Historischer Rückblick aus dem Jahr 1953

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Oktober 1953

Oktober

1.10.1953: Ölfeuerung im Allgemeinen Krankenhaus

Die Gemeinde Wien wird noch heuer damit beginnen, 25 Zentralheizungskessel des Allgemeinen Krankenhauses auf Schwerölfeuerung umzubauen. Die Gesamtkosten dafür betragen 1,7 Millionen Schilling. Das Heizen mit Schweröl ist bedeutend wirtschaftlicher. Man rechnet damit, dass die Kosten des Umbaues schon in zwei Jahren hereingebracht sein werden.

2.10.1953: Wiener Gemeinderat beschließt Verleihung von vier Ehrenmedaillen

Der Wiener Gemeinderat hat heute beschlossen, an vier Persönlichkeiten für ihr verdienstvolles Wirken die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien zu verleihen. Es handelt sich um den Heimatforscher und Volksbildner Hofrat Dr. Anton Becker, um den Kunsthistoriker Prof. Otto Erich Deutsch, um den Archäologen Univ.-Prof. Dr. Josef Keil und um den Fürsorgeamtsvorstand des 17. Bezirkes Julius Muhm.

2.10.1953: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Der Vorsitzende, Bürgermeister Jonas, teilte mit, dass Dr. Ernst Robetschek mit Schreiben vom 10. September seine Funktionen als Gemeinderat und als Amtsführender Stadtrat mit Rücksicht auf seinen verschlechterten Gesundheitszustand zurückgelegt habe.

Von der Österreichischen Volkspartei wurde Kommerzialrat Karl Lakowitsch als Nachfolger von StR. Robetschek vorgeschlagen und ohne die Stimmen des Linkblocks und der WdU zum Stadtrat gewählt.

Auf Vorschlag des Stadtsenats wurde er zum Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe VII, Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten, gewählt.

Stadtrat Karl Lakowitsch

Stadtrat Karl Lakowitsch

Der neue Amtsführende Stadtrat für die Geschäftsgruppe VII, Karl Lakowitsch, wurde am 5. Februar 1897 als Sohn eines Schuhmachermeisters geboren. 1915 maturierte er an der Realschule Wien 1, rückte unmittelbar darauf ein und machte den Ersten Weltkrieg bis 1918 mit.

Nach Kriegsende erlernte er neben dem Studium an der Technischen Hochschule das Schuhmacherhandwerk und ließ sich zum Orthopädieschuhmachermeister ausbilden. Im Jahr 1929 übernahm Lakowitsch die selbständige Führung des väterlichen Betriebes, einer orthopädischen Schuherzeugung. Im Zusammenhang mit seiner Geschäftstätigkeit begann er auch bald seinen Stand in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Er wurde 1930 in den Ausschuss der Wiener Schuhmachergenossenschaft gewählt. Von da an war er ununterbrochen als Funktionär in der Berufsorganisation der Schuhmacher bis 1938 tätig. Er leitete auch den ersten Kurs für die Heranbildung von Fachlehrern für das Schuhmachergewerbe. Ihm ist ferner die Gründung der Produktivgenossenschaft der Schuhmachermeister zu danken. Außerdem war Karl Lakowitsch, der als ein bewährter Vertreter der gewerblichen Wirtschaft, vor allem als einer der Vorkämpfer und Initiatoren der Altersunterstützung für Gewerbetreibende gilt, Mitbegründer des Zentralverbandes der Orthopädischuhmachermeister Österreichs. Nach der Auflösung des Verbandes im Jahre 1938 leitete er die Neugründung 1945 in die Wege und ist heute noch Obmann des Verbandes.

Bis zum Ende des Krieges war Lakowitsch aus dem öffentlichen Leben ausgeschaltet. Im Jahre 1945 wurde er in den Nationalrat gewählt, dem er bis Februar 1953 angehörte. Im Jahre 1953 wurde Komm.-Rat Lakowitsch vom Wiener Landtag in den Bundesrat entsandt. Er ist zur Zeit Kurator des Wirtschaftsförderungsinstitutes der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, Obmann des Österreichischen Genossenschaftsverbandes und Fachverbandsobmann der gewerblichen Kreditgenossenschaften.

3.10.1953: Neues aus Vindobona - Jakobskirche steht auf einem Militärmagazin

Auch in diesem Jahr war die archäologische Forschungsarbeit der ur- und frühgeschichtlichen Abteilung des Historischen Museums der Stadt Wien von Erfolg begleitet.

So wurden u.a. in Heiligenstadt die Grabungen im Raume der Jakobskirche fortgesetzt. Es zeigte sich, dass sie nur zum Teil auf den Fundamenten eines römischen Baues liegt. Dieser selbst konnte in seinem vollem Grundriss wiedergewonnen werden. Seiner Gestaltung nach steht er den römischen Militärmagazinen nahe.

5.10.1953: 80.000 Besucher in der Kleingärtnerausstellung

Die repräsentative Jubiläumsschau der Österreichischen Kleingärtnerschaft übertraf alle Erwartungen. 80.000 Besucher konnten in den neun Tagen ihrer Öffnung gezählt werden. Zum Abschluss der Ausstellung erhielten noch die erfolgreichsten Züchter aus Wien und den Bundesländern Medaillen und Diplome.

6.10.1953: Das Burgtheater kommt in die Schulen

Maria Eis wird in den Schulen einige Szenen spielen.

Auch Beatrix Degenschild will Schülern das Theater näher bringen.

Begeisterung für das Theater wollen die Wiener Mittelschulen wecken. Seit der Erneuerung des Wiener Schulwesens im Jahre 1945 wurde auf diesem Gebiet bereits Bemerkenswertes geleistet. Das "Theater der Jugend" und die dramatischen Sendungen des Schulfunks vermitteln künstlerische Erlebnisse. Nun geht man einen bedeutsamen Schritt weiter. Erste Kräfte des Wiener Burgtheaters haben die Anregung des Vereins der Mittelschuldirektoren und der Dramaturgin Minna Alth, in den Schulen selbst einige Szenen aus klassischen Dramen zu spielen, mit Begeisterung aufgenommen. Die erste Aufführung dieser Art, die in den nächsten Wochen an 25 Wiener Mittelschulen wiederholt werden wird, findet in einem Wiener Realgymnasium statt. Es werden Szenen aus "Maria Stuart" gespielt. Die Mitwirkenden sind Kammerschauspielerin Maria Eis (Elisabeth), Beatrix Degenschild (Maria Stuart) und Tonio Riedl (Mortimer).

6.10.1953: "Bahn frei!" auf der Wagramer Straße

Das Wiener Verkehrsnetz wurde um eine weitere moderne Betonstraße bereichert. Bürgermeister Jonas eröffnete heute im Beisein von Vbgm. Honay, der Stadträte Afritsch, Lakowitsch, Nathschläger und Thaller die umgebaute Wagramer Straße im Abschnitt Schüttaustraße - Kagraner Brücke. Vor der Begehung trugen der Bürgermeister und die Mitglieder des Stadtsenats die Absperrungsbarrieren der stadtwärts führenden Einbahn ab, womit die gesamte Wagramer Straße dem Verkehr übergeben ist. Die Vertreter der Stadtverwaltung besichtigten anschließend gemeinsam mit den Bautechnikern und Straßenarbeitern das vollendete Bauwerk, das mit einer Länge von 1,2 km zu den größten seiner Art gezählt werden kann. Die Baukosten betrugen vier Millionen Schilling. Dazu kommen noch drei Millionen Schilling für den Umbau der in die Straßenmitte verlegten Gleisanlagen.

7.10.1953: Der Rathausmann als Blitzableiter

Neben seiner Funktion als Wahrzeichen Wiens hat der "Eiserne" Rathausmann noch eine wichtige Aufgabe, von der die wenigstens Wiener etwas wissen: er fungiert als Blitzableiter. Aber nicht nur er, sondern auch die vielen Fahnenstangen und Wetterfahnen auf dem Rathaus, die Blechdächer mit den durchlaufenden Gittern von mehreren hundert Metern Länge sowie die aus Metall bestehenden obersten Teile des Daches und der Türme dienen zur Ableitung der atmosphärischen Ladungen. Sie sind untereinander leitend verbunden und besitzen insgesamt 19 Ableitungen zur Erde. Auch die Turmuhr mit dem Glockgerüst ist in dieses Schutzleitungssystem einbezogen. Blitzableiter selbst gibt es am ganzen Rathaus nur vier Stück.

Gegenwärtig wird die gesamte Blitzschutzanlage des Wiener Rathauses gründlich überholt, instandgesetzt und teilweise erneuert.

9.10.1953: Die französischen Stadtkommandanten bei Bürgermeister Jonas

Der bisherige französische Stadtkommandant Oberst Faure, der von Wien scheidet, stattete Bürgermeister Jonas einen Abschiedsbesuch ab. Bei dieser Gelegenheit stellte er seinen Nachfolger Oberst Olle Laprune vor.

9.10.1953: Garagenhalle freigegeben!

Die städtische Garagenhalle samt Nebenräumen im 17. Bezirk, Richthausenstraße 2, die bis jetzt beschlagnahmt war, wurde nunmehr von der amerikanischen Besatzungsmacht freigegeben.

10.10.1953: Dreißig Jahre moderne Müllabfuhr in Wien

Aus Anlass der vor drei Jahrzehnten unter Bürgermeister Jakob Reumann eingeführten staubfreien Müllabfuhr wurde heute in Anwesenheit der Stadträte Lakowitsch und Sigmund in der Großgarage Einsiedlergasse eine interessante Fahrzeug- und Geräteschau veranstaltet.

12.10.1953: Ein Geschenk Wiens an Wiener Neustadt

Die beim Umbau der Albrechtsrampe abgetragenen Allegorien der österreichischen Flüsse wurden in den letzten Jahren verschiedenen Stadtgemeinden in den Bundesländern zum Geschenk gemacht. Die "Erlauf", die wuchtigste unter den Plastiken des Bildhauers Johann Meixner, wurde von Wieselburg übernommen, die "Drau" wanderte nach Greifenburg an der Donau. Nun ist auch die Entscheidung über den künftigen Aufstellungsort des "Inn" gefallen. Auf Ansuchen von Bürgermeister Wehrl hat der zuständige Gemeinderatsausschuss die Figur für den Stadtpark von Wiener Neustadt zur Verfügung gestellt. Sozusagen als Zugabe bekommen die Wiener Neustädter noch eine Athletenfigur, die seinerzeit in der Siedlung Lockerwiese im 13. Bezirk aufgestellt war.

14.10.1953: Ausbau des städtischen Reservegartens in Hirschstetten

Vor einiger Zeit wurde der städtische Reservegarten in den 22. Bezirk nach Hirschstetten verlegt. Nun werden dort ein Heizhaus, drei Brunnenanlagen und ein Verwaltungsgebäude errichtet. Auch verschiedene heiztechnische Arbeiten sind durchzuführen. Außerdem wird ein bestehendes Transformatorenhaus erweitert. Der neue städtische Reservegarten in Hirschstetten wird insgesamt 4,4 Millionen Schilling kosten.

15.10.1953: 80. Geburtstag von Alfred Polgar

Am 17. Oktober vollendet der Wiener Schriftsteller und Kritiker Alfred Polgar sein 80. Lebensjahr.

Polgar begann schon frühzeitig mit der publizistischen Tätigkeit und beteiligte sich gemeinsam mit Egon Friedell an den Bestrebungen der literarischen Kleinkunst, fand aber bald zur Theaterkritik und zum Feuilleton. Seine Beiträge erschienen in der Wiener, Prager und Berliner Presse und kamen seit 1922 in geschlossenen Bänden oder in Auswahl heraus. 1938 übersiedelte er aus seiner Geburtsstadt Wien nach Amerika, wo er bis 1949 blieb. Gegenwärtig lebt er in der Schweiz. Polgar hat für seine Arbeiten eine eigene, prägnante Form geschaffen und seine Gedanken in origineller, treffender Formulierung, die große sprachliche Meisterschaft und feine Ironie erkennen lässt, wiedergegeben. Er schrieb Lustspiele und Satiren gegen die Unzulänglichkeiten des Lebens und der Kunst und war auch als Übersetzer und Bearbeiter tätig. Sein Lebenswerk sind jedoch zahllose Kurzromane, Erzählungen, kunst-, kultur- und gesellschaftskritische Betrachtungen, Aufsätze und Aphorismen, die scharfen Witz mit tiefer Einsicht verbinden.

17.10.1953: Nach Intervention des Bürgermeisters: UKW-Funkdienst für die Wiener Feuerwehr

Bei der Wiener Berufsfeuerwehr wurde mit den Vorarbeiten für die Einrichtung eines Ultrakurzwellen-Funkdienstes begonnen.

UKW-Funkanlagen betreiben die Feuerwehren fast aller Großstädte Europas. Bei der Feuerwehr der Stadt Wien bestand bereits vor dem Krieg für das gesamte Stadtgebiet ein UKW-Funkdienst für die Nachrichtenübermittlung. Alle Anlagen dieser Art wurden jedoch im Frühjahr 1945 durch Kriegseinwirkung zerstört. Der UKW-Funkdienst ist eine technisch fortschrittliche Einrichtung, die für den Feuerwehrdienst von größter Wichtigkeit ist. Durch ihn ist eine rasche und dauernde Verständigung zwischen den Kommandostellen und den ausgerückten Feuerwehrfahrzeugen möglich. Bei Großbränden und Großeinsätzen ist die ständige Verbindung der Einsatzstellen mit der Aktionsleitung von großer Bedeutung. Der UKW-Funkdienst ermöglicht eine Zeit sparende und äußerst wirksame Lenkung der eingesetzten Feuerwehrkräfte, wodurch ein erfolgreiches Eingreifen der Feuerwehr gewährleistet wird.

Die Wiedereinrichtung der UKW-Funkanlagen bei der Feuerwehr der Stadt Wien konnte bisher nicht erfolgen, weil ein allgemeines Verbot der alliierten Besatzungsmächte für den Betrieb von UKW-Anlagen bestand. Bürgermeister Jonas hat daher die vier alliierten Besatzungsmächte ersucht, der Wiederaufnahme des UKW-Funkdienstes bei der Feuerwehr der Stadt Wien zuzustimmen. Aufgrund dieser Intervention des Wiener Bürgermeisters wurde nunmehr von den Kommandanten die Erlaubnis erteilt, den UKW-Funkdienst bei der Wiener Berufsfeuerwehr wieder einzurichten.

18.10.1953: Ein neuer Mittelpunkt: Grundsteinlegung zur "Wiener Stadthalle" - Ein strahlendes Fest auf dem Vogelweidplatz

Grundsteinlegung zur Stadthalle.

Bürgermeister Jonas und Ehrengäste nahmen an der Grundsteinlegung teil.

Tausende Menschen waren bei der heutigen Grundsteinlegung zu dem neuen Hallenbau der Stadt Wien auf dem Vogelweidplatz anwesend. Die 2.500 kg schwere Granitplatte des Grundsteines bildete den Mittelpunkt, um den sich alles scharte. In die Nische des Grundsteins wurde symbolisch das Jahr 1953 versenkt. Für diesen Zweck wurden in den Wienerberger Werken 13 Tontafeln gebrannt, auf denen alle die verewigt sind, die in unserer Zeit einer Ehrung wert befunden wurden, so zum Beispiel die Ehrenbürger unserer Stadt, die Namen der Träger des Renner-Preises, der Preise der Stadt Wien usw. Die Tontafeln werden in einer aus so genannten "schwarzen Porzellan" hergestellten Truhe verschlossen und in die Grundsteinnische gelegt. Den Tontafeln wurde eine Urkunde mit folgendem Text beigelegt:

"Durch Beispiel in Leben und Werk, in Wissenschaft und Kunst, in helfender Fürsorge und sportlicher Leistung, im Aufbau unserer staatlichen Gemeinschaft, ruhend auf der gesamten Bevölkerung Wiens und der Kraft ihrer Arbeit, gesichert durch die Verfassung ihrer Stadt, haben diese Männer und Frauen den Anspruch auf Dank und dauernde Erinnerung erworben."

In einer Zinnkassette wurden die Verfassung der Stadt Wien, die Statuten des Renner-Preises und der Preise der Stadt Wien, die Bestimmungen über die Verleihung der Ehrenmedaille, das Statistische Taschenbuch der Stadt Wien 1953, sämtliche Wiener Zeitungen des 18. Oktobers, alles in Ölpapier verpackt, aufbewahrt. Dazu kamen noch beide Bände des Wiener Telefonbuches. Jeder einzelne wird durch den "Lehmann", das Adressbuch der Wiener, in die Ewigkeit eingehen. Der Sport ist durch eine Stoßkugel und einen Diskus vertreten. Mit der Urkunde zum Bau der Halle wurde in den Grundstein auch das Wappen der Stadt Wien, eine Glasarbeit der Firma Lobmeyr, eingemauert.

Bürgermeister Jonas, der die Grundsteinlegung in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste vornahm, gab der Mehrzweckhalle auf dem Vogelweidplatz den endgültigen Namen "Wiener Stadthalle".

20.10.1953: Rendezvous in den Sofiensälen - 1.500 "Gemeinde-Urlauber" feiern ein Wiedersehen

Auf Anregung des städtischen Fürsorgereferenten, Vbgm. Honay, hat das Wiener Wohlfahrtsamt im Jahre 1952 zum ersten Mal alten, dauernd Befürsorgten einen vierzehntägigen Urlaub gewährt. Die Gemeinde Wien hatte zu diesem Zweck die Pension "Edelweiß" bei Heiligenkreuz von Mitte April bis Mitte Oktober zur Gänze gemietet. In diesen sechs Monaten haben dort 494 alte dauerbefürsorgte Personen 14 sorgenfreie Urlaubstage verbracht. In diesem Jahr sollen nun 1.500 Dauerbefürsorgte einen vierzehntägigen Urlaub erhalten. Bürgermeister Jonas hat die 1.500 Personen zu einer Jause in die Sofiensäle eingeladen.

20.10.1953: Wiens modernste Röntgenstation

In der II. Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus wurde heute eine Röntgenstation in Betrieb genommen. Prof. Fellinger konnte eine Reihe von Ehrengästen begrüßen. Mit der Errichtung dieser Station wurde eine mustergültige Anlage geschaffen, die allen Anforderungen der modernen Medizin entspricht. Prof. Fellinger verwies auch auf die historische Bedeutung der Räume, in welchen die Anlage untergebracht wurde. In einer kleinen Kammer des ersten Stockes zwischen den Zimmern 91 und 92 hatte der große Forscher Guido Holzknecht um die Jahrhundertwende mit seinem Röntgenapparat die wesentliche Grundlage der klinischen Röntgenologie geschaffen. Zur Erinnerung wurde in der neuen Station von Vizebürgermeister Weinberger eine Gedenktafel für Guido Holzknecht enthüllt.

25.10.1953: Bausymphonie: Brücke - Tunnel - Straße, Eröffnung der Marienbrücke

Bürgermeister Jonas und Ehrengäste eröffnen die Marienbrücke.

In Begleitung der Mitglieder des Stadtsenats eröffnete Bürgermeister Jonas heute die neue Marienbrücke. Sie wurde in einer Bauzeit von 27 Monaten errichtet. Die Kosten für die Durchführung dieses großen Projektes betrugen 8,9 Millionen Schilling. Das Gesamtgewicht der Brücke beträgt einschließlich der Fahrbahndecke 4.568 Tonnen. Die neue Brücke hat eine Länge von 80 Metern, die Fahrbahn ist 15 Meter breit, die beiden Gehwege je 4,50 Meter. Die Gesamtbreite der Brücke übertrifft die des alten Bauwerkes um 5 Meter.

Die alte Marienbrücke wurde in den Jahren 1904/05 erbaut. Sie bestand aus einem von fünf schlanken Bogen geformten Stahltragwerk von 54 Meter Stützweite. Diese Brücke hatte eine Gesamtlänge von 78 Meter und eine Breite von 19 Meter, von 10,86 Meter auf die Fahrbahn entfielen. Nach der Zerstörung der alten Brücke wurde im Frühjahr 1945 durch Besatzungstruppen auf dem in den Donaukanal gestürzten Stahltragwerk eine hölzerne Pionierbrücke errichtet, die aber 1946, nach Fertigstellung der provisorischen Schwedenbrücke, samt dem alten Stahltragwerk aus dem Donaukanal entfernt wurde. Als teilweisen Ersatz errichtete man einen provisorischen Fußgängersteg zwischen Marienbrücke und Salztorbrücke. Im Jahre 1950 wurde der Neubau der Marienbrücke ausgeschrieben. Die Wahl fiel auf einen Entwurf in Stahlbeton. Die Berechnung und die Plangestaltung lag in den Händen von Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl Jäger.

Mit der Fertigstellung der Marienbrücke bleibt als letzter der bis zu Kriegsschluss existierenden Donaukanalübergänge nur noch die Salztorbrücke zu errichten. Das Provisorium der Schwedenbrücke wird allerdings noch vorher, und zwar im nächsten Jahr, durch ein Definitivum ersetzt werden.

27.10.1953: Zirkus Williams spielt für 8.000 Dauerbefürsorgte

Mit einem Elefantenumzug macht der Zirkus Williams auf sich aufmerksam.

Das Zelt am Südbahnhof.

Der große Zirkus Williams, der sein Zelt beim Südbahnhof aufgeschlagen hat, hatte gestern hunderte Frauen und Männer, die von der Gemeinde Wien dauernd befürsorgt werden, zu Gast. Der Zirkus hat aber nicht nur diese Vorstellung gratis zur Verfügung gestellt. Von heute an werden täglich 300 Dauerbefürsorgte eingeladen, bis alle 8.000 Dauerbefürsorgten der Gemeinde Wien an der Reihe waren.

27.10.1953: Uferbauten der Gemeinde Wien im Freudenauer Hafen

Die Uferböschungen im Vorhafen des Hafens Freudenau wurden durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt. Bis zum Jahre 1952 konnten zwei Drittel dieser Schäden wieder behoben werden. Nunmehr beabsichtigt die Gemeinde Wien, das letzte Teilstück der zerstörten Uferböschungen instandzusetzen. Es handelt sich hierbei um eine 300 m lange Strecke, die große Schäden aufweist. Die Kosten betragen ca. 450.000 Schilling.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).