Historischer Rückblick aus dem Jahr 1956

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1956

März

1.3.1956: Jubiläum des Österreichischen Presse-Clubs

Anlässlich des 10. Jahrestages der Gründung des Österreichischen Presse-Clubs fand im Wiener Rathaus eine Festversammlung in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Bundesregierung und der Wiener Stadtregierung statt. Bundeskanzler Ing. Raab, Bürgermeister Jonas und der Präsident des Österreichischen Presse-Clubs, Chefredakteur Dr. Kalmar hielten die Festreden.

2.3.1956: Die besten Plakate im Februar

Im Februar wurden bei der vom Amt für Kultur und Volksbildung der Stadt Wien veranstalteten Plakatwertungsaktion zwei Straßenbahnplakate als die besten des Monates prämiiert. Es handelt sich um die Plakate "Über alle Vorteile einig..." (Fuchs und Hase), Entwurf Hansjörg Swetina und Otto Stefferl, und "Wipp - Das blaue Schnell-Waschmittel", Entwurf Karl Groeper.

2.3.1956: Dr. Wöss verabschiedete sich von Bürgermeister Jonas

Abschiedsbesuch: Dirigent Dr. Kurt Wöss bei Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas empfing heute den bekannten Wiener Dirigenten Dr. Kurt Wöss, der sein einjähriges Australienengagement antritt. Der Wiener Dirigent hat nach seinem erfolgreichen Debüt im Fernen Osten im vergangenen Jahr ein Angebot als Chef des Victorian-Symphonie-Orchesters in Melbourne angenommen und wird mit diesem Orchester auf eine Australien-Tournee gehen.

2.3.1956: Sturm über Wien - Feuerwehr der Stadt Wien hatte Hochbetrieb

Bis zu 300-mal musste die Wiener Feuerwehr heute ausrücken, um Hilfe nach den Sturmschäden zu leisten. Über Wien brauste ein Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 125 Stundenkilometern hinweg.

Die meisten Hilfeleistungen, zu denen die Feuerwehr gerufen wurde, betrafen herabgefallene Dachziegel und Dachbleche, zertrümmerte Rauchfanggruppen, entwurzelte Bäume und schwere Äste, die auf die Straßenbahnschienen gefallen waren, geknickte Telefonmaste, Oberleitungsmaste der Straßenbahn und Lichtleitungsmaste. Größere Sturmschäden waren im 9. Bezirk, auf dem Julius-Tandler-Platz stürzte eine Feuermauer ein, ebenso im 11. Bezirk - Dorfgasse, zu verzeichnen. Die Kuppel der Universitätssternwarte in der Sternwarte wurde "verdreht" und schwer beschädigt. In Floridsdorf, in der Brabbeegasse, wurde ein Dachstuhl abgetragen. Vom neuen städtischen Pumpwerk am Schirlinggrund im 22. Bezirk wurde das Dach abgetragen.

Der Sturm forderte auch zahlreiche Verletzte unter der Bevölkerung. Auch die Wiener Rettung verzeichnete verstärkte Einsätze.

Auch die Wiener Verkehrsbetriebe waren vom Sturm schwer betroffen. Viele Linien mussten zeitweise ihren Betrieb einstellen. Schwer verletzt wurde übrigens ein Fahrgast der Linie G2, der durch den Sturm aus dem Wagen geschleudert wurde.

3.3.1956: Künstlerischer Schmuck für die Abschlussmauer der Höhenstraße

Der Künstler Heinz Leinfellner wird ein Relief anfertigen

Das Kulturamt der Stadt beauftragte den akademischen Maler Heinz Leinfellner mit der Anfertigung eines Steinzeugreliefs in farbigen Tafeln. Das Relief, das Krieger des Entsatzheeres von 1683 zeigt, ist für den Kahlenberg bestimmt. Es soll die Abschlussmauer der Höhenstraße vor dem Kahlenbergrestaurant zieren.

6.3.1956: Wiener Landesregierung rettet Wilde Weinrebe vor dem Aussterben - Nur mehr 22 Rebstöcke auf Wiener Boden

Die Wiener Landesregierung hat unter die Wilde Weinrebe (Vitis silvestris) unter Naturschutz gestellt. Die Vitis silvestris ist eine nahe Verwandte unserer Kulturrebe, der Vitis vinifera, vermutlich sogar ihre Stammart. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet umfasst den ganzen Mittelmeerraum und reicht ostwärts bis zum Hindukusch. Die Art erreicht in Österreich - sie kommt bei uns in der Lobau vor - die biologische Nordgrenze. Durch Eingriffe während der Kriegszeit ist sie aber bereits stark dezimiert und vom Aussterben bedroht. Auf Wiener Boden gibt es nur mehr 22 Rebstöcke. Als eine der wenigen Lianen, die in Mitteleuropa noch wild wachsen, bildet die Wilde Weinrebe eine prachtvolle Zierde unseres Auwaldes, deren Verschwinden sowohl vom wissenschaftlichen aber auch vom ästhetischen Standpunkt aus sehr bedauerlich wäre.

7.3.1956: Die ersten Plastiken für die Wiener Stadthalle

Die ersten Aufträge für die Schaffung von Plastiken für die Wiener Stadthalle wurden heute vergeben. Zum ersten Mal in Wien wird diese Aufgabe einer Arbeitsgemeinschaft von Künstlern übertragen und zwar an Wander Bertoni, Maria Bilger, Herbert Boeckl, Heinrich Leinfellner, Carl Unger und Fritz Wotruba. Der Gemeinderatsausschuss genehmigte zunächst die Durchführung eines von Wander Bertoni geschaffenen Entwurfes, eine vier Meter hohe abstrakte Plastik aus poliertem Böhler-Stahl, die nächst der Haupthalle aufgestellt wird. Prof. Unger entwarf für die Wiener Stadthalle ein rechteckiges Wasserbecken. Der Boden des Bassins wird mit abstrakten Motiven in Mosaik aus färbigem Glas ausgeführt.

9.3.1956: Eine Fahne wandert um die Welt

Unterschriftenaktion auf Olympiafahne

Vizebürgermeister Honay empfing heute den Australier Paul Morawetz, der vor fünf Monaten mit der Absicht, für die kommenden Olympischen Spiele in Melbourne Propaganda zu machen, eine Weltreise antrat. Als Abgesandter des Melbourner Bürgermeisters stellte er sich die Aufgabe, in der ganzen Welt Unterschriften von Stadtoberhäuptern auf einer weißen Olympiafahne zu sammeln. Aus der Schweiz kommend traf er nun in Wien ein, um als gebürtiger Österreicher auch die Unterschrift des Wiener Bürgermeisters zu holen. Auf der Fahne stehen bereits Unterschriften von zahlreichen Bürgermeistern aus 23 Ländern.

10.3.1956: Neue automatische Verkehrsampel für Wien

Eine österreichische Firma hat ein Schaltgerät für automatische Verkehrslichtsignalanlagen entwickelt, das demnächst praktisch erprobt werden soll. Die bisher in Wien verwendeten Schaltgeräte zur automatischen Steuerung von Verkehrslichtsignalanlagen konnten nicht voll befriedigen. Sie konnten sich den häufigen Änderungen der Verkehrsdichte zu wenig anpassen, da die Umschaltung zu kompliziert war.

Bei der neuen Anlage ist es dem Verkehrsposten möglich, jede Phase durch eine einfache Drehung an einem Knopf beliebig einzustellen. Die Anlage wird probeweise an der Straßenkreuzung Gußhausstraße und Argentinierstraße im 4. Bezirk montiert.

13.3.1956: Im Dienst der friedlichen Aufbauarbeit - Bürgermeister Jonas nahm den "Eisvogel" in Betrieb

Bürgermeister Jonas und Mitglieder der Stadtregierung besichtigen den "Eisvogel"

Inbetriebnahme des modernen Mehrzweckschiffes "Eisvogel"

An der Landestelle der I. DDSG wurde heute das neugebaute Mehrzweckschiff "Eisvogel" durch Bürgermeister Jonas und Mitglieder der Wiener Stadtregierung in Betrieb genommen.

Das Schiff kann sowohl für Zug-, Berge-, Lösch- und Vermessungszwecke als auch als Eisbrecher verwendet werden.

Die Länge des Schiffes beträgt 31,5 Meter, seine größte Breite 6,5 Meter. Der Schiffsrumpf ist aus Stahl hergestellt und zur Gänze geschweißt. Die Dicke der Schiffshaut beträgt je nach Beanspruchung 7 bis 12 Millimeter. Der Antrieb erfolgt durch zwei Dieselmotore von je 260 PS Leistung, die beiden Schiffsschrauben haben 1,10 Meter Durchmesser.

14.3.1956: Nach der Inneren Stadt nun auch Floridsdorf - Ideenwettbewerb zur Neugestaltung eines Teiles des 21. Bezirkes

Die Stadt Wien veranstaltet zur Erlangung von Vorschlägen über die Neugestaltung eines Teiles des 21. Bezirkes einen Ideenwettbewerb.

In städtebaulicher Hinsicht wird das Gebiet von Floridsdorfer Hauptstraße, Brünner Straße, Bahnsteggasse, Anton Störk-Gasse und Schulzgasse begrenzt. Das engere Planungsgebiet ist gestalterischer Hinsicht wird von Jedleseer Straße, Puffergasse, Nordwestbahn (Trasse der Bundesbahn), Galvanigasse, Voltagasse, also das Gebiet im Anschluss an die so genannte "Gartenstadt", jetzt "Karl Seitz-Hof" umschlossen.

14.3.1956: 60. Geburtstag von Richard Eybner

Am 17. März vollendet Burgschauspieler Richard Eybner sein 60. Lebensjahr.

In Sankt Pölten geboren, wurde er nach dem Kriegsdienst und der Gefangenschaft Bankbeamter, legte dann die Artistenprüfung ab und trat in verschiedenen Kabaretts auf. Nach dem Besuch des Reinhardt-Seminars wurde er 1931 an das Burgtheater verpflichtet, in dessen Ensemble er bis heute als Charakterkomiker wirkt. Auch als Operettendarsteller und Kabarettist sowie als Vortragender hat Richard Eybner Popularität erlangt. Außerhalb seiner Berufsarbeit widmet er sich besonders gern volksbildnerischen Bestrebungen. Seine Kunstführungen sind in weiten Kreisen sehr beliebt.

14.3.1956: Die neue Telefonzentrale des Rathauses kostete sechs Millionen

Die neue Telefonzentrale im Wiener Rathaus hat bereits im Vorjahr ihren Betrieb aufgenommen, doch ist die komplizierte Anlage erst jetzt zur Gänze ausgebaut und betriebsbereit. Die neue Anlage gehört zu den modernsten Großzentralen und kostete sechs Millionen Schilling.

Die alte Telefonzentrale des Rathauses wurde 1925 gebaut. Sie verfügte über 100 Amtsleitungen und 900 Nebenstellen. Die neue Anlage bietet Anschlussmöglichkeit für 165 Amtsleitungen, ferner 1.700 Nebenstellen und 100 Querverbindungen zu anderen Telefonzentralen. Eine Erweiterung der Anlage ist jederzeit möglich.

17.3.1956: Ein Paar Bummerln müssen herausschauen - Ocwirk bei Bürgermeister Jonas

Kapitän der österreichischen Fussballmanschaft: Ernst Ocwirk

Bürgermeister Jonas empfing heute den Kapitän der österreichischen Fußballmannschaft Ernst Ocwirk, der dem Bürgermeister sein Buch "Weltenbummel" überreichte. Jonas übergab Ocwirk als Gegengeschenk einen nagelneuen Fußball und drückte dabei die Hoffnung aus, dass aus diesem Leder "ein paar Bummerln" herausschauen mögen.

17.3.1956: Die neue Brücke über den Liesingbach in Rothneusiedl

Neue Brücke über den Liesingbach (Rothneusiedl)

Mit der Eröffnung der von der Gemeinde Wien erbauten neuen Brücke über den Liesingbach in Rothneusiedl wurde eine der wichtigsten Ausfallstraßen nach dem südlichen Niederösterreich und dem Burgenland, die Himberger Straße, den Anforderungen des heutigen Verkehrs angepasst. Stadtrat Thaller nahm heute die Eröffnung vor.

Die alte Brücke von nur 6,6 Meter Breite wurde nun durch eine moderne 19,60 Meter breite Stahlbetonbrücke ersetzt. Allein die Fahrbahnbreite beträgt jetzt 12 Meter. Auch wurde die Tragfähigkeit auf das Zehnfache erhöht. Die Kosten dafür betrugen eine Million Schilling.

17.3.1956: Eröffnung der neuaufgebauten Zentralfeuerwache Am Hof

Eröffnung der Zentralfeuerwache Am Hof

Bürgermeister Jonas eröffnete heute in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste die wieder aufgebaute Zentralfeuerwache Am Hof.

Auch die wieder aufgebaute Hauptfeuerwache Hernals auf dem Johann Nepomuk-Berger-Platz konnte heute eröffnet werden.

21.3.1956: Stadtbibliothek erwirbt Millöcker-Nachlass

Komponist Carl Millöcker

Der Wiener Stadtbibliothek, die Ende April auf ihren hundertjährigen Bestand zurückblicken kann, ist kurz vor ihrem Jubiläum eine bedeutsame Neuerwerbung gelungen. 150 Werke des handschriftlichen Nachlasses von Carl Millöcker konnten von dessen Erben um einen Betrag von 60.000 Schilling erworben werden. Damit besitzt die Wiener Stadtbibliothek eine einzigartige Dokumentation über die Zeit der klassischen Wiener Operette, da sich der Nachlass von Johann Strauß und von Franz von Suppe bereits in der Musiksammlung im Wiener Rathaus befindet.

Der handschriftliche Nachlass von Millöcker umfasst vor allem Theaterkompositionen aus der Zeit, als Millöcker Theaterkapellmeister war, Schauspielmusiken und einzelne Teile aus den Operetten von Millöcker sowie Tänze, Walzer und Lieder des großen Operettenkomponisten. Die Partituren der bekannten Operetten befinden sich allerdings im Museum der Stadt Baden. Das interessanteste Stück der Neuerwerbungen dürfte jedoch das Tagebuch Carl Millöckers sein, das er 12 Jahre vor seinem Tode begann und bis kurz vor seinem Tode führte. Da das Tagebuch auch autobiografisches Material enthält, gibt es praktisch einen Überblick über das gesamte Leben von Carl Millöcker.

23.3.1956: Altbürgermeister von Mödling gestorben

Der Altbürgermeister von Mödling, Ferdinand Buchberger, ist im 90. Lebensjahr gestorben.

Er war in der Zeit von 1919 bis 1932 Bürgermeister der Stadt Mödling. Im Jahre 1945 half er tatkräftig am Wiederaufbau der Mödlinger Verwaltung mit und wurde 1946 zum Bezirksvorsteher des 24. Bezirkes bestellt.

26.3.1956: Kolschitzky-Denkmal wurde restauriert

Auf der Wieden, Ecke Favoritenstraße und Kolschitzkygasse befindet sich, etwa in Stockhöhe des Hauses angebracht, ein mehr als lebensgroßes, aus Erz gegossenes Denkmal von Johann Georg Kolschitzky, der nach der zweiten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683 den Kaffee in unserer Stadt heimisch gemacht hat. Das von einem Kaffehausbesitzer gestiftete Standbild ist von Bürgermeister Uhl am 8. Oktober 1885 in die Obhut der Stadt Wien übernommen worden.

In den letzten Kriegstagen hat das Denkmal zahlreiche Schäden erlitten, die nunmehr beseitigt wurden. Die Kosten der Metallbildhauerarbeiten betrugen 7.500 Schilling.

27.3.1956: Ein Stück Naschmarkt instandgesetzt

Etwa 700 Quadratmeter Fläche des "für die Landparteien bestimmten Platzes" des Naschmarktes werden instandgesetzt. Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 150.000 Schilling.

29.3.1956: Die Aufforstung des Laaer Berges

Vor drei Jahren hat das Stadtgartenamt mit der Aufforstung einiger steppengefährdeter Gebiete am Südrand und am Ostrand von Wien begonnen. Die Erwartungen der Fachleute haben sich leider nicht erfüllt. Der ständig dort herrschende Wind, vor allem aber der karge Boden mit seiner äußerst geringen Fähigkeit, in den Sommermonaten Wasser festzuhalten, haben sich auf das Wachstum der jungen Kulturen nachteilig ausgewirkt.

Nun werden neue Methoden der Aufforstungstechnik angewendet. Dieser Tage wurden im steinigen Terrain tiefe Künetten gepflügt, mit guter Ackererde gefüllt und mit Sträuchern bepflanzt. In den Sommermonaten soll die aufgeforstete Kuppe mit Wasser aus dem nahen Ziegelteich berieselt werden. Mit diesen Maßnahmen soll das Wachsen des Jungwaldes beschleunigt werden.

30.3.1956: Ratschenbuben bei Vizebürgermeister Weinberger

Die Ratschenbuben von Sankt Carl der Wiener Karlskirche statteten heute Vizebürgermeister Weinberger einen Besuch ab. Die Kinder hatten auch ihre Ratschen mitgebracht und "ratschten den Englischen Gruß".

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).