Historischer Rückblick aus dem Jahr 1960

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

Oktober 1960

Oktober

1.10.1960: Straßenbenennung im 22. Bezirk

Eine Verkehrsfläche, die von der Erzherzog Karl-Straße bis zur Florian Berndl-Gasse führt, erhält die Bezeichnung "Prixgasse". Johann Prix lebte 1836 bis 1894 und war von 1889 bis zu seinem Tode Bürgermeister von Wien.

3.10.1960: "Stefan Zweig-Platz" in Hernals

Die Carl Reichert-Gasse und die Korngasse im 17. Bezirk münden in einen öffentlichen Platz, der an den Himmelmutterweg grenzt. Dieser Platz erhielt nun den Namen "Stefan Zweig-Platz". Damit wird der bekannte österreichische Schriftsteller Stefan Zweig geehrt, der 1881 geboren wurde und 1942 in der Emigration starb.

6.10.1960: 15 Millionen für die Modernisierung der Volksoper

Der Wiener Stadtsenat genehmigte heute einen Kostenbeitrag von 15 Millionen Schilling an den Bund zur Modernisierung der technischen Einrichtungen für verschiedene bauliche Umgestaltungen der Volksoper. Das Theatergebäude gehört der Stadt Wien, die es dem Bund gegen Leistung eines Anerkennungszinses von 100 Schilling monatlich vermietet hat. Nun wurde ein langfristiger Mietvertrag zwischen der Stadt Wien und der Bundestheaterverwaltung abgeschlossen, der mit dem Jahre 1989 befristet ist. Damit wurde die Voraussetzung für Renovierungen und Modernisierungen der Volksoper geschaffen, die der Bund durchführen wird.

6.10.1960: Grundankäufe durch die Stadt Wien

Die Stadt Wien erwirbt die Häuser Bartensteingasse 13 und Rathausstraße 8 um einen Betrag von 1,5 Millionen Schilling, um sie nach Absiedlung der Mieter für Bürozwecke zu verwenden. Damit kommen mehrere Dienststellen des Wiener Magistrats, in die Nähe des Rathauses.

7.10.1960: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Im heutigen Wiener Gemeinderat gab Stadtrat Schwaiger einen ausführlichen Bericht über das schwere Straßenbahnunglück vom 2. August.

Der Antrag auf "Errichtung eines Volks-Ausflugsrestaurants" mit Restaurationstrakt, Wirtschaftstrakt und Parkplatz auf dem Gelände des ehemaligen Schlosses Bellevue An der Himmelstraße wurde angenommen. Die Pläne dazu stammen von dem Architekten-Ehepaar Windbrechtinger. Die voraussichtlichen Baukosten werden rund 17 Millionen Schilling betragen.

8.10.1960: Literarische Gassennamen in Eßling

In den Bezirken links der Donau wird sehr viel gebaut. Mit den neuen Häusern entstehen selbstverständlich auch neue Straßen, Gassen und Plätze. In der Umgebung von Eßling haben fünf Verkehrsflächen nun folgende Namen erhalten: die Rittnergasse, die nach dem Schriftsteller Thaddäus Rittner, 1873 bis 1921, benannt wurde und die Colerusgasse, nach dem Schriftsteller Egmont Colerus von Geldern, der von 1888 bis 1939 gelebt hat. Ferner die Gleichergasse, nach dem Bühnendichter Josef Alois Gleich, der 1772 bis 1841 gelebt hat und als Vorläufer Raimunds und Nestroys bezeichnet wird, sowie um die Pilatgasse, nach dem Publizisten Josef Anton von Pilat, 1782 bis 1865, der als Mitschöpfer des modernen Wiener Journalismus gilt. Schließlich wurde auch der Name des Schriftstellers und Kulturhistorikers Cäsar Conte Corti, 1886 bis 1953, durch die Benennung der Cortigasse in Eßling verewigt.

11.10.1960: Neuer Wiener Branddirektor

Der Wiener Stadtsenat hat heute Oberbrandrat Dipl.-Ing. Franz Havelka zum neuen Branddirektor ernannt.

12.10.1960: Zur Verringerung der Säuglingssterblichkeit: Ein Schwangerenpass für werdende Mütter

Gesundheitsstadtrat Dr. Glück kündigte heute die Einführung eines Schwangerenpasses für werdende Mütter in Wien an. In dieser Neueinführung sieht die Wiener Stadtverwaltung einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit. In Österreich beträgt die Säuglingssterblichkeit zur Zeit vier Prozent. In Wien betrug sie im Jahre 1957 noch 4,8 Prozent und im Jahre 1959 3,7 Prozent. Vergleicht man jedoch diese Zahl von 3,7 Prozent mit den Zahlen der Säuglingssterblichkeit in den anderen westeuropäischen Ländern, vor allem mit den Zahlen der Großstädte in Schweden, in den Niederlanden, in England und Norddeutschland, so sieht man, dass in diesen Städten die Säuglingssterblichkeit durchwegs unter zwei Prozent, in manchen Großstädten sogar unter einem Prozent liegt.

13.10.1960: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Der Rektor der Technischen Hochschule, Dr. techn. Dipl.-Ing. Slattenschek, stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

13.10.1960: Bürgermeister Brandt in Wien eingetroffen

Anlässlich der Berlin-Woche, die unter dem Titel "Berlin grüßt Wien" bis 19. Oktober in Wien stattfindet, ist heute der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, in Wien eingetroffen. Willy Brandt wurde von zahlreichen Mitgliedern der Bundesregierung und der Wiener Stadtregierung am Flughafen empfangen.

14.10.1960: Berliner Bürgermeister eröffnete die Ausstellungen "Berlin baut" und "Berliner Heimkinder malen" im Wiener Rathaus

Bürgermeister Jonas nahm im Beisein des Berliner Bürgermeisters Brandt und dessen Gattin die Benennung der städtischen Wohnhausanlage in Ottakring, Possingergasse, in "Berliner Hof" vor.

Die Benennung der Wohnhausanlage soll ein Gruß der Stadt Wien an die Stadt Berlin sein. Die Gedenktafel, die Jonas enthüllte, trägt die Inschrift: "Diese Wohnhausanlage der Gemeinde Wien wurde zu Ehren der Bevölkerung Berlins, die das schwere Los eines Lebens in einer zweigeteilten Stadt so tapfer erträgt, 'Berliner Hof' benannt."

18.10.1960: Ruine am Rathausplatz soll verschwinden

Der Hauskomplex Rathausplatz-Felderstraße-Ebendorfer Straße 2 (Rieder-Haus) ist nach mehr als 15 Jahren nach dem Kriege teilweise noch immer eine hässliche Ruine. Die Wiener Städtische Versicherung will nun diese in Privatbesitz befindliche Liegenschaft kaufen, um dort ein Bürohaus zu errichten.

20.10.1960: Besuch aus Südafrika bei Bürgermeister Jonas

Der südafrikanische Bischof Dlamini stattete heute Bürgermeister Jonas einen Besuch ab. Der Oberhirte seiner vor sechs Jahren errichteten Diözese Umzimkulu entstammt einer Zulu-Häuptlingsfamilie und ist derzeit der einzige Kirchenfürst, der aus diesem Negerstamm hervorging.

20.10.1960: Ringstraße bekommt bessere Beleuchtung

Auf der Wiener Ringstraße gibt es derzeit noch 212 Gaslaternen. Der elektrische Teil der Ringstraßenbeleuchtung stammt hauptsächlich aus den Zwanzigerjahren und entspricht in keiner Weise mehr dem gegenwärtigen Verkehrsvolumen. Bis Ende 1962 soll nun eine bessere Ring-Beleuchtung durchgeführt werden. Die Kosten werden vier bis fünf Millionen Schilling betragen.

Die Ringstraße wird durchwegs Leuchtstofflampen erhalten, sodass das Beleuchtungsniveau ungefähr dem der Gürtelstraße entsprechen wird. Für die wichtigsten Kreuzungen sind zusätzlich Hochdruck-Quecksilber-Dampflampen vorgesehen. Durch die Umstellung werden auch die Energiekosten stark gesenkt werden können. Die alte Glühlampenbeleuchtung des Ringes kostet heute jährlich 231.000 Schilling, die helleren Leuchtstoffröhren werden nur 77.000 Schilling jährlich kosten. Auch die Lebensdauer der Leuchtstoffröhren ist fünf- bis achtfach länger als die der alten Glühlampen.

24.10.1960: 80. Geburtstag der Enkelin des ersten freigewählten Bürgermeisters

Frau Heddy Kreutz-Seiller, die Enkelin des ersten freigewählten Bürgermeisters von Wien, Dr. Johann Kaspar Freiherr von Seiller, der in den Jahren 1851 bis 1861 Bürgermeister von Wien war, feiert ihren 80. Geburtstag. Frau Kreutz-Seiller war auch mit dem bekannten Schriftsteller Rudolph Jeremias Kreutz verheiratet und ist heute noch mit der Verwaltung des literarischen Erbes ihres Gatten beschäftigt.

25.10.1960: Mannheimer Oberbürgermeister besichtigt Wien

Der Oberbürgermeister von Mannheim, Dr. Reschke, besuchte heute mit mehreren Mitarbeitern Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus.

26.10.1960: Fonds "Wiener Pensionistenheime" und "Dr. Schärf-Stipendienfonds"

Die Wiener Landesregierung beschloss die Anerkennung der Rechtspersönlichkeiten der beiden neu geschaffenen Fonds "Kuratorium Wiener Pensionistenheime" und "Dr. Adolf Schärf-Stipendienfonds für Wiener Studierende" und genehmigte deren Satzungen.

Der Fonds "Kuratorium Wiener Pensionistenheime" wurde in diesem Monat vom Wiener Gemeinderat beschlossen. Er bekommt für den Bau und für die Einrichtung von Pensionistenheimen ein Darlehen von 15 Millionen Schilling.

Der Fonds "Dr. Adolf Schärf-Stipendienfonds für Wiener Studierende" wurde von der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien anlässlich des 70. Geburtstages des Bundespräsidenten geschaffen.

27.10.1960: Wien zeichnet seine besten Bühnenkünstler aus - Wessely, Edthofer und Lothar erhielten die Kainz-Medaille

Bürgermeister Jonas überreichte heute an drei prominente Wiener Bühnenkünstler die Josef Kainz-Medaille der Stadt Wien.

Die Auszeichnungen erhielten:

  • Kammerschauspielerin Paula Wessely für die Darstellung der Gabriele in Arthur Schnitzlers Zyklus "Anatol" im Akademietheater;
  • Anton Edthofer für die Darstellung des Daniel Monnerie in dem Schauspiel "Der verborgene Strom" von Ruth und Augustus Goetz im Theater in der Josefstadt;
  • Hofrat Dr. Ernst Lothar für die Inszenierung der Tragikkomödie "Das weite Land" von Arthur Schnitzler im Akademietheater.