Historischer Rückblick aus dem Jahr 1954

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1954

Jänner

4.1.1954: Eine Glanzleistung der Wiener Feuerwehr

Auf dem Gelände der Bundesbahnwerkstätten an der Brünner Straße brach ein Großbrand aus, der den vollen Einsatz der Wiener Feuerwehr forderte. Auf der Brandstelle, auf der durch explodierende Sauerstofflaschen und brennendes Öl äußerste Vorsicht geboten war, hielten sich Löschmannschaften aus ganz Wien auf. Da es sich beim niedergebrannten Objekt um eine stark bombenbeschädigte Halle handelte, entstand kein großer Sachschaden.

7.1.1954: Julius-Bittner Ausstellung

Im Lesesaal der Stadtbibliothek des Wiener Rathauses wird eine Gedächtnisausstellung für den bedeutenden österreichischen Komponisten, Julius Bittner (1874 - 1939), eröffnet.

8.1.1954: Starke Schneefälle

Durch die anhaltenden schweren Schneefälle mussten in Wien alle verfügbaren Arbeiter für die Schneeräumung eingesetzt werden. Auch die Wiener Verkehrsbetriebe beriefen ihr gesamtes Personal noch während der Nachtstunden in den Dienst, um die Schneemassen zu bekämpfen.

8.1.1954: Das Bürgerrecht für den ersten Beamten der Stadt - Feierlicher Festakt im Wiener Rathaus

Bürgerurkunde an Mag. Dir. a.D. Dr. Viktor Kritscha.

Bürgermeister Jonas überreichte heute dem scheidenden Magistratsdirektor Dr. Viktor Kritscha die Urkunde zum Bürgerrecht der Stadt Wien.

Dr. Viktor Kritscha, geboren am 1. August 1885, trat am 20. April 1911 in den Dienst der Gemeinde Wien und wurde dem Magistratischen Bezirksamt für den 4. Bezirk zugeteilt. 1925 wurde er in die Abteilung für allgemeine Personalangelegenheiten, die damalige Magistratsabteilung 1, berufen und wurde 1928 deren Leiter. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde er am 22. Juni 1945 zum Magistratsdirektor der Stadt Wien bestellt.

8.1.1954: Verleihung der Ehrenmedaille an Prof. Rudolf Marschall

Die Ehrenmedaille der Stadt geht an Prof. Rudolf Marschall.

Der bekannte Wiener Medailleur, Prof. Rudolf Marschall, erhielt heute anlässlich seines 80. Geburtstages und in Würdigung seiner Verdienste um die Wiener Medailleurkunst, von Bürgermeister Jonas die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien verliehen.

9.1.1954: Feuertaufe der neuen Brandmeldeanlage

Zum ersten Mal wurde die Feuerwehrzentrale Am Hof mittels der instandgesetzten Brandmeldeanlage alarmiert. Das Aviso wurde heute um 16.45 Uhr über den Melder Nummer 116, aus den Räumen des Unterrichtsministeriums in der Alten Hofburg gegeben. Der im zweiten Stock, vermutlich durch einen schadhaften Rauchfang entstandene Deckenbrand, wurde rasch eingedämmt.

9.1.1954: "Don Carlos" in der Maroltingergasse

Heinrich Schwaiger mit Gusti Wolf

Albin Skoda

Auch heuer werden die Aufführungen des Burgtheaters in den Wiener Schulen fortgesetzt. Auf dem Programm steht "Don Carlos". Für den neuen Turnus haben sich bereits 35 Mittelschulen angemeldet. Diesmal spielen die Burgschauspieler Albin Skoda, Heinrich Schwaiger und Paul Pranger. Die erste Aufführung findet im Bundesrealgymnasium 16, Maroltingergasse statt.

10.1.1954: Dank an einen Baumeister des neuen Wien

Obersenatsrat Dipl.-Ing. Otto Steiner, einem verdienten Beamten der Stadtbaudirektion, wurde anlässlich seiner Versetzung in den Ruhestand die Anerkennung des Gemeinderates für seine treuen Dienste ausgesprochen. Stadtbaudirektor Gundacker würdigte die Tätigkeit dieses hervorragenden Fachmannes, der sich als Mitarbeiter Prof. Tandlers bei der Errichtung der ersten großen Bauten des neuen Wien dauernde Verdienste erworben hatte. In dieser Zeit wurde die Lungenheilstätte Baumgartner Höhe, die Mutterberatungsstellen und sonstige Wohlfahrtseinrichtungen der Stadt Wien geschaffen. Nach 1945 oblag OSR Dipl.-Ing. Steiner der Wiederaufbau der Krankenhäuser und anderer städtischer Objekte. Unter seiner Aufsicht wurden u.a. 22 Schulen und 31 Kindergärten errichtet.

11.1.1954: Oscar Strauß gestorben

Oscar Strauß ist heute im 84. Lebensjahr in Bad Ischl verstorben.

Oscar Strauß wurde am 6. März 1870 in Wien geboren. Nach Musikstudien bei Hermann Grädener in Wien und Max Bruch in Berlin war er zunächst Theaterkapellmeister in Brünn, Teplitz, Mainz und Berlin, wo er als Hauskomponist von Wolzogens's Überbrettl seine ersten Erfolge erzielte. Nach ernsten Kompositionen widmete er sich endgültig der Operette und schuf zahlreiche ausgezeichnete Werke, die zugleich Triumphe der Wiener Musik bedeuteten.

Die Operette "Ein Walzertraum", deren Uraufführung 1907 in Wien erfolgte, wurde ein Welterfolg und die Operetten "Rund um die Liebe" und "Marietta" setzten die Reihe seiner Erfolge fort.

Neben Opern, Singspielen, Tonfilm- und Tanzmusik komponierte er Ballette, von denen die "Prinzessin von Tragant" das bedeutendste ist. Nach einem Aufenthalt in Berlin und Paris ließ sich Oscar Strauß in den 30er Jahren in Bad Ischl nieder, von wo er zahlreiche Auslandsreisen zu den Premieren seiner Operetten unternahm. 1938 war er zum letzten Mal vor dem Zweiten Weltkrieg in Wien und verlegte nach der Annexion Österreichs seinen Wohnsitz zuerst nach Frankreich und später nach Amerika, wo er gleichfalls erfolgreich wirkte. Kurz bevor Strauß sein Gastland verließ, feierte der "Walzertraum" seine tausendste amerikanische Aufführung. Im November 1948 nach Wien zurückgekehrt, leitete er im Konzerthaus eine Aufführung seiner eigenen Werke zugunsten des Wiederaufbaues der Staatsoper. 1950 schuf Strauß noch einmal einen Welterfolg mit dem Walzer "La ronde" zu dem Film "Der Reigen".

Oscar Strauß wird in Bad Ischl beigesetzt.

12.1.1954: Eine Visitenkarte für Indien - Das neue Wien wird in New Delhi gezeigt

In New Delhi wird unter der Patronanz der UNO die internationale Ausstellung "Sozialer Wohnungsbau in aller Welt" eröffnet, die zugleich mit einem Städtebaukongress für den asiatischen Raum verbunden ist.

Das Wiener Stadtbauamt schickt 58 Exponate nach Indien. Viele Diagramme und Fotos erläutern die einzelnen Entwicklungsphasen des sozialen Wohnbaus und der sozialen Einrichtungen in Wien von 1919 bis zur Gegenwart. In Modellen werden die neue Wohnhausanlage an der Siemensstraße, die Kagraner Siedlung, der Sonderkindergarten "Schweizer Spende" und die Schäffer-Schule dargestellt.

Die Ausstellung wird nach New Delhi noch in anderen indischen Städten zu sehen sein.

13.1.1954: 13.000 räumen den Matsch

In den Straßen Wiens hat die bisher größte Schneeräumung seit 1945 eingesetzt. Rund 13.000 Schneearbeiter wurden in den letzten Stunden zur Räumung und Abfuhr der Schneemassen eingesetzt.

14.1.1954: Bürgermeister Jonas spendet 100.000 Schilling für die Lawinenopfer

Auf Anordnung von Bürgermeister Jonas hat die Gemeinde Wien für die Opfer der Lawinenkatastrophe in Vorarlberg eine Spende von 100.000 Schilling zur Verfügung gestellt.

Bürgermeister Jonas hat heute auch folgenden Aufruf an alle Wienerinnen und Wiener erlassen:

"Die schweren Schneefälle der letzten Tage haben in Wien nur geringe Störungen verursacht. Für das Bundesland Vorarlberg bedeuteten sie aber zahlreiche Todesopfer und Verwüstungen. Tief erschüttert haben wir von dieser entsetzlichen Naturkatastrophe Kenntnis erhalten. Es ist daher eine Selbstverständlichkeit, dass wir den so schwer heimgesuchten Bewohnern dieses Teiles unseres österreichischen Heimatlandes helfen wollen. Die Stadtverwaltung fordert daher die Wiener Bevölkerung auf, sich einer Sammlung anzuschließen."

16.1.1954: 80. Geburtstag von Josefine Glöckner-Kramer

Am 17. Jänner vollendet die Volksschauspielerin Pepi Glöckner-Kramer, eine der stärksten Persönlichkeiten des Wiener Theaters, ihr 80. Lebensjahr.

18.1.1954: "Ich bin's" - Das beste Plakat des Jahres 1953

Als die drei besten Plakate des Jahres 1953 wurden von einer Jury folgende ausgewählt:

1. Preis: "Ich bin's", Entwurf Otto Exinger
2. Preis: "Coca Cola - Englhofer Bonbons", Entwurf Prof. Hanns Wagula
3. Preis: "Wiener Messe 6. - 13. September 1953", Entwurf Walter Spanihel

19.1.1954: Gedächtnisausstellung im Historischen Museum der Stadt Wien

Anlässlich des 150. Geburtstages von Moritz von Schwind wird im Wiener Rathaus eine Gedächtnisausstellung gezeigt.

20.1.1954: Blumennamen für Wiener Verkehrsflächen - Pfirsichgasse und Maßliebchenweg in Eßling

Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat die Benennung von Verkehrsflächen in vier Siedlungen in Eßling beschlossen. Bei der Auswahl der Namen bedienten sich die Ausschussmitglieder wieder des Herbariums. Fast alle Wege erhielten Blumennamen. In Eßling gibt es nun einen "Pfingstrosenweg", "Algenweg", "Speikweg", "Maßliebchenweg", "Orchideenweg", "Edelweißweg" u.a. Für die noch unbenannten Gassen wurden Namen von Bäumen und Sträuchern gewählt, wie "Thujagasse", "Pfirsichgasse", "Pfeifenstrauchweg". Insgesamt wurden 21 Verkehrsflächen benannt.

20.1.1954: Orkan mit 120 Stundenkilometern über Wien - Feuerwehr in pausenlosem Einsatz

Über Wien tobte ein heftiger Orkan mit Geschwindigkeiten um 100 Kilometer in der Stunde. Um 7.50 Uhr wurden sogar Sturmböen bis zu 120 Stundenkilometern verzeichnet. Sämtliche Feuerwehren waren in Wien unterwegs, um Sicherungsarbeiten vorzunehmen. Die Ausfahrten galten meist dem Abtragen von losen Dachblechen, beschädigten Fassaden, abbröckelndem Mauerwerk und dergleichen. Bis 17 Uhr verzeichnete die Feuerwehr 140 Ausfahrten. Von der Rettung wurden 20 Personen versorgt, die vom schweren Sturm umgeworfen wurden.

21.1.1954: Die Lawinenopfersammlung der Gemeinde Wien

Aufgrund des Aufrufes von Bürgermeister Jonas langen aus allen Teilen der Bevölkerung Spenden für die Lawinenopfer ein. Die bisherigen Geldspenden ergeben vorläufig einen Betrag von 199.333 Schilling.

22.1.1954: Festaufführung von "Die junge Stadt"

"Die junge Stadt" heißt ein Film, den das Wiener Stadtbauamt aus seinem Filmdokumentationsarchiv erstellen ließ. Die Premiere fand im Flotten-Kino statt.

Stadtrat Thaller erinnerte daran, dass der erste Film dieser Reihe "Stadt am Morgen" in Amsterdam beim Städtekongress mit einer Goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Der zweite Film war "Soziales Bauen in Wien".

Für Buch und Regie zeichnet Albert Quendler, die eindrucksvolle Musik zu dem Streifen schuf Hanns Jelinek, Sprecherin ist Vilma Degischer.

22.1.1954: Ein neues Kindererholungsheim der Stadt Wien

Seit Jänner 1954 wird die Heilanstalt der Stadt Wien in Sulbach-Ischl vom Wiener Jugendhilfswerk als Kindererholungsheim ganzjährig geführt. Der erste Transport, mit 104 erholungsbedürftigen Wiener Kindern, ist nun in das Heim abgegangen. Im Sommer kann der Belag auf 180 Kinder erhöht werden.

23.1.1954: Geschenkpakete für Arbeitslose

In den nächsten zwei Tagen findet die Ausgabe von Geschenkpaketen in den Bezirksfürsorgeämtern an Arbeitslose statt. Der Personenkreis wurde für ganz Österreich durch die Bundesregierung im Einvernehmen mit den Spendern einheitlich festgelegt.

23.1.1954: Neuer Bezirksvorsteher-Stellvertreter auf der Wieden

Als neuer Bezirksvorsteher-Stellvertreter von der Wieden wurde heute August Bergmann (SPÖ) angelobt.

26.1.1954: Bürgermeister Jonas beantragte: Durch zehn Jahre Spende der Gemeinde Wien für den Stephansdom - 300.000 Schilling für das Jahr 1954

Bürgermeister Jonas beantragte heute im Wiener Stadtsenat eine Subvention der Gemeinde Wien von 300.000 Schilling für den Stephansdom. Dieser Betrag, der für das Jahr 1954 bestimmt ist, soll in gleicher Höhe zehn Jahre hindurch gewidmet werden. Der Antrag wurde einstimmig beschlossen.

27.1.1954: Zur Faschingszeit: Autobus-Nachtverkehr an allen Tagen

Ab Sonntag, 31. Jänner, bis einschließlich Sonntag, den 21. März, wird der Autobus-Nachtverkehr, der bisher nur in den Nächten von Samstag auf Sonntag in der Zeit von 0 bis 4 Uhr betrieben wurde, zusätzlich auch in den übrigen Nächten in der Zeit von 0 bis 3 Uhr geführt.

28.1.1954: Millionenaufträge der Gemeinde Wien an das Baugewerbe

In der heutigen Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Bauangelegenheiten wurden wieder Dutzende Aufträge an das Baugewerbe und an die Industrie vergeben. 4,5 Millionen Schilling wurden für die Kriegsschädenbehebung und Instandsetzungsarbeiten an Schulen genehmigt. Weitere 4,7 Millionen Schilling wurden für die Fertigstellung bzw. Fortsetzung des Wiederaufbaues des Infektionskrankenhauses im Franz Josefs-Spital bereitgestellt.

Der Bauausschuss hat weiters Architekt Prof. Haertl beauftragt, einen Entwurf für das Museum der Stadt Wien auf dem Karlsplatz zu verfassen.

29.1.1954: Zehn Spitalsbetten für tausend Wiener

Vizebürgermeister Weinberger teilte heute mit, dass in Wien gegenwärtig 17.000 Spitalsbetten zur Verfügung stehen, davon 13.000 in Gemeindespitälern. Vor dem Krieg gab es 11.500 Betten, gegenwärtig kommen auf tausend Einwohner 10 Spitalbetten.

30.1.1954: Aufhebung des Verbotes der Hundehaltung in den Gemeindebauten - Stadtrat Koci ordnete Abänderung der Hausordnung an

Bisher war in den städtischen Neubauten das Halten von Hunden und Katzen im allgemeinen verboten. Nur in Stiegenhäusern, die unmittelbar auf die Straße münden, konnte über begründetes Ansuchen das Halten solcher Tiere gestattet werden. Stadtrat Koci hat nunmehr das bisher geltende allgemeine Verbot aufgehoben und eine entsprechende Änderung der Hausordnung angeordnet. In Zukunft darf in je einer Wohnung ein Tier gehalten werden, sofern es zu keiner Belästigung der übrigen Mieter kommt und vor allem keine Gefährdung der Kinder entstehen kann. Das Halten von anderen Haustieren als Hunde und Katzen ist nicht gestattet.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).