Historischer Rückblick aus dem Jahr 1956

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1956

Jänner

2.1.1956: Der Bürgermeister von Iraklion im Wiener Rathaus

Bürgermeister von Iraklion (mi.) Georges Alexander Georgiadis (Insel Kreta)

Bürgermeister Jonas empfing heute im Wiener Rathaus einen griechischen Amtskollegen, den Bürgermeister Georges Alexander Georgiadis aus Iraklion, der größten Hafenstadt der Insel Kreta.

5.1.1956: 80 Jahre Lagerhäuser der Stadt Wien

Am 7. Jänner 1876 gab der Wiener Gemeinderat die Zustimmung zur pachtweisen Überlassung der auf dem Weltausstellungsgelände befindlichen Maschinenhalle für die Zwecke der Approvisionierung der Stadt Wien. Das war der Grundstein zum ersten städtischen Unternehmen, das im Laufe der Jahre immer mehr vergrößert wurde. Wien war vor 80 Jahren eine Stadt mit ungefähr 700.000 Einwohnern. Bei dem damals raschen Entwicklungstempo zur Millionenstadt hat sich auch der Wirkungskreis der Lagerhäuser verbreitert und später mit dem Fortschritt der Technik auf besondere Aufgaben spezialisiert.

Das Unternehmen verfügt heute über modernst eingerichtete Lagerhäuser, Kühlanlagen und Großspeicher. Wichtige Betriebsanlagen sind zu Ende des Zweiten Weltkrieges total zerstört worden. Die Stadtverwaltung hat dem Wiederaufbau und der Modernisierung ihrer Lagerhäuser besonderes Interesse zugewendet. Anstelle der zerstörten Anlagen befinden sich nun Objekte, die nach den neuesten Erkenntnissen der Lagertechnik erbaut wurden und allen Anforderungen entsprechen.

9.1.1956: Die besten Plakate des Jahres 1955

Als beste Plakate des Jahres 1955 wurden ausgezeichnet:

1. Preis: "Pischl Tyrol - Himalaya-Loden doppelt imprägniert" (Mann bei Haltestelle), Entwurf: Arthur Zelger

2. Preis: "Mir geht ein Licht auf", Entwurf: Hans Fabigan

3. Preis: "Tiergarten Schönbrunn", Entwurf Fritzi Weidner.

10.1.1956: Junge Musiker aus aller Welt in Wien - Das internationale Mozart-Jugendorchester probt bereits

Mit jedem Fernzug und fast jedem Flugzeug treffen junge Musiker, Mitglieder des internationalen Jugendorchesters derzeit in Wien ein, das auf Anregung des Wiener Bürgermeisters aus Anlass des 200. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart in Wien zusammengestellt und für die Wiener Schuljugend konzertieren wird.

Unter den ersten jungen Künstlern, die als Boten ihrer Heimatstädte in der Musikstadt Wien Mozart huldigen wollen, war ein Flötist aus Mannheim, ein Oboist aus Amsterdam und ein Trompeter aus Den Haag. Im nächsten Zug, der auf dem Westbahnhof ankam, befand sich eine Geigerin aus München und eine Cellistin aus Genf, begleitet von Streichern aus Berlin, Frankfurt, Salzburg, Innsbruck und Linz. Eine andere Streichergruppe in diesem großen Symphonieorchester der Jugend stellen, gemeinsam mit den Wienern, Musikstudenten aus Neapel und Mailand. Aus London ist ein Hornist unterwegs, aus Prag kommen ein Klarinettist und ein Geiger.

Die Angehörigen dieses internationalen Orchesters sind ausnahmslos Absolventen von Meisterklassen der bedeutendsten Musiklehranstalten Europas. Viele unter ihnen sind bereits mit Erfolg als Solisten bei großen internationalen Wettbewerben hervorgetreten. Die jungen Gäste Wiens haben bereits heute im Konservatorium der Stadt Wien mit den Orchesterproben begonnen. Die öffentlichen Aufführungen werden von dem jungen Wiener Dirigenten Wolfgang Gabriel geleitet werden.

10.1.1956: Bürgermeister Jonas überreichte das 80.000 Säuglingswäschepaket - Feierliche Übergabe in der Semmelweis-Klinik

Bürgermeister Jonas überreicht das 80.000 Säuglingswäschepaket (Semmelweis-Klinik)

In der Ignaz Semmelweis-Frauenklinik in Gersthof übergab heute Bürgermeister Jonas das 80.000 Säuglingswäschepaket der Gemeinde Wien, seit der Wiedereinführung dieser Aktion nach dem Zweiten Weltkrieg an eine junge Mutter.

12.1.1956: Wiener Gaskandelaber werden "exportiert"

Die mit der fortschreitenden Elektrifizierung der öffentlichen Beleuchtung in Wien überflüssig gewordenen Gaskandelaber kommen in den Bundesländern zu neuen Ehren. Soeben wurde eine Anzahl von nicht mehr benötigten Wiener Gaskandelabern vom Gemeindeamt Wiesen bei Mattersburg erworben. Ähnlich wie vor kurzem in Litschau in Niederösterreich werden sie auch dort als elektrische Lichtmaste verwendet.

Nicht weniger begeht sind die von der Gemeinde Wien ausgeschiedenen Pflastersteine, die nach jedem größeren Straßenumbau an niederösterreichische Gemeinden abgegeben werden. Sehr häufig werden auch demontierte öffentliche Uhren verlangt. Zwei solcher Wiener Uhren, die durch zentralgesteuerte Uhren ersetzt wurden, werden demnächst in Wiener Neustadt aufgestellt.

12.1.1956: Die zweitälteste Wienerin feiert Geburtstag

Vizebürgermeister Honay zeigt sich von 103 Jahren beeindruckt

Die älteste Insassin des Altersheimes Baumgarten und zugleich die zweitälteste Wienerin, Frau Maria Schirf, konnte ihren 103. Geburtstag feiern. Vizebürgermeister Honay überbrachte die Glückwünsche der Wiener Stadtverwaltung.

13.1.1956: Münchner Baufachleute besichtigen Wien - Interesse für neue Verkehrsbauten

Der Stadtrat für das Bauwesen in München, Prof. Dr. Högg, und drei seiner Mitarbeiter besichtigten heute mit Stadtbaudirektor Hosnedl die vielen neuen Verkehrsbauten in Wien. Die Gäste interessierten sich in erster Linie für den Praterstern, die Opernpassage, die Unterführung auf dem Matzleinsdorfer Platz sowie für Straßenbauten und Kreuzungsregulierungen.

13.1.1956: Polizeifunk mietete eine Fahnenstange

"Dieser Tag kam einer der seltsamsten Mietverträge zustande, den die Gemeinde Wien je abgeschlossen hatte. Der Polizeidirektion Wien wurde nämlich gegen die Entrichtung eines jährlichen Mietzinses von 500 Schilling gestattet, an der sechs Meter hohen Fahnenstange der von der Gemeinde Wien errichteten Jubiläumswarte auf dem Gallitzinberg in Ottakring eine UKW-Antenne für den Polizeifunk zu montieren.

Die 30 Meter hohe Warte, die nach dem Abtragen des alten Eisengerüstes vollkommen neu aufgebaut wurde, ist im Rohbau bereits fertig gestellt, ebenso das neue Restaurationsgebäude auf der Vogeltenn Wiese."

13.1.1956: Das Internationale Mozart-Jugendorchester bei Bürgermeister Jonas

Internationales Mozart-Jugendorchester

Bürgermeister Jonas empfing heute im Wiener Rathaus das jüngste und internationalste Symphonieorchester der Welt, das Mozart-Jugendorchester.

17.1.1956: Anerkennung für verdiente Siedler und Kleingärtner - Bürgermeister Jonas verlieh zwei Goldene Ehrenplaketten

Die Förderung der Siedlungs- und Kleingartenbewegung wird mit einer Ehrenplakette belohnt

Im Wiener Rathaus nahm heute Bürgermeister Jonas die Verleihung von Goldenen Ehrenplaketten an Franz Baaser und Reg.-Rat i. R. August Wondrak vor. Die Gemeinde ehrte damit zwei um die Förderung der Siedlungs- und Kleingartenbewegung verdiente Männer.

18.1.1956: Rekordleistung der Wiener Gaswerke: Tagesbedarf überschreitet 1,8 Millionen Kubikmeter

Im abgelaufenen Jahr verbrauchten die 630.000 gasversorgten Wiener Haushalte und Betriebe 445 Millionen Kubikmeter Gas, das sind um 43 Millionen Kubikmeter mehr als 1954 und um 100 Millionen Kubikmeter mehr als 1953.

Die Tagesabgabe erreichte am 23. Dezember die Rekordhöhe von 1,836.340 Kubikmeter, was vergleichsweise einer Monatsabgabe des Grazer Gaswerkes entspricht.

Durch die Gasgemeinschaft wurden im vergangenen Jahr in Wien nicht weniger als 30.000 Gasgeräte verkauft sowie 5.000 Gasanlagen und 3.800 Badezimmer eingerichtet.

18.1.1956: Denkmalpflege in Favoriten - Romanische Wegsäule beim Pfeifenteich und neues "Beschornerkreuz"

In Favoriten wurden zwei wertvolle Denkmäler restauriert, die mit der Geschichte Wiens eng verknüpft sind.

An der Laaer Straße, ungefähr gegenüber des Pfeifenteiches auf dem Laaer Berg, steht eine mit der Jahreszahl 1548 datierte Wegsäule. Auf einem glatten Schaft mit interessanten, vermutlich sogar noch romanischem Kapitell ist ein Grenzstein des Burgfriedens von Leopoldsdorf aufgesetzt. Bei dieser Säule wurden Zeit- und Kriegsschäden beseitigt.

Das zweite vom Kulturamt der Stadt Wien restaurierte Denkmal im 10. Bezirk ist das am Rande der Favoritenstraße, zwischen den Häusern Nr. 173 und 175 stehende "Beschornerkreuz", das 1679 errichtet wurde. Es besteht aus einem Sockel, einem mit Widmungsinschrift versehenen Schaft und einer bekrönenden Dreifaltigkeitsgruppe. Während des Krieges war der Schaft beschädigt und die Figurengruppe überhaupt zerstört worden. Die Dreifaltigkeitsgruppe wurde daher nach alten Fotografien neu geschaffen.

19.1.1956: Gemeinderat Johann Weber gestorben

Der Gemeinderat der Stadt Wien Johann Weber ist nach längerem Leiden im Alter von 54 Jahren gestorben.

Johann Weber gehörte seit 1949 als Abgeordneter der Sozialistischen Partei dem Wiener Landtag und dem Gemeinderat an. Von 1929 bis 1932 war er Gemeinderat, Vizebürgermeister und Finanzreferent der Gemeinde Siebenhirten.

20.1.1956: Bürgermeister beglückwünscht Schwarz-Oppelt

Bürgermeister Jonas übermittelte heute dem Meisterpaar Sissy Schwarz und Kurt Oppelt nach Paris ein Glückwunschtelegramm:

"Als Bürgermeister der Stadt Wien freue ich mich ganz besonders, Ihnen als europäischen Meister im Paarlaufen gratulieren zu können. Sie beide können stolz darauf sein, unsere Heimatstadt ehrenvoll vertreten zu haben. Mit freundlichen Grüßen Jonas."

21.1.1956: Bürgermeister Jonas empfängt Studenten aus 17 Ländern

Das American Field Service, International Scholarships, eine Organisation, die sich mit dem Studentenaustausch zwischen Europa und Amerika beschäftigt, hält gegenwärtig auf Einladung des österreichischen Komitees eine Vorsitzendenkonferenz im Jugendgästehaus der Stadt Wien im Schloss Pötzleinsdorf ab. Die Teilnehmer wurden heute von Bürgermeister Jonas im Rathaus empfangen.

23.1.1956: Olympiade im Großbild-Fernsehen

Um einem großen Personenkreis die Möglichkeit zu bieten, eine Fernsehübertragung der Olympischen Winterspiele 1956 in Cortina d´Ampezzo mitzuerleben, veranstalten Philips- und KIBA-Ges.m.b.H eine Serie von Großbild-Fernsehübertragungen im Kolosseum-Kino (9, Nußdorfer Straße 4). Die Übertragungen finden vom 26. Jänner bis 5. Februar - also während der gesamten Winter-Olympiade - statt.

24.1.1956: Indische Gäste im Wiener Rathaus

Vizebürgermeister Honay empfängt das indische Ärztepaar Dr. L.P. Khare

Vizebürgermeister Honay empfing heute das indische Ärztepaar Dr. L.P. Khare, das seit längerer Zeit in Wien kommunale Einrichtungen besichtigt. Dr. Khare leitet in Satna (Zentralindien) ein Krankenhaus.

24.1.1956: 60. Geburtstag von Julius Jirasek

Am 26. Jänner vollendet Architekt Julius Jirasek sein 60. Lebensjahr.

Ein gebürtiger Wiener, absolvierte er die Fachklasse für Architektur an der Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und erhielt 1926 den Eitelberger-Preis. Ein von Freunden des Österreichischen Werkbundes in Amerika gestiftetes Reisestipendium ermöglichte ihm den Besuch der wichtigsten Städte dieses Landes. Jirasek hat die Ausstellung "Der gute und billige Gegenstand" maßgeblich mitgestaltet und in der internationalen Ausstellung "Werkbundsiedlung 1932" zwei Haustypen ausgeführt und eingerichtet. Auch in Brüssel, Chikago, Mailand, Paris und Salzburg wurden Arbeiten von ihm gezeigt. Jirasek hat sein Schaffen hauptsächlich auf Möbel und Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens der Bevölkerung konzentriert und ist auf diesem Gebiet ein führender Fachmann. 1951 wurde ihm der Preis der Stadt Wien für angewandte Kunst verliehen.

25.1.1956: Förderungsbeiträge für Expeditionen

Die Wiener Landesregierung genehmigte Förderungsbeiträge in der Höhe von insgesamt 5.000 Schilling für zwei Expeditionen. Es handelt sich dabei um die Afrika-Expedition 1956 des Wiener Ethnologen Dr. Peter Fuchs, der in Französisch-Äquatorial-Afrika das bisher unerforschte Bergland von Ennedi und die daran anschließenden südlichen Gebiete erforschen will. Der bewilligte Förderungsbeitrag beträgt 3.000 Schilling.

2.000 Schilling erhält der Wiener Privatgelehrte Max Lersch für seine Expedition nach Westafrika. Ziel dieser Expedition ist das Studium der Gebräuche, der Musik und Sprache der Eingeborenenstämme in diesem Gebiet.

27.1.1956: Wien beteiligt sich an Luftverkehrs-AG

Mehrstimmig durch den Finanzausschuss angenommen wurde heute ein eingebrachter Antrag auf Beteiligung der Stadt Wien an der Österreichischen Luftverkehrs-Aktiengesellschaft. Der Anteil der Stadt Wien am Aktienkapital wird zwei Millionen Schilling betragen. Das Stammkapital der Österreichischen Luftverkehrs-AG beläuft sich auf 20 Millionen Schilling.

Als Begründung für die Beteiligung führte Stadtrat Resch an, dass Wien, das schon durch seine Lage einen Knotenpunkt des internationalen Luftverkehrs darstellt, sich auch im Interesse seines Fremdenverkehrs und im Interesse der gesamten Wirtschaft der Stadt ein Mitspracherecht am Aufbau des österreichischen Luftverkehrs sichern muss. Da die Stadt bereits an der Flughafen Wien-Betriebsgesellschaft m.b.H. beteiligt ist, empfiehlt sich auch die Beteiligung an der Österreichischen Luftverkehrs-AG, einer Gesellschaft, die auf privatrechtlicher Grundlage geführt werden wird und als einzige bereits die Konzession zur Einrichtung eines Luftverkehres besitzt.

28.1.1956: Goldener Mariazeller Freiheitstaler für Vbgm. Weinberger

Heute besuchte der Sakristeidirektor von Mariazell, Pater Beda, Vizebürgermeister Weinberger im Rathaus. Pater Beda überbrachte dem Vizebürgermeister im Auftrag des Priors der Mariazeller Basilika einen goldenen Mariazeller Freiheitstaler.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).