Historischer Rückblick aus dem Jahr 1953

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1953

Jänner

2.1.1953: Neujahrsnacht 1953

Die Silvesternacht in Wien wurde auch diesmal auf dem Rathausplatz mit dem traditionellen Turmblasen des Trompeterchors der Stadt Wien eingeleitet. Vor Beginn der musikalischen Darbietungen um 18 Uhr, wurde über die Lautsprecheranlage vor dem Rathaus die Neujahrsansprache des Bürgermeisters an die Wiener Bevölkerung übertragen.

3.1.1953: Der Nachlass Wilhelm Kienzls - Neuerwerbungen der Wiener Stadtbibliothek

Wilhelm Kienzls Nachlass ist in die Sammlung der Stadtbibliothek eingegangen.

Die Wiener Stadtbibliothek, deren Bestände erst kürzlich durch den umfangreichen Johann Strauß Nachlass wertvollen Zuwachs erhielten, konnte durch Erwerbung des künstlerischen Nachlasses des österreichischen Komponisten Wilhelm Kienzl neuerlich ihre Sammlungen bedeutsam erweitern. Dieser Nachlass umfasst sämtliche Werke des Meisters im Manuskript, darunter seine Opern "Der Evangelimann" und "Der Kuhreigen", seine Lebensbeschreibung, seine Tagebücher und eine mehr als 40.000 Stück umfassende Briefsammlung, die den freundschaftlichen Umgang Kienzls mit zahllosen hervorragenden Persönlichkeiten des Kulturlebens seiner Zeit widerspiegelt.

5.1.1953: Städtische Rekonvaleszentenheime für Heimatvertriebene

Die Gemeinde hat in dem schlossartigen Besitz des Pianisten Wittgenstein in Neuwaldegg sowie in dem ehemaligen Meidlinger Notspital Rekonvaleszentenheime für volksdeutsche Heimatvertriebene eingerichtet. In beiden Heimen werden derzeit 212, zum überwiegenden Teil ältere Patienten, betreut.

7.1.1953: Drei Götterbäume in der Inneren Stadt

Eine Reihe von Naturgebilden wurde wieder in das Naturdenkmalbuch der Stadt Wien eingetragen. Eine entsprechende Anmerkung im Grundbuch wird ebenfalls vorgenommen. Damit sind diese Naturgebilde, es handelt sich um insgesamt 25 Bäume, gesetzlich vor Beschädigung oder Zerstörung geschützt. Aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen ist es sogar verboten, Aufschriften an den Naturgebilden anzubringen, Schutt oder sonstige Abfälle abzuladen oder Zweige abzubrechen. Unter den neu aufgenommenen Naturgebilden sind drei so genannte Götterbäume besonders hervorzuheben, die im 1. Bezirk, Postgasse 7-9, zu finden sind. Ferner wurden Maulbeerbäume, Eiben, Platanen, Robinien, Pappeln, Linden und ein Waldbirnbaum unter Naturschutz gestellt.

8.1.1953: Weitere Arbeits- und Lieferaufträge der Stadt Wien

Im Zuge der Vergabe von Arbeiten an das Baugewerbe im Ausmaß von rund 12 Millionen Schilling genehmigte der zuständige Gemeinderatsausschuss den Entwurf von Prof. Mario Petrucci für die künstlerische Ausgestaltung der städtischen Wohnhausanlage Mollardgasse - Grabnergasse, in der auch ein städtischer Kindergarten untergebracht ist. Es handelt sich um eine der bedeutendsten künstlerischen Aufgaben, die in der Nachkriegszeit in Wien einem Bildhauer gestellt wurde.

9.1.1953: 50. Geburtstag von Gustav Zelibor

Der Komponist feiert seinen 50. Geburtstag.

Am 10. Jänner vollendet der Komponist Gustav Zelibor sein 50. Lebensjahr. Er ist gebürtiger Wiener, war Sängerknabe in der Stephanskirche, wurde 1917 Schüler der Musikakademie und wirkte seit 1923 als Pianist und Kapellmeister in Theatern und Kabaretts.

Den österreichischen Rundfunkhörern ist Zelibor durch seine Tanzweisen und Wiener Lieder, von denen einige sehr populär geworden sind, den Kinobesuchern aus den Tonfilmen "Das Leben geht weiter" und "Wir haben eben geheiratet" wohlbekannt; er erfreut sich auch bei den Freunden des Kabaretts als Komponist der Revuen "Kleine Teufeleien", "Liebesmagazin" und "Casanova-Express" große Beliebtheit.

12.1.1953: Treffpunkt der Skifahrer: Wienerwald und Unfallstation

Am vergangenen Wochenende lockte der verschneite Wienerwald zum ersten Mal im heurigen Winter größere Ausflüglermassen an. Die Wiener Verkehrsbetriebe mussten auf mehreren Strecken schon seit den frühen Morgenstunden einen beträchtlichen Andrang bewältigen. Die stärkste Frequenz verzeichnete diesmal die Stadtbahn in Richtung Hütteldorf, wo auf der Himmelhofschanze das erste Skispringen des Jahres stattfand. 51 Skifahrer benützten die Straßenbahn allerdings nur zur Hinfahrt, die Rückfahrt vom Wienerwald mussten sie leider mit der Rettung antreten.

12.1.1953: Falscher Feueralarm im Rathaus - Nur im Jahre 1944 brannte es wirklich

Heute Vormittag sah man plötzlich aus dem Dach des Wiener Rathauses dicke Rauchwolken aufsteigen. Fast gleichzeitig wurde die Feuerwehr von drei Seiten verständigt: "Es brennt im Rathaus!" Ein Löschzug von Neubau und von der Zentrale der Wagen mit der großen Magirusleiter waren rasch zur Stelle. Glücklicherweise stellte sich aber heraus, dass nur der Rauch aus dem Kamin der Heizanlage durch den Morgennebel niedergedrückt worden war, so dass der Eindruck eines Brandes entstand. Nach einem Kontrollgang konnte die Feuerwehr wieder abrücken.

Wirklich gebrannt hat es im Rathaus nur im Dezember 1944 nach einem Bombenangriff. In der ganzen Zeit der Zweiten Republik musste die Feuerwehr kein einziges Mal im Rathaus intervenieren. Aber schon einmal, im Jahre 1937, ging eine Meldung in die ganze Welt hinaus, dass das Rathaus abgebrannt sei. Es handelte sich allerdings um ein Phantasieprodukt eines Reuter-Korrespondenten, der sich auf diese Weise bekannt machen wollte.

13.1.1953: Gemeinde Wien baut in Liesing

Während der Kriegsereignisse wurden in Liesing 2.200 Gebäude zerstört. Ein Großteil davon waren Wohnhäuser und es gingen insgesamt 1.600 Wohnungen verloren. Die Gemeinde Wien hat in Liesing von 1948 bis 1952 mit dem Bau von 900 Wohnungen begonnen, 800 davon konnten inzwischen bezogen werden.

Sehr wesentlich waren die großen Instandsetzungsarbeiten auf den Liesinger Straßen. Allein in den Jahren 1950 bis 1952 hat die Gemeindeverwaltung für den Bezirk Liesing rund 12 Millionen Schilling für Straßeninstandsetzungen ausgegeben.

Eine besondere Anstrengung der Wiener Gemeindeverwaltung gilt der Regulierung des Liesingbaches. Durch laufende Überschwemmungen im Gebiet des Liesingbaches entstanden in den letzten Jahren Millionenschäden. Allein im Jahre 1951 wurden bei Überschwemmungen 43 Wohnungen unbewohnbar. Die Gemeinde Wien hat bis Ende 1951 rund 24 Millionen Schilling für die Liesingbachregulierung aufgewendet. Im Jahre 1952 wurden weitere 12 Millionen Schilling verarbeitet. In derselben Zeit wurde auch die große Kläranlage auf der Inzersdorfer Heide hergestellt. Durch ihre Fertigstellung ist es möglich, die Verbauung des ganzen Gebietes von Inzersdorf und Altmannsdorf in Angriff zu nehmen. Weiters werden bei dieser Kläranlage jährlich rund 80.000 Kubikmeter Methangas und 500.000 Kilogramm Dünger gewonnen. Ein wesentlicher Betrag musste auch für die Instandsetzung und für die recht bedeutende Erweiterung des Kanalnetzes im Gebiet von Liesing ausgegeben werden. Erwähnt seien hier nur die größten Baustellen, wie der Siebenhirtner Sammelkanal, die Einwölbung des Knotzenbaches und der Liesingtal-Sammler.

Aber auch die Schulen, Kindergärten, Bäder usw. kamen nicht zu kurz. In Siebenhirten wurde eine Schule neu errichtet, in Inzersdorf wieder aufgebaut und Raum für einen Kindergarten geschaffen, in Atzgersdorf, Erlaa, Perchtoldsdorf, Inzersdorf und Vösendorf wurden Turnsäle errichtet, in Rodaun und Breitenfurt zwei Schulpavillons, weiters wurden sämtliche Schulen im Liesinger Bezirk renoviert. In Rodaun, Siebenhirten und Perchtoldsdorf wurden Kindergärten modern ausgebaut oder neu errichtet, das Liesinger Volksbad wurde wieder aufgebaut, der Liesinger Friedhof einer Neuplanung unterzogen und der Autobusverkehr wesentlich verbessert. Die Splittergräben sind verschwunden, die Löschteiche wurden beseitigt und nahezu sämtliche Parkanlagen wieder instandgesetzt.

Über die umfangreichen Bautätigkeiten in Liesing wurde eine Broschüre aufgelegt, die in der Bezirksvorstehung für den 25. Bezirk erhältlich ist.

14.1.1953: Der Kampf gegen die Winterarbeitslosigkeit - Ein wesentlicher Beitrag der Gemeinde Wien

In dem Bestreben, alles zu tun, um die Arbeitslosigkeit in Wien zu bekämpfen, trafen heute im Rathaus die Amtsführenden Stadträte für Finanzen, Bauwesen und Wirtschaftsangelegenheiten mit Bürgermeister Jonas zusammen, um über die erforderlichen Maßnahmen zu sprechen. Obwohl sich die Gemeinde Wien auch schon in den früheren Jahren um die Bekämpfung der Winterarbeitslosigkeit bemüht hat, wird nach dem Ergebnis der Besprechung dieses Bemühen noch mehr verstärkt, und es werden noch weitere städtische Aufträge vergeben. Sie werden sich auf die Herstellung von normierten Türen und Fenstern für den sozialen Wohnhausbau, anderer Baubestandteile und Baumaterialien, Bau-Schlosserarbeiten, Schulmöbel und Anstalteneinrichtungen erstrecken. Desgleichen wird versucht werden, der textilverarbeitenden Industrie durch beschleunigte Erteilung von Aufträgen Arbeit zu beschaffen. Die Aufträge sollen so verteilt werden, dass bei den betrauten Firmen entweder die Aufnahme zusätzlicher Arbeitskräfte erreicht wird oder dass wenigstens Arbeiterentlassungen vermieden werden.

15.1.1953: Musik in der Familie

Unter dem Eindruck der vielen zur Wiederbelebung der Hausmusik abgehaltenen Veranstaltungen haben sich eine Reihe von Margaretner Familien zusammengeschlossen und unter dem Titel "Musik in der Familie" ein vorbildliches Programm geschaffen.

16.1.1953: Deutsche Turner im Rathaus

Beeindruckendes Können der Turner.

Die deutschen Turner treten gegen die österreichischen Turner an.

Die deutsche Turnmannschaft, die einen Vergleichskampf mit den österreichischen Turnern austrägt, wurde heute von StR. Mandl empfangen.

Der Mannschaftsführer der Deutschen, Reute, übermittelte die Grüße des Vorsitzenden des Deutschen Turnerbundes, Oberbürgermeister Dr. Kolb (Frankfurt).

17.1.1953: Vor dreißig Jahren: Die erste Feuerbestattung in Wien

Am 17. Jänner 1923 wurde das unter Bürgermeister Jakob Reumann errichtete Krematorium der Stadt Wien in Betrieb genommen. Ursprünglich war geplant die Feuerhalle mit dem Urnenhain direkt auf dem Zentralfriedhof zu errichten. Nach einem Architektenwettbewerb aber fiel die Wahl auf das Gelände gegenüber dem zweiten Tor. Von den siebzig damals eingesandten Projekten wurde der Entwurf Prof. Clemens Holzmeisters ausgewählt und zur Ausführung bestimmt. Die Kosten des Baues, der schon zu Weihnachten 1922 fertig gestellt wurde, beliefen sich auf 1.287 Millionen Kronen.

Die Feuerhalle der Stadt Wien wurde in den folgenden Jahren einige Male erweitert und die Einrichtungen verbessert. Am 12. Februar 1945, also in einer Zeit der höchsten Inanspruchnahme des Bestattungswesens, wurde die Feuerhalle durch Bombentreffer schwer beschädigt. Die Instandsetzungsarbeiten dauerten ein volles Jahr. In den Nachkriegsjahren wurde im Rahmen der Aufbauarbeiten auf den Wiener Friedhöfen auch die Feuerhalle neu eingerichtet und modernisiert. Erst vor einem Jahr wurde im Keller des Krematoriums eine neue Kühlanlage eingerichtet.

Im Laufe der dreißig Jahre haben in der Feuerhalle der Stadt Wien bis zum heutigen Tage 84.221 Feuerbestattungen stattgefunden.

19.1.1953: Löwenzahngasse und Akeleiweg - Neue Straßennamen

In der Wohnsiedlung "Aus eigener Kraft" im 22. Bezirk erhalten drei an der Bellinigasse liegende Verkehrsflächen Namen nach berühmten Musikern, und zwar "Cherubinistraße", "Fiebrichgasse" und "Weinwurmgasse". Einer vierten Verkehrsfläche wurde der Name "Regattaweg" gegeben. In der Siedlung Hadersdorf wurde die Teichstraße in der Glossystraße zur Erinnerung an den Direktor der Bibliothek und des Museums der Stadt Wien, Dr. Karl Glossy, umbenannt. An den verdienstvollen Bürgermeister von Fischamend, Josef Smolek, wird die "Smolekstraße" im 23. Bezirk erinnern. Die noch unbenannten Verkehrsflächen in der Siedlung "Stadlau-Neustraßäcker" erhielten Blumennamen. Es gibt hier nun eine "Löwenzahngasse", "Rosmaringasse", einen "Anemonenweg", "Lupinenweg", "Akeleiweg" und einen "Mohnblumenweg".

19.1.1953: Egon Friedell zum Gedenken

Wäre heuer 75 Jahre alt geworden: Egon Friedell

Am 21. Jänner wäre der Wiener Schriftsteller und Kulturhistoriker Dr. Egon Friedell 75 Jahre alt geworden.

Nach Absolvierung der germanistischen Studien betätigte er sich in seiner Heimatstadt als freier Schriftsteller, Kritiker und Schauspieler und schied am 16. März 1938 freiwillig aus dem Leben. Friedells weitgespannte Tätigkeit im geistigen Leben Wiens, zu dessen vielseitigsten Begabungen und charakteristischen Erscheinungen er gehörte, erstreckte sich auf einen Zeitraum von vier Jahrzehnten. Im Mittelpunkt seines Schaffens stand die kulturhistorische Arbeit. Er verfasste die dreibändige "Kulturgeschichte der Neuzeit" und die zweibändige "Kulturgeschichte des Altertums". Besonders beschäftigt er sich mit dem Christusproblem. Ein dichterisches Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit den Fragen Judentum - Christentum ist die im Burgtheater aufgeführte "Judastragödie". Friedell war mit Peter Altenberg und Alfred Polgar eng befreundet. Altenberg widmete er die Abhandlung "Ecce poeta" und setzte ihm in seinem "Altenberg-Buch" ein literarisches Denkmal. Mit Polgar verfasste er den Einakter "Goethe", eine köstliche Verulkung der deutschen Literaturhistoriker, und die Operette "Der Petroleumkönig", in der die Stumpfsinnigkeit der Operettentexte ad absurdum geführt wird. Gemeinsam mit Hans Sassmann unterzog er das Nestroystück "Alles oder Nichts" einer Umarbeitung und bearbeitete den Text von Offenbachs "Schöne Helena" und "Hoffmanns Erzählungen". Seine gedankenreichen Essays und kulturkritischen Aufsätze sind in Auswahlbänden, wie "Steinbruch" und "Das Altertum war nicht antik" gesammelt.

Auch als Übersetzer aus dem Französischen und Englischen ist er bekannt geworden. Sein schauspielerisches Wirken verdient gleichfalls Erwähnung. Es begann bereits früh im Kabarett "Fledermaus". Später holte ihn Max Reinhardt an seine Bühnen in Wien und Berlin und es zeigte sich, dass er auch größere Rollen mit Erfolg spielte. Mit Egon Friedell ist ein origineller Vertreter der Wiener Literatur vorzeitig dahingegangen.

20.1.1953: Umbau der Stadtbibliothek vollendet - 250.000 Bände auf 7 Kilometer Regalen

Der im vorigen Jahr begonnene Umbau der Wiener Stadtbibliothek ist nun vollendet. Die bisher in den Räumen der Volkshalle provisorisch untergebrachten Bestände sind in das Dachgeschoss des Rathauses direkt über dem Lesesaal übersiedelt. Ein elektrischer Aufzug stellt die kürzeste Verbindung her, so dass nun jeder Wunsch nach einem Buch innerhalb von 15 Minuten erfüllt werden kann. Insgesamt wurden sechs Räume für die Zwecke der Stadtbibliothek neu adaptiert und mit 8,5 Kilometer langen Stahlregalen ausgestattet. Eineinhalb Kilometer sind noch frei, um den Zuwachs im Laufe der Zeit aufnehmen zu können. In einem Teil der Räume sind die Regale zwei- und dreigeschossig ausgeführt, in den anderen ist ein Ausbau noch möglich. Der Umbau kostete ungefähr 1,5 Millionen Schilling. Die wertvollen Bücher der Stadtbibliothek sind nun nach menschlichem Ermessen feuersicher untergebracht. Eigene Apparate regeln die Luftfeuchtigkeit in den Räumen, um die Werke vor vorzeitigem Verfall zu bewahren.

21.1.1953: Eine Roda-Roda-Gasse in Floridsdorf

Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat nunmehr zwei neu geschaffene Verkehrsflächen in Floridsdorf benannt. Es handelt sich um zwei Gassen in der städtischen Wohnhausanlage nächst der Rußberggasse in Strebersdorf. Die eine wurde nach dem im Jahre 1945 verstorbenen österreichischen Schriftsteller Roda-Roda (Sandor Friedrich Rosenfeld) benannt, die zweite erinnert an den 1650 verstorbenen Kupferstecher und Radierer Matthäus Merian.

22.1.1953: Im Zeichen der Liebe und Obsorge - Das 50.000ste Säuglingswäschepaket der Stadt Wien

In der Frauenklinik Gersthof (18. Bezirk), in der im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Wiener Kinder entbunden wurden, erhielt heute eine junge Wiener Mutter das 50.000ste Säuglingswäschepaket für ihren sieben Tage alten Sohn Paul.

Das Paket wurde von Bürgermeister Jonas überreicht.

Seit Mai 1949 bekommt jede Wiener Mutter, die ein Kind zur Welt bringt, von der Stadtverwaltung wieder ein Säuglingswäschepaket. Diese Aktion wurde nach dem Ersten Weltkrieg unter Stadtrat Professor Tandler eingeführt, nach 1934 aber wieder abgeschafft. Die ersten Pakete in der Nachkriegszeit konnten erst 1947 und dann nur an die bedürftigsten Mütter verteilt werden. Anfangs waren es nur etwa 250 Pakete monatlich. Die Aktion wurde später trotz großer Schwierigkeiten und hoher Kosten bei der Anschaffung von Textilien allmählich erhöht. Der Wiener Gemeinderat hat zu Beginn des Jahres 1949 beschlossen, diese Gratispakete jeder Mutter ohne Unterschied zu übergeben. Im vorigen Jahr wurde die Aktion auf Antrag von Vizebürgermeister Honay auch auf die volksdeutschen Mütter ausgedehnt, die ihren ständigen Wohnsitz in Wien haben. Eine Babyausstattung kostet gegenwärtig 175 Schilling. Im Voranschlag für 1953 sind für diesen Zweck 1,520.000 Schilling enthalten, was etwa 8.700 Garnituren entspricht.

23.1.1953: Mozart unterwegs zum Burggarten

Die Instandsetzungsarbeiten am demontierten Mozartdenkmal sind nun soweit fortgeschritten, dass in absehbarer Zeit mit einer Überführung in den Burggarten gerechnet werden kann.

Der im Jahre 1945 durch Granatsplitter schwer beschädigte Sockel musste restauriert, zum Teil erneuert werden. Die Figur selbst wurde bekanntlich noch im letzten Augenblick vor den großen Bombenangriffen in Sicherheit gebracht und hat auch die folgenden Nachkriegsjahre gut überstanden. Die Instandsetzung der Reliefs auf dem Sockel wurde nun einigen bekannten Wiener Bildhauern anvertraut.

Um den künftigen Standort für das Mozartdenkmal entflammten seit 1947 mehrere Male hitzige Diskussionen, die nur bestätigt haben, wie gerade dieses Monument den Wienern ans Herz gewachsen ist. Die Aufstellung auf dem Platz hinter der Oper wurde hauptsächlich aus verkehrstechnischen Gründen nicht mehr empfohlen. Dafür wurde anfangs der Karlsplatz, Schönbrunn und der Burggarten als die geeignetsten Plätze vorgeschlagen. Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung hat sich schließlich für den Burggarten entschlossen und gemeinsam mit den zuständigen Stellen des Bundes die endgültigen Vorbereitungen für die Aufstellung des Denkmals getroffen. In wenigen Wochen wird sich der steinerne Mozart den Wienern und den Gästen der Wiener Festwochen zum ersten Mal in einem direkt von der Ringstraße zugänglichen Rondeau gegenüber der Eschenbachgasse präsentieren.

26.1.1953: Wiens Straßenverzeichnis wird immer umfangreicher

Mit der ständigen Entwicklung des sozialen Wohnungsbaues der Stadt Wien sind seit Kriegsende viele neue Straßenzüge entstanden, die nun ihre Namen bekommen. In den letzten Wochen wurden vom Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung dutzende Verkehrsflächen in den neuen Wohnhausanlagen Namen bedeutender Persönlichkeiten gegeben.

In der Siedlung Hirschstetten im 22. Bezirk hat man eine Gasse nach dem österreichischen Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Karl Luick benannt, eine andere nach dem Komponisten Oskar Nedbal. Vier weitere Verkehrsflächen erhielten die Namen des Wiener Gynäkologen Prof. Dr. Josef Späth, des österreichischen Geologen Prof. Dr. Franz Toula, des Wiener Malers Franz Schams und des Nationalrates Josef Tomschik. Die bis jetzt mit den Ziffern 1 und 12 bezeichneten Gassen werden in "Maschlgasse" umbenannt. Rudolf Maschl d.Ä. hat sich als Siedlerobmann große Verdienste erworben, sein Sohn Rudolf ist im Alter von 23 Jahren für die Freiheit Österreichs gestorben. Das Zentrum der Siedlung Hirschstetten wurde nach dem Begründer der Jugendkunstbewegung und bedeutenden Kunstgewerbler Franz Cizek benannt.

26.1.1953: In der nächsten Woche - Montage der neuen Brandmelder

Bereits im vorigen Jahr wurden in der Feuerwehrzentrale der Stadt Wien Am Hof alle Vorbereitungen für die neue Brandmeldeanlage getroffen. In der nächsten Woche kann mit dem Anschluss der ersten Meldeapparate in Theatern, wichtigen öffentlichen Gebäuden und brandgefährdeten Großbetrieben an das Feuerwehr-Fernmeldenetz begonnen werden.

Vor dem Krieg bestanden neben den 831 öffentlichen Meldern, die nicht mehr installiert werden sollen, insgesamt 266 Innenmelder. Heute stehen für den ersten Bedarf einstweilen 100 einheitliche Hauptmelder zur Verfügung. Die Apparate werden den Teilnehmern an der Brandmeldeeinrichtung von der Feuerwehr leihweise zur Verfügung gestellt und montiert. Die monatliche Gebühr wird dafür 70 Schilling betragen. Dadurch werden den Teilnehmern die mit der Anschaffung der Apparate verbundenen erheblichen Aufwendungen erspart. Die neue Brandmeldeanlage Am Hof ist imstande, gleichzeitig vier Brände anzuzeigen. Durch eine sinnreiche Konstruktion erfolgt über die Brandmeldeleitung gleichzeitig die Steuerung der öffentlichen elektrischen Uhren.

28.1.1953: Das gezählte Wien - Ein Auszug aus dem neuen Statistischen Jahrbuch der Stadtverwaltung

Die Volkszählung 1951 ergab für Wien eine Einwohnerzahl von 1,766.102, und zwar 769.366 männliche und 996.736 weibliche Personen. Die Zahl der ledigen männlichen Personen betrug 280.063, jene der weiblichen 325.348.

Unter 1.000 nur 58 Selbständige

Im Jahre 1951 wurden unter 1.000 Personen der Bevölkerung nur 58 Selbständige, bei denen 13 Familienmitglieder mitarbeiteten, gezählt.

4.971 Ärzte in Wien

Die Zahl der Ärzte ist von 4.731 im Jahre 1950 auf 4.971 im Jahre 1951 gestiegen.

In den städtischen Krankenanstalten waren im Jahre 1951 128.238 männliche und 191.165 weibliche Personen gegenüber 123.565 männlichen und 187.508 weiblichen Personen im Jahre 1950 untergebracht. Der in den Nachkriegsjahren festgestellte Rückgang der einst als "morbus viennensis" berüchtigten Tuberkulose hielt weiter an.

Dämon Alkohol

Besondere Beachtung verdient schließlich auch die bedeutende Zunahme der Geisteskrankheiten in der Wiener Bevölkerung. Ende des Jahres 1947 befanden sich in den Heilanstalten für Geisteskranke 4.493 Pfleglinge. Ende des Jahres 1951 hingegen 6.140. Eine gleiche Tendenz zeigen auch die Zahlen der zur Beobachtung des Geisteszustandes Eingelieferten sowie die Psychiatrierungen. Im Jahre 1947 wurden 4.100 Personen untersucht und davon 1.067 gesund befunden; im Jahre 1951 stieg die Zahl der wegen Verdachtes einer Geistesstörung Angehaltenen auf 5.702, von denen nur 749 wieder freigelassen werden konnten. Die Hauptursache dieser Verhältnisse liegt in dem zunehmenden Hang zum Alkoholgenuss; die Zahl der wegen Alkoholismus internierten Personen ist von 52 im Jahre 1947 auf 351 im Jahre 1950 gestiegen, also auf mehr als das Siebenfache.

29.1.1953: Ein Hufschmied für 138 Pferdefüße

Neben den ungefähr 23.000 "Benzinrössern" gibt es in Wien noch immer 6.869 "echte" Pferde, wie die letzte statistische Zählung zu berichten weiß. In dieser Zahl sind allerdings nicht nur Arbeitstiere, sondern auch Reit- und Rennpferde eingeschlossen. Obwohl also die Pferde gegenüber den Autos eine verschwindende Minderheit geworden sind, geben sie doch noch einem Gewerbezweig in Wien Arbeit und Beschäftigung. Zur "Fußpflege" der 6.869 Wiener Pferde gibt es in unserer Stadt 199 selbständige Hufschmiede, die zugleich auch Wagenschmiede sind. Auf einen Hufschmied entfallen also durchschnittlich 138 Pferdefüße.

29.1.1953: Orkan über Wien

Sturmschäden an der Wohnhausanlage Linzer Straße.

Der heftige Sturm, der heute Nacht einsetzte und zeitweise katastrophale Stärke annahm, versetzte sämtliche Feuerwachen der Stadt Wien und den Städtischen Rettungsdienst in einen Daueralarm. Seit Beginn des orkanartigen Sturmes über Wien meldete die Feuerwehrzentrale Am Hof bis Mitternacht 110 Ausrückungen. Bis heute Mittag waren es 281. Die Ausrückungen betrafen zum größten Teil Schäden an Bauten, losgelöste Geschäftsschilder, beschädigte Oberleitungen bei der Straßenbahn usw. Auf dem Gaudenzdorfer Gürtel ist in einem bombengeschädigten Haus eine 20 m2 große Mittelmauer auf die Straße gestürzt. Auch in der Brigittenau kam es zu einem größeren Mauereinsturz. Die vielen Wahlpropagandatürme erwiesen sich als eine besondere Gefahr. Vier Feuerwehrmänner erlitten Verletzungen und mussten in Spitalspflege gebracht werden. Beim Rettungsdienst wurden 140 Ausfahrten gezählt.

Zu zahlreichen Verkehrsstörungen und Sachschäden kam es auch bei den Wiener Verkehrsbetrieben. Vom Stadtbahnviadukt Josefstädter Straße löste der Sturm das Regenschutzblech und durchriss die Oberleitung. In der Schlachthausgasse stürzte ein Mauergerüst auf die Fahrbahn.

Zu einem eigenartigen Unfall kam es auf der Linie E2. Durch einen heftigen Windstoß wurde das Stirnfenster des Triebwagens zerbrochen und der Fahrer und ein Fahrgast erlitten Schnittverletzungen.

30.1.1953: Wien nach wie vor frei von der Grippewelle

Wie der Amtsführende Stadtrat für das Gesundheitswesen, Vizebürgermeister Weinberger, aufgrund der Berichte des Seuchenreferates des Gesundheitsamtes mitteilt, war der Stand an Grippeerkrankungen auch gestern unter dem langjährigen Durchschnitt.

Von der Bettenzentrale wurden insgesamt nur 29 Krankheitsfälle an Erkältungen, Erkrankungen der Atmungsorgane etc. gemeldet und davon zwei als grippeverdächtig bezeichnet.

Zu den Meldungen, wonach Impfungen gegen Grippeerkrankungen stattfinden, teilen die zuständigen Stellen mit, dass diese praktisch nur im Bereiche von Armeestellen durchgeführt werden.

Ansonsten gibt es kaum einen Staat, der bisher Impfungen im größeren Maße gegen Grippeerkrankungen durchgeführt und damit verwendbare Erfahrungen gemacht hätte.

30.1.1953: Zum Gedenken an die Dänenhilfe

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden 22.000 hungernde österreichische Kinder in Dänemark liebevoll aufgenommen. Seither bestehen zwischen vielen Familien in Österreich und Dänemark Bande inniger Freundschaft. Durch die Gründung der Vereinigung ehemaliger Pflegekinder hat die Wiener Jugend seinerzeit für ihre unvergängliche Liebe zu Dänemark auch ein sichtbares Zeichen geschaffen. Im Jahre 1945 waren es auch wieder Dänen, die Wien und Österreich in ärgster Bedrängnis geholfen haben. Dank der alten Beziehungen zu den dänischen Pflegeeltern konnten auch nach dem Zweiten Weltkrieg 4.000 Wiener Kinder Aufnahme in Dänemark finden.

Eine Abordnung der Initiatoren der Erholungsaktion übergab heute Bürgermeister Jonas zur Erinnerung an die Dänenhilfe ein Gedenkblatt mit der Bitte, dieses in den Städtischen Sammlungen aufzubewahren. Das Gedenkblatt, das die Unterschriften der Wiener Begleitpersonen der Kindertransporte nach Dänemark enthält, schmückt das bekannte Abzeichen der dänischen Patrioten aus den Jahren 1940 bis 1945.

31.1.1953: Man muss nicht alles haben!

Seit heute hat das Gesundheitsamt der Stadt Wien sozusagen als Vorbeugungsmittel gegen die Grippewelle in allen Straßenbahnwagen ein kleines Plakat anschlagen lassen. "Man muss nicht alles haben" - so argumentiert das Gesundheitsamt treffend - "vor allem nicht den Katarrh oder die Grippe der anderen Fahrgäste. Bitte nehmen Sie daher Rücksicht und halten Sie beim Husten und Niesen die Hand vor!"

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).