Historischer Rückblick aus dem Jahr 1955

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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April 1955

April

2.4.1955: Die Kunst am Stadtrand - Eine Passini-Ausstellung in der Schulgalerie

Der Favoritner Bezirksvorsteher Wrba eröffnete heute in der Schulgalerie der Hauptschule 10, Wienerfeld-Ost, eine neue Ausstellung, die ausschließlich dem künstlerischen Schaffen Paul Passini's gewidmet ist.

4.4.1955: Elisabeth Andersen im Wiener Rathaus

Die holländische Schauspielerin Elisabeth Andersen zu Gast bei Vizebürgermeister Honay

Elisabeth Andersen, die berühmte Schauspielerin von der "Haag'schen Comedie", die auf Einladung des Burgtheaters zu einem kurzen Gastspiel nach Wien gekommen ist, stattete heute Vizebürgermeister Honay im Rathaus einen Besuch ab.

6.4.1955: Josef Weinheber zum Gedenken

Auf den 8. April fällt der 10. Todestag des Dichters Josef Weinheber, der sich als Lyriker zu einem bedeutenden Repräsentanten der österreichischen Literatur entwickelt hat.

Josef Weinheber nahm eine bedeutende Stellung in der österreichischen Literatur ein

Am 9. März 1892 in Wien geboren, wuchs er früh verwaist im Hyrtl'schen Waisenhaus in Mödling auf, wo er sechs Jahre verbrachte. Materielle Not und seelische Vereinsamung trieben ihn einem tiefen Pessimismus entgegen. Er trat in den Postdienst, den er bis 1934 versah. Weinheber siedelte sich in Kirchstetten an. Seine in vielen Bänden zusammengefassten Gedichte zeigen eine meisterhafte Beherrschung der Sprache. Mit Hölderlin gemeinsam ist ihm die Bevorzugung hymnischer Formen und die Begeisterung für die Antike. Auch als Erzähler und Essayist ist Weinheber hervorgetreten. Weinheber wählte den Freitod.

7.4.1955: Vizebürgermeister Honay: "Im Vordergrund steht der Mensch" - Angelobung der Wiener Fürsorgeamtsvorstände

Heute wurden die vom Wiener Stadtsenat betrauten Fürsorgeamtsvorstände und Stellvertreter der 23 Wiener Bezirke angelobt. In seiner Rede umriss Vizebürgermeister Honay Aufgaben und Ziele der städtischen Fürsorge.

7.4.1955: Ein "Andersen-Kindergarten" in Hietzing

Im zuständigen Gemeinderatsausschuss wurde heute beschlossen, den städtischen Kindergarten im Hügelpark in Hietzing, aus Anlass des 150. Geburtstages des dänischen Märchendichters Hans Christian Andersen, "Andersen-Kindergarten" zu benennen.

8.4.1955: Rekorderzeugung des Kraftwerkes Simmering

Das Kraftwerk Simmering hat im März dieses Jahres mit einer Erzeugung von mehr als 71 Millionen Kilowattstunden seine bisher höchste Monatserzeugung erreicht. Außerdem wurde in diesem Monat zum ersten Male eine Tageserzeugung von mehr als drei Millionen Kilowattstunden verzeichnet. Diese hohen Erzeugungsmengen sind einerseits auf den gesteigerten Strombedarf im Wiener Versorgungsgebiet zurückzuführen, da im März der Energiebedarf um 15 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres stieg, andererseits auf Stromlieferungen an das österreichische Verbundnetz infolge geringeren Wasserangebotes und gesteigerten Verbrauches. Der seit 1948 durchgeführte Ausbau des Kraftwerkes Simmering konnte mit diesen Leistungen eine weitere Bewährungsprobe ablegen, wobei durch die günstige Lage dieses Kraftwerkes im Verbrauchsschwerpunkt Wien die Energieversorgung mit geringsten Verlusten ermöglicht wird.

Auch das zweite Wiener Dampfkraftwerk, das Kraftwerk Engerthstraße, hat im Monat März seine Erzeugung beträchtlich gesteigert und so ebenfalls seinen Beitrag für die Befriedigung des Energiebedarfes geleistet. Besonders erfreulich ist, dass in beiden Kraftwerken die Stromerzeugung fast ausschließlich aus einheimischen Brennstoffen erfolgte.

9.4.1955: Vizebürgermeister Honay empfing Schweizer Ballonführer

Ballonführer Fred Dolder

Der Führer des Schweizer Ballons Zürich III, Fred Dolder, der am Ostersonntag vom Red-Star-Platz zu einem Postflug startete, dessen Reinertrag dem Waisenkinderdorf Rottenmann zugute kommen soll, wurde heute von Vizebürgermeister Honay im Rathaus empfangen.

12.4.1955: Kranzniederlegungen am 13. April

Anlässlich der zehnten Wiederkehr des Tages, an dem durch den Einmarsch der Sowjetischen Streitkräfte in Wien die nationalsozialistische Herrschaft beendet wurde, werden am 13. April an allen Gedenkstätten Kränze der Stadt Wien niedergelegt. Diese Gedenkstätten sind: Volksgarten, Brücke der Roten Armee, Stalinplatz, Matzleinsdorfer Friedhof, Zentralfriedhof, Gersthofer Friedhof, Engelsplatz, Stammersdorf, Aspern und Rodaun.

13.4.1955: Heute im Wiener Stadtsenat: 21 neue städtische Wohnhausanlagen - 1.646 Wohnungen und 27 Geschäftslokale um 147 Millionen Schilling

Stadtrat Thaller referierte heute im Wiener Stadtsenat über die Entwürfe und die Kosten für 21 neue städtische Wohnhausanlagen mit zusammen 1.646 Wohnungen, 27 Geschäftslokalen, 1 Kindergarten, 1 Kinderhort, 1 Mutterberatungsstelle und mehrere Ateliers. Die Kosten dafür betragen 147 Millionen Schilling, davon sollen im heurigen Jahr noch 63 Millionen Schilling verbraucht werden. Es handelt sich u.a. um folgende Baustellen:

2, Stoffellagasse - Bauteil Nord (137 Wohnungen); 3, Veithgasse (44 Wohnungen); 5, Heu- und Strohmarkt, 8. Bauteil (39 Wohnungen); 10, Wirerstraße (178 Wohnungen); 16, Hofferplatz (52 Wohnungen); u.v.a.

13.4.1955: Kinomodeschauen immer beliebter

Die Modeschauen in einigen Wiener Premierenkinos sind nun schon zu einem gewohnten Bestandteil des Programmes geworden. Die Kiba hat nun in drei ihrer Betriebe eine Abstimmung durchgeführt, ob eine Modeschau vom Kinopublikum gewünscht wird oder nicht. Die Abstimmung, die am 2. April durchgeführt wurde, ergab eine überwiegende Mehrheit für die Modeschauen. Im Gartenbau-Kino sprachen sich 72 Prozent, im Kolosseum-Kino 78,5 Prozent und im Forum-Kino sogar 82 Prozent für diese Einrichtung aus.

13.4.1955: Umgestaltung der Kriegsgräberanlage aus dem Ersten Weltkrieg

Im zuständigen Gemeinderatsausschuss wurde heute die Umgestaltung der Kriegsgräberanlage aus dem Ersten Weltkrieg im Wiener Zentralfriedhof mit einem Kostenaufwand von 450.000 Schilling genehmigt. Auch das Österreichische Schwarze Kreuz wird eine finanzielle Beihilfe leisten.

14.4.1955: Erweiterung von acht Friedhöfen

Im Wiener Stadtsenat wurde die Erweiterung von acht Friedhöfen beschlossen, bei denen innerhalb der gegenwärtigen Grenzen nur mehr wenige neue Gräber angelegt werden können. Es sind dies die Friedhöfe Ober Sankt Veit, Dornbach, Grinzing, Jedlesee, Süssenbrunn, Breitenlee, Essling und Siebenhirten. Die Entwürfe für die Erweiterung sehen eine neuzeitliche Gestaltung der Friedhöfe vor. Die Grabsteine dürfen nicht mehr höher als 1,80 Meter sein. Einfassungen von einzelnen Gräbern wird es auf den neuen Friedhofsteilen nicht mehr geben.

14.4.1955: Ein Neubau beim Hochstrahlbrunnen

Anstelle der total ausgebrannten Bombenruine Stalinplatz 2 wird ein modernes achtstöckiges Wohn- und Geschäftshaus mit zwei anschließenden Gebäudeteilen auf dem Heumarkt und in der Daffingergasse errichtet. Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat heute dem Bauherren, der Steyr Daimler-Puch A.G., die Baubewilligung erteilt. Neben Geschäftslokalen und Büroräumen werden in diesem Haus auch noch ungefähr 60 Kleinwohnungen untergebracht.

15.4.1955: Wiener Landtag: Bürgermeister Jonas zu den Moskauer Verhandlungen

Landeshauptmann Jonas bringt den Mitgliedern des Wiener Landtages das offizielle Kommunique über die Moskauer Verhandlungen zur Kenntnis. Es hat folgenden Wortlaut:

"Vom 12. April 1955 bis zum 15. April 1955 fanden in Moskau zwischen einer österreichischen Regierungsdelegation unter der Führung von Bundeskanzler Ing. Julius Raab und Vizekanzler Dr. Adolf Schärf einerseits und einer sowjetischen Regierungsdelegation unter Führung des Stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR und Ministers für die Auswärtigen Angelegenheiten der UdSSR W.M. Molotow und dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR A. Mikojan andererseits Besprechungen statt, welche in freundlichem Geiste verliefen.

Als Ergebnis der Besprechungen stellen beide Seiten fest, dass die Regierung der Sowjetunion ebenso wie auch die Regierung der Republik Österreich den schleunigsten Abschluss des Staatsvertrages über die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich für wünschenswert halten, was den nationalen Interessen des österreichischen Volkes und einer Festigung des Friedens in Europa dienen soll.

Die österreichische Delegation versicherte, dass die Republik Österreich gemäß der bereits auf der Berliner Konferenz im Jahre 1954 gemachten Erklärung nicht beabsichtigt, sich irgendwelchen militärischen Bündnissen anzuschließen, oder auf ihrem Gebiete militärische Stützpunkte zuzulassen. Österreich wird gegenüber allen Staaten eine Politik der Unabhängigkeit führen, die die Einhaltung der Deklaration gewährleistet. Die sowjetische Seite erklärte sich einverstanden, dass die Truppen der vier Mächte nach Inkrafttreten des Staatsvertrages, spätestens mit 31. Dezember 1955 abgezogen werden. Auf die Erklärung der Regierungen der Vereinigten Staaten, Frankreich und Englands vom 5. April 1955 über ihr Bestreben nach Abschluss des österreichischen Staatsvertrages drücken die Delegationen Österreichs und der Sowjetunion die Hoffnung aus, dass gegenwärtig günstige Möglichkeiten zur Regelung der österreichischen Frage durch eine Einigung der vier Mächte und Österreich bestehen.

Die sowjetische Regierung gab weiterhin in Übereinstimmung mit ihrer Erklärung auf der Berliner Konferenz im Jahre 1954 ihr Einverständnis damit bekannt, die im Artikel 35 des Staatsvertrages vorgesehene Summe von 150 Millionen Dollar zur Gänze in österreichischen Warenlieferungen anzunehmen.

Die Sowjetregierung erklärte ihre Bereitschaft, in die bereits vorgesehene Übergabe des deutschen Eigentums in der sowjetischen Besatzungszone Österreichs unverzüglich nach Inkrafttreten des Staatsvertrages gegen eine entsprechende Vergütung auch die Vermögenswerte der DDSG einschließlich der Korneuburger Werft, alle Schiff- und Hafenanlagen an Österreich zu übergeben.

Die Sowjetregierung erklärte weiters ihr Einverständnis damit, alle in Artikel 35 des Staatsvertrages zustehenden Rechte auf die Ölfelder und die ölverarbeitenden Betriebe einschließlich die Aktiengesellschaft für Handel mit Ölprodukten (OROP) gegen Lieferung von Rohöl in einem zwischen beiden Staaten zu vereinbarenden Ausmaß an Österreich abzutreten.

Außerdem wurde Einverständnis darüber erzielt, dass in der nächsten Zeit Verhandlungen, die eine Normalisierung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und der Sowjetunion zum Ziele haben, beginnen sollen.

Die sowjetische Delegation teilte der österreichischen Delegation mit, dass das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR zugesagt habe, das Ersuchen des Bundespräsidenten Dr. h.c. Theodor Körner um die Heimkehr der Österreicher, die eine Strafe auf Grund von Urteilen sowjetischer Gerichtsorgane verbüßen, wohlwollend zu überprüfen. Nach dem Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen aus Österreich werden auf dem Gebiet der Sowjetunion keine Kriegsgefangenen und angehaltene Zivilpersonen österreichischer Staatsbürgerschaft verbleiben".

Nach Verlesung des Kommuniques gab Jonas folgende Erklärung ab:

"Hohes Haus! Diese Mitteilungen berechtigen uns zu der Hoffnung, dass das zehnjährige Warten, die zehnjährige Enttäuschung doch zu Ende gehen, dass unsere Freiheit und der Staatsvertrag in greifbare Nähe gerückt sind.

In dieser Stunde gedenken wir als Landtag und Gemeinderat von Wien jener Mitglieder der österreichischen Regierung, die an den schweren Verhandlungen in Moskau teilgenommen haben und deren Geduld und Weisheit es gelungen ist, mit der Sowjetischen Regierung zu diesem Übereinkommen zu gelangen. Im Namen der Bundeshauptstadt Wien und im Namen des Landtages und Gemeinderates drücke ich der österreichischen Regierungsdelegation den herzlichsten Dank der Bundeshauptstadt aus.

Da es uns möglicherweise versagt ist, an der Begrüßung teilzunehmen, möchte ich unserer Regierungsdelegation gleichzeitig auch den herzlichsten Willkommgruß in der Heimat entbieten.

Meine Damen und Herren! Das Bemerkenswerte an dem Inhalt dieser Vereinbarungen ist meiner Meinung nach, dass zu der politischen Unabhängigkeit jetzt auch noch Sicherungen für die wirtschaftliche Unabhängigkeit Österreichs kommen sollen. Wenn das Wahrheit wird, was in diesem Kommunique enthalten ist, ist einer der schönsten Fortschritte und eine der schönsten Abänderungen des ursprünglichen Staatsvertragsentwurfes, dass nun auch die Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft in den Besitz Österreichs übergehen soll. Ein weiterer schöner Fortschritt ist, dass die Bestimmung des ursprünglichen Entwurfes, wonach sich die sowjetischen Schürfrechte bei Erdöl auf 30 Jahre erstrecken sollten, in eine sechsjährige Lieferung von Rohöl geändert wird.

Wenn also allem Anschein nach der Tag der endgültigen Befreiung Österreichs doch in die Nähe rückt, sollen wir in diesem Augenblick aber nicht vergessen, dass die Verwirklichung des Staatsvertrages von Österreich harte Opfer verlangen wird. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass unsere Schwierigkeiten noch nicht beendet sind. Aber so wie das österreichische Volk mit seiner Geduld, seinem Fleiß und seiner Tapferkeit in der Vergangenheit unter den schwierigsten Verhältnissen ausgehalten hat, so wird die österreichische Bevölkerung, dessen sind wir gewiss, den Preis der Arbeit, der Geduld und der Tapferkeit für die endgültige Freiheit bezahlen, wenn er mit der Würde des österreichichen Volkes vereinbar ist.

So darf ich der tiefen Genugtuung, die uns an diesem Tag erfüllt, freudig Ausdruck verleihen. Wir wünschen uns und der Wiener Bevölkerung, dass uns nun die Freiheit und die Souveränität und das Recht der Selbstbestimmung in der demokratischen Republik trotz der großen Sorgen, die uns bevorstehen, doch in die eigene, in die österreichische bessere Zukunft führen werden!"

15.4.1955: Beflaggung der städtischen Gebäude

Auf Anordnung von Bürgermeister Jonas sind ab sofort anlässlich der Rückkehr der österreichischen Delegation aus Moskau alle städtischen Gebäude zu beflaggen.

16.4.1955: Großzügige Spende der Stadt Mailand für die Hochwasseropfer 1954

Die Stadt Mailand hat dem Österreichischen Städtebund einen Betrag von 206.870,70 Schilling für die Opfer der Hochwasserkatastrophe des vergangenen Sommers übermittelt. Der Betrag wird an das Nationalkomitee für Hochwasserhilfe zur weiteren Verwendung überwiesen werden.

19.4.1955: Professor Toynbee im Wiener Rathaus

Prof. Arnold J. Toynbee zu Gast beim Bürgermeister

Der britische Geschichtsphilosoph Arnold J. Toynbee stattete heute in Begleitung seiner Gattin und des Direktors des British Council Mr. Hitschcock, Bürgermeister Jonas im Rathaus einen Besuch ab.

20.4.1955: Luxemburgischer Regierungspräsident im Wiener Rathaus

Regierungspräsident aus Luxemburg Dr. Joseph Bech zu Gast im Wiener Rathaus

Der Regierungspräsident und Außenminister des Großherzogtums Luxemburg, Dr. Joseph Bech, traf heute zu einem offiziellen Besuch im Wiener Rathaus ein. In seiner Begleitung befanden sich der holländische Botschafter Star-Busmann, der auch Luxemburg vertritt und der Chef des Protokolls des Außenamtes Gesandter Dr. Friedinger-Pranter. Die Diplomaten wurden von Bürgermeister Jonas und Mitgliedern der Wiener Stadtregierung empfangen. Dr. Bech trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

20.4.1955: Ein Werkstättenhof der Gemeinde Wien in Erdberg - Eine neue Ära des Wiener Handwerkes

Planübergabe für den neuen Werkstättenhof

Auf dem freien Gelände in der Barthgasse in Erdberg fand heute die feierliche Planübergabe für den neuen Werkstättenhof der Gemeinde Wien statt. In Anwesenheit zahlreicher Festgäste sprach Stadtrat Thaller über die Bedeutung dieses Bauvorhabens, das er als einen weiteren entscheidenden Schritt auf dem Wege zur Stadt von Morgen bezeichnete. Der Bau des Werkstättenhofes ist zugleich der Beginn großzügiger Assanierungsmaßnahmen. Das Stadtbauamt ist derzeit damit beschäftigt, etwa 30 Gebiete in Wien zu untersuchen, die bereits assanierungsreif sind. Unter diese Gebiete fällt auch Erdberg, wo die Arbeiten noch heuer beginnen sollen. Thaller sprach dann über die bauliche Ausführung der Werkstättenhöfe. Sie werden aus sauberen Hallen bestehen, mit allen nötigen sanitären Einrichtungen sowie grünen Rasenflächen und Lauben für die Arbeitspausen. Der erste Werkstättenhof auf der Landstraße wird auf einer Fläche von rund 950 Quadratmetern errichtet. Die Pläne stammen von dem Wiener Architekten Prof. Franz Schuster. Die Bauausführung wurde dem Stadtbauamt anvertraut.

20.4.1955: Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an Vizekanzler Dr. Schärf - der 101. Ehrenbürger von Wien

Vizekanzler Dr. Schärf ist 101. Ehrenbürger der Bundeshauptstadt Wien

Bürgermeister Jonas ehrt Vizekanzler Dr. Schärf

Der Wiener Gemeinderat hat am 15. April beschlossen, Herrn Vizekanzler Dr. Adolf Schärf anlässlich der Vollendung seines 65. Lebensjahres das Ehrenbürgerrecht der Stadt Wien zu verleihen. Bürgermeister Jonas überreichte heute an Dr. Schärf die Ehrenbürgerurkunde der Bundeshauptstadt Wien.

Vizekanzlers Dr. Schärfs Name ist der 101., der in das im Jahre 1801 angelegte Goldene Buch der Stadt Wien eingetragen wird. Im Verlaufe des vorigen Jahrhunderts erhielten diese Auszeichnung fast ausnahmslos nur Angehörige des Adelsstandes. Franz Grillparzer und Dr. Karl Lueger gehörten zu den wenigen Ausnahmen. Als letzter Ehrenbürger des kaiserlichen Wien wurde am 2. Mai 1918 Ottokar Graf Czernin, der damalige Außenminister, eingetragen.

21.4.1955: Neue Sommeruniformen für Schaffner

Von den Verkehrsbetrieben wurden für das Fahrpersonal - in erster Linie für die Schaffner - neue Sommerblusen und Sommerkappen eingeführt, die in den Monaten Juni bis August, bei warmer Witterung auch schon im Mai oder noch im September, zu tragen sind. Die Kappen und Blusen werden erstmalig aus grauem Kammgarnfresko hergestellt, wobei die Blusen mit offenem Kragen getragen werden.

23.4.1955: An Shakespeares Geburtstag: John B. Priestley besucht Bürgermeister Jonas

Empfang von John B. Priestley beim Bürgermeister

Der englische Dramatiker John B. Priestley besuchte heute in Begleitung seiner Gattin Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus. Priestley brachte sein neuestes Stück "Take the fool away" nach Wien für das Burgtheater mit. Priestley schrieb sich in das Gästebuch der Stadt Wien mit folgenden Worten ein: "after a most delightful conversation with the Herr Bürgermeister on Shakespeares birthday, 23rd April 1955" - nach einer vergnüglichen Unterhaltung mit dem Herrn Bürgermeister an Shakespeares Geburtstag.

23.4.1955: Der erste Spatenstich zum Jubiläumskindergarten

Spatenstich zum Jubiläumskindergarten Venediger Au

In der Venediger Au vollführte heute Bürgermeister Jonas in Anwesenheit zahlreicher Festgäste den ersten Spatenstich zum Bau des Jubiläumskindergarten der Stadt Wien. Der Kindergarten, der aus Anlass des zehnjährigen Bestandes der Zweiten Republik errichtet werden soll, vervollständigt das Kinderparadies, das sich in der auf Trümmern und Schutt errichteten Gartenanlage befindet.

28.4.1955: Prämiierte Wiener Kleinbühnen

Dem Theater "Tribüne" wurde durch die Stadtverwaltung für die Aufführung von "Das Grabmal des unbekannten Soldaten" von Paul Raynal eine Prämie von 2.000 Schilling und dem "Theater im Palais Esterhazy" für die Aufführung von "Herzen im Sturm" von Milan Begovic eine Prämie von 1.000 Schilling zuerkannt.

29.4.1955: 50.000 Wasserzähler von einer Firma - Stadtrat Koci würdigt Leistungen eines Wiener Betriebes

Bei der Firma Siemens & Halske fand heute eine Betriebsfeier statt, der ein sehr erfreulicher Anlass zugrunde lag. Das Unternehmen hat dieser Tage den 50.000 Wasserzähler an die Gemeinde Wien geliefert. Zu der Werksfeier waren auch Stadtrat Koci und der Leiter der Wiener Wasserwerke, Senatsrat Dipl.-Ing. Steinwender erschienen. Koci würdigte in seiner Ansprache die besonderen Leistungen dieses Unternehmens.

Die Firma Siemens & Halske hat im Jahre 1945 die Wasserzählererzeugung ganz neu aufbauen müssen. Die Wasserzählerproduktion stand während des Krieges still und die Präzisionsmaschinen waren für die Rüstungsindustrie herangezogen worden. Mit Hilfe der Wiener Wasserwerke, die nach Kriegsschluss diese Präzisionsmaschinen sofort sicherzustellen vermochten, ist es der Firma gelungen, mit der Herstellung zu beginnen und im Jahre 1949 einen vollständig neu entwickelten und weit besseren Wasserzähler herauszubringen.

Die Wiener Wasserwerke haben in den letzten sechs Jahren insgesamt 80.000 Wasserzähler eingebaut.

30.4.1955: 60. Geburtstag von Prof. Dr. Mark

Prof. Dr. Hermann Mark

Am 3. Mai vollendet der Chemiker Prof. Dr. Hermann Mark, einer der bedeutendsten Vertreter seines Faches, sein 60. Lebensjahr.

Ein gebürtiger Wiener, absolvierte er das Studium in seiner Vaterstadt, habilitierte sich für Chemie an der Universität Berlin und arbeitete am Kaiser Wilhelm-Institut. Mark war an der Entwicklung des synthetischen Kautschuks maßgeblich beteiligt. 1932 wurde Mark nach Wien berufen und zum Ordinarius und Vorstand des Ersten Chemischen Institutes bestellt. 1938 musste er seine Heimat verlassen und ging zunächst nach Kanada. Seit 1940 ist er am Polytechnic Institute of Brooklyn tätig, seit 1945 als Direktor der für ihn gegründeten Polymeren-Abteilung. Sein hauptsächliches Forschungsgebiet ist die Chemie der Hochpolymeren, über die er ein grundlegendes Werk verfasste. Die praktische Arbeit auf diesem neuen Felde ermöglichte ihm die Auffindung zahlreicher Kunststoffverbindungen, die für die Erzeugung von Textilien wie Nylon, Perlon etc. den Ausgangspunkt bilden. Seine 400 wissenschaftlichen Abhandlungen sind in allen Weltsprachen erschienen. Mark ist mehrfacher Ehrendoktor und Träger hoher Auszeichnungen.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).