Historischer Rückblick aus dem Jahr 1954

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1954

September

2.9.1954: Schulbeginn: Heuer 126.000 Pflichtschüler

Zum ersten Mal werden weniger Schüler die Schulen besuchen; denn abermals ist ein geburtenstarker Jahrgang aus der vierten Hauptschulklasse ausgetreten, während ein geburtenschwacher Jahrgang in die erste Volksschulklasse eintritt. Auch durch die Abtretung der Randgemeinden an Niederösterreich sinkt die Schülerzahl der öffentlichen Pflichtschulen in Wien mit Beginn des Schuljahres von 148.000 auf 126.000.

2.9.1954: 90 Pflichtschulen an Niederösterreich

90 Pflichtschulen mit 498 Klassen und 14.546 Schülern und zwar 17 Hauptschulen, 72 Volksschulen und eine Sonderschule, wurden an Niederösterreich abgetreten.

3.9.1954: Kuranstalt Amalienbad - ganz modern

Neue, moderne Räume in der Kuranstalt Amalienbad.

Stadtrat Thaller besichtigte die modernisierte und erweiterte Kuranstalt des Amalienbades im 10. Bezirk.

Dem Ausbau der Kurabteilungen wurde bereits zu Beginn des Wiederaufbaues des im Jahre 1944 zerstörten Amalienbades von der Gemeinde Wien besonderes Augenmerk zugewendet. Der Umbau und die Modernisierung wurden nun beendet. Durch Einbeziehung zweier Dachterrassen, die bisher wenig besucht wurden, konnten die Frauen- und Männerhydrotherapie-Abteilungen großzügig ausgestaltet und schöne lichte Räume für Schlammpackungen geschaffen werden. Neue elektrische Schlammrührwerke ermöglichen eine weitaus bessere Zubereitung des Schlammes und eine rasche Versorgung der Patienten am Behandlungsbett. Für sämtliche Zusatzbäder wie Schwefel-, Fichtennadel-, Moorsalz-, Moorschwebstoff-, Salhumin-, Radium-, Kohlensäure- und elektrische Vollbäder sind neue Wannen aufgestellt worden.

Im vergangenen Jahr wurden 133.600 Patienten in der Kuranstalt gezählt.

6.9.1954: Gasgeräte um 54,5 Millionen Schilling

In den ersten acht Monaten des Jahres 1954 wurden bei der, im Rahmen der Wiener Gasgemeinschaft abgewickelten Gasgeräte-Aktion, Gasgeräte gegen zinsfreie Monatsraten im Ausmaß von 54,5 Millionen Schilling bestellt.

6.9.1954: Amerikanische Architekten im Wiener Rathaus

In der Forschungsstelle für Wohnen und Bauen im Wiener Rathaus wurde durch Stadtrat Thaller eine Ausstellung von Schülerarbeiten der Rhode Island School of Design eröffnet.

Die Architektenschule in Providence, der Hauptstadt des kleinen Staates Rhode Island, blickt auf eine nach amerikanischen Begriffen lange Tradition zurück. Sie wurde vor 76 Jahren zum Zwecke der Heranbildung geeigneter Entwurfkräfte für Industrie gegründet.

7.9.1954: Hochsommerwetter bringt Wassermangel

Durch die andauernde Hitze der letzten Wochen ist die Versorgungslage der Wiener Wasserwerke kritisch geworden. An die Wiener wird der dringende Appell zu Wassersparmaßnahmen gerichtet.

7.9.1954: Zehn Millionen für den Umbau des Pratersterns

Über den Umbau des Pratersterns referierte Stadtrat Thaller im Wiener Stadtsenat. Das große Projekt, das allein für den Straßenbau einen Kostenaufwand von 10 Millionen Schilling erfordert, wurde einstimmig genehmigt.

7.9.1954: Baubeginn am Museum der Stadt Wien

Der Bau des neuen Museums auf dem Karlsplatz nach den Plänen von Architekt Prof. Oswald Haerdtl sowie die voraussichtlichen Kosten von 20 Millionen Schilling wurden vom Stadtsenat einstimmig genehmigt.

8.9.1954: Der Wiener Fremdenverkehr nach Aufhebung der Zonenkontrolle

Am 9. Juni 1953 wurde die letzte ständige Kontrolle des Personen- und Lastenverkehrs an der Demarkationslinie aufgehoben. In den drei Jahren vor der Aufhebung der letzten Zonenkontrolle kam in jedem Jahr annähernd dieselbe Zahl Fremder nach Wien. Im ersten Jahr ohne Kontrolle erhöhte sich die Zahl der ankommenden Fremden um 79.220 oder 26,8 Prozent. Der größte Anteil dieser Zunahme entfällt auf den Ausländerfremdenverkehr; es besuchten 56.930 oder 53,8 Prozent mehr Ausländer Wien.

Trotz dieses bedeutenden Anstieges kommen derzeit noch weniger Ausländer nach Wien als vor dem Krieg. Vom Juli 1929 bis Juni 1930 besuchten um 271.504 oder 166,9 Prozent mehr Ausländer Wien als im gleichen Zeitraum der Jahre 1953/54. Die Ursache dieses Rückganges liegt im fast völligen Versiegen des Fremdenstroms aus den Ostländern. Während 1929/30 49,5 Prozent aller Ausländer aus Bulgarien, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei oder aus Ungarn kamen, waren dies 1953/54 nur 1,8 Prozent.

9.9.1954: Türkenschanzpark-Gastwirtschaft wird abgetragen

Die städtische Gastwirtschaft im Türkenschanzpark wurde durch Bomben schwer beschädigt, die Gasträume sogar vollkommen zerstört. Nunmehr wurde beschlossen, die Ruine abzutragen. Es wird mit Kosten von ca. 150.000 Schilling gerechnet.

10.9.1954: Hochwasserspende der Stadt Worms

Der Oberbürgermeister der Stadt Worms hat dem Österreichischen Städtebund einen Betrag von 300 Deutsche Mark als Spende der Stadt Worms zur Linderung der durch die Hochwasserkatastrophe in Österreich entstandenen Not überwiesen. Die Spende wurde dem Nationalkomitee übermittelt.

11.9.1954: Die Grundsteinlegung zur 100.000 Gemeindewohnung - Bundespräsident Dr. h.c. Körner führte den ersten Hammerschlag

Die Ansprache anlässlich der Grundsteinlegung hielten Bundespräsident Körner und Bürgermeister Jonas.

Die Grundsteinlegung der 100.000 Wohnung muss gefeiert werden.

In Anwesenheit Tausender Wiener und zahlreicher Mitglieder der Bundesregierung sowie der Wiener Stadtregierung nahmen Bundespräsident Körner und Bürgermeister Jonas die Grundsteinlegung zur 100.000 Gemeindewohnung (die die Wiener Gemeindeverwaltung seit der Gründung der Österreichischen Republik errichtete) in 16, Zagorskigasse-Herbststraße vor.

Die Stadt Wien hat also seit der Ersten Republik bis heute Wohnhäuser errichtet, die dem Neubau der Städte Graz und Linz zusammengenommen entsprechen. Dabei wurde praktisch nur in den Jahren 1923 bis 1934 gebaut und dann erst wieder seit 1947.

13.9.1954: Die internationalste Konferenz

Bürgermeister Jonas empfing auf dem Kahlenberg in Anwesenheit von Stadtrat Sigmund und des Präsidenten des Wiener Stadtschulrates Dr. Zechner die Teilnehmer an der Konferenz der Internationalen Vereinigung der Hochschulprofessoren und Lehrer (I.A.U.P.L.). Jonas bezeichnete in seiner Begrüßungsansprache an die 220 Hochschullehrer ihre Konferenz als die internationalste, die heuer in Wien abgehalten wurde. Nicht weniger als 70 Universitäten und 26 Staaten haben ihre Vertreter zu dieser Wiener Tagung entsandt.

13.9.1954: Anlässlich der 1.500-Jahrfeier: Symphoniekonzert auf dem Heiligenstädter Pfarrplatz

Dr. Volkmar Andreae dirigiert die Wiener Symphoniker.

Esther Rethy unterrichtet am Konservatorium.

In Anwesenheit von Bürgermeister Jonas fand, anlässlich der 1.500-Jahrfeier der Siedlung Heiligenstadt, ein Symphoniekonzert auf dem Heiligenstädter Pfarrplatz statt. Die Wiener Symphoniker mit ihrem Dirigenten Dr. Volkmar Andreae spielten u.a. Werke von Beethoven, Schubert und Bruckner.

14.9.1954: Esther Rethy - Lehrerin am Konservatorium der Stadt Wien

Kammersängerin Esther Rethy wurde für das soeben begonnene Schuljahr an das Konservatorium der Stadt Wien als Lehrerin für Gesang verpflichtet.

14.9.1954: Triestiner im Wiener Rathaus

Vizebürgermeister Honay konnte im Rathaus die offizielle Delegation von Triest, die anlässlich der Jubiläumsmesse nach Wien gekommen ist, begrüßen. Der Delegation gehörten auch der Vizebürgermeister von Triest Visenti sowie prominente Vertreter der Industrie, des Handels und kultureller Institutionen der italienischen Hafenstadt an.

15.9.1954: Oberbürgermeister Dr. Schreiber bei Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas empfing seinen Berliner Kollegen.

Dr. Walter Schreiber

Der regierende Oberbürgermeister von Berlin Dr. Schreiber wurde von Bürgermeister Jonas heute im Wiener Rathaus empfangen. Jonas unterhielt sich mit seinem Berliner Kollegen längere Zeit über die Probleme der Berliner und Wiener Stadtverwaltung.

15.9.1954: Überreichung der Bürgerurkunde an Nationalrat Dr. Zechner

Im Wiener Rathaus fand heute die Überreichung der Bürgerurkunde an den Geschäftsführenden Präsidenten des Wiener Stadtschulrates Nationalrat Dr. Zechner statt.

21.9.1954: Eine gute Investition - Sankt Marx hat eine neue Auto-Desinfektionshalle

In Sankt Marx wurde heute die neue Auto-Desinfektionshalle mit zwei Waschhallen in Betrieb genommen. Die in Stahlbetonkonstruktion hergestellten Hallen sind für einen Schlachthofbetrieb unentbehrliche Einrichtungen. Gegenüber der einst in Sankt Marx bestehenden Desinfektionsanlage gelang es im neuen Bau den Betrieb weitgehend zu verbessern und zu rationalisieren. An Hauptmarkttagen werden hier am laufenden Band pro Stunde 60 bis 80 Fahrzeuge entmistet, mit heißem und kaltem Wasser gründlich gewaschen und unter den Formalinkanzeln desinfiziert. Nach der Vorschrift darf kein Viehtransportauto Sankt Marx verlassen, ohne vorher die Desinfektionshalle zu passieren. Die neue Desinfektionshalle kostete 2,7 Millionen Schilling.

23.9.1954: Eröffnung der Wohnhausanlage in der Pernerstorfergasse

Eröffnung der Wohnhausanlage Pernersdorfergasse.

Vor zwei Jahren hat die Gemeinde Wien auf einem Grundstück in der Pernerstorfergasse in Favoriten mit dem Bau einer großen Wohnhausanlage begonnen. Auf dem Baugelände mussten vorerst die dort im Kriege errichteten Feuerlöschteiche abgetragen werden. Der harte Beton der Wasserbehälter bereitete den Arbeitern beim Aushub der Baugrube viele Schwierigkeiten, doch konnte trotzdem bereits nach acht die Dachgleiche erreicht werden. Die sechs Stiegenhäuser, mit insgesamt 124 Wohnungen, der von den Architekten Münch und Dipl.-Ing. Goder entworfenen Anlage sind vom Gartenhof aus zugänglich. Der akademische Maler Prof. Hauk schuf für den Gartenhof eine freistehende Säule, deren Mosaikschmuck mit dem Motto "Sag ja zum Leben" symbolisch die Baugesinnung "unserer Zeit und des sozialen Wohnungsbaues zum Ausdruck bringt".

Die Wohnhausanlage wurde von Bürgermeister Jonas in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Wiener Stadtregierung eröffnet.

27.9.1954: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Rektor Prof. Dr. Richter beim Antrittsbesuch.

Seine Magnifizenz, der Rektor der Technischen Hochschule Prof. Dr. Ing. Ludwig Richter stattete heute Bürgermeister Jonas den Antrittsbesuch ab.

29.9.1954: Französischer Botschafter spendet 10.000 Schilling

Hochkommissar Payart lud zu seinem Abschied.

Festlich verlief der Abschiedsabend.

Der von Wien scheidende französische Botschafter und Hochkommissär Payart hat anlässlich seiner Abreise an folgenden Brief an Bürgermeister Jonas gerichtet:

"Im Zeitpunkt meiner Abreise aus Wien lege ich Wert darauf, meine Sympathie für dessen Bevölkerung zu bekunden, indem ich meinen Betrag zu den Hilfswerken leiste, die zugunsten der Ärmsten der Wiener Bevölkerung geschaffen wurden. Zu diesem Zwecke beehre ich mich, Ihnen die Summe von zehntausend Schilling übergeben zu lassen, und wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diese zur Verfügung der von der Gemeindeverwaltung geleiteten Hilfskasse hielten."

30.9.1954: Der Bürgermeister von Kalkutta besucht Wien

Ankunft des Bürgermeisters von Kalkutta mit indischer Delegation.

Der Bürgermeister von Kalkutta Naresh Nath Mookerjee ist zu einem mehrtägigen Besuch in Wien eingetroffen. Der indische Gast und die Mitglieder der indischen Delegation wurden von Vizebürger Honay am Flughafen empfangen.

N.N. Mookerjee gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten Indiens, mit dessen aufstrebenden politischen Kräften er seit seiner Jugend sehr eng verbunden ist. Der Bürgermeister der viereinhalb Millionen Einwohner zählenden Stadt Kalkutta gilt als einer der bedeutendsten indischen Kommunalpolitiker.

30.9.1954: Aufruf: Stadtforstamt kauft Kastanien

Das Stadtforstamt hat auch heuer die Absicht, Wildkastanien zur Wildfütterung in den städtischen Gebirgsforsten zu kaufen. In den nächsten zwei Wochen werden Kastanien zum Preis von 25 Groschen pro Kilogramm bei der städtischen Praterverwaltung angekauft.

30.9.1954: Durchschnittliche Erkrankungsziffern bei Kinderlähmung

Das Gesundheitsamt bringt eine kurze Darstellung über den derzeitigen Stand der Kinderlähmung in Wien:

So wie jedes Jahr zeigt sich auch heuer ein jahreszeitlich bedingter Gipfel im Spätsommer-Herbst. Im Juli waren 15, im August 34 und in den ersten drei Wochen seit Schulbeginn weitere 34 Erkrankungen zu verzeichnen. Unter den letzteren sind nur acht Schulkinder, während fast die Hälfte Erwachsene sind. Es sprechen keinerlei Anzeichen für eine drohende epidemische Ausbreitung.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).