Historischer Rückblick aus dem Jahr 1960

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Dezember 1960

Dezember

1.12.1960: Überreichung der Bürgerurkunde an Karl Maisel

Im Beisein zahlreicher Ehrengäste überreichte Bürgermeister Jonas heute an den Präsidenten der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Obmann der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter, Bundesminister a.D. Karl Maisel die Bürgerurkunde.

Karl Maisel wurde am 3. November 1890 in Wien geboren. Trat mit 14 Jahren in die Maschinenfabrik C. Dengg als Lehrling ein und wurde Mitglied der Gewerkschaft. Von 1911 bis 1913 war er beim Militär, während des ersten Weltkrieges musste er erneut einrücken und kehrte erst 1919 wieder zurück. Im Betrieb Siemens & Halske fand er Arbeit, wurde zum Vertrauensmann und später zum Obmann des Betriebsrates gewählt. 1926 wurde Maisel Angestellter des Metallarbeiterverbandes und übernahm das Ressort Bildungswesen.

1932 wurde er in den Gemeinderat gewählt. 1934 wurde Maisel verhaftet, nach Wöllersdorf gebracht und erst nach monatelanger Anhaltung wieder frei gelassen. Er schloss sich der illegalen Bewegung an und wurde Mitglied des Zentralkomitees bei den Revolutionären Sozialisten und wirkte in der illegalen Gewerkschaftsbewegung. 1937 wurde er wegen seiner illegalen Tätigkeit neuerdings verhaftet, jedoch bald darauf freigelassen. Bis 1939 war er Werkmeister bei Siemens & Halske, wurde dann aber verhaftet und in das KZ Buchenwald überstellt, 1940 wieder enthaftet, um 1944 abermals von der Gestapo abgeholt und in das Landesgericht eingeliefert zu werden.

1945 wurde Maisel in den Nationalrat gewählt; bei der Neugestaltung des Ministerrates wurde er als Minister für soziale Verwaltung vorgeschlagen. Während seiner Amtszeit entstand eine Vielzahl von Gesetzen, z.B. das Arbeiterurlaubsgesetz, das Arbeitslosenfürsorgegesetz, als Krönung seiner Bemühungen sah Maisel die Inkrafttretung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes an. 1956 legte Maisel freiwillig seine Ministerstelle zurück und trat die Nachfolge Mantlers als Präsident der Wiener Arbeiterkammer an. Auch als Präsident des Arbeiterkammertages und als Obmann der Metall- und Bergarbeiter hat er sich große Verdienste erworben.

2.12.1960: 60. Geburtstag von Richard Kuhn

Am 3. Dezember vollendet der Chemiker und Nobelpreisträger Univ.-Prof. Dr. Richard Kuhn das 60. Lebensjahr.

In Wien geboren, studierte er an der Universität München, wo er promovierte und sich 1925 habilitierte. 1926 wurde er Professor für allgemeine und analytische Chemie an der Technischen Hochschule in Zürich, 1929 Universitätsprofessor in Heidelberg und schließlich Direktor des Kaiser Wilhelm-Institutes (heute Max Planck-Institut) für medizinische Forschung in Heidelberg. Seit 1939 ist er Präsident der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Den ihm ein Jahr früher für seine grundlegende Arbeit über Carotine verliehenen Nobelpreis durfte er nicht annehmen, da Hitler es verboten hatte. Das Diplom und die Medaille wurden ihm erst 1949 ausgefolgt, der Geldbetrag war für verfallen erklärt worden. Seine Forschungen erstrecken sich über das große Gebiet der Biochemie, vor allem über das Spezialfach der Vitamine und Carotinoide, komplizierte Kohlenstoffverbindungen, die im organischen Leben eine große Rolle spielen.

3.12.1960: 70. Geburtstag von Fritz Lang

Der Filmregisseur Fritz Lang feiert seinen 70. Geburtstag.

In Wien geboren, studierte er zuerst an der Technik, ging aber bald an die Kunstakademie und übersiedelte dann nach München. Während des Ersten Weltkrieges mehrmals verwundet, schrieb er in Lazaretten seine ersten Drehbücher. In die Geschichte des künstlerischen Films ist Fritz Lang 1922 mit dem großartigen Streifen "Der müde Tod" eingetreten. Weltbekannt wurde Lang durch den Kolossalfilm "Nibelungen". Große Erfolge waren auch "Metropolis" und "Spione". Der Tonfilm stellte den berühmten Regisseur vor neue Aufgaben. Wie früher durch das Bild, erzielte er jetzt durch die Tonkulisse stärkste Wirkung. "M", die Geschichte eines Mörders, bleibt unerreicht in der Art, wie die Atmosphäre der dunklen Seiten des Großstadtlebens eingefangen ist. Als der Nationalsozialismus in Deutschland an die Macht kam, ging Fritz Lang nach Hollywood. Sein erster amerikanischer Film "Fury" (Lynchjustiz) war wieder ein Meisterwerk.

9.12.1960: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Der neue Handelskammerpräsident Ing. Rudolf Salinger stattete heute Bürgermeister Jonas einen Antrittsbesuch ab.

12.12.1960: Heuer kein Renner-Preis

"Das Kuratorium der Dr. Karl Renner-Stiftung hat mit Stimmeneinhelligkeit beschlossen, dem Bürgermeister vorzuschlagen, den Rennerpreis 1960 nicht zu vergeben. Bürgermeister Jonas hat dem Antrag stattgegeben."

17.12.1960: Gewista überstreicht Halteverbotstafeln

"In besonderer Mission" werden acht Wagen mit Angestellten der Gewista quer durch Wien unterwegs sein. Mit Inkrafttreten der neuen Straßenverkehrsordnung wird nämlich innerhalb von Ladezonen nicht mehr das Halten, sondern nur mehr das Parken verboten sein. Nun sieht eine Halteverbotstafel bekanntlich so aus, dass in dem roten Rand der Parkverbotstafel mit weißer Schrift "Halten verboten" steht. Diese weiße Schrift wird von den Angestellten der Gewista mit einer speziellen roten Plastikfarbe überdeckt werden, sodass die Tafeln zunächst nicht ausgetauscht werden müssen. Kein Emailwerk wäre imstande, so viele neue Tafeln - es handelt sich um mehr als 600 - kurzfristig zu liefern.

17.12.1960: Neuer Standort für das Prälatenkreuz

Das so genannte Prälatenkreuz muss wegen Straßenbauten vom Liechtenwerder Platz versetzt werden. Als neuer Standort der Säule wurde eine kleine Grünfläche am Fuße des Viriotbergerls an der Gabelung Liechtensteinstraße - Althanstraße ausersehen, der dem Entstehungsort des Monuments näher liegt als der Liechtenwerder Platz.

Das Prälatenkreuz erinnert an die Explosion des Pulvermagazins am Sonntag, dem 26. Juni 1779, das sich an der Stelle der Häuser 7 und 8 in der heutigen Pulverturmgasse befand. Bei dieser Explosion wurden 92 Menschen getötet und mehr als 100 Bewohner verletzt. Die Erschütterung des Bodens war so stark, dass in der Kirche Maria am Gestade der Hochaltar zusammenstürzte. Der Luftdruck knickte noch im Augarten mehrere große Bäume.

21.12.1960: 70. Geburtstag von Josef Hopmann

Univ.-Prof. Dr. Josef Hopmann vollendet das 70. Lebensjahr.

In Berlin geboren, promovierte er in Bonn, wo auch seine Habilitierung für Astronomie erfolgte. 1930 wurde er Direktor der Universitätssternwarte in Leipzig, 1945 übersiedelte er nach Hannover, 1951 nach Wien. Er ist Herausgeber der "Mitteilungen der Universitätssternwarte Wien".

22.12.1960: Alban Berg zum Gedenken

Auf den 24. Dezember fällt der 25. Todestag des Komponisten Alban Berg.

Am 9. Februar 1885 in Wien geboren, erhielt er im Elternhaus den ersten Musikunterricht und zeigte ungewöhnliche Begabung. Nach der Matura war er zwei Jahre als Beamter in der Stadthalterei tätig. Seine Begegnung mit Arnold Schönberg, bestimmte ihn, sich ganz dem "freien Schaffen" zu widmen. In der Folge entfaltete er als Komponist, Lehrer und Vortragsmeister sowie als Mitarbeiter und Redakteur fortschrittlicher Musikblätter eine rege Tätigkeit. Der Österreichischen Sektion der "Internationalen Gesellschaft für Neue Musik" blieb er bis zuletzt verbunden. Alban Berg ist neben Arnold Schönberg die hervorragendste Erscheinung in der Künstlergruppe der "Neuen Musik". Sein Hauptwerk, die Oper "Wozzek", begründete seinen Weltruhm.

Am Wohnhaus des Komponisten, 13, Trauttmansdorffgasse 27, wurde eine Gedenktafel enthüllt und in die Obhut der Stadt Wien übernommen.

22.12.1960: Hohe Auszeichnung für Wiens Magistratsdirektor

Bürgermeister Jonas überreichte heute an Magistratsdirektor Dr. Walter Kinzl das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich.

24.12.1960: Freie Fahrt über die Ringstraße

Die umgebauten Teile der Ringstraße bei den Kreuzungen Babenbergerstraße, Bellaria und Schottentor wurden heute für den Verkehr freigegeben. Damit ist die entscheidende Phase dieser Verkehrsbauwerke für den Straßenverkehr abgeschlossen und die Ringstraße durchgehend nach beiden Seiten befahrbar.

Während des Winters wird am Innenausbau weitergearbeitet. Die beiden Verkehrsbauwerke Babenbergerstraße und Bellaria sollen im Frühjahr 1961 betriebsfertig sein. Mit der Freigabe des Verkehrsbauwerkes Schottentor ist im Sommer 1961 zu rechnen.

Die Baukosten für das Verkehrsbauwerk Schottentor belaufen sich auf 56 Millionen Schilling, für die beiden Ringpassagen wird mit insgesamt 27 Millionen Schilling gerechnet, sodass die Gesamtkosten der Sanierung der Ringstraße mit 83 Millionen Schilling beziffert werden müssen.

28.12.1960: Gefährliches Glatteis

In den gestrigen Abendstunden, setzte aus dem Nordosten kommend eine feuchte Luftströmung über Wien ein, die innerhalb weniger Stunden im ganzen Stadtgebiet zu starker Glatteisbildung führte.

Über 500 Mann und über 70 Fahrzeuge der Straßenpflege sind noch immer mit Streuarbeiten beschäftigt.

Die Mannschaften des Streudienstes wurden heute früh auf ca. 1000 aufgestockt.

31.12.1960: Neujahrswünsche zwischen Wien und "Wien"

Bürgermeister Jonas erhielt heute ein Telegramm des Hapag-Schiffes "Wien", in dem ihm Offiziere und Besatzung ein glückliches und erfolgreiches Neues Jahr wünschen.