Historischer Rückblick aus dem Jahr 1954

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1954

März

1.3.1954: Ein Christusdorn unter Naturschutz

Das Verzeichnis des Naturdenkmalbuches wurde wieder um eine laufende Nummer erweitert. Unter 407 wurde ein Christusdorn (Gleditschia triaconthos) in das Naturdenkmalbuch eingetragen und damit unter Naturschutz gestellt. Der Christusdorn befindet sich in einem Garten zwischen Krottenbachstraße und Obersteinergasse im 18. Bezirk.

1.3.1954: Vorträge für Maturanten

Univ.Prof. Dr. Marinelli

Univ.Prof. Hofrat Meister

Prof. Dr. Hans Sittner

Innerhalb einer berufsaufklärenden Vortragsreihe für Maturanten, die vom Stadtschulrat für Wien und vom Landesarbeitsamt Wien veranstaltet wird, finden im März u.a. folgende Vorträge statt:

Univ.-Prof. Dr. Marinelli: "Das Studium der naturwissenschaftlichen Fächer"

Univ.-Prof. Hofrat Meister: "Das Studium der geisteswissenschaftlichen Fächer"

Präsident Sittner: "Die künstlerischen Berufe"

2.3.1954: 70. Geburtstag von Robert Haardt

Am 3. März vollendet der Leiter des Globus-Museums Dipl.-Ing. Robert Haardt sein 70. Lebensjahr. Ein gebürtiger Wiener, arbeitete er in der Österreichischen Emailindustrie und unternahm weite Reisen, die ihn bis nach Asien und Amerika führten. 1935 konstruierte er den "Rollglobus", der in vielen Ländern patentiert und für Unterrichts- wie für praktische Zwecke verwendet wurde. 1945 wurde seine Sammlung alter Globen und Landkarten als Globus-Museum von der Bundesverwaltung übernommen und in dessen Rahmen seither eine Reihe interessanter Ausstellungen veranstaltet.

4.3.1954: Keine Beflaggung der städtischen Amtsgebäude am Befreiungstag

Die Gemeinde Wien hat alljährlich am 13. April, dem Tag der Befreiung der Republik von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die städtischen Gebäude beflaggt.

Bürgermeister Jonas hat nun verfügt, dass diese Beflaggung zu unterbleiben hat. Diese Verfügung wurde im Hinblick auf die große Enttäuschung getroffen, die das Scheitern der Berliner Staatsvertragsverhandlungen in allen Teilen der Bevölkerung ausgelöst hat.

5.3.1954: Aus dem Wiener Landtag:

Der Wiener Landtag trat heute auf Antrag der Österreichischen Volkspartei zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, um zu den Ergebnissen der letzten Staatsvertragsverhandlungen in Berlin Stellung zu nehmen. Als einziger Tagesordnungspunkt ist eine Stellungnahme des Wiener Landtages zu den Ergebnissen der Außenministerkonferenz in Berlin angesetzt.

9.3.1954: Julius Meinl-Gasse in Ottakring - 56 neue Straßennamen

Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat wieder eine Reihe von neuen Straßenbenennungen vorgenommen. So wurde in Ottakring die Nauseagasse zwischen Seeböckgasse und Hernalser Hauptstraße nach dem Gründer der weltbekannten Firma in Julius Meinl-Gasse umbenannt. Der Rest der Nauseagasse behält seinen Namen. Ferner wurden im 17. Bezirk zwei unbenannte Verkehrsflächen in der Dauerkleingartenanlage Herbeckhöhe in Wanthalerweg und Föderlweg, nach dem Komponisten einer Reihe bekannter Wiener Lieder benannt.

Ferner wurden bisher unbenannte Verkehrsflächen in Rannersdorf, Schwechat und Zwölfaxing mit Namen versehen. Es gibt dort: eine Margulesgasse, Lechnergasse, Wirtingergasse, Pierusgasse, Wahlhofgasse u.v.a., die Sternbilder hat man für die Benennung folgender Gassen herangezogen: Andromedaweg, Zirkelweg, Netzgasse, Skorpionweg, Steinbockweg, Herkulesweg, Widdergasse, u.v.a.

9.3.1954: Stadtrat Afritsch besuchte die Feuerwehrausstellung

Stadtrat Afritsch besuchte in Begleitung des Branddirektors die Feuerwehrausstellung.

Der Amtsführende Stadtrat für Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten, Afritsch, dem das Wiener Feuerwehrwesen untersteht, besuchte heute in Begleitung des Branddirektors Dipl.-Ing. Priessnitz die große österreichische Feuerwehrausstellung in der Wollzeile. Ein großer Teil des oft sehr wertvollen Ausstellungsmaterials - zeitgenössische Bilder, historische Uniformen und Geräte - wurden vom Wiener Feuerwehrkommando zur Verfügung gestellt. Das meiste davon stammt aus dem ehemaligen Wiener Feuerwehrmuseum.

10.3.1954: Bundespräsident Körner besichtigt "sein" Museum. Der Bau bewirkt bessere Gestaltung des Karlsplatzes

Nach Abschluss des Wettbewerbes für den Bau des Museums der Stadt Wien auf dem Karlsplatz, der kein vollkommen befriedigendes Ergebnis brachte, hat Stadtrat Thaller den Architekten Prof. Oswald Haerdtl beauftragt, einen baureifen Entwurf auszuarbeiten. Prof. Haerdtl hatte ebenfalls an den Wettbewerb teilgenommen. Sein Entwurf befand sich unter den angekauften Entwürfen.

Bundespräsident Dr. Körner, zu dessen 80. Geburtstag der Wiener Gemeinderat den Bau des Museums beschlossen hat, hat heute ein von der Stadtbaudirektion angefertigtes Modell des Karlsplatzes im Rathaus besichtigt. Das Museum der Stadt Wien wird auf der ihm zugedachten Stelle die Ansicht der Karlskirche nicht nur nicht beeinträchtigen, sondern dem gesamten Platz den notwendigen architektonischen Abschluss geben.

11.3.1954: Neuer Kindergarten der Gemeinde Wien in der Leopoldstadt - 168 städtische Kindergärten mit 15.500 Kindern

Vizebürgermeister Honay eröffnete heute in dem Leopoldstädter Gemeindebau Vorgartenstraße 140-142 einen neuen städtischen Kindergarten. In seiner Ansprache teilte Honay mit, dass in den letzten Monaten vier neue städtische Kindergärten in Betrieb genommen wurden. Gegenwärtig betreibt die Gemeinde Wien 168 Kindergärten, in welchen rund 15.500 Kinder untergebracht sind.

In den Räumlichkeiten des nun eröffneten Kindergartens befand sich schon vor dem Krieg ein privates Jugendheim. Durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse wurde dieses schwer beschädigt. Es war eine militärische Fleischauskocherei untergebracht. Mit einem Kostenaufwand von 68.000 Schilling wurde nun von der Gemeinde Wien ein Kindergarten errichtet.

12.3.1954: 75. Geburtstag von Albert Einstein

Der Physiker feiert seinen 75. Geburtstag.

Am 14. März vollendet der Physiker Prof. Dr. Albert Einstein sein 75. Lebensjahr. In Ulm geboren, verbrachte er seine Schulzeit in München, Mailand und Zürich, wo er am Polytechnikum Mathematik und Physik studierte. Von 1902 bis 1909 hatte er eine Anstellung am Patentamt in Bern und vertiefte sich neben seiner Berufsarbeit in grundlegende Probleme der theoretischen Physik. An der dortigen Universität begann auch seine akademische Laufbahn. Nach seiner Habilitierung wurde er an die Universität Zürich, 1910 als ordentlicher Professor nach Prag und zwei Jahre später an die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich berufen. 1913 ging er als Nachfolger des Chemikers van´t Hoff nach Berlin und bekleidete dort die von der Preußischen Akademie der Wissenschaften geschaffene Stelle des "bezahlten Genies", eine Professur ohne Lehrverpflichtung, aber mit der Berechtigung, an der Universität Vorlesungen zu halten. Hier vollendete Einstein während des Ersten Weltkrieges die allgemeine Relativitätstheorie, nachdem er schon während seines Aufenthaltes in Bern die spezielle Relativitätstheorie entwickelt hatte. Diese große Leistung begründete seinen Weltruhm. Die Relativitätstheorie und die Quantentheorie, an der er neben anderen genialen Köpfen seinen Anteil hat, kennzeichnen den Umbruch der Physik des 20. Jahrhunderts. 1933 wurde dem Gelehrten die deutsche Staatsbürgerschaft durch den Nationalsozialismus aberkannt und sein Vermögen konfisziert. Er fand in Amerika eine zweite Heimat und in Princeton im Staate New Jersey für seine Forschungen eine dauernde Stätte. Nach 1945 trat Einstein für eine internationale Kontrolle der Atomenergie und für seine Weltregierung ein.

13.3.1954: Zum 150. Geburtstag von Johann Strauß Vater

Auf den 14. März fällt der 150. Geburtstag des Begründers der Musikerdynastie, Johann Strauß, des Älteren. Anlässlich dieses Gedenktages wurden von der Stadt Wien Gedenkfeiern an seinem Ehrengrab im Zentralfriedhof und beim Strauß-Lanner-Denkmal im Rathauspark abgehalten. Ein unter dem Ehrenschutz von Bürgermeister Jonas abgehaltenes Festkonzert der Johann Strauß-Gesellschaft wurde von Eduard Strauß, dem Urenkel von Strauß Vater, dirigiert.

15.3.1954: Der Stadtpräsident von Zagreb bei Bürgermeister Jonas

Empfang der Stadtpräsidenten von Zagreb, Vjeceslav Holjevac.

Der Stadtpräsident von Zagreb, Vjeceslav Holjevac, ist heute in Begleitung des Direktors der Zagreber Internationalen Messe Ivan Snidarsic in Wien eingetroffen. Die Herren wurden von Bürgermeister Jonas und Vizebürgermeister Honay im Rathaus empfangen. Die Gäste aus Zagreb werden heute die Wiener Messe besuchen.

17.3.1954: Stromstörung legt Straßenbahnverkehr in Floridsdorf lahm

Durch gleichzeitig auftretende Kabelschäden an einem Hochspannungskabel kam es heute zu einem mehrstündigen Stromausfall in Floridsdorf. Schwer betroffen davon war der gesamte Straßenbahnverkehr.

18.3.1954: Wieder Kohlensäureflasche explodiert

Nachdem vor einigen Tagen die Explosion einer Kohlensäureflasche bereits ein Todesopfer forderte, explodierte heute im Allgemeinen Krankenhaus neuerlich eine Kohlensäureflasche. Durch die Explosion wurde glücklicherweise niemand verletzt, doch entstand in der Chirurgischen Abteilung schwerer Sachschaden.

19.3.1954: Orchideen auf der Perchtoldsdorfer Heide - Ein kleiner Wiener "Nationalpark"

Das Naturschutzreferat des Kulturamtes der Stadt Wien hat unter der laufenden Nummer 408 wieder ein Naturdenkmal in das Naturdenkmalbuch der Stadt Wien eingetragen. Es handelt sich dabei um ein 3.985 Quadratmeter großes Stück der Perchtoldsdorfer Heide, das der Stadt Wien gehört.

Die Perchtoldsdorfer Heide stellt eine typische pannonische Felssteppe dar, auf der viele für unser Gebiet seltene Pflanzen vorkommen, wie Federgras oder das heute schon selten gewordene Steinröschen. Als besondere Attraktion beherbergt die kleine Steppe zwei Orchideenarten, die Ragwurz und die Riemenzunge. Auch die sibirische Glockenblume ist dort zu finden, dann zahlreiche Arten von Küchenschellen, Gamskresse, Hungerblümchen, Hornkräuter, Kugelblume, Heidenröschen, Geißklee, Gliedkraut, Osterglocken und Teufelsauge, Elfengras und Karthäuserglocke, Zwergbuchs, Ginster und Traubenhyazinthen, um nur einige zu nennen.

20.3.1954: Die Stadtbahnwaggons werden umgebaut - Bis Ende 1954 ein Viertel des Wagenparks erneuert

Stadtrat Nathschläger berichtet über den Umbau des Fahrparks der Stadtbahn. Um eine wirtschaftliche Serienfertigung zu ermöglichen, sind fortlaufend 36 Triebwagen und 36 Beiwagen im Umbau begriffen. Insgesamt sollen bis Ende 1954 97 Wagen umgebaut werden, womit der gesamte Wagenpark der Stadtbahn zu mehr als einem Viertel erneuert sein wird.

20.3.1954: Indien bestellt in Wien 2.000 Häuser - Die ersten Früchte der Wiener Bauausstellung in Neudelhi

Die Ausstellung "Soziales Bauen in Wien", zu welcher die Gemeinde Wien von der indischen Regierung offiziell eingeladen worden war, wurde zu einem unerhörten Erfolg. Gleichzeitig mit der Ausstellung fand ein Seminar der UNO über das gleiche Thema statt. Das Ausstellungsgelände für die gesamte indische internationale Bauausstellung befindet sich auf einem Gelände, das etwa so groß ist wie das Wiener Messegelände. Dort sind ganze Häuser und Straßenzüge aufgebaut. Größtes Interesse finden die Per-Albin-Hansson-Siedlung und die Wiener Kindergärten sowie Spielplätze. Als besonderer Erfolg muss gewertet werden, dass durch den Chief-Minister of Bengal Dr. B.C. Roy eine Aufforderung zur Erstellung von 2.000 Schilfplattenhäuser, die eine Wiener Firma entwickelt hat, ergangen ist. Auch die Maharani von Burdwan hat im Namen des Maharadschas den Wunsch nach Errichtung ebensolcher Häuser in Burdwan, West-Bengal, geäußert.

20.3.1954: Schauspielerin Mizzi Günther 75 Jahre alt

Mizzi Günther und Willi Bauer

Am 21. März vollendet die gefeierte Diva der Wiener Operette Mizzi Günther-Pawlowski ihr 75. Lebensjahr.

Zu Warnsdorf in Schlesien geboren, begann sie ihre Bühnenlaufbahn in Hermannstadt und kam über Teplitz-Schönau nach Wien, wo sie am Carltheater ihr erstes Engagement erhielt. Ihre Erscheinung sowie ihre musikalische und darstellerische Begabung machten sie rasch zu einem besonderen Liebling des Publikums und sie wurde als Nachfolgerin der Geistinger bezeichnet. In der Folge wirkte die Künstlerin als Operettensängerin am Johann Strauß-, Bürger-, Apollo- und Raimundtheater. Auch im Schauspiel betätigte sie sich und trat am Volkstheater, in der Neuen Wiener Bühne und in den Kammerspielen auf. 1950 bis 1952 war sie als Gast der Staatsoper mehrmals zu hören. Während ihrer 50-jährigen Tätigkeit hat Mizzi Günther viele Hauptrollen in Werken Franz Lehars, Emerich Kalmans, Leo Falls, Oscar Strauss, Robert Stolz, Ralph Benatzkys u.a. gesungen. Sie gehörte zu den markantesten Persönlichkeiten der zweiten Glanzzeit der Wiener Operette und trug zu deren Weltgeltung auch durch zahlreiche ausgedehnte Tourneen bei.

25.3.1954: 75. Geburtstag von Dr. Josef Pultar

Parlamentsdirektor Sektionschef Dr. Josef Pultar vollendet sein 75. Lebensjahr. 1934 wurde er zum Parlamentsdirektor ernannt, im Jahre 1938 als Präsidialchef enthoben und in Haft genommen. Nach 1945 durch die Regierung Renner rehabilitiert und mit Organisationsarbeiten betraut, wurde er im Dezember 1945 vom Präsidenten des Nationalrates wieder zum Parlamentsdirektor bestellt. Er bekleidete diese Funktion bis Ende 1952 und trat dann in den Ruhestand.

26.3.1954: Ein hervorragender deutscher Baufachmann beim Bürgermeister

Empfang des Ministerialrats Prof. Dr. Ing. Wedler beim Bürgermeister

Ministerialrat Prof. Dr. Ing. e.h. B. Wedler, der Leiter des Referates Baunormung und Bauforschung beim Bundesminister für Wohnungsbau in Bonn, wurde heute von Bürgermeister Jonas und Stadtrat Thaller im Rathaus empfangen. In einer längeren Aussprache wurden Erfahrungen bei der Anwendung neuartiger und verbilligender Baustoffe ausgetauscht. Auch Fragen des Schallschutzes und der Wärmetechnik wurden behandelt.

27.3.1954: Kraftfahrzeuge dürfen nicht mehr in den Lainzer Tiergarten

Ab Anfang April wird der Lainzer Tiergarten wieder für die Bevölkerung geöffnet. Zum ersten Mal ist das Befahren des Lainzer Tiergartens durch Kraftfahrzeuge aller Art sowohl Autos als auch Motorräder mit Rücksicht auf den Naturschutzparkcharakter des Tiergartens und wegen der Staubplage für Fußgänger nicht mehr gestattet.

29.3.1954: Verena braucht Höhenluft - Bürgermeister Jonas interveniert für ein keuchhustenkrankes Kind

Die kleine Verena Malcher leidet seit einiger Zeit an schweren Keuchhustenanfällen, bei denen die übliche ärztliche Behandlung ohne Erfolg blieb. Der Arzt erwähnte dem Vater des Kindes gegenüber, dass der 3 ¾ Jahre alten Verena nur ein Aufstieg mit einem Flugzeug Linderung und Heilung bringen könnte.

Der Vater wandte sich daher an Bürgermeister Jonas mit der Bitte, bei den amerikanischen Behörden zu intervenieren, um diesen Flug zu ermöglichen. Bürgermeister Jonas hat heute an den amerikanischen Brigadegeneral William T. Fitts ein Schreiben gerichtet, in dem er ihm den Fall schildert und ersucht, das Kind in einem amerikanischen Flugzeug aufsteigen zu lassen. Ein österreichischer Arzt und der Vater des Kindes sollen die kleine Verena bei dem heilungbringenden Flug begleiten.

Fitts hat der Bitte entsprochen und mitgeteilt, dass das Kind schon morgen ihren "Höhenflug" durchführen kann. Das amerikanische Militärflugzeug startet um 10 Uhr vormittags von dem Luftlandestreifen der amerikanischen Besatzungsmacht an der Nußdorfer Lände hinter dem Karl Marx-Hof.

31.3.1954: Die europäische Jugend bei Bürgermeister Jonas

Die ausländischen Delegierten zur Europäischen Versammlung der politischen Jugend wurden von Bürgermeister Jonas und Vizebürgermeister Honay im Rathaus empfangen. Die Jugenddelegierten diskutierten mit den Stadtvätern vor allem über die Bedeutung Wiens im europäischen Raum und über verschiedene kommunalpolitische Probleme.

31.3.1954: Jeder vierte Österreicher wohnte in Wien

Aus einem Sonderheft der "Mitteilungen aus Statistik und Verwaltung":

64,3 Prozent "geborene" Wiener
Jeder vierte Österreicher wohnt in Wien, stellt die Statistik fest. Von der Wiener Bevölkerung sind 64,3 Prozent "geborene" Wiener, 18,6 Prozent stammen aus anderen Bundesländern und 17,1 Prozent sind aus dem Ausland (darunter sind jedoch viele so genannte Volksdeutsche).

"Wien, die Stadt der Kaninchen"
Man hat Wien die Stadt der Kultur genannt, die Stadt des Weines, die Stadt der Lieder. Die Statistik stellt jedoch neuerdings fest, dass Wien die Stadt der Kaninchen sein dürfte. Nicht weniger als 51.927 der kleinen Nager werden in der Bundeshauptstadt gehalten, das sind 22,6 Prozent des gesamtösterreichischen Bestandes. Auch 8,6 Prozent aller Enten, 7,3 Prozent aller Gänse und vier Prozent aller Hühner sind in Wien "beheimatet".

Weiters ist Wien die größte spitalerhaltende Gemeinde Österreichs. Mit einem Stand von 22.800 Spitalsbetten einschließlich der Krankenabteilungen der Altersheime verfügt es über 43 Prozent aller österreichischen Krankenbetten. Auf 77 Einwohner entfällt in Wien ein Spitalsbett, in den Bundesländern erst auf 172 Einwohner. Viele Pfleglinge der Wiener Krankenhäuser kommen allerdings von auswärts. Zehn Prozent der fast 300.000 Patienten im Jahre 1952 waren keine Wiener.

Sporttoto, eine Wiener Leidenschaft
Im österreichischen Sporttoto wurden im Spieljahr 1952/53 109 Millionen Schilling eingezahlt, davon allein bei den Wiener Annahmestellen 48 Millionen, das sind 44 Prozent. Die spielfreudigen Wiener gaben im Durchschnitt 27 Schilling für den Sporttoto aus, die Bewohner der Bundesländer jedoch nur 12 Schilling.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).