Historischer Rückblick aus dem Jahr 1961

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

März 1961

März

1.3.1961: Bombenruine beim Rathaus verschwindet

Die Hausruine an der Ecke Rathausplatz-Felderstraße ist seit dem Bombeneinschlag im letzten Kriegsjahr Gegenstand stadtplanerischer Überlegungen. Durch den Entschluss der Städtischen Versicherungsanstalt, die Verbauung der hässlichen Baulücke zu übernehmen, ist die Durchführung des Wiederaufbaues in die Wege geleitet worden. Der Generaldirektor der Städtischen Versicherung Otto Binder als Bauherr und Architekt Prof. Dipl.-Ing. Erich Boltenstern stellten heute die Modelle für die Verbauung vor.

1.3.1961: Letzte Ehren für Schauspieler Fritz Imhoff

Der beliebte Schauspieler Fritz Imhoff (eigentlich Friedrich Jeschke) ist am 24.2.1961 in Wien gestorben. Die Urne Imhoffs wird in einem von der Stadt Wien ehrenhalber gewidmeten Grab in bevorzugter Lage des Zentralfriedhofes bestattet.

(Fritz Imhoff wurde am 6.1.1891 in Wien geboren. Er trat an fast allen Wiener Bühnen auf und absolvierte mehrere Tourneen durch Europa. Von 1945 bis 1948 war Imhoff Direktor des Wiener Raimundtheaters. In 174 Filmen hat Imhoff mitgewirkt. /Redaktion)

2.3.1961: Brunnen am Albertplatz bleibt erhalten

Am Albertplatz in der Josefstadt befindet sich der so genannte Isis- oder Gaberbrunnen, dessen lokalhistorische Bedeutung auf den Wassermangel in diesem Teil von Wien zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zurückgeht. Diese Trockenheit ist geologisch bedingt, da man in der Josefstadt zumeist erst in einer Tiefe von 25 bis 30 Meter auf wasserführende Erdschichten stößt.

Auf Betreiben des damaligen Ortsrichters von Breitenfeld, Gaber, wurden 1833 mehrere Wasserleitungen angelegt, zum Albertplatz geführt und in dieser Brunnenanlage vereinigt. Jahrzehntelang schöpften die Josefstädter Hausfrauen aus dem geräumigen Becken des Gaberbrunnens, dem der geöffnete Rachen einer Löwenplastik als Wasserspeier dient, das begehrte Wasser. Eine Isisstatue, ein lateinischer Spruch und allerlei Ornamentik vervollständigen den Schmuck der Wasserstelle, die als einziger Brunnen Wiens in allen ihren Teilen aus Gusseisen angefertigt worden ist. Das in einer Brünner Werkstätte zubereitete Metall weist bis heute keine nennenswerten Rostschäden auf.

Der Albertplatz, der durch Bombardierung und Kampfhandlungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist zwischen wiederhergestellt und mit Grünanlagen versehen worden. Im Rahmen der Denkmalpflege soll nun auch der Brunnen, der noch zahlreiche Absprengungen und durch die Explosionserschütterungen entstandene Schäden aufweist, restauriert werden.

4.3.1961: Ideenwettbewerb für die gärtnerische Ausgestaltung des "Donauparkes"

In Verbindung mit der Durchführung der für 1964 geplanten Internationalen Gartenausstellung hat die Stadt Wien durch das Stadtgartenamt einen Ideenwettbewerb für die Ausgestaltung der Parkanlage ausgeschrieben. Die Beurteilung der eingelangten Arbeiten und die Zuerkennung der Preise obliegt einem Preisgericht (Jury).

6.3.1961: Die Feuerwehr der Stadt Wien in der Zweiten Republik

Die Feuerwehr der Stadt Wien hat ein Buch herausgegeben, dass das Wirken dieser Institution seit dem Jahr 1945 schildert. Das Werk berichtet u.a. über den Wiederaufbau der Wiener Feuerwehr, ihren jetzigen Stand, über die großen Brände usw.

9.3.1961: Der polnische Außenminister im Wiener Rathaus

Der auf Staatsbesuch in Wien weilende polnische Außenminister, Adam Rapacki, traf heute im Wiener Rathaus Bürgermeister Jonas und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

10.3.1961: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat wurden u.a. die Errichtung eines internationalen Studentenhauses im 19. Bezirk sowie der Umbau und die Wiederinstandsetzung des Kursalons im Stadtpark einstimmig beschlossen. Stadtrat Heller referierte über den Vertrag mit der Montagebau Ges.m.b.H. auf Lieferung von 5.000 Wohnungen in Fertigbauweise binnen fünf Jahren.

17.3.1961: Lois Weinberger gestorben

Bundesminister und Vizebürgermeister a.D., Gemeinderat Lois Weinberger ist heute gestorben.

Weinberger wurde am 22. Juni 1902 in Markt Eisenstein im Böhmerwald geboren. Er studierte an der Wiener Universität Staats- und Wirtschaftswissenschaften und war als Werkstudent in verschiedenen Stellungen tätig. Weinberger war Sekretär im Zentralverband christlicher Angestellter und wurde Obmann der Gewerkschaft der Angestellten in den Geld-, Kredit- und Versicherungsinstituten.

Sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus brachte ihn in schwerste Bedrängnisse. Er wurde zuerst von der Gestapo in Wien und dann im Konzentrationslager Mauthausen, schließlich in einer Einzelzelle im Wiener Landesgericht gefangen gehalten.

Gleich nach Kriegsschluss war Weinberger einer der Mitbegründer der Österreichischen Volkspartei und des Österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes, dessen Bundesobmann er auch war. Er wurde Unterstaatssekretär in der Provisorischen Regierung Renner, wo er im Staatsamt für Soziale Verwaltung die Agenden des Arbeitsrechtes und des Arbeitsschutzes betreute. Der 1. Regierung Figl-Schärf gehörte er als Bundesminister ohne Portefeuille an. Nach den Wahlen im November 1945 wurde er als Nachfolger Kunschaks einer der Vizebürgermeister der Stadt Wien. Zugleich wurde er auch Amtsführender Stadtrat für das Gesundheitswesen. Diese Funktionen wie auch die eines Landeshauptmann-Stellvertreters hatte er bis zu den Gemeinderatswahlen 1959 inne. Seither wirkte er noch als Gemeinderat.

17.3.1961: Wiens Dank an Josef Afritsch - Feierliche Überreichung der Bürgerurkunde im Rathaus

Bürgermeister Jonas überreichte heute im Beisein zahlreicher Ehrengäste die Bürgerurkunde der Bundeshauptstadt Wien an Bundesminister für Inneres, Stadtrat a.D. Josef Afritsch.

Josef Afritsch war fast 15 Jahre Mitglied des Wiener Stadtsenates und der Wiener Landesregierung.

18.3.1961: Ehrenbürgerurkunde für Oskar Kokoschka

Bürgermeister Jonas überreichte an Oskar Kokoschka, anlässlich seines 75. Geburtstages, die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Wien.

Oskar Kokoschka anl. der Verleihung: "Ich bin tief gerührt und ich muss stammeln. Wien ist eine Stadt, mit der ich ein Leben lang in glücklicher und unglücklicher Liebe gelebt habe. Wir haben uns gerauft und haben uns geliebt. Das hier (mit einem Blick auf die Ehrenbürger-Urkunde) ist eine Liebkosung. Wenn ich heute diese Ehrung bekommen habe, dann weiß ich, warum ich immer an Wien gehangen bin".

20.3.1961: Die erste "Lustige Witwe" ist gestorben

Mizzi Günther, die zu den bedeutendsten Vertreterinnen der Wiener Operette zählte, ist gestorben. Sie hätte am 21. März ihren 82. Geburtstag gefeiert.

Ihren ersten großen Bühnenerfolg hatte sie bei der Premiere von Lehars "Lustiger Witwe". Die Titelrolle spielte sie an die tausendmal und gastierte damit auch in London und Paris.

Mizzi Günther wird in einem von der Stadt Wien ehrenhalber gewidmeten Grab in unmittelbarer Nähe von Alexander Girardi und Maria Eis bestattet werden.

24.3.1961: Bürgermeister Jonas auf der Baustelle der Müllverbrennungsanlage

Bürgermeister Jonas besichtigte heute die gegenwärtig größte Baustelle Wiens - die Müllverbrennungsanlage auf dem Flötzersteig.

Der erste Bauteil des Heizkanales nach Steinhof steht knapp vor der Fertigstellung, die Trassierung der Dampfkanäle zum vergrößerten Wilhelminenspital steht gleichfalls fest. Neben dem bereits fertig gestellten Unterbau des Hauptobjektes, in dem die Verbrennungsöfen und die Bunker untergebracht sein werden, wird demnächst mit dem Bau des 100 Meter hohen Schornsteines begonnen werden.

25.3.1961: Feierliche Überreichung der Ehrenbürgerurkunde an den Bundeskanzler

Im Beisein zahlreicher Ehrengäste mit Bundespräsident Dr. Schärf an der Spitze überreichte Bürgermeister Jonas heute im Wiener Rathaus die Ehrenbürgerurkunde an Bundeskanzler DDr. h.c. Ing. Julius Raab.

28.3.1961: Der neue Direktor des Allgemeinen Krankenhauses

Mit dem Ausscheiden von Univ.-Prof. Dr. Leopold Schönbauer aus dem aktiven Dienst, der auch Direktor des Allgemeinen Krankenhauses war, wurde Dr. Franz Ritschl zum hauptamtlichen Direktor des AKHbestellt. Ärztlicher Direktionssekretär wird der Physikatsarzt Dr. Heinrich Rode.

31.3.1961: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Der japanische Botschafter Fujiv Uchida stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.