Historischer Rückblick aus dem Jahr 1958

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1958

September

2.9.1958: "Friedensdollar" für Bürgermeister Jonas

Mark Bortman, der Vorsitzende des Civic committee, das sich mit der Durchführung des People-to-people-program (Volk zu Volk-Programm für internationale Freundschaft) befasst, ist gegenwärtig auf Europareise, um die Bürgermeister der großen Städte zu besuchen und für dieses Friedensprogramm zu werben. Er wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen und überbrachte einen so genannten "Friedensdollar". Es handelt sich um eine Dollarmünze die im Jahre 1923 geprägt worden ist. Sie ist die einzige amerikanische Münze auf der das Wort "Friede" aufscheint. Obwohl seinerzeit 22 Millionen Stück dieses Dollars angefertigt worden sind, sind sie heute nur noch beim amerikanischen Münzamt zu haben.

3.9.1958: 75. Geburtstag von Otto Erich Deutsch

Am 5. September vollendet der bekannte Wiener Musikschriftsteller und Kulturhistoriker Prof. Dr. Otto Erich Deutsch das 75. Lebensjahr.

Nach Absolvierung der kunst- und literaturgeschichtlichen Studien wirkte er als Kunstkritiker war auch Assistent am kunsthistorischen Institut der Universität. Später erwarb er sich als Privatgelehrter, Buchhändler und Verleger einen geachteten Namen. Sein Interesse für Fragen der musikalischen Biografie und Bibliographie führte ihn zur intensiven Beschäftigung mit dem Leben Franz Schuberts, über den er grundlegende Werke veröffentlichte. Er befasste sich aber auch eingehend mit Haydn, Mozart, Beethoven und Händel sowie mit wichtigen musikarchivarischen Arbeiten. Deutsch emigrierte 1939 nach England, wo er seine Forschungen fortsetzte. Seit 1952 lebt und arbeitet er wieder in Wien.

4.9.1948: Neue Straßennamen für Favoriten

Einige Verkehrsflächen in Favoriten (10. Bezirk) erhielten neue Namen. So wurden einige Gassen u.a. nach dem Bühnenschriftsteller Hans Sassmann (1882 bis 1954), dem Flugpionier Freiherr Franz Berlepsch (1895 bis 1914), dem Medailleur Karl Ratnitzki (1818 bis 1901) und dem Konteradmiral und Afrikaforscher Ludwig von Höhnel (1857 bis 1942) benannt.

5.9.1958: Besuche bei Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas empfang heute zwei leitende Persönlichkeiten des sowjetischen Außenhandels, den Ausstellungsdirektor A. Saag und seinen Stellvertreter I. Ozol. Die Gäste aus Moskau kamen anlässlich der Wiener Jubiläumsmesse 1958 nach Wien.

Anschließend statte der italienische Botschafter Corias, der Wien demnächst verlassen wird, seinen Abschiedsbesuch ab.

Anlässlich der österreichischen Erstaufführung des mehrfach preisgekrönten Filmes "Die Brücke am Kwai" empfing der Bürgermeister den Produzenten Sam Spiegel.

6.9.1958: Mariahilf ehrt Ferdinand von Saar

Zum Gedächtnis des "Poeten von Wien" Ferdinand von Saar, der am 20. September 1833 in Mariahilf geboren wurde, hat die Bezirksvorstehung Mariahilf gemeinsam mit dem Mariahilfer Heimatmuseum an seinem Geburtshaus, Getreidemarkt 3, eine Gedenktafel angebracht.

8.9.1958: Jetzt auch Küchenmöbel und Kühlschränke - Gemeinde Wien erweitert Kreditaktion zur Verbesserung der Wohnverhältnisse

9.9.1958: Bürgermeister Jonas empfängt die Weltmeisterfriseure

Bürgermeister Jonas empfängt die Weltmeisterfriseure im Wiener Rathaus

Dr. Rudolf Kassner

Der Wiener Gemeinderat hat einer Ausdehnung der Kreditaktion zur Verbesserung der Wohnverhältnisse auf den Einbau von modernen Küchen und die Anschaffung von Kühlschränken zugestimmt. Schon vor zweieinhalb Jahren hat die Gemeinde die Haftung für eine Kreditaktion zur Modernisierung der Wohnungen in Wiener Althäusern bis zu einem Gesamtbetrag von 100 Millionen Schilling übernommen. In erster Linie wurden damit Kredite für die Einleitung von Wasser in Wohnungen und die Installierung von Warmwasseraufbereitungsanlagen gewährt. Nun wird die Aktion auch auf den Einkauf von modernen Küchenmöbeln und Kühlschränken ausgedehnt.

Das Weltmeisterteam der Friseure, das bei den Meisterschaften in Köln zum dritten Mal den Sieg für Österreich erringen konnte, wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen.

10.9.1958: 85. Geburtstag von Rudolf Kassner

Am 11. September vollendet der Schriftsteller und Kulturphilosoph Dr. Rudolf Kassner sein 85. Lebensjahr.

10.9.1958: Eine Flagge New Yorks für Wien

Die New Yorker Flagge nimmt Einzug in Wien

Das Stadtoberhaupt von New York hat anlässlich der Wiener Jubiläumsmesse durch seinen Vertreter Prof. Carleton Smith der Stadt Wien eine Flagge mit dem Stadtwappen von New York überreichen lassen.

12.9.1953: Großer Erfolg der Wiener Symphoniker in Edinburgh

Dirigent Prof. Josef Krips

Der Oberbürgermeister von Edinburgh, Johnson-Gilbert, betonte in einem Schreiben an Bürgermeister Jonas, "....ich möchte, dass Sie wissen, wie gut das Orchester aufgenommen wurde. Die letzte Woche der Festspiele wurde von diesem berühmten Wiener Orchester entschieden belebt und wir sind stolz darauf, dass wir dessen Mitglieder in der Stadt Edinburgh begrüßen konnten."

Die Wiener Symphoniker, die an den Edinburgher Festspielen als führendes Orchester mitwirken, haben ihr erstes Konzert unter dem Dirigenten Prof. Josef Krips gegeben. Das Konzert war ein großer Erfolg und wurde allgemein als glänzender Start der Wiener Symphoniker bezeichnet.

15.9.1958: Spatenstichfeier für den Wiener Blindengarten

Im Wertheimsteinpark in Döbling fand heute die Spatenstichfeier für den Wiener Blindengarten statt. Der Blindengarten ist der erste seiner Art in Österreich. Die Pläne für den Garten wurden von den Architekten Mödlhammer und Vladar entworfen.

15.9.1958: Neuer Bauwettbewerb: Modernes Wohnviertel für Favoriten

Die Stadt Wien veranstaltet einen städtebaulichen Wettbewerb zur Erlangung von Vorschlägen über die Bebauung des Gebietes nördlich der Per Albin Hansson-Siedlung in Favoriten. Dort soll ein neues Wohnviertel für etwa 1.500 Menschen mit einem eigenen gesellschaftlichen Zentrum errichtet werden.

15.9.1958: Stadtrat Thaller zurückgetreten

Stadtrat Leopold Thaller

Der Amtsführende Stadtrat für Bauangelegenheiten Leopold Thaller hat an Bürgermeister Jonas ein Schreiben gerichtet, in dem er in Hinblick auf seine Berufung zum Präsidenten des Dorotheums auf die Funktion eines Amtsführenden Stadtrates der Gemeinde Wien verzichtet.

16.9.1958: 75. Geburtstag von Anton Edthofer

Anton Edthofer, Adrienne Gessner in "Sabrina" an den Kammerspielen

Am 18. September vollendet der Schauspieler Anton Edthofer das 75. Lebensjahr.

In Wien geboren, debütierte er in Köln als jugendlicher Bonvivant und kam über Nürnberg an das Raimundtheater. Von 1908 bis 1919 wirkte er am Deutschen Volkstheater, wo er die ihm eigene Note fand. Anschließend ging er nach Berlin und spielte zuerst im staatlichen Schauspielhaus, dann unter Max Reinhardt am Deutschen Theater. 1923 kehrte er nach Wien zurück und arbeitete mit Rudolf Beer zusammen, trat aber weiterhin auch in Berlin auf. 1929 trat er dem Ensemble des Theaters in der Josefstadt bei, dem er bis heute angehört. Anton Edthofer ist ein echter Repräsentant des Wiener Theaters und der Wiener Schauspielkunst. Der Künstler, der auch im Film sehr beliebt ist, erhielt als erster männlicher Darsteller den vom Theater in der Josefstadt gestifteten Reinhardt-Ring.

16.9.1958: Ein Quadratmeter Nasenweg kostet drei Schilling - Grundkäufe vom Chorherrenstift Klosterneuburg - Stadt Wien übernimmt den Wehrturm auf dem Leopoldsberg

Der Ankauf einer Liegenschaft in Floridsdorf am Schlingermarkt vom Chorherrenstift Klosterneuburg um einen Betrag von 2,5 Millionen Schilling wurde heute vom Wiener Stadtsenat bewilligt. Der mehr als 13.000 Quadratmeter umfassende Komplex ist eine der wenigen im aufgeschlossenen Gebiet liegenden unverbauten großen Grundflächen.

Gleichzeitig stimmte der Stadtsenat grundsätzlich zu, den Nasenweg auf dem Leopoldsberg und den Wehrturm vom Chorherrenstift Klosterneuburg zu erwerben. Der Nasenweg, der jetzt schon von der Gemeinde Wien erhalten werden muss, wird voraussichtlich zu einem Quadratmeter-Preis von drei Schilling gekauft werden. Der baufällige Wehrturm, den die Stadt Wien ebenfalls in ihre Obhut übernimmt, ist damit in seinem Bestand gesichert.

17.9.1958: Architektenwettbewerb für das "Allgemeine"

"Im Bundesministerium für Unterricht fand heute unter dem Vorsitz von Unterrichtsminister Dr. Drimmel eine Besprechung statt, an der Finanzminister Dr. Kamitz, Handelsminister Dr. Bock, von Seiten der Stadt Wien Bürgermeister Jonas, Vizebürgermeister Weinberger und die Stadträte Slavik und Thaller, sowie die Universitätsprofessoren Dr. Schönbauer und Dr. Fellinger teilnahmen. Es wurde beschlossen einen Architektenwettbewerb auszuschreiben, an dem sich in- und ausländische Architekten beteiligen sollen. Eine Jury, bestehend aus inländischen und repräsentativen ausländischen Fachleuten, soll die einlangenden Entwürfe beurteilen. Für die Durchführung des Wettbewerbes werden länger dauernde Planungsarbeiten erforderlich sein, doch wurde die Meinung vertreten, dass für ein so bedeutendes Bauvorhaben die Ausschreibung eines Wettbewerbes am zweckmäßigsten sei. Im übrigen haben sich auch die österreichischen Architekten für einen Wettbewerb ausgesprochen."

19.9.1958: Aus dem Wiener Gemeinderat: Der neue Bau-Stadtrat gewählt

Aufgrund des Rücktrittes von StR. Thaller ist die Wahl eines Stadtrates notwendig geworden. Das Recht auf Erstattung eines Vorschlages für die Wahl hatte die Sozialistische Partei, die den Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, Kurt Heller, namhaft gemacht hat. Bei der Abstimmung wurde Generalsekretär Heller mit den Stimmen der Sozialistischen Partei und der Österreichischen Volkspartei gewählt. Die VO enthielt sich der Stimme.

Stadtrat Kurt Heller

Stadtrat Kurt Heller

Der neue Stadtrat für Bauangelegenheiten Kurt Heller wurde am 14. Jänner 1919 in Wien geboren. Er besuchte die Volksschule, Hauptschule und das Realgymnasium. Anschließend erlernte er den Beruf Elektrotechniker und arbeitete bis Oktober 1945 als technischer Angestellter im Konstruktionsbüro eines großen Wiener Industriebetriebes. Vom Jahre 1939 bis 1944 war er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen.

Im Oktober 1945 wurde er in das Wiener Rathaus geholt, wo er bis zum Jahr 1951 in leitender Stelle im Wohnungswesen arbeitete. Anschließend war er bis zum Jahre 1956 als Sekretär des Amtsführenden Stadtrates für das Bauwesen, Leopold Thaller, tätig und in dieser Eigenschaft mit allen wichtigen Arbeiten des Wiener Stadtbauamtes vertraut.

Am 20. Juni 1956 wurde er Sekretär des Österreichischen Städtebundes und am 30. November 1957 dessen Generalsekretär.

Seit Jahren beschäftigte er sich mit den Problemen des sozialen Städte- und Wohnungsbaues und hat in vielen Artikeln, in Broschüren und Fachzeitschriften zu diesen und anderen politischen Fragen Stellung genommen. Unter anderem ist er auch ständiger Mitarbeiter der Österreichischen Gemeinde-Zeitung.

Er ist Vorstandsmitglied des Institutes für Raumplanung und gehört dem Kuratorium der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung von Landesforschung und Landesplanung an. Außerdem ist er Geschäftsführer der Gemeinnützigen Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft für Gemeindebedienstete und Obmann der Gemeinnützigen Baugenossenschaft "Volksbau".

22.9.1958: Wiens letzter Stadtkommandant geht in Pension - Abschiedsbesuch von General Olle-Laprune

Französischer General Olle-Laprune verabschiedet sich von Bürgermeister Jonas

Der Militärattaché an der französischen Botschaft, General Olle-Laprune, statte heute Bürgermeister Jonas seinen Abschiedsbesuch ab. Der General kehrt nach Paris zurück und wird in den Ruhestand treten.

Olle-Laprune war der letzte Stadtkommandant von Wien. In dieser Eigenschaft ließ er am 27. Juli 1955 dem Bürgermeister ein Schreiben überreichen, in dem offiziell die Einflussnahme der Alliierten Kommission auf die Verwaltung der Stadt Wien für beendet erklärt wurde. General Olle-Laprune, der damals noch Oberst war, schrieb: "Ich beehre mich, Ihnen zur Kenntnis zu bringen, dass mit dem Inkrafttreten des Staatsvertrages, das die Auflösung der Alliierten Kommission zur Folge hat, die Kommandanten der Interalliierten Kommandantur der Stadt Wien mit heutigem Tage die Ausübung aller auf die Verwaltung der Stadt bezüglichen Funktionen einstellen".

Der General, der im Jahr 1953 nach Wien gekommen war, blieb jedoch weiterhin in der österreichischen Bundeshauptstadt als Militärattaché.

23.9.1958: Feuerwehr als Wissenschaft - "Großangriff auf das Rathaus"

Vorführung der Feuerwehr auf dem Wiener Rathausplatz

Ehrengäste verfolgen die Vorführung der Feuerwehr mit Interesse

Zu dem großen Internationalen Feuerwehrkongress haben sich Delegation aus 25 Staaten angemeldet. Eine Großvorführung, u.a. ein Löschangriff auf das Dach des Rathauses fand auf dem Rathausplatz in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste statt.

24.9.1958: Konstituierung eines Fachausschusses für Statistik im Rahmen des Städtebundes

In Wien fand die Konstituierung eines Fachausschusses für Statistik im Rahmen des Österreichischen Städtebundes statt.

26.9.1958: Zum Ableben Alfred Piccavers

Kammersänger Alfred Piccaver

Am 23. September verstarb Kammersänger Alfred Piccaver. Die Stadt Wien hat dem gefeierten Sänger, der viele Jahre auch an der Wiener Staatsoper wirkte, eine Nische ehrenhalber im Krematorium gewidmet.

26.9.1958: Stadtschulrat übersiedelt

Der Wiener Stadtschulrat übersiedelt wieder in sein altes Heim am Dr. Karl Renner-Ring. Die Übersiedlung wird ungefähr eine Woche dauern.

26.9.1958: Wiens neues Jugendgästehaus

Eröffnung des neuen Jugendgästehauses im 13. Bezirk

Im 13. Bezirk, in der Schloßberggasse 8, wurde das neue Jugendgästehaus der Stadt Wien eröffnet. 300 Betten umfasst das neue Gästehaus, die zum größten Teil in einem siebengeschossigen "Wohnturm" untergebracht sind. Die Pläne für das neue Jugendgästehaus verfasste der Wiener Architekt Fred Freyler.

29.9.1958: Wiens Bürgermeister als "Laternanzünder"

Inbetriebnahme der 75.000 Straßenlampe

Als "Laternanzünder" besonderer Art betätigte sich heute Bürgermeister Jonas auf dem Währinger Gürtel. Er schaltete an der Kreuzung bei der Borschkegasse im 9. Bezirk die 75.000. Lampe ein, die Wiens Straßen erhellt. Es handelt sich dabei um eine moderne Hochdruck-Quecksilberdampflampe, wie sie zur Verbesserung der Beleuchtung auf Kreuzungen schon vielfach verwendet wird.

30.9.1956: Auszeichnung für Verdienste um die Republik

Hilde Schaufler wird für Ihre Verdienste ausgezeichnet

Bürgermeister Jonas überreichte heute der Leiterin des Frauenreferates der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit, Frau Hilde Schaufler, die ihr vom Bundespräsidenten verliehene Goldene Medaille für Verdienste um die Republik.

Hinweis: Die Fotos der Landesbildstelle/media wien befinden sich alle im Besitz des Wiener Stadt- und Landesarchives (MA 8).