Historischer Rückblick aus dem Jahr 1963

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1963

Jänner

2.1.1963: Südafrikaner sangen im Wiener Rathaus

Die Singvereinigung "Rhodes University Choir" (eine Gruppe südafrikanischer Studenten) aus Grahams Town, die sich gegenwärtig auf einer Konzertreise durch Europa befindet, brachte Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus ein Ständchen.

2.1.1963: Der bulgarische Gesandte beim Bürgermeister

Der bulgarische Gesandte M. Ljuben Stoyanov stattete heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus seinen Antrittsbesuch ab.

4.1.1963: 55 Meter Straßenbrücke über den Donaukanal sind fertig betoniert - 140 Dauerbrandöfen heizen die Brücken-Baustelle

Der erste Abschnitt der Straßenbrücke (55 Meter lang und 20 Meter breit) über Gürtel und Donaukanal zur Adalbert Stifter-Straße konnte fertig betoniert werden. Diese Arbeiten waren nur durch besondere Winterbaumaßnahmen möglich. Der ganze Bauwerksabschnitt war von einem riesigen acht Meter hohen Plastikzelt umgeben. Innerhalb des Zeltes brachten es drei Wärmeerzeuger auf eine Leistung von 300.000 Kilogrammkalorien pro Stunde; außerdem wurden durch die an der Baustelle befindliche Dampferzeugungsanlage weitere 400.000 Kilogrammkalorien Wärme in das Zelt gebracht. Zum Vergleich: Ein Dauerbrandofen erzeugt ungefähr 5.000 Kilogrammkalorien stündlich, sodass also die Wärmeerzeugung auf der Baustelle dem Heizwert von ca. 140 Dauerbrandöfen entspricht.

Selbst bei der großen Kälte war es durch die Zufuhr dieser Wärme möglich, im frischen Betontragwerk eine Temperatur von plus 10 bis 15 Grad Celsius zu halten.

Die neue Straßenbrücke wird nach dem Projekt von Dipl.-Ing. Dr. Wycital als Spannbetonbrücke ausgeführt.

8.1.1963: Großbrand im Hietzinger Parkhotel - Neun verletzte Feuerwehrmänner - Aus dem Feuerwehrbericht - "Aktion Großbrand - Parkhotel":

"In den Dachräumen des Parkhotels hatten seit einigen Tagen Arbeiter einer Installationsfirma Schweißarbeiten durchgeführt. Am 7. Jänner endete die Arbeitszeit um 18 Uhr. Es besteht daher die Möglichkeit, dass Funken vom Schweißbrenner die Brandursache waren. Zum Zeitpunkt der Alarmierung der Feuerwehr waren schätzungsweise 300 Quadratmeter der Dachhaut des rund 150 Meter langen über vier Trakte führenden Daches durchgebrannt. Die Flammen schlugen aus dem rechten Eckturm bereits auf den rechten Seitentrakt. Im ersten Löschangriff wurden drei Schlauchleitungen eingesetzt, nach Eintreffen der Bereitschaftszüge weitere 14 Schlauchleitungen. Durch den umfassenden Einsatz auf das Dach im Vordertrakt des Hotels und die beiden Seitentrakte gelang es den Brand einzuschränken. Es gelang somit, das Dach des Hintertraktes und etwa die Hälfte der Räume im fünften Stock zu erhalten. Die Brandbekämpfung war durch starke Rauchentwicklung sowie durch das Vorhandensein von Dissousgas und Sauerstoff-Flaschen im Brandbereich stark erschwert......Durch herabstürzende Deckenteile wurden sechs Feuerwehrmänner verletzt.... bei den Löscharbeiten am Dach trugen drei weitere Feuerwehrmänner Verletzungen davon."

8.1.1963: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Der tschechoslowakische Gesandte Dr. Karel Petrzelka stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

10.1.1963: Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Sieben Wiener Bezirke betroffen

Die Bezirke 1, 2, 3, 4, 10, 11 und 22 wurden heute in einer Kundmachung als von der Maul- und Klauenseuche betroffene Gebiete erklärt. Durch diese formelle Feststellung treten verschiedene veterinärpolizeiliche Maßnahmen in Kraft. So dürfen u.a. in den betroffenen Gebieten weder Tiermärkte noch Tierauktionen abgehalten werden. Klauentiere aus den betroffenen Gebieten dürfen nicht in ein anderes Bundesland gebracht werden, es sei denn, dass sie gegen die Seuche geimpft worden sind oder zu Schlachtzwecken bestimmt wurden.

Es besteht keine Gefährdung für die menschliche Gesundheit.

11.1.1963: Filmregisseur Preminger bei Bürgermeister Jonas

Der bekannte Filmregisseur Dr. Otto Preminger, der sich anlässlich der österreichischen Uraufführung seines neuesten Films "Sturm über Washington" in Wien aufhält, wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen. Preminger hat die Absicht, die wichtigsten Szenen für sein nächstes Filmwerk in Wien zu drehen. Es handelt sich um den Film "Der Kardinal".

15.1.1963: Standortberatungsstelle für Wien nimmt Tätigkeit auf. Heute erfolgte die Konstituierung im Wiener Rathaus

Unter dem Vorsitz von Vizebürgermeister Slavik konstituierte sich heute im Wiener Rathaus der Verein "Standortberatungsstelle für Wien". Aufgabe dieses Vereines, an dem sich die Wiener Stadtverwaltung und Wiener Wirtschaft beteiligen, wird es sein, Unternehmungen bei der Wahl ihres Standortes im Stadtgebiet zu beraten.

15.1.1963: Antrittsbesuch beim Bürgermeister

Der neue Botschafter der Vereinigten Staaten James W. Riddleberger stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

15.1.1963: Wiens Hostessen für die Winterolympiade in Innsbruck

Bei dem bevorstehenden Internationalen Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel werden erstmals drei Hostessen der Stadt Wien anwesend sein, die bei dieser Gelegenheit die Arbeit der verschiedenen Rundfunk- und Fernseh-Teams kennen lernen sollen. Grund hierfür ist die Betrauung der Wiener Hostessen mit dem Dienst bei den Fernseh- und Rundfunkzentren, die anlässlich der Winterolympiade 1964 in Innsbruck eingerichtet werden. Hierbei sollen 15 junge Wienerinnen in eigens für diesen Zweck entworfenen Winteruniformen mithelfen, alle Sprachschwierigkeiten zu überwinden und den klaglosen Ablauf der umfangreichen Reportertätigkeit zu gewährleisten.

18.1.1963: Neuer Vorstand der Dermatologie im Krankenhaus Lainz

Der langjährige Chef der Dermatologie des Städtischen Krankenhauses Lainz Univ.-Prof. Dr. Matras ist in den Ruhestand getreten. Zu seinem Nachfolger wurde heute Dozent Primarius Dr. Anton Luger bestimmt und mit der Leitung der Dermatologie betraut.

18.1.1963: Eine Wiener Wasser-Luftbrücke nach London

Zwei mitteleuropäische Getränke verdanken ihre weltweite Berühmtheit ausschließlich dem Wasser: das Pilsner Urquell und der Wiener Kaffee. Die Veranstalter der bevorstehenden Wiener Kulinarischen Festwochen in London - die Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien, der Bund der österreichischen Gastlichkeit und die Austrian Airlines - haben sich daher entschlossen, dem Küchenbetrieb des Carlton-Tower-Hotels zwei Wochen lang täglich frisches Wiener Hochquellwasser für die Kaffeezubereitung bereitzustellen. Vizebürgermeister Mandl füllte heute im Wiener Rathaus zwei große Korbflaschen mit Wiener Wasser voll und übergab sie mit den besten Wünschen für das Gelingen des "Vienna Culinary Festival 1963" dem Vertreter der AUA zur Weiterbeförderung nach London.

Die Hauptakteure des Feinschmeckerfestes an der Themse, das vom 24. Jänner bis 7. Februar stattfindet, werden diesmal acht österreichische Meisterköche, darunter fünf Wiener, sein. Vom Fleisch bis zu den Semmelbröseln und dazu noch das Wasser, werden täglich von Wien aus mit Flugzeugen nach London nachgeliefert werden. Auf der Speisekarte werden die Londoner ausschließlich Spezialitäten der Wiener Küche vorfinden. Unter den eingeladenen Gästen befindet sich auch Königin Elisabeth II. sowie mehrere Regierungsmitglieder.

22.1.1963: Jonas gratulierte Gleissner zum 70. Geburtstag

Bürgermeister Jonas gratulierte heute dem Landeshauptmann von Oberösterreich, Dr. Heinrich Gleissner zu seinem 70. Geburtstag.

22.1.1963: Bürgermeister Jonas überreichte Ehrenmedaillen an Fuchs und Schuster

Bürgermeister Jonas überreichte heute die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien an den Augenarzt Univ.-Prof. Dr. Adalbert Fuchs und an den bekannten Architekten Prof. Franz Schuster.

Prof. Adalbert Fuchs wurde am 13. Dezember 1887 in Wien geboren. Fuchs war nach Absolvierung seiner Fachstudien Assistent am Institut für experimentelle Pathologie bei Paltauf, Operateur an der I. Chirurgischen Klinik bei Eiselsberg und Assistent an der Münchner Augenklinik. 1914 rückte er als Landsturmarzt ein und diente in Galizien, in den Dolomiten und in Palästina. Nach Kriegsende wurde er Assistent an der I. Augenklinik in Wien bei Meller und Dozent für Augenheilkunde. Seine weitere Laufbahn führte ihn nach China, wo er als Gastprofessor der Rockefeller-Stiftung in Peking tätig war. 1929 wurde er Titularprofessor und Abteilungsvorstand der Wiener Allgemeinen Poliklinik. 1931 trat er eine Vortragsreise durch acht Staaten Südamerikas an und wurde Ehrenmitglied der Ophthalmologischen Gesellschaft in Buenos Aires. 1937 hielt er Vorlesungen an der Sorbonne in Paris. Bis 1938 war Fuchs Vertreter Österreichs bei der Internationalen Gesellschaft zur Verhütung des Trachoms und bei der Internationalen Gesellschaft zur Bekämpfung der Blindheit. Im gleichen Jahr wurde er wegen antinationalsozialistischer Gesinnung aus dem Dienst entlassen. Nach Kriegsende unternahm Dr. Fuchs zahlreiche Reisen ins Ausland, 1946 ging er als UNRA-Arzt nach China. Von 1949 bis 1958 wirkte er als Vortragender an der Universität New York, sowie als Kliniker und konsultierender Pathologe an der Eye und Ear Informary und am Morrisania City Hospital in New York. Nach einer schweren Erkrankung erfolgte seine Übersiedlung nach Europa. Fuchs hat über 120 wissenschaftliche Spezialarbeiten über Augenheilkunde verfasst. Dr. Fuchs wohnt heute in Meran.

Für Prof. Dr. Fuchs, der aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Wien kommen konnte, übernahm Prof. Friedlander die Auszeichnung.

Architekt Prof. Franz Schuster wurde am 26. September 1892 in Wien geboren und war an der Fachklasse für Architektur der Wiener Kunstgewerbeschule Schüler und Assistent von Heinrich Tessenow und ging 1919 mit seinem Lehrer nach Dresden-Hellerau. 1923 kehrte er nach Wien zurück und wurde Chefarchitekt des Österreichischen Verbandes für Siedlungs- und Kleingartenwesen. Aufgabe dieses Verbandes war es, die nach dem Ersten Weltkrieg entstandene wilde Siedlungsbewegung in geordnete Bahnen zu lenken. In den Jahren 1926 und 1927 war er als freischaffender Architekt tätig. Anschließend folgte er einer Berufung nach Frankfurt am Main und wurde an der Städteschule zum Leiter der Fachklasse für Wohnungsbau und Innenausstattung bestellt. 1933 wurde er Generalsekretär des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen, 1937 übertrug ihm die Wiener Kunstgewerbeschule eine Meisterklasse für Architektur, 1949 erfolgte die Ernennung zum a.o. Professor, zum korrespondierenden Ehrenmitglied des Royal Institute of British Architecture und zum Konsulenten der Stadt Wien.

Zu seinen Werken zählen unter anderem Siedlungen, Mehrwohnungsbauten, Duplexwohnungen, Einfamilienhäuser, Schulen und Volksheime in Österreich, Deutschland und Ungarn. Als hervorragende Leistungen sind der Montessori-Kindergarten im 1. Bezirk, das Opel-Bad in Wiesbaden, die Heimstätte für alte Menschen im 22. Bezirk, das Verwaltungsgebäude der Pensionsversicherungsanstalt für Arbeiter auf dem Gelände des ehemaligen Tandlmarktes und der Sonderkindergarten "Schweizer Spende" im Auer Welsbach-Park zu bezeichnen.

24.1.1963: Abschiedsbesuch des rumänischen Gesandten

Der rumänische Gesandte a.o. und bev. Minister Dr. Victor Dimitriu stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Abschiedsbesuch ab.

25.1.1963: Hoher Orden für Schwester Ositha

Der Bundespräsident hat der langjährigen Oberschwester im Lainzer Krankenhaus, Schwester Ositha von der Kongregation des 3. Ordens des Heiligen Franz von Asisi, die Goldene Medaille für Verdienste um die Republik Österreich verliehen. Landeshauptmann Jonas überreichte heute die Auszeichnung. Schwester Ositha ist seit 1921 im Krankenhaus Lainz tätig.

25.1.1963: Abschiedsbesuch von Professor Bahnson

Prof. Dr. H. Bahnson aus Baltimore weilt seit einiger Zeit in Wien, um die ersten Operationen mit dem neuen Herz-Lungen-Gerät durchzuführen, das für die Klinik Kunz im Allgemeinen Krankenhaus angeschafft wurde. Der amerikanische Arzt machte die Wiener Ärzte mit diesem Gerät vertraut. Prof. Bahnson wurde heute von Bürgermeister Jonas empfangen, der dem Arzt für seine außerordentliche Hilfe dankte.

25.1.1963: Professor Siegfried Theiss gestorben

Der bekannte Architekt Baurat h.c. Prof. Siegfried Theiss ist heute im 81. Lebensjahr gestorben.

Siegfried Theiss ist am 17. November 1882 in Pressburg geboren, studierte in Wien an der Technischen Hochschule und an der Akademie der bildenden Künste. Von 1919 bis 1931 war er Präsident der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und von 1951 bis 1955 ihr Ehrenpräsident. Bereits 1907 wurde er Ehrenmitglied des Bundes deutscher Architekten. Seit damals arbeitete er in Gemeinschaft mit Architekt Jaksch als freischaffender Architekt. Von ihm stammen das erste Wiener Hochhaus - das in der Herrengasse - und zahlreiche städtische Wohnhausanlagen und andere interessante Zweckbauten.

30.1.1963: Gemeindesubvention für Himalaja-Expedition

Die Wiener Landesregierung bewilligte heute einen Betrag von 70.000 Schilling für die Österreichische Himalaja-Gesellschaft als Beitrag zu den Kosten der im Sommer dieses Jahres stattfindenden Dhaula-Himal-Expedition. Bei dem Gebiet des Dhaula-Himal handelt es sich um eine Berggruppe mit noch fünf unbestiegenen Siebentausendern und einem Tal, das von einer bisher noch nicht wissenschaftlich erforschten Volksgruppe besiedelt ist. Die österreichische Mannschaft wird aus sechs Bergsteigern, zwei Wissenschaftlern und einem Arzt bestehen.