Historischer Rückblick aus dem Jahr 1952

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Oktober 1952

Oktober

1.10.1952: Städtebundforderungen an den Finanzausgleich

Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Dr. Koref, Linz, und Stadtrat Resch, Wien, nahm der Finanzausschuss des Österreichischen Städtebundes zu den bevorstehenden Verhandlungen über den Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden Stellung. Nach einem Referat des Generalsekretärs Riemer wurde einstimmig ein 10 Punkte umfassendes Forderungsprogramm beschlossen.

Stadtrat Resch

Bürgermeister Dr. Koref

Der Städtebund fordert vor allem den Abbau des Vorzugsanteiles, den sich der Bund in den letzten Jahren an den gemeinschaftlichen Bundesabgaben vorbehalten hat, ferner Steuerleistung der Bundesbetriebe an die Gemeinden und die endliche Wiederherstellung der Beitragsleistung des Bundes und der Länder zu den Kosten der Errichtung und zum Gebarungsabgang der kommunalen Krankenhäuser.

In der Diskussion, in der die schwierige Finanzlage der Gemeinden aufgezeigt wurde, kam auch das lebhafte Interesse der Gemeinden an verstärkter staatlicher Wohnbauförderung zum Ausdruck. Der Städtebund tritt daher für erhöhte Zuwendungen des Bundes an den Bundes-Wohn- und Siedlungsfonds und an den Wohnhauswiederaufbaufonds ein.

Für die Führungen der Verhandlungen über den Finanzausgleich für das Jahr 1953 wurden die Finanzreferenten von Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg als Unterhändler bestellt.

1.10.1952: Straßenreinigung mit Staubsaugern

Nachdem sich der Schweizer Snowboy, der vollautomatisierte Schneeschaufler, im vergangenen Winter den Wienern zum ersten Mal vorgestellt hat, werden in wenigen Wochen zwei weitere neuartige Fahrzeuge den Fuhrpark der städtischen Kehrichtmaschinen erweitern. Es handelt sich um moderne Straßenstaubsauger, die nun auf Antrag des Magistrats vom zuständigen Gemeinderatsausschuss an zwei westdeutsche Firmen in Auftrag gegeben wurden, da die in Wien verwendeten selbstaufnehmenden Kehrmaschinen seit über zwanzig Jahren in Betrieb sind und den technischen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Die Faunwerke in Nürnberg werden eine dreirädrige Kehrmaschine, ein überaus wendiges Gerät, das sich dem dichten Großstadtverkehr besonders gut anpassen kann, liefern. Eine zweite selbstaufnehmende Kehrmaschine kommt aus Hannover. Auch sie hat eine Staubsaugeeinrichtung, die im wesentlichen aus dem kippbaren Schmutzbehälter, dem Wasserbehälter, dem Exhaustor und dem Rinnsalbesen mit Staubniederschlagung besteht.

Beide Gerätetypen wurden seit ca. drei Jahren in vielen ausländischen Städten mit gutem Erfolg verwendet. Sie fegen die Straßen im weiteren Bereich des Rinnsals sauber und transportieren den Kehricht in eingebauten Behältern zur Umladestelle oder direkt zur "Mistgstettn". Die Beschaffung der beiden Fahrzeuge wird etwa 600.000 Schilling erfordern. In Österreich werden wegen der geringen Absatzmöglichkeit derartige Spezialgeräte nicht erzeugt.

3.10.1952: Aus der Sitzung des Wiener Gemeinderates

Bürgermeister Jonas eröffnete heute die erste Sitzung des Wiener Gemeinderates nach den Sommerferien. Auf der Tagesordnung standen u.a. folgende Punkte:

Anträge über "Gewährung einer Sonderzulage für die Fürsorgeerziehungsheime des Ordens vom Guten Hirten", "Über vier Fälle von Grunderwerb durch Enteignung gegen Entschädigung zwecks Ausführung städtischer Wohnhausanlagen", "Errichtung einer Forschungsstelle für Wohnen und Bauen" (im Rahmen der Stadtbaudirektion), die Abänderung des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes für ein Gebiet im 4. Bezirk, wo anstelle des alten abbruchreifen Drascheschlössels ein moderner Bau errichtet werden soll, "Ankauf der Sammlungen Strauß-Meyszner und Strauß-Simon", "Errichtung von sieben neuen städtischen Wohnhausanlagen" sowie eine Debatte über den "Preiswucher mit Benzin und die Kraftfahrzeugsteuer für Motorräder" und die Debatte über einen eingebrachten Antrag betreffend "Provokation der Wiener Bevölkerung durch die Aufführung des Rommel-Films und die brutalen Gewaltmaßnahmen von Polizeimannschaften unter dem Kommando des Generals Täubler gegen friedliche Demonstranten".

Insgesamt standen 110 Geschäftsstücke auf der Tagesordnung, wovon die meisten ohne Debatte angenommen wurden. Darunter befinden sich u.a. die Errichtung eines kleinen Wasserkraftwerkes in Hirschwang, der Umbau einer Kesselanlage in der Nervenheilanstalt Rosenhügel, der Sachkredit für den Umbau von 15 Saurer-Stadtomnibussen auf Fahrgastfluss, der Kauf der Privatleichenbestattung Hausenberger in Biedermannsdorf durch die Städtische Bestattung, die Errichtung einer zusätzlichen Stiegenanlage in der Stadtbahnstation Schwedenplatz, die Regulierung des Mitterbaches in Schwechat usw.

4.10.1952: Heute Eröffnung von fünf neuen städtischen Wohnhausanlagen

Bürgermeister Jonas eröffnete heute fünf neue städtische Wohnhausanlagen und zwar in Wien 17, Rosensteingasse 48, 19, Kahlenberger Straße 7-9, 19, Heiligenstädter Straße 166-168, 19, Eisenbahnstraße 91 und 22, Konstanziagasse 36-40. In den Anlagen sind insgesamt 567 Wohnungen sowie mehrere Geschäftslokale und Ateliers untergebracht. Alle Wohnungen sind bereits bezogen. Die Gesamtbaukosten betrugen 33,181.000 Schilling.

4.10.1952: Wien baut Schulen und Kindergärten

In Anwesenheit der StRe. Afritsch, Mandl und Thaller und im Beisein zahlreicher Ehrengäste eröffnete Bürgermeister Jonas die neue Volksschule der Stadt Wien und den städtischen Kindergarten in Jedlesee.

Die nach den Plänen von Architekt Prof. Dr. Friedrich Lehmann gebaute Volksschule besteht aus drei Trakten, in denen vier Klassen, die Direktion und der Turnsaal untergebracht sind. Es ist vorgesehen, dass später noch vier Klassen dazugebaut werden können. Das neue Schulhaus ist mit allen Nebenräumen ausgestattet. Es hat Lehrmittelzimmer, eine große Pausenhalle und im Anschluss an den Turnsaal Duschenbäder. Außerhalb des Gebäudes befinden sich vor den Klassenzimmern terrassenartige Plätze für den Unterricht im Freien. Für Spiel- und Erholungszwecke ist durch Anlage von Rasenflächen Vorsorge getroffen worden. Der Bau wurde von der Firma WIBEBA in ca. 14 Monaten errichtet. Die Baukosten betrugen 3,750.000 Schilling.

Es ist dies, außer den Schulpavillons, die siebente neue Schule, die in der Nachkriegszeit von der Stadt Wien errichtet wurde. Gegenwärtig sind noch zwei Schulen und acht Schulpavillons in Bau. Außerdem wurden 158 Schulen repariert und zum Teil neu aufgebaut, womit für den Schulunterricht 1.900 Klassenzimmer gewonnen wurden.

Der Kindergarten wurde von Dipl.-Ing. Architekt Kratky entworfen. Er ist ein eingeschossiges Gebäude, in dem vier Gruppen mit insgesamt 120 Kindern untergebracht werden können. Die Baukosten betrugen zwei Millionen Schilling.

8.10.1952: Eröffnung der Ausstellung "Unser Strauss" - Auch Wilhelm Kienzl-Sammlung für die Stadt Wien gesichert

In den Ausstellungsräumen des Amtes für Kultur und Volksbildung eröffnete StR. Mandl im Beisein von Vizebürgermeister Weinberger die Ausstellung "Unser Strauß", die einige besondere Stücke der neuerworbenen Strauß-Sammlungen zeigt. StR. Mandl teilte mit, dass es der Stadt Wien auch gelungen sei, sich den Nachlass von Wilhelm Kienzl zu sichern. In kürzester Zeit wird diese Sammlung in den Besitz der Stadt Wien übergehen.

8.10.1952: Bürgermeister Jonas gibt 2.000 Schilling für Hochschüler-Tbc-Fonds

Die Österreichische Hochschülerschaft hat einen Tuberkulosen-Fonds geschaffen, dessen Mittel dazu dienen sollen, die rechtzeitige Betreuung tuberkulös gefährdeter Studenten zu ermöglichen. Bürgermeister Jonas hat heute aus dem ihm für unvorhergesehene Anlässe zur Verfügung stehenden Fonds der Österreichischen Hochschülerschaft für diesen Tbc-Fonds 2.000 Schilling überwiesen.

8.10.1952: Wohnungen auf Pfählen - Eine Stadt mit 1.800 Gemeindewohnungen ist entstanden

Heute wurde auf dem Kapaunplatz im 20. Bezirk die Dachgleiche des vierten Teiles dieser großen städtischen Wohnhausanlage erreicht. Die Baufirmen WIBEBA und Hoffmann-Maculan, die je eine Hälfte dieses Bauprojektes durchführen, mussten heuer im Frühjahr vorerst eine schwierige Pfahlfundierung des Baugeländes vornehmen. Wegen des schlechten Baugrundes am rechten Donauufer sind dort 1.212 Pfähle mit einer Gesamtlänge von mehr als sieben Kilometer eingeschlagen worden.

Die Planverfasser waren die Architekten Schlossberg, Dreier und Muchar. Der umbaute Raum beträgt bei diesem vierten Baulos 74.000 Kubikmeter, der Baugrund 15.500 Quadratmeter und die tatsächlich verbaute Fläche 3.500 Quadratmeter.

Der Geschäftsführer der Wibeba, Barousch, stellte fest, dass nach Beendigung des 4. Bauloses die Wohnhausanlage Kapaunplatz und der anschließende, von der Gemeinde Wien schon vor 1934 erbaute Engels-Hof zusammen über 1.800 Wohnungen verfügen. Dies entspricht dem Ausmaß einer kleinen Stadt.

9.10.1952: Die Rapid-Elf gibt Autogramme

Anlässlich des Erscheinens des Buches "Das ist Rapid" von Fonje-Lang gibt die Rapid-Elf Montag, 13.10., in der Buchhandlung Herzog (6, Mariahilfer Straße 1) Autogramme.

9.10.1952: Winterspritzung der Obstgehölze

In einer Kundmachung des Wiener Magistrates im "Amtsblatt der Stadt Wien" wird die Winterspritzung der Obstgehölze angeordnet. Danach sind u.a. alle Eigentümer von Obstbäumen und Obststräuchern im gesamten Gebiet des Landes Wien verpflichtet, ihre Gehölze zur Bekämpfung der San Jose-Schildlaus mit einem anerkannten Pflanzenschutzmittel zu bespritzen. Wenn dieser Verpflichtung nicht nachgekommen wird, ist der Wiener Magistrat berechtigt, die erforderlichen Maßnahmen auf Kosten der Grundeigentümer durchzuführen.

9.10.1952: Brandherd kommt zur Feuerwehr

Heute ereignete sich der kuriose Fall, dass nicht die Feuerwehr zu einem Brandherd gerufen wurde, sondern dass der Brandherd selbst vor der Feuerwehrzentrale um Hilfe ersuchte. Der Fahrer eines Müllwagens der Gemeinde Wien (Type Wibro) bemerkte bei seiner Rundfahrt am Graben, dass sein Gefäß rauchte. Kurz entschlossen fuhr er zur Feuerwehrzentrale "Am Hof" weiter, wo er bat, seinen Wagen zu löschen. Zwei Feuerwehrleute entledigten sich dieser Aufgabe mit einer Schlauchleitung.

Die Ursache für den Brand im Mistwagen dürfte heiße Asche gewesen sein, die leichtsinnigerweise in einen Coloniakübel gegeben wurde.

10.10.1952: Zirkus Rebernigg spielte für 1.500 Städtische Pflegekinder

Der Zirkus Rebernigg veranstaltete heute eine Gratisvorstellung für 1.500 städtische Pflegekinder. Der Veranstaltung wohne auch Bürgermeister Jonas bei. Besonderes Interesse fand bei den kleinen Gästen die Löwengruppe.

10.10.1952: Der Bürgermeister von Denver bei Bürgermeister Jonas

Der Bürgermeister von Denver, der Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaates Colorado, Quigg Newton, wurde heute von Bürgermeister Jonas im Rathaus empfangen. Die beiden Stadtoberhäupter besprachen kommunalpolitische Probleme ihrer Verwaltung.

11.10.1952: Koch- und Näh-Kurzkurse

Die Stadt Wien veranstaltet ab Mitte Oktober an den städtischen Lehranstalten für Frauenberufe achtwöchige Nachmittags- und Abend-Kurzkurse. (Kursorte: 6, Brückengasse, 9, Wilhelm-Exner-Gasse und 15, Sperrgasse).

11.10.1952: Weniger Menschen in den Obdachlosenherbergen - Ein schöner Erfolg des Sozialen Wohnhausbaues

Im Zuge der Eröffnungen von neuen städtischen Wohnhausanlagen in verschiedenen Bezirken sprach Bürgermeister Jonas über die bisherigen Erfolge des sozialen Wohnbaus. Er verwies dabei besonders auf das Schnellbauprogramm, das vor mehr als zwei Jahren in Wien in Angriff genommen wurde und die erhofften Ergebnisse nicht verfehlt hat. Jonas sagte u.a.: "In Wien waren durch den Bombenkrieg ungefähr 100.000 Wohnungen zerstört oder beschädigt worden. Die ausgebombten Familien brauchten dringend andere Wohnräume. Am Ende des Krieges ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen und Rückwanderern über Wien und alle suchten hier eine Heimstätte zu finden, weil sie sich in den Mauern der großen Stadt sicherer fühlten und eine Existenz zu gründen hofften. Im Oktober 1945 gab es in Wien 25 Flüchtlingslager mit 24.000 Personen, die keine Unterkunft hatten. Mit 1. Oktober 1952 haben wir nur mehr 9 Flüchtlingslager mit 2.600 Personen.

... die durch den Krieg zerstörten Obdachlosenheime kamen für eine Aufnahme der Ausgebombten nicht in Betracht. Die Gemeinde Wien musste daran gehen, provisorische Obdachlosenheime in Schulen und anderen Objekten unterzubringen. Diese provisorischen Obdachlosenheime waren selbstverständlich nicht als Daueranstalten gedacht, und die Gemeindeverwaltung war sich dessen bewusst, dass mit dem Fortschreiten des Wiederaufbaues und mit der Ausweitung des sozialen Wohnbau-Programmes auch daran zu denken sei, diese provisorischen Obdachlosenheime wieder aufzulassen. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass eine Großstadt dauernd Obdachlosenheime braucht, weil immer wieder Ereignisse eintreten, die auch in normalen Zeiten zu Obdachlosigkeit von Familien oder einzelnen Personen führen. Für diese Zwecke sind die kriegszerstörten Herbergen für Obdachlose wiederaufgebaut worden. Derzeit befinden sich in allen städtischen Obdachlosenherbergen, also einschließlich der provisorischen, 3.500 Betten.

... es ist dank den Erfolgen des städtischen Wohnhausbaues bereits gelungen, den Belag in den Obdachlosenheimen herabzusetzen, womit wir die Absicht verbinden, die am wenigsten geeigneten provisorischen Obdachlosenheime überhaupt aufzulassen. Dieser Fortschritt konnte nur schrittweise und mit viel Geduld erreicht werden und es wird noch viel Geduld notwendig sein, um alle provisorischen Obdachlosenherbergen aufzulassen. Die große Zahl von Delogierungen und die immer wiederkehrende Gefahr von Einstürzen alter und kriegsbeschädigter Häuser mahnt uns allerdings zur Vorsicht."

13.10.1952: Die Wissenschaft hilft den Wiener Schulen - Auffüllung der Lehrmittelsammlungen

Vor kurzem hat der Wiener Stadtschulrat die Leitungen der wissenschaftlichen Institute und Museen in Wien gebeten, ob es möglich wäre, Museumsobjekte und andere für den Unterricht verwendbare Lehrmittel leihweise oder als Geschenk zur Verfügung zu stellen. Viele Lehrmittelsammlungen der Wiener Schulen wurden im Krieg zerstört oder beschädigt, viele sind auch im Jahre 1945 ausgeplündert worden.

Eine Reihe von Instituten erklärte sich bereit, helfend einzugreifen. Durch das Entgegenkommen von Prof. Dr. Chiari, dem Vorstand des Universitätsinstitutes für pathologische Anatomie, werden die Wiener Schulen anatomische Präparate unentgeltlich erhalten. Für die Anschaffung der Gläser und der nötigen Konservierungsflüssigkeit hat das Bundesministerium für Unterricht 9.000 Schilling bewilligt.

Erfolgreich verspricht auch die Zusammenarbeit zwischen Stadtschulrat und Naturhistorischem Museum zu werden, das schon im abgelaufenen Schuljahr mit gutem Beispiel vorangegangen war. Ein Unterrichtsfilm, der die Entstehung des Vulkans Paricutin in Neu-Mexiko zeigt, wurde während drei Monate täglich in mehreren Vorstellungen der Wiener Schuljugend vorgeführt. 34.000 Schüler konnten den Film sehen.

Univ.-Prof. Dr. Strouhal, der administrative Direktor der Naturhistorischen Sammlungen des Museums, erklärte sich überdies bereit, biologische Präparate und Objekte über die das Naturhistorische Museum in mehreren Exemplaren verfügt, den Wiener Haupt- und Mittelschulen zu überlassen. Der Stadtschulrat hat für diese Aktion eine Zentralstelle eingerichtet, die die Verteilung und Weiterleitung regelt. Diese Zentralstelle will auch den Austausch von biologischen Objekten, Gesteinen und anderen Mineralien zwischen den Wiener Schulen und ausländischen Schulen organisieren.

Auch veranstaltet das Naturhistorische Museum in Zusammenarbeit mit dem Stadtschulrat im Pädagogischen Institut einen Präparatorenkurs. Dabei haben Lehrer aus allen Schulen Gelegenheit, sich in einem dreimonatigen Kurs unter der Leitung von Fachleuten die nötigen Kenntnisse anzueignen, um selbst neue Unterrichtsbehelfe anzufertigen und Instandsetzungsarbeiten auszuführen.

Auch die Geologische Bundesanstalt hat u.a. allen Mittelschulen eine geologische Karte Österreichs und seiner Nachbargebiete kostenlos zur Verfügung gestellt.

13.10.1952: Städtische Unternehmungen bauten 3.300 Wohnungen. 489 neue Wohnungen für die Bediensteten

Seit der Gründung der Städtischen Unternehmungen wurden im Laufe der Zeit ungefähr 2.800 Wohnungen errichtet, die für die in den Werken Beschäftigten bestimmt waren. Nach dem Krieg haben sich die Unternehmungen wieder entschlossen, Wohnungen zu bauen. Eine gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft wurde gegründet, und im Jahre 1951 mit dem Bau von 489 neuen modernen Wohnungen begonnen. Die Anlagen befinden sich im 11. Bezirk, Hasenleitengasse und Lorystraße, im 21. Bezirk, Justgasse, und im 2. Bezirk, Engerthstraße. Ungefähr die Hälfte aller Wohnungen sind bereits bezogen, bis Ende November dieses Jahres sollen alle Wohnungen ihren Mietern übergeben werden.

14.10.1952: Alte Häuser unter der Spitzhacke

Dieser Tage wurde in der Inneren Stadt mit der Abtragung des Hauses Haarhof 2 begonnen. Es handelt sich um eines der ältesten Häuser der Naglergasse, das durch Bombentreffer in ein benachbartes Objekt in seinen Grundmauern stark erschüttert wurde. Das alte vierstöckige Zinshaus mit nur einer Wohnung in jedem Stockwerk und einem kleinen Kaffeehaus im Parterre wies im Mauerwerk immer stärkere Risse auf, so dass eine Instandsetzung nicht mehr möglich war.

Der Gemeinderatsausschuss für Bauangelegenheiten hat zugleich der Abtragung der baufälligen städtischen Häuser in Wien 17, Hernalser Hauptstraße 73 und 75, der städtischen Althäuser 17, Promenadegasse 19 und 3, Hainburger Straße 78, zugestimmt.

15.10.1952: In drei Jahren: Wiener Sporthalle für viele Zwecke - Die besten Architekten Europas zum Wettbewerb eingeladen

Am 6. Juni 1952 beschloss der Wiener Gemeinderat einstimmig auf dem Gelände des Vogelweidplatzes im 15. Bezirk eine Sport- und Versammlungshalle für 25.000 Personen zu bauen. Heute informierte Stadtrat Thaller in Anwesenheit von Stadtrat Mandl die Vertreter der in- und ausländischen Presse über den Internationalen Architekturwettbewerb, der zur Erlangung von Entwürfen für dieses große Projekt ausgeschrieben wurde. Die bedeutendsten europäischen Architekten wurden dazu eingeladen. Es ist dies der erste große internationale Wettbewerb der Stadt Wien seit der Erbauung des Wiener Stadions vor fast einem Vierteljahrhundert.

Wie Oberbaurat Boeck von der Baudirektion mitteilte, werden sich folgende Architekten an dem Wettbewerb beteiligen:

Aus dem Ausland:

Für Deutschland Dipl.-Ing. Walter Höltje, der Erbauer der jüngst eröffneten Westfalenhalle in Dortmund, für England Architekt Robert Matthew, der die neue große Royal Festival Hall in London erbaute, für Finnland Professor Alvar Aalto, der Senior und große Lehrmeister der modernen finnischen Architektur, für Italien Luigi Nervi, der Erbauer des Stadions in Florenz und für die Schweiz Architekt Karl Egender, der Schöpfer des Hallenstadions in Zürich.

Von Österreichischen Architekten wurden eingeladen:

Prof. Max Fellerer und Arch. Eugen Wörle, die Erbauer des neuen Gänsehäufel-Bades, Arch. Adolf Hoch, der Träger der Goldenen Medaille für architektonische Sportbauten anlässlich der Olympiade 1948 in London, Dr. Kurt Klaudy, ein bekannter Industriearchitekt, Prof. Dr. Karl Kupsky, der Dekan der Architekturfakultät der Technischen Hochschule Wien, Dipl.-Ing. Hermann Kutschera, der Träger der Goldenen Medaille für architektonische Sportbauten anlässlich der Olympiade 1936 in Berlin, Prof. Dr. Karl Lorenz, der Dekan der Architekturfakultät der Technischen Hochschule in Graz, Dipl.-Ing. Otto Nobis, der Präsident der Architektensektion der Ingenieurkammer, Dr. Roland Rainer, der Erbauer des bekannten modernen Lehrlingsheimes der Arbeiterkammer Wien und Niederösterreich, Prof. Siegfried Theiss und Baurat Hans Jaksch, die Erbauer des Wiener Hochhauses.

Eine umfangreiche Jury wird die einlangenden Entwürfe prüfen. Für den Bauherrn sind in der Jury Bürgermeister Jonas, Stadtrat Mandl und Stadtrat Thaller vertreten. Als Fachjuroren fungieren Prof. Sven Markelius, Stadtbaudirektor von Stockholm, Prof. Erich Boltenstern und Prof. Franz Schuster, beide Wien; ferner der Wiener Stadtbaudirektor, der Leiter der Sportstelle des Wiener Magistrats und der Leiter der Architekturabteilung. Außerdem ist eine Reihe von vorprüfenden Fachleuten eingesetzt, die die Entwürfe begutachten sollen. Die Pläne müssen bis 1. Februar 1953 einlangen. Sie werden in einer großen Ausstellung der Wiener Bevölkerung gezeigt werden. Man will mit den Bauarbeiten schon im nächsten Jahr beginnen und rechnet mit einer Bauzeit von drei Jahren. Die eingeladenen Architekten erhalten als Aufwandsentschädigung je 15.000 Schilling, ferner ist ein erster Preis von 25.000 Schilling, ein zweiter Preis von 20.000 Schilling und ein dritter von 15.000 Schilling ausgeschrieben. Ein umfangreiches Raumprogramm wurde bereits ausgearbeitet, in dem die Wünsche und Notwendigkeiten zum Bau der großen Sporthalle festgelegt sind. Sie sollen den Architekten als Unterlage dienen, ihre Ideen und ihr Schaffen jedoch nicht beeinflussen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass der vorhandene Baumbestand auf dem Vogelweidplatz weitgehend erhalten bleibt. Überhaupt soll das ganze Gebiet um die große Halle in eine naturhafte Parklandschaft umgewandelt werden, die der öffentlichen Benützung freigegeben wird. Bequeme Spaziergänge werden an den Übungsplätzen vorbeiführen, auf denen nicht nur im Sommer Sport betrieben, sondern auch im Winter Eislauf und Eishockey gepflegt werden kann.

Wie Stadtrat Thaller grundsätzlich ausführte, steht die Notwendigkeit der Erbauung einer Großhalle außer Zweifel. Es gibt seit dem Brand der Rotunde im Jahre 1937 in Wien keine Halle für Großveranstaltungen, an denen zu gleicher Zeit mehr als 3.000 Personen teilnehmen können. Die moderne, soziale Gesellschaft braucht aber neue große Räumlichkeiten für ihre vielen kollektiven Aufgaben. Die Sporthalle muss daher nicht nur für Sportveranstaltungen, sondern auch für Großkundgebungen, musikalische Großfeiern, Kongresse und Tagungen, Ausstellungen und Großschauen Platz bieten, das heißt also, für viele Zwecke benutzbar sein. Die Halle selbst hat jedoch auch eine wichtige städtebauliche Aufgabe zu erfüllen. Der 15. Bezirk, in dem heute noch drei Viertel aller Wohnungen aus Zimmer-Küche bestehen und in dem mehr als 2.000 Menschen pro Hektar Bodenfläche zusammenleben müssen, benötigt einen neuen Schwerpunkt, ein Zentrum, das diesem typischen Arbeiterbezirk eine moderne Struktur verleihen kann. Um die Großhalle, so hofft man, kann sich ein lebendiges Wirtschaftsleben entwickeln.

16.10.1952: Ein Wiener Laden feiert 250. Geburtstag. Bürgermeister Jonas kam gratulieren

Bürgermeister Jonas beglückwünschte heute die Inhaberin und die Angestellten der Firma Albin Denk zum 250. Bestandjubiläum. Der Bürgermeister würdigte bei dieser Gelegenheit den Anteil, den sich diese Firma, die zu den ältesten und bekanntesten der Porzellan- und Glasverkaufsstellen in Wien zählt, um die Pflege der Kultur und des Geschmacks erworben hat. Er wünschte dem Unternehmen, dass auch seine Zukunft von Erfolg begleitet sein möge. Den Glückwünschen des Bürgermeisters schloss sich im Namen der Bundesregierung Handelsminister Böck-Greissau sowie der Präsident der Wiener Kammer der Gewerblichen Wirtschaft Dr. Kink an.

Die derzeitige Firmeninhaberin Frau Wunderlich brachte in einer Ansprache die glanzvolle Vergangenheit dieses Geschäftes in Erinnerung. Die Firma wurde im Jahre 1702 gegründet und hatte ihren ersten Laden im Häuserblock "Zum Eisgrübel" auf dem heutigen Petersplatz. Im Jahre 1720 wurde in diesem Geschäft zum ersten Mal Wiener Porzellan verkauft. Im Laufe der 250 Jahre wechselten die Besitzer der Firma einige Male. Etwa hundert Jahre hindurch war das "Eisgrübel" im Besitz der Familie Denk, ging später an eine Familie Resch über und seit Beginn des Jahrhunderts, nach der Übersiedlung auf den Graben, wird sie von der Familie Wunderlich geführt.

17.10.1952: Die ersten Autobusse mit Fahrgastfluss

Ab Montag werden auf der Autobusstrecke Praterstern - Westbahnhof versuchsweise die ersten Autobusse mit Fahrgastfluss und sitzenden Schaffnern eingeführt. Vorerst wurden drei der Saurer-Autobusse, der im innerstädtischen Verkehr meist verwendeten Type 5 GF, umgebaut. Einer dieser Autobusse wurde heute in Anwesenheit von Bürgermeister Jonas, Stadtrat Dkfm. Nathschläger und dem Direktor der Wiener Verkehrsbetriebe, Dipl.-Ing. Grohs, im Arkadenhof des Wiener Rathauses der Presse vorgeführt.

Zur Verkürzung der Aufenthalte an den Haltestellen wurde am Wagenende eine breite dritte Tür eingebaut. Diese hintere Tür ist für das Einsteigen bestimmt, während für das Aussteigen die vordere Tür und die mittlere Tür zur Verfügung steht. Die einsteigenden Fahrgäste betreten durch den Einstieg die geräumige hintere Plattform, lösen beim Vorbeigehen am sitzenden Schaffner während der Fahrt den Fahrschein und gehen zur Wagenmitte vor. Durch den festen Schaffnerplatz wird erreicht, dass bei starker Wagenbesetzung das störende Abkassieren durch den im Wageninnere pendelnden Schaffner, der sich bisher ständig zwischen den Fahrgästen hindurchzwängen musste, entfällt.

Der Gesamtfassungsraum bleibt bei den umgebauten Autobussen unverändert: im Wageninneren ist für 39, auf der Plattform für 20 Fahrgäste Platz. Die Türen sind als elektropneumatische Falttüren ausgeführt.

StR. Nathschläger bezeichnete die Einführung des Fahrgastflusses in den städtischen Autobussen als eine revolutionäre Neuerung im Wiener Verkehrswesen.

18.10.1952: Wissensbegierige Kinder - Unser größtes Kapital. Bürgermeister Jonas eröffnet die 160. instandgesetzte Schule

Die heutige Eröffnung der von der Stadt Wien wiederaufgebauten Mädchenhauptschule in der Stromstraße im 20. Bezirk gestaltete sich zu einem Freudentag für die Bewohner von Zwischenbrücken. Bezirksvorsteher Michal konnte zur feierlichen Eröffnung Bürgermeister Jonas, Vizebürgermeister Honay, die Stadträte Afritsch, Bauer, Mandl und Thaller sowie den Geschäftsführenden Präsidenten des Wiener Stadtschulrates, Nationalrat Dr. Zechner und zahlreiche Festgäste begrüßen.

Stadtrat Thaller berichtete über die umfangreichen Aufbauarbeiten in diesem Schulhaus, die mit einem Kostenaufwand von mehr als drei Millionen Schilling durchgeführt wurden. Von dem umgebauten Raum des Objektes mit 20.000 Kubikmetern waren 4.500 Kubikmeter, das sind 22,5 Prozent, durch Kriegseinwirkung vollkommen zerstört worden. Jetzt enthält das Schulgebäude 13 modern eingerichtete Schulklassen mit dem dazugehörigen Lehrmittelzimmer, einem Turnsaal mit Garderobe und Brausebad, weiter einen Physiksaal mit Experimentiertischen, einen Zeichensaal, einen Handarbeitssaal und eine Schulküche.

18.10.1952: Der neue Liebe Augustin

Der neue Liebe Augustin ist statt wie sein Vorgänger aus Bronze, aus Sandstein gefertigt.

Auf dem Platze in der Neustiftgasse Ecke Kirchengasse, auf dem bis zu ihrer Einschmelzung während des Krieges die Bronzestatue des Lieben Augustin stand, hat heute StR. Mandl ein neues Standbild enthüllt und in die Obhut der Stadt Wien übernommen. Der neue Liebe Augustin besteht aus Sandstein und unterscheidet sich etwas von der alten Figur. Er wurde von Prof. Josef Humplick geschaffen, der ein Träger des Preises der Stadt Wien ist.

StR. Mandl verwies darauf, dass die Gemeinde Wien für die Wiederherstellung von Denkmälern seit Kriegsschluss schon rund drei Millionen Schilling ausgegeben hat. In jedem Jahr werden für diesen Zweck etwa 500.000 bis 600.000 Schilling aufgewendet. Die Erhaltung der Denkmäler kostet der Stadtverwaltung außerdem jährlich noch weitere 100.000 Schilling. Der Liebe Augustin habe für die Wiener immer tiefe Bedeutung gehabt. Wenn auch noch so viel Leid über sie hereingebrochen ist, immer wieder haben sie die Kraft gefunden, sich aufzurichten und neu an die Arbeit zu gehen, getreu dem Spruch "wir san nicht hin!"

20.10.1952: Schubert- und Parkring sind fertig - Seit heute vormittag wieder der ganze Ring befahrbar

Heute wurde in Anwesenheit von Stadtrat Thaller, Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Gundacker sowie zahlreichen Festgästen ein weiterer Abschnitt der umgebauten Ringstraße, nämlich der zwischen Schwarzenbergplatz - Luegerplatz, für den Verkehr freigegeben. In seiner Ansprache erinnerte StR. Thaller daran, dass vor acht Wochen der Beginn dieses Straßenbauprojektes unliebsame Diskussionen ausgelöst hatte. Leider haben sich manche Wiener noch nicht daran gewöhnen können, dass bei Straßenumbauten auch das Pflaster aufgerissen werden muss. Der Stadtrat erklärte, dass mit diesem Bauabschnitt nunmehr schon der größte Teil der Ringstraße umgebaut ist und dass spätestens in zwei Jahren die repräsentativste Straße unserer Stadt in ihrer gesamten Länge ein dem modernen Straßenverkehr entsprechendes Aussehen haben wird.

Mit den Arbeiten auf der Ringstraße wurde vor zwei Jahren, nachdem die ärgsten Kriegsschäden im Wiener Straßennetz behoben waren, begonnen. Bekanntlich war früher nur das Stück der Ringstraße zwischen Universität und Parlament asphaltiert. Dieses stammte schon aus dem Jahre 1935. Das nächste Stück der Wiener Ringstraße wurde erst 15 Jahre später in Angriff genommen, wobei die jetzige Straßenverwaltung auch eine grundlegende Erneuerung der Geleiseanlagen der Straßenbahn vornehmen ließ.

Der Schubert- und Parkring wurde in einer Rekordzeit von zwei Monaten umgebaut. Die rund 6.300 Quadratmeter große Hartgußasphaltfläche wurde auf eine 20 cm Betonunterlage verlegt. Die Pflasterungen in den Geleisezonen haben ein Ausmaß von rund 2.000 Quadratmetern. In achteinhalb Wochen wurden auf der Baustelle 2.600 Schichten geleistet. An Zement, Betonsand, Schotter, Randsteinen und Asphaltbelag wurden 350 Waggonladungen verbaut. Für die Instandsetzung der Geh-Alleen, an denen noch gearbeitet wird, werden noch rund 1.500 Tonnen Baumaterialien verbraucht werden. Die Gesamtkosten für den Umbau des Schubert- und Parkringes belaufen sich auf 1,840.000 Schilling.

21.10.1952: Das Grabdenkmal für Dr. Karl Renner

In wenigen Tagen wird, das von der Stadt Wien für ihren Ehrenbürger, den verewigten Bundespräsidenten Dr. Karl Renner, errichtete Grabmal auf dem Zentralfriedhof fertig sein.

Die dem Architekten gestellte Aufgabe, auf dem weiten Platz unmittelbar vor der Lueger-Kirche eine dem Wesen und der Größe Renners gerechtwerdende Grabanlage zu schaffen, die sich würdig und schlicht der Gesamtanlage einfügt, war ungemein schwierig. Oberbaurat Dipl.-Ing. Zeidner von der Magistratsabteilung 19 hat aber die Grabanlage so gestaltet, dass sie als Ganzes zur Wirkung kommt, ohne die unmittelbar benachbarte Kirche zu tangieren, noch von dieser in ihrer Geschlossenheit beeinträchtigt zu werden. Eine Lösung in der üblichen Form mit einem aufragenden Grabmonument war daher von vornherein ausgeschlossen. Der Architekt hat daher eine mächtige Tumba in eine große runde Anlage gestellt, deren Sohle 90 cm tiefer liegt als das Gelände der Umgebung. Durch diese Tieferlegung wurde erreicht, dass die Grabanlage beim Herankommen nicht in Erscheinung tritt und daher auch die Kirche nicht beeinträchtigt, dann aber plötzlich als geschlossene Einheit vor dem Beschauer liegt, dessen Auge nun nicht mehr durch die nahe Kirche abgelenkt wird.

Der optische Mittelpunkt der Anlage, eine edle und in ihrer Form zeitlos gestaltete Tumba aus Landshager Granit (Oberösterreich) von monumentalen Ausmaßen, ruht auf einem zweistufigen Sockel aus Schärdinger Granit. Die dreigeteilte, feingeschwungene Deckfläche des Sarkophages zeigt im Mittelfeld, aus dem Stein herausgehauen, den Adler des österreichischen Staatswappens, dessen wuchtige Gestaltung vom akademischen Bildhauer Leinfellner stammt. Der Tumbakörper ist 2,82 m lang, 1,32 m breit und 1,25 m hoch. Der Sockel hat eine Länge von 3,86 m und eine Breite von 2,24 m.

Der gesamte Durchmesser der Anlage beträgt 24 m. Sie ist ein großer Kreis, der sich in ein Mittelfeld mit der Tumba und der unterirdischen Gruftkammer und einen höher gelegenen äußeren Ring gliedert. Der Außenring und das Mittelfeld werden von kniehohen Quadermauern aus Badner Konglomerat eingefasst. Der Innenkreis wird mit Blumen bepflanzt werden. Vom Innenkreis aus führen an drei Stellen Stufen zum äußeren Ring, der zwei einander gegenüberliegende Banknischen mit Steinbänken aufweist. Mittelfeld und Außenring sind mit handbearbeiteten Platten aus Mühldorfer Marmor (Wachau) gepflastert. Eine ebenfalls mit Mühldorfer Marmor eingefasste Öffnung führt in die eigentliche Gruft, deren Mauern aus gefugtem Ziegelmauerwerk besteht. Auch der Boden der Gruft ist mit einem in Felder geteilten Ziegelpflaster versehen. Die Beschriftung der Tumba stammt vom akademischen Bildhauer Tiefenthaler.

22.10.1952: Am Freitag Beflaggung der Städtischen Amtsgebäude

Anlässlich des Tages der Vereinten Nationen hat Bürgermeister Jonas die Beflaggung der städtischen Amtsgebäude für Freitag, den 24. Oktober, von 8 bis 20 Uhr angeordnet.

23.10.1952: Die Stadt Wien erhält einen Grossbagger. "Neptun" trifft Dienstag im Freudenauer Hafen ein

Der Schwimmbagger "Neptun" dient der Erhaltung der Anlagen für die Schifffahrt.

Zu den in der Öffentlichkeit wenig beachteten Leistungen der Wiener Stadtverwaltung gehören auch die Baggerungsarbeiten in den Wiener Häfen. Diese Arbeiten sind jedoch zur Aufrechterhaltung des Schiffsverkehrs vor allem bei niedrigem Wasserstand unumgänglich notwendig. Da die Wiener Häfen Albern, Freudenau, Lobau und Kuchelau öffentlichen Zwecken gewidmet sind und allen Schiffahrtstreibenden offenstehen, müssen die Baggerungsarbeiten unabhängig von der Dichte des Schiffsverkehrs vorgenommen werden. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bereiteten diese Arbeiten der Stadtverwaltung wenig Sorgen. Da von den beiden damals vorhandenen Hafenanlagen nur das Becken Freudenau für die Schiffahrt in Betracht kam - der Hafen Kuchelau diente fast ausschließlich dem Ruder- und Badesport - lohnte sich die Anschaffung eines eigenen Gerätes nicht. Die Baggerarbeiten wurden damals vom Strombauamt für Rechnung der Stadt Wien durchgeführt.

Nach 1945 stand die Magistratsabteilung 29, Brücken- und Wasserbau, als Hafenverwaltung vor der schwierigen Aufgabe, durch die inzwischen erfolgte Erbauung des Getreidehafens Albern und des Ölhafens Lobau nunmehr in vier Hafenbecken mit einer Gesamtwasserfläche von 78 Hektar die erforderlichen und durch den Krieg im Rückstand gebliebenen Baggerungsarbeiten durchführen zu müssen. Da anfänglich keine geeigneten Großgeräte zur Verfügung standen, wurde der im Besitz der Stadt Wien befindliche Kleinbagger "Josef" eingesetzt. Als sich Gelegenheit bot größere und robustere Geräte zu mieten, wurde davon Gebrauch gemacht. Es kam so zum mehrfachen Einsatz des Baggers "Vorwärts" der Verwaltung der DDSG und des Baggers "Oscar" der Vereinigten Baustoffwerke A.G.

Als im August des Vorjahres wegen Eigenbedarfes der Vermieter diese Geräte nicht mehr zur Verfügung standen, entschloss sich die Stadt Wien ein eigenes, den speziellen Anforderungen des Hafenbetriebes entsprechendes Gerät bei der Schiffswerft Linz zu bestellen. Das Gerät wurde nach einer Bauzeit von zehn Monaten fertiggestellt. Es ist der Bagger "Neptun". Es handelt sich dabei um einen vollständig geschweißten, dieselelektrisch angetriebenen Eimerkettenschwimmbagger von 100 m3 Stundenleistung. Er ist 25 m lang, 7 m breit und hat einen Tiefgang von 90 cm. Die größte Baggertiefe beträgt 7 m. Jeder der 32 auf der Kette befestigten Eimer fasst 130 Liter.

Der Bagger besitzt Feuerlösch- und Trinkwasserleitungen mit den dazugehörigen Pumpen, ferner eine Licht- und Akkumulatoren-Anlage für 24 V und alle sonstigen für den Betrieb erforderlichen Einrichtungen. Für das Baggerpersonal sind ein Wohnraum für zwei Personen, 1 Küche, 1 Waschraum und Dusche, Maschinenraum und sonstige Nebenräume vorhanden, die alle an eine Zentralheizung angeschlossen sind.

Mit dem Ankauf des Baggers "Neptun" (Kosten: 2,705.000 Schilling), hat die Stadt Wien aus eigenen Mitteln einen weiteren wesentlichen Beitrag zur Wiederinstandsetzung und Erhaltung der der Schifffahrt dienenden Anlagen geleistet.

28.10.1952: Neue künstlerische Hauszeichen auf Wiener Gemeindebauten

Der Gemeinderatsausschuss für Bauangelegenheiten hat zugestimmt, wieder eine Reihe von Wiener Gemeindebauten künstlerisch auszugestalten. So werden unter anderem die Wohnhausanlage in der Kolschitzkygasse eine Plastik für einen freistehenden Brunnen, die in der Weißgerberstraße ein Natursteinmosaik und die in der Kegelgasse ein Relief aus Steinzeug erhalten. Die Wohnhausanlage in der Lorystraße erhält ein färbiges keramisches Relief und die in der Silbergasse eine freistehende Natursteinplastik, die eine Mutter mit ihrem Kinde darstellt. Auf einigen anderen städtischen Wohnhausanlagen werden keramische Reliefs, Mosaikarbeiten und Sgraffiti angebracht.

Bisher wurden 293 Aufträge an Bildhauer und Maler vergeben. 10 Brunnen, 26 Rund-Plastiken, 132 Reliefs und 125 Sgraffiti und Mosaike schmücken bereits die städtischen Wohnhausanlagen.

28.10.1952: Neuerliche Subvention des Krebsforschungsinstitutes durch die Gemeinde Wien

Im heutigen Stadtsenat referierte StR. Resch über einen Antrag auf Gewährung einer Subvention von 10.000 Schilling an die Österreichische Gesellschaft zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit zum Zwecke der Errichtung eines Krebsforschungsinstitutes.

Der Wiener Gemeinderat hat im März dieses Jahres dem Abschluss eines Bestandvertrages zwischen der Stadt Wien und der Gesellschaft zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit zugestimmt. Dieser, von der Gemeinde Wien gewidmete Baugrund, ist ungefähr 3.000 m2 groß und liegt auf dem Territorium der Wiener Kliniken des Allgemeinen Krankenhauses.

29.10.1952: Riesenauftrag auf Kaffeehäferln. Stadt Wien sorgt für Vollbeschäftigung

Der Gemeinderatsausschuss für Wirtschaftsangelegenheiten hat in seiner Sitzung einen der größten Aufträge der Nachkriegszeit an die Metallwaren- und Porzellanindustrie vergeben. Bei einer Firma in Steinbach an der Steyr in Oberösterreich wurden rund 3.000 Dutzend rostfreie Bestecke bestellt. Weiters wurden einer Porzellanfabrik in Neuhofen an der Krems rund 30.000 verschiedene Teller und 6.000 Menüplatten in Auftrag gegeben. Aus Oberösterreich werden 9.000 Suppenschalen und Kaffeehäferln geliefert. Dazu kommen noch 6.700 Kaffeeschalen aus Melamin (Kunstharzprodukt), die bei einer Wiener Firma angekauft wurden. Diese Riesenausstattung ist für die Wiener Spitäler und städtischen Anstalten bestimmt.

31.10.1952: 45 Tagesheimstätten für alte Leute

Nächste Woche werden vom Wohlfahrtsamt der Stadt Wien in fast allen Bezirken Wiens 45 Tagesheimstätten für alte Leute errichtet. Sie bieten alten, hilfsbedürftigen Menschen während einiger Stunden des Tages (13 bis 19 Uhr) einen warmen, gemütlichen Aufenthalt. Die alten Leute erhalten unentgeltlich täglich eine Schale Milchkaffee und zweimal wöchentlich ein Stück Kuchen. Das Jugend-Rotkreuz sowie verschiedene Künstler werden für Betreuung und etwas Heiterkeit sorgen. In jeder Tagesheimstätte stehen Spiele und Zeitschriften zur Verfügung. Durch eine Spende der Philipps-Werke können fast alle Lokale mit Radioapparaten versorgt werden.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).