Historischer Rückblick aus dem Jahr 1957

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Dezember 1957

Dezember

2.12.1957: Die Opernpassage ist komplett! 100.000 Passanten in der Stunde

Heute übergab Stadtrat Thaller in der Opernpassage die beiden Rolltreppen beim Opernringhof und bei der "Sirk-Ecke" ihrer Bestimmung. Damit ist die im Jahre 1955 eröffnete Opernpassage endlich komplett.

Zur Erläuterung dieses repräsentativen Wiener Verkehrsbauwerkes wurde beim Abgang an der "Sirk-Ecke" eine Tafel angebracht, auf der es unter anderem heißt: "Die Opernpassage ist ein Teil des großen Bauprogrammes zur Verbesserung des öffentlichen Straßenverkehrs. Sie wurde im Jahre 1955 von der Gemeinde Wien errichtet."

Wie sehr die Opernpassage das Interesses des Auslandes erregt, geht aus vielen Anfragen aus aller Welt hervor. Unter anderem hat die Straßenbauabteilung Planunterlagen für Interessenten aus Athen, Istanbul, Lima, London, Madras, Mailand, Marseille, Montevideo, Oklahoma, Oslo, Tel Aviv und Zürich zur Verfügung gestellt.

Die komplette Opernpassage hat insgesamt 23,5 Millionen Schilling gekostet. Die sieben Stiegenanlagen, die nun in Betrieb sind, können auf 14 Rolltreppen stündlich 100.000 Personen befördern. Als zusätzliche Reserve dienen die normalen Stiegen in der Mitte der Anlage. Heuer im Sommer wurde auch eine Kühlanlage eingebaut.

3.12.1957: Amtseinführung in der Landes- und Stadtplanung

Zahlreiche Oberbeamte des Rathauses nahmen heute an der Amtseinführung des neuen Leiters der Magistratsabteilung 18, Landes- und Stadtplanung, Oberbaurat Arch. Ing. Robert Zeidner, teil.

4.12.1957: Gemeinde Wien baut Eislaufplatz in Liesing

In der Berggasse in Liesing errichtet die Gemeinde Wien einen Eislaufplatz, der samt einem Garderobehaus 800.000 Schilling kosten wird.

4.12.1957: Jede Wiener Schule hat einen Filmapparat

In seiner heutigen Sitzung fasste der Gemeinderatsausschuss für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung u.a. folgende Beschlüsse:

Für die Anschaffung von Stellwänden im neuen Historischen Museum der Stadt Wien werden 269.000 Schilling genehmigt. Für die Ausschmückung städtischer Wohnhausanlagen wurden u.a. Aufträge an den Bildhauer Rudolf Schmid zur Herstellung von zwei Natursteinplastiken und an den Bildhauer Wolfgang Hutter für ein keramisches Mosaik "Pflanzen und Gestirne" vergeben. Für die Landesbildstelle wurde der Ankauf von 30 Schmalfilmprojektoren in der Höhe von 100.000 Schilling bewilligt. Damit besitzt nun jede Wiener Schule ihren eigenen Projektor und Filmapparat.

4.12.1957: Stadtrat Slavik - Vorsitzender des Städtebund-Finanzausschusses

Durch das Ausscheiden des bisherigen Vorsitzenden, des früheren Wiener Finanzreferenten Johann Resch, wurde die Neuwahl eines neuen Vorsitzenden nötig. Zum neuen Vorsitzenden des Finanzausschusses des Österreichischen Städtebundes wurde der Wiener Finanzreferent, Stadtrat Felix Slavik, gewählt.

5.12.1957: Ein neuer städtischer Hort in Jedlesee

Vizebürgermeister Honay eröffnet den Kinderhort Bunsengasse

Den Schulkindern aus Jedlesee übergab heute Vizebürgermeister Honay "ihren neuen städtischen Kinderhort". Das zweigeschossige Gebäude in der Bunsengasse, wurde mit einem Kostenaufwand von 800.000 Schilling generalsaniert und die Innenausstattung den modernen Anforderungen angepasst. Beim Umbau wurden auch eine Zentralheizung und ein Brausebad installiert. Der Hort wird 150 Kindern Platz bieten.

6.12.1957: Die "Auszahlung" ist da! 124 Millionen Schilling rollen durch Wien

Die Verteilung von 124,6 Millionen Schilling auf 200.000 Sparvereinsmitglieder ist mit viel mühevoller Arbeit verbunden, selbst für die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien mit ihren 43 Zweiganstalten. Die Spareinlagen der 1.852 Wiener Sparvereine kommen zur Auszahlung. Insgesamt wurden in den vergangenen 11 Monaten von den Wiener Sparvereinen 122,4 Millionen Schilling eingelegt, das sind um rund zehn Millionen Schilling mehr als im vergangenen Jahr.

9.12.1957: Das 10.000. Ehejubiläumspaar kommt ins Wiener Rathaus

Auf Einladung des Bürgermeisters werden diese Woche fünf Diamantene und 165 Goldene Brautpaare Ehrengäste der Stadtverwaltung im Rathaus sein. Unter den 170 Wiener "Eheveteranen" befindet sich auch das 10.000. Ehejubiläumspaar, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Wiener Rathaus geehrt wurde.

10.12.1957: 60. Geburtstag von Hans Hoff

Univ.-Prof. Dr. Hans Hoff

Am 11. Dezember vollendet der Neurologe und Psychiater Univ.-Prof. Dr. Hans Hoff das 60. Lebensjahr.

In Wien geboren, wurde er nach Beendigung des Medizinstudiums Assistent an der Klinik Wagner-Jauregg und habilitierte sich 1932 für Neurologie. 1936 erfolgte seine Berufung zum Vorstand der Neurologischen Abteilung an der Poliklinik. 1938 musste er Österreich verlassen und erhielt eine Anstellung am Royal College for Medicine in Bagdad, wo er wertvolle Pionierarbeit leistete. 1942 ging er in die USA und wurde an der Columbia-Universität in New York Assistent-Professor. Während des Zweiten Weltkrieges war er als Militärarzt in Asien tätig und unternahm im Auftrag der amerikanischen Regierung Reisen in den Iran und nach Afghanistan. 1949 kehrte Hoff nach Wien zurück und übernahm zunächst die Leitung des Krankenhauses am Rosenhügel und 1950 als Nachfolger von Otto Kauders den Lehrstuhl sowie die Leitung der Universitätsklinik für Psychiatrie und Neurologie. Bekannt sind seine Einrichtungen - für die Heilung der Alkoholiker, seine Fürsorgeschulung für "Irrenpflegerinnen", seine weit reichende Vortragstätigkeit in Ärztekreisen und im Rahmen der Volksbildung sowie sein reiches fachwissenschaftliches Wirken.

11.12.1957: Unterstützungsfonds der Österreichischen Krebsgesellschaft

Die Österreichische Krebsgesellschaft hat einen "Professor Felix Mandl-Unterstützungsfonds" für hilfsbedürftige unbemittelte Krebskranke errichtet.

11.12.1957: Obersenatsrat Dr. Schwarzl ein Fünfundsechziger

OSR Dr. Josef Schwarzl

Der Leiter des Städtischen Anstaltenamtes, Obersenatsrat Dr. Josef Schwarzl, feiert heute seinen 65. Geburtstag.

11.12.1957: Verkehrsplanungskommission diskutiert über Parkometer

Auf der Tagesordnung der Sitzung der Verkehrsplanungskommission Wien stand heute die Diskussion über die Aufstellung von Parkometern. Die Grundlage zur Diskussion bildete ein Bericht über die Erfahrungen mit Parkometern in einer Reihe von europäischen Städten. Über Beschluss der Kommission wurde vor kurzem eine diesbezügliche Rundfrage an 45 Städte der Deutschen Bundesrepublik, Hollands, der Schweiz, Schwedens, Norwegens, Finnlands und Italiens gerichtet. Von den 31 Städten, die Parkometer eingeführt haben, kamen positive Rückmeldungen.

Die Kommission hat sich für die Einführung von Parkometern in Wien ausgesprochen, ohne sich jedoch auf ein bestimmtes System festzulegen.

13.12.1957: Sowjetische Filmleute im Wiener Rathaus

Botschafter der UdSSR in Österreich Lapin

Eine sowjetische Delegation, begleitet vom Botschafter der UdSSR in Österreich Lapin und Kulturattache Semjonow, die anlässlich der vom Fachverband der Filmindustrie Österreichs veranstalteten Sowjetischen Filmwoche in Wien weilt, stattete heute dem Wiener Rathaus einen Besuch ab. Unter den Gästen befand sich das prominente Schauspielerpaar Zelikowskaja-Kadotschnikow.

13.12.1957: Puppenadoptionen im Stadtpark

Überreichung der "Puppenadoptionen" an 23 Wiener Kinder durch Vizebürgermeister Honay

23 Wiener Mädchen des städtischen Kindergartens "Im Stadtpark" erhielten heute von Vizebürgermeister Honay "Adoptionsurkunden" für ihre Puppenkinder.

14.12.1957: Der Wiener Jubiläumskindergarten

Eröffnung des Kindergartens "Venediger Au" durch Bürgermeister Jonas

In der Leopoldstadt - Venediger Au - wurde heute ein neuer städtischer Kindergarten eröffnet. Der Grundstein zu dem Bauwerk wurde 1955 anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Zweiten Republik errichtet.

16.12.1957: Aus der Budgetdebatte - (dauerte bis 20.12.1957)

Im Wiener Rathaus beginnen die Beratungen des Wiener Gemeinderates über den Voranschlag der Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 1958.

Berichterstatter StR. Slavik: "Die Gesamteinnahmen betragen 4.217 Millionen Schilling, die Ausgaben 4.400 Millionen Schilling. Der Abgang beträgt somit 183 Millionen Schilling, das sind 4,2 Prozent."

Im Jahr 1958 sollen 9.500 Wohnungen errichtet werden, davon 5.000 im kommunalen Wohnbau.

An der Spitze der großen Bauvorhaben, die 1958 begonnen werden, steht die Neugestaltung des Südtiroler Platzes. Der geplante Umbau wird 60 Millionen Schilling kosten; ein weiterer Schwerpunkt wird der weitere Ausbau der Wiener Hafenanlagen sein; die Gemeinde wird mit dem Bau des 30. Kinderfreibades beginnen; die Wiener Stadthalle steht vor der Eröffnung.

Für Grunderwerb sind im Jahre 1958 wieder 50 Millionen Schilling vorgesehen.

Die Stadt Wien wird aus Anlass des 100. Geburtstages von Josef Kainz eine Josef Kainz-Medaille stiften, die jährlich am 20. September (Todestag von Kainz) vergeben werden soll.

Während der Wiener Festwochen 1958, in der Zeit vom 18.-22. Juni, wird das erste politische Europagespräch mit großer internationaler Beteiligung in Wien stattfinden, dessen Thema lautet: "Die Einheit Europas - Idee und Aufgabe", gesehen aus der Perspektive des Jahres 1958. Anlässlich dieser Tagung soll der Platz vor dem Westbahnhof den Namen "Europaplatz" erhalten.

Einen breiten Raum in der Debatte nehmen die Diskussionen über den Bau einer U-Bahn, die Parkplatzsituation sowie über den Bau des Allgemeinen Krankenhauses ein.

21.12.1957: 60. Geburtstag von Rudolf Felmayer

Rudolf Felmayer

Am 24. Dezember vollendet der Schriftsteller Rudolf Felmayer das 60. Lebensjahr.

Geboren in Wien, war er im Bankfach tätig und während des Zweiten Weltkrieges dienstverpflichtet. Gegenwärtig ist er Mitarbeiter der Städtischen Büchereien und Referent in der literarischen Abteilung des Österreichischen Rundfunks. Felmayer ist vor allem Lyriker. Sein erster, 1935 erschienener Gedichtband "Die stillen Götter" wurde mit dem Julius Reich-Preis ausgezeichnet. Das Bändchen "Östliche Seele im Tode" wurde 1945 von Leopold Liegler herausgegeben. 1948 erschien die Sammlung "Gesicht des Menschen".

23.12.1957: Neuer Direktor der Lager- und Kühlhaus-Ges.m.b.H.

In der Hauptversammlung der Lager- und Kühlhaus-Ges.m.b.H. wurde der langjährige Prokurist der Gesellschaft Karl Steffan zum Direktor und Geschäftsführer bestellt.

23.12.1957: Jonas empfängt russische Lehrer

Eine große Gruppe russischer Lehrer befindet sich derzeit auf einer Rundreise durch Österreich. Die Delegation, unter Führung des Leiters Prof. Smirnow, wurde von Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus empfangen.

Die sowjetischen Pädagogen besuchten auf ihrer Rundfahrt vor allem städtischen Schulen.

27.12.1957: Glatte Feiertagsbilanz

Am Heiligen Abend sorgte einsetzender Nieselregen für spiegelglatte Straßen in Wien. Das gesamte Stadtgebiet verwandelte sich in ein glattes Eisparkett. Die sofort begonnenen Streuarbeiten konnten mit dem halben im Dienst befindlichen Personal nicht bewältigt werden, sodass mit Hilfe der Polizei und des Rundfunks sämtliche Bediensteten der Straßenreinigung zum Dienst einberufen werden mussten. Am Weihnachtsabend standen dann insgesamt 821 Bedienstete und 97 Lastkraftwagen in Dienst. Der andauernde Nieselregen dauerte jedoch bis über den ersten Weihnachtsfeiertag. Erst mit Eintritt der Wetterbesserung am heutigen Stephanitag konnten die Streuarbeiten eingestellt werden.

27.12.1957: Turmblasen zum Jahresausklang

Am Silvesterabend wird wieder der Trompeterchor der Stadt Wien unter Leitung von Josef Hadraba auf der Loggia des Rathausturmes der Wiener Bevölkerung zum Jahreswechsel musikalische Grüße entbieten.

Nach dem Bläserkonzert, wird Bürgermeister Jonas eine Neujahrsansprache halten, die Rede wird auf den Rathausplatz übertragen.

30.12.1957: Josef Kainz zum Gedenken

Josef Kainz als "alter Grutz" in "Erde" von Max Schönherr

Auf den 2. Jänner fällt der 100. Geburtstag des großen Schauspielers Josef Kainz.

"Als Sohn eines Eisenbahnbeamten zu Wieselburg in Westungarn geboren, wuchs er in Wien auf und zeigte schon in frühester Jugend schauspielerische Begabung, so dass sein künftiger Beruf für ihn und für seinen Vater, der selbst ein begeisterter Theaterfreund war, feststand. In dem kleinen Vorstadttheater am Matzleinsdorfer Platz betrat er zum ersten Mal die Bühne und spielte sich bald in den Vordergrund. Seine erstes wirkliches Engagement führte ihn 1875 nach Marburg a.d. Drau, doch fand seine eigenwillige Rollenauffassung bei seinem Direktor kein Verständnis. Über Wien und Leipzig kam er 1877 nach Meiningen, wo er in einem von dem Theaterfachmann Herzog Georg II. gebildeten Ensemble hervorragender Künstler zum großen Darsteller heranreifte. 1880 wurde Josef Kainz an das Münchner Schauspielhaus verpflichtet, das Ludwig II. zu einer zentralen Stätte musischer Kunst ausgebaut hatte. Es gelang ihm bald, das Publikum an sich zu fesseln und auch mit dem König verband ihn enge Freundschaft. In München erwarb sich der aus kleinen Verhältnissen stammende und körperlich unansehnliche Mime jene souveräne Haltung, die ihn befähigte, seine Könige und Helden in natürlichem, überzeugendem Spiel wiederzugeben. 1883 übersiedelte er an das Deutsche Theater in Berlin und erreichte dort den Gipfelpunkt seiner Laufbahn. Seinem hervorragenden Können, seiner Sprech- und Charakterisierungskunst wurde einstimmig höchstes Lob gezollt. Er trat in 100 verschiedenen Rollen ungefähr zweitausendmal auf. Ende 1899 wurde Kainz als Nachfolger Mitterwurzers ständiges Mitglied des Burgtheaters. Die folgenden Jahre, die die letzten seines Lebens waren, brachten ihm neuen Ruhm. Das anspruchsvolle Publikum erkannte seine geniale Gestaltungskraft und folgte ihm immer enthusiastischer. Einmalige Glanzleistungen waren sein klassischer Tasso, sein Mephisto und Hamlet. Aber auch die Figuren Molieres, Nestroys, Anzengrubers und Schönherrs, des Naturalismus und der Neuromantik wurden von ihm mit eigenem Geist erfüllt und vollendet verkörpert. Die Zeit seines Wirkens am Burgtheater wurde leider immer mehr durch Krankheit unterbrochen. Am 20. September 1910 starb er in Wien an einer Krebskrankheit. Josef Kainz wurde auf dem Zentralfriedhof in einem Ehrengrab der Stadt Wien bestattet. Eine Bronzestatue im Türkenschanzpark zeigt ihn in der berühmten Pose des Hamlets mit dem Totenschädel in der Hand."

31.12.1957: Rauchfangkehrer gratulieren Bürgermeister Jonas

Die Rauchfangkehrerinnung, vertreten durch Innungsmeister Sikula und seine beiden Stellvertreter, sowie eine große Anzahl von Rauchfangkehrermeistern, Gesellen und Lehrlinge stellten sich heute bei Bürgermeister Jonas mit den Glückwünschen für das Jahr 1958 ein.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).