Historischer Rückblick aus dem Jahr 1955

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

Februar 1955

Februar

1.2.1955: Großeinkäufe der Gemeinde Wien

Der Gemeinderatsausschuss für Wirtschaftsangelegenheiten beauftragte das Beschaffungsamt zum Ankauf von 450.000 Kilogramm Mehl und 40.000 Kilogramm Weizengrieß. Die Bestellung wurde auf verschiedene österreichische Industriemühlen aufgeteilt. Die Siegendorfer Zuckerfabrik erhielt einen Auftrag auf 100.000 Kilogramm Zucker und die Salinen in Ebensee einen Auftrag auf 30.000 Kilogramm Speisesalz. Diese Lebensmittel sind für die laufende Versorgung der Spitals- und Anstaltenküchen bestimmt.

1.2.1955: Hausgehilfinnenehrung im Wiener Rathaus

25 Jahre Dienstzeit werden belohnt

Im Wiener Rathaus fand die traditionelle Ehrung von Hausgehilfinnen statt, die auf eine mehr als 25-jährige Dienstzeit in einem Wiener Haushalt zurückblicken.

2.2.1955: Die Gruft des Deutschen Ordens - Nachträgliche Genehmigung einer Privatbegräbnisstätte

Landeshauptmann-Stellvertreter Weinberger referierte in der Sitzung der Wiener Landesregierung über ein Ansuchen des Deutschen Ordens um nachträgliche Genehmigung für die Benützung der in der Mitte des Kirchenschiffes der Ordenskirche unterhalb des Kirchenfußbodens gelegenen Gruft als Privatbegräbnisstätte. Die Mitglieder der Wiener Landesregierung stimmten diesem Antrag zu.

Die Gruft in der Ordenskirche Wien 1, Singerstraße 7, ist schon einige Jahrhunderte alt. Sie wurde zuletzt anlässlich von Renovierungsarbeiten im Kirchenfußboden im August 1954 geöffnet. Die letzte vorhergegangene Öffnung erfolgte nach einem beim Orden befindlichen Protokoll am 3. Mai 1864. Da der Deckel der Gruft in gleicher Höhe mit dem Kirchenfußboden liegt, ist die Gruft im geschlossenen Zustand nicht leicht als solche erkennbar. Aus diesem Grunde dürfte sie bei der am 1. Juni 1906 durch die Niederösterreichische Statthalterei angeordneten Erfassung aller in Wien und Niederösterreich befindlichen Privatbegräbnisstätten übersehen worden sein. Ihre nachträgliche Genehmigung liegt daher im Interesse einer völligen Erfassung der Privatbegräbnisstätten.

Beim Lokalaugenschein am 10. Jänner dieses Jahres wurde festgestellt, dass sich die Gruft unter dem Kirchenfußboden in der Mitte des Kirchenschiffes befindet. Sie ist nach Entfernung der Deckplatte über 15 Steinstufen zugänglich und in unverputztem Ziegelmauerwerk mit Gewölbedecke ausgeführt. Das Mauerwerk ist in sehr gutem Zustand und weist keinerlei Zerfallschäden auf. Der Boden besteht aus Erdreich. Die Gruft bietet Platz für die Aufstellung von drei Särgen. Derzeit befinden sich dort auch drei Särge mit den Leichen von Graf Guidobald Starhemberg, gestorben am 7. März 1737, Graf Johann Harrach, gestorben am 8. August 1864, und die Leiche eines Unbekannten. Die Gruft ist nicht allgemein zugänglich. Sie soll nur im Falle einer Beisetzung geöffnet werden und dann wieder geschlossen bleiben.

3.2.1955: Zusammenstoß im Nebel

Heute, gegen 5.30 Uhr früh, ist wegen des starken Nebels auf dem Margaretengürtel bei der Haltestelle Matzleinsdorfer Platz ein Zug der Linie 18 auf einen vor ihm stehenden Zug der Linie 62 aufgefahren. Sechs Fahrgäste wurden leicht verletzt. Der Triebwagen und der angefahrene Beiwagen wurden erheblich beschädigt.

3.2.1955: Hanna Eigel bei Bürgermeister Jonas

Eiskunstläuferin Hanna Eigel zu Besuch beim Bürgermeister

Bürgermeister Jonas hat heute die neue Europameisterin im Eiskunstlaufen, die junge Wienerin Hanna Eigel, im Rathaus empfangen. Hanna Eigel schrieb sich in das Gästebuch des Bürgermeisters ein. Sie ist die bisher Jüngste, die zu einer solchen Eintragung aufgefordert wurde.

3.2.1955: Ein Name wird gesucht

Für das 72 Meter hohe Bürohaus der Städtischen Versicherung am Schottenring 30 wird ein Name gesucht. Es soll ein kurzer, prägnanter Name sein. Eine Reihe von Preisen sind von der Städtischen Versicherung ausgesetzt worden.

4.2.1955: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Der Wiener Gemeinderat beschloss den Bau von 18 neuen städtischen Wohnhausanlagen mit zusammen 1.144 Wohnungen und 47 Lokalen, die 102,875.000 Schilling kosten werden. Mit den Bauarbeiten wird sofort begonnen. Ebenfalls beschlossen wurde u.a. die Errichtung eines Schulpavillons in der Schulgasse in Liesing und die Errichtung eines Betonsteinwerkes im 11. Bezirk.

5.2.1955: Mariahilf zeigt seine historischen Schätze - Stadtrat Mandl: "Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen!"

Eröffnung der Sonderschau im Mariahilfer Heimatmuseum

Die Sonderschau erfreut sich großem Interesse

Stadtrat Mandl eröffnete die Ausstellung "Mariahilf - einst und jetzt", eine interessante Sonderschau des Bezirksmuseums Mariahilf. Mandl verwies auf die kulturelle Aufgabe der Wiener Heimatmuseen, nämlich die historische, künstlerische und soziologische Vergangenheit der einzelnen Stadtteile der jetzigen Generation zu übermitteln.

8.2.1955: Die besten Plakate wurden prämiiert

Plakatwettbewerb

Plakatwettbewerb

Stadtrat Mandl überreichte heute die Preise für die drei besten Plakate des Jahres 1954, die von der Plakatwertungsaktion des Kulturamtes ausgewählt wurden. Die Auftraggeber waren: die Firma Julius Meinl für das "Meinl-Tukan"-Plakat, das Otto Exinger entwarf, die Niederösterreichische Landwirtschaftskammer, für die Hermann Kosel "Rindfleisch ist Kraft" entwarf. Das drittbeste Plakat "Olivetti Lettera 22" wurde im Auftrag der Austro Olivetti A.G. Wien von Raymond Savignac, Paris, entworfen.

9.2.1955: Berliner Freiheitsglocke für Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas darf sich über ein Modell der Berliner Freiheitsglocke freuen

Der leitende Direktor des Österreichischen Verkehrsbüros Millwisch, der aus Westberlin zurückgekommen ist, wo er mit den dortigen Reisebürofachleuten über die Förderung des gegenseitigen Fremdenverkehrs Beratungen geführt hatte, überbrachte Bürgermeister Jonas als Geschenk des regierenden Bürgermeisters Dr. Suhr ein Modell der berühmten Berliner Freiheitsglocke. Es handelt sich um eine Miniaturnachbildung der Berliner Porzellanmanufaktur.

10.2.1955: Neue Kunstwerke für städtische Wohnhausanlagen

Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Volksbildung beschloss die Vergabe von künstlerischen Arbeiten für zwei städtische Wohnhausanlagen in Meidling und Hernals. Für die Wohnhausanlage auf dem Migazziplatz wurde eine freistehende Natursteinplastik des Bildhauers Alexander Wahl angekauft. Der Maler H.R. Pippal wird die Fassaden der neuen städtischen Wohnhausanlage in der Neuwaldegger Straße mit sechsfarbigen Glasmosaiken schmücken.

11.2.1955: Junge Krokodile im Kulturamt - Ausstellung "10 Jahre Biologische Station Wilhelminenberg"

Dr. König, Univ.-Prof. Marinelli, StR. Mandl und ein Wüstenwaran bei der Eröffnung der Ausstellung

Eine ungewöhnliche Ausstellung wurde im Kulturamt durch Stadtrat Mandl eröffnet. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Biologischen Station auf dem Wilhelminenberg kann man u.a. auch lebende Tiere aus Afrika als Ausstellungsobjekte sehen. Eine besondere Attraktion der Ausstellung sind sieben lebende Wüstenwarane und 25 junge Krokodile. Ferner sind Gegenstände und Fotos von den Afrika-Expeditionen nach Tunis, Algier und dem Sudan des Leiters der Biologischen Station, Dozent Dr. Otto König, zu sehen. Mandl erinnerte in seiner Ansprache an die kleinen Anfänge der Station und rühmte die Zähigkeit, mit der ihr Schöpfer im Jahre 1945 in alten Baracken sein Werk begonnen hatte. Mit der Gründung der Station durch den jungen Dr. König wurde eine empfindliche Lücke auf dem Gebiet der biologischen Forschung geschlossen. Die hervorragende Arbeit, die hier geleistet wird, findet immer mehr Anerkennung im Ausland.

17.2.1955: Bürgermeister Jonas überreicht Reifezeugnisse - Ein Besuch in der Wiener Arbeitermittelschule

Im Festsaal der Arbeitermittelschule Wien auf dem Henriettenplatz fand in Anwesenheit von Bürgermeister Jonas die Verabschiedung der diesjährigen Absolventen statt. Bereits zum fünften Mal hielt die Arbeitermittelschule im eigenen Wirkungskreis Reifeprüfungen ab. Seit der Verleihung des Öffentlichkeitsrechtes im Jahre 1950 konnte nun dem 100. Absolventen die Hochschulreife zugesprochen werden. Bürgermeister Jonas übernahm es, den Absolventen die Reifezeugnisse persönlich zu überreichen.

17.2.1955: Der Eispickel vom Cho Oyu drei Tage im Rathaus

In der Herbert Tichy-Ausstellung, die im Wiener Rathaus gezeigt wird, ist für drei Tage auch der Eispickel Herbert Tichys zu sehen. Dieser Eispickel diente den Eroberern des Cho Oyu als Träger der Flaggen von Österreich, Nepal und Indien, die in mehr als achttausend Meter Höhe geweht haben.

18.2.1955: Die Teilnehmer an der Weltmeisterschaft bei Bürgermeister Jonas

Empfang der Eiskunstläufer im Rathaus

Bürgermeister Jonas empfing heute im Wiener Rathaus die Teilnehmer an der Weltmeisterschaft im Eiskunstlaufen und beglückwünschte sie zu ihren Erfolgen.

22.2.1955: Keine Freundschaft ist so tief verwurzelt - Minister Feldscher nimmt Abschied von Wien

Abschiedsbesuch beim Bürgermeister des Schweizer Gesandten Feldscher

Der von Österreich scheidende Schweizer außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Dr. Peter Anton Feldscher besuchte heute das Rathaus, um sich von Bürgermeister Jonas zu verabschieden. Minister Feldscher, der als Schweizer Gesandter schon seit 1945 in Wien weilt, wird sich nach Bern begeben. In seiner Abschiedsrede erwähnte Feldscher die Sympathien, die er überall in unserem Lande gefunden habe.

23.2.1955: Anna Sacher zum Gedenken

Auf den 25. Februar fällt der 25. Todestag der Wiener Hotelierin Anna Sacher.

Rollenfigur Frau Anna Sacher

Am 2. Jänner 1859 als Spross einer alten Bürgerfamilie in Wien geboren, heiratete sie den Gründer des Hotel Sachers, nach dessen Tode übernahm sie die Direktion. Unter ihrer Leitung wurde das Hotel eine der berühmtesten Gaststätten Europas und ein Treffpunkt weltbekannter Persönlichkeiten. Sie selbst erwarb sich den Ruf einer besonderen Spezialistin der Gastronomie und wurde für ihre Verdienste um das Wiener Hotelwesen mehrfach ausgezeichnet. Auch wegen ihrer Originalität war sie bei der Bevölkerung sehr beliebt.

28.2.1955: Autobusparade in der Engerthstraße - Städtischer Autobusbetrieb größer als 1937

Vor der städtischen Großgarage Engerthstraße bot sich ein ungewöhnliches Bild: in Reih und Glied standen 25 neue Großraumautobusse, die in den Jahren 1953/54 von den Wiener Verkehrsbetrieben angeschafft wurden. Die Autobusparade nahm Stadtrat Nathschläger ab, der bei dieser Gelegenheit mitteilte, dass der städtische Autobusbetrieb den Stand des Jahre 1937 bereits weit überflügelt hat. Gegenwärtig verfügt man über 177 Autobusse, dazu kommen noch Anhänger und Obusse, so dass sich ein Stand von insgesamt 207 Wagen ergibt. 24 Autobuslinien werden von der Gemeinde Wien betrieben. Im Jahre 1937 waren es zehn Linien, die mit 135 Autobussen auskommen mussten. Der Ausbau des Autobusbetriebes fällt um so mehr ins Gewicht, wenn man bedenkt, dass im Jahre 1945 ganze drei Wagen zur Verfügung standen.

Aus den im Laufe der Jahre immer größeren Anforderungen, die an den Autobusbetrieb gestellt wurden, ergab sich, dass die bis 1952 gebauten Wagen für den innerstädtischen Verkehr einen zu geringen Fassungsraum hatten. In der Planung für die Jahre 1953 und 1954 wurden daher Großraumautobusse entwickelt, die die gesetzlich noch zulässigen Höchstmaße von 11 Meter Länge und 2,4 Meter Breite hatten. Nach einigen Versuchen wurden die Typen mit Unterflurmotor bevorzugt, die die beste Raumausnützung gewährleisten. Ein neuer Großraumautobus kann 80 Personen aufnehmen. Im Programm für dieses Jahr sind 17 weitere Großraumautobusse vorgesehen.

28.2.1955: Stemmer im Rathaus

Stadtrat Afritsch empfängt jugoslawische Schwerathleten

Stadtrat Afritsch begrüßte heute im Wiener Rathaus die Stemmermannschaft des Athletik-Klubs Sarajevo, die zu einem Freundschaftskampf mit den Schwerathleten des Sportklubs Wieland-Favoriten nach Wien gekommen ist.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).