Historischer Rückblick aus dem Jahr 1956

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Februar 1956

Februar

1.2.1956: Der Tegetthoff ist "gewachsen" - Gemeinde Wien gibt eine Million Schilling für Denkmalpflege

Auch an dem vom Architekten Hasenauer entworfenen und vom Bildhauer Kundmann reichlich mit Plastiken geschmückten Säulenmonument, das vor nun 70 Jahren auf dem Praterstern zu Ehren Tegetthoff's aufgestellt wurde, ist der Krieg nicht spurlos vorbeigegangen. Mehrere Artilleriegeschoße haben das Denkmal erschüttert und durch zahllose Splitter beschädigt. Beim Umbau des Pratersterns wurde das Denkmal mit großem Kostenaufwand wieder instandgesetzt. Durch die gewaltigen Abgrabungen bei der Neugestaltung der Fahrbahnen auf dem Praterstern wurde das Niveau des ganzen Pratersterns gesenkt, dadurch erscheint nun das Monument größer. Wenn demnächst rund um den "Tegethoff" die fehlenden Stufen gelegt werden, wird das Denkmal noch höher erscheinen.

Im heurigen Jahr wird die Gemeinde Wien für die Denkmalpflege mehr als eine Million Schilling verwenden.

2.2.1956: Großbrand in Favoriten

Zu einem Brand in der Kabelfabrik Felten & Guilleaume in der Gudrunstraße in Favoriten wurde heute die Feuerwehr gerufen. Zur Bekämpfung der Brandkatastrophe wurden 14 Wiener Feuerwachen mit 25 Löschfahrzeugen aufgeboten. Der Feuerwehr gelang es, den Brand nach über zwei Stunden zu lokalisieren.

3.2.1956: Bürgermeister Jonas gratuliert Ingrid Wendl

Die Europameisterin im Eiskunstlaufen Ingrid Wendl, die in Cortina d´Ampezzo eine Bronzemedaille erringen konnte, erhielt heute von Bürgermeister Jonas folgendes Telegramm:

"Ihre Vaterstadt Wien ist stolz auf Ihren in Cortinas Stadion errungenen olympischen Sieg im Eiskunstlauf. Ich danke Ihnen freudig und beglückwünsche Sie herzlich."

4.2.1956: Die Antonshöhe unter Naturschutz - dort befand sich ein prähistorisches Bergwerk

Das Naturschutzbuch der Stadt Wien wurde um ein neues, hochinteressantes Naturdenkmal bereichert. Unter der laufenden Nummer 441 ist der aufgelassene, zweistöckige Steinbruch nahe der Antonshöhe im Gemeindewald bei Mauer unter gesetzlichen Schutz gestellt worden.

Zwei Gründe, geologische und prähistorische, waren dafür maßgebend. Die geologische Bedeutung liegt darin, dass hier Gesteine aufgeschlossen sind, die als Grenzzone zwischen Kalk- und Sandstein eine wichtige Rolle spielen. In einer Jurakalkklippe sind schwärzliche Feuersteine (Flint) und meist rotbraune Hornsteine eingeschlossen, die dem Steinzeitmenschen wichtigen Rohstoff zur Herstellung von Waffen und Geräten lieferten.

Daraus resultiert auch die prähistorische Bedeutung der Antonshöhe. Im Neolithikum (Jüngere Steinzeit, etwa 2.500 vor Christus) entwickelte sich hier ein regelrechter Bergbaubetrieb auf Feuerstein, dessen Schächte und Stollen zum Teil noch erhalten sind. Ähnliche vorgeschichtliche Bergbaubetriebe sind nur aus Westeuropa, Schweden und Sizilien bekannt. Für den gesamten mitteleuropäischen Raum steht das Bergwerk Antonshöhe einzigartig da. Es hat in der Steinzeit vermutlich Monopolstellung besessen.

6.2.1956: Bürgermeister Jonas empfängt die siegreichen Eiskunstläufer im Wiener Rathaus

Das Eiskunstlaufpaar Schwarz/Oppelt wurden mit Geschenken geehrt

Ehrung der Wiener Olympiateilnehmer im Eiskunstlauf

Bürgermeister Jonas empfing heute im Wiener Rathaus die Mannschaft der österreichischen Eiskunstläufer, um ihnen die Glückwünsche der Wiener Bevölkerung zu ihren in Cortina errungenen Erfolgen zu übermitteln. Als Geschenk der Wiener Stadtverwaltung überreichte Jonas jedem Olympiateilnehmer ein kleines Kunstwerk aus der Augarten Porzellanmanufaktur. Sissy Schwarz erhielt eine prachtvolle Tischlampe, ihr Partner Kurt Oppelt die Figur des olympischen Fackelträgers, Ingrid Wendl bekam eine Blumenvase, Hanna Eigel, Hannerl Walter, Robert Felsinger und Ellend-Lienert je eine mit Wiener Motiven bemalte Schmuckdose.

10.2.1956: Ein Jugendbuch über Toni Sailer - Karl Bruckner schreibt "Der Sieger von Cortina"

Der von der Gemeinde Wien mit dem Jugendbuchpreis 1954 ausgezeichnete Schriftsteller Karl Bruckner wird im Verlag für Jugend und Volk ein neues Jugendbuch mit dem Titel "Der Sieger von Cortina" herausgeben. Der Autor wird in den nächsten Tagen nach Kitzbühel fahren, um an Ort und Stelle die Menschen und die Natur um Österreichs berühmten Olympiasieger Toni Sailer zu studieren.

12.2.1956: Empfang der Olympiamannschaft auf dem Westbahnhof - Sportlerkonvoi über die Mariahilfer Straße zum Rathausplatz - Die Sieger von Cortina im Rathaus

Empfang für die Olympiateilnehmer am Westbahnhof

Im Konvoi zum Rathaus

Ehrung der Olympiateilnehmer Sailer, Schwarz, Oppelt (v. l.)

Empfang vor dem Rathaus

Der Sieger von Cortina im Rathaus

Die siegreiche österreichische Olympiamannschaft, mit Toni Sailer an der Spitze, sowie das Wiener Eiskunstläufer-Goldmedaillenpaar Schwarz-Oppelt und die "bronzene" Ingrid Wendl wurden von Bundeskanzler Ing. Raab, Vizekanzler Dr. Schärf und Bürgermeister Jonas auf dem Westbahnhof empfangen. Die Sportler fuhren im Konvoi durch die Mariahilfer Straße über die Ringstraße bis zum beflaggten Rathausplatz, vorbei an jubelnden Wiener und Wienerinnen. Alle Sportler waren zu einem Empfang im Wiener Rathaus eingeladen.

14.2.1956: Ein Blumengruß für den Bürgermeister

Blumengruß anlässlich des Valentinstages an Bürgermeister Jonas

Anlässlich des diesjährigen Valentinstages überbrachte eine Abordnung der Österreichischen Blumenbinder und Gärtner Bürgermeister Jonas einen Blumengruß.

14.2.1956: Überreichung der Ehrenmedaille an Theodore Feder

Überreichung der Ehrenmedaille an die Amerikanisch-jüdische Hilfskomitees Theodore Feder

In Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Wiener Stadtregierung überreichte Bürgermeister Jonas heute an Theodore Feder, den Direktor des Amerikanisch-jüdischen Hilfskomitees, für seine außerordentlichen Leistungen die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien.

16.2.1956: Großes Interesse für den Wettbewerb über Typengrundrisse für den sozialen Wohnbau

Der Wettbewerb der Stadt Wien über Typengrundrisse für den sozialen Wohnungsbau hat ein unerwartet großes Interesse gefunden. Die Stadtbaudirektion hat daher, zum ersten Mal, beschlossen, die Ausgabe der Unterlagen zu verlängern.

17.2.1956: Im Zeichen der bevorstehenden Bausaison: Millionenaufträge des Bauausschusses

Der Bauausschuss genehmigte 15 Millionen Schilling für den Ankauf von Baumaterialien.

Eine besondere Bedeutung hat der Aufruf an die Architekten zu einem öffentlichen Ideenwettbewerb, dessen Thema die "Gesundung der baulichen Verhältnisse im Wiener Altstadtgebiet" ist. Man erhofft sich, dass die erwünschten Entwürfe für die Sanierung des von der Singerstraße - Blutgasse - Domgasse und Grünangergasse eingeschlossenen Gebietes zugleich ein Vorbild für analoge außergewöhnliche Sanierungsmaßnahmen von Altstadtgebieten ergeben werden. Für die besten Entwürfe hat die Gemeinde Wien hohe Geldpreise ausgesetzt.

Ein weiteres interessantes Projekt ist der Umbau der beiden Springbrunnen im Rathauspark, die mit einer Umlaufpumpenanlage ausgestattet werden. Der Bauausschuss stellte für die Anschaffung der modernen maschinellen und elektrischen Einrichtungen, die nach einem Wiener Patent gebaut werden, 400.000 Schilling zur Verfügung. Durch den Einbau der Umlaufpumpen wird der bisher beträchtliche Wasserverbrauch von 6.000 Kubikmetern pro Tag auf etwa 300 Kubikmeter herabgesetzt.

18.2.1956: Stadtpräsident Bringolf in Wien

Der Stadtpräsident von Schaffhausen Walther Bringolf ist in Begleitung einiger Stadträte zu einem mehrtätigen Besuch in Wien eingetroffen. Die Schweizer Gäste werden verschiedenste städtische Einrichtungen besichtigen. Sehr interessant ist für die Gäste das Burgtheater und die Staatsoper. In Schaffhausen wird nämlich das Stadttheater umgebaut, und man will sich in Wien mit den neuesten Errungenschaften des Theaterbaues, vor allem mit den technischen Anlagen, vertraut machen.

22.2.1956: Spanischer Botschafter bei Bürgermeister Jonas

Spanischer Botschafter Jose Sebastian de Erice

Der neuernannte spanische Botschafter Jose Sebastian de Erice stattete heute in Begleitung von Botschaftsrat Carlos Manzanares Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

22.2.1956: Das erste städtische Wohnhochhaus unter Dach

Dachgleiche des Hochhauses auf dem Matzleinsdorfer Platz

Auf der Baustelle des ersten städtischen Wohnhochhauses in Margareten wurde die Dachgleiche gefeiert. Stadtrat Thaller verwies auf die besondere Bedeutung dieser Gleichenfeier. "Es mag vielleicht die Frage auftauchen", sagte Thaller, "ob im sozialen Wohnungsbau überhaupt der Bau eines Hochhauses gerechtfertigt ist. Es handelt sich hier aber nicht um ein willkürlich hingestelltes höheres Bauwerk, sondern um eines, das sich sinngemäß in die Verbauung und das Stadtbild einordnet. Auf dem Gelände des alten Heu- und Strohmarktes, der seinen Sinn verloren hat, ist ein völlig neues Stadtviertel entstanden. Dieses fügt sich organisch in den schon zwischen 1923 und 1934 durchgeführten Ausbau der Gürtelstraße ein, die nun bald vollkommen geschlossen sein wird....."

Das Bauwerk wurde von der Architektengemeinschaft Dipl.-Ing. Dr. Hruska und Dipl.-Ing. Dr. Schlauß entworfen. Im Wohnhochhaus in Margareten wird es insgesamt 108 Wohnungen verschiedenster Typen im Ausmaß von 42 bis zu 83 Quadratmetern geben.

Für das Wohnbauprogramm des Jahres 1956 ist die Fertigstellung von 5.518 Wohnungen in Aussicht genommen, 5.000 Wohnungen sollen neu in Angriff genommen werden.

23.2.1956: Ein Lob für die Wiener Stadthalle - Die Stuttgarter Stadtväter auf dem Vogelweidplatz

Die Studiendelegation wurde im Wiener Rathaus empfangen

Eine Abordnung, bestehend aus dem Stuttgarter Bürgermeister Dr. Josef Hirn und acht weiteren leitenden Persönlichkeiten seiner Stadtverwaltung, ist in Wien eingetroffen, um hier die neuesten städtischen Bauwerke zu besichtigen. Der eigentliche Anlass zur Reise nach Wien ist das Studium der Baustelle der Wiener Stadthalle auf dem Vogelweidplatz, da Stuttgart unmittelbar vor der Verwirklichung eines ähnlichen Großprojektes steht.

Die Studiendelegation wurde im Wiener Rathaus durch Vizebürgermeister Weinberger empfangen.

24.2.1956: Der Wiederaufbau des Franz Joseph-Spitals

Nach der Fertigstellung der Pavillone D und G im Franz Joseph-Spital konnte nunmehr auch der Pavillon B teilweise dem Betrieb übergeben werden. Dieser neue Pavillon wird mit Infektionskranken belegt werden.

Ehe man das Franz Joseph-Spital als endgültig wieder aufgebaut bezeichnen kann, müssen aber vor allem noch der für Gynäkologie und Geburtshilfe vorgesehene Pavillon I und das Wohngebäude B wieder aufgebaut und verschiedene Anlagen des Pavillons H umgestaltet werden.

Für das Franz Joseph-Spital, das von 134 Fliegerbomben getroffen wurde und bei Kriegsschluss Kampfgebiet war, hat die Gemeinde Wien bisher 51 Millionen Schilling ausgegeben. Für weitere Bauarbeiten sind in diesem Jahr fünf Millionen Schilling vorgesehen.

28.2.1956: 70. Geburtstag von Philipp Erlacher

Am 1. März vollendet Univ.-Prof. Dr. med. Philipp Erlacher sein 70. Lebensjahr.

Zu Radenthein in Kärnten geboren, promovierte er 1910 zum Doktor der gesamten Heilkunde und habilitierte sich 1919 an der Universität Wien für orthopädische Chirurgie. Nach längerer Tätigkeit in Graz wirkt er seit 1939 wieder in Wien und wurde 1944 Direktor des Orthopädischen Spitals in der Hofburg. Prof. Erlacher hat mehr als 120 Abhandlungen über alle Fragen der Orthopädie veröffentlicht und genießt in seinem Fach internationales Ansehen. 1952 erschien seine grundlegende Arbeit "Technik des orthopädischen Eingriffs".

28.2.1956: Bürgermeister Jonas gratuliert Oskar Kokoschka

Bürgermeister Jonas sandte heute an Oskar Kokoschka nach seinem gegenwärtigen Aufenthaltsort Villeneuve in der Schweiz folgendes Glückwunschtelegramm zum 70. Geburtstag des bekannten Malers: "Die Stadt Wien, von der Ihr Lebenswerk seinen Ausgang nahm, gedenkt an Ihrem 70. Geburtstag des großen Künstlers und Menschen in herzlicher Verbundenheit und tiefer Bewunderung. Jonas, Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien."

29.2.1956: Ein Beiwagen durch Dachlawine demoliert

Heute früh fiel in der Josefstädter Straße unterhalb der Lange Gasse eine große Dachlawine mitten auf die Fahrbahn und landete auf dem Dach eines stadteinwärts fahrenden Zuges der Linie J. Durch die Wucht der fallenden Schneemassen wurde das Dach des Beiwagens durchstoßen. Die Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. Der demolierte Wagen musste eingezogen werden.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).