Historischer Rückblick aus dem Jahr 1952

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1952

März

1.3.1952: Aufhebung von Beschlagnahmen durch die Sowjet-Armee

Die Sowjet-Armee hat im Februar 1952 im 25. Bezirk von den von ihr noch beschlagnahmten Wohnungen, Untermieten etc. 7 Untermieten, 4 Wohnungen und 1 Grundstück freigegeben.

3.3.1952: Im Großflugzeug zu den Wiener Festwochen

Den englischen Besuchern der Wiener Festwochen wird heuer erstmalig ein Großflugzeug der britischen Fluggesellschaft zur Verfügung stehen. Es handelt sich um ein Mittelstrecken-Flugzeug der Type "Elizabethan", das regelmäßig die Strecke London - Wien mit einer Zwischenlandung in Zürich befliegen wird. Mit dem Flugzeug, das einen Fassungsraum für 47 Personen hat, werden in der Messewoche Rundflüge über Wien veranstaltet.

4.3.1952: Gemeindehaftung ermöglicht private Hausreparaturen

Der Finanzausschuss der Stadt Wien hat heute über Antrag von Stadtrat Resch beschlossen, für Hausreparaturdarlehen der Zentralsparkasse an private Hausbesitzer die Haftung der Gemeinde Wien bis zu einem Gesamtbetrag von 30 Millionen Schilling zu übernehmen. Die im Vorjahr beschlossene Erhöhung der gesetzlich geregelten Mietzinse hat eine finanzielle Grundlage geschaffen, aus der im Laufe der Jahre eine bessere Instandhaltung der Wiener Wohnhäuser möglich sein wird, doch sind die Eingänge an Mietzinsen in den wenigen Monaten seit Inkrafttreten des Gesetzes in den meisten Fällen noch nicht groß genug, um aus ihnen schon jetzt Erhaltungsarbeiten bestreiten zu können. Die erhöhten Mietzinse können aber als Kreditbasis für Darlehen der Zentralsparkasse verwendet werden, um die sofortige Inangriffnahme von Hausreparaturen zu ermöglichen. Dabei soll die im Mietengesetz vorgesehene Abtretung der Hauptmietzinse die Sicherstellung des Kredites gewährleisten. Die Satzung der Sparkassen lässt Hypothekarkredite nur für unbelastete Häuser bis zu höchstens 50 Prozent des Verkehrswertes zu, so dass in vielen Fällen ein Hypothekarkredit für die Bezahlung der Reparaturkosten nicht ausreicht. Um nun die Heranziehung des Hauptmietzinses als Kreditgrundlage für Sparkassenkredite möglich zu machen, wird dem Wiener Gemeinderat der Antrag unterbreitet werden, die Bürgschaft für solche Kredite bis zu einem Betrag von 30 Millionen Schilling zu übernehmen.

5.3.1952: 16.094 Gemeindebefürsorgte waren im Kino - "König Salomons Diamanten" gratis für Jugendliche aus städtischen Heimen

In einer Aufsichtsratssitzung der KIBA wurde beschlossen, allen Waisenkindern, Lehrlingen und Lehrmädchen aus städtischen Heimen den kostenlosen Besuch des schon seit 12 Wochen im neuen Metro-Kino in der Johannesgasse laufenden Großfarbfilmes "König Salomons Diamanten" zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr haben 16.094 von der Gemeinde Wien befürsorgte alte Leute gratis einen Spielfilm gesehen.

5.3.1952: Ein Schwein wiegt eine halbe Tonne

Unter den in der Wiener Kontumazanlage vermarkteten Schweinen befanden sich auch einige Musterexemplare an Gewicht und Größe. Alle aber übertraf ein zweijähriges Musterschwein mit etwa einer halben Tonne Gewicht (genau 497 kg Lebendgewicht). Seine Schulterhöhe war 118 cm, der Körperumfang 210 cm und die ganze Länge ebenfalls 210 cm. Als Züchter zeichnet der Landwirt Jakob Rechendorfer aus Reyersdorf, Bezirk Gänserndorf.

7.3.1952: Dachbrand im Heim Sängerwarte

Die Feuerwehrzentrale Am Hof wurde heute zu einem Großfeuer in die Oberwiedenstraße alarmiert. Bei Eintreffen der ersten Löschzüge stand das ganze Dach des Jugendheimes "Sängerwarte" in hellen Flammen. Die im Heim untergebrachten Mädchen konnten glücklicherweise noch vor Beginn der Löschaktion in Sicherheit gebracht werden. Löschmannschaften aus den Hauptfeuerwachen Ottakring, Steinhof und Breitensee beteiligten sich an der Brandbekämpfung. Ein Übergreifen des Brandes auf die unteren Geschoße konnte verhindert werden, doch fiel der etwa 300 Quadratmeter große Dachstuhl samt sechs Mansardenräumen dem Brand zum Opfer. In der "Sängerwarte" haben vor kurzem die Quäker ein Mädchenheim errichtet. Vorher war dort die Kindergärtnerinnen-Bildungsanstalt der Stadt Wien untergebracht.

8.3.1952: Der prolongierte Fasching - Um rund 500 Bälle mehr als im Jahre 1951

In der heurigen Faschingssaison gab es um etwa 500 Ballveranstaltungen mehr als im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden in der Zeit vom 1. Jänner bis 5. März 1952 beim Referat Vergnügungssteuer und Getränkesteuer 2468 Faschingsveranstaltungen angemeldet. Noch nach dem kalendermäßigen Faschingsschluss, also nach Aschermittwoch, hat sich der heurige Ballkalender um etwa 300 Bälle und Kränzchen vergrößert. Eine endgültige Bilanz aller Veranstaltungen des Faschings 1952 liegt allerdings noch nicht vor, da noch bis Ende März einige Tanzveranstaltungen abgehalten werden.

10.3.1952: Kindernachmittage in den Städtischen Büchereien

In den Städtischen Büchereien finden diese Woche wieder in drei Zweigstellen Kindernachmittage statt, bei denen die Autoren bekannter Jugendschriften aus ihren Werken lesen werden. Zum Beispiel Karl Bruckner in der Filiale 19, Flotowgasse und Vera Ferra in der Filiale 19, Döblinger Hauptstraße.

11.3.1952: Aufbau der Marienbrücke hat begonnen

Die Vorbereitungen für den Wiederaufbau der im Krieg gesprengten Marienbrücke nehmen dank der günstigen Witterung einen guten Verlauf. Gegenwärtig wird an der Erneuerung der Stadtbahndecke und der Aufstellung eines Lehrgerüstes gearbeitet. Durch den Einbau von zwei mächtigen Pfahljochen im Kanalbett, der dieser Tage in Angriff genommen wurde, werden sich für die Kanalschiffahrt gewisse Behinderungen ergeben. Der Durchfahrtsschlauch zwischen den beiden Pfahljochen wird bei einer Höhe von fünf Meter nur 22 Meter nutzbare Breite aufweisen. So lange die Joche nicht geschlagen sind, was voraussichtlich Ende März der Fall sein wird, muss die mittlere Öffnung auf 17 Meter eingeengt werden. Die Schifffahrtstreibenden müssen daher bis Ende des Monats beim Passieren der Baustelle Marienbrücke entsprechend vorsichtig sein.

12.3.1952: Zuwachs für die Wiener Parkteiche

Im März - möglicherweise schon am ersten Frühlingstag - werden die bunt gefiederten türkischen Enten mit den Schwänen ihre Winterquartiere mit dem ihnen vom Stadtgartenamt zugewiesenen Aufenthaltsort in den Wiener Parkanlagen eintauschen. Die "Türkenfamilie" hat seit dem vergangenen Sommer tüchtig für Nachwuchs gesorgt, so dass einzelne Paare nun auch im Schweizer Garten, in den Wertheimsteinpark und in den Park von Mauer einquartiert werden können. Es besteht die Aussicht, auch für den Türkenschanzpark ein Schwanenpaar zu beschaffen. Im Stadtpark werden heuer weitere Entenarten zu sehen sein. Zum ersten Mal wird auf dem grünen Rasen im Stadtpark auch ein prächtiger Pfau spazieren.

12.3.1952: Vizebürgermeister Honay: "Wien die Stadt ernster und harter Arbeit"

Auf Einladung der österreichischen Bundesregierung besichtigen 20 Journalisten aus verschiedenen europäischen Staaten Betriebe und Wirtschaftseinrichtungen in Wien und den Bundesländern. Nach einer Rundfahrt durch das Nachkriegs-Wien, bei der den Gästen einige städtische Wohnhausanlagen gezeigt wurden, begrüßte heute Vizebürgermeister Honay in Anwesenheit des Vizebürgermeisters Weinberger und der Stadträte Afritsch, Bauer, Fritsch, Dkfm. Nathschläger und Resch im Namen der Stadt die Journalisten auf dem Kahlenberg.

Vizebürgermeister Honay verwies in seiner Ansprache auf die großen Verwüstungen, die der Krieg in der Bundeshauptstadt angerichtet hat. Nur wenige Großstädte Europas wurden vor derart schwierige Probleme des Wiederaufbaues gestellt, wie sie die Stadtverwaltung Wiens in den ersten Nachkriegsjahren lösen musste. Vielfach ist im Ausland die Meinung verbreitet, wonach die soziale Wohnbautätigkeit und der übrige Wiederaufbau Wiens mit Geldern der Marshall-Hilfe ermöglicht wurde. Leider habe die Stadtverwaltung aus diesen Mitteln für diese Zwecke nichts erhalten, so dass alles was wiederaufgebaut und neu geschaffen wurde, um Wien wieder zu einer Stätte der Kultur, der Kunst und der Wohlfahrtspflege zu machen, ausschließlich von Steuergeldern der Bevölkerung bestritten werden musste. Wien ist nicht die Stadt der Tänzer, Geiger und Phäaken, sondern eine Stadt der ernsten und harten Arbeit. Dies beweise auch die Tatsache, dass von den rund 1,760.000 Einwohnern 850.000 berufstätig sind.

14.3.1952: Wiener Turmuhr übersiedelt an den Erlaufsee

Der größte Kummer der Magistratsabteilung für öffentliche Beleuchtung, der auch die Betreuung der öffentlichen Uhren obliegt, ist es, dass sie den Wienern noch immer nicht genau sagen kann, wieviel es geschlagen hat. Nur ein kleiner Teil aller öffentlicher Uhren ist bis jetzt nach der genau gehenden Mutteruhr "Am Hof" ferngesteuert. Die meisten Uhren auf den verschiedenen Straßen und Plätzen müssen jedoch noch immer gesondert betreut, aufgezogen und mit der richtigen Zeit abgestimmt werden. Einige dieser öffentlichen Uhren haben schon ein ehrwürdiges Alter, so dass sie für öffentliche Zwecke kaum mehr zu gebrauchen sind. Aus diesem Grund wird nun auch die Turmuhr auf dem Gebäude des Magistratischen Bezirksamtes für den 17. Bezirk am Elterleinplatz von ihrem bisherigen Standort Abschied nehmen müssen. Für sie wurde vor kurzem auf dem Elterleinplatz eine neue zentralgesteuerte Lichtmastuhr montiert. Die Laufbahn der alten Turmuhr, die zum Teil aus dem Jahr 1904 stammt, ist aber damit noch nicht beendet. Ihr Verkauf zum Preis von 600 Schilling an einen Bootsverleiher wurde vor kurzem im Gemeinderatsausschuss für Wirtschaftsangelegenheiten genehmigt. Die alte Turmuhr wird nun an den Erlaufsee wandern und dort auf einem Holzmast montiert werden. Sie soll in ihrem neuen Wirkungskreis den Leuten, die sich Boote ausgeliehen haben, zeigen, wie lange sie noch rudern dürfen. Mit der Abmontierung der alten Uhr, die gegenwärtig noch auf dem Magistratischen Bezirksamt ihren Dienst tut, wird demnächst begonnen werden.

14.3.1952: Neue Wohnungen für Landarbeiter

Die Stadt Wien wird noch im Frühjahr drei Wohnhausobjekte den beim städtischen Landwirtschaftsbetrieb beschäftigten Arbeitern übergeben. Eines dieser einstöckigen Wohnhäuser wurde in Rannersdorf für die Meierei-Arbeiter des Wallhofes errichtet. Der Betrieb Wallhof hat sich bekanntlich ausschließlich auf die Produktion der sogenannten Babymilch spezialisiert. Zwei weitere Objekte wurden in der Lobau gebaut. Auch sie werden zu Beginn der Frühjahrsarbeiten von Landarbeiterfamilien bezogen werden können. Zur teilweisen Finanzierung dieser Bauten ist ein ERP-Kredit zur Verfügung gestellt worden, während alle anderen städtischen Wohnhausanlagen bekanntlich ausschließlich aus Steuergeldern gebaut werden.

15.3.1952: Gemeinde London interessiert sich für Wiener Snowboy

Als vor wenigen Wochen das von der Gemeinde Wien in Dienst gestellte neue Schneeräumgerät "Snowboy" in den Straßen unserer Stadt zu sehen war, wurde es auch vielfach fotografiert. Eines dieser Bilder fand den Weg in ein großes englisches Blatt. Dadurch ist die Londoner Stadtverwaltung auf das kleine praktische Schneeräumgerät aufmerksam geworden und will nunmehr gleichfalls den "Snowboy" anschaffen.

19.3.1952: Importe an Gemüse, Zwiebeln, Kartoffeln und Zitronen

Die Preise von Inland-Gemüse sind, wie das Marktamt der Stadt Wien berichtet, besonders bei einzelnen Gemüsearten, wie Kohl, Kohlrabi und Spinat, stark steigend. Dies ist zum Teil jahreszeitlich bedingt, wenn auch nicht immer in dem zu rechtfertigenden Ausmaß. Die Vorräte an Wintergemüse gehen zu Ende, Importgemüse kann jedoch nur in beschränkten Mengen hereingebracht werden.

Um hier nach Möglichkeit Abhilfe zu schaffen und die Preise zu senken, wurden jetzt, wie das Marktamt mitteilt, Importe von Salat, Karfiol und Kohl aus Italien im Wert von 80.000 Dollar bewilligt. Mit dem Eintreffen des Gemüses ist in der nächsten Zeit zu rechnen. Man hofft, dass vor allem durch die Salatimporte eine unerwünschte Preisentwicklung auf diesem Gebiet verhindert werden kann und die mit Recht beklagten Koppelungsgeschäfte und Aufgeldforderungen unterbleiben werden. Vor allem der Kleinhandel klagte in der letzten Zeit über Aufgeldforderungen bei Zitronen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde auch ein Import von 500.000 kg Zitronen bewilligt. Das Marktamt fordert die Käufer auf, überhöhte Preisforderungen zurückzuweisen und anzuzeigen. Schließlich ist auch ein Import von 2.000 t Altkartoffeln und 500 t Zwiebeln in Aussicht genommen, um auch hier eine unerwünschte Preisentwicklung zu verhindern.

21.3.1952: Wiener Stadtbahn bekommt selbstschließende Türen

Wie die "Rathaus-Korrespondenz" erfährt, besteht die Absicht, auch auf der Wiener Stadtbahn selbstschließende Türen, ähnlich wie bei den am Ring laufenden Triebwagen, einzuführen. Dadurch wäre es endlich möglich, die häufigen Unfälle auf der Stadtbahn beim Auf- und Abspringen völlig auszuschalten. Es sollen zunächst drei Neunwagenzüge der Stadtbahn mit den selbstschließenden Türen ausgerüstet werden. Die Simmeringer Waggonfabrik kann allerdings nicht vor Oktober mit dem Umbau beginnen, so dass die ersten neuen Züge voraussichtlich Anfang des Jahres 1953 in Betrieb gestellt werden. Beabsichtigt ist, jährlich 50 bis 60 Stadtbahnwaggons umzubauen. Insgesamt verfügt die Stadtbahn gegenwärtig über 151 Triebwagen und 218 Beiwagen. Dies würde also bedeuten, dass in ungefähr sieben Jahren der Umbau sämtlicher Stadtbahnwaggons abgeschlossen sein könnte.

22.3.1952: Lehenhof - Ein Paradies der Wiener Hauptschüler. Vizebürgermeister Honay bei der Dachgleiche des Zusatzheimes

Das Wiener Jugendhilfswerk hat in den letzten zwei Jahren im Rahmen seiner Schullandheim-Aktion schon etwa 1.300 Buben und Mädchen im Lehenhof in Scheibbs untergebracht. Diese Aktion, die von Regierungsrat Fuhri mit großem Erfolg geleitet wird, verbindet die so notwendige Erholungsfürsorge mit dem Unterricht und fördert die Gemeinschaftserziehung. Jeden Monat werden etwa 100 Buben und Mädchen samt ihren Lehrern nach Scheibbs geschickt. Gegenwärtig bewohnen das schöne Empireschloss an der Erlauf drei Schulklassen einer Knabenhauptschule aus Penzing. In wenigen Tagen werden drei Klassen der Schule Stubenbastei erwartet und bis zum Ende des Schuljahres kommen noch einige Klassen der Schule Castelligasse und Tiefenbachgasse. In den Sommermonaten verwandelte sich der Lehenhof in eine der größten Sommerfrischen für Wiener Kinder. In jeden Turnus konnten bis jetzt rund 170 Kinder auf Lehenhof einquartiert werden. Heuer sollen es noch mehr sein, denn seit einigen Monaten wird im großen Schlosspark ein neues Heim gebaut. Vbgm. Honay und der Leiter des Jugendamtes der Stadt Wien, OMR Prof. Tesarek, wohnten gestern der Dachgleiche dieses Zusatzheimes bei. Dazu Vbgm. Honay: "Hier wird nicht gebaut für einige Menschen, die es sich leisten können, sondern für soziale Zwecke, die ausschließlich der Gesundheit unserer Kinder dienen sollen. Wenn die Geburtenzahlen rückläufig werden, müssen wir um so mehr bestrebt sein, unser kostbares Gut, die Kinder, vor Krankheit zu schützen und ihnen alles zu geben, was wir nur imstande sind. Dies erachten wir für eine Arbeit, die nicht nur mit dem Hirn sondern vielmehr mit dem Herzen getan werden muss, wenn sie die erhofften Früchte bringen soll!"

24.3.1952: Das modernste Hallenbad Europas - Die Arbeiten im Amalienbad vor dem Abschluss

Am 5. November 1944 musste der Betrieb im Wiener Amalienbad wegen schwerer Bombenschäden eingestellt werden. Das Gebäude war von einigen Bombentreffern in dem in der Buchengasse gelegenen Teil bis zum 1. Stockwerk vollständig zerstört worden. Sämtliche übriggebliebenen Räume wiesen schwerste Beschädigungen auf. Das große Glasdach der Schwimmhalle war vernichtet und fast alle Einrichtungsgegenstände waren zerstört. Bereits im Juni 1945 wurde mit den Aufräumungs- und Wiederaufbauarbeiten begonnen. Infolge des außerordentlichen Materialmangels zogen sich anfangs die Arbeiten etwas in die Länge, vieles konnte nur behelfsmäßig durchgeführt werden. Obwohl ein Teil des Bades schon im Jahre 1948 in Betrieb genommen wurde, sind einige Arbeiten erst jetzt beendet worden.

Als sich die Materialversorgung etwas besserte, gingen die Bauarbeiten rasch voran. Am 7. Februar 1948 fand die Wiedereröffnung je einer Abteilung des Dampfbades und der Brausebäder 1. und 2. Klasse statt. Zur selben Zeit wurde auch ein Teil der Kuranstalt wieder in Betrieb genommen. Am 12. Mai 1948 folgten die Wannenbäder und am 8. Juni 1948 wurde auch die Schwimmhalle eröffnet. Da es bis dahin noch nicht möglich gewesen war, das Glas für das große Hallendach zu beschaffen, musste der Betrieb während der kalten Jahresende eingestellt werden. Erst vom Jahre 1949 an wurde auch der Schwimmbetrieb ohne Unterbrechung durchgeführt. Es waren aber erst die Hälfte der Reinigungsbäder, also der Brause- und Wannenbäder, fertiggestellt und in Betrieb. In den nächsten Jahren wurde zügig am Wiederaufbau gearbeitet und für Anfang April 1952 kann mit der Eröffnung dieser so wichtigen Badeanstalt , die noch immer zu den modernsten Europas zählt, gerechnet werden. Die Kosten des Wiederaufbaues betrugen rund 10 Millionen Schilling.

24.3.1952: Die Kunst im sozialen Wohnungsbau - Weitere Aufträge der Gemeinde an Wiener Künstler

Die Gemeinde Wien vergab weitere Aufträge an namhafte Wiener Maler und Bildhauer für Kunstwerke, die schon in wenigen Monaten neue Wohnhausanlagen schmücken werden.

So wird u.a. die große Wohnhausanlage in der Raxstraße zwei größere Reliefs von Prof. Powolny bekommen, Johann Wanke und Max Melcher arbeiten an zwei Sgraffiti für den Bau in der Arndtstraße. Beide Werke behandeln historische Themen. Max Melcher hat den Widerstand der Nationalgarde und der Wiener Bevölkerung gegen die Truppen des Coloredo Mansfeld im Jahre 1848 festgehalten. Das Sgraffito Wankes erinnert an die Überschwemmungskatastrophe im Jahre 1851. Weiter schufen Prof. Obsieger einen Brunnen mit keramischen Tierplastiken für die Meidlinger Wohnhausanlage Moosbruggergasse und Alexander Wahl eine Natursteinplastik für den Bau in der Hoffingergasse. Als erstes Kunstwerk für das Gänsehäufelbad wurde die Steinplastik "Junger Mann" von Prof. Wotruba angekauft. Es handelt sich um eine Plastik, die der Künstler noch in der Emigration schuf. Der Bildhauer Mario Petrucci hat für den instandgesetzten Domes-Hof auf dem Margaretengürtel eine wuchtige zwei Meter hohe Plastik entworfen. Die Inschrift "Licht in der Wohnung - Sonne im Herzen" versinnbildlicht die Idee der Wohnbautätigkeit der Stadt Wien.

25.3.1952: Arbeitsgemeinschaft für Gemeinwirtschaft in Österreich

In der vor kurzem vom Österreichischen Städtebund einberufenen Enquete "Gemeinwirtschaft in Österreich" wurde die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Gemeinwirtschaft beschlossen. Ein Proponentenkomitee, das aus Vertretern der kommunalen Wirtschaft, der Wirtschaftsunternehmungen des Staates und der Genossenschaftsbewegung zusammengesetzt ist, wurde mit den Vorarbeiten für die Gründung beauftragt. Dieses Komitee hat heute im Wiener Rathaus seine konstituierende Sitzung abgehalten. Zum Vorsitzenden wurde der Vertreter der Konsumgenossenschaft, Bundesrat Beck, zum Geschäftsführer Dior. Dipl.-Ing. Pröbsting, bestellt. Ein Satzungsentwurf und alle mit der Gründung der neuen Institution zusammenhängenden Fragen wurden beraten. Nach Genehmigung der Satzungen durch die Vereinsbehörde wird die formelle Gründung der Arbeitsgemeinschaft erfolgen.

27.3.1952: Eröffnung des Stifter-Museums auf der Mölkerbastei - Adalbert Stifter als Maler

Im Biedermeierhaus auf der Mölkerbastei 8, in dem auch Ludwig van Beethoven eine seiner zahlreichen Wohnungen besaß, hat das Historische Museum der Stadt Wien die Bestände des Stifter-Museums der Adalbert Stifter-Gesellschaft der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Stifter wird von einer der breiten Öffentlichkeit unbekannten Seite gezeigt, nämlich als Maler. Ungefähr 60 von insgesamt 100 bekannten Werken Stifters sind in den drei kleinen intimen Räumen zu sehen. Schon im Jahre 1946 wurden hier Bilder Stifters gezeigt. Nun aber wird das Stifter-Museum, nachdem die Stadt Wien die Räume zur Verfügung gestellt hat, zu einer ständigen Einrichtung werden.

27.3.1952: Die Wiener Feuerwehr hat wieder eine Brandmeldeanlage

Vor dem Kriege verfügte die Feuerwehr der Stadt Wien über eine automatische Brandmeldeanlage, deren Leitungsnetz etwa 882 Kilometer betrug. An dieses feuerwehreigene Netz waren 831 öffentliche Melder und 266 Innenmelder in Theatern, Industrieanlagen, öffentlichen Gebäuden etc. angeschlossen. Die jedem Wiener bekannten rot angestrichenen Brandmeldekasten wurden nach 1938 von den Nazis zuerst blau überstrichen und später überhaupt außer Betrieb gesetzt. Die Meldeanlage wurde im Verlaufe der Kriegshandlungen weitgehend zerstört.

Heute vormittag wurde im Beisein von StR. Afritsch in der Feuerwehrzentrale "Am Hof" die bereits zum Teil rekonstruierte Brandmeldeanlage vorgeführt. Brandrat Speil zeigte eine von Oberbrandmeister Polzer aus zum Teil alten Geräten konstruierte Apparatur, die verschiedene Neuerungen aufweist. So ist die neue Brandmeldeanlage imstande, gleichzeitig vier Brände anzuzeigen, was praktisch in Wien kaum zutreffen dürfte. Darüber hinaus zeigt die Brandmeldeanlage eine gegen früher bessere Ausnützung der Leitung, weil durch eine sinnreiche Konstruktion über die Brandmeldeleitung gleichzeitig die Steuerung der öffentlichen elektrischen Uhren erfolgt. Nach Abschluss der umfangreichen Vorarbeiten und einer gründlichen Erprobung wird die Apparatur nunmehr auf ihrem endgültigen Platz in der Nachrichtenzentrale Am Hof eingebaut. Noch im heurigen Jahr können sämtliche Brandmelder des Stadtgebietes innerhalb des Gürtels angeschlossen werden. Die Mannschaft der Feuerwehrzentrale "Am Hof" darf sich rühmen, die ganze Anlage mit betriebseigenem Personal und zugleich mit minimalem Kostenaufwand hergestellt zu haben.

29.3.1952: Ziehung der Wiener Jugendhilfswerk-Lotterie

Bei der heutigen Ziehung der Wiener Jugendhilfswerk-Lotterie im Gemeinderatssitzungssaal des Neuen Wiener Rathauses wurden der Haupttreffer von 50.000 Schilling Bargeld, 199 Warentreffer im Werte von 30.000 bis 40 Schilling sowie weitere 5.000 Serientreffer in Barem verlost.

31.3.1952: Belgrader Volkstanzgruppe im Rathaus

Eine 40köpfige Volkstanzgruppe der jugoslawischen Gewerkschaften aus Belgrad, die sich auf einer Tournee durch die österreichischen Bundesländer befindet, wurde heute von Vbgm. Honay in Anwesenheit der Stadträte Bauer und Mandl im Rathaus empfangen. Im Namen der Belgrader Gäste dankte Deleon Ascher, ein Mitglied des Präsidiums der jugoslawischen Gewerkschaften. Er verwies auf die guten Beziehungen zwischen Österreich und Jugoslawien, die auf kulturellem Gebiet erst vor kurzem neuerlich durch Konzerte der Wiener Symphoniker in jugoslawischen Städten bekräftigt werden konnten.