Historischer Rückblick aus dem Jahr 1956

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1956

Juli

2.7.1956: Londoner Stadtrat im Wiener Rathaus

Londoner StR. G.F.N. Norman und Gattin zu Besuch im Rathaus

Der Vorsitzende des Finanzausschusses und Exbürgermeister des Londoner Vorortes Hornsey G.F.N. Norman und seine Gattin wurden heute im Wiener Rathaus von Vizebürgermeister Honay und Stadtrat Resch empfangen. Die Londoner Gäste werden die neuen städtischen Wohnhausanlagen und verschiedene soziale Einrichtungen besichtigen.

2.7.1956: Französischer Besuch im Wiener Rathaus

Minister Laponte (li.) bei Vizebürgermeister Honay

Auch Gäste aus Frankreich wurden heute im Rathaus begrüßt. Minister Laponte und Botschaftsrat Fouchet besuchten Vizebürgermeister Honay.

3.7.1956: In den städtischen Parks: Sesselbenützung ohne Bezahlung

Seit dem Frühjahr ist die Sesselfrau aus den städtischen Parkanlagen verschwunden. Die Sessel, die vermietet wurden, gehörten einer privaten Firma. Nun macht sich in vielen Parks ein Mangel an Sitzgelegenheiten breit. Das Stadtgartenamt hat nun für den Rathauspark und für den Stadtpark bereits eine größere Anzahl moderner Sessel und Tische bestellt, die ohne Entgelt den Benützern zur Verfügung stehen werden.

4.7.1956: Neuer Leiter der MA 30 - Kanalisation

Der neue Leiter der MA 30 - Kanalisation, Oberstadtbaurat Dipl.-Ing. Dr. techn. Ernst Parthilla, wurde heute, nachdem sein Vorgänger OSR Dr. Hans Stadler in den Ruhestand trat, in sein Amt eingeführt.

5.7.1956: 60. Geburtstag von Albin Lesky

Prof. Dr. Albin Lesky

Am 7. Juli vollendet der Ordinarius für Klassische Philologie der Wiener Universität Prof. Dr. Albin Lesky das 60. Lebensjahr.

Ein gebürtiger Grazer, wirkte er nach Absolvierung der Fachstudien als Gymnasiallehrer in seiner Vaterstadt, habilitierte sich aber schon 1924 und wurde später nach Innsbruck berufen, wo er Dekan der philosophischen Fakultät wurde. Seit 1949 hat er die Lehrkanzel für Klassische Philologie an der Universität inne und ist gleichzeitig Vorstand des philologischen Seminars. Im Jahre 1950 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Forschungen befassen sich vor allem mit der griechischen Literatur und mit der Bedeutung der Antike für die Gesamtentwicklung der menschlichen Kultur. Auch auf dem Gebiete der Pädagogik leistet er durch praktische Vorschläge für den Neuaufbau des österreichischen Schulwesens wertvolle Arbeit.

6.7.1956: Ein Langweidling kam nach Wien - 650 Kilometer Donaufahrt mit einem Ruderboot

Der "Langweidling" läuft in Wien ein

Heute, legte ein 16,5 Meter langer "Langweidling", das ist ein zillenähnliches großes Ruderboot, bei der Urania an. Die 16 Mann starke Besatzung stammt aus Zürich. Die Schweizer, die einem Pontonier-Fahrverein angehören, hatten ihre Reise am 30. Juni angetreten. Zunächst ging es mit der Bahn bis Ulm und dann die Donau abwärts über Ingolstadt, Straubing, Passau, Linz und Melk nach Wien. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit für die 650 Kilometer lange Strecke betrug 15 Kilometer in der Stunde. Stadtrat Riemer begrüßte die Sportler bei der Urania.

10.7.1956: Erzbischof Dr. König besuchte Bürgermeister Jonas

Erzbischof Dr. König zu Besuch beim Bürgermeister

Anlässlich der Übernahme seines neuen Amtes stattete der Erzbischof von Wien, Dr. König, heute Bürgermeister Jonas einen Besuch ab.

11.7.1956: Fünf Wiener Friedhöfe werden erweitert

Der Zentralfriedhof und die Friedhöfe in Hütteldorf, Hernals, Dornbach und Grinzing werden erweitert. Die vorgesehenen Erweiterungen umfassen bei diesen fünf Friedhöfen insgesamt 408.000 Quadratmeter. Davon entfallen etwa 350.000 auf den Zentralfriedhof. Auf dem Zentralfriedhof ist auch die Errichtung einer neuen Aufbahrungshalle vorgesehen.

13.7.1956: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Stadtrat Thaller (SPÖ) referierte im heutigen Gemeinderat über die Vorbereitung des Wohnbauprogrammes der Jahre 1957 und 1958. Wie er ausführte, sollen 68 Baustellen in den verschiedenen Wiener Bezirken mit ca. 5.300 Wohnungen verbaut werden. Das Wohnbauprogramm wurde einstimmig angenommen. Eingebracht wurden u.a. folgende Anträge: Gewährung von Krediten zur Modernisierung und zum Ausbau der Wiener Fremdenbeherbungsbetriebe und Einführung eines Teilstreckentarifes in Wien.

17.7.1956: "Stadt Wien" besucht Stadt Wien - Ulmer Schachtel trifft in Nußdorf ein

"Ulmer Schachtel" bei Nußdorf

Vor fast genau drei Jahren, am 14. Juli 1953, nahm Stadtrat Afritsch in Ulm an der Taufe einer Ulmer Schachtel teil. Das Ordinarischiff erhielt den Namen "Stadt Wien". Damals konnte das Schiff mit den Festgästen an Bord allerdings nur bis Passau fahren.

Nun endlich hat die "Stadt Wien" die Möglichkeit bekommen, frei von allen hemmenden Grenzen und Demarkationslinien, der Stadt Wien einen Besuch abzustatten. Die Fahrt wurde für 31 Passagiere von der Gesellschaft der Donaufreunde arrangiert.

Bürgermeister Jonas empfing die Passagiere im Wiener Rathaus.

Die Ulmer Schifffahrt kann auf eine alte Tradition zurückblicken. Seit dem Jahre 1570 baute man dort Schiffe. Die Lehrmeister der Ulmer aber waren österreichische Schiffbauer. Die "Ulmer Schachteln" nahmen gewöhnlich bis zu 800 Zentner Ladung mit, doch wurden sie auch zur Personenbeförderung in Dienst gestellt. Die Fahrt auf einem solchen Schiff kostete ab Regensburg für eine "gemeine Person" vier Mark, wie zeitgenössischen Berichten zu entnehmen ist. "Wer aber gepuderte Haare hat oder sonst aussieht, als ob er mehr bezahlen könnte.....dem kann die Überfahrt wohl bis auf einen Dukaten kommen."

Der prominenteste Fahrgast einer Ulmer Schachtel war Kaiserin Maria Theresia, die am 19. Oktober 1745 von Ulm nach Wien fuhr. Nach den Napoleonischen Kriegen ging die alte Donau-Schifffahrt stark zurück und konnte sich nachher nicht wieder erholen. Am 1. März 1884 wurde eine neue Linie Wien - Ulm eröffnet, die jedoch nach einiger Zeit wieder eingestellt werden musste.

17.7.1956: Architekten planen für Jedlesee - Das Zukunftsbild eines modernen Stadtteiles am linken Donauufer

Der hessische Ministerpräsident Dr. H.C. Zinn zu Gast im Rathaus

Im Rathaus wurden heute die Ergebnisse des von der Gemeinde Wien ausgeschriebenen städtebaulichen Ideenwettbewerbes für die Ausgestaltung von Jedlesee bekannt gegeben. Es handelt sich um ein Stadtviertel, dessen Entwicklung eine äußerst ungleichartige Tendenz aufweist. Der Architektenschaft wurde die Aufgabe gestellt, für diesen Teil von Wien einen Schwerpunkt zu entwerfen, der zum Ausgangspunkt einer weiteren geordneten und harmonischen Entwicklung werden soll.

Von der Stadt Wien wurden sechs Teilnehmer eingeladen. Außerdem waren alle österreichischen Architekten teilnahmeberechtigt. Insgesamt wurden 14 Arbeiten eingereicht, von denen drei Projekte prämiiert und zwei weitere angekauft wurden.

17.7.1956: Der hessische Ministerpräsident in Wien

Bürgermeister Jonas empfing heute im Wiener Rathaus den hessischen Ministerpräsidenten Dr. h.c. Zinn, der zu einem mehrtägigen Besuch in Wien eingetroffen ist.

18.7.1956: Wieder Schwarzenbergplatz und Reichsbrücke

Im zuständigen Gemeinderatsausschuss wurden heute die Rückbenennungen folgender Verkehrsflächen beschlossen:

  • Stalinplatz in Schwarzenbergplatz;
  • Tolbuchinstraße in Laxenburger Straße;
  • Straße der Roten Armee in Industriestraße;
  • Brücke der Roten Armee in Reichsbrücke;
  • Malinowskijbrücke in Floridsdorfer Brücke.

Die neuen Straßentafeln wurden schon in Auftrag gegeben.

18.7.1956: Dr. Karl Renner-Ring

Ebenfalls beschlossen wurde heute die Umbenennung des Parlamentsringes im 1. Bezirk in Dr. Karl Renner-Ring. Die Benennung dieser repräsentativen Verkehrsfläche erfolgte in Würdigung der außerordentlichen Verdienste, die sich Dr. Karl Renner als österreichischer Staatsmann sowohl um die Erste, als auch die Zweite Republik erworben hat. Der Text der Erläuterungstafel lautet:

"Dr. Karl Renner, geboren 14. Dezember 1870, in Untertannowitz, gestorben 31. Dezember 1950 in Wien, Bundespräsident der Republik Österreich 1945 bis 1950".

Am Dr. Karl Renner-Ring wird auch das zukünftige Renner-Denkmal stehen. Es soll gegenüber dem Parlament im Volksgarten aufgestellt werden.

23.7.1956: Vom "Negerdörfl" zum Franz Novy-Hof

Spende einer "SW-Küche" für die 100.000ste Gemeindewohnung

Die Jubiläumswohnhausanlage der Stadt Wien, wo heute die 100.000ste Gemeindewohnung seit dem Bestehen der Ersten Republik übergeben wurde, steht auf dem Gelände des ehemaligen "Negerdörfls". Mit diesem Namen wurden die Baracken bezeichnet, die vor dem Ersten Weltkrieg "provisorisch" aufgestellt wurden.

Die Freimachung der entsprechenden Baugründe in Ottakring konnte nur allmählich erfolgen. Bereits 1950 wurde mit der Verbauung des "Negerdörfls" begonnen, inzwischen sind vier Bauabschnitte fertig gestellt worden. Die Bauteile 3 und 4 wurden gleichzeitig mit der Übergabe der Jubiläumswohnung eröffnet.

Das gesamte Baugelände umfasst die Straßenzüge Koppstraße - Zagorskigasse - Gablenzgasse - Hettenkofergasse und wird von der Pfenninggeldgasse diagonal geteilt.

Die Wohnhausanlage soll zu Ehren des im Jahre 1949 verstorbenen ersten Amtsführenden Stadtrates für das Bauwesen in der Zweiten Republik, Franz Novy, benannt werden.

23.7.1956: Feierliche Eröffnung des Internationalen Städtekongresses

Eröffnung des 23. Internationalen Städtekongresses

Im Wiener Rathaus wurde unter großer internationaler Beteiligung der 23. Internationale Städtekongress für Wohnungswesen und Städtebau eröffnet.

24.7.1956: Ehrenmedaille für den Gründer der Starchant-Siedlung

Anlässlich der Vollendung seines 75. Lebensjahres und in Würdigung seiner Verdienste auf sozialem Gebiet wurde die Ehrenmedaille der Stadt Wien an Altgemeinderat Franz Ullreich verliehen.

Franz Ullreich wurde am 22. Juli 1881 in Wien geboren. Er gehörte bereits seit seiner Jugend der christlichen Arbeiterbewegung an und wurde 1914 zum ersten Mal in den Wiener Gemeinderat entsendet, dem er bis 1934 angehörte. Hier war er als Sprecher der christlich-sozialen Partei vor allem in Wohnbau- und Siedlungsfragen tätig. Das Hauptgewicht seiner öffentlichen Tätigkeit lag in der Organisation von Siedlungsgenossenschaften, insbesondere für die christliche Arbeiterschaft. Bereits 1912 gründete er die Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft für Tabakarbeiter, die heute noch unter dem Namen "Heim" eine umfassende Siedlungspolitik ausübt.

Den Höhepunkt seiner Siedlungspolitik hat Ullreich mit der Schaffung der Siedlung "Starchant" im Liebhartstal erreicht, wo eine mustergültige Kolonie von Siedlungshäusern entstand. Die Genossenschaft hat bis heute rund 1.250 Wohnungseinheiten fertig gestellt und weitere 200 Wohnungseinheiten geplant. 1938 wurde auch die Tätigkeit der Siedlungsgenossenschaft "Heim" lahm gelegt.

1945 hat sich Ullreich trotz seines vorgerückten Alters wieder zur Verfügung gestellt und den Neuaufbau in die Wege geleitet.

27.7.1956: Staatssekretär Dr. Stephani beim Bürgermeister

Der Staatssekretär im Bundesministerium für Landesverteidigung, Dr. Stephani, stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

28.7.1956: Grundsteinlegung zur 50.000. Gemeindewohnung

Grundsteinlegung zur 50.000 Wohnung in Gersthof (Schafberg)

Bürgermeister Jonas nahm heute die Grundsteinlegung zur 50.000. Wohnung vor, die innerhalb des sozialen Wohnbauprogrammes der Stadt Wien nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wird. Die Feier fand auf der Baustelle in Wien 18, Schöffelgasse, statt.

Das Ausmaß des gesamten Baugrundes, der von den Straßenzügen der Schöffelgasse - Czartoryskigasse - Alsegger Straße und der projektierten Verlängerung der Gersthofer Straße umschlossen wird, beträgt 16.000 Quadratmeter. Verbaut werden davon 3.980 Quadratmeter, also ein Verbauungsgrad von rund 25 Prozent. Der Bau der Wohnhausanlage wird in zwei Etappen durchgeführt. In insgesamt 17 Wohnhäusern sollen 193 Wohnungen untergebracht werden.

30.7.1956: Ein Gast aus Hamburg im Wiener Rathaus

Präsident Dr. Weichmann

Vizebürgermeister Honay empfing heute den Präsidenten des Hamburger Rechnungshofes Dr. Weichmann.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).