend zum Ausdruck anlässlich der Eröffnung eines neuen Kinderpavillons im Scheibbser Ferienheim. Durch diesen Bau wird das Wiener Jugendhilfswerk in die Lage versetzt, noch mehr Kindern den Aufenthalt im "Lehenhof" bei Scheibbs an der Erlauf, einem feudalen Empireschloss, zu ermöglichen.

Bürgermeister Jonas übergab in Anwesenheit von Sozialminister Maisel, Vbgm. Honay, Stadtrat Dkfm. Nathschläger und des Geschäftsführenden Präsidenten des Wiener Stadtschulrates, Nationalrat Dr. Zechner sowie zahlreicher Festgäste den neuen Kinderpavillon der Wiener Jugend.

Bundesminister Maisel erklärte, dass sein Ministerium bereits vor Jahren, als das Jugendhilfswerk dem Bund einen Vorschlag zur Ausnützung des Lehenhofes unterbreitete, freudig zugestimmt und an der Verwirklichung dieser guten Idee gerne mitgeholfen habe.

Vbgm. Honay erinnerte daran, dass dieses Herrenschloss einst nur begüterten Menschen gedient habe. Jetzt ist es von der Stadt Wien den Kindern, dem kostbarsten Gut, das sie zu betreuen hat, zur Verfügung gestellt worden. Vbgm. Honay gedachte bei dieser Gelegenheit der Verdienste des Altgemeinderates Nachtnebel aus Ottakring, der im Jahre 1945 und später unter schwersten Bedingungen das Haus für erholungsbedürftige Kinder erhalten konnte. Dem erfahrenen Schulmann, Regierungsrat Fuhri, gebühre die Anerkennung für die Gründung der Schullandheim-Aktion. Seit zwei Jahren wird im Lehenhof mit Erfolg der Versuch unternommen, die Wiener Schuljugend auch während der Schulzeit klassenweise ohne Unterbrechung des Unterrichtes für vier Wochen in die Natur zu bringen. Die Stadt Wien darf sich rühmen, mit dieser Einrichtung auf dem Gebiet des Schulwesens eine besondere Leistung vollbracht zu haben.

Er gab auch der Hoffnung Ausdruck, dass Lehenhof in absehbarer Zeit in den Besitz der Stadt Wien übergehen wird und dankte dem Bundesministerium für die finanzielle Hilfe bei der Durchführung des ersten Zusatzbaues, der die Summe von 700.000 Schilling erfordert hat.

30.6.1952: Auslandspavillons auf der Wiener Herbstmesse

An der vom 7. bis 14. September stattfindenden Wiener Herbstmesse nehmen acht Staaten mit offiziellen Ausstellungen teil, und zwar Bulgarien, Tschechoslowakei, England, Italien, Jugoslawien, Rumänien, Ungarn und die UdSSR.